Erdbeben am Herdubreid könnten Askja-Eruption vorausgehen

Der kleine Viti Kratersee in der Askja-Caldera. © Marc Szeglat

Erdbeben am Herdubreid halten an

Heute ging der Erdbebenschwarm nördlich von Herdubreid auf Island weiter. Er hat sich zwar etwas abgeschwächt, aber dennoch gibt es viele schwache Beben. In den letzten 48 Stunden wurden 631 Erschütterungen in die Tabellen von IMO aufgenommen. 12 Erschütterungen hatten Magnituden zwischen 2 und 3. In den Tabellen werden nicht alle erfassten Erdbeben angezeigt, sodass die tatsächliche Zahl der Beben höher sein dürfte. Es handelt sich schon um ein bemerkenswertes Schwarmbeben, reicht aber noch nicht ganz an die heftigen Erdbebenschwärme heran, die wir in den letzten Jahren z.B. am Fagradalsfjall, Bardarbunga, oder Eyjafjallajökull Tage vor den Eruptionen sahen. Bei massiven Bodenhebungen infolge von Magmenaufstieg zur Oberfläche streuen die Erdbeben meistens über einen größeren Bereich, als wir es momentan am Herdubreid sehen. Trotzdem ist die Frage berechtigt, ob das Schwarmbeben mit Magmenintrusion zusammenhängt und vielleicht sogar einen Vulkanausbruch ankündigt.

Kündigt das Schwarmbeben einen Ausbruch der Askja an?

Der isländische Vulkanologe Ármann Höskuldsson meinte in einem Interview mit dem isländischen Fernsehsender RUV, dass das Schwarmbeben bemerkenswert ist und möglicherweise andeutet, dass der Zentralvulkan Askja für eine Eruption bereit ist. Herdubreid liegt in Sichtweite der Askja (die Distanz beträgt 24 km), die ihre Finger weit ausstreckt: sie reichen bis in das Gebiet um den Wasserfall Dettifoss, der gut 90 km nördlich der Askja liegt. Der isländische Wissenschaftler sprach weiter davon, dass sich unter der Askja eine erhebliche Menge Magma angesammelt hat. Ich kann mir 2 Methoden vorstellen, wie Bodenhebung und Inflation an der Askja die Erdbeben am Herdubreid auslösen: entweder migriert ein magmatischer Gang vom Magmenkörper unter der Askja zum Herdubreid, oder der Magmenkörper ändert das Spannungsfeld im größeren Umkreis der Askja, so dass tektonische Störungszonen aktiviert werden. Auf jeden Fall startete der Prozess der Magmen-Akkumulation in dem Gebiet bereits im Jahr 2012. Mit jedem Schub frischen Magmas steigert sich die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs, wobei sich eine Eruption am Herdubreid selbst nicht ausschließen lässt. Ob der nächste Ausbruch an der Askja explosiv, oder effusiv sein wird, lässt sich nicht prognostizieren. Der Vulkan erzeugte in der Vergangenheit sowohl große Lavafelder, als auch mächtige Aschewolken.

Erdbebenaktivität im Wochenrückblick

IMO veröffentlichte heute auch die Zusammenfassung der Erdbebentätigkeit im Beobachtungszeitraum 17-23 Oktober. Es wurden insgesamt rund 2520 Erdbeben registriert, was deutlich mehr als in der Vorwoche ist, als ca. 900 Erdbeben festgestellt wurden. Das stärkste Erdbeben war das Beben am Herdubreid mit Mb 4,1. Dort gab es auch das intensivste Schwarmbeben. Viele Beben gab es ebenfalls bei Grimsey und Reykjanes. Am Grímsvötn wurden 20 Erdbeben und am Vulkan Hekla 5 Beben registriert.

Erdbeben-News 24.10.22: Island

Der Schwerpunkt meiner Erdbeben-Berichterstattung liegt heute wieder auf Island. Es gab aber auch interessante Erdbeben in anderen Regionen. Dazu zählt ein Erdbeben Mb 5,1 im nördlichen Peru und ein Erdstoß Mb 3,9 in Frankreich.

Island: Drei grüne Sterne

  • Mb 4,1 unter Herdubreid
  • Mb 3,6 unter der Katla
  • Mb 3,0 nahe Fagradalsfjall

Wer sich die Shakemap von Island heute anschaut, dem fallen sofort 3 grüne Sterne an unterschiedlichen Lokalitäten ins Auge. Grüne Sterne markieren Erdbeben mit Magnituden ab 3. Hier liegt üblicherweise die Schwelle für die Wahrnehmbarkeit von Erdbeben, was auf Island aber nicht zwangsläufig heißt, dass diese Erdbeben auch wahrgenommen werden, da ja nicht überall Menschen wohnen. Über das stärkste Erdbeben Mb 4,1 habe ich gestern bereits berichtet: es manifestierte sich am Herdubreid, wo der Erdbebenschwarm mittlerweile mehr als 1000 Erschütterungen umfasst. Laut IMO war das Beben M 4,1 die stärkste Erschütterung am Herdubreid, seitdem die Beben erfasst werden. Auch die Experten fragen sich, was dort los ist und ob nicht ein magmatischer Gang intrudiert? In der Gegend gibt es kein öffentlich zugängiges GPS-Netzwerk, dass die Bodenhebung misst. Sehr wahrscheinlich muss man dort erst etwas installieren, oder INSAR-Daten abwarten, um eine mögliche Bodenhebung festzustellen.

Ein weiteres Sternchen sehen wir heute auf dem Gletscher Myrdalsjökull. Dahinter verbirgt sich ein Erdstoß Mb 3,6, der sich in nur 100 m Tiefe unter der Katla-Caldera ereignete. Oft werden solche flach liegende Erdbeben Eisbruch zugeordnet. Zu bedenken gilt aber, dass die Tiefe von Erdbebenherden normalerweise unter dem Meeresspiegel angegeben wird, so dass hinter dem Erdstoß auch eine andere Ursache als Eisbruch stecken könnte. Zudem wurden im Erfassungsgebiet des Myrdalsjökull 14 weitere Beben festgestellt. Bereits in der letzten Woche wurde vermutet, dass hinter der gesteigerten Bebentätigkeit unter dem Gletscher ein sich anbahnender Gletscherlauf stecken könnte, doch bisher ist er ausgeblieben. So ist nicht auszuschließen, dass die Beben im Zusammenhang mit aufsteigendem Magma stehen.

Das Dritte Sternchen sehen wir auf der Reykjanes-Halbinsel leuchten. Dahinter steckt ein Erdbeben Mb 3,0. Das Hypozentrum lag 6,2 km tief. Das Epizentrum wurde 4,2 km westlich vom Fagradalsfjall ausgemacht. Damit liegt es in der Ebene auf dem Weg zum Thorbjörn-Vulkan und der Blauen Lagune und nicht weit von Grindavik entfernt. In de Region gibt es tektonische Spalten, die durch Magmen-Akkumulation aktiviert werden könnten.

Kurzum, auf Island gibt es mehrere Baustellen die seismisch aktiv sind und wo die Beben mit dem Vulkanismus assoziiert sein könnten. Es bleibt spannend!


Weitere Meldungen:

Chile: Erdbeben Mb 5,1

Im Norden von Peru ereignete sich ein Erdbeben der Magnitude 5,1. Das Hypozentrum lag in der großen Tiefe von 123 km. Das Epizentrum wurde 59 km östlich von Juanjuí verortet.


Frankreich: Erdbeben Mb 3,9

An der Küste der Bretagne manifestierte sich ein Erdbeben Mb 3,9. Der Erdbebenherd lag 10 km tief. Das Epizentrum befand sich 9 km westlich von Auray. Beim EMSC gab es 2 Wahrnehmungsmeldungen.

Island: Erdbeben Mb 4,1 am Herdubreid

Erdbeben Mb 4,1 erschüttern den Tafelvulkan Herdubreid

Datum: 22.10.22 | Zeit: 23:11:01 UTC | Lokation: 65.21 ;  -16.36 | Tiefe: 7,8 km | Mb 4,1

Seit Tagen ist die Erdbebentätigkeit unter Island erhöht. So gibt es mehrere Bebenspots entlang der Hauptstörungszonen, auf denen sich auch die großen Zentralvulkane Islands befinden, unter denen es ebenfalls vermehrt bebt. Daher ist es unklar, inwieweit die Erdbeben tektonisch bedingt sind und welche der Erdbeben möglicherweise mit dem Vulkanismus zusammenhängen.

Gestern Abend manifestierte sich um 23:11:01 Uhr ein Erdbeben der Magnitude 4,1 beim Herdubreid. Das Hypozentrum lag fast 8 km tief. Das Epizentrum wurde 4,1 km nördlich des Tafelvulkans lokalisiert. Der Erdstoß konnte in der nordisländischen Stadt Akureyri gespürt werden. Zwei weitere Beben hatten Magnituden im 3er-Bereich. Die Beben waren Teil eines Schwarms, der bislang aus 375 Erschütterungen besteht, die in den IMO-Tabellen aufgeführt werden. Auf der Seite von IMO ist von mehr als 600 automatisch erfassten Erdbeben die Rede.

Herdubreid in monogenetisch und entstand unter dem Eis

Herdubreid war in den letzten Jahren immer wieder Schauplatz von Schwarmbeben und man vermutete dass sie durch eine Magmen-Akkumulation verursacht wurden. Der Tafelvulkan entstand während der Eiszeit unter der Gletscherbedeckung, wodurch die abgeflachte Form zustande kam. Der Krater liegt auf einer 200 m hohen Anhöhe im Süden des Plateaus. Forscher vermuten, dass dieser Teil des Vulkans während der letzten Eruptionen über dem Eis lag. Sie gehen auch davon aus, dass der Vulkan in nur einer einzigen Eruptionsphase entstand, er also monogenetisch ist. Somit ist ein neuer Ausbruch des Herdubreids unwahrscheinlich, es könnten aber Eruptionen in seiner Nähe entstehen. Während die bis zu 1000 m hohen Hänge überwiegend aus Palagonit bestehen, ist das Material des oberen Teils des Vulkans basaltischer Herkunft. Bei Palagonit handelt es sich um ein vulkanisches Glas, dass ebenfalls aus basaltischer Lava besteht, sich aber aufgrund der schnelle Abkühlung unter Wasser, bzw. Eis gebildet haben muss.

In der nordischen Mythologie gilt Herdubreid als Sitz des Donnergottes Thor. Der Tafelvulkan gehört zum System des Zentralvulkans Askja, der seit letztem Jahr durch Inflation auffällt und möglicherweise dabei ist, sich auf eine Eruption vorzubereiten.

Weitere Erdbeben gab es an der Tjörnes-Fracture-Zone. Hier wurden innerhalb von 48 Stunden 82 Erschütterungen registriert. Die Bebentätigkeit ist ebenfalls im Süden von Island erhöht.

Neue Spalte beim Grimsvötn am 22.10.22

Spalte im Eis des Vatnajökulls liegt am Grimsfjall nahe Grimsvötn

Seit einigen Tagen steht der isländische Gletscher-Vulkan im Fokus meiner Berichterstattung, da sich dort mehrere schwache Erdbeben ereigneten und es zu einem Gletscherlauf kam. Nun meldet der Zivilschutz von Island, dass sich im Eis nahe des Thermalgebiets Grimsfjall eine Spalte geöffnet hat. Aus ihr strömt Dampf und es sieht aus, als wäre sie von der Wärme der Fumarolen in das Eis geschmolzen worden. Grimsfjall ist ein Thermalgebiet, dass mit dem Vulkan Grimsvötn zusammenhängt. Es liegt also die Vermutung nahe, dass sich die Wärmeleistung der Fumarolen verstärkt hat, was ein weiteres Indiz dafür sein könnte, dass sich Grimsvötn auf eine Eruption vorbereitet. Dafür spricht auch die anhaltende Bebentätigkeit unter dem Vulkan. Doch noch ist es nicht sicher, dass sich eine Eruption ereignen wird, der Grimsvötn könnte sich auch wieder beruhigen, obwohl eine Eruption statistisch überfällig ist.

Warnung vor Gletscherfahrten zum Grimsvötn

Der isländische Zivilschutz warnt nun weniger vor einem möglichen Vulkanausbruch, sondern davor, dass die Spalte vergleichsweise groß ist und auch eine Gefahr für große Jeeps darstellt, die zum Grimsfjall/Grimsvötn fahren. Für solche Gletscherfahrten bedarf es eines besonders ausgerüsteten Jeeps. Normalerweise werden die Reifen der überdimensionierten Räder mit Spezialkleber an die Felgen geklebt, so dass man mit ganz geringem Luftdruck fahren kann, damit die Räder eine große Auflagefläche haben. Zudem braucht man ein sehr genaues GPS Gerät, damit man auch bei schlechter Sicht sicher navigieren kann. Bei den meisten Jeeps für Gletscherfahrten handelt es sich um besonders große Fahrzeuge mit Seilwinde. Zudem sollte man immer mit 2 Fahrzeugen fahren, damit man sich im Notfall gegenseitig helfen kann. Es kommt immer wieder vor, dass Jeeps in Gletscherspalten hängen bleiben. In so einem Fall benötigt man nicht nur eine Seilwinde sondern Nerven aus Stahl.

Erdbebentätigkeit auf Island bleibt hoch

Viele Erdbeben unter Island

Island liegt auf der Spreizungszone des Mittelatlantischen Rückens und zählt daher zu den Bebenspots der Erde. Hinzu kommt ein ausgeprägter Vulkanismus, der seine Ursache nicht nur in der Divergenz der Erdkrustenplatten findet, sondern zusätzlich von einem Hotspot (Mantelplume) gespeist wird. Daher sind die Erdbeben auf Island teils tektonischen Ursprungs, zum Teil aber auch vulkanisch-bedingt. Zwar unterscheiden sich vulkanotektonische Erdbeben in ihrer Frequenz von tektonischen Erschütterungen, dennoch ist es auch für den Seismologen nicht einfach diese immer zu unterscheiden. So ist die Ursache für die zahlreichen Erdbeben unter Island nicht immer klar.

Aktuell registrierte IMO 262 Erdbeben innerhalb von 48 Stunden, die sich überwiegend entlang bekannter Störungszonen manifestierten, die im Zusammenhang mit dem Mittelatlantischen Rücken stehen, der durch Island verläuft. Besonders prominent ist ein Schwarmbeben bei Grimsey vor der Küste von Nordisland. Bei der involvierten Störungszone handelt es sich um die Tjörnes-Fracture-Zone. Weitere Erschütterungen ereigneten sich auf der Reykjanes-Halbinsel und im Süden von Island. Die Beben dort liegen entlang der South-Iceland-Seismic-Zone (SISZ). Sie ist das südliche Pendant zur Tjörnes-Fracture-Zone (TFZ). Bei beiden Störungszonen handelt es sich um Transformstörungen, an denen der Mittelatlantische Rücken um gut 100 km nach Osten versetzt wird. Während es sich bei der SISZ um eine sinistrale (linkshändige) Blattverschiebung handelt, versetzt die TFZ nach rechts (dextral). Es wird angenommen, dass der Mantelplume unter Island durch seine Aufwölbung für den Versatz des Mittelatlantischen Rückens mitverantwortlich ist. Entlang des Mantelplume steigt Schmelze aus dem Erdmantel auf. Sein Zentrum wird unter dem Grimsvötn-Bardarbunga-System des Vatnajökulls vermutet. So ereignete sich 2014 am Bardarbunga die mächtigste Eruption auf Island seit Jahrhunderten. In den letzten Tagen gibt es unter dem Grimsvötn vermehrt Erdbeben, von denen auch die benachbarte Askja heimgesucht wird.

Bodenverformung der Vulkane

Von Mai bis Anfang Oktober gab es am Grimsvötn eine Bodenhebung von 8 cm. Im Monatsverlauf reduzierte sie sich um 3 cm. An der Askja wurden an einigen Messstationen seit August letzten Jahres bis zu 40 cm Bodenhebung festgestellt. Leider ist die Kommunikation zu den Anlagen Anfang des Monats ausgefallen. Unter der Katla (Myrdalsjökull) gibt es auch noch Seismizität. Nur an der Messstation AUST ist eine nennenswerte Bodenhebung von 6 cm festzustellen. Allerdings gilt hier die Einschränkung, dass die Bodenhebung gerade die Absenkung kompensiert, die dort im April gemessen wurde, so dass Netto nichts übrig bleibt. Die Situation unter Katla würde ich als unklar einstufen, während die Anzeichen weiterhin dafür sprechen, dass Grimsvötn und Askja für eine Eruption bereit sein könnten.

Island mit Schwarmbeben am 17.10.22

Neues Schwarmbeben am Reykjanes-Ridge

Datum: 16.10.22 | Zeit: 22:11:56 UTC | Lokation: 63.60 ; -23.61 | Tiefe: 13.8 km | Mb 4,4

Gestern Abend begann ein neuer Erdbebenschwarm vor der Südwestküste der Reykjanes-Halbinsel. Die Beben begannen um 20:32 Uhr und dauerten bis heute Morgen an. Innerhalb von 48 Stunden registrierte IMO in der Region 201 Erschütterungen. 20 Erdbeben hatten Magnituden ab 3. Das stärkste Erdbeben brachte es auf Mb 4,4 und hatte einen Erdbebenherd in 15,5 km Tiefe. Die Beben sind wahrscheinlich tektonischer Art, könnten aber indirekt von aufsteigendem Magma getriggert worden sein. Mit ähnlichen Schwarmbeben vor der Küste begannen in den letzten Jahren häufig Inflationsphasen, die sich dann in nordwestlicher Richtung verlagerten. Isländische Vulkanologen sind sich einig, dass unter Reykjanes eine neue magmatische Aktivitätsphase begonnen hat. So werden wir in den nächsten Jahren sehr wahrscheinlich weitere Eruptionen auf der Halbinsel sehen. Aber Vulkanausbrüche können sich auf Island auch woanders ereignen. Aktuell gibt es 2 Beispiele gesteigerter Unruhe, die im Zusammenhang mit den Gletschervulkanen Katla und Grimsvötn stehen.

Gletscherläufe an Grimsvötn und Katla verursachen Erdbeben

Bei den Phänomenen handelt es sich um Gletscherläufe, die durch die Geothermie unter den Eisbedeckungen der Vulkane zustande kommen. Bei einem Gletscherlauf fließt Schmelzwasser ab, dass sich unter dem Eis ansammelt. Da sich die Eisdecke um mehrere 10er Meter senkt, entstehen durch Eisbruch oberflächennahe Erdbeben. Der Gletscherlauf unter dem Grimsvötn (Vatnajökull) erreichte gestern Mittag seinen Höhepunkt und die Pegel am Fluss Gígjukvíslar fallen wieder. Zum Höhepunkt des Gletscherlaufs wurde ein Wasserfluss von 500 Kubikmeter pro Sekunde erreicht. Es handelte sich um einen kleinen Gletscherlauf, der keinen Schaden anrichtete und auch das Flussbett nicht verließ. Brücken und Straßen wurden nicht überflutet. Die Gletscherläufe am Grimsvötn stehen im Verdacht, dass sie Ausbrüche des Vulkans triggern können, wenn es durch das abfließende Wasser zur Druckentlastung kommt. Besonders starke Gletscherläufe entstehen hingegen, wenn das Schmelzwasser aus den beiden subglazialen Seen nicht vor einer Eruption abläuft, sondern während oder nach einem Vulkanausbruch, weil sich dann besonders viel Schmelzwasser ansammeln kann.

Ein ähnlicher Vorgang könnte sich nun unter dem Gletscher Myrdalsjökull anbahnen. Dort gab es gestern eine Bebensequenz unter der eisbedeckten Katla-Caldera. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 3,8 (vnet berichtete). Gestern Abend veröffentlichte der isländische Zivilschutz dann eine Meldung, dass die Beben im Zusammenhang mit einem beginnenden Gletscherlauf gestanden haben könnten. Grund für die Annahme liefern die Epizentren der Beben, die sich in der Nähe subglazialer Geothermalgebiete ereigneten, in denen sich auch gerne Schmelzwasser sammelt. Zudem lagen die Erschütterungen sehr flach und könnten mit Eisbruch im Zusammenhang stehen. Die Wissenschaftler beobachten den Gletschervulkan genaustens und messen Pegel und Leitfähigkeit des Flusses Múlakvísl. Vorsorglich wurde bereits der Zugang zu Gletscherhöhlen gesperrt. In einem Interview betont IMO-Wissenschaftlerin Kristín Jónsdóttir, dass man nicht genau wisse, ob sich nicht sogar ein Vulkanausbruch ankündigen könnte.

Für Aufregung in den Sozialen Medien führten auch LiveCam Beobachtungen vom Myrdalsjökull: es war eine dunkle Wolke zu sehen gewesen, die scheinbar vom Nordwestrand der Caldera aufstieg. Sie war über Stunden ortsstabil und wies im Zeitraffer Ähnlichkeiten mit einer Eruptionswolke auf. Doch offenbar handelte es sich um ein meteorologisches Phänomen.

Erdbeben News 16.10.22: Pazifik Mw 6,3

Heute Nachmittag manifestierten sich 2 interessante Erdbeben: Im Pazifik bebte es mit Mw 6,3. Auf Island rüttelte es unter dem Gletschervulkan Katla.

Starkes Erdbeben Mw 6,3 im Pazifik

Datum: 16.10.22 | Zeit: 12:48:22 UTC | Lokation: 4.32 N ; 87.66 W | Tiefe: 11 km | Mw 6,3

Ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,3 erschütterte heute Nachmittag den Pazifik. Das Epizentrum lag zwischen Mittelamerika und den Galapagos-Inseln und wurde 738 km südlich von San José (Costa Rica) verortet. Die Tiefe des Erdbebenherds wird mit 11 km angegeben. Die Daten stammen vom EMSC und könnten noch korrigiert werden.


Island: Erdbeben M 3,8 unter der Katla

Datum: 16.10.22 | Zeit: 11:50:36 UTC | Lokation: 63.63 ; -19.07 | Tiefe: 0,1 km | Mb 3,8

Der isländische Gletschervulkan Katla (Myrdalsjökull) wurde von 3 Erdbeben mit Magnitude ab 3 erschüttert. Das stärkere Beben hatte eine Magnitude von 3,8 und ein Epizentrum in 0,1 km Tiefe. Die beiden schwächeren Beben brachte es auf M 3,0. Insgesamt detektierte IMO im Bereich der Katla 20 Erschütterungen innerhalb von 48 Stunden. Bereits vor Jahren vermutete man, dass der Vulkan für eine Eruption bereit ist. Auch statistisch gesehen ist ein Ausbruch überfällig. Doch Vulkane scheren sich nicht sonderlich viel um Statistiken und die Meinung von Vulkanologen und machen oft ihr eigenes Ding.

Erdbeben auf Island am 14.10.22

Die Anzahl von Erdbeben unter Island hat seit dem letzten Update deutlich zugenommen: in den letzten 2 Tagen ereigneten sich 282 Erschütterungen unter Island. Gestern gab es unter der Tjörnes-Fracture-Zone gleich 2 Erdbeben mit Magnitude über 3.

Erdbeben Mb 3,5 bei Grimsey

Datum: 13.10.22 | Zeit: 01:07:44 UTC | Lokation: 66.42 ; -17.41 | Tiefe: 7,4 km | Mb 3,5

Das stärkste Erdbeben an der TFZ hatte eine Magnitude von 3,5 und ein Hypozentrum in 10 km Tiefe. Das Epizentrum lag 29.3 km östlich von Grímsey. An der Tjörnes-Fracture-Zone manifestierten sich insgesamt 169 Erschütterungen innerhalb von 48 Stunden. Die Beben sind eine Fortsetzung der Aktivität vom letzten Monat.

Weitere Erdbeben gab es im Bereich des Vatnajökulls. Dort bebte es im bekannten Beobachtungszeitraum 53 Mal. Die Beben konzentrierten sich auf die Askja, den Herdubreid und Grimsvötn. Die Beben hier könnten im Zusammenhang mit dem Gletscherlauf stehen, der immer noch unterwegs ist aber wohl recht bescheiden ausfällt. Die Subsidenz der Eisdecke über den ablaufenden Gletschersee beträgt 15 m.

Natürlich bebte es auch im Bereich der Reykjanes-Halbinsel. Hier wurden 46 Beben festgestellt. Einige manifestierten sich 3-4 km östlich von Grindavik und damit nicht weit entfernt vom Fagradalsfjall-Vulkan. Dieser ist allerdings ruhig.

Ursache von Erdbeben auf Island

Island erhebt sich über dem Mittelozeanischen Rücken des Nordatlantiks und damit auf der kontinentalen Naht zwischen Europa und Nordamerika. Die Insel ist praktisch zweigeteilt. Betrachtet man die Situation von Norden aus, dann trifft die divergente Störungszone in Nordisland westlich der Tjörnes-Fracture-Zone auf Land und verläuft in südöstlicher Richtung. Der Verlauf des Rückens wird von den bedeutendsten Zentralvulkanen Islands markiert. Im Bereich von Grimsvötn spaltet sich die Störungszone in 2 Arme. Der eine verläuft zunächst in Ost-West-Richtung und schwenkt im Bereich des Langjökull-Gletscher wieder in die Hauptrichtung des Mittelatlantischen Rückens und verläuft wieder parallel zum anderen Arm, der den Myrdalsjökull mit der Krafla passiert und dann im Süden der Insel wieder in den Atlantik abtaucht. Vor der Küste gibt es eine letzte vulkanische Manifestation in Form der Westmännerinseln. Der andere Arm zieht durch die Reykjanes-Halbinsel und taucht an deren Südwestspitze ebenfalls wieder in die Tiefen des Ozeans ab. Die meisten Erdbeben und Vulkanausbrüche ereignen sich entlang dieser Störungszonen. Es lässt sich nicht immer eindeutig differenzieren, ob Erdbeben auf Island nun tektonischen Ursprungs sind, oder ob sie von Magmenbewegungen ausgelöst werden.

Atlantischer Hurrikan verursachet Naturkatastrophen

Längst ist es kein Geheimnis mehr, dass wir weltweit immer heftigere Extremwetterereignisse erleben. Hier die neusten Entwicklungen aus dem atlantischen Raum.

Hurrikane im Atlantik

Nicht nur im Pazifik geht es stürmisch zu, sondern auch im Atlantik. Gerade baut sich in der Karibik Hurrikan Ian zusammen. Berechnungen zeigen, dass er am Dienstag Kuba erreichen wird und dann Richtung Florida weiterzieht. Er entwickelt sich zu einem Hurrikan der Kategorie 3. Die Bewohner der Gefahrenzonen werden aufgerufen, entsprechende Vorbereitungen zu treffen, denn es werden starke Zerstörungen erwartet.

In Kanada und auf Island trafen Ausläufer des ehemaligen Hurrikans Fiona ein, der in der Vorwoche noch die Karibik verwüstete und sich eigentlich abgeschwächt hatte. Doch auch er gewann über dem offenen Wasser wieder an Fahrt und traf am Wochenende die Ostküste Kanadas. Teils mit verheerenden Folgen, denn auch hier wurden starke Überschwemmungen angerichtet, Erdrutsche ausgelöst und Infrastruktur zerstört. Es wurden starke Windböen mit Geschwindigkeiten von bis zu 138 km/h gemessen. Damit wäre Fiona eigentlich ein Hurrikan der Kategorie 1. Eigentlich, weil Fiona ihren Status als Hurrikan verlor, als sie über dem Nordatlantik kalte Luftmassen anzapfte. Damit war sie nur noch ein außertropisches Sturmtief und per Definition kein Hurrikan mehr. Die kalten Luftmassen des Jetstreams verstärkten den Sturm weiter.

Fiona wütet und zerstört also weiter. Besonders hart traf es die Provinzen Neufundland und Labrador, aber auch Nova Scotia. Hausdächer wurden abgedeckt, Bäume und Strommasten knickten um, was fatale Folgen für die Stromversorgung von gut 400.000 Haushalte hatte: fast dreiviertel der Bewohner der Region waren ohne Strom. Entlang der Küste kam es zu Sturmfluten. Ganze Häuser wurden ins Meer gespült.

Bürgermeister Brian Button, sagte in einem CBC- Interview, dass seine Stadt Channel-Port aux Basques ein Bild der totalen Verwüstung biete. Im Wortlaut hieß es :“Das Ganze ist größer und schlimmer geworden, als wir es uns vorgestellt haben.“

Sturm auf Island

Fionas Finger reichen weit und verursachen selbst auf Island einen ausgewachsenen Sturm. Für das ganze Land gibt es Sturmwarnungen. Erstmalig wurde die „rote Warnstufe“ für den Nordosten der Insel ausgerufen. Bei Höfn peitschen heftigste Winde über die Küste. Die Ringstraße wurde gesperrt. Es wurden Windgeschwindigkeiten von mehr als 160 km/h erwartet.

Bei meinem ersten Islandaufenthalt Anfang der 1990iger Jahre, wurde ich genau dort von einem ähnlich starken Sturm erwischt, der sich auch aus den Ausläufern eines karibischen Hurrikans entwickelte. Damals harrte ich tapfer im Zelt aus, welches ich auf einem Sportplatz am Stadtrand aufschlug. Es hielt den Böen tatsächlich stand. Allerdings waren sie „nur“ bis zu 120 km/h schnell.