Island: Lavastrom überwindet Damm

Lavastrom überwindet Damm nördlich von Grindavik – Noch keine neue Bedrohungslag in der Stadt





Obwohl man auf den Livecams nicht viel Aktivität am Krater auf der Sundhnukar-Spalte sieht, fließt unterirdisch mehr Lava, als man es meinen könnte. Einer dieser unterirdisch fließenden Lavaströme erreichte heute den Damm L12, der nördlich von Grindavik liegt und die Stadt vor Lava schützen soll. Klammheimlich hatte die Lava das Lavafeld immer weiter anwachsen lassen, bis es so mächtig war, wie der Damm hoch. Heute kam es dann zu einem Durchbruch der Lava an der Front auf Höhe der Deichkrone der Befestigungsanlage und überfloss diese. Doch der Lavavorstoß ist noch relativ klein und es besteht augenblicklich keine Gefahr, dass die Lava die Stadt erreicht.

Lovísa Mjöll Guðmundsdóttir, Naturgefahrenexpertin beim Isländischen Meteorologischen Amt, bestätigt dies in einem Interview mit einer Nachrichtenagentur. Sie sagt, dass die Angelegenheit in den Händen des Aktionskomitees in der Region liege und dass die Situation genau überwacht werde.

Laut Lovísa brodelt der Krater immer noch und die Situation ist weitgehend unverändert. Es besteht jedoch mehr Unsicherheit über die Zukunft, da die Bodenhebung trotz des anhaltenden Ausbruchs stetig zunimmt. So ein Phänomen wurde bis jetzt noch an keinem isländischen Vulkan beobachtet und stellt die Forscher vor einem Rätsel.

„Es besteht die Möglichkeit, dass sich ein Spalt ohne große seismische Aktivität öffnen könnte“, sagt Lovísa und fordert die Menschen dringend auf, nicht zum Ausbruchszentrum zu gehen.

Bodenhebung bei anhaltender Eruption gibt Forschern Rätsel auf

Ähnlich äußerte sich heute der bekannte Geophysiker Páll Einarsson in einem RUV-Interview. Er meinte, dass sich bei anhaltender Eruption der Boden so stark hebt, sei sehr ungewöhnlich. „Wenn der Druck in der Kammer, die ihn versorgt, zunimmt, würde man erwarten, dass die Eruption allmählich zunimmt, aber das ist nicht der Fall.“ Damit geht eine große Unsicherheit einher und die Forscher müssen ihr Modell des Magmenkörpers und des Fördersystems überdenken. „Das haben wir noch nie gesehen, weder bei den aktuellen Unruhen auf der Reykjanes-Halbinsel noch als Krafla solch ähnliche Rhythmen zeigte“, meinte der Geophysiker weiter. Ähnlich wie Lovísa hält es auch Páll für wahrscheinlich, dass sich bald etwas am Vulkan tun wird, und warnt Schaulustige eindringlich davor, sich dem Gebiet zu nähern.

Tofua: Thermische Anomalie deutet auf Ausbruch hin

Vulkan Tofua zeigt Wärmeanomalie – Vulkanausbruch in Tonga wahrscheinlich

Tofua ist ein 515 m hoher Inselvulkan im Südsee-Archipel von Tonga. Seit zwei Tagen zeigt MIROVA eine Thermalstrahlung an, die eine Leistung von bis zu 229 MW aufweist. Schaut man sich bei Copernicus die aktuellen Sentinel-Aufnahmen an, dann erkennt man im Infrarotspektrum eine ausgeprägte thermische Anomalie in einem Krater am Nordrand der fünf Kilometer durchmessenden Caldera. Im normalen Lichtspektrum sticht eine Dampfwolke hervor, die auch geringe Mengen Vulkanasche zu enthalten scheint. Es gibt also einen Vulkanausbruch, der eine geringe explosive Komponente aufweist. Wahrscheinlich steht im Krater des Intracalderakegels Lofia eine größere Menge Lava in Form eines zähen Lavastroms, der sich über dem flachen Boden des Kraters verteilt. Darüber hinaus kann es strombolianische Explosionen geben. Visuelle Bestätigungen des Geschehens stehen aus. Tofua gilt als unbewohnt und wird nur gelegentlich von einer Handvoll Männern besucht, die auf der Insel Kava anbauen.

Die Caldera des Inselvulkans beherbergt einen Kratersee, der etwa zwei Drittel der Caldera einnimmt. Im nördlichen Teil der Caldera gibt es drei pyroklastische Kegel, von denen der Lofia der aktivste ist. Seit dem 18. Jahrhundert wurden 12 Eruptionen bestätigt, wobei aufgrund der Abgeschiedenheit der Insel nicht alle Eruptionen registriert worden sein müssen. Mehrere Ausbrüche waren explosiver Natur und brachten einen VEI 2 zustande. Die aktuelle Eruption wird zu einer Phase gerechnet, die im Jahr 2015 begann.

Der Tofua eruptiert überwiegend Andesitlava. Es kommen aber auch Andesitische Basalte und Dazite vor, die extrem zähflüssig sind und im Allgemeinen oft explosiv gefördert werden oder Dome bilden.

Von besonderem Interesse ist, dass Tofua zum Ha’apai-Archipel gehört, das in den letzten Monaten durch die folgenschwere Eruption des Hunga Tonga-Hunga Ha’apai bekannt geworden ist. Hier scheint es also Potenzial für weitere Aktivität zu geben.

Island: Bodenhebung wird kritisch

Bodenhebung hält an und erreicht kritisches Niveau – Eruption auf Island könnte sich verstärken

Auf Island dauert der Vulkanausbruch auch nach 40 Tagen weiter an. Laut einem neuen Bericht der IMO bleibt die Eruption auf einem ähnlichen Niveau wie am 5. April. Oberflächlich betrachtet fließt nur ein kurzer Lavastrom, doch die Schmelze verschwindet in Lavaröhren und verteilt sich in größerer Entfernung vom aktiven Kegel. Sein Kraterrand ist so hoch geworden, dass nur selten größere Mengen glühender Tephra über ihn hinaus spritzen. Der Tremor, der seit einigen Tagen eine leicht fallende Tendenz zeigte, hat sich stabilisiert.

Heute gab es erneut eine verstärkte Bebentätigkeit auf Reykjanes, von der vor allem die Gegend der Eruptionsspalte Sundhnúkar betroffen war, aber auch benachbarte Spaltensysteme blieben nicht verschont. Die Erdbeben stehen im Zusammenhang mit der anhaltenden Bodenhebung bei Svartsengi, die von den IMO-Wissenschaftlern als konstant bezeichnet wird. Seit Beginn des Ausbruchs am 16. März haben sich erneut 10 Millionen Kubikmeter Magma im Reservoir angesammelt, was Anlass zur Besorgnis gibt: Bisherige Ereignisse traten bei einem Volumen von 8 bis 13 Millionen Kubikmetern Magma auf. Bei diesen Ereignissen handelte es sich entweder um Intrusionen magmatischer Gänge, die mit Erdbeben und Rissbildungen einhergingen, oder es kam zur Öffnung von langen Eruptionsspalten. Am naheliegendsten scheint es zu sein, dass sich die aktuelle Eruption signifikant verstärken wird, wenn ein neuer Magmaschub aus dem Reservoir seinen finalen Aufstieg beginnt. Das kann mit einer sehr kurzen Vorwarnzeit einhergehen oder sogar gänzlich ohne Vorwarnung erfolgen. Daher kann ein Aufenthalt in Vulkannähe gefährlich sein. Es können neue Eruptionsspalten entstehen, die schnell fließende Lavaströme generieren, die im Extremfall Vulkanwanderer vom Rückweg abschneiden können. Eine andere Möglichkeit sind sich schnell entwickelnde Lavafontänen aus dem aktuell aktiven Krater, die mehrere Hundert Meter hoch werden können und glühende Tephra weit auswerfen. Theoretisch könnte sich auch eine Eruptionsspalte in einem anderen Gebiet von Svartsengi öffnen oder ein Gang in Richtung Grindavik ausbreiten.

Die Vulkanologen warnen auch vor Gasverschmutzung im Falle einer Eruptionsverstärkung bei Sundhnúkar. Vulkanwanderer könnten sich schnell in einer Gaswolke wiederfinden, aus der es kein Entrinnen gibt.



Kilauea: Erdbeben im oberen Ostrift

Erdbebenaktivität durch Magmenbewegungen am Kilauea – Auch Ostrift betroffen

Der Vulkan Kīlauea ist weiterhin Schauplatz einer erhöhten Seismizität, die aller Wahrscheinlichkeit nach von Magmenbewegungen im Untergrund hervorgerufen wird. Gestern hatte es wieder mehr als 120 Beben gegeben. Eine Eruption gibt es bislang allerdings noch nicht.

Die Erdbeben häufen sich wieder südlich der Gipfelcaldera, wo sich die Erdbeben in einer Tiefe von 1 bis 4 Kilometer häufen. Erschütterungen gab es auch direkt unter der Caldera, hier lagen die Erdbebenherde in Tiefen von bis zu 10 Kilometern. Was neu ist, sind die flach liegenden Erdbeben unterhalb der oberen Ostriftzone. Einige Erschütterungen wurden auch unter dem Südwestrift detektiert. Besonders die Beben im Ostrift sind von besonderem Interesse, da hier der Puʻuʻōʻō-Krater liegt, der zwischen 1983 und 2018 für die Lavaströme verantwortlich war, die an der 12 Kilometer entfernten Küste ins Meer liefen. Seit der große Leilani-Eruption in 2018 ist dieser Krater still. Der Magmenspiegel im Reservoir unter dem Vulkan ist wohl zu tief abgefallen, um diese Region des Vulkans noch mit schmelze zu versorgen. ein Umstand, der sich bei anhaltender Inflation vielleicht wieder ändern könnte. Doch mit Ausnahme der aktuellen Beben im oberen Ostrift gibt es keine Hinweise auf eine Reaktivierung des Puʻuʻōʻō-Kraters: Die Schwefeldioxid-Emissionen sind sehr gering und liegen unter der Nachweisgrenze. Daten zur Bodendeformation wurden nicht veröffentlicht. Als es im letzten Jahr noch Onlinedaten gab, war ein rückläufiger Trend zu beobachten gewesen. das traf aber nur auf den Puʻuʻōʻō zu, denn im Bereich der Gipfelcaldera hebt sich der Boden weiter.

Analyse des Erdbebenschwarms vom Freitag

Dsa HVo veröffentlichte auch eine neue Analyse des letzten Erdbebenschwarms vom Freitagabend: Er hatte eine starke Niederfrequenzkomponente, die auf eine Bewegung von Magma innerhalb des Gipfelsystems hindeutete. Diese Aktivität scheint tiefer gewesen zu sein als die normale Aktivität, die den jüngsten Gipfelausbrüchen vorausging. Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, ob diese erneute Aktivität in naher Zukunft zu einem Ausbruch führen wird – oder ob sie einfach unter der Erde bleiben wird. Ein Ausbruch in der Gipfelregion des Kīlaueas, innerhalb des Hawaii National Park und abseits der Infrastruktur, ist jedoch eine mögliche Folge.

Stromboli mit frequenten Eruptionen am 25. April

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Strombolianisch

Liparischer Inselvulkan Stromboli war gestern in guter Form

Der Vulkan Stromboli bildet eine Vulkaninsel im Tyrrhenischen Meer, nördlich von Sizilien. Sein Gipfel überragt den Meeresspiegel um 924 m und vom Meeresboden gemessen ist Stromboli fast 3000 m hoch. Es handelt sich also nicht um einen kleinen Vulkan, sondern um den zweithöchsten Feuerberg des kontinentalen Europas. Das Besondere an diesem Vulkan ist aber nicht seine Größe, sondern seine permanent anhaltende Aktivität aus seinem Krater. Dieser liegt unterhalb des Gipfels und bildete sich auf eine abgescherte Vulkanflanke, die vor einigen Jahrtausenden ins Meer krachte und einen Tsunami auslöste, der durch das Mittelmeer zog. Sollte sich so ein Ereignis heute wiederholen, wäre die Katastrophe perfekt! Kein Wunder also, dass der Vulkan unter permanenter Beobachtung der Vulkanologen des INGV steht und besonders gut überwacht wird.

Das war aber nicht immer so, denn bis zu einer Flankeneruption im Dezember 2002 galt der Vulkan als harmlos und wurde nur rudimentär beobachtet. Dafür konnten sich Touristen bis zu dieser Zeit frei auf dem Vulkan bewegen, was heute allerdings nicht mehr möglich ist. Nun brachte das INGV vorgestern ein neues Wochenbulletin heraus, das dem Stromboli eine durchschnittliche Aktivität attestiert, so wie es lange Jahre Standard war. Doch auch in diesen strombolianischen Aktivitätsphasen gibt es Schwankungen, und unser Vereinsmitglied Wolfgang beobachtete den Stromboli gestern über einen längeren Zeitraum hinweg via LiveCam und empfand den Vulkan als äußerst lebhaft. Alle paar Minuten gab es eine explosive Eruption, die glühende Tephra bis zu 100 Meter hoch in die Luft schleuderte.

Das Florentiner Institut LGS meldete das überdurchschnittlich häufige Auftreten von VLP-Erdbeben und Explosionen, die als schwach bis moderat beschrieben werden. Der Tremor erreichte gestern eine kleine Spitze die bis in den Orangenen Bereich ragte, während er sich in den letzten Wochen eher am unteren Ende des mittleren Bereichs bewegte. Auch sonst verhält sich der Vulkan, wie man es gerne sieht: normal. Dennoch bleibt das Aufstiegsverbot natürlich bestehen und es gibt keinen Grund zur Hoffnung, dass es je wieder gelockert wird.

Von Bürokraten und Restaurantbesitzern auf Stromboli

Diese Annahme wird von einer eMail eines Strombolikenners gefestigt, die mich vor zwei Wochen erreichte. Thomas Bretscher meinte, dass hinter den rigorosen Verboten auf Stromboli auch die politische Absicht der Liparischen Kommunalverwaltung steckt, den Strombolianern (und auch den Bewohnern von Vulcano) ihre wirtschaftlichen Grundlagen zu nehmen, um sie zur Übersiedlung auf die Hauptinsel Lipari zu bewegen. Jede Vorschrift wird am strengsten Ende des möglichen Spektrums ausgelegt.

So geht man auch massiv gegen den Betreiber des Restaurants L’Osservatorio vor, der letztes Jahr in Eigeninitiative angefangen hatte, den von Regenfällen beschädigten Weg zum Punta Labronzo zu reparieren. Wer Stromboli kennt, weiß den Ort zu schätzen, denn hier kann man auf einer Terrasse bei Pizza, Pasta und Wein sitzen und die Eruptionen oben am Krater beobachten.

Als ich mit Manfred im letzten Frühjahr auf Stromboli war, habe ich mich über den neuen betonierten Weg gewundert, den man angefangen hatte zu bauen und der auf mehreren Hundert Metern Länge bereits fertiggestellt war. Der Weg war teilweise bereits mit Basaltfliesen gefliest, die sicherlich ein kleines Vermögen gekostet hatten. Als ich im Herbst mit Leroy zusammen zum L’Osservatorio stiefelte, war dieser Weg rückgebaut, was mich doch sehr erstaunte. Ich vermute, dass er Naturschutzauflagen nicht erfüllte. Die Kommune klagte gegen den Betreiber des Restaurants am Punta Labronzo und beantragte seine Schließung, da wohl nicht alle Bauvorschriften im Bereich des Restaurants eingehalten worden waren.




Nun soll das Gericht gegen ihn entschieden haben und das Restaurant muss bis auf Weiteres geschlossen bleiben. Ein weiterer Schlag gegen die strombolianische Tourismusbranche, gegen die wohl mit aller Härte vorgegangen wird!

Paradoxerweise soll die Filmfirma, die vor 2 Jahren durch Brandstiftung im Schilfgürtel eine Naturkatastrophe auslöste, wodurch erst die extrem starke Erosion durch den Starkregen zustande kam, die letztendlich die Schäden verursachte, die der Restaurantbesitzer und andere Strombolianer versuchten zu beheben, noch keinen Euro Entschädigung geleistet haben. Hier laufen noch Prozesse.

Island: Bodenhebung lässt Eruptionsrisiko ansteigen

Der Vulkanausbruch geht weiter – Bodenhebung verstärkt Risiko einer weiteren Eruption

Der Vulkanausbruch auf Island geht auf vergleichsweise niedrigem Niveau weiter. Gegenüber den letzten Tagen scheint sich am aktiven Krater auf der Sundhnukar-Kraterreihe nicht viel geändert zu haben. Man sieht noch Lava über den immer höher anwachsenden Kraterrand spritzen und Lava fließt aus einer Öffnung an seiner Basis. Der Lavastrom bewegt sich nur langsam und scheint temporär oberflächlich abzukühlen, doch die Schmelze bewegt sich unterirdisch weiter und lässt das Lavafeld in Kraternähe immer dicker werden. Bei den letzten Messungen am 15. April lag die Förderrate zwischen 3 und 4 Kubikmetern pro Sekunde. IMO-Experten kündigten neue Messungen an, die in Kürze durchgeführt werden sollen. Experten der isländischen Meteorologiebehörde rechnen aber mit einem ähnlichen Ausstoß wie zuletzt. Betrachtet man die leichte, aber stetige Tremorabnahme, vermute ich eher, dass aktuell zwischen 2 und 3 Kubikmeter Schmelze ausgestoßen werden.

Die Bodenhebung im Gebiet von Svartsengi hält an, könnte aber etwas an Schwung verloren haben. Viele Messpunkte im Graphen liegen unterhalb der Durchschnittslinie der letzten Wochen, einige springen aber auch darüber. Von daher muss man noch gut 2 Tage abwarten, bevor man anhand der Messungen einen neuen Trend ablesen kann.

Aktuell wird wieder davor gewarnt, das Gebiet der Sundhnukargira zu betreten, denn das Risiko, dass sich die aktuelle Eruption verstärkt oder dass sich eine neue Eruptionsspalte öffnet, ist groß. Insgesamt sollen sich wieder fast 8 Millionen Kubikmeter Magma im Speichersystem unter Svartsengi angesammelt haben und man steht kurz vor dem Erreichen des Schwellenwertes, ab dem Magmenintrusionen starteten, die in einigen Fällen zu Eruptionen führten. Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass es diesmal anders laufen wird als zuvor.

Übrigens gab es gestern auch wieder rege Bebentätigkeit im Bereich der Reykjaneshalbinsel. Heute war es bis jetzt vergleichsweise ruhig dort, dafür manifestierten sich unter der Katla ein paar Erdbeben. Eine signifikante Bodenhebung kann ich in den GPS-Diagrammen aber nicht ausmachen.

Poás: Vulkanologe beprobt den Kratersee

Staat: Costa Rica | Koordinaten: 0.2, -84.23 | Aktivität: Phreatisch

Vulkanologe stieg in den Krater des Poás hinab um Gasprobe zu nehmen und setzte sich der Gefahr aus

Der Poás in Costa Rica steht immer wieder aufgrund seiner phreatischen Eruptionen in den Schlagzeilen, wobei sich die Frequenz der Meldungen in diesem Jahr deutlich steigerte. Grund hierfür war, dass der Kratersee trockengefallen war und der Gegendruck des Wassers fehlte, so dass starke Entgasungen gleich kleine Eruptionen auslösten. Außerdem war bereits im Herbst ein Magmenkörper aufgestiegen, der vermutlich in 4 bis 5 Kilometern Tiefe unter dem Vulkan in der Erdkruste steckengeblieben war. Die Hitze der Schmelze befeuerte allerdings das Hydrothermalsystem, was zu vermehrter Aktivität führte.

Obwohl die Gefahr phreatischer Eruptionen nicht gebannt ist, kletterte OVISCORI-UNA-Geologe Geoffroy Avard gestern in den Krater des Poás hinab und nahm Gasproben aus einer Fumarole, die dem aktiven Förderschlot am nächsten ist. In einem Statement vor laufender Kamera erklärte er, dass die Probenentnahme äußerst wichtig sei: Durch die Gasanalyse hofft man, Daten zu gewinnen, die Rückschlüsse über das Magma zulassen, das sich unter dem Vulkan akkumulierte. Nur wenn die Magmakomposition bekannt ist, kann man einigermaßen verlässliche Prognosen über das eruptive Verhalten eines Vulkans treffen. Dabei schwenkt die Kamera einmal durch den Krater und enthüllt eine Asche-Dampferuption in unmittelbarer Nähe des Geologen.

Der Geowissenschaftler war sich des Risikos einer Probenentnahme im Krater durchaus bewusst: Seit dem 23. März musste der Poás-Nationalpark zweimal gesperrt werden, weil die phreatischen Eruptionen Touristen gefährdeten, die sich auf der Besucherterrasse am Kraterrand aufhalten. Zuvor waren die Zugangsregeln verschärft worden und jeder Besucher muss einen Helm tragen.

Der Poás ist aktuell der aktivste Vulkan in Costa Rica. Weiterhin aktiv ist der Rincon de la Vieja, der sporadisch phreatische Explosionen generiert. Der Turrialba ist länger nicht mehr ausgebrochen, zeigt aber eine schwache Seismizität. Leider ruht der Arenal, der zwischen 1968 und 2010 daueraktiv war und strombolianische Eruptionen erzeugte.

Der Poás ist ein 2708 Meter hoher Komplexvulkan und liegt in relativer Nähe zur Hauptstadt San José.

Campi Flegrei: Evakuierungsplan ergänzt

Erdbeben unter der Campi Flegrei gehen weiter – Evakuierungsplan für Anwohner konkretisiert

Solfatara Campi Flegrei. Unter der Caldera Campi Flegrei setzen sich Bodenhebung und Erdbeben fort. Seit gestern wurden über 30 schwache Erschütterungen registriert. Die meisten Beben hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Diese Erschütterungen finden hauptsächlich im Hydrothermalsystem statt und sind zu schwach, um von den Anwohnern bemerkt zu werden. Dennoch reagieren die Menschen in den sozialen Medien mittlerweile auf jedes Erdbeben mit einer Magnitude größer als 1, was die wachsende Besorgnis der Bewohner im Einflussbereich des Vulkans widerspiegelt. Die Ängste werden natürlich auch durch die Reaktionen des Zivilschutzes verstärkt, der mittlerweile recht aktiv geworden ist und konkrete Notfallpläne ausarbeitet, um die Anwohner im Falle eines Vulkanausbruchs zu evakuieren. Gestern stimmte der Regionalrat von Basilikata dem Vorschlag zu, im Ernstfall die Bewohner von Bagnoli, einem westlichen Stadtteil von Neapel, in die Region Basilikata zu evakuieren. Man sucht gezielt nach Unterbringungsmöglichkeiten für eine große Anzahl potenzieller Flüchtlinge aus dem Gebiet des Caldera-Vulkans. Offenbar bereitet man sich nicht nur auf Szenarien einer kleinen Eruption vor, sondern auch auf größere Ausbrüche.

Man erkennt langsam einen Paradigmenwechsel bei den verantwortlichen Behörden in Italien, denn jahrelang gab es bestenfalls halbherzige Kampagnen in Bezug auf den Katastrophenschutz, wenn es um den Bradyseismos der Campi Flegrei ging. Dies änderte sich im letzten September, als es zu einer ersten signifikanten Zunahme von Seismizität und Bodenhebung kam. Mittlerweile scheint sich nicht nur bei den Behörden, sondern auch bei den Wissenschaftlern ein Paradigmenwechsel anzudeuten: Während Vertreter der These einer Magmenakkumulation in 4 Kilometern Tiefe in der Vergangenheit in der Minderheit waren, scheinen nun immer mehr Forscher dieser These zuzustimmen. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass es eine neue Studie gibt, die kurz vor der Veröffentlichung steht und vorab an italienische Medien durchgesickert ist, die bereits darüber berichteten. Sobald das Papier offiziell veröffentlicht wird, gibt es hier weitere Details dazu.

Kurzfristig betrachtet scheint das Eruptionsrisiko nicht wesentlich größer geworden zu sein als vor Monaten. Vor einem Ausbruch würde man das Einsetzen einer starken seismischen Krise mit Tausenden von Erdbeben in kurzer Zeit erwarten, und davon sind wir noch ein Stück entfernt. Mittel- und besonders langfristig besteht die Möglichkeit einer Eruption, über deren Größenordnung bis jetzt nur spekuliert werden kann. Sollte es innerhalb von Monaten zu einem Ausbruch kommen, wird dieser wahrscheinlich ähnlich wie der Ausbruch vom Monte Nuovo sein. Lässt die Caldera noch Jahre oder sogar Jahrzehnte Zeit verstreichen, muss man mit einer größeren Eruption rechnen. Oder es passiert eben nichts und die Bodenhebung geht in eine Phase der Absenkung über.

Erta Alé mit Lavastrom am 24.April

Vulkan Erta Alé in Äthiopien stößt Lavastrom aus – Touristen filmen vom Kraterrand aus

Seit 2 Tagen detektiert MIROVA eine thermische Anomalie, die am 22. April begann und auch am Folgetag anhielt. Zu Spitzenzeiten wurde eine Wärmestrahlung mit 340 MW Leistung nachgewiesen. Die Anomalie stammt von einem Lavastrom, der aus einem Hornito sprudelt, der sich an der Stelle des früheren Pitkraters gebildet hat. Heute scheint der Lavastrom nachzulassen, denn es wird nur noch eine Wärmestrahlung mit 95 MW gemessen.

Tatsächlich gibt es auch handfeste Beweise für die Lavastromtätigkeit, denn gestern befand sich eine kleine Reisegruppe vor Ort, die vom äthiopischen Reiseführer Solayke Anwar geleitet wurde, der Aufnahmen auf seiner FB-Seite teilte. Zu sehen ist, wie er mit zwei jungen Touristinnen vor der Lava posiert, die offenbar den Calderarand erreicht hat. Auf den Bildern sieht es so aus, als würden nur noch einige Meter fehlen, bis die Lavaströme über den Calderarand hinwegfließen. Der Hornito hat in den letzten Monaten ein dickes Lavafeld geschaffen, das diesen Teil der Caldera immer weiter auffüllt.

Viele Dekaden lang brodelte in dem nun verfüllten Pitkrater ein Lavasee, bevor er im Rahmen einer starken Flankeneruption im Jahr 2017 ablief. Seitdem gab es mehrere Anläufe, einen neuen Lavasee zu bilden, doch der Vulkan schaffte es nicht. Stattdessen bildeten sich Hornitos auf dem Deckel über dem früheren Lavasee. Seit dem letzten Jahr kommt es immer wieder zu Episoden wie der aktuellen, bei denen Lavaströme durch den Nordwestteil der Caldera fließen. Diese misst 1800 x 800 Meter und nimmt die Gipfelregion des flachen Schildvulkans ein, der nur 613 m hoch ist.

Heißes Pflaster Danakil

Der Erta Alé liegt in der Wüste Danakil im Afar-Dreieck. Die Region ist nicht nur aus meteorologischer und geologischer Sicht ein heißes Pflaster, sondern auch politisch. Hier treiben seit Jahrzehnten freiheitskämpfende Rebellen und Terroristen ihr Unwesen, wobei der Übergang zwischen den beiden Gruppierungen fließend ist und vom Standpunkt des jeweiligen Betrachters abhängt. Man könnte auch sagen: Was dem einen ein Freiheitskämpfer, ist dem anderen ein Terrorist. Für mich persönlich liegt die Grenze da, wo Freiheitskämpfer anfangen, bei ihren Streitereien Zivilpersonen zu bedrohen oder sogar zu töten. Das trifft auf Äthiopien und Eritrea genauso zu wie auf andere Konflikte, von denen auf der Welt gerade ja mehr als genug wüten.