Was machte Fagradalsfjall am Wochenende?

Er war Bier trinken und tanzen! Danach badete er in einer heißen Quelle, aß Geysirbrot und überlegte, wo er als nächstes Ausbrechen sollte.

Vulkan auf Island ist weiter aktiv

Der Fagradalsfjall auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel eruptiert weiter. Der Kraterwall hat sich bis auf eine Bresche geschlossen und die vergleichsweise kleinen Lavafontänen sind nicht mehr so gut sichtbar wie zuvor. Dadurch hat die Eruption einiges an Ästhetik eingebüßt. Subjektiv betrachtet hat die Lava-Förderrate nachgelassen. Die Lavaströme bewegen sich in Kraternähe und haben das Meradalir-Tal bis jetzt nicht verlassen. Gestern Morgen schwächelte der Vulkanausbruch stark und vor Ort rechnete man schon mit einer neuen Spaltenöffnung an anderer Stelle, so wie es sich im letzten Jahr mehrfach zutrug. Doch nach einer kurzen Pause berappelte sich der Vulkan wieder und setzte seine Aktivität an gleicher Stelle fort.

Die Vulkanologen stellten neue Szenarien auf: im schlimmsten Fall könnte die Lava das Tal verlassen und durch das Nachbartal in Richtung der südlichen Küstenstraße fließen. Diese könnte theoretisch innerhalb von 2 Wochen unter Lava verschwinden. Die Geoforscher wollen heute einen Observierungsflug vornehmen, um die aktuelle Förderrate abzuschätzen und zu gucken, wann das Meradalir-Tal voll ist. Die südliche Küstenstraße ist eine von 2 Hauptverbindungsadern, die die Reykjanes-Halbinsel mit der Hauptinsel verbinden. Die größere Küstenstraße im Norden ist Highway-artig ausgebaut und nicht in Reichweite der Lava.

Ansturm der Schaulustigen beschert Rekordbesuchszahlen

Die Touristen lassen sich von Gefahrenszenarien nicht stoppen und stürmten am Wochenende den Vulkan. Am Sonntag wurde ein neuer Rekord aufgestellt: 6,496 Menschen besuchten den Fagradalsfjall und verursachten ein Parkchaos. Der bisherige Besucherrekord wurde am 29. März letzten Jahres aufgestellt, als 6,032 Menschen den Vulkan besuchten. Diese Zahlen zeigen, dass bis jetzt gut 50.000 Menschen den Vulkanausbruch besucht haben können und nicht 500.000, wie es bereits in der letzten Woche geheißen hat. Vielleicht wurden in dieser Schätzung die Besucher vom letzten Jahr mit eingerechnet.

Während sich die meisten Leute vernünftig verhielten, betraten einige Personen das frische Lavafeld und brachten sich damit in Gefahr. Örtliche Behörden warnen davor, dass die Lava unter der Erstarrungskruste noch heiß ist und das man einbrechen könnte. Unter der obersten Lavaschicht werden sich in der Tat Hohlräume befinden, in die man stürzen könnte. Aufgrund der hohen Dichte der Lava können Menschen aber nicht in einem niedrigviskosen Lavastrom einsinken. Verbrennen kann man sich natürlich schon. Und der Kontakt mit heißen Gasen, die aus Öffnungen und Rissen im Lavafeld strömen, ist ebenfalls nicht empfehlenswert. Als Einer, der schon oft über frischer Lava gegangen ist, weiß ich, dass die realste Gefahr jene ist, dass sich die Schuhsohlen verabschieden. Wenn man schon meint, so etwas machen zu müssen, bedarf es höchster Konzentration und Achtsamkeit. Sobald die Füße heiß werden und es nach verbranntem Gummi stinkt wird es kritisch. Bei meinen ersten Gehversuchen am Fournaise -das war 1998- haben sich meine Sohlen verabschiedet und ich bin gerade noch so vom Lavastrom runter gekommen. Barfuß über einen heißen Aa-Lavastrom zu gehen macht bestimmt keinen Spaß! Wenig erbaulich dürfte es auch sein mit sohlenlosen Wanderstiefel zig Kilometer zum Wagen zurück zu latschen. Ich habe für solche Fälle oft Reparaturzeug dabei, mit denen sich abgelöste Sohlen provisorisch fixieren lassen. Aber ganz klar: besser lässt man solche Eskapaden und folgt den behördlichen Weisungen.

Fagradalsfjall-Meradalir: Livecams und Seismik 2022

Staat: Island | Koordinaten: 63.901, -22.272 | Aktivität: Intrusion

Die hier gezeigten Youtube-Livestreams vom Fagradalsfjall stammen von verschiedenen Anbietern auf Island. Überwiegend werden sie vom isländischen Fernsehsender RUV und den Zeitungen Mbl und Visir gestreamt. Nicht jeder Stream funktioniert ständig, ich versuche aber die Links aktuell zu halten. Weiter unten gibt es Livedaten zum Tremor und zur Seismik. Sobald verfügbar werde ich hier auch neue Grafiken zu anderen geophysikalischen Parametern posten. Hier ein Link zu einem Webcam-Anbieter, der aktuell einen Blick Richtung Vulkan zeigt.

LiveCam Fagradalsfjall – Litli-Hrútur

Livestream Fagradalsfjall. © MBL

Hier findet ihr einen Link zur Livecam Thorbjörn mit Blick auf Geothermalkraftwerk Svartsengi.

Live-Tremor am Fagradalsfjall

Tremor am Fagradalsfjall. © IMO
Tremor am Fagradalsfjall. © IMO

Seismik am Fagradalsfjall

Live-Seismogramm Fagradalsfjall. © IMO
Live-Seismogramm Fagradalsfjall. © IMO

Bodendeformation am Fagradalsfjall

Untere Grafik zeigt die Bodenhebung am Fagradalsfjall. Hier gibt es weitere Messstationen. © IMO

Karten und Daten zur Meradalir-Eruption am Fagradalsfjall auf Island


Lage der Eruptionsspalte im Meradalir-Tal im Norden des Fagradalsfjall. © Zivilschutz Island

Insar-Bild der Bodenhebung vor der Eruption. © IMO

Chronik der Eruption 2022

Der Vulkanausbruch  auf Island begann am 03. August 2022 gegen 13.15 Uhr. Bereits am Vortag kam es zu Moosbrand, der evtl. von einer kleineren Eruption ausgelöst wurde, die im Verborgenen ablief. Ort des Geschehens war das Meradalir-Tal am Vulkan Fagradalsfjall auf der Reykjanes-Halbinsel. Im Nachbartal Geldingadalir hatte es im Vorjahr einen Vulkanausbruch gegeben, der gut ein halbes Jahr dauerte.

Der Vulkanausbruch kündigte sich bereits Wochen vorher an. Besonders seit Mai 2022 kam es immer wieder zu Phasen mit starker Seismizität und Bodenhebungen auf Reykjanes. Betroffen waren zuerst andere Spaltensysteme. Die stärkste Bodenhebung gab es im Bereich Thorbjörn-Svartsengi. Dort intrudierte ein magmatischer Gang. Wenige Tage vor Eruptionsbeginn gab es eine neue Intrusion und starke Erdbeben. Die stärkste Erschütterung ereignete sich am 01. August und hatte eine Magnitude von 5,4.

Die Eruption begann mit der Öffnung einer Spalte, die sich schnell entwickelte. Die Längenangaben schwankten zwischen 250 und 500 m. In der Initialphase der Eruption wurden bis zu 32 Kubikmeter Lava pro Sekunde gefördert. Der Wert war gut 5 Mal so hoch, wie während der Startphase der Eruption von 2021. Damals steigerte sich der Lavaausstoß bis auf 12,4 Kubikmeter pro Sekunde. Bei der Eruption in 2022 verhielt es sich andersherum: die Förderrate halbierte sich bereits 2 Tage nach Eruptionsbeginn. Entsprechend verkleinerte sich der aktive Teil der Eruptionsspalte. Eine Woche nach Eruptionsbeginn begann sich sich ein Krater um die verbliebenen Förderschlote zu schließen. Ein Lavastrom floss in Richtung Osten und drohte den Pass zu überwinden, der ins Nachbartal führt. Von dort aus könnte die Lava die Küstenstraße erreichen, doch das ist ein langer Weg.

Am 19. August ließt die Eruption stark nach und zwei Tage später trat keine Lava mehr aus.

Weiterführende Links:

Die Nachrichten zu den Erdbeben findet ihr unter dem Tag Reykjanes. Wenn ihr die News zum Vulkan nachlesen wollt, werdet ihr unter Fagradalsfjall fündig. Eine Fotoreportage von 2021 gibt es ebenfalls.

Vulkan Fagradalsfjall am 08.August 22

  • Der Zugang zum Fagradalsfjall wurde vorübergehende gesperrt
  • Grund ist das schlechte Wetter
  • Es wurden pulsierende Lavafontänen beobachtet

Schließung des Zugangs zur Eruption am Fagradalsfjall

Die Eruption auf Island geht weiter, nun aber unter Ausschluss der Öffentlichkeit! Gestern Abend wurde vom Zivilschutz beschlossen, den Zugang zum Vulkan vorübergehend zu sperren. Grund war das anhaltende schlechte Wetter mit Nebel und winterlichen Bedingungen. Viele schlecht ausgerüstete Wanderer stolperten durch den Nebel. Darunter befand sich eine Familie mit 2 kleinen Kindern (5 und 6) die bereits auf dem Hinmarsche erschöpft waren und vom Vater getragen werden mussten. Ein Kind trug er in einer Sitzkiepe auf dem Rücken, das Andere vor der Brust, so dass er nicht mehr sehen konnte, wohin er trat. Besorgte Mitwanderer alarmierten die Rettungskräfte, die die Familie dann aus dem Gelände bargen. Nicht ohne Widerwillen des Vaters. Leder kommt es immer wieder zu solchen Szenen. Viele Menschen unterschätzen die Natur und überschätzen sich. Ein Vulkanausbruch ist kein Kinderspielplatz und auch, wenn ich immer für offenen Zugang von Vulkanen plädiere, sollte sich jeder der Gefahren und Risiken bewusst sein und Grenzen respektieren. Es ist eine Sache sich selbst in Gefahr zu bringen, eine völlig andere, Schutzbefohlene mit zunehmen. Kinder unter 10 Jahren haben meiner Meinung nach nichts in der Nähe eines Vulkanausbruchs zu suchen, besser ist es, wenn sie 12 oder 14 Jahre alt sind. Das minimiert natürlich nicht die Gefährlichkeit einer Eruption, aber Verständnis und körperliche Leistungsfähigkeit der Kinder werden größer. Klar ist auch, dass eine frühe Exposition mit giftigen Gasen besonders negative Folgen haben kann. Doch zurück zum Vulkan.

In unserer FB-Gruppe wurde ein Beitrag geteilt, nach dem ein Wanderer beschrieb, dass der Boden in 1 km Entfernung zur aktuellen Eruptionsstelle heiß sei und dass es zu Moosfeuern gekommen ist. Entsprechend gibt es Spekulationen, dass das Magma kurz unter der Oberfläche steht und dass es zu neuen Spaltenöffnungen abseits der aktuellen Eruptionsstelle kommen könnte. Tatsächlich verlagerte sich das Eruptionszentrum bei der Eruption im letzten Jahr mehrfach.

In Medienberichten ist zu lesen, dass die Lavafontänen gestern zu pulsieren begannen und zeitweise bis zu 100 m hoch waren. Auf der Livecam konnte ich solch hohe Fontänen nicht beobachten. Was deutlich höher geworden ist, ist der Kraterwall entlang des aktiven Teils der Eruptionsspalte. Die Seismizität ist rückläufig. Der Tremor relativ stabil, mit einer leicht abnehmenden Tendenz. Sie signalisiert aber nicht ein baldiges Eruptionsende.

Fagradalsfjall-Eruption geht am 06.08 weiter

Drohnenfoto der Eruptionsspalte. © mbl/Ágúst Óliver Erlings
  • Die Eruption am Fagradalsfjall hält an
  • Das Wetter bleibt in den nächsten Tagen schlecht
  • Viele Wanderer nicht richtig ausgerüstet

Der Vulkanausbruch auf Island geht bei schlechtem Wetter weiter

Der neue Vulkanausbruch auf Island geht auch heute weiter, allerdings gibt es auf den LiveCams seit gestern Nachmittag nicht viel zu sehen: das Wetter ist schlecht und die Prognosen der nächsten Tage lassen ahnen, dass es nur wenige Blicke auf die Eruptionsstelle im Meradalir-Tal zu sehen geben wird. Das lässt Raum für Spekulationen, ob sich die Eruption so entwickeln wird, wie es im letzten Jahr der Fall war. Falls ja, dann reduziert sich die Aktivität auf einen Schlot, um den sich ein neuer Krater nebst Schlackenkegel bilden wird. Im letzten Jahr wurden aus so einem Schlot zeitweise mehrere Hundert Meter hohe Lavafontäne gefördert.

Das Bild oben stammt aus einem Drohnenvideo, das vom Ágúst Óliver Erlings für mbl gefilmt wurde. Durchaus sehenswert! Solche Aufnahmen motivieren natürlich viele Schaulustige, sich auf den Weg zur Ausbruchsstelle zu machen. Mittlerweile wurde der Weg markiert und ist eine Weiterführung der Wanderroute A, die bereits im letzten Jahr zur Eruption im Geldingadalir angelegt wurde. Auch die Rute B kann man gehen, allerdings gibt es von ihrem Endpunkt aus nur einen Fernblick auf die Eruption.

Die Einsatzkräfte an der Eruptionsstelle klagen, dass viele Wanderer nicht ausreichend für die 17 km lange Wanderung ausgerüstet sind und sich einige Wanderer auch in schlechter physischer Verfassung befinden. Gutes Schuhwerk, Regenschutz, Taschenlampe und Wasser sind unabdingbar, wenn man sich auf den Weg macht. Wanderstöcke und Atemmaske sind empfehlenswert. Außerdem ist es gut, wenn man Verbandszeug und ggf. eine Elastikbinde dabei hat, um verstauchte Fußgelenke zu Versorgen.

Mitarbeiter des Rettungsteams Þorbjörn aus Grindavík berichteten, dass gestern gut 1000 Menschen die Eruptionsstelle besichtigten. Nacht um 3 Uhr waren noch ca. 80 Personen vor Ort. 3 Personen mussten von den Rettungskräften versorgt werden, da sie sich auf der Wanderung an den Beinen verletzt hatten. Trotzt markierten Pfad ist das Gelände rau.

Gewarnt wird auch vor Luftverschmutzung durch vulkanische Gase und Brandrauch, der von brennendem Moos ausgeht. Je nach Windrichtung kann sich die Gassituation schnell ändern. Auf der Seite von IMO gibt es entsprechende Windvorhersagen und Karten zur Luftverschmutzung.

Island: Neue Eruptionsphase auf Reykjanes?

Spalte und Lavafeld. © mbl/Á​rni Sæ­berg

Während der Vulkanausbruch im Meradalir-Tal am Vulkan Fagradalsfjall weiter geht, ist auf Island die Diskussion entbrannt, ob tatsächlich eine neue Eruptionsphase auf der Reykjanes-Halbinsel begonnen hat. Mit Eruptionsphase ist nun nicht der aktuelle Vulkanausbruch gemeint, sondern eine Abfolge zahlreicher Eruptionen, die sich in den nächsten Jahrzehnten, oder sogar Jahrhunderten auf der Halbinsel im Südwesten von Island zutragen könnte. Dabei kann nicht ausgeschlossen werden, dass es Eruptionen entlang unterschiedlicher Risssysteme gibt. Entsprechende Überlegungen gab es bereits nach dem Ausbruch im letzten Jahr, doch nun scheint die Wahrscheinlichkeit dafür größer geworden zu sein.

Flughafen im Norden wird ausgebaut

Die letzte Eruptionsphase auf Reykjanes ist 800 Jahre her. Sie ereignete sich im 13. Jahrhundert, genauer, zwischen den Jahren 1210 und 1240. Im Westen der Halbinsel kam es an 4 Stellen zu Eruptionen. Mindestens 6 Mal floss Lava bis ins Meer. Seitdem galt Reykjanes als relativ sicherer Hafen auf Island, weshalb hier eine Menge an relevanter Infrastruktur angesiedelt wurde. Die Inselhauptstadt Reykjavik -in der die meisten Isländer leben- liegt im Osten der Halbinsel. In ihrem mittleren Abschnitt gibt es das Geothermalkraftwerk Svartsengi, den Touristenmagneten Blaue Lagune und eine Aluminumhütte. Im Westen befindet sich der Internationale Flughafen von Keflavik. Um ihn macht man sich besondere Sorgen und man sucht nach einer Möglichkeit, einen 2. Flughafen mit internationaler Anbindung zu schaffen. Dafür kommen mehrere Kandidaten in frage. Die einfachste Lösung scheint zu sein, den Regionalflughafen Akureyri auszubauen. Tatsächlich hatte man im letzten Jahr bereits mit der Erweiterung des Flughafens begonnen, doch der Ausbau geriet ins Stocken, weil scheinbar das Geld ausgegangen ist. Jetzt versucht die isländische Regierung schnell Mittel aufzutreiben, um das neue Terminal nebst Vorfeld fertig zu stellen. Die deutsche Condor hate geplant, bereits im nächsten Jahr Flüge nach Nordisland aufzunehmen. Vielleicht entspannt sich dann die Fluglage auf Island, denn kurzfristig sind in der Saison praktisch keine bezahlbaren Flüge zu bekommen, was für Vulkanspotter eine ziemlich üble Angelegenheit ist.

Auf der Livecam am Fagradalsfjall erkennt man heute, dass sich die Spalte weiter geschlossen hat. Die Aktivität beschränkt sich auf den unteren Teil der Spalte, aus der an 3 stellen Lavafontänen aufsteigen. Sie sind inzwischen höher, als es zu Beginn der Eruption der Fall war. Nachdem der flach Boden des Meradalir-Tals schnell überflutet war und sich ein sekundärer Lavasee gebildet hatte, fließt die Lava nun in einem Strom ab.

Neues von der Fagradalsfjall-Eruption

  • Die Eruptionsspalte ist noch auf 135 m Länge aktiv
  • Es könnte sich ein Krater mit einem Lavasee bilden
  • Der Druck im Magmatischen Gang soll weiter zugenommen haben

Vulkanausbruch auf Island geht weiter

Die Eruption hält weiter an, allerdings ist der obere Part der Eruptionsspalte bereits verkrustet. Die Längenangaben variieren. In einem Bericht von mbl heißt es, dass die Eruptionsspalte ursprünglich 260 m lang war. Jetzt ist noch gut die Hälfte der Spalte aktiv und stößt Lava aus. Die Förderrate hat deutlich nachgelassen. Der Geowissenschaftler Ármann Höskuldsson geht davon aus, dass die Eruptionsstärke weiter abnimmt und sich in den nächsten 2 Tagen ein Krater bilden wird. Das geschieht für gewöhnlich am untersten Part einer Eruptionsspalte. Im Krater könnte sich ein Lavasee bilden.

Wie schon erwähnt, war die Initialphase der aktuellen Eruption bis zu 5 Mal stärker, als es während des Ausbruchs im Geldingadalir im vergangenen Jahr beobachtet wurde. Damals wurden zunächst ca. 5 Kubikmeter Lava pro Sekunde ausgestoßen, doch anstatt schwächer zu werden, steigerte sich der Lava-Ausstoß bis auf 15 Kubikmeter pro Sekunde. Außerdem war der initiale Riss damals deutlich kleiner. Man darf aber nicht vergessen, dass sich die Eruption im Laufe mehrere Tage entwickelte und dass sich in diesem Zeitraum mehrere Spalten gebildet hatten, wobei sich das Eruptionszentrum mehrfach verlagerte. Ob es sich bei der Eruption im Meradalir ähnlich verhalten wird ist ungewiss. Der isländische Geophysiker Páll Einarsson erklärte in einem Interview, dass der Druck im Magmatischen Gang weiter zunehmen würde, obwohl die Eruption bereits im Gang ist. Das würde darauf hindeuten, dass der Ausbruch länger anhalten könnte und eine ähnliche Entwicklung wie beim letzten Mal nimmt. Aber wir wissen ja: zuverlässige Prognosen über den Eruptionsverlauf lassen sich nicht abeggen. Auch die Dauer der Eruption lässt sich nicht wirklich vorhersagen, aber vielleicht treffen die Aussagen der beiden Geowissenschaftler einen Trend.

Der ungefähre Ort der Eruption wurde in einigen Modellen der letzten Tage tatsächlich ziemlich gut prognostiziert. Die neue Spalte liegt auf einer Linie mit früheren Eruptionen, wie die Kette der Hyaloklastit-Hügel zeigt. Sie entstanden bei Vulkanausbrüchen unter dem Eis. Auffällig ist, dass sie alle ähnlich groß sind, was auf ähnlich starke Eruptionen schließen lässt. Vor der Eruption im letzten Jahr ruhte der Vulkanismus auf der Reykjanes-Halbinsel für mehr als 800 Jahre. Nun scheint es eine neue Eruptionsphase zu geben, während derer man in den nächsten Jahrzehnten mit frequenten Eruptionen rechnen muss. Vielleicht sollten sich Volcanoholics da eine Ferienhütte auf Island einrichten?!

Gestern Abend gerieten die ersten Schaulustigen auf ihrer Wanderung zum Vulkan bereits in Schwierigkeiten und mussten von den Einsatzkräften versorgt werden. Vom Parkplatz aus ist es ein 17 km langer Marsch zur Spalte und wieder zurück zum Auto. Er führt bergauf und bergab und kann schon an die Kondition gehen.

Fagradalsfjall-Meradalir Eruption am 04.08.22

Die Eruption im Meradalir geht weiter

Staat: Island | Koordinaten: 63.903, -22.273 | Eruption: Hawaiianisch

Der Vulkanausbruch auf Island geht weiter und hat sich bislang nicht wesentlich abgeschwächt. Nach ersten Angaben betrug der Lava-Ausstoß gestern ca. 30 Kubikmeter pro Sekunde und förderte ein Vielfaches an Lava, wie es in der Initialphase der Eruption vom letzten Jahr der Fall war. Das intrudierte Magmenvolumen wird auf 50 Millionen Kubikmeter geschätzt. In den Medien ist von einem 300-500 m langen Riss zu lesen, der sich im Nordwesten des Fagradalsfjall öffnete.. Ein guter Teil des Talbodens ist bereits mit Lava bedeckt. Im großen und ganzen ähnelt der Vulkanausbruch jenem vom letzten Jahr und eine Gefährdung für Infrastruktur besteht bislang nicht. Modellrechnungen haben ergeben, dass das auch nicht im Eruptionsverlauf der Fall sein soll. In den Modellrechnungen wurde davon ausgegangen, dass der Vulkanausbruch 200 Tage anhält. Das würde voraussetzten, dass auch diesmal das Magma direkt aus einer Quelle im Erdmantel aufsteigt und nicht nur der Magmatische Gang leerläuft. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass die Eruption ähnlich abläuft wie der letzte Ausbruch, so kann es immer noch Überraschungen geben und es könnten sich z.B. Spalten an anderen Lokalitäten öffnen die weniger günstig liegen.

Der Zivilschutz hat Bevölkerung und Touristen dazu aufgerufen der Eruption vorerst fern zu bleiben, verzichtete allerdings auf Absperrungen. Zunächst wollte man die Situation abklären und Wanderrouten markieren. Doch der Aufruf verhallte scheinbar ungehört, denn es machten sich Tausende Schaulustige auf den 17 km langen Weg zur Eruptionsstelle. Dort besteht eine starke Verschmutzung der Luft durch vulkanische Gase und dem Rauch von brennenden Moos. Es wurde auch darauf hingewiesen, die Drohnenflugvorschriften zu beachten. Dazu zählt, dass Drohnen nicht höher als 120 m fliegen dürfen und in Sichtweiter des Betreibers bleiben müssen. Es wurde gewarnt, dass bei sich widerholenden Verstößen das Fliegen mit Drohnen für alle verboten werden würde.

Island: Bodenverformung auf Reykjanes bestätigt

Neues Interferogramm zeigt signifikante Bodendeformation auf Reykjanes

Schneller als erwartet, wurde heute ein neues INSAR-Bild der isländischen Reykjanes-Halbinsel veröffentlicht. Es zeigt die Bodenverformung im Erdbebengebiet zwischen dem 20. Juli und dem 1. August. Ein Farbringdurchgang von hellblau nach rot, zeigt eine Bodendeformation gut 3 cm an. Im zugehörigen Text von IMO heißt es, dass es eine Bodenverschiebung von 16 cm in nordwestlicher Richtung gegeben hat. Das hört sich für mich nach horizontalem Versatz an, den man ja auch bereits mit Hilfe der GPS-Messungen erkannt hat. Normalerweise zeigen INSAR-Bilder aber Höhenänderungen an, so dass es wohl heißen müsste, dass sich der Boden in nordwestlicher Richtung um 16 cm anhob. 16 cm Inflation sind allerdings beachtlich, so dass das Eruptionsrisiko bereits als hoch eingestuft werden kann. Dem widersprechen bis jetzt die automatisch erhobenen GPS-Daten, die bestenfalls eine Bodensenkung zeigen. Sie bestätigen eine horizontale Verschiebung, bzw. Weitung des Bodens entlang des Magmatischen Gangs am Fagradalsfjall, aber auch an einigen anderen Messtationen. Eine horizontale Verschiebung bei gleichzeitiger Bodensenkung spricht aber nicht unbedingt für einen magmatischen Prozess, es sei denn, Magma migriert horizontal, ohne aufzusteigen. Ich vertraue da momentan ehr den INSAR-Aufnahmen. Auf jeden Fall bleibt es spannend auf Island und ich bleibe für Euch am Ball.

Der Erdbebenschwarm hat im Tagesverlauf übrigens etwas nachgelassen. Das bezieht sich sowohl auf die gesamte Anzahl der Erdbeben, als auch auf die Anzahl der Erdbeben mit Magnitude größer als 3.
Es gab auch ein Erdbeben M 3,7 unter Grimsvötn. Außerdem wurde eine Reihe schwächerer Erdbeben detektiert, so dass IMO betonte, dass der Alarmstatus des Vulkans wieder auf „gelb“ gesetzt wurde. Eine Eruption scheint an mehreren Orten auf Island möglich zu sein. Ich rechne allerdings nicht mit einem kurzfristigen Ausbruch unter dem Vatnajökull.

Schwarmbeben unter Reykjanes am 01.08.22

Erdbebenaktivität unter Reykjanes weiter stark

Datum: 01.08.22 | Zeit: 17:47:59 UTC | Lokation: 63.851 ; -22.389 | Tiefe: 1,9 km | Mb 5,4

Nachdem es gestern Abend einige Verwirrungen um das starke Erdbeben Mb 5,4 gegeben hatte, fasse ich die Geschehnisse der letzten Stunden hier noch einmal zusammen.

Das Schwarmbeben, das am Samstagvormittag begonnen hat, hält weiter an und hat nichts an Kraft eingebüßt. Es gibt unterschiedliche Darstellungen, was die Anzahl der Erdbeben anbelangt. In den Tabellen des IMO werden bis jetzt 3172 Erschütterungen angezeigt. 99 Erdbeben hatten Magnituden ab 3. Laut einem IMO-Statement wurden sogar mehr als 5,500 Erdbeben registriert. Damit liegt das Schwarmbeben im Spitzenbereich aller vergleichbaren Ereignisse, über die ich auf Island bislang berichten durfte. Das bislang stärkste Erdbeben des Schwarms manifestierte sich gestern Nachmittag, um 17:47:59 UCT. Es hatte eine Magnitude von 5,4. Der Erdbebenherd lag in 1,9 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 3.0 km ost-nord-östlich von Grindavík lokalisiert.

Der Erdstoß war in weiten Teilen Südwestislands zu spüren gewesen. Es liegen Wahrnehmungsberichte von der Snæfellsnes-Halbinsel vor. In Reykjavik klirrte das Geschirr in den Schränken. In Grindavik selbst wurde eine Wasserleitung beschädigt. Gut möglich, dass es auch Gebäudeschäden gab. Gegenstände fielen aus den Regalen der Geschäfte.

Automatisches System versagte

Das automatische System der Erdbebenerfassung versagte und es war eine Reihe von Korrekturen nötig, bis die Endgültigen Werte feststanden. Zwischenzeitlich kam es zu einigen Fehlermeldungen, die auch Erdbeben mit Magnituden größer 3 an verschiedenen Orten Islands anzeigten. Darunter befand sich ein vermeintliches Beben M 4,4 unter der Katla. Diese Beben hat es nicht gegeben. Dafür gab es nachts mehrere Erdbeben im 4er-Bereich, die sich im  Westen der Reykjanes-Halbinsel austobten.

Magmatische Aktivität unter Fagradalsfjall

Es scheint außer Frage zu stehen, dass der Erdbebenschwarm durch Magmenintrusion im Bereich des Fagradalsfjall-Vulkans ausgelöst wurde. Dadurch änderte sich das Spannungsfeld und es wurden Erdbeben in benachbarten Störungssystemen ausgelöst. Inwieweit es zu Bodenhebungen durch die Magmenintrusion kommt, ist bis jetzt nicht klar. Die Anzeige der automatischen GPS-Messungen wurde ausgesetzt. Wir müssen uns wahrscheinlich gedulden, bis die IMO Wissenschaftler mit neuen verifizierten Daten rausrücken. Bereits seit Jahresanfang hatte es signifikante Bodenhebungen in einem System gegeben, dass gut 10 km westlich vom Fagradalsfjall liegt. Ähnlich verhielt es sich vor der Fagradalsfjall-Eruption im letzten Jahr. Scheinbar hat sich nun die magmatische Aktivität wieder zum Fagradalsfjall verlagert und das Risiko eines bevorstehenden Vulkanausbruchs wächst deutlich. Auf der Livecam konnte man am Fagradalsfjall-Kegel Steinschläge beobachten und es kam zu Dampfentwicklungen an der Kegelbasis.

Update: Es gibt wieder GPS-Messwerte. Diese zeigen keine Bodenhebung, sondern horizontale Verschiebungen in NNW-SSE Richtung. Der größte Versatz wurde bislang an der Station GONH (Fagradalsfjall) festgestellt. Er beträgt 3,5 cm. Tatsächlich kam es dort auch zu einer Absenkung des Bodens. Eine These ist, dass es zur Seitwärtsmigration eines Magmatischen Gangs gekommen ist.