Vulkan-Update 22.05.21: Nyiragongo

Heute Abend gibt es einiges zu berichten, denn in der DR Kongo ist der Nyiragongo ausgebrochen und auch der Ätna auf Sizilien lässt sich nicht Lumpen und produziert einen weiteren Paroxysmus.

Nyiragongo in Eruption

Staat: DRK | Koordinaten:-1.52, 29.25 | Eruption: Flankeneruption | Link

Aktuell machen Medienberichte die Runde, nach denen der Vulkan Nyiragongo im Kongo ausgebrochen ist. Augenzeugen beschreiben hoch „Flammen“ die aus dem Vulkan schießen. Fotos zeigen einen rot illuminierten Nachthimmel über der Vulkanflanke. Viele Bewohner der Stadt Goma flüchten in Panik in Richtung Ruanda. Sie fürchten, dass ein Lavastrom die Stadt erreichen könnte und eine neue Schneise der Verwüstung hinterlässt, so, wie es sich zuletzt im Jahr 2002 zugetragen hat.

Die lokalen Vulkanologen warnen schon seit Monaten davor, dass es zu einer Flankeneruption kommen könnte. ein Team befindet sich auf dem Weg zum Vulkan um die Situation genauer zu erkunden. Ein stärkeres Erdbeben hat es nach ersten Aussagen der Forscher nicht gegeben. Das würde gegen eine große Rissbildung und dem Auslaufen des Lavasees sprechen, denn so ein Vorgang müsste sich auf den Seismometern widerspiegeln, sofern denn welche vorhanden sind.

Einige Stimmen geben zu bedenken, dass sich die Eruption auch am Nachbarvulkan Nyamuragira ereignen könnte. Er war zuletzt im Jahr 2011 im unteren Flankenbereich ausgebrochen. MIROVA detektierte gestern eine leicht erhöhte Thermalstrahlung mit 1600 MW Leistung, aber bald müssten neue Werte reinkommen, die eine genauerer Zuordnung ermöglichen.

Update 23.30 Uhr: Das VAAC Toulouse meldet Vulkanasche in einer Höhe von 13700 m. Als Ursprungsort wird der Nyiragongo angegeben. Ein erstes Video zeigt eine breiten Lavastrom, der sich schnell bewohnten Gebiet nähert. Eine Straße wurde bereits unterbrochen. Die Bilder sprechen schon für ein Auslaufen des Lavasees, doch eine Bestätigung steht noch aus.

Erdbeben-Nachrichten 22.05.21: China, Fidschi

In den Nachrichten zu den Erdbeben geht es um 2 starke Erdbeben, die sich gestern in China manifestierten. Bei einem der Beben starben mindestens 3 Menschen. Darüber hinaus ereigneten sich in den letzten 24 Stunden ungewöhnlich viele moderate-starke Erdbeben.

China: Starkes Erdbeben Mw 7,4

Datum: 21.05.2021 | Zeit: 18:04:14 UTC | Lokation: 34.58 N ; 98.36 E | Tiefe: 10 km | Mw 7,4

In der zentralchinesischen Republik Qinghai bebte es gestern Abend mit einer Magnitude von 7,4. Das Hypozentrum lag in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 382 km südwestlich von Xining lokalisiert. Es kam zu starken Schäden an der Infrastruktur: es wurden Straßen beschädigt und 2 Brücken stürzten ein. Die Gegend ist nur dünn besiedelt und Opfer wurden nicht gemeldet. Es ereigneten sich mehreren Nachbeben. Obwohl es gestern der stärkste Erdstoß in China war, gab es noch ein schwächeres Erdbeben, welches aber die größeren Folgen nach sich zog.

Fidschi: Erdbeben Mw 6,5

Datum: 22.05.2021 | Zeit: 22:13:18 UTC | Lokation: 16.64 S ; 177.34 W | Tiefe: 10 km | Mw 6,5

Die Region um Fidschi wurde von einem starken Erdbeben Mw 6,5 erschüttert. Das Hypozentrum lag 10 km tief. Das Epizentrum wurde 352 km östlich von Labasa festgestellt. Der Erdstoß manifestierte sich westlich des Tonga-Grabens, genauer, an einer divergenten Störungszone im Lau-Becken.

China: Erdbeben Mw 6,1 fordert Todesopfer

Datum: 21.05.2021 | Zeit: 13:48:37 UTC | Lokation: 25.74 N ; 100.05 E | Tiefe: 12 km | Mw 6,1

Gestern Nachmittag kam es in der chinesischen Provinz Yunnan zu einem Erdbeben der Magnitude 6,1. Das Hypozentrum befand sich in 12 km Tiefe. Die Daten stammen vom EMSC. Das USGS gibt die Magnitude mit 6,4 und die Tiefe mit 8 km an. Das Epizentrum wurde 24 km nordwestlich von Dali verortet. Dort leben 134.000 Menschen. Das Beben verursachte große Schäden und forderte mindestens 3 Todesopfer und zahlreichen Verletzte. Es ereigneten sich mehrere Vor- und Nachbeben mit Magnituden im 5-er Bereich.

Nicaragua: Erdbeben Mw 5,5

Datum: 21.05.2021 | Zeit: 22:19:51 UTC | Lokation: 12.45 N ; 87.60 W | Tiefe: 68 km | Mw 5,5

Vor der Küste Nicaragua ereignete sich ein Erdstoß Mw 5,5, mit einem Erdbebenherd in 68 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 37 km süd-süd-westlich von Jiquilillo lokalisiert.

Vulkan-Nachrichten 22.05.21: Ätna, Fagradalsfjall, Sangay

In den Vulkannachrichten vom Samstag wird der Vulkan Ätna thematisiert. Er wird etwas unruhig und könnte sich auf einen neuen Paroxysmus vorbereiten. Einen Solchen erzeugte der Sangay. Am Fagradalsfjall wurde der Damm überflutet.

Ätna: Tremor fluktuiert

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Staat: Italien |Eruption: Strombolianisch | Link

Heute fluktuiert der Tremor am Ätna stärker als wir es in den vergangenen Tagen beobachten konnte, sieht man einmal von den Paroxysmen ab. Es gab mehrere Peaks, die bis in den gelben Bereich vordrangen. Der Neue Südostkrater stößt heute Vormittag eine dünne Eruptionswolke aus, die darauf hindeutet, dass es tief im Schlot schwache Explosionen gibt. Sie müssen allerdings nicht schwach bleiben und könnten erste Signale eines bevorstehenden Paroxysmus sein. Zudem registriert MIROVA eine moderate Thermalstrahlung.

Ein Sentinel-Bild vom 19. Mai erfasste den Lavastrom vom 22. Paroxysmus. Wie ich anhand der Thermalstrahlung vermutet hatte, erreichte er eine Länge von etwas mehr als 1 km. Man erkennt auch, dass die Lava aus dem westlichsten Schlot kam. Er liegt nahe am ursprünglichen Südostkrater. Sollte sich das Eruptionszentrum dahin verlagern?

Fagradalsfjall: Lava überflutet Damm

Staat: Island | Koordinaten: 63.903, -22.273 | Eruption: Hawaiianisch| Link

Heute Vormittag sind die Lavafontänen am Fagradalsfjall verhältnismäßig klein, aber dennoch reichte der Lava-Ausstoß der letzten 2 Tage aus, um das Lavafeld deutlich wachsen zu lassen. Der eilig errichtete, und erst vorgestern erhöhte Schutzwall am Ausgang des Tals Nafnlausadalur, wurde bereits heute Nacht überflossen. Die Lava strömt nun in das Tal Nátthaga. Der Vulkanologe Pall Einarsson hatte das fast 300.000 € teure Projekt als sinnlos kritisiert und meinte, dass sich Lava nicht aufhalten lasse. Tatsächlich ist es bisher nur sehr selten gelungen Lavaströme umzulenken. Stoppen lassen sie sich nicht.

Nevado del Ruiz spuckt Asche

Staat: Kolumbien | Koordinaten: 4.89, -75.32| Eruption: Strombolianisch| Link

In Kolumbien produzierte der Nevado del Ruiz eine Aschewolke. Laut VAAC erreichte sie eine Höhe von 5800 m über Normalnull. Da der Vulkan selbst ca. 5300 m hoch ist, war die Aschewolke noch vergleichsweise klein. Dennoch ist man vor Ort alarmiert, weil der Vulkan ein hohes Gefährdungspotenzial aufweist.

Sangay verstärkt Aktivität

Staat: Ecuador | Koordinaten: -2.00, -78.34 | Eruption: Vulcanianisch| Link

In Ecuador verstärkte der Sangay seine Aktivität und erzeugte eine Paroxysmale Eruption. Laut Aussage der Seismologen intensivierte sich der Tremor und es bildete sich eine temporäre Lavafontäne. Vulkanasche stieg bis auf einer Höhe von 9200 m auf. Ascheniederschlag wurde aus den Städten Achupallas, Alausi, Tixan und Sibambe gemeldet.

Erdbeben-News 21.05.21: Kanarische Inseln

In den Erdbeben-Nachrichten vom 21. Mai geht es um einen kleinen Erdbebenschwarm bei den Kanaren. Außerdem gab es mehrere moderate Erdstöße.

Dieser Artikel erhielt um 15 Uhr ein Update:

Indonesien: Erdbeben Mw 5,7

Datum: 21.05.2021 | Zeit: 12:09:23 UTC | Lokation: 8.39 S ; 112.36 E | Tiefe: 116 km | Mw 5,7

Heute Mittag fand ein Erdbeben Mw 5,7 in Indonesien statt. Sein Erdbebenherd lag in der Asthenosphäre, genauer, in 116 km Tiefe. Daher kann man schon von einem Mantelbeben sprechen. Das Epizentrum lag vor der Südküste Javas und wurde 39 km südöstlich von Blitar lokalisiert.

Iran: Erdbeben M 5,2

Datum: 21.05.2021 | Zeit: 11:52:17 UTC | Lokation: 29.77 N ; 50.57 E | Tiefe: 10 km | Mb 5,2

Im Iran bebte es mit der Magnitude 5,2. Das Hypozentrum lag 10 km tief. Das Epizentrum befand sich 22 km nördlich von Bandar-e Genāveh


Originalmeldung

Crozet Islands Region: Erdbeben Mw 5,7

Datum: 20.05.2021 | Zeit: 17:05:19 UTC | Lokation: 41.10 S ; 44.22 E | Tiefe: 10 km | Mw 5,7

Südöstlich von Südafrika manifestierte sich ein Erdbeben der Magnitude 5,7. Das Hypozentrum lag 10 km tief. Das Epizentrum wurde 1689 km östlich von Port Shepstone verortet. Das Beben ereignete sich an einer divergenten Störung des Ozeanischen Rückens.

Papua Neuguinea: Erdbeben M 5,0

Datum: 20.05.2021 | Zeit: 03:52:18 UTC | Lokation: 2.88 S ; 141.53 E | Tiefe: 30 km | Mb 5,0

Im Norden von Papua Neuguinea bebte es mit der Magnitude 5,0. Der Erdbebenherd lag in einer Tiefe von 30 km. Das Epizentrum befand sich 33 km ost-süd-östlich von Vanimo.

West Chile Rise: Erdbeben M 5,0

Datum: 20.05.2021 | Zeit: 21:01:27 UTC | Lokation: 36.72 S ; 96.37 W | Tiefe: 10 km | Mb 5,0

Mitten im Pazifik und westlich von Chile wurde ein Beben der Magnitude 5,0 detektiert. Es hatte ein Hypozentrum in 10 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich 1625 km östlich der Osterinsel.

Spanien: Schwarmbeben im Nordwesten

Datum: 20.05.2021 | Zeit: 22:35:31 UTC | Lokation: 42.16 N ; 7.46 W | Tiefe: 10 km | Ml 3,7

Im Nordwesten von Spanien hält das Schwarmbeben weiter an. Es begann vor 3 Tagen und besteht aus mehr als 70 Einzelbeben. Der stärkste Erdstoß hatte gestern die Magnitude 3,7, in eine Tiefe von 10 km. Das Epizentrum wurde 20 km ost-süd-östlich von Maceda verortet.

Kanarische Inseln: Schwarmbeben

Datum: 21.05.2021 | Zeit: 07:36:44 UTC | Lokation:  28.10 N ; 16.20 W | Tiefe: 33 km | Ml 2,4

Zwischen Teneriffa und Gran Canaria kommt es heute Vormittag zu einem Erdbebenschwarm. Das EMSC registrierte bisher 5 Erdstöße mit Magnituden im 2-er Bereich. Drei Beben hatten die Magnitude 2,4. Die beiden Anderen brachten es auf M 2,1. Die Tiefe der Hypozentren liegt um 33 km. Die Epizentren wurden 37 km östlich von Granadilla de Abona lokalisiert. Ein weiteres Beben weiter südlich erreichte die Magnitude 2,6.

Vulkan-Nachrichten 21.05.21: Ätna, Stromboli

Die Nachrichten vom Freitag werden von den italienischen Vulkanen Ätna und Stromboli bestimmt. Beide Vulkane präsentieren simultan eine erhöhte Aktivität: am Ätna ereignete sich ein neuer Paroxysmus, am Stromboli ist ein Lavastrom unterwegs.

Ätna: Paroxysmus No 23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Staat: Italien |Eruption: Strombolianisch | Link

Heute Nacht kam es zu einem weiteren paroxysmalen Spektakel am mächtigsten Vulkan Europas. Der 23 Paroxysmus -seit Dezember 2020- begann gegen 1:00 Uhr UCT und dauerte knapp 2 Stunden. Von der Stärke her war er mit dem Ausbruch vom 19. Mai vergleichbar, hielt nur nicht so lange an. Der Neue Südostkrater erzeugte eine vergleichsweise kleine Lavafontäne nebst Aschewolke. Laut VAAC steig sie bis auf einer Höhe von 6100 m auf. Die Aufstiegshöhe der Asche sagt aber noch nicht viel über die stärke einer Eruption aus. Starke Wind kann eine Aschewolke zu Boden drücken und die Aufstiegshöhe entsprechend reduzieren. Ein Lavastrom floss Richtung Süden und emittierte eine extrem hohe Thermalstrahlung mit mehr als 11.000 MW Leistung. Wie zuvor floss keine Lava ins Valle del Bove. Die Schlote im Osten des NSEC waren offenbar nicht in die Eruption involviert. Wie es weitergeht ist völlig offen. Momentan schaut es so aus, als würde sich das Eruptionsintervall wieder verkürzen.

Manche sehen die aktuellen Ausbrüche als eine neue Eruptionsphase an, allerdings hat es bei früheren Serien auch schon vergleichbar lange Unterbrechungen gegeben. Das INGV zählt auf jeden Fall weiter. Generell gibt es gerade 3 unterschiedliche Zählungen, denn nach den ersten Paroxysmen im Dezember gab es ebenfalls eine mehrwöchige Pause. So wird der aktuelle Paroxysmus mit den Nummern 23, 19, oder 2 versehen. Auf jeden Fall bleibt es am Ätna spannend. Die Inflation zeigt, dass noch einiges an Magma im Untergrund schlummert und weitere Eruptionen sind nicht unwahrscheinlich.

Der Ätna ist nicht der einzige aktive Vulkan Italiens. Gut 100 km nördlich liegt der Inselvulkan Stromboli, der heute auch von sich Reden macht. Ätna und Stromboli sind nicht direkt gekoppelt, stehen aber indirekt über Plattentektonische Prozesse in Verbindung.

Stromboli: Lavastrom aktiv

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79, 15.21 | Eruption: Strombolianisch | Link

Auf der italienischen Vulkaninsel Stromboli fließt weiterhin ein Lavastrom über die Sciara del Fuoco. Auf aktuellen Livecam-Bildern schaut es so aus, als würde der Lavastrom nicht mehr das Meer erreichen, sondern nur ca. 4/5 der Strecke schaffen. Gestern Abend sah das noch anders aus und es gab einen kleinen ocean entry. Zudem gibt es strombolianische Eruptionen aus mehreren Schloten im Krater. Das LGS registrierte einen Explosionsdruck von bis zu moderaten 1,5 bar. Normal sind Werte kleiner als 1 bar. Bei früherer Lavastromtätigkeit stellte der Krater oft seine Aktivität ein, allerdings kam dann der Lavastrom auch meistens aus einer Spalte an der Außenflanke Kegels. Die Tremor-Amplitude ist rückläufig. Stellt sich die Frage, ob die Aktivität noch länger anhält, oder bald endet? Die Daten sprechen für eine kurzweilige Episode. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass es in den nächsten Monaten zu weiteren Phasen erhöhter Aktivität kommen wird.

Naturkatastrophen-News 20.05.21: Kilmawandel

Der Klimawandel drückt sich wieder mit aller Macht in die Topplatzierung der News: eine Hitzewelle am Polarkreis und eine Destabilisierung grönländischer Gletscher liefern Grund dazu.

Polarkreis: Rekordtemperaturen im Mai

Am Polarkreis wurde eine neue Rekordtemperatur für den Monat Mai gemessen: laut dem irischen Meteorlogen Scott Duncan kletterte das Thermometer im nordrussischen Ort Kolezma auf 32,7 Grad Celsius. In Nizyniana Pesha sollen es 30,3 Grad Celsius gewesen sein. Dieser Ort liegt direkt auf dem Polarkreis. Während ich den Wert für Kolzma nicht bestätigen kann -dort soll es laut worldweatheronline.com „nur “ 24 Grad warm gewesen sein, bestätigt Wetter-Online heute in Nizyniana Pesha sogar 31,4 Grad Celsius. Das sind zwar nicht die absoluten Höchstwerte, die jemals am Polarkreis gemessen wurden, aber rekordverdächtige Werte für den Monat Mai. In den letzten drei Jahren wurden dort im Mai einstellige Werte gemessen. Bisherige Höchsttemperaturen lagen bei ca. 15 Grad.

Kipppunkt des Grönlandeises steht vermutlich bevor

Diese Temperatur-Entwicklung ist besorgniserregend und scheint die Thesen einiger Wissenschaftler zu stützen, die das Schmelzen des grönländischen Eisschilds für unabwendbar halten. Eine jüngst veröffentlichte Studie sieht immer mehr Indizien dafür, dass das System der grönländischen Gletscher kurz vor einem Kipppunkt steht. Sie sehen immer mehr Schwankungen in der Gletscherdynamik, die jenen am Ende der letzten Eiszeit gleichen. Sollte der Kipppunkt überschritten werden, dann ist es unmöglich das komplette Schmelzen der Gletscher zu verhindern, egal, welche ehrgeizigen Klimaschutzziele sich die Menschheit setzt. Die Forscher benötigen dringend mehr Daten, um das Verhalten der Gletscher vorhersagen zu können, so die Klimawissenschaftler Niklas Boers (PIK) und Martin Rypdal von der Arktischen Universität Norwegens. Sollte das Eis komplett abschmelzen, dann würde der Meeresspiegel global um 7 m steigen. Praktisch alle bekannten Küstenmetropolen der Welt wären verloren. Außerdem würde der Atlantische Golfstrom kollabieren.

Andere Forscher (Lila Warszawski vom PKI und Tim Lenton von der Universität Exeter) halten es bereits jetzt schon für so gut wie unmöglich, die gesteckten Klimaziele noch zu erreichen. Ziel ist es, die Klimaerwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts auf 1,5 Grad zu begrenzen. Um diese Schwelle nicht wesentlich zu überschreiten, wird es notwendig sein der Atmosphäre aktiv Kohlendioxid zu entziehen und es unterirdisch zu speichern. Außerdem müsste der Kohlendioxid-Ausstoß jedes Jahrzehnt um 50% reduziert werden.

Vulkan-Nachrichten 20.05.21: Ebeko, Fagradalsfjall, Paccaya

In den Vulkannachrichten geht es um Ascheeruptionen an den Vulkanen Ebeko und Pacaya und um Bauaktivitäten am Fagradalsfjall. Über die Tätigkeit des Vulkans Stromboli gibt es unten einen eigenen Bericht.

Fagradalsfjall: Dammbau und Parkgebühren

Staat: Island | Koordinaten: 63.903, -22.273 | Eruption: Hawaiianisch| Link

Die Eruption am isländischen Fagradalsfjall geht weiter. Es kommt zu Pulsen von Lavafontäne und zur Förderung von Lavaströmen. Sie haben die beiden Täler mittlerweile gut aufgefüllt und man befürchtet, dass die Lava demnächst weiter Richtung Küste fließen könnte. Daher beschloss man, die Dammanlage, die bereits in der letzten Woche errichtet wurde, von 4 auf 8 m zu erhöhen. Das Bauvorhaben ist durchaus umstritten und kostet gut 135.000 €. Viel Geld für die Erhöhung eines Erdwalls, von dem man nicht weiß, ob er die Lavaströme tatsächlich dauerhaft eindämmen kann. Der isländische Vulkanologe Páll Einarsson bezweifelt den Sinn des Unterfangens. Er sagt, dass die Lava im Endeffekt dahin fließen wird, wohin sie will. Zudem sei der potenzielle Schaden begrenzt und der Damm könnte teurer sein, als eine temporäre Unterbrechung der Küstenstraße.

In einem zweiten Bauvorhaben schufen die Isländer einen großen Parkplatz an besagter Küstenstraße. Dort sollen die Fahrzeuge der Vulkanwanderer abgestellt werden. Der Parkplatz befindet sich auf Privatbesitz und es werden gut 7 € Parkgebühren (Tagespreis) erhoben.

Es gibt auch neue Daten zur Eruption, die das Geschehen bis zur letzten Woche widerspiegeln: demnach reduzierte sich die Förderrate von 12,6 auf 10,8 Kubikmeter pro Sekunde. Es wurden insgesamt 38,3 Millionen Kubikmeter Lava gefördert. Sie bedeckt eine Fläche von etwas mehr als 2 Quadratkilometer. Meinen subjektiven Wahrnehmungen zufolge reduzierte sich der Lava-Ausstoß in den letzten Tagen weiter.

Ebeko mit Aschewolken

Staat: Russland | Koordinaten: 50.68, 156.01 | Eruption: Vulcanianisch | Link

Der Kurilenvulkan Ebeko eruptierte in den letzten beiden Tagen 3 Aschewolken, die vom VAAC detektiert wurden. Sie stiegen bis zu 3000 m hoch auf und drifteten in Richtung Nordosten.

Pacaya: Lavastrom stoppte scheinbar

Staat: Guatemala | Koordinaten: 14.38, -90.59 | Eruption: Lavastrom | Link

Vom Pacaya werden strombolianische Eruptionen gemeldet, die vom McKenney-Krater ausgehen. Im aktuellen Bericht von INSIVUMEH wird allerdings nichts mehr von einem Lavastrom berichtet. Ich schließe daraus, dass die Eruptionsspalte auf der Nordflanke ihre Tätigkeit eingestellt hat.

Vulkan-Update 20.05.21: Stromboli

Als erste Nachricht des Tages gibt es ein Update über die Geschehnisse am Stromboli, wo seit gestern ein Lavastrom unterwegs ist. Als der Lavastrom anfing, sich durch das Gestein am Kraterrand zu bohren, kam es zum Kollaps des nördlichen Kraterrandes, der einen pyroklastischen Dichtestrom auslöste.

Stromboli: Lavastrom erreicht das Meer

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79, 15.21 | Eruption: Pyroklastischer Strom | Link

Gut einen Tag nach dem Beginn des Lava-Überflusses am Stromboli, ist der Vulkan weiter aktiv und fördert einen Lavastrom, der bis ins Meer fließt. Inzwischen sind die Beobachtungsnetzwerke von INGV und LGS wieder online und versorgen uns mit Daten. Anders, als bei den meisten anderen Episoden mit größeren Eruptionen am Stromboli, gab es keine besonders starke Explosion am Anfang der Eruptionsphase. Das Seismogramm zeigt zwar eine stärkere Explosion an, aber diese war deutlich schwächer als bei den anderen Gelegenheiten.

Mittlerweile sind Kameraleute und Reporter vor Ort. So streamte das Local-Team ein Video von einem Zodiak aus, dass vor der Sciara del Fuoco unterwegs ist. Dort sieht man eine Dampfspur entlang des mittleren Bereichs der Sciara del Fuoca. Sie markiert den Verlauf des schmalen Lavastroms und beginnt am Krater und mündet im Meer. Während der Dämmerung entstanden eindrucksvollere Bilder, auf denen man den Lavastrom erkennt. Eine Spalte auf der Flanke hatte sich nicht geöffnet, die Lava entspring aus dem Kraterbereich. Dort kam es zu einem Kollaps der Nordöstlichen Kraterwand. Das INGV berichtet in seinem wöchentlichen Bulletin, dass bereits vor mehreren Tagen eine Anomalie auf der Außenseite der Kraterwand erschien und sich dort eine Schwachstelle bildete. Für alle sichtbar war die Intensivierung der strombolianischen Eruptionen und die Episoden intensiven Lavaspatterings. Etwas subtilere Warnhinweise lieferten die seismischen Ereignisse im Tyrrhenischen Meer östlich von Stromboli: dort kam es zu einer Häufung von Erdbeben in Tiefen von mehr als 100 km. Vergleichbares beobachtete ich bisher vor jeder neuen Episode mit Lavaströmen. Auch wenn man nicht genau sagen kann, wann es zu einem Ausbruch kommt, so scheinen mir diese Erdbeben ein brauchbarer Marker zu sein, um besonders wachsam zu werden.

Bei den Bildern und Videos, die aktuell in den Sozialen Medien geteilt werden, muss man ein wenig vorsichtig sein. Es kommt vor, dass Bilder der letzten größeren Eruptionen als aktuelle Fotos geteilt werden.

Vulkan-Update 19.05.21: Stromboli mit Pyroklastischen Strom

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79, 15.21 | Eruption: Pyroklastischer Strom | Link

Am Stromboli gab es heute Mittag ein Kollaps-Ereignis, dass zu einem pyroklastischen Strom führte. Er floss über die Sciara del Fuoca und glitt gut 1000 m auf das Meer hinaus. Wenige Minuten zuvor registrierte das INGV eine Steigerung der explosiven Aktivität.

Die meisten LiveCams sind offline, nur eine liefert ein Bild und man erkennt eine schwache thermische Anomalie an der Küste unterhalb der Sciara del Fuoco. Auf dem Seismogramm erkannte man einen schwachen Tremor, kurz bevor der Pyroklastische Strom abging und die Anlage ausfiel.

Das INGV berichtet, dass auf der Sciara del Fuoco ein Lavastrom unterwegs ist. Ein Hubschrauber ist zu einem Observierungsflug aufgebrochen um weitere Informationen zu sammeln. Im Bereich der Feuerrutsche wird leichte Inflation registriert. Sie beträgt 0,2 Mikrorad. Offenbar gab es mehrere Pyroklastische Ströme. Die Situation ist noch etwas undurchsichtig.

Große Eruptionen am Stromboli

Am Stromboli kommt es immer wieder zu größeren Eruptionen. Dabei steigerte sich die Häufigkeit dieser Ereignisse in den letzten Jahren deutlich. Besonders auffällig ist, dass vergleichsweise oft Pyroklastische Ströme generiert werden. Zuletzt geschah das im August 2019. Sowieso war 2019 ein ganz besonderes Jahr für den Stromboli. Damals gab es mehrere paroxysmale Episoden. Eine der Stärksten manifestierte sich Anfang Juli. Davor hatte es langanhaltenden Lavaström im August 2014 und März 2007 gegen. Die Serie besonderer Ereignisse begann im Dezember 2002, als ein großer Kollaps einen Tsunami verursachte. Das war auch das Startsignal für die Vulkanologen, die erst im Anschluss an diesem Ereignis ein Observatorium auf Stromboli errichteten. Gleichzeitig war es der Anfang vom Ende der freien Besteigungen des Vulkans, den ich bis dahin als meinen Lieblingsvulkan bezeichnete. Ein Ende des Aufstiegverbots ist nicht in Sicht. Ich vermute, dass der Vulkan auf lange Zeit gesperrt bleiben wird.