Erdbeben-News 25.03.23: Hawaii

Erdbeben Ml 4,2 erschüttert Vulkan Mauna Loa auf Hawaii

Datum 24.03.23 | Zeit: 03:04:00 UTC | 19.49 N ; 155.46 W | Tiefe: 14 km | Ml 4,2

Gestern ereignete sich auf Big Island Hawaii ein moderates Erdbeben der Lokal-Magnitude (Richterskala) 4,2. Das Hypozentrum befand sich in 14 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 24 km westlich des Ortes Volcano verortet. Schaut man auf die Erdbebenkarte, dann sieht man, dass sich das Beben am Nordostrift des weltgrößten Vulkans Mauna Loa ereignete. Es folgten mehr als 20 schwache Nachbeben. Die Daten stammen vom EMSC. Das USGS berechnete zuerst eine Magnitude von 4,1, stufte sie aber anschließend auf Ml 3,9 herab. Die Geowissenschaftler vom HVO schrieben in einem Statement, dass es sich bei dem Beben um ein tektonisches Ereignis an der Kaʻōiki-Verwerfungszone handelte und dass es nicht mit magmatischer Aktivität innerhalb des Mauna Loa zusammenhing. Es soll auch keinerlei Auswirkungen auf das Fördersystem des Nachbarvulkans Kilauea gehabt haben.

Am Kilauea wird weiterhin eine schwache bis moderate Bodenhebung infolge von Magmen-Inflation registriert und eine neue Eruption könnte ohne große Vorwarnungen beginnen. Für den Mauna Loa hält man das allerdings für unwahrscheinlich, da der Vulkan nicht so häufig ausbricht und erst im letzten Jahr Druck in einer Eruption abgebaut hat. Ich bin allerdings der Meinung, dass wir nicht wieder 38 Jahre warten müssen, bevor wir den nächsten Vulkanausbruch am Mauna Loa erleben werden.

In der Region der Kilauea-Gipfelcaldera werden täglich um die 50 schwache Erdbeben festgestellt. Die meisten Erschütterungen haben Magnituden im Mikroseismik-Bereich. Entlang des Ostrifts gibt es keine signifikanten Änderungen. Es ist vollkommen ungewiss, ob der Puu’O’o-Krater jemals wieder aktiv werden wird. Die Seismizität bei Pahala am unteren Südwestrift ist nicht mehr ganz so stark, wie es noch zum Jahresanfang der Fall war. Es sieht so aus, als wäre der Magmenzustrom in den unteren Magmenkörper geringer geworden.

Zusammenfassung:

  • Im Nordosten des Vulkans Mauna Loa gab es ein Erdbeben Ml 4,2 (Ml 3,9 laut USGS).
  • Es gab gut 20 Nachbeben.
  • Der tektonisch bedingte Erdstoß manifestierte sich an der Kaʻōiki-Verwerfungszone.

Vulkan Kilauea mit Lavasee am 15.01.23

Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Aktivität: Hawaiianisch

Lavaseen am Kilauea sind stabil

In den letzten Tagen veränderte sich die Lavasee-Aktivität im Halema’uma’u-Krater des Kilaueas praktisch nicht und die Situation kann als stabil betrachtet werden. Es brodeln weiterhin 2 Lavaseen im Krater: der kleinere befindet sich im Westteil des Kraters und kann als primärer Lavasee mit eigenständiger Zirkulation in einem Pitkrater angesehen werden. Er war bereits vor der Eruptionspause im Dezember aktiv. Der größere See wird vom HVO als aufgestauter Lavasee bezeichnet und hat eine Fläche von 12 Hektar. Das würde dann einer Fläche von 120.000 Quadratmetern entsprechen. Geht man von einem kreisrunden Lavasee aus, hat er einen Durchmesser von fast 400 m, was schon beachtlich ist und größer als man von den Aufnahmen her schätzen würde. Der Lavasee wird von einer kleinen Fontäne gespeist und müsste ohne Zirkulation eigentlich wachsen. Da er nur gelegentlich über die Ufer tritt, vermute ich einen Abfluss oder eben doch bereits eine Zirkulation.

Es gibt weiter Deflations-Inflations-Zyklen, wobei wir uns gerade in einer Deflationsphase befinden. Übergeordnet gibt es eine schwache Bodenhebung der Caldera infolge von Inflation. Der Schwefeldioxid-Ausstoß betrug am 9. Januar 3500 Tonnen. MIROVA misst eine thermische Anomalie mit 1500 MW Leistung. Gestern gab es rund 40 Erdbeben am Vulkan.

Neue Messkampagne am Kilauea geplant

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass das HVO im Sommer eine Messkampagne plant, während derer 1600 mobile Seismografen im Gipfelbereich des Vulkans installiert werden sollen. Sie fühlen dem Vulkan 3 Monate lang den Puls. Ziel ist es, schwachen vulkanotektonischen Erdbeben auf die Spur zu kommen, um mit ihrer Hilfe die Wege und Speicherorte des Magmas unter dem Kilauea genauer zu lokalisieren. Auslöser für diese Kampagne ist eine CalTech-Studie, die mit Hilfe künstlicher Intelligenz die Bebentätigkeit im Bereich von Pahala am unteren Südwestrift des Kilaueas untersuchte. Wie berichtet, fand man dabei heraus, dass die Erdbeben dort von Magmenbewegungen entlang des Mantelplumes stammen und identifizierte einen großen Magmenkörper, von dem aus sich die Schmelze in Richtung der beiden aktiven Vulkane Mauna Loa und Kilauea verteilt.

Lavasee Kilauea am 12.01.22

Lavaseen und Vollmond. © HVO

Lavasee im Kilauea ist kleiner geworden

Im Laufe der letzten Tage ist der neue Lavasee im Halema’uma’u-Krater der Kilauea-Gipfelcaldera kleiner geworden. Es gibt praktisch 2 Seen unterschiedlicher Größe. Beim Kleineren handelt es sich um den alten Lavasee, der bis zum Dezember über ein Jahr lang aktiv war und sich im Westen des Kraters befindet. Der größere Lavasee, der dabei ist sich zu etablieren, liegt im östlichen Bereich des Kraters. Auf der Livecam sieht er schön rund aus. Es lässt sich aber nicht sagen, ob es schon ein primärer Lavasee mit eigener Lava-Zirkulation ist, oder ob es sich noch um einen sekundären Lavasee handelt, der eigentlich aus einem mit Lava überfluteten Areal besteht, aus dem die Lava aus Förderschloten an der Oberfläche austritt. Damit es sich um einen primären Lavasee handeln kann, müsste inzwischen ein Krater im Krater entstanden sein. Die Lava quillt überwiegend aus einem Schlot aus und erzeugt an der Oberfläche einen Lavasprudel. Es bildeten sich die Erstarrungsmuster auf der Lava, wie sie für Lavaseen typisch ist. Dass ständig Lava sprudelt, das lavabedeckte Areal aber nicht größer wird, liegt die Vermutung nahe, dass es eine Zirkulation gibt. Das HVO schreibt aber noch von einem Gebiet, das von Lava bedeckt ist.

Es gibt weiterhin Deflations-Inflations-Zyklen. Aktuell befinden wir uns wieder in einer Inflationsphase. Betrachtet man den Chart der Bodendeformation, erkennt man einen übergeordneten Aufwärtstrend der Bodenhebung: Es steigt also mehr Lava aus der Tiefe auf, als im Krater eruptiert wird.

Der Schwefeldioxid-Ausstoß bleibt mit 3500 Tonnen am Tag hoch. MIROVA detektiert eine Wärmestrahlung mit einer Leistung von 1713 MW. Vor 2 Tagen war der Wert noch fast doppelt so hoch, was bestätigt, dass die Fläche glühender Lava kleiner geworden ist. Die Seismizität hat stabile Werte auf moderatem Niveau angenommen: täglich werden zwischen 35-40 Erschütterungen am Kilauea registriert. Der Tremor ist erhöht, es gibt also unterirdische Fluidbewegungen.

Der Lavasee zeigt sich auch auf Sentinel-Satellitenaufnahmen im Infrarotspektrum.

Vulkan Kilauea mit Lavasee am 07.01.22

Der neue Lavasee am Kilauea. Im Hintergrund erkennt man den Mauna Loa. © HVO/USGS

Lavasee im Halema’uma’u-Krater bleibt aktiv

Der Lavasee am Kilauea bleibt aktiv und es sieht nicht danach aus, als würde sich das in den nächsten Stunden ändern. Der Tremor ist weiterhin erhöht. Die Erdbeben haben aber nachgelassen und die Bodenhebung durch das schnell aufgestiegene Magma, die kurz vor der Eruption stattfand, baut sich allmählich ab: die Lava quillt aus mehreren Schloten im Bereich des Halema’uma’u-Kraters. Zur Stunde ist etwa der halbe Kraterboden mit frischer Lava bedeckt. Man erkennt auch, dass der kleine Lavasee wieder aktiv ist, der bis in den Dezember hinein für unsere Unterhaltung sorgte. Sehr wahrscheinlich wird sich bald die Aktivität wieder auf diese Region beschränken.

Leider wurde beim HVO die Kilauea-Livebebenkarte offline genommen, die die tägliche Bebenaktivität anzeigte. Es werden nur noch Wochen-, Monats- und Jahresübersichten angezeigt, anhand derer sich schlecht das tagesaktuelle Geschehen beobachten lässt. Im Zeitraum 08. Dezember bis 07. Januar wurden am Kilauea 2284 Erdbeben registriert. Auf der Karte erkennt man, dass sich ungewöhnlich viele Beben im Bereich der Gipfelcaldera ereigneten. Es gab aber auch eine große Anzahl an Beben am unteren Südwestrift beim Küstenort Pahala. Dort soll die Mantelplume münden, die die Vulkane Hawaiis mit Schmelze versorgt. Eine langgestreckte Erdbebenzone erkennt man auch an der unteren Südflanke des Vulkans. Diese Beben könnten durch den Scherprozess kommen, durch den sich die Flanke langsam abschiebt, ähnlich wie wir es vom Ätna kennen.

Betrachtet man die Bodendeformation genauer, erkennt man, dass ein großer Teil des Magmas eruptiert wurde, der kurz vor Eruptionsbeginn aufgestiegen ist. Der übergeordnete inflationäre Trend bleibt aber bestehen. Interessant ist, dass nun auch am Puu’O’o-Krater eine Bodenhebung gemessen wird. Noch ist es zu früh, um von einer dauerhaften Trendwende zu sprechen, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass die Schmelze wieder so hoch im Fördersystem des Gipfelkraters steht, dass die alten Wege reaktiviert werden, die das Ostrift mit Magma versorgen.

Neuer Vulkanausbruch am Kilauea auf Hawaii am 06.01.23

Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Aktivität: Hawaiianisch

Bildung eines neuen Lavasees im Halema’uma’u-Krater

Neue Aktivität im Halemaʻumaʻu Krater am Kilauea auf Hawaii. © HVO/USGS

Erst gestern Abend schrieb ich im Update zum Kilauea auf Hawaii, dass ich eher früher als spät neue Lavasee-Aktivität im Halema’uma’u-Krater erwarte, doch dass der neue Ausbruch dann nur 6 Stunden später beginnen sollte, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht. Erfreut entdeckte ich dann heute Morgen die neuen Nachrichten und Medien zur Aktivität: Um 16:33:00 Uhr Lokalzeit (02:33:00 UTC) setzte Tremor ein und eine Eruptionsspalte öffnete sich im Gipfelkrater des Vulkans. Sie förderte eine mehrere Zehner Meter hohe Lavafontäne, die schnell den Boden des Kraters mit Lava flutete. Die Lavafontäne war recht kurzlebig und wenn man jetzt die Livecam-Bilder betrachtet, erkennt man, dass die Lava relativ ruhig austritt und den Krater weiter auffüllt. An einigen Stellen sieht man Lavabubbles, die von kleinen Schloten unter der Lava zeugen. Der gesamte Boden des Halema’uma’u-Kraters ist mit glühender Lava bedeckt, auf der sich bereits Schollen einer Erstarrungshaut bilden. Davon ausgenommen ist die Stelle des alten Lavasees, der erhöht liegt und wie eine kleine Insel aus dem sekundären Lavasee herausragt. An der Stelle des alten Lavasees, der nur einen kleinen Teil des Kraterbodens einnahm, scheint sich jetzt wieder der primäre Lavasee zu bilden. Der permanente Magmen-Nachschub aus der Tiefe ist einfach zu groß, als dass der Vulkan längere Zeit ohne Überdruckventil auskommen würde.

Die Eruption begann nach einem sprunghaften Anstieg der Bodenhebung um gut 9 µrad, was ein beachtlicher Wert ist. Sie zeugt davon, dass ein Magmenkörper schnell aufgestiegen ist. Aus dem Histogramm zur Seismizität lässt sich ablesen, dass gestern 120 Erdbeben registriert wurden. Das HVO schreibt in seinem Bericht (der jetzt wahrscheinlich wieder täglich erscheinen wird), dass es mehrere kleinere Lavafontänen gab, die sich vor allem im Osten des Kraters manifestierten. Die zentral gelegene Hauptfontäne erzeugte Schübe, während derer die Lava bis zu 50 m hoch aufstieg. Innerhalb der ersten 3 Eruptionsstunden erreichte die frische Lava eine Mächtigkeit von 10 m.

Vulkan Kilauea am 05.01.23

Der Halema’uma’u Krater am 10. Dezember. © HVO

Erdbeben und Inflation am Kilauea

Nachdem die Mauna-Loa-Eruption im Dezember den Lavasee am Nachbarvulkan Kilauea abgewürgt hat, eruptiert gerade gar kein hawaiianischer Vulkan und alles scheint ruhig zu sein. Das gilt aber nur für eine oberflächliche Betrachtung: unter der Erde rumort es und am Kilauea steigt der Druck des Magma, das sich in einem Magmenkörper unter dem Halema’uma’u-Krater sammelt. Schaut man sich die Erdbeben-Statistiken an, so erkennt man, dass es in den letzten Tagen bis zu 100 Erdbeben am Kilauea gab.

Das HVO schreibt zu den Erdbeben in seinem am Dienstag veröffentlichten Wochenbericht, dass es am 30. Dezember und 2. Januar zu kleinen Schwarmbeben in der Kraterregion kam. Das stärkste Erdbeben der letzten Sequenz manifestierte sich nördlich des Kraters und hatte eine Magnitude von vier. Es werden weiterhin Deflation/Inflation-Ereignisse beobachtet, ganz so, wie es zu Zeiten mit einem aktiven Lavasee der Fall ist. Die Größe der Schwankungen ist aber nicht ganz so stark wie früher. Diese Ereignisse sind ein Indiz dafür, dass weiter Magma im Fördersystem zirkuliert. Darüber hinaus wird eine schwache Bodenhebung registriert, die seit Jahren anhält und von einem steten Magmenstrom im Untergrund zeugt, der die Magmenkörper anschwellen lässt. Seit Anfang Dezember hob sich der Boden im Bereich der Gipfelcaldera um ca. 5 cm. Seit Februar 2022 beträgt die Hebung 30 cm. Betrachtet man den Zeitraum seit der Leilani-Eruption im Jahr 2018, dann hob sich der Boden bereits um mehr als 120 Zentimeter. Ich rechne eher früher als später mit einer Wiederaufnahme der Lavaseetätigkeit im Halema’uma’u-Krater.

Anders sieht es mit der Aktivität am Ostrift aus. Nach einer Inflationsphase mit Bodenhebung bis zum Sommer 2021 hat sich der Trend umgekehrt und es wird Bodensenkung infolge von Deflation gemessen. Es sieht nicht so aus, als würde der Pu‘u‘ō‘ō-Krater in der nächsten Zeit wieder zum Leben erwachen. Doch zum Glück sind das alles nur Momentaufnahmen und Vulkane halten sich selten an das, was Menschen denken.

Studie zeigt Magmen-Transportwege unter Hawaii

Neue Studie identifiziert seismische Mantelschwellen als Knotenpunkte des Magmentransports unter Hawaii

Die Vulkane auf Hawaii zählen zu den am besten erforschten Feuerbergen der Welt. Dennoch sind ihre Geheimnisse noch nicht komplett entschlüsselt. Geowissenschaftler versuchen immer noch zu verstehen, wie der Magmentransport in größeren Tiefen funktioniert. Die beiden aktiven Vulkane Mauna Loa und Kilauea scheinen über ein gemeinsames Magmen-Transportsystem zu verfügen, was auch nicht weiter verwundert, werden sie doch von einem gemeinsamen Hotspot gespeist, der für die Entstehung aller Inseln Hawaiis verantwortlich ist. Der gängigen Theorie nach wandert die Ozeankruste über diese ortsstabile Mantelplume hinweg, wodurch eine vulkanische Inselkette entsteht. Aktiv sind immer nur die jüngsten Vulkane dieser Kette. Im Fall von Hawaii sind 3 Vulkane aktiv: Mauna Loa, Kilauea und der Kama’ehuakanaloa (früher Loihi) Seamount. Jetzt ist es Forschern gelungen, einem unterirdischen Magmen-Speicher- und Transportsystem ein Stück weit auf die Schliche zu kommen. Dabei half die Analyse eines ungewöhnlich intensiven Schwarmbebens, dass hier auf vulkane.net öfters im Fokus der Berichterstattung stand: die Rede ist von den Beben bei Pāhala, einem Küstenort auf der unteren Südflanke des Vulkans Kilauea.

Seit dem Ende der Leilani-Eruption im Jahr 2018, bei der es sich um die größte Eruption auf Hawaii seit 200 Jahren gehandelt hatte und es zum Kollaps der Gipfelcaldera kam, manifestierten sich in der Nähe von Pāhala fast 200.000 schwache Erdbeben. Diese Erdbeben analysierten die Forscher mit Hilfe von Deep-Learning-Algorithmen und konstruierten Computermodelle des Untergrunds. Bei den Erdbeben handelte es sich überwiegend um vulkanotektonische Erschütterungen und um langperiodische Erdbeben, die sich in Tiefen zwischen 36 und 51 km abspielten und damit bereits in einem Teil der Asthenosphäre lagen, der von den Wissenschaftlern der Studie dem oberen Erdmantel zugeordnet wurde. Tatsächlich soll die aktive Mantelplume des Hotspots bei Pāhala liegen.

Mithilfe der Erdbeben konnten die Wissenschaftler 2 seismische Hauptkörper unterscheiden. Der obere Komplex liegt in einer Tiefe von 36-43 km und wird überwiegend durch vulkanotektonische Erdbeben definiert. Der zweite Körper erstreckt sich in einer Tiefe von 45-51 km. In ihm finden hauptsächlich die langperiodischen Beben statt. Dort gibt es auch Tremorquellen, von denen man annimmt, dass sie von Magmenbewegungen im Mantelplume stammen. Im oberen Körper identifizierten die Forscher anhand der Erdbeben horizontale Platten, die jeweils von 500 m dicken Zonen getrennt sind, in denen es weniger Erdbeben gab. Einzelne Platten messen bis zu 6 km mal 5 km und haben eine Mächtigkeit von bis zu 300 m. Die Platten fallen in einem Winkel von 25 Grad nach Westen ein. Sie sind nicht alle wie Pfannekuchen übereinander gestapelt, sondern sind seitlich ein wenig versetzt, sodass sie sich über eine Fläche von 17 km erstrecken. Die Forscher bezeichnen diese Struktur als Mantelschwellen bzw. als Pāhala-Sill-Komplex. Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass dieser Mantelschwellenkomplex ein Knotenpunkt für den Magmatransport unter Hawaii ist und deuten außerdem auf eine weit verbreitete magmatische Konnektivität im Vulkansystem hin. Vom Pāhala-Sill-Komplex ausgehend konnten die Forscher weitere seismische Zonen verfolgen, entlang derer sich die Magmen zu den einzelnen Vulkanen verteilen. Das Prominenteste ist das 25 km lange Pāhala-Mauna Loa-Seismizitätsband, entlang dem ein unterirdischer Magmenstrom bis in einer Tiefe von 10 km verfolgt werden konnte, der ca. 20 km südlich des Mauna Loa-Gipfels in einen Magmenkörper mündet.

(Quelle: Science. Autoren der Studie: JOHN D. WILDING, WEIQIANG ZHU, ZACHARY E. ROSS, JENNIFER M. JACKSON)

Vulkan Mauna Loa am 12.12.22

Staat: USA | Lokation: 19.47, -155.59 | Aktivität: Hawaiianisch

Mauna Loa fährt weiter runter

Über das Wochenende hat die Aktivität des hawaiianischen Vulkans Mauna Loa weiter abgenommen. Die Lavafontänen-Tätigkeit ist zum Erliegen gekommen und es wird nur noch wenig Lava rein effusiv gefördert. Die Schmelze akkumulierte sich in dem Krater, der sich um die Eruptionsspalte gebildet hat und bildete zuletzt einen Lavapond. Einen oberflächlich fließenden Lavastrom gibt es scheinbar nicht mehr. Der Lavastrom ist zum Erliegen gekommen. Die Front näherte sich der Sattelstraße bis auf 2,8 km an. Am Samstag wurde noch von Rotglut und ein wenig Bewegung berichtet, doch es fehlte an Nachschub und der Lavakanal ist leer gelaufen. Auf der LiveCam sieht man aktuell noch rot illuminierte Dampfwolken über dem Krater aufsteigen, ganz aus ist der Vulkan also noch nicht. Theoretisch gesehen könnte es einen neuen Lavapuls in den nächsten Tagen geben, so wie wir es im letzten Jahr am isländischen Fagradalsfjall sahen, doch das ist kein typisches Verhalten für den Mauna Loa, sodass ich eigentlich damit nicht rechne.

Die geophysikalischen Parameter bestätigen den Rückgang der Aktivität. So wurde am Freitag ein starkes Abfallen des Schwefeldioxid-Ausstoßes auf 20.000 Tonnen am Tag beobachtet. Das Gleiche bei der Thermalstrahlung, die zuletzt noch eine Leistung von 105 MW hatte. Auch der Tremor schlief ein und ist nicht mehr nachweisbar. Was irritiert, ist, dass die Vulkanologen vom HVO weiterhin eine Bodenhebung registrieren, die mit Inflation magmatischer Fluide im Zusammenhang stehen könnte. Das geht aus dem letzten Update vom 11. Dezember hervor. Sie schrieb, dass man bei keiner der acht dokumentierten Eruptionen aus dem Mauna Loa-Nordwestrift eine erneute Aktivitätssteigerung beobachtet wurde, nachdem die Eruption so stark nachgelassen hatte, wie es jetzt der Fall ist. Aber man werde den Vulkan weiter genaustens beobachten. Die Alarmstufe würde auf „orange“ gesenkt.

Der Nachbarvulkan Kilauea hat seine Lavasee-Aktivität inzwischen komplett eingestellt, sodass keine Lava mehr im Halema’uma’u-Krater sichtbar ist. Hier ist der leicht deflationäre Trend der Vorwoche wieder in Inflation umgeschlagen. Wahrscheinlich pausiert die Eruption hier nur.

Eruption am Mauna Loa am 09.12.22

Staat: USA | Lokation: 19.47, -155.59 | Aktivität: Hawaiianisch

Vulkanausbruch am Mauna Loa schwächelt

Wenn man heute die Livecam betrachtet, stellt man fest, dass die Lavafontäne langsam zusammenklappt und deutlich an Höhe eingebüßt hat. Sie reicht nicht mehr über den Kraterrand hinaus und wird selten höher als 20-30 m. Gestern wurden noch die höchsten Fontänen seit Eruptionsbeginn beobachtet. Sie steigen teilweise mehr als 100 m auf. So ein Aufbäumen kurz vor dem Eruptionsende ist typisch, wobei es noch zu früh ist, das Ende des Ausbruchs zu postulieren. Dennoch zeigt auch der HVO-Bericht von heute Nacht, dass bereits gestern deutlich weniger Lava gefördert wurde, als es in den Tagen zuvor der Fall war. So kam die Lavafront 2,8 km vor der Sattelstraße praktisch zum Stillstand. Die aktuelle Front hatte sich deutlich zurückgezogen und befand sich in 4,4 km Entfernung zur Spalte. Diese Beobachtungen werden durch die Reduzierung der Thermalstrahlung bestätigt. Sie hatte heute Nacht noch eine Leistung von 3166 MW. Es wurde noch Tremor registriert, der von dem aufsteigenden Magma verursacht wurde. Bei der letzten Messung der Schwefeldioxid-Konzentration am 7. Dezember wurde ein Ausstoß von 130.000 Tonnen am Tag registriert. Es wurde vor VOG gewarnt.

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Interessant ist auch, dass die seit mehr als einem Jahr anhaltende Lavasee-Aktivität am benachbarten Vulkan Kilauea stark schwächelt und scheinbar ebenfalls zu einem Ende kommen könnte. Auf der Livecam erkennt man nur noch einen sehr kleinen Glutspot. Bodenhebung findet bereits seit einigen Tagen keine mehr statt. Kurz vor Eruptionsbeginn am Mauna Loa hatte diese bereits begonnen nachzulassen. Es scheint sich die Hypothese zu bestätigen, dass es Wechselwirkungen zwischen den beiden Vulkanen Mauna Loa und Kilauea gibt. Die Frage ist, wie nachhaltig diese sind. Wir wissen ja: Nach der Eruption ist vor der Eruption, die Frage ist nur, wie lange die Pause dauern wird.