Campi Flegrei mit weiterem Schwarm am 03.02.24

Schwarmbeben in der Campi Flegrei – Beben liegen tiefer

Datum 03.02.2024 | Zeit: 10:07:27 UTC | Lokation: 40.8342 ; 14.1342 | Tiefe: 2,9 km | Mb 2,1

Gestern manifestierte sich unter dem süditalienischen Calderavulkan ein erneutes Schwarmbeben. Es bestand aus 36 Beben, von denen das Stärkste eine Magnitude von 2,1 hatte. Damit lag es unter der Wahrnehmbarkeitsgrenze von M 3,0. Allerdings können auch Beben geringerer Magnitude gelegentlich gespürt werden, wenn die Herdtiefe flach liegt. Bei dem aktuellen Beben war das aber nicht der Fall, obwohl sich das Hypozentrum in nur 2,9 km Tiefe befand. Wobei „nur“ ist hier relativ zu sehen, denn für die Beben in der Campi Flegrei ist das schon vergleichsweise tief. Generell kommt es mir so vor, als würden die Herdtiefen seit der Wiederaufnahme der seismischen Aktivität nach der Ruhephase im Herbst tiefer liegen als zuvor. Vor der Pause lagen die Beben oft in nur wenigen hundert Metern Tiefe und selten unterhalb von 2 km und damit im oberen Bereich des Hydrothermalsystems. Jetzt haben sich die Beben in tiefere Stockwerke verlagert und finden teilweise unter einer seismischen Grenzschicht statt, die das obere Hydrothermalsystem von einem tieferen Teil des Fördersystems trennt. Offenbar gibt es einen neuen Druckaufbau, der logischer Weise von unten nach oben stattfindet, da er ja durch -aus der Tiefe aufsteigende- magmatische Fluide erzeugt wird. Die Fluide heben den Boden an, was Spannungen im Gestein erzeugt, die sich in Erdbeben entladen, wobei besonders die ganz schwachen Mikroerdbeben direkt durch die Fluidbewegungen verursacht werden.

Magma-Akkumulation in der Tiefe mögliche Ursache für den Bradyseismos

Aufbau Untergrund Campi Flegrei. © Marco Calò & Anna Tramelli / nature com „Anatomy of Campi Flegrei“

Offiziell gilt als Grund für Bodenhebung und Erdbeben der Bradyseismos. Dieses Phänomen beschreibt das zyklische Auf- und Ab des Bodens der Campi Flegrei, wobei man früher annahm, dass vor allem die Küste davon betroffen ist. Es sagt aber noch nichts über die Ursache der Bodenhebung aus. Während oberflächlich betrachtet unterirdische Zuströme von Fluiden (hier Wasser und Gas/Dampf) für die Hebung verantwortlich gemacht werden, ist aber auch klar, dass es eine tiefer sitzenden Ursache für diese Fluidbewegungen geben muss, denn vor allem Dampf entsteht im Allgemeinen nicht ohne eine Wärmequelle. Darüber hinaus darf man den Zusatz „magmatisch“ nicht vergessen, denn die Fluide entströmen einer magmatischen Quelle, die voraussichtlich in Tiefen unterhalb von 5 km (wahrscheinlich in mehr als 9 km Tiefe) unter dem Vulkan sitzt. Es gibt zwar auch einen gewissen Anteil phreatischen Wassers im Hydrothermalsystem, doch chemische Analysen belegen die magmatische Herkunft eines Großteils der Fluide. Die Vermutung liegt also nahe, dass es zyklisch zum Zustrom von Magma in einem tief sitzenden Magmenkörper kommt. Einige Modelle zeigen, dass von diesem tiefen Magmenkörper Schmelzströme ausgehen, die sich in ca. 5 km Tiefe zu kleineren Magmataschen akkumulieren. Sollte es dem Magma gelingen, durch die stabile Deckschicht zu dringen, die den Calderaboden abdichtet, dann droht ein Vulkanausbruch.

Apropos Erdbeben und Süditalien: Vorgestern manifestierte sich einige Kilometer westlich von Vulcano eine Erdstoß M 1,8 in 13 km Tiefe.

Island: Gebäudeschäden in Grindavik vergrößerten sich

Bodendeformationen verursachen Verstärkung von Gebäudeschäden in Grindavik

Die Gebäudeschäden in Grindavik haben sich verstärkt, so die Einschätzungen von Grindaviks Stadtvorsitzenden Hjálmar Hallgrímsson. In erster Linie vergrößerten sich bereits vorhandene Schäden an Gebäuden und Straßen, die durch die Magmenintrusionen entstanden sind, die sich seit dem 10. November im Gebiet von Svartsengi zutrugen und ihre Finger bis unter Grindavik ausstreckten. Laut Berichten in der isländischen Zeitung MBL sind vor allem Gebäude im Industriegebiet am östlichen Stadtrand betroffen. Der Graben, der in Folge der Intrusion vom 14. Januar entstand, ist dort besonders tief und sackt anscheinend immer noch etwas nach.

Die Risse im Boden haben nicht nur die Straßen zerrissen, sondern auch Wohnhäuser. So musste gestern eine Haubesitzerin angeseilt werden, als sie ihr Haus betreten wollte, weil unter dem Haus ein klaffender Riss verläuft: Es besteht die Gefahr, dass das ganze Haus in dem Spalt versinken könnte, besonders wenn es zu neuen Erschütterungen und Bodenbewegungen kommen sollte. Und die Gefahr hierfür ist weiterhin hoch, denn auch heute gab es wieder schwache Erdbeben bei Svartsengi. in den letzten Stunden gab es 4 schwache Beben unter Grindavik und einige Beben manifestierten sich vor der Küste der Fischereistadt.

IMO registrierte in den letzten beiden Tagen 103 Erschütterungen auf der Reykjaneshalbinsel. Neu ist ein Bebenspot vor der Westküste bei Reykjanestá. Hier gab es u.a. ein Beben der Magnitude 2,9. Somit sind tatsächlich alle bekannten Spaltensysteme der Halbinsel seismisch aktiv.

Heute Morgen war das Wetter schlecht und es gab gelben Unwetteralarm, daher könnte es sein, dass nicht alle aufgetretenen Erdbeben detektiert wurden. Tatsächlich war das Wetter so schlecht, dass der Flugbetrieb in Keflavik zeitweise eingestellt werden musste.

In Bezug auf die Bodenhebung gibt es heute keine klaren Messwerte, denn die letzte Messung scheint daneben zu liegen: Sie zeigt einen deutlich tiefer liegenden Wert an, so wie wir es zwischendurch immer mal wieder gesehen haben. Bevor man eine klare Aussage treffen kann, ob die Bodenhebung tatsächlich zurückgegangen ist, müssen wir weitere Daten abwarten.

Nyamuragira mit thermischer Anomalie am 03.02.24

Staat: DRK | Koordinaten: -1.41, 29.20 | Aktivität: Hawaiianisch

Ausgepräge thermische Anomalie am Nyamuragira

Am kongolesischen Virungavulkan Nyamuragira wird von den Sentinel-Satelliten eine ausgeprägte thermische Anomalie detektiert. Sie hatte laut Mirova am Donnerstag eine Leistung von 181 MW. Heute emittiert sie eine Wärmestrahlung mit 135 Mw Leistung. Auf Satellitenbildern, die Ende Januar aufgenommen wurden, lässt sich zwischen den Wolken hindurch eine große Wärmeanomalie erahnen, die einen Großteil der Caldera einnimmt. Sehr wahrscheinlich sind Lavaströme unterwegs oder es bildete sich ein Lavasee. Natürlich ist auch eine Kombination aus beiden möglich.

Nach wie vor ist die Gegend praktisch unzugänglich, da die Bergflanken der Virungavulkane von Rebellen kontrolliert werden. Nur selten erreichen Expeditionen den Gipfelbereich des Vulkans. Entsprechend selten sind Augenzeugenberichte oder Messkampagnen von Vulkanologen.

Der benachbarte Nyiragongo scheint momentan recht ruhig zu sein. Im letzten Jahr gab es ein paar Wärmeanomalien, die auf kleine Magmenansammlungen im Krater hindeuteten, doch diese waren schwach und selten.

Andere Vulkane im Riftvalley

Anders sieht es hingegen an zwei weiteren Vulkanen des Ostafrikanischen Riftvalleys aus: Am Ol Doinyo Lengai in Tansania köchelt weiterhin die kälteste Lava der Welt in Hornitos, die sich im Krater bildeten. Das erkennt man ebenfalls an schwache Wärmeanomalien auf Satellitenbildern im Infrarotbereich.

Ende Januar gab es am Erta Alé in Äthiopien einen Lavastrom, der von einem Hornito ausgestoßen wurde, der sich im Bereich des inzwischen aufgefüllten Südkraters gebildet hat. Hiervon zeugten nicht nur Thermalsignaturen auf Satellitenbildern, sondern auch Bilddokumente von Vulkanspottern, die sich zum Zeitpunkt der Eruption zum Vulkan gewagt hatten. Ich halte es nicht wegen der vulkanischen Aktivität für ein Wagnis, diesen Vulkan in der Danakilwüste zu besuchen, sondern wegen der immer noch als prekär einzustufenden Sicherheitslage der Region. Auch hier machen Rebellen das Leben unsicher. Die schwelenden Konflikte in der Region am Golf von Aden und dem Roten Meer lassen die Vermutung aufkommen, dass sich das auch nicht so schnell wieder ändern wird. Nachdem es Anfang des Jahrtausends noch so aussah, als würde sich die Region stabilisieren, sind infolge der Coronapandemie und der erneut um sich greifenden Armut und Unzufriedenheit vieler Menschen dort Konflikte angestachelt worden, die bestimmt langfristig anhalten werden.

Kilauea: Seismische Krise hält am 03.02.24 an

Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Aktivität: Hawaiianisch

Weiterhin viele Erdbeben am Kilauea – Gipfelregion mit Deflation

Die seismische Krise am hawaiianischen Vulkan Kilauea hält an, auch wenn die Anzahl der Erdbeben in den letzten Stunden etwas zurückgegangen ist. Die Aktivität hat sich weiter hangabwärts gearbeitet und zeigt, dass es eine unterirdische Intrusion von Magma gibt, das nicht von unten aufsteigt, sondern aus der Gipfelregion abfließt. Mittlerweile zeigen praktisch alle Neigungsmesser der Gipfelregion eine starke Subsidenz an, nachdem sie zuvor eine Bodenhebung infolge von Inflation registrierten.

Die meisten Erdbeben ereignen sich laut Aussage der HVO-Forscher unterhalb der Koaʻe-Verwerfungszone 8–12 km südwestlich der Kīlauea-Caldera. Den größten Teil des Freitags über gab es in dieser Region etwa 15 bis 20 Erdbeben pro Stunde. Es gibt weiterhin vereinzelte Erdbeben in der Kīlauea-Caldera, aber keine nennenswerten Aktivitätshäufungen.

Signifikante Menge Magma als Intrusion unterwegs

Seit Samstag, dem 27. Januar 2024, ist eine erhebliche Menge Lava südlich und südwestlich der Caldera eingedrungen. Modelle deuten auf eine Ansammlung von bis zu 30 Millionen Kubikmetern (5 Mal soviel, wie sich unter Svartsengi auf Island seit dem 14. Januar angesammelt hat) in der Region südwestlich der Caldera hin. Solange das Eindringen anhält, besteht die Möglichkeit, dass es ohne Vorwarnung zu einem Ausbruch innerhalb oder südwestlich der Caldera kommt. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass diese Menge Magma unterirdisch abfließt, ohne dass es an der unteren Vulkanflanke bzw. im Bereich der Küstenebene zu einem Ausbruch kommt, ähnlich wie wir es im Jahr 2018 sahen. Um einen weiteren Vergleich zu bemühen: als im gleichen Jahr die vier Lavaseen des Ambrym (Vanuatu) abflossen, geschah dies auch teilweise unterirdisch, aber es wurde ein Starkbebenschwarm ausgelöst, in dessen Folge sich große Spalten am Strand und möglicherweise auch Unterwasser öffneten.

Die Alarmstufe des Vulkans Kīlauea und der Farbcode der Luftfahrt bleiben auf „Orange“, da die Situation weiterhin dynamisch ist.

Chile: Hitzewelle und Waldbrände

Hitzewelle im südamerikanischen Chile löst Waldbrände aus – Mindestens 10 Menschen tot

Das südamerikanische Land Chile steht wegen häufiger Erdbeben und Vulkanausbrüchen bei Vnet oft in den Schlagzeilen, doch davon soll heute nicht die Rede sein, denn uns beschäftigen die zahlreichen Waldbrände im Land, die mit einer Hitzewelle einhergehen. Für dieses Wochenende wurden Temperaturen von 37 Grad hervorgesagt. Zugleich leidet Chile unter einer Dürre, die seit mehreren Jahren anhält. So ist der Wassernotstand zum Alltag geworden. Dieses Jahr werden die generellen Probleme noch durch das Klimaphänomen El Nino verstärkt, so dass es zu zahlreichen Waldbränden kam. Besonders stark betroffen ist die Region Valparaíso im Zentrum des Landes. Der chilenische Präsident Gabriel Boric rief den Notstand aus, damit das Militär helfen kann, die Brände zu bekämpfen.

Die Feuer wüten u.a. vor den Toren der Küstenstadt Viña del Mar, die auch bei Touristen beliebt ist. Dort wurden zahlreiche Gebäude von den Flammen gefressen. Chilenische Medien berichten von mehreren Todesfällen im Zusammenhang mit den Waldbränden. Die genauen Opferzahlen sind nicht bekannt, aber die Behörden der vermuten, dass minderen 10 Menschen starben. Das brisante an der Situation ist, dass sich aufgrund der Hitzewelle viele Menschen in den Urlaubsregionen entlang der Küste aufhalten, darunter viele Hauptstadtbewohner.

Der Wassermangel in Chile hat sich über mehr als ein Jahrzehnt lang aufgebaut. Zum einen veränderte sich das natürliche Wetterregime der Andenregion aufgrund des Klimawandels und der in immer kürzeren Abständen auftretenden Klimaphänomene, und Niederschläge blieben aus. Zum anderen sind die Probleme aber auch hausgemacht und auf eine schlechte Wasserwirtschaft zurückzuführen: Chile ist weltweit der einzige Staat, in dem die Wasserwirtschaft komplett privatisiert wurde. Zweck der Privatisierung war es, die exportorientierte Landwirtschaft zu fördern. Mittlerweile liegen die Wasserrechte nur noch in Händen weniger Großkonzerne, und das meiste Wasser geht für den Anbau von Avocados und Weintrauben drauf, die auch nach Deutschland exportiert werden. Die Landwirtschaft verbraucht mehr Wasser als nachkommt und saugt alle großen Wasserspeicher leer.

USA: Erdbeben bei Oklahoma am 03.02.24

Erdbeben Mw 5,1 östlich von Oklahoma-City – Möglicherweise menschengemacht

Datum 03.02.2024 | Zeit: 05:24:29 UTC | Lokation: 35.535 ; -96.734 | Tiefe: 6 km | Mw 5,1

Gestern Abend erschütterte ein stärkeres moderates Erdbeben der Magnitude 5,1 eine Gegend östlich der Großstadt Oklahoma-City im gleichnamigen US-Bundesstaat Oklahoma. Das Hypozentrum lag in 6 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 7 Kilometer nordwestlich von Prag verortet. Ja, tatsächlich richtig gelegen. Dort gibt es einen Ort, der genauso wie die tschechische Hauptstadt heißt. Nur ist das amerikanische Prag keine Metropole, sondern ein kleiner Ort mit ca. 2400 Einwohnern. Das Erdbeben war in einem großen Umkreis deutlich zu spüren gewesen und schreckte die Menschen auf, die gerade dabei waren, ins Bett zu gehen oder bereits schliefen. Denn vor Ort war es gerade 23:24:29 Uhr, als sich das Beben manifestierte. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor und die Bebenzeuge beschreiben den Erdstoß als ausgesprochen stark und laut. Ein Melder, der 8 Kilometer vom Epizentrum entfernt lebt, meinte, das sei der stärkste Erdstoß gewesen, den er jemals gespürt hätte. Ein anderer schrieb, dass das Beben 25 bis 30 Sekunden gedauert hätte.

Tatsächlich zählt die Region zu den Gegenden der USA, in denen relativ oft stärkere Erdbeben auftreten, wobei man in den letzten Jahrzehnten eine Zunahme der Seismizität registrierte. Die letzte größere Erdbebenphase ereignete sich vor gut 10 Jahren, als es zu zahlreichen Erschütterungen kam, von denen einige Magnituden zwischen 3 und 5 hatten. Moment mal, wird da vielleicht der eine oder andere Leser denken: So viele Erdbeben mitten im nordamerikanischen Kontinent, abseits der großen Plattengrenzen und Subduktionszonen? Ja, denn hier gibt es mehrere Störungszonen, die im Zusammenhang mit einem alten intrakontinentalen Rift stehen, entlang dem sich seinerzeit mehrere Blöcke aufgeschoben haben und andererseits mehrere Becken bildeten. Entlang der tektonischen Grenzflächen gab es schon immer eine geringe Seismizität, die in den letzten Jahrzehnten durch Fracking und Abwasserinjektionen in den tiefen Untergrund verstärkt wurde, wie jüngst einige Studien herausfanden. So könnte der aktuelle Erdstoß als von menschlicher Aktivität ausgelöst bzw. verstärkt worden sein.

Übrigens, es gab mehrere Nachbeben. Meldungen über Schäden liegen bis jetzt nicht vor, obwohl Erdbeben dieser Magnitude bereits leichte Gebäudeschäden hervorrufen können, besonders, wenn das Hypozentrum so flach liegt, wie es bei dem Erdbeben heute der Fall war.

Island: Erdbeben bei Krysuvik am 02.02.24

Erdbeben M 3,3 im Krýsuvík-System – Neue Gefahrenkarte für das Svartsengi-Gebiet

Datum 02.02.2024 | Zeit: 04:03:58 UTC | Lokation: 63.92 ; -22.09 | Tiefe: 5 km | Mb 3,3

Heute Nacht um 4:03 Uhr gab es auf der Halbinsel Reykjanes ein Erdbeben der Magnitude 3.3. Es manifestierte sich im Krýsuvík-System in der Nähe vom Djúpavatn. Der Erdbebenherd befand sich in 8 km Tiefe. Eine halbe Stunde später gab es im gleichen Gebiet ein weiteres Ereignis der Magnitude 2,6. Es folgten einige kleinere Nachbeben. Obwohl die Magnitude des ersten Erdstoßes im wahrnehmbaren Bereich lag, gingen bei den Erdbebenexperten von IMO keine Wahrnehmungsmeldungen ein. In den letzten Tagen und Wochen gab es öfter Erdbeben im Krýsuvík-System, und manche Geowissenschaftler denken, dass sich auch hier mittelfristig ein Vulkanausbruch anbahnen könnte. Dafür sprach eine schwache Bodenhebung, die im letzten Herbst dort detektiert wurde. Allerdings misst man dort aktuell eine leichte Subsidenz.

Anders sieht es hingegen in der Nachbarschaft aus: am wenige Kilometer westlich gelegenen Fagradalsfjall gibt es eine schwache Bodenhebung, die man an der Messstation GOHN sehen kann, die seit einigen Tagen sporadisch wieder online ist und Daten liefert. Seit Dezember hob sich der Boden um 15 mm.

6,5 Millionen Kubikmeter Magma unter Svartsengi

Wiederum einige Kilometer westlich liegt das aktuelle Sorgenkind Svartsengi, wo Seismizität und Bodenhebung weiterhin anhalten. Es sieht so aus, als würde die Hebungsrate leicht nachlassen, was bekanntermaßen damit zu tun haben kann, dass der Druck im Magmensystem immer weiter ansteigt. Daher benötigt aufsteigendes Magma immer mehr Power, um in geringere Tiefen aufzusteigen, was natürlich den Zustrom bremst.

Die Bodenhebung beträgt an der Messstation SENG seit dem 10. November inzwischen 55 cm. Seit der Eruption vom 18. Dezember hob sich der Boden um 24 cm.

Auf GPS-Daten basierende Modelle deuten darauf hin, dass sich unter der Svartsengi-Region etwa 6,5 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt haben. Ich hätte gedacht, dass es mehr ist.

Die IMO-Forscher gehen davon aus, dass es innerhalb der nächsten 14 Tage wahrscheinlich zu einem neuen Ausbruch kommen wird. Da das Eruptionsrisiko gestiegen ist, wurde die Gefahrenkarte aktualisiert und Zone 4 – wo ein Ausbruch am Wahrscheinlichsten scheint – wieder in rot markiert.

Spanien: Wassernotstand in Katalonien

Katalonien erklärt aufgrund anhaltender Dürre den Wassernotstand

Seit über 3 Jahren hält die Trockenheit in der spanischen Region Katalonien an, was dazu führte, dass nun der Ausnahmezustand aufgrund von Wassermangel ausgerufen wurde. Dies führt zu drastischen Sparmaßnahmen im Wasserverbrauch und trifft insbesondere die Landschaft hart. In der Region fällt seit mehr als drei Jahren zu wenig Regen.

Die entsprechenden Einschränkungen gelten seit heute in der katalanischen Hauptstadt Barcelona und 201 weiteren Gemeinden. Von den etwa acht Millionen Einwohnern der Region sind sechs Millionen betroffen. Schon vor der offiziellen Anordnung der Regierung hatten über 30 Gemeinden den Notstand erklärt, während in anderen bereits ein sogenannter Vornotstand galt.

Ab sofort dürfen die Bürgerinnen und Bürger in den betroffenen Gebieten maximal 200 Liter Wasser pro Tag verbrauchen, was ich persönlich immer noch für viel halte. Sollte die Dürre weiter anhalten, besteht die Möglichkeit, das Limit auf 180 Liter in einer zweiten und sogar auf 160 Liter pro Kopf und Tag in einer dritten Phase zu reduzieren. Während des Vornotstands lag die Grenze bei höchstens 230 Litern täglich. Zum Vergleich: in Deutschland liegt der tägliche Wasserverbrauch pro Person bei ca. 125 Liter. Anfang der 1990er Jahre lag er noch bei 147 Liter.

Ob man mit den aktuellen Limitierungen tatsächlich Wasser sparen kann? Tatsächlich gewinnt Katalonien mehr als die Hälfte des Trinkwassers aus Meerwasserentsalzungsanlagen. Vielleicht deshalb die halbherzigen Sparvorlagen für die Bürger.

Wirksamer könnten da die Verbote für das Waschen von Autos, Straßen und Bürgersteigen sein . Private Pools dürfen nur noch mit recyceltem Wasser befüllt werden, und die Bewässerung von privaten und öffentlichen Gärten sowie Parks ist nur unter bestimmten Bedingungen und ebenfalls mit recyceltem Wasser erlaubt.

Besonders betroffen von den Restriktionen ist die Landwirtschaft, die ihren Wasserverbrauch um 80 Prozent reduzieren soll. Die Viehwirtschaft wird aufgefordert, ihren Wasserverbrauch um die Hälfte zu verringern, während die Industrie 25 Prozent Wasser einsparen soll. Bei Nichteinhaltung drohen Geldbußen von bis zu 150.000 Euro. Natürlich könnte sich das auch auf Deutschland auswirken, indem Obst und Gemüse teurer werden, da die katalonischen Landwirte bestimmt Ernteeinbußen haben werden, was dann auch die Preise bei uns steigen lassen könnte.

Der Regionalpräsident von Katalonien, Pere Aragonès, bezeichnete die aktuelle Dürre als die schlimmste seit Beginn der Aufzeichnungen vor etwa einem Jahrhundert. Die Dürre hält seit über drei Jahren an. Vor anderthalb Jahren waren die Reservoirs noch zu gut 60 Prozent gefüllt, jetzt schrumpften die Füllstände auf knapp 16 Prozent. Ein Ende der Dürre ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: erst letzte Woche wurden in Teilen Spaniens winterliche Rekordtemperaturen von knapp unter 30 Grad verzeichnet.

Aktuell strömt aus der Sahara weiter warme Luft Richtung Iberischer Halbinsel und Saharastaub weht sogar bis nach Skandinavien.

Kilauea: Intrusion im Südwestrift am 02.02.24

Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Aktivität: Hawaiianisch

Magma intrudiert im Südwestrift des Vulkans Kilauea – Unklar ob es eruptieren wird

Bodendeformation und Seismizität am Kilauea sind weiterhin sehr hoch und beschränken sich nicht mehr ausschließlich auf den Gipfelbereich. Dort wurde seit Ende Januar eine starke Bodendeformation gemessen, die an verschiedenen Messstationen deutlich unterschiedliche Werte anzeigen. Am höchsten ist sie an Neigungsmessern in der Nähe von Sand Hill und Uēkahuna Bluff, wo fast 40 Mikroradian an Versatz aufgezeichnet wurden. Der Gipfel des Kīlaueas steht weiterhin unter Druck, und es könnte ohne weitere Vorwarnung zu einem Ausbruch kommen, schreiben die Vulkanologen vom HVO in ihrem letzten Update.

Seit gestern hat sich die Aktivität ausgehend vom Gipfelbereich weiter in Richtung Südwesten verlagert und die Erdbebenaktivität konzentrierte sich entlang des Koa‘e-Verwerfungssystems südwestlich des Gipfels. Das Koa‘e-Verwerfungssystem verbindet die Ost- und Südwest-Riftzonen von Kīlauea südlich der Caldera.

Im Schnitt gab es gestern 25-30 Beben pro Stunde. Die Tiefen der Erdbebenherde lagen zwischen 1–4 km unter der Oberfläche. Einige Erschütterungen waren stark genug, um von Menschen in benachbarten Gemeinden wahrgenommen zu werden. Drei Beben hatten die Magnitude 2,9.

Die Erdbebentätigkeit wanderte nachts weiter in Richtung des Kraterkegels Pu‘ukoa‘e, der sich 8–11 km südwestlich der Caldera befindet. Pu‘ukoa‘e ähnelt dem bekannteren Pu’u’O’o, mit dem Unterschied, dass sich der Kegel nicht am Südostrift, sondern auf dem Südwestrift befindet und mit einem Alter von etwa 200 Jahren deutlich älter als der Pu’u’O’o ist. Dennoch gab es in diesem Areal des Südwestrifts 1974 eine Eruption.

Aufgrund vergangener historischer Aktivitäten halten es die Vulkanologen vom HVO für wahrscheinlich, dass sich das Ereignis entlang des Südwestrifts als Intrusion fortsetzt, ohne dass es zu einer Eruption kommt.

Mich erinnern die Ereignisse ein wenig an die Erdbeben, die wir 2018 vor der Leilani-Eruption gesehen haben. Sollten sich die Erdbeben weiter entlang des Südwestrifts Richtung Küste verlagern, ist es durchaus denkbar, dass es sogar wieder zu einer Eruption auf der Küstenebene kommt. Allerdings brodelte damals jahrelang ein Lavasee im Halema’uma’u-Krater, der dann auch noch ablief und die Eruption verstärkte. Ganz so schlimm wie damals wird es dann vielleicht doch nicht, vorausgesetzt, es kommt überhaupt zu einem Vulkanausbruch.