Vulcano am 21. Juni: Vulkan wird wieder unruhiger

  • Auf Vulcano wurde ein Anstieg der Mikroseismizität festgestellt
  • Parallel dazu stieg der Schwefeldioxid-Ausstoß
  • Die Fumarolen am Kraterrand sind sehr heiß

Anstieg von Seismizität und Schwefeldioxid-Ausstoß auf Vulcano

Während der italienische Inselvulkan Vulcano in den vergangenen Wochen ein wenig aus dem Fokus meiner Berichterstattung rückte, so katapultiert er sich heute zurück in die Schlagzeilen! In den letzten Tagen gab es eine Zunahme der Seismizität, was diesmal nicht nur die lokalen Erdbeben betrifft, sondern auch die VLP-Erdbeben mit niedrigen Frequenzen, die vor allem anzeigen, dass sich Magmatische Fluide im Untergrund bewegen. Doch der Reihe nach: Im Erdbeben-Katalog des INGVs werden für diesen Monat 35 Erdbeben im Bereich der Liparischen Inseln gemeldet, von denen 13 angezeigt werden. 8 Beben mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität ereigneten sich unter Vulcano. Darüber hinaus wurden für die letzte Woche gut 40 VLP-Erdbeben bestätigt, die durch die erwähnte Fluidbewegungen verursacht wurden und dem Vulkan ein lebendiges Hydrothermalsystem attestieren. Dazu passt, dass der Schwefeldioxid-Ausstoß der Krater-Fumarolen wieder gestiegen ist, während der Kohlendioxid-Ausstoß auf mittelhohe Werte verharrt. Die Fumarolen entlang der Fraktur am Kraterrand stoßen weiterhin Gase aus, die sehr heiß sind. In der letzten Woche wurden hier Höchsttemperaturen von 382 Grad gemessen, während der Durchschnitt bei 379 Grad lag. Dagegen scheinen die Gastemperaturen im Kraterinneren rückläufig zu sein, doch hier stehen aktuelle Messungen aus. Eine Frage die ich mir stelle, ist, ob es zum Schwefelbrand kommt, denn Schwefel brennt bei Temperaturen ab 250 Grad. Da der Aufstieg zum Krater gesperrt ist, lässt sich das nicht so ohne weiteres nachprüfen. Sollte dem so sein, dürft der blaue Schwefelbrand Fotografenherzen schneller schlagen lassen. Brennenden Schwefel kennen wir vom indonesischen Vulkan Kawah Ijen, wo er zu einem großen Publikums-Magneten wurde, seitdem die Geonauten/Vulkanauten erste Bilder davon publizierten.

Die restlichen geophysikalischen Parameter waren in der letzten Wochen relativ unauffällig. Es wurden keine neuen Bodendeformationen beobachtet und die Wasserverfärbungen bei Porto die Levante haben nachgelassen. Sie waren auf Satellitenfotos bis vor 10 Tagen sichtbar.

Vereinsmitglied Rafael berichtet mir gerade, dass vom Boden aus durchaus noch Wasserverfärbung sichtbar sind. Wissenschaftler sind vor Ort und führen Messungen durch.

Naturkatastrophen am 21.06.22: Überflutungen in Asien

Bangladesch und Indien: Monsun verursacht Überflutungen

Nach wochenlang anhaltenden Regenfällen kam es in den asiatischen Staaten Bangladesch und im indischen Bundesstaat Assam zu starken Überflutungen, wobei besonders in Bangladesch große Areal unter Wasser stehen. Der Regen ließ zahlreiche Flüsse über die Ufer treten und machte die Heimat vom Millionen Menschen unbewohnbar, so dass sie die Region verlassen mussten und sich auf der Flucht befinden. Es gibt Schätzungen, nach denen bis zu 7 Millionen Menschen auf der Flucht vor den Wassermassen sind. 4 Millionen davon in Bangladesch. In einigen Distrikten Bangladeschs stehen bis zu 90% der Landfläche unter Wasser, so dass kein trockenes Plätzchen mehr zu finden ist. Bangladesch ist ein flaches Land und wird häufig von wetterbedingten Naturkatastrophen heimgesucht. Bisher starben ca. 60 Menschen in den Fluten, wobei es auch zahlreiche Opfer durch Blitzschlag gegeben haben soll. Außerdem ist das Trinkwasser verunreinigt und es besteht Seuchengefahr. Aufgrund des Klimawandels und des steigenden Meeresspiegels, müssen sich in den nächsten zehn Jahren 17% der 160 Millionen Menschen in Bangladesch eine neue Heimat suchen.

Im indischen Bundesland Assam, dass an Bangladesch grenzt, brachen Deiche entlang des Flusses Brahmaputra, wodurch mehr als 5000 Dörfer überflutet wurden. Hunderttausende sind in Notunterkünften untergekommen. Es gab Erdrutsche, die weitere Zerstörungen verursachten.

Zwar ist der Monsun-Regen in Südasien ein normales Phänomen, doch Klimaexperten sind der Meinung, dass sich die Niederschläge aufgrund des Klimawandels verstärken. Langfristig betrachtet könnte es zu Ernte-Ausfällen kommen und eine Hunger-Krise entstehen. Ein weltweites Problem, da durch zunehmende Extremwetter-Ereignisse Ernten und Ackerflächen zerstört werden. Umso dramatischer ist die Lage aufgrund des russischen Ukraine-Krieges, da die Ukraine ein Globalplayer in Sachen Weizenexport ist. Scheinbar ein Umstand, der vor dem Krieg nur wenigen bekannt war.

Erdbeben-News 21.06.22: Japan

Bonin Islands: Erdbeben Mw 6,1

Datum: 21.06.22 | Zeit: 07:14:57 UTC | Lokation: 27.86 N ; 142.59 E | Tiefe: 40 km | Mw 6,1

In der Region der japanischen Bonin-Inseln gab es heute Morgen ein Erdbeben der Magnitude 6,1. Die Tiefe des Hypozentrums lag bei 40 km. Das Epizentrum wurde 833 km südlich von Tateyama lokalisiert. Die Daten stammen vom EMSC und sind noch so frisch, dass sie noch korrigiert werden könnten. Ein Blick auf die Shakemap enthüllt, dass es in der Region öfters bebte.

Die Bonin-Inseln sind auch als Ogasawara-Archipel bekannt, dass aus 2 Inselketten und drei einzelnen Inseln besteht. Das Archipel liegt ca. 1000 km südlich von Tokio und ist vulkanischen Ursprungs. Einige der Vulkane werden noch als aktiv eingestuft. Tatsächlich gehört der Inselvulkan Nishinoshima zum Archipel und ist auf vulkane.net häufig in den News zu finden. Nishinoshima ist eine der isoliert liegenden Inseln und liegt etwa 150 km südwestlich des Epizentrums und damit noch in dem Bereich, in dem sich starke Erdbeben auf das Verhalten der Vulkane auswirken können. Es könnte ein Vulkanausbruch getriggert werden, oder aber auch eine bestehende Eruption gestoppt werden. Der aktuelle Stauts von Nishinoshima ist ungewiss, da nur wenige Augenzeugenberichte von dem Vulkan reinkommen. Letzte Woche detektierte MIROVA eine schwache thermische Anomalie, die wahrscheinlich von heißen Gasen ausging.

Tektonisch betrachtet bilden die Bonin-Inseln, zusammen im den Archipelen von Izu und den Mariannen, den Izu-Bonin-Mariannen Inselbogen im Westpazifik. Die Inselbögen verlaufen entlang einer 2800 km langen Subduktionszone, die an der japanischen Hauptinsel Honshu beginnt und bis südlich von Guam reicht. An der Subduktionszone liegt nicht nur der Bonin-Graben, sondern auch der Mariannen-Graben, der den tiefsten Punkt der Erde bildet. Hier senkt sich der Meeresboden an der Subduktionszone bis auf fast 11.000 m ab. Kein Wunder, dass es hier häufig bebt!