Evakuierungsplan Grindavik

Grindavík bereitet sich auf mögliche Evakuierung vor

Heute pfeifen es die isländischen Medien von den Dächern: der drohende Vulkanausbruch im Gebiet von Thorsbjörn-Svartsengi und Eldvörp könnte ein ernstes Problem für die Isländer darstellen und Infrastruktur gefährden. Neben der Blauen Lagune und dem Geothermalkraftwerk Svartsengi, sieht man auch eine Bedrohung für den Ort Grindavík. Lavaströme könnten innerhalb von einem Tag die Gemeinde am Atlantik erreichen und dem Erdboden gleich machen, oder wenigstens eine Schneise durch die Stadt schlagen. Es ist auch nicht völlig ausgeschlossen, dass sich eine Eruptionsspalte in direkter Nachbarschaft zum Ort öffnet, dann blieb den Menschen nur wenig Zeit zur Flucht. Daher wurden bereits jetzt vom Ministerium für Katastrophenschutz und Notfallmanagement Evakuierungspläne veröffentlicht. Sie gelten auch für den Fall eines Erdbebens.
Der Plan umfasst Fluchtwege innerhalb und außerhalb der Stadt. Im Falle einer Evakuierung werden die Bewohner über die Notrufnummer 112 informiert und aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Folgende Schritte sind dabei zu beachten:

  • Stellen Sie sicher, dass alle Fenster in Ihren Häusern geschlossen sind, trennen Sie die Stromversorgung und überprüfen Sie Ihre Notfallausrüstung.
  • Verlassen Sie Ihr Zuhause und bringen Sie einen gut sichtbaren Aufkleber an, der anzeigt, dass das Haus verlassen wurde.
  • Wenn möglich, überprüfen Sie Ihre Nachbarn und Kollegen.
  • Fahren Sie vorsichtig weg und nehmen Sie evakuierte Fußgänger auf, wenn Platz in Ihren Autos ist.
  • Halten Sie sich über Radio und Medien auf dem Laufenden.
  • Melden Sie sich in einem Massenhilfezentrum außerhalb von Grindavík an. Es ist nicht erforderlich, an den Sammelstellen anzuhalten.
  • Notfälle und Unfälle sollten unter der Rufnummer 112 gemeldet werden, oder bei fehlendem Telefonanschluss kann eine weiße Fahne an der Tür oder am Fenster angebracht werden.

Eltern oder Erziehungsberechtigte sollten ihre Kinder im Vorschul- und Grundschulalter betreuen, wenn die Umstände dies zulassen. In verschiedenen Einrichtungen, darunter Reykjaneshöll in Reykjanes, Kórinn in Kópavogur und Vallaskóli in Selfoss, werden Hilfsstationen eingerichtet.

Das Sportzentrum in Grindavík wird als Sammelstelle dienen, hauptsächlich für diejenigen, die Hilfe benötigen, um die Stadt zu verlassen. Es ist wichtig, dass die Bewohner von Grindavík diese Informationen sorgfältig studieren und sich auf den Evakuierungsplan vorbereiten.

Betrieb der Blauen Lagune geht weiter

Während man die Stadt also auf eine Evakuierung vorbereitet, scheint das Management des Thermalbads Blaue Lagune noch total relaxt zu sein! Journalisten der Zeitung Iceland Review intervierten Badegäste auf dem Parkplatz vor dem Bad, als sie diese gerade verließen. Sie wurden gefragt, ob sie über die aktuelle Situation Bescheid wissen würden, worauf sich die meisten ausländischen Badegäste ahnungslos gaben. Das Management zeigte sich seinerseits erstaunt und sagte den Journalisten auf Nachfrage, dass man die Badegäste darüber aufkläre, dass sich unter dem Bad Magma ansammelt. Offenbar verlässt man sich vor Ort darauf, dass man im Falle eines finalen Magmenaufstiegs früh genug gewarnt wird, um die Badegäste und Mitarbeiter zu evakuieren. Na denn, mal abwarten und hoffen, dass es gut geht. Falls nicht, rollt der nächste Prozess auf die Vulkantourismusbranche zu.

Ich selbst kenne Grindavik und die Blaue Lagune ganz gut. Es wäre wirklich schade, wenn es hier zu Zerstörungen käme. In Grindavik gibt es einen kleinen Campingplatz und der Diner an der Tankstelle sit ein beliebter Treffpunkt von Vulkanspottern, wenn der Fagradalsfjall eruptiert. Die Blaue Lagune ist sicherlich toll, mir aber zu kommerzialisiert. Ein weniger bekanntes Kleinod ist das Thermalbad „Myvatn Nature Baths“ auf Nordisland. Die Blaue Lagune des Nordens kann einspringen, falls es das große Thermalbad auf Südisland bei einem Vulkanausbruch zerlegt.

Island und Reykjanes – Update vom 06.11.23

Schwarmbeben hat nachgelassen- Bodenhebung unter Thorbjörn nimmt weiter zu

In den letzten 24 Stunden hat die Erdbebentätigkeit auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel nachgelassen, dennoch ist sie noch deutlich erhöht. Seit gestern Morgen haben sich gut 2000 Erschütterungen ereignen. Drei Erdbeben hatten über Magnituden über 3. Seit Beginn der massiven Schwarmbebentätigkeit am 25. Oktober waren es fast 19.000 Beben. Die Erdbeben sind Zeugnis eine massive Magmenintrusion unter Reykjanes und Modelle zeigen, dass es mehrere Intrusionen auf verschiedenen Höhenniveaus gegeben hat. Teilweise migrieren diese Gänge nun horizontal. Von daher ist es spekulativ, jetzt zu versuchen, einen potenziellen Ausbruchsort zu lokalisieren. Natürlich macht man es trotzdem und zuletzt haben sich die Augen auf den Bereich zwischen Thorsbjörn und Eldvörp gerichtet, weil hier aktuell die Bodenhebung mit 75 mm am höchsten ist. Tatsächlich verhielt es sich 2022 vor der Meradalir-Eruption ähnlich. Allerdings schreiben die Forscher von IMO, dass Daten, die seit dem 27. Oktober gesammelt wurden, zeigen, dass die mit diesem Inflationsereignis verbundene Volumenänderung fast das Doppelte der Volumenänderung erreicht hat, die mit den vier vorherigen Inflationsereignissen in derselben Region zwischen 2020 und 2022 verbunden war. Der Zufluss von Magma bzw. magmatischen Fluiden in den schwellenartigen Körper wird auf etwa 7 m3/s geschätzt, was etwa viermal größer ist als der höchste geschätzte Zufluss bei früheren Inflationsereignissen hier. Während die Inflation anhält, ist aufgrund zusätzlicher Spannungsänderungen in der Kruste mit einer erhöhten Seismizität in der Region zu rechnen.

Das Eldvörp-System

Da sich die Augen nun vom Fagradalsfjall abgewendet haben -obwohl ich nicht sicher bin, ob wir hier nicht doch noch einen Ausbruch sehen werden- und dem Eldvörp zugewendet haben, muss ich ein paar Worte zu diesem Spaltensystem verlieren: Bei Eldvörp handelt es sich um ein 10 Kilometer langes Spaltensystem westlich vom Thorbjörn, der während der Eiszeit unter der Gletscherbedeckung entstand. Ganz so lange ist die letzte Eruption im Bereich von Eldvörp noch nicht her, denn hier trat zuletzt im 13. Jahrhundert Lava aus. Insgesamt stammen drei große Lavafelder in diesem Teil Reykjanes aus dem Spaltensystem, von dem manche sagen, es wäre sogar 30 km lang. Bei diesen Lavafeldern handelt es sich um Stampahraun, Illahraun und Arnarseturshraun. Auch der Thorbjörn und der benachbarte Sýlingafell stehen mit dem Spaltensystem in Verbindung.

Nordlichter über Deutschland – Naturphänomene am 06.11.23

Polarlicht über Bayern. © Thorsten Böckel

Polarlichter und STEVE über weite Teile Europas und Nordamerikas

Gestern Abend lief sich unsere WhatApp-Gruppe über Vulkane heiß, weil Martin, der nicht nur ein hervorragender Vulkanfotograf ist, sondern ursprünglich in der Astrofotografie verwurzelt war, meldete, dass er am Himmel über Bayern Polarlichter sah. Nicht nur dieses schwache Schimmern, das ansonsten nur auf lange belichtete Fotos gut zur Geltung kommt, sondern ein farbenfrohes Schauspiel, das man bestens mit bloßem Auge beobachten konnte. Auch der ambitionierte Astro- und Vulkanfotograf Thorsten -der das Himmelsereignis noch vor Martin entdeckt hatte- meldete sich kurz darauf, denn er war ebenfalls mit seiner Kamera ausgerückt, das fantastische Naturphänomen zu dokumentieren. Was er fotografierte seht ihr oben.

Leider war es bei uns über Oberhausen bewölkt, sodass ich nichts sah, aber heute Morgen war in den Medien zu lesen, dass die Nordlichter über weite Teile Deutschlands und dem Alpenraum zu sehen waren. Dabei traten nicht nur die klassisch Polarlichter auf, sondern auch ein rötliches Leuchten das durch röhrenartige Strukturen auffiel. Fachleute bezeichnen dieses Phänomen als STEVE. Hierbei handelt es sich nicht um Nordlichter. STEVE wird durch heiße Gasströme verursacht, die mit hoher Geschwindigkeit durch die Magnetosphäre der Erde fließen, besonders während geomagnetischer Stürme wie dem am Wochenende. Obwohl das Wissen über STEVE in den letzten Jahren gewachsen ist, gibt es immer noch viele ungeklärte Fragen zu diesem Phänomen. Etwa 75% seiner Erscheinungen bleiben rätselhaft, und es werden weiterhin Beobachtungen und Bilder gesucht, um mehr über STEVE zu erfahren.

Tatsächlich hatten wir es am Wochenende nicht nur mit einem Sonnensturm zu tun gehabt, denn die Erde wurde gleich von zwei koronalen Massenauswürfen getroffen. Dies führte zu einem starken geomagnetischen Sturm der G3-Klasse, der Polarlichter bis weit in die südlichen Breiten der Nordhemisphäre vordringen ließ. Der Sturm schwächt sich allmählich ab, und bis zum 6. November werden vereinzelt kleinere Stürme der Klasse G1 erwartet.

Vulkan Merapi mit Update am 06.11.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Seismizität am Merapi bleibt erhöht – langsamer Magmenaufstieg

Am Merapi auf der indonesischen Insel Java bleibt die Seismizität erhöht. Das VSI registrierte gestern 263 Mehrphasenerdbeben, die uns auch als hybride Erdbeben bekannt sind und als ein Indikator für aufsteigende magmatische Fluide interpretiert werden kann. So taten es auch die indonesischen Vulkanologen vom BPPTKG, die in ihrem letzten Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 27. Oktober bis 2. November 2023 schrieben, dass Magma aufsteigt und sich in nur 1,5 km Tiefe unter dem Gipfel befinde. Damit steht die Schmelze schon im Vulkangebäude des Merapis. Die erhöhte Bebentätigkeit setzte bereits in der letzten Augustwoche ein und hält ungewöhnlich lange an. Es muss sich um eine sehr zähe Schmelze handeln, die stark differenziert ist. Sollte sie am Krater austreten, werden die Dome einen Wachstumsschub erhalten, oder es könnte sich sogar ein neuer Dom bilden. Auf jeden Fall eine gefährliche Situation, denn es ist mit einer Verstärkung der Aktivität zu rechnen. Insbesondere drohen pyroklastische Dichteströme.

Momentan gehen täglich zahlreiche glühende Schuttlawinen vom Dom am südwestlichen Kraterrand ab. Leider gibt es immer noch keine neuen Werte zu den Volumina der beiden Dome. Die im Bericht verwendeten Werte stammen aus Daten vom 28. September. Zu diesem Zeitpunkt hatte der südwestliche Dom ein Volumen von 3.097.700 Kubikmetern. Er hat sich seitdem morphologisch verändert und es gab einen Hotspot, an dem eine Temperatur von 356 Grad Celsius gemessen wurde. Am zentralen Dom tat sich wenig. Sein Volumen wurde damals mit 2.358.500 Kubikmetern angegeben.

Der Mount Merapi befindet sich seit dem 5. November 2020 in Alarmstufe III. Die aktuelle potenzielle Gefahr besteht in Form von Lavarutschen und heißen Wolken im Südsüdwestsektor, die Flüsse in einem Radius von bis zu 7 km bedecken können. Die Öffentlichkeit wird aufgefordert, keine Aktivitäten in gefährdeten Gebieten durchzuführen, sich auf mögliche Vulkanasche und Lava-Gefahren vorzubereiten und besonders bei Regen um den Mount Merapi vorsichtig zu sein.