Anak Krakatau ändert Eruptionsverhalten

Staat: Indonesien| Koordinaten: -6.10, 105.42 | Eruption: Ejektiv

Heute Abend dreht Anak Krakatau eine Spur weiter auf und eruptiert kontinuierlich. Dabei wird nicht nur Asche gefördert, sondern auch glühende Tephra. Während die Asche bis auf 2100 m Höhe aufsteigt, schafft es die glühende Tephra gut 120 m hoch. Betrachtet man das LiveCam Bild, dann sieht es so aus, als würde sich glühende Lava am Krater akkumulieren. Eventuell fließt ein Lavastrom. Dafür sprechen würde die hohe Thermalstrahlung, die von MIROVA detektiert wird. Sie bringt es auf 143 MW Leistung. Lavaströme sind keine Seltenheit am Krakatau, auch wenn der Vulkan überwiegend explosive Eruptionen erzeugt.

Lavaströme am Krakatau sind zähflüssig

Wenn Anak Krakatau effusiv eruptiert, fördert er meistens eine mäßig viskose Aa-Lava. Die Lavaströme werden mehrere Hundert Meter lang und erreichen oft die Küste, wo sie ins Meer laufen. Dabei kann es zu starken Dampfentwicklungen und selten zu litoralen Explosionen kommen. Ein Ocean Entry am Krakatau ist nicht so ästhetisch zu betrachten, wie am Kilauea auf Hawaii, wo oft dünnflüssige Pahoehoe Lava ins Meer läuft. Der Effekt ist auf beiden Vulkaninseln der Gleiche: es entstehen Lavazunge (Deltas) die weit ins Meer hineinragen können. Typischerweise können die Lavadeltas kollabieren und werden vergleichsweise schnell wieder erodiert. Zuletzt erlebten wir einen Ocean Entry auf La Palma. Am Wolf Vulkan, auf den Galapagos-Inseln, bahnt sich einer an.

Nach dem Kollaps des Vulkans Anak Krakatau, der sich im Dezember 2018 zutrug, wuchs die Insel bereits wieder ein gutes Stück. Direkt nach der Katastrophe lag der Krater direkt an der Küste und war zum Meer hin offen. Zuletzt gab es keine direkte Verbindung mehr mit dem Ozean, dennoch ist es nicht auszuschließen, dass Meerwasser in Kontakt mit der Schmelze im Fördersystem/Krater gelangen könnte, was phreatomagmatische Eruption nach sich ziehen könnte.

Dinosaurierfund zeugt vom Aussterben durch Asteroideneinschlag

Im US-Amerikanischen Bundesstaat North Dakota wurde ein sensationeller Fossilfund gemacht, der die These des Massensterbens vor 66 Millionen Jahren, durch einem Asteroideneinschlag vor Mexiko belegt. Bei dem Fund handelt es sich um Bein und Haut eines Dinosauriers der Art Thescelosaurus, der in der Grabungsstätte Tanis gemacht wurde. Dort wird seit 2019 nach Fossilien gegraben und es wurden bereits bedeutende Funde gemacht, die die These des großen Artensterbens durch den Chicxulub-Asteroiden unterstützen. Dazu zählen Fossilien von störartigen Fische, in deren Kiemen Glaskügelchen gefunden wurden, die durch Schmelzen von Gesteinen infolge des Asteroideneinschlags stammten. Solche Schmelzkügelchen nennt der Fachmann Mikrotektite. Bei Tektiten handelt es sich im Allgemeinen um Schmelzgestein, dass bei Meteoriteneinschlägen entsteht. Obsidian wäre ein vulkanisches Äquivalent, allerdings kann es sich chemisch von Tektiten unterscheiden.

Tektite und Iridium belegen Asteroideneinschlag vor 66 Millionen Jahren

Das nun präsentierte Fossil des Thescelosaurus, stellt einen Höhepunkt der Grabungen dar. Es ist das erste Dinosaurierfossil, dass genau aus der Zeit des Einschlags stammt und dieser zweifelsfrei zugeordnet werden kann. Die Forscher um den Paläontologen Robert De Palma gehen davon aus, dass der Thescelosaurus direkt durch den Asteroideneinschlag getötet wurde. Dafür sprechen die Gesteinsschichten, in denen das Fossil gefunden wurde: in den Schichten wurden nicht nur die Fische mit den Glasresten in den Kiemen gefunden, sondern auch ungewöhnlich viel Iridium. Das seltene Element der Platiniumgruppe kommt auf der Erde in nur sehr geringen Konzentrationen vor. Sein Anteil ist in Asteroiden/Meteoriten allerdings weitaus höher. Schlägt ein großer Asteroid ein, entsteht eine Sedimentschicht mit erhöhter Iridium-Konzentration, so wie es vor ca. 66 Millionen Jahren der Fall war, als der Asteroid im mexikanischen Yucatan einschlug und den Chicxulub-Krater schuf. Damals entstanden nicht nur gewaltige Druck- und Flutwellen, sondern es wurden Unmengen an Staub und Aerosolen in die Atmosphäre eingetragen, die sich weltweit verteilten. Einige größere Bruchstücke regneten im großen Umkreis nieder und sind bis in den Weltraum aufgestiegen. Einige der Bruchstücke wurden im 3000 km entfernten Tanis gefunden. Vielleicht erschlug sogar ein Gesteinsbruchstück den kleinen Dinosaurier, dessen fossilisiertes Bein nun soviel Aufregung in der Fachwelt verursacht.

Dinosaurier Thescelosaurus hatte Vogelfüße

Thescelosaurus war ein vogelähnlicher Saurier, der zwar nicht gefiedert war, aber Beine und Füße hatte, die sich am Besten mit dem Vogel Straus vergleichen lassen. Die Forscher gehen davon aus, dass der Saurier nicht an den Spätfolgen des Impakts starb, sondern unmittelbar, zu Beginn der Katastrophe. Die meisten Dinosaurier dürften hingegen einen langsamen und qualvollen Tod erlitten haben, denn sie Verhungerten infolge des globalen Winters, der die Erde mehrere Jahrtausende im Griff gehabt haben dürfte. Das Ereignis leitete nicht nur das Sterben der Saurier ein, sondern einen Großteil allen Lebens auf der Erde. Der Einschlag markiert das Ende der Kreidezeit, und eine Zeitenwende, die den Aufstieg der Säugetiere mit sich brachte.

Grabungsstätte Tanis wurde von Duckwelle erfasst

In Tanis fand man sogar eine gepfählte Schildkröte, ein Zeugnis dafür, dass selbst in 3000 km Entfernung zum Einschlagsort noch Äste wie Speere durch die Luft zischten. Interessanterweise zählen Schildkröten zu den wenigen Überlebenden der Katastrophe.

Die Details der Forschungen gelangten mal nicht über eine Forschungsarbeit ans Licht der Öffentlichkeit, sondern über eine Fernseh-Dokumentation der BBC, die von Altmeister David Attenborough präsentiert wurde.

Erdbeben-News 17.04.22: Vanuatu Mw 6,0

Datum: 17.04.22 | Zeit: 07:46:36 UTC | Lokation:  15.66 S ; 167.86 E | Tiefe: 200 km | Mw 6,0

Das Archipel von Vanuatu wurde von einem starken Erdbeben der Moment-Magnitude 6,0 heimgesucht. Das Hypozentrum lag 200 km tief. Normalerweise bebet es in so großen Tiefen nur an einem Stück subduzierter Ozeankruste, das bis in den Erdmantel abtauchte, ohne zu schmelzen. Das Epizentrum wurde vom EMSC 76 km östlich von Luganville lokalisiert. Die Werte könnten noch korrigiert werden.

Aufgrund der großen Tiefe des Erdbebenherds ist nicht mit starken Schäden zu rechnen. Allerdings manifestierte sich das Beben nur 20 km südlich der Vulkaninsel Ambae. Dort war in den vergangenen Monaten der Vulkan Manaro Voui aktiv. Das Erdbeben könnte die Aktivität des Feuerbergs beeinflussen.

Vulkan-News 17.04.22: Krakatau

Anak Krakatau eruptiert weiter

Staat: Indonesien| Koordinaten: -6.10, 105.42 | Eruption: Ejektiv

Im Indonesischen Sunda Strait ist Anak Krakatau weiter aktiv. Das VAAC detektierte mehrere Eruptionen, bei denen Vulkanasche bis auf 2100 m aufstieg und gen Südwesten driftete. Das VSI schweigt heute zu den Eruptionen, berichtet aber von starken Entgasungen und 25 vulkanisch bedingten Erdbeben. Sie werden von Fluid-Bewegungen ausgelöst. Magma steht hoch im System.


Shiveluch mit Aschewolken

Staat: Russland | Koordinaten: 56.65; 161.36 | Eruption: Dom

Der Domvulkan Shiveluch liegt im fernen Kamtschatka und ist dort momentan der aktivste Vulkan. Das VAAC brachte seit gestern 8 VONA-Meldungen zu Aschewolken heraus. Die Asche stieg bis auf einer Höhe von 4600 m auf und driftete in südlicher Richtung. Spekulativ ist, dass die Aschewolken mit Abgängen Pyroklastischer Ströme assoziiert sind. Eine nennenswerte Thermalstrahlung wird allerdings nicht detektiert, so dass die Aschewolken wahrscheinlich explosiv gefördert werden, ohne dass größere Mengen glühender Tephra eruptiert wird.


Suwanose-jima in Eruption

Staat: Japan | Koordinaten: 29.64, 129.72 | Eruption: Strombolianisch

Der Suwanose-jima ist ein Inselvulkan im südjapanischen Ryukyu-Archipel. Er ist seit Monaten daueraktiv und eruptiert Vulkanasche, die bis auf gut 1200 m Höhe aufsteigt. In der ersten Aprilwoche wurden an einigen Tagen mehr als 100 vulkanotektonische Erdbeben registriert. Das waren die höchsten Werte der letzten 3 Monate. Mit einem Anhalten der eruptiven Tätigkeit muss gerechnet werden.

 

Griechenland: Erdbeben Mb 5,0 vor Kreta

Datum: 15.04.22 | Zeit: 17:00:40 UTC | Lokation: 35.92 N ; 22.54 E | Tiefe: 40 km | Mb 5,0

Heute Abend gab es in Griechenland ein Erdbeben der Magnitude 5,0. Es manifeste sich nordwestlich der griechischen Insel Kreta. Das Hypozentrum wird mit 40 km Tiefe angegeben. Das Epizentrum lag 93 km südlich von Gýtheio. Beim EMSC gibt es 2 Wahrnehmungsmeldungen. Erdbeben dieser Magnitude können bereits Schäden verursachen, doch da das Beben Offshore lag und dazu noch in relativ großer Tiefe, wird es sich an der Oberfläche auf Land nicht so stark ausgewirkt haben, dass es zu größeren Schäden gekommen wäre.

São Jorge: Schwache Erdbeben am 16. April

In den letzten 2 Wochen ist es still um die Azoreninsel São Jorge geworden. Grund hierfür war zunächst eine stürmische Woche, die die Erfassung der Mikroseismizität vereitelte, da Wind- und Wellenerschütterungen die empfindlichen Seismometer störten, bzw. die Signale überlagerten. In der letzten Woche waren dann kaum noch Erdbeben aufgezeichnet worden. Seit einigen Tagen sind aber wieder mehrere schwache Erdbebensignale auf dem Seismogramm zu erkennen. Allerdings ist die Seismizität deutlich zurückgegangen und es sieht nach einer Beruhigung der Situation aus. Kurzfristig rechne ich nicht mit einem Vulkanausbruch auf São Jorge. Längerfristig betrachtet, könnte ein neuer Magmenschub sehr wohl eine Eruption auslösen. Das sehen wohl auch die Vulkanologen vom ING so, denn die Kanaren verlegten ein Team auf die Azoren, dass bei der Überwachung helfen soll. Neben der Seismik unterstützen sie die Wissenschaftler der Azoren mit der Gas-Detektion. In einem Artikel von INVOLCAN heißt es, dass das Team die Gasemissionen auf São Jorge überwacht und dazu 383 Beobachtungspunkte eingerichtet hat, an denen Messungen durchgeführt werden und Proben genommen werden, die zur weiteren Analyse ins Labor gebracht werden. Der Schwerpunkt liegt hier auf die Überwachung des Kohlendioxid-Ausstoßes. Darüber hinaus sollen Helium-Isotope untersucht werden und man achtet auch darauf, ob Wasserstoff austritt.

Magmen unter São Jorge migrierten wahrscheinlich seitwärts

In dem erwähnten Artikel ist es auch interessant, über die Analyse des bisherigen Geschehens zu lesen. Nemesio Pérez, Koordinator von Involcan, schreibt, dass es mehr Unterschiede als Ähnlichkeit zwischen den Vorkommnissen auf La Palma und São Jorge gibt. Während man auf La Palma in den Tagen vor der Eruption eine seismische Krise erlebte, bei der das Magma relativ gerade aufgestiegen ist, wurden die Ereignisse auf São Jorge so interpretiert, dass das Magma erst senkrecht aufstieg und dann horizontal durch den Untergrund migrierte. Diese Interpretation zeigt, dass sich die Vulkanologen von INVOLCAN sicher zu sein scheinen, dass die Erdbeben durch Magmenintrusion verursacht wurden. Andere Forscher zeigten sich bislang unsicher, wie groß die Rolle eines evtl. Magmen-Aufstiegs bei der seismischen Krise war.

Hawaii: Erdbeben Mb 4,6 unter dem Kilauea

  • 2 Erdbeben mit Magnituden über 4 erschütterten den Kilauea
  • Sie manifestierten sich am unteren Westrift bei Pahala
  • Der Lavasee in der Gipfelcaldera bleibt aktiv

Erdbeben Mb 4,6 und Mb 4,3 erschüttern den Kilauea

Datum: 15.04.22 | Zeit: 11:58:24 UTC | Lokation: 19.29 N ; 155.45 W | Tiefe: 32 km | Mb 4,6

Gestern gab es unter Big Island Hawaii 2 moderate Erdbeben: um 01:58:25 Uhr HST gab es den ersten Erdstoß mit der Magnitude 4,3. Nur 8 Sekunden später folgte das 2. Erdbeben mit einer Magnitude von 4,6. Während das Hypozentrum des schwächeren Erdbebens in 34 km Tiefe lag, manifestierte sich der stärkere Erdstoß in 32 km Tiefe. Die Epizentren lagen 8 und 9 km nordöstlich von Pāhala. Die Region liegt am unteren Westrift des Vulkans Kilauea und ist aufgrund des Magmenaufstiegs bekannt. Bei Pāhala dringt Magma aus der Asthenosphäre kommend in die Erdkruste ein und löst dort intensive Schwarmbeben aus. Die beiden Beben von gestern bewegten sich allerdings in einem Magnituden-Bereich, der typisch für tektonische Erdbeben ist.  Aber auch diese könnten indirekt durch Fluidbewegungen ausgelöst worden sein.

Dem nicht genug, so registrierte das HVO gestern mehr als 100 schwache Erschütterungen im Bereiche des Vulkans. Viele der Beben waren sicherlich Nachbeben der beiden moderaten Erschütterungen und hatten geringe Magnituden. Zahlreiche Beben erstreckten sich allerdings auch entlang der Küste des Nationalparks und könnten im Zusammenhang mit dem langsamen Abgleiten des Vulkanhangs stehen. Natürlich gab es auch Seismizität unter der Gipfelcaldera. Dort ist weiterhin der Lavasee aktiv.

Aktivität des Lavasees im Kilauea

Die Inflation verursacht Bodenhebung und ist ebenfalls für Mikrobeben verantwortlich. Nach wie vor gibt es DI-Events, bei denen sich Deflation und Inflation in Phasen abwechseln. Die aktuelle Inflationsphase bildete ein Plateau, dass nun seit 3 Tagen ziemlich stabil ist. Entsprechend aktiv präsentiert sich der Lavasee im Halema’uma’u-Krater. Lavaströme breiteten sich über weite Teile des Lavabodens aus. Die Lava wird weiterhin von einem Schlot im Westen des Kraters gefördert, bildet zunächst einen Lavateich, um dann durch einen Kanal in den eigentlichen Lavasee zu fließen. Von hieraus scheint sich die Lava durch Tunnel weiter zu verteilen. Praktisch überall im Krater kommt es zu Lavadurchbrüchen. Der Schwefeldioxid-Ausstoß beträgt gut 2600 Tonnen am Tag. MIROVA detektiert eine sehr hohe Thermalstrahlung mit 1336 MW Leitung. Der übergeordnete Trend der Bodenhebung ist wieder positiv, d.h. es steigt mehr Magma aus der Tiefe auf und sammelt sich im oberen Magmenkörper, als an Lava im Krater eruptiert wird. Direkte Auswirkungen der beiden moderaten Erdbeben auf die Eruption sind nicht zu erkennen.

Vulkan-Nachrichten 15.04.22: Anak Krakatau

Krakatau in Eruption

Staat: Indonesien| Koordinaten: -6.10, 105.42 | Eruption: Ejektiv

Vom Anak Krakatau gingen -nach einer 15-tägigen Pause- erneut 2 Eruptionen aus. Der erste Vulkanausbruch manifestierte sich gegen 3:15 Uhr WIB. Die Aschewolke stieg gut 1000 m über den Krater auf. Um 10:34 WIB ereignete sich eine 2. Eruption, bei der die Asche etwa 900 m aufstieg. Die Wolken drifteten Richtung Südwesten. Die Meldungen vom VSI decken sich mit den VONA-Meldungen des VAACs. Die Seismizität ist gering. Gestern wurde nur 1 vulkanotektonisches Erdbeben aufgezeichnet. Es sieht nicht nach starken Magmenaufstieg aus.


Merapi: Leichter Anstieg der Seismizität

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Eruption: Dom

Vom Merapi gehen weiterhin Schuttlawinen ab und es kommt zu Entgasungen. Darüber hinaus wurden gestern mehrere vulkanisch bedingte Erdbeben detektiert. Das VSI meldete 9 Hybriderdbeben und 2 vulkanotektonische Erschütterungen. Die Erdbeben wurden durch Fluidbewegungen ausgelöst.


Shiveluch mit Aschewolken

Staat: Russland | Koordinaten: 56.65; 161.36 | Eruption: Dom

Vom Shiveluch auf Kamtschatka gingen ebenfalls mehrere Eruptionen aus, die Asche bis auf einer Höhe von 6700 m Höhe schickten. Der Wind verfrachtete die Wolken in Richtung Südosten. Seit gestern brachte das VAAC 9 VONA-Meldungen heraus. Die lokalen Medien berichteten über das Ereignis.

Erdbeben-News 15.04.22: Sizilien

Seismisch betrachtet ist in und um Sizilien einiges los: Vor der Ostküste gab es ein Erdbeben Mb 4,5. Am Ätna zog die Seismizität etwas an und auf der Lipareninsel Vulcano gab es weitere Beben.

  • Erdbeben Mb 4,5 vor der Ostküste
  • Beben am Ätna
  • Vulcano mit weiteren Erdbeben

Sizilien: Erdbeben Mb 4,5

Datum: 15.04.22 | Zeit: 01:34:39 UTC | Lokation: 37.28 N ; 15.80 E | Tiefe: 10 km | Mb 4,5

Vor der Ostküste Siziliens bebte es mit einer Magnitude von 4,5. Das Hypozentrum befand sich in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 51 km nordöstlich von Syrakus verortet. Catania liegt 69 km vom Epizentrum entfernt. Es handelte sich um ein moderates tektonisches Beben und stellte keine Gefahr für die Bevölkerung dar. Beim EMSC gibt es 2 Wahrnehmungsmeldungen. Eine Person schreibt, dass der Erdstoß sie weckte und aus dem Bett holte. Eine weitere Person meldete, dass das Beben unerheblich sei. Also wurde die Erschütterung unterschiedlich wahrgenommen, obwohl sich die Melder ähnlich nahe am Epizentrum befanden.

Das Beben ereignete sich an einer Subduktionszone am Rand des Ionischen Beckens. Hier taucht die Ionische Platte unter die Tyrrhenische Platte ab. Der Prozess steht im Zusammenhang mit der Kollision der Kontinente Afrika und Europa, in dessen Zuge sich bereits mehrere katastrophale Erdbeben an der Küste Siziliens ereigneten. Die Gefahr von Starkbeben ist in der Region latent und nun nicht höher als sonst, dennoch dürfte der Erdstoß die Menschen daran erinnert haben, dass sie in einem Erdbebengebiet wohnen.

Die schwerste Erdbebenkatastrophe Siziliens ereignete sich 1908, als ein Erdbeben der Magnitude 7,5 große Teile der Hafenstadt Messina zerstörte. In Bezug auf die Todesopfer war es sogar die folgenreichste Naturkatastrophe, die sich im 20. Jahrhundert in Europa ereignete. Je nach Quelle waren zwischen 72.000 und 110.00 Opfer zu beklagen gewesen. Das große Messina-Beben war aber nicht das einzige Beben mit katastrophalen Folgen. So wurden Beben im Osten Siziliens bereits aus den Jahren 1086 (Syrakus), 1137, 1169, 1693 (Catania) überliefert. Auffällig ist, dass die ersten 3 Beben zeitlich und räumlich betrachtet vergleichsweise eng beieinander lagen. Wahrscheinlich handelte es sich um eine Erdbebensequenz.

Ätna mit leichter Zunahme der Seismizität

Die Erdbebentätigkeit am Ätna war in den vergangenen Wochen sehr gering. In den letzten Tagen ist eine leichte Zunahme der Seismizität festzustellen. Die Shakemap des INGVs zeigt 19 schwache Erschütterungen an, die sich in den letzten 10 Tagen manifestierten. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 1,7. Im April gab es insgesamt 34 schwache Erdbeben am Ätna. Die Beben spiegeln die normale seismische Aktivität eines aktiven Vulkans wider und geben keinen Hinweis auf eine Steigerung der vulkanischen Aktivität.

Vulcano: Noch mehr Beben

Vergleicht man die Erdbeben unter Vulcano mit jenen am Ätna, dann stellt man fest, dass die Aktivität unter Vulcano fast doppelt so stark ist, wie unter dem Ätna. In diesem Monat wurden insgesamt 61 Beben detektiert. Von ihnen werden in der Erdbebenkarte aktuell 31 dargestellt. Einige der Beben liegen unter der Südspitze der Nachbarinsel Lipari. Von der Karte verschwunden sind die Beben westlich des Südspitze Liparis. Mich würde interessieren, ob hier Bodenhebung infolge Inflation festgestellt wird. Seit Beginn der Krise auf Vulcano, wurden nicht so viele Erdbeben registriert, wie in diesem Monat. Interessant ist auch, dass es in den letzten Monaten zahlreiche Erdbeben östliche der Liparischen Inseln gab. Sie manifestierten sich unter dem Tyrrhenischen Meer, in einer Tiefe von mehr als 100 km. In diesem Bereich der Asthenosphäre findet partielles Schmelzen statt, wodurch Magmen entstehen. Das sind normale Prozesse für eine seismisch- und vulkanisch aktive Region. Sie repräsentieren die Aktivität des Untergrunds, die früher- oder später sehr wahrscheinlich zu einem Vulkanausbruch auf Vulcano führen wird. Doch bis jetzt kann niemand sagen, wann es soweit sein wird. Ein Vulkanausbruch könnte sich binnen Monaten ereignen, oder auch erst in Jahren. Zwischendurch könnte es auch wieder zu einer Ruhephase kommen.