Fagradalsfjall-Eruption am 24.07.23

Lavastrom am Fagradalsfjall ändert nach Kollaps Richtung

Dass ein Vulkanausbruch ein dynamischer Prozess ist, in dem die einzige Konstante die Veränderung ist, sieht man derzeit sehr schön am Fagradalsfjall auf Island: am Krater bei Litli-Hrútur gab es heute Nachmittag einen vergleichsweise kleinen Kollaps in der nördlichen Kraterwand und ein Teil der brodelnden Schmelze im Krater floss ab. Doch anstatt einen Lavastrom zu schaffen, der in Richtung der neuen Öffnung strömt, knickte der Strom gen Osten ab. Der Strom in südlicher Richtung ist deutlich schwächer geworden.

Heute Morgen berichtete MBL über den Vulkan und brachte ein Interview mit dem Vulkanologen Þorvaldur Þórðarson. Er sagte, dass sich am Litli-Hrútur immer mehr ein geschlossenes System etabliert, in dem die Lava durch Tunnel fließt und derart isoliert weitere Strecken als zuvor zurücklegen kann. Dabei fließt die Lava durch die Tubes auch schneller als an der Oberfläche. Er wagte die Prognose, dass die Lava auf diese Weise sogar bis zur Südküste vordringen könnte. Er betonte aber auch, dass dieser Zustand des geschossenen Systems eine Momentaufnahme sei und dass sich an einem Vulkan alles schnell ändern könne. Nun, diese Änderung trat dann heute mit dem Kollaps der Kraterwand ein.

Nicht geändert hat sich hingegen der Zustand, dass der Zugang zur Eruptionsstelle heute wieder um 18 Uhr geschlossen wurde: eine Konsequenz aus der Missachtung der Verbotszone um den Krater, die von einigen Personen verursacht wurde. Die Befürchtung steht im Raum, dass dies nun ein dauerhafter Zustand sein könnte. Selbstkritisch muss ich mich natürlich fragen, ob ich mich an die Absperrungen und Regeln halten würde, wäre ich jetzt anstatt in Kenia auf Island? Aber ganz klar: sollte ich es noch schaffen, den Vulkanausbruch zu erwischen, werde ich mich um eine Sondergenehmigung bemühen, um den Litli-Hrútur zu besteigen.

Während die Seismizität auf der Reykjanes-Halbinsel moderat erhöht ist, gab es weiter nordöstlich ein Erdbeben der Magnitude 3,5. Es manifestierte sich unter dem subglazialen Calderavulkan Katla.


Weitere Meldung:

Mayon mit anhaltendem Domwachstum

Auf den Philippinen ist der Mayon weiterhin effusiv aktiv und baut an seinem Lavadom. Vom Dom gehen inzwischen 3 Lavaströme ab: die beiden Ältesten sind 2,8 lang und der jüngste Strom bringt es auf 0,6 Kilometer Länge. Sie fließen durch die Schluchten Mi-isi, Bonga, und Basud. Gestern gingen vom Dom 4 pyroklastische Dichteströme und 156 Steinschläge ab. Es wurden 184 vulkanotektonische Erdbeben registriert. Der Schwefeldioxidausstoß lag bei über 2000 Tonnen am Tag.

Vulkan Fagradalsfjall am 23.07.23

Zugang zur Eruption auf Island wurde erneut gesperrt

Gestern Abend wurde der Zugang zur Eruptionsstelle am Litli-Hrútur erneut gesperrt, weil sich einige Besucher nicht an die Regeln gehalten hatten und das Sperrgebiet direkt in Kraternähe betraten Laut MBL trat der Vorfall bereits in der vorherigen Nacht ein, als sich insgesamt ca. 600 Personen an der Eruptionsstelle aufhielten. Da die Sicherheit der Schaulustigen nicht gewährleistet werden konnte, wurde der Zugang dann am Abend ab 18 Uhr gesperrt. Auch heute wird die Sperrung aufrechtgehalten. Als Grund hierfür wird erneut starke Gasentwicklung angegeben. Neben dem Lavastrom brennt wieder Moos, was die Gasbelastung weiter erhöht.

Beim Betrachten des Livestreams sieht man heute Vormittag, dass die Lava höher im Krater steht, als es in den letzten Tagen der Fall gewesen ist. Die Schmelze steht fast bis zum Kraterrand und ist kurz davor überzulaufen. Außerdem steigt die Lavafontäne höher als sonst auf. Die Lava strömt zudem nicht nur in Richtung Süden, sondern bildete einen breiteren Strom nach Westen. Der Strom Richtung Süden ist weniger intensiv als zuvor. Der Verlauf der Lavaströme ändert sich häufig. Leider ist der Tremorgraph der Fagradalsfjall-Station weiter offline, so dass man nicht beurteilen kann, ob die Lava im Krater höher steht, weil tatsächlich mehr Schmelze aus der Tiefe aufsteigt oder ob es daran liegt, dass sich der Abfluss der Lava veränderte. Die nächsten Tage werden zeigen, ob die Eruption wieder zu Pulsen beginnt, wie es vor 2 Jahren der Fall gewesen ist. In der Anfangsphase dieser Pulse entstanden mehrere Hundert Meter hohe Lavafontänen.

Die Seismizität entlang des magmatischen Gangs hat in den letzten Stunden nachgelassen, dafür ereignete sich ein Schwarmbeben an der Westspitze der Reykjanes-Halbinsel bei Reykjanestá. Auch dort könnte sich Schmelze im Untergrund akkumulieren.

Fagradalsfjall-Litli-Hrútur am 21.07.23

Vulkanausbruch auf Island hält an

Einige Tage sind seit meinem letzten Update zum Vulkanausbruch auf Island vergangen und es sind einige interessante Sachen passiert, die ich hier kurz zusammenfassen möchte. Nachdem am Montag der Zugang zur Eruption freigegeben worden war, strömten wieder die Schaulustigen zur Ausbruchsstelle, um die Eruption aus nächster Nähe zu bewundern. Während sich die meisten Schaulustigen wohl an die Sperrzone hielten, gab es wieder einige besonders Wagemutige, die sich dem Krater näherten. Dabei entgingen einige Wanderer am Mittwoch um 2 Stunden einer Katastrophe, da sie sich in dem Bereich aufhielten, in der die Lava strömte, nachdem es zum Kollaps einer Kraterwand gekommen war. Dabei wurden nicht nur viel Lava gefördert, sondern auch große Blöcke aus der Kraterwand, die etwa dort landeten, wo sich zuvor die Wanderer aufhielten. Für einen 60-Jährigen Schaulustigen war die Aufregung am Vulkan möglicherweise zu groß, denn er tat es der Kraterwand gleich un kollabierte. Sanitäter schafften ihn ins Krankenhaus, wo allerdings nur doch der Tode des Patienten festgestellt werden konnte. In den Pressemeldungen hieß es, dass der Patient über Vorerkrankungen verfügte und möglicherweise der Belastung der Wanderung nicht gewachsen war. Die Rettungstrupps hatten auch sonst einiges zu tun und mussten mehrere Wanderer bergen. Darunter einige erschöpfte Kinder.

Der Kollapps der Kraterwand kündigte sich 5 Stunden vorher indirekt an, da es einen Tremorpuls gab. Wahrscheinlich erhöhte sich kurzfristig die Förderrate der Lava was den Kollaps ausgelöst haben könnte. Kurzfristig floss der Lavastrom auch in eine andere Richtung, mittlerweile fließt er aber wieder südwärts.

Vor dem Kollaps und dem kurzfristigen Anstieg der Förderrate belief sie sich auf 8,7 Kubikmeter pro Sekunde. Damit lag sie in dem Durchschnittsbereich der beiden vorangegangenen Eruptionen. Die Lava bedeckte eine Fläche von 0,92 km²

Gestern war der Zugang zum Vulkan wieder gesperrt. Heute wurde ein neuer Ausgangspunkt für die Wanderung freigegeben, der näher an der Spalte liegt. Allerdings soll er nur mit einem 4×4 Jeep erreichbar sein. Die Strecke ist auch anspruchsvoller zu gehen, als die alte Route.

Für den Ausbruchsort Litli-Hrútur wurde eine aktualisierte Gefahrenkarte erstellt. Die neue Karte zeigt den überarbeiteten Ort der Intrusion zwischen dem 4. und 10. Juli 2023, basierend sowohl auf neuen Verformungsmodellen als auch auf seismischen Verschiebungen. Die Dyke-Intrusion, die vor Beginn der Eruption errichtet wurde, erstreckt sich von Keilir im Norden bis Meradalahnúkar im Süden.

Wirft man einen Blick auf die Erdbebenkarte beim IMO, erkennt man, dass die Erdbebentätigkeit am Fagradalsfjall noch leicht erhöht ist. Ein neues Schwarmbeben gab es südlich vom Gletscher Langjökull. Hier wurden seit gestern Abend 112 Erschütterungen detektiert. Ein Beben hatte eine Magnitude im 3-er Bereich.

 

Fagradalsfjall-Litli-Hrútur-Eruption am 17.07.23

Zugang zur Eruptionsstelle wieder gestattet

Heute Nachmittag kam das langersehnte „Go“ zur erneuten Öffnung der Eruptionsstelle der Fagradalsfjall-Eruption. Der Zugang wird allerdings kontrolliert und ist nur vom Parkplatz 2 am Fagradalsfjall möglich. Auf der Karte sieht man die erlaubte Wanderroute blau eingezeichnet. Das rot schraffierte Gebiet ist Sperrgebiet und darf nicht betreten werden. Dies ist wohl eine Konsequenz der Eskapaden einiger Besucher der Eruptionsstelle, bevor sie am Donnerstag geschlossen wurde. Man darf sich der Spalte wohl nur bis auf 1 km annähern. Auch der ideale Aussichtspunkt auf dem Litli-Hrútur liegt innerhalb des Sperrgebiets, was ich sehr schade finde. Was man von den zugänglichen Orten aus sieht, werden bestimmt die Fotos zeigen, die man in den nächsten Stunden in den sozialen Medien präsentiert kriegen wird. Drohnenpiloten dürfte die eingeschränkte Annäherung egal sein, denn sie genießen den Vulkan aus der Vogelperspektive. Der zuständige lokale Polizeichef hat angekündigt, dass die Gegend weiterhin kontrolliert wird und das Wanderer, die sich nicht an die Regeln halten, aus dem Gebiet verwiesen werden. tatsächlich suchte man auch letzte Nacht wieder nach Vulkanspottern, die sich offenbar ins Sperrgebiet geschlichen hatten und deren geparkte Fahrzeuge entdeckt wurden. Außerdem wurden an geparkten Autos in der Gegend des Sperrgebiets Strafzettel gehängt. Die Höhe des Bußgelds stand auf diesen nicht.

Der Vulkanausbruch selbst geht weiter und je mehr sich der Krater schließt, desto höher werden die Lavafontänen. Der Pegel des Lavastroms in seinem Kanal war heute recht niedrig. Es kann aber jederzeit zu Blockaden und einem Lavaüberlauf kommen. Die Erdbebenaktivität fluktuiert und es wechseln sich vergleichsweise ruhige Phasen mit stärkeren Phasen ab. Gerade kam es zu einer intensiveren Tremorphase. Am GPS-Messpunkt am Fagradalsfjall wird weiter Subsidenz infolge von Deflation gemessen. Sie beträgt bereits 6 cm und ist damit doppelt so groß wie die hier gemessene Bodenhebung vor der Eruption.

Kleiner Hinweis: In den nächsten Tagen wird Vnet nicht so regelmäßig wie gewohnt aktualisiert. Ich bitte um Verständnis.

Fagradalsfjall- Litli-Hrútur- Eruption auf Island am 16.07.23

Fagradalsfjall- Litli-Hrútur Eruption: Zugang bleibt gesperrt

Der Vulkanausbruch auf Island, der letzten Montag begann, geht ohne große sichtbare Änderungen weiter. Der Kegel um die Förderschlote wächst und schließt sich immer mehr. Gestern wurde berichtet, dass der Kegel 22 m hoch sei und täglich um etwa 3 Meter wächst. Die Lavafontäne reicht kaum bis über den Kraterrand hinaus. Sie speist einen Lavastrom, der in Richtung Südwesten fließt und ein Tal vor dem eigentlichen Fagradalsfjall-Gebiet langsam füllt. Jüngst kam es zum Kontakt des neuen Lavastroms mit der Lava vom letzten Jahr.

Die Gasbelastung der Luft bleibt groß, hinzu kommt der Smog vom Moosbrand. Gestern bekämpfte man die Feuer im Westen des neuen Kegels per Hubschrauber. Heute wollte man sich die andere Seite vornehmen. Auf den Webcam-Aufnahmen sieht es allerdings so aus, als wären die Löschbemühungen von bescheidenem Erfolg gekrönt gewesen, denn es brennt weiterhin. Der Wind ist nicht mehr so stark wie gestern, was zur Folge hat, dass sich die Gegend um die Eruption mächtig eintrübt.

Heute Morgen tagten die Verantwortlichen auf Island und beschlossen, den Zugang zur Eruption und zum Fagradalsfjall gesperrt zu lassen! Als Grund wird die starke Luftverschmutzung angegeben, aber sicherlich spielen auch die teils befremdlich anmutenden Szenen eine Rolle, die sich in den ersten Tagen der Eruption vor Ort abgespielt haben. Darüber, dass zig Leute auf dem neuen Kraterkegel herumturnten und Leute ihre Kräfte in Bezug zum langen Anmarsch überschätzten, habe ich bereits geschrieben. Eine Leserin berichtete mir heute von ihrem tollen Erlebnis vor Ort, erzählte aber auch, dass Betrunkene nebst ihren Wodkaflaschen auf dem gerade oberflächlich abgekühlten Lavastrom lagen und schliefen. Man weiß nicht, ob es Touristen oder Einheimische waren, aber erfahrungsgemäß benehmen sich die meisten Touristen derart daneben. Auf Bali hat das ja bereits zur dauerhaften Sperrung der Vulkane geführt. Angesichts solcher Ereignisse frage ich mich immer öfter, wo das alles noch hinführen soll? Auf jeden Fall will man morgen früh die Lage neu beurteilen und entscheiden, ob wieder geöffnet wird.

Übrigens, die Erdbebentätigkeit im Eruptionsgebiet zog heute Nacht wieder etwas an und es kann gut sein, dass aus der Tiefe neue Magma Richtung Oberfläche strömt.

Vulkanausbruch am Fagradalsfjall am 15.07.23

Satellitenfoto der Reykjanes-Halbinsel mit der Eruption. Schön zu sehen sind der Flughafen (links) und die Hauptstadt (rechts oben). © Sentinel-hub

Lavaüberläufe am Fagradalsfjall-Litli-Hrútur während der Nacht

Die Aktivität am isländischen Vulkan Fagradalsfjall geht fast unverändert weiter. Die Aktivität konzentriert sich auf Förderschlote im neuen Kraterkegel, der zusehends höher wird und dessen Öffnung sich verkleinert. Verengt sich der Krater weiter, könnte es sein, dass die Lavafontäne höher steigt, da sie sich nicht mehr ausbreiten kann. Der Lavastrom fließt aus einer Bresche in der Kraterwand und ist im oberen Bereich getunnelt. Während der Nacht kam es offenbar mehrmals zu Blockaden im Tunnel, so dass der Lavastrom über den Deckel floss und sich schnell ausbreitete. Es ist auch möglich, dass es Phasen mit verstärktem Lavaausstoß gab, die das Überlaufen des Stroms verursachten. Solche Pulse sahen wir vor allem im späteren Verlauf der Eruption von 2021. Sollte es schon Pulse gegeben haben, manifestierten sie sich nicht in eine Verstärkung der Lavafontäne.

Inzwischen sind mehrere Mitglieder der Vulkanologischen Gesellschaft e.V. vor Ort und berichteten, dass der Zugang zum Vulkan weiterhin gesperrt sei. Die Zufahrten der Parkplätze am Fagradalsfjall sind mit Betonblöcken abgesperrt. Wenn man beabsichtigen würde, den Zugang zeitnahe wieder zu freizugeben, hätte man wahrscheinlich nicht aufwendig mit Betonblöcken abgesperrt. Auch die Pisten in Richtung des Eruptionsgebietes sind gesperrt. Wanderungen von Startpunkten jenseits der gesperrten Pisten sind sehr weit und bestenfalls für sehr gut trainierte Vulkanspotter eine Alternative. Klar ist auch, dass an der Eruptionsstelle Einsatzkräfte unterwegs sind und man einer Entdeckeng kaum entgehen dürfte. Von daher bleibt nur die Hoffnung, dass der Zugang doch noch offiziell ermöglicht wird. Es soll Pläne geben, einen näher gelegenen Parkplatz zu schaffen.

Weiterführender Link: Analysen Universität Reykjavik.

Fagradalsfjall- Litli-Hrútur Eruption am 14.07.23

Fahrlässiges Verhalten von Touristen an der Fagradalsfjall – Litli-Hrútur Eruptionsstelle

Gestern Abend berichtete ich über die Sperrung der Eruptionsstelle aufgrund der Luftverschmutzung und des leichtsinnigen Verhaltens einiger Schaulustiger. Bis jetzt war mir nur ein Foto einer einzelnen Person bekannt, die auf dem neuen Kraterrand stand und sich somit in Lebensgefahr brachte. Nun wurde in unserer Facebook-Gruppe ein Foto geteilt, das alles übertrifft: Gut ein Dutzend Leute waren auf dem Hang des neuen Kegels unterwegs und schienen den Kraterrand erreichen zu wollen. Weitere Personen marschierten über das frische Lavafeld in Richtung des Kegels. Offensichtlich hat hier der Herdentrieb zugeschlagen, bei dem einer den anderen anstachelt und alle anderen hinterherrennen. Solch unsinniges und unüberlegtes Verhalten führt dazu, dass vernunftbegabte Menschen ebenfalls keinen Zugang mehr zum Vulkan haben!

Normalerweise bin ich immer für Eigenverantwortung und gegen übermäßige Reglementierung, aber offenbar gibt es zu viele Idioten auf der Welt, denen jeglicher Verstand und jede realistische Gefahreneinschätzung abhandengekommen sind! Dabei könnte man vom Hügel Litli-Hrútur aus, der direkt neben dem Krater liegt und auf dem eine neue Webcam installiert ist, einen wunderbaren Blick auf die Eruption und in den Krater genießen, ohne sich in Gefahr zu bringen. Oder besteht gerade der Reiz darin, sich in Gefahr zu begeben, nur um in den sozialen Medien ein Selfie vom Kraterrand zu posten? Ich selbst habe mich bereits öfter in prekäre Situationen begeben, um Aufnahmen zu machen, aber natürlich gibt es Grenzen, die man akzeptieren sollte. Man kann sich durchaus an den Rand eines Lavastroms stellen oder auch mal ein Lavafeld überqueren, aber sich direkt an den Kraterrand einer aktiven Spalte zu begeben, aus der Lavafontänen spritzen, ist eine andere Dimension der Unvernunft!

Diese neuen Krater sind nicht stabil und können ohne jegliche Vorzeichen kollabieren. Außerdem besteht die Gefahr, dass es plötzlich zu einem x-fach stärkeren Lavaauswurf kommt und man selbst am Fuß des Kegels zu nahe dran ist. Mit dem Gas- das man direkt am Krater nicht sieht, weil es zu heiß ist, als dass der Wasserdampf kondensieren würde- ist auch nicht zu spaßen!

Für Nicht-Profis gilt, dass sie das neue Lavafeld nicht betreten sollten und einen vernünftigen Sicherheitsabstand einhalten, der Reserven lässt, falls sich die Eruption schlagartig steigert. Generell besteht die Gefahr, dass sich neue Eruptionsspalten öffnen oder ein Lavaschwall aus einer Tube geschossen kommt. Man positioniert sich besser seitlich eines Lavastroms anstatt davor. Man hält sich aus Gas und Rauch raus und passt auf, dass man weder von Flammen noch von der Lava umzingelt und eingeschlossen wird. Immer den Rückweg im Auge behalten, ob man gut Weg kommt. Man muss sich im klaren darüber sein, dass immer ein Restrisiko besteht, wenn man an einem aktiven Vulkan unterwegs ist. Dieses Restrisiko muss man dann bewusst in kauf nehmen, sich unvernünftig einem unkalkulierbarem Risiko auszusetzen halte ich für nicht vertretbar.

An der eigentlichen Eruption hat sich über Nacht nicht allzu viel verändert: Der Kegel um den noch aktiven Teil der Spalte wächst weiter. In der südwestlichen Kraterwand gibt es eine Bresche, durch die der Lavastrom fließt und der von einer Lavafontäne gespeist wird. Unterhalb der Bresche fließt die Lava durch einen schmalen Lavakanal, der bald komplett verschlossen sein könnte. Weiter unten breitet sich der Lavastrom aus. Die Gasentwicklung bleibt hoch, und es gibt weiterhin Moosbrände.

Es bleibt abzuwarten, ob der Zugang zum Vulkan morgen wieder freigegeben wird oder ob er dauerhaft gesperrt bleibt. Ich kann mir vorstellen, dass aufgrund des touristischen Andrangs ein Kompromiss gefunden wird und ein Aussichtspunkt eingerichtet wird, von dem aus man den Vulkanausbruch beobachten kann. Ich bezweifle jedoch, dass man den Menschen weiterhin erlaubt, willkürlich am Ort des Ausbruchs herumzulaufen.

Sperrung am Fagradalsfjall – Update 13.07.23

Zugang zur Eruption am Fagradalsfjall bis Samstag gesperrt

Heute Mittag wurde beschlossen den Zugang zur Eruptionsstelle am Litli-Hrútur zu Sperren. Die Sperrung gilt erst einmal bis Samstag, wobei anscheinend nicht sicher ist, ob dann der Zugang wieder gestattet werden wird. Es wurden zwei Gründe für die Sperrung genannt: Die Luftqualität ist aufgrund der Gasverschmutzung durch Vulkan und Moosbrand extrem schlecht und Gesundheitsgefährdend. Zudem wurde für die nächsten beiden Tage extremer Wind angesagt, was die Gasausbreitung unberechenbar macht. Man will den Moosbrand in den nächsten Tagen löschen. Der zweite wichtige Grund für die Sperrung ist das verantwortungslose Benehmen vieler Schaulustiger, die zur Eruptionsstelle wanderten. Es wurden mehrere Personen beobachtet, die auf den neuen Kraterrand stiegen, was natürlich entsprechend leichtsinnig und gefährlich ist. Ich persönlich gehe ebenfalls Risiken ein, doch sollte man solche Stunts -wenn man sie denn machen muss- nicht unbedingt vor den Augen anderer Wanderer machen und bedenken, dass heute immer LiveCams mitlaufen!

Inzwischen wurden einige Daten zur Eruption veröffentlicht. Bis gestern bedeckte die Lava eine Fläche von 0,38 Quadratkilometer und es wurden gut 1,7 Millionen Kubikmeter Lava gefördert. Die Geldingadalir Eruption hat im Laufe der Monate mehr als 5 Quadratkilometer  Fläche bedeckt. Der Lavaausstoß lag während der Initialphase bei mehr als 50 Kubikmetern pro Sekunde. Gestern schwankte er zwischen 18 und 20 Kubikmeter/s. Das ist deutlich mehr als in den ersten Tagen der beiden letzten Eruptionen.

Es wurde ein neues Interferogramm veröffentlicht, das die Bodenhebung im Beobachtungszeitraum vom 27. Juni bis 12. Juli abdeckt. Es zeigt die Verformung, die im Vorfeld des Ausbruchs und in den ersten beiden Tagen nach dem Ausbruch aufgetreten ist. Sowohl im Nordwesten als auch im Südosten des magmatischen Gangs zwischen Fagradalsfjall und Keilir hob sich der Boden um 50 cm. Die Bodenhebungen resultieren aus dem Einströmen von Schmelze in den Dyke.

In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass es ein neues Interferogramm zur Bodenhebung an der Askja gibt, doch davon morgen mehr.

Fagradalsfjall- Litli-Hrútur Eruption am 13.07.23

Litli-Hrútur Eruption am Fagradalsfjall geht weiter

Am Montag begann auf Island die sogenannte Litli-Hrútur-Eruption, die auch heute anhält. Auf der LiveCam erkennt man eine kleine Lavafontäne, die sich nur noch wenige Meter über den Lavarand erhebt, der sich inzwischen um den noch aktiven Teil der Eruptionsspalte gebildet hat. Da der Bildausschnitt der Kamera eng gefasst ist, erkennt man auf der Livecam nichts vom Lavastrom, doch ich gehe davon aus, dass er durch eine Bresche im Südwesten des länglichen Kraterrands abfließt und in Richtung Fagradalsfjall strömt. Wahrscheinlich fließt die Lava bereits zum Teil unterirdisch durch Tubes, wobei es auch zum Überlaufen der Lava kommen kann. Die Seismizität ist heute weiter zurückgegangen, und es sieht so aus, als wäre der Magmanachschub aus der Tiefe dabei zu versiegen. Offizielle Informationen gibt es dazu nicht.

Die isländischen Medien berichten momentan ausführlicher über die Schaulustigen am Vulkan als über die Eruption selbst. Gestern Abend um 22 Uhr sollen noch 400 Autos auf dem Parkplatz gestanden haben. Hier ist wieder eine Kontroverse entbrannt, wie man den Zugang zur Eruption besser regeln kann, denn es sind wie immer Menschen unterwegs, die weder von Vulkanen eine Ahnung haben noch erfahrene Wanderer sind. Folglich kommt es zu Fehleinschätzungen und Menschen, die sich bei der 10 km langen Wanderung zum Vulkan verlaufen, verletzen oder überanstrengen. Gestern mussten die Rettungskräfte 7 Personen aus dem Gelände bergen. Die Einsatzkräfte kommen an ihr Limit, und die Regierung hat für Freitag eine Sondersitzung angekündigt, auf der diskutiert werden soll, wie man den Zugang zur Eruptionsstelle besser regeln kann. Es wurde in Aussicht gestellt, im Eiltempo weitere Ranger einzustellen und das Personal aufzustocken.

Das dritte Jahr infolge wird davor gewarnt, das neu entstandene Lavafeld zu betreten, da Lebensgefahr droht. In einem Mbl-Interview sagte der ICE-SAR-Sprecher Jón Þór Víglundsson, dass es klar sei, dass Wanderer, die auf dem Lavafeld in Schwierigkeiten geraten, nicht schnell gerettet werden könnten. Der einzige Weg sei ein Einsatz mit dem Rettungshubschrauber. Zu Fuß würden keine Rettungskräfte den Wanderern auf das Lavafeld folgen.