Island: Neue Erkenntnisse nach Konferenz

Konferenz des Krisenstabs endete – Magma könnte final aufsteigen

Nach der Konferenz des Krisenstabs zu den Geschehnissen bei Grindavik äußerte sich Kristín Jónsdóttir, die Leiterin der Abteilung für vulkanische Aktivität beim isländischen Wetteramt, gegenüber der Presse und bestätigte, dass die Seismizität in den letzten Stunden nachgelassen habe. Auch die Magmenbewegungen im magmatischen Gang haben nachgelassen. Dieser wird immer breiter und tiefer. Die Geowissenschaftlerin meint, dass die Abnahme der Erdbebentätigkeit ein Anzeichen dafür sein könnte, dass das Magma sehr flach steht und sich nahe der Oberfläche befindet. Sie zieht Analogien zur ersten Fagradalsfjall-Eruption, als am Vorabend des Ausbruchs die Seismizität ebenfalls stark nachgelassen hatte. Im RUV-Liveblog wird sie folgendermaßen zitiert: „Während Modellrechnungen immer noch darauf hindeuten, dass Magma in die Intrusion fließt, muss es als wahrscheinlich angesehen werden, dass es zu einer Eruption kommt.“

Laut der Wissenschaftlerin zeigen die Daten zur Bodendeformation, dass sie in einem Bereich westlich vom Hagafell am größten sind. Von daher wird diese Region als wahrscheinlichster Eruptionsort angesehen, obwohl es überall entlang des Dykes zum Ausbruch kommen könnte. Das Gefälle in diesem Areal weist in seinem südlichen Teil in Richtung Grindavik, so dass Lavaströme durchaus in Richtung Stadt fließen könnten. Lava könnte aber auch nach Norden oder Westen fließen. In der Nähe von Hagafell befindet sich auch das Geothermalkraftwerk. So oder so, falls es in der Gegend zu einer größeren Eruption kommt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es zu beachtlichen Schäden kommt.

Mittlerweile hat der Bau der Schutzwälle bei Svartsengi begonnen. Es gibt auch Überlegungen, entsprechende Verteidigungsbauwerke bei Grindavik zu errichten. Bis jetzt hat man davon abgesehen, weil befürchtet wurde, dass sich Eruptionsspalten direkt im Ort öffnen könnten. Die letzten Dämme, die man am Fagradalsfjall errichtete, waren innerhalb weniger Tage von der Lava überflutet worden. Am Ätna auf Sizilien gelang es im Jahr 2001, Lavaströme von der unteren Seilbahnstation auf einen Parkplatz umzulenken.

Island: Seismizität am 18. November rückläufig

Erdbebentätigkeit nimmt deutlich ab – Ausbruchsgefahr weiterhin als hoch eingestuft

Im morgendlichen IMO-Update ist zu lesen, dass die Situation am Dyke auf Island praktisch unverändert sei. In den ersten sechs Tagesstunden wurden rund 470 Erdbeben registriert. Das Stärkste kam auf M 2.2. Es ereignete sich um 06:15 Uhr nordöstlich von Hagafell. Doch seitdem hat die Seismizität deutlich abgenommen. Da sie aber immer fluktuiert, ist bis jetzt nicht klar, ob es ein langfristiger Trend ist. Den letzten Einschätzungen der IMO-Wissenschaftler zufolge bleibt das Eruptionsrisiko hoch.

Ich persönlich hielt es vor einer Woche noch für sehr wahrscheinlich, dass wir spätestens bis heute einen Ausbruch erleben würden, doch nach den neuen Erkenntnissen in Bezug auf das Rifting scheint es gar nicht mehr so sicher zu sein, ob es kurzfristig überhaupt zu einer Eruption entlang des Gangs kommen wird. In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass ein isländischer Vulkanologe in einem Artikel schrieb, dass eine stabile Lavaschicht in weniger als 400 m Tiefe das Magma am weiteren Aufstieg hindere. Diese Lavaschicht wurde beim Abteufen des Bohrlochs durchstoßen, das bis unter den Hagafell reicht und in dem vorgestern die erhöhte Schwefeldioxid-Emission gemessen wurde. Da in dem Gebiet seit 2020 fünf Episoden mit Bodenhebungen festgestellt wurden – von denen allerdings keine an die aktuellen Geschehnisse herankam – und das Magma letztendlich doch am Fagradalsfjall eruptiert wurde, halte ich es für durchaus möglich, dass sich die Schmelze letztendlich wieder gezwungen sieht, dorthin auszuweichen und zu eruptieren. Tatsächlich gibt es am Fagradalsfjall weitere Bodenhebung, so dass sich dort auch Magma unabhängig der Dykeintrusion sammeln kann. Es is auch nicht auszuschließen, dass sich zum Schluss mehrere Eruptionsspalten an unterschiedlichen Orten öffnen werden.

Heute will sich um 13 Uhr der Krisenstab des Zivilschutzes zu einer Beratung treffen. Vielleicht gibt es danach neue Erkenntnis. Auch die Politiker beraten über mögliche Hilfen für die Grindaviknings. Es wird diskutiert, ob man ihnen helfen soll, andere Immobilien zu kaufen.

Vulkan Sangay am 18.11.23

Staat: Ecuador | Koordinaten: -2.00, -78.34 | Aktivität: Vulcanianisch

Sangay mit Explosionen und hoher Wärmestrahlung – Glühende Lava ist unterwegs

Seit meinem letzten Update zum Sangay in Ecuador ist schon einige Zeit verstrichen, was nicht daran liegt, dass der Vulkan nicht mehr aktiv wäre, sondern daran, dass meine Kapazitäten von den Vorgängen auf Island und in der Campi Flegrei gebunden waren. Heute jedoch gab es wieder eine außergewöhnliche Wärmestrahlung, die bei MIROVA angezeigt wird. Sie emittiert eine Leistung von 509 MW. Sie stammt wahrscheinlich von einem Lavastrom in einer Schlucht auf der südöstlichen Vulkanflanke. Das FIRMS-Satellitensystem zeichnete in den letzten 36 Stunden insgesamt 81 thermische Anomalien auf. Im letzten IGPN-Bericht von gestern war noch allgemein die Rede von glühendem Material, das auf der Vulkanflanke unterwegs ist. Das Material stieg 1800 Höhenmeter ab. Dabei kann es sich natürlich auch um glühende Schuttlawinen handeln. Darüber hinaus ist der Sangay explosiv aktiv und fördert Aschewolken, die bis zu 2000 m über der Kraterhöhe aufsteigen, was laut VAAC einer Höhe von 6700 m über dem Meeresspiegel entspricht. Der Wind verfrachtet die Vulkanasche in Richtung Westen. Gestern wurden 495 seismische Explosionssignale von den Vulkanologen gemeldet.

In Bezug auf Gase wurde im MOUNTS-System eine Menge von 280,7 Tonnen Schwefeldioxid (SO2) am 16.11.2023 um 13:10 Uhr gemessen.

Im Bereich des Vulkans wurden Regenfälle verzeichnet, die jedoch nicht zu Schlamm- und Murgängen geführt haben. Bei starken Regenfällen besteht jedoch das Potenzial, dass diese das angesammelte Material mobilisieren und Schlamm- sowie Geröllströme erzeugen, die die Hänge des Vulkans hinabfließen und in benachbarte Flüsse gelangen könnten. Der Alarmstatus des Vulkans steht auf „Gelb“ und es gibt Zugangsbeschränkungen.

Der Vulkan Sangay befindet sich im östlichen Teil der ecuadorianischen Anden und ist Teil des Sangay-Nationalparks. Seine abgelegene Lage und die schwierige Zugänglichkeit gestalten Überwachung und Forschung oft schwierig.