Vulkan Semeru – News am 15.05.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: -8.108, 112.92 | Aktivität: Dom

Kleiner pyroklastischer Dichtestrom am Semeru

Vorgestern ging vom Dom im Krater des Semeru ein kleiner pyroklastischer Dichtestrom ab, der indirekt bestätigt, dass das Domwachstum am Vulkan anhält. der Dichtestrom hatte eine Gleitstrecke von ca. 1000 m und floss über die Südflanke des Vulkans. Dort gibt es eine Scharte in der Kraterwand, durch die man den Lavadom sehen kann. Frequente Abgänge von Schuttlawinen und Dichteströmen erodierten eine Abflussrinne in die Flanke. Gelegentlich sind dort auch zähe Lavaströme unterwegs, die vom Dom ausgehen. Oft bilden sie einen zungenartigen Fortsatz des Lavadoms. Nicht selten lösen Kollapsereignisse an der Lavafront die Schuttlawinen und Dichteströme aus.

Die Seismizität am Semeru ist eher gering. an den meisten Tagen manifestieren sich weniger als 10 vulkanisch-bedingte Erdbeben. Dafür gibt es pro Tag aber um die 100 Eruptionssignale.

In den letzten Jahren kommt es immer wieder zu Abgängen größerer pyroklastischer Ströme und Lahare, die sogar bewohntes Gebiet am Fuß des Vulkans erreichen können. da diese Vorgänge auch für potenzielle Beobachter am Gipfel des Vulkans gefährlich werden können und es zudem explosive Aktivität gibt, wurden die mehrtägigen Trekkingtouren auf dem Semeru ausgesetzt. Normalerweise erfolgte der Aufstieg in zwei Etappen vom Norden aus. Ausgangspunkt für Touren auf den Vulkan war der Ort Ranu Panu. Dort lebte man also nicht nur von der Landwirtschaft, sondern verdiente auch ganz gut am Tourismus, der inzwischen praktisch zum Erliegen kam.

Auch in normalen Zeiten war ein Aufstieg zum Gipfel nicht ungefährlich, da der Semeru für seine Daueraktivität bekannt ist. Bei besonders starken Eruptionen, die genauso spontan wie am Stromboli auftreten können, kam es auch bereits öfter zu Todesfällen infolge einer Eruption. Dennoch hielt man lange Jahre ans Vulkantrekking fest. Für den Vulkantourismus generell durchleben wir besonders seit der Pandemie schlechte Zeiten: es gibt immer mehr Restriktionen und die wenigen verbleibenden Ziele werden natürlich entsprechend nachgefragt und immer teurer, was für das Reisen ja im allgemeinen gilt.

Vulkan-News am 15.05.23: Ätna

Ätna mit sporadischen Aschepuffs

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Fumarolisch

Gestern Morgen kam es am Ätna zu einer kleinen Ascheeruption aus einem Schlot des Neuen Südostkraters. Die Aschewolke wurde schnell vom starken Wind erfasst und nach Osten gedrückt, so dass sie nicht sonderlich hochaufstieg. Ein Vnet-Leser berichtete, dass es abends wohl noch eine kleine Eruption gab, die schwach auf der Thermalcam sichtbar gewesen war. Das INGV bestätigte zumindest die erste Eruption und berichtete von einer schwachen Seismizität unter der Ostflanke. Dort hatte es drei schwache Erschütterungen gegeben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,1. Das Hypozentrum befand sich in drei Kilometer Tiefe. Bereits vor einigen Tagen meldete ich eine leicht steigende Seismizität. Die Erdbebentätigkeit tritt aber noch nicht in Schwärmen auf, die von starker Magmeninflation verursacht wird. Die einzelnen Beben sind meistens tektonischer Natur und ereignen sich an Störungszonen, doch auch diese Erdbeben könnten indirekt von aufsteigendem Magma verursacht werden. alles in allem sieht es so aus, als würde Ätna wieder etwas munterer werden, einen unmittelbar bevorstehenden größeren Vulkanausbruch kann ich aus den wenigen öffentlich zur Verfügung stehenden Daten aber nicht ablesen. Dennoch ist Ätna ja immer für eine Überraschung gut und das hier Geschriebene gibt nur die Momentaufnahme des aktuellen Status Quo wieder. Längerfristige Prognosen lassen sich für gewöhnlich nicht erstellen.

Die letzten beiden Ausbruchsperioden am Ätna waren effusiver Art und beschränkten sich auf Lavaströme, die nahe der Nordostbasis des NSEC austraten und zunächst durch das Valle del Leone flossen um dann in Richtung Valle del Bove abzuknicken. Den letzten Paroxysmus gab es im Februar letzten Jahres. Wahrscheinlich hat sich der Vulkan bei der vorangegangen Serie erst einmal ausgepowert.


Weitere Meldungen:

Ebeko eruptiert Vulkanasche

Staat: Russland | Koordinaten: 50.68, 156.01 | Aktivität: Ascheeruption

Auf der russischen Insel Paramushir stieß der Ebeko vorgestern eine Aschewolke aus, die bis auf einer Höhe von 3400 m aufstieg und nach Südwesten geweht wurde. Der Ebeko ist der aktivste Vulkan der Kurilen.


Nyamuragira mit thermischem Signal

Staat: Demokratische Republik Kongo | Koordinaten: -1.41, 29.20 | Aktivität: Lavastrom

Der Vulkan Virunga-Vulkan Nyamuragira liegt in der DRK und emittiert eine starke Wärmestrahlung mit einer Leistung von 180 MW. Am Vortag wurde eine Leistung von 311 MW abgestrahlt. Auf Sentinel-Bildern sieht man die flächigen thermischen Anomalien in der Gipfelcaldera des Vulkans. Sie markieren kurze Lavaströme, die dort unterwegs sind.

Erdbebenserie vor Japan – News am 15.05.23

Erdbeben erschüttern Izu-Inseln vor der Bucht von Tokio

Datum 15.05.23 | Zeit: 10:11:34 UTC | 33.39 N ; 139.36 E | Tiefe: 10 km | Mw 5,6

Gestern kam es zu mehreren moderaten-starken Erdbeben im Bereich des Izu-Archipel, das einige hundert Kilometer südlich der Bucht von Tokio liegt. Das stärkste Erdbeben hatte eine Magnitude von 5,6 und ein Hypozentrum in 10 Kilometer Tiefe. Das Epizentrum wurde 148 km südsüdöstlich von Shimoda verortet. Die Bebenserie bestand aus 11 Erschütterungen, von denen sieben Magnituden im 5er-Bereich hatten. Das Archipel liegt an der tektonischen Grenze zwischen der Pazifischen- und Ochotskplatte, die der Nordamerikanischen Platte vorgelagert ist. Vor der Bucht von Tokio treffen diese auf die Eurasische Platte und bilden dort eine Dreierkreuzung, an der es erst in der letzten Woche vergleichbare Erdbeben gegeben hatte. Sie wurden in der Hauptstadt deutlich wahrgenommen. Diesmal liegen dem EMSC keine Wahrnehmungsmeldungen vor, obwohl die meisten Inseln des Archipels bewohnt sind und sogar von Touristen besucht werden. Aber wahrscheinlich hielt sich dort niemand auf, dem das EMSC bekannt gewesen wäre.

Die Izu-Inseln sind vulkanischen Ursprungs und selbst auf der größten Insel gibt es einen als aktiv eingestuften Vulkan: der Mihara ist als Wandergebiet erschlossen. Der Vulkan erinnert mich ein wenig an Vulcano auf den Liparischen Inseln, brach im letzten Jahrhundert aber deutlich öfters aus. Bis 1990 wurden 38 Eruptionsphasen gemeldet. Die stärksten Ausbrüche brachten es dabei auf einen VEI 2. Seit 1990 schweigt der Vulkan allerdings. Die letzten Tätigkeitsberichte stammen aus den Jahren 2011/11, als eine Magmenintrusion für Bodenhebung sorgte. Der Mihara liegt auf der Insel Oshima, die sich allerdings deutlich näher an Tokio befindet, als an den Epizentren der Erdbebenserie. Von diesen liegt sie gut 170 Kilometer entfernt. Allerdings immer noch im Wirkungskreis der Erschütterungen, auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass diese Erdbebenserie einen Ausbruch des Vulkans verursacht. Wesentlich näher am Epizentrum liegt der Vulkan Hachijo-jima, der ebenfalls auf die Erschütterungen reagieren könnte, wenn er denn geladen ist.