Überflutungen in Ostafrika am 29.11.23

Auf die Dürre folgen in Ostafrika Überflutungen – Mindestens 200 Todesopfer

Monatelang berichtete ich hier immer wieder von der lang anhaltenden Dürre im Osten Afrikas, von der neben Äthiopien auch Kenia und Somalia betroffen waren. In mehreren Nationalparks war es so trocken, dass zahlreiche Wildtiere verendeten und auch die Menschen litten unter der Trockenheit. Nachdem zwei Regenzeiten praktisch ausgeblieben waren und es nur minimale Niederschläge gab, kam sie jetzt doch: Seit Anfang Oktober gibt es ergiebige Regenfälle und auf einmal ist zu viel da, von dem ansonsten kostbaren Nass. Neben den drei erwähnten Ländern sind auch Sudan, Südsudan und Uganda stark betroffen. Große Gebiete sind überschwemmt und stehen unter Wasser. Überflutet sind nicht nur agrarwirtschaftliche Nutzflächen, sondern auch zahlreiche Ortschaften, in denen sich Straßen zu Flüssen verwandelten. Es gibt die übliche Palette an zerstörter Infrastruktur, wobei oft ländliche Regionen in den ärmeren Landesteilen betroffen sind, weswegen sich die finanziellen Schadenssummen noch in Grenzen halten werden. Was nicht heißt, dass es für die betroffenen Menschen, die ihr Hab und Gut verloren haben, nicht dramatisch ist. Am schwersten wiegen aber die Todesopfer, von denen es alleine in Kenia und Somalia mindestens 200 gibt.

In Kenia sind es fast 90.000 Haushalte, die von den Fluten direkt betroffen sind. Wobei mir die Zahl doch sehr gering vorkommt. 746.000 Menschen sind aufgrund der Fluten geflohen und in 120 provisorischen Lagern untergebracht worden. Die genaue Gesamtzahl der Betroffenen wurde nicht angegeben.

Die Überschwemmungen resultieren aus langanhaltenden Regenfällen während der Regenzeit, die durch das Klimaphänomen El Niño verstärkt worden sein sollen. Hilfsorganisationen warnen vor einer Zunahme von Cholerafällen und anderen Krankheiten, die durch stehendes Wasser in den betroffenen Gebieten verursacht werden, insbesondere in ländlichen Gebieten und städtischen Slums ohne Kanalisation.

Das El Niño-Phänomen, das durch eine Erwärmung des tropischen Pazifiks entsteht, führt zu einem Wetterumschwung mit starken Regenfällen in normalerweise trockenen Gebieten und Trockenheit in sonst feuchten Gebieten. Dieses Phänomen tritt normalerweise alle zwei bis sieben Jahre auf. Klimaforscher sind der Ansicht, dass die fortschreitende Klimaerwärmung die El Niño-Ereignisse verstärkt.

Etwas Positives kann ich aus Kenia aber doch berichten, denn der anhaltende Regen hat den Baumsamen auf unserem Grundstück dort gut getan. Im Sommer hatten wir 5 Kg Samen von verschiedenen Akazienarten ausgebracht, und auf einmal sprießen überall Schösslinge!

Die nächste Weltklimakonferenz steht vor der Tür

Apropos Klimawandel: Die Eliten treffen sich in den nächsten Tagen zu einem weiteren Weltklimagipfel. Dazu fliegt man extra mit Regierungsfliegern nach Dubai und geht mit gutem Beispiel voran! Selbst wenn man sich dort auf irgendetwas einigen kann, dann wird es doch aller Voraussicht nach wieder an der Umsetzung scheitern. Aktuell ist man von der Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze bis zum Ende des Jahrhunderts mindestens noch genausoweit entfernt, wie damals in Paris, als man sich auf dieses Ziel geeinigt hatte. Der deutsche Klimaforscher Mojib Latif meinte gestern in einem Interview mit Focus online, dass er dieses 1,5 Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens für einen großen Fehler hält. Bereits 2015 war absehbar, dass es praktisch unmöglich ist, dieses Ziel zu erreichen. Anstatt zu motivieren verunsichere es die Menschen und würde Angst vor dem Weltuntergang schüren. Dennoch meint er, dass wir natürlich weiterhin an ehrgeizige Klimaschutzziele festhalten sollten, auch wenn Deutschland nicht die Welt retten wird. Dafür ist unser Anteil am globalen Treibhausausstoß viel zu gering. Dennoch haben wir eine Vorbildfunktion für viele andere Staaten.

Da gebe ich dem Klimaforscher vollkommen Recht! Nur schade, dass wir so unfähige Politiker haben, die weit davon entfernt sind, irgendetwas umsetzen zu können, und dann noch kontraproduktiv agieren und unkluge, voreilige Entscheidungen treffen.

Island: Seismizität etwas höher – News vom 29.11.23

Seismizität fluktuiert und war heute Nacht höher als zuvor – Schlechte Nachricht für Grindavinkings

Wie IMO berichtet, gab es in den ersten 6 Tagestunden gut 180 schwache Erdbeben entlang des magmatischen Gangs. Das waren fast doppelt so viele wie in der Nacht zuvor. Gestern gab es im gesamten Tagesverlauf nur ca. 300 Erschütterungen. Der stärkste Erdstoß hatte eine Magnitude von 2,3 und lag in der Nähe von Hagafell.

Laut einem Bericht auf der Website Iceland-Geology soll sich der Gipfelbereich des Vulkans Keilir, der östlich vom Fagradalsfjall liegt, verschoben hat. Dabei kam es zu schweren Erdstürzen und Steinschlägen. Felsbrocken von Caravangröße sollen herabgestürzt sein. Unklar bleibt, ob es erst gestern geschah, oder eine erst jetzt gemachte Entdeckung ist, die schon im Rahmen der Dykebildung stattfand. Auf jeden Fall verdeutlich das einmal mehr, wie groß die Erdbewegungen waren oder sind.

Für die Grindavikings gab es gestern Abend nicht ganz so erfreuliche Nachrichten, denn in einer Fernsehdiskussionssendung bei RUV sagte Víðir Reynisson, Direktor der Zivilschutzabteilung, dass die Bewohner des Ortes erst dauerhaft nach Grindavik zurückkehren dürfen, wenn die Landhebung komplett gestoppt ist und das geologische Ereignis vorbei ist. Vorher müsse man permanent mit einer Eruption oder neuen Dykeintrusion rechnen.

Víðir meinte weiter, dass das Land in Svartsengi jetzt immer noch schneller ansteigt als vor der Gangbildung am 10. November. Demnach sei die Gefahr einer Eruption noch nicht gebannt. Generell hält man den wahrscheinlichsten Ort für eine Eruption in dem Areal der Sundhnúkar-Kraterreihe.

Die neuesten GPS-Werte zeigen allerdings, dass die Bodenhebung an den meisten Messstationen nachgelassen hat. Die Werte liegen nun praktisch überall unterhalb von 1 cm am Tag und dürften in etwa die Hebungsraten wie vor der Gangbildung angenommen haben. Meiner Meinung nach besteht weiterhin ein großes Eruptionsrisiko, aber mit jedem Tag der verstreicht sinkt das Risiko für eine besonders große Eruption.

Campi Flegrei: Droht die Endzeit?

Katastrophenszenario Campi Flegrei – Sensationsmedien schüren Ängste

Geht man dieser Tage online, wird man als Vulkanophlier mit einer Flut schlecht recherchierter Artikel zum Vulkanismus überschwemmt. Spätestens seit der letzten größeren Erdbebensequenz der Campi Flegrei und der Gangintrusion auf der isländischen Reykjaneshalbinsel scheint an unserem Lieblingsthema großes Interesse zu herrschen, und Autoren und KI-Bots kreieren ein Artikelremake nach dem anderen und schüren so unbegründete Ängste vor einem möglichen Supervulkanausbruch. Offenbar interessiert nur noch Clickbait. Journalismus tritt in den Hintergrund. In keinem der Artikel ist zu lesen, dass sich die Situation unter der Campi Flegrei oder auf Reykjanes zumindest temporär etwas entspannt hat. Im Gegenteil: gestern liefen Artikel durch die Online-Medienwelt, nach denen in Italien „geheime Dokumente geleakt“ wurden. Diese vermeintlichen Leaks sollen auf einer Konferenz der Nationalen Kommission für große Risiken durchgesickert sein und wurden von der italienischen Zeitung Corriere del Mezzogiorno veröffentlicht. Demnach heißt es in dem Sitzungsprotokoll sinngemäß, dass Bodenhebung und die daraus resultierenden Erdbeben sehr wahrscheinlich durch Magma verursacht werden, das von einem Magmenkörper in 7-8 km Tiefe in ein flacher gelegenes Reservoire in 4-5 km Tiefe aufgestiegen sei. Dieses Magma würde nun durchzubrechen drohen. Diese Erkenntnis basiert u.a. auf drei Forschungsarbeiten aus den Jahren 2013, 2017 und 2023. Dabei beziehen sich die beiden erstgenannten Studien auf Ereignisse der Hebungsphase in den 1980er-Jahren.

Weiterhin postulierte eine neue Studie, die am 9. Juni 2023 auf nature.com veröffentlicht wurde, dass es Hinweise gäbe, dass sich die Verformungsart des Untergrundes ändere. Es sei ein Punkt erreicht, an dem die Gesteine des Untergrunds nicht mehr elastisch verformbar reagierten. Durch ansteigenden Druck von unten kommt es dadurch vermehrt zu Gesteinsbruch. Dadurch wächst die Gefahr, dass die Gesteinsschichten brechen, die den vermeintlichen Magmenkörper in 4 bis 5 km Tiefe abdichteten und Magma am weiteren Aufstieg hinderten. In erster Linie sahen die Studienautoren eine steigende Gefahr in Bezug auf phreatische Explosionen. Von einem Supervulkanausbruch ist hier nicht die Rede gewesen. Doch daraus hat wohl jemand in der Kommission die Gewissheit gemacht, dass es bald sehr wahrscheinlich zu einem Vulkanausbruch kommen würde.

Prinzipiell werden hydrothermale Manifestationen immer von einem Magmenkörper angefeuert und es ist klar, dass es sich bei Campi Flegrei um einen aktiven Vulkan handelt, der jederzeit wieder eruptieren kann. Dass so eine Eruption ein Supervulkanausbruch mit globalen Folgen sein wird, wie man es in den Medien gerne darstellt, dafür gibt es bis jetzt keine Anhaltspunkte. Klar ist aber auch, dass bereits eine normal große Eruption ein Problem für das betroffene Ballungsgebiet darstellen würde.

Aber was macht Campi Flegrei in diesen Tagen? Blickt man auf die Shakemap, sieht man, dass es in den letzten Tagen wieder zu einem Schwarmbeben kam. Auch danach gab es wieder täglich einige Erdbeben. Wir sind aber weit von der Hochphase im Oktober entfernt. Dem neuen INGV-Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 20.–26. November zufolge, wurden 40 schwache Erdbeben registriert. Die Hebungsrate des Bodens lag bei 4 mm im Monat und damit weiter deutlich unter den Spitzenwerten im Oktober. Die restlichen geophysikalischen Parameter zeigten sich unverändert.

Zusammenfassen lässt sich sagen: Ja, es besteht ein gewisses Ausbruchsrisiko am Golf von Pozzuoli. Langfristig ist es sogar wahrscheinlich, dass es wieder zu einer Eruption kommen wird. Wann es soweit ist und wie groß der Ausbruch sein wird ist ungewiss. Die Wahrscheinlichkeit für eine Supervulkaneruption ist gering.

Weiterführende Links: Ich habe über zwei der hier erwähnten Forschungsarbeiten berichtet gehabt. Von den Berichten aus sind die Arbeiten verlinkt.