Unwetter im Mittelmeerraum am 27.11.23

Unwetter in der Türkei und in Griechenland richten Schäden an – Frachter sinkt in der Ägäis

Gut eine Woche nach einem starken Sturm mit Unwettern, die im Schwarzen Meer zwei Schiffe versenten, wurde die Türkei erneut von starken Unwettern getroffen. Und auch ein Schiff versank wieder im Strum, diesmal im Mittelmeer.

Der Sturm kam bereits gestern am frühen Morgen auf und manifestierte sich zuerst in Istanbul. Videoaufnahmen zeigen eine schnell rotierende Superzelle, die kurz davor war, einen Tornado zu bilden. Aber auch ohne Bodenkontakt eines Rüssels mit dem Boden war der Wind stark genug, um Gebäudedächer fortzureißen. Darunter befand sich das Dach einer Halle in Kağıthane. Aber auch im Istanbuler Stadtteil Silivri kam es zu starken Beeinträchtigungen des öffentlichen Lebens. Strand und Promenade wurden von hohen Wellen überspült, Bäume entwurzelt und Keller überflutet.

In der westlichen Provinz İzmir kam es zu Überschwemmungen, bei denen das Meer den Bürgersteig überflutete. Polizei rettete Bürger, die im überschwemmten Meer gestrandet waren.

Im südlich gelegenen Antalya und im Touristenort Side verstärkte sich über Nacht der Regen, der Kanäle überschwemmte und Fahrzeuge auf den Straßen stranden ließ. Im Hafen von Side sanken zwei Boote. Der Sturm führte auch zu umgestürzten Bäumen, die auf Autos fielen und Straßen blockierten, wodurch viele Fahrzeuge beschädigt wurden.

Weiter östlich, genauer in der griechischen Ägäis wütete der Sturm so stark, dass ein Frachter in der Nähe von Lesbos havarierte und sank. An Bord befanden sich 12 Seeleute, von denen einer lebend gerettet wurde und ein weiterer tot geborgen werden konnte. Die restlichen 10 Seeleute gelten als vermisst. Ihre Überlebenschancen sind gering. Dieses Jahr scheinen mir ungewöhnlich viele Schiffe in Stürmen zu sinken. Offenbar hat die Anzahl starker Stürme deutlich zugenommen. Ein weiterer Grund könnte darin begründet sein, dass immer mehr Reder in finanzielle Schwierigkeiten geraten und ihre Schiffe vergammeln lassen.

Von den Unwettern waren auch Rumänien, Bulgarien und die Republik Moldau betroffen gewesen. Hier kam es zu extrem starken Schneefällen. In mehr als 1000 Ortschaften fiel der Strom aus. Mehr als 250.000 Menschen waren davon betroffen, unter anderem auch die bulgarische Hauptstadt Sofia. Im Nordosten Bulgariens wurde der Notstand ausgerufen. Ein obdachloser Mann erfror in der Kälte.

Einige Wettermodelle sagen auch für Deutschland starke Schneefälle voraus und sogar im Flachland könnte es schneien. Generell könnte es aufgrund der extremen Niederschläge in diesem Jahr ein schneereicher Winter werden.

Island: Schwarmbeben am Dyke – Meldung vom 27.11.23

Neuer Erdbebenschwarm auf Reykjanes während der Nacht – Boden bei Svartsengi hebt sich wieder schneller

Heute Nacht gab es einen Erdbebenschwarm im zentralen Bereich des magmatischen Gangs, der sich am 10, November auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel bildete. Der Schwarm dauerte etwas mehr als eine Stunde. Seit Mitternacht wurden rund 300 Erdbeben registriert. Das größte Erdbeben ereignete sich in Sundhnjúkur und hatte eine Magnitude von 3,0. Gestern wurden rund 700 schwache Erdbeben in der Nähe der Intrusion registriert. Das ist deutlich weniger als zur Hochphase der seismischen Aktivität im Zusammenhang mit der Intrusion, doch es sind immer noch sehr viele Erdbeben, die ohne die Hochphase für sich genommen schon Besorgnis erregt hätten. Aktuell hinterlassen sie bei den Vulkanspottern den schalen Nachgeschmack der Enttäuschung, bei den Anwohnern der betroffenen Gegend hingegen einen Lichtblick, dass eine große Eruption ausbleibt. Auch wenn das Risiko einer großen Eruption deutlich gesunken ist, bleibt ein Risiko für eine Eruption im Stil des Fagradalsfjall weiterhin hoch. Die geophysikalischen Parameter liefern zudem immer nur eine Momentaufnahme. Es ist absolut unabsehbar, wie die weitere Entwicklung in der Tiefe aussehen wird. Der Magmenzustrom hatte sich zuletzt zwar deutlich reduziert, könnte aber genauso schnell wieder steigen. Tatsächlich kommen gerade neue GPS-Messwerte herein, die einen Anstieg der Bodenhebung anzeigen. Am stärksten hebt sich der Boden bei Svartsengi: Dort liegt die Hebungsrate nun bei 20 mm am Tag, was darauf hindeutet, dass der Erdbebenschwarm von einem neuen Schub aufsteigendem Magma verursacht wurde.

Auf Reykjanes gab es weitere Erdbeben, aber nicht nur in dem oben beschriebenen Bereich, sondern auch weiter nordöstlich in der Gegen von Keilir. Dort endete der magmatische Gang, der die erste Fagradalsfjall-Eruption wenigstens während ihrer Anfangsphase mit Schmelze versorgte. Übrigens brach damals der Vulkan auch nicht direkt nach der Dykeintrusion aus, sondern erst Wochen später.

Vulkan Ruapehu am 27.11.23

Vulkan Ruapehu heizt auf – Erdbeben und Änderung der Wasserfarbe

Auf der neuseeländischen Nordinsel steht der Ruapehu wieder einmal im Fokus der Wissenschaftler von GeoNet. Bereits Mitte Oktober begann ein neuer Aufheizungszyklus und im Kratersee Te Wai ā-moe wurde eine allmähliche Temperatursteigerung registriert, obwohl es zuvor viel geregnet hatte, was die Wassertemperatur zunächst absinken ließ: Frühere Muster zeigen vorübergehende Temperatursenkungen aufgrund von Schneeschmelze und starken Regenfällen, die jedoch keinen langfristigen Trend beeinflussen. Derzeit bleibt der Wärmefluss im See gering.

Die Änderung der Seefarbe deutet auf eine geringere Beeinträchtigung des Gasflusses durch Sedimente hin. Niedrige Gaswerte und langsam steigende Seetemperaturen könnten auf teilweise offene Schlote am Seeboden hindeuten. Ein neu installiertes Gasscangerät maß an den meisten Tagen niedrige bis mäßige SO2-Gasemissionen.

Während eines Beobachtungsflugs am 22. November stellten die Geowissenschaftler eine Veränderung der Seefarbe von Grau zu Blaugrün fest. Es gab keine erhöhten Aktivitäten, die sich etwa in Wasserturbulenzen niedergeschlagen hätten, aber es wurden auf der Oberfläche treibende Schwefelflecken gesichtet. Außerdem lief der See über.

Im Jahresverlauf war die vulkanisch bedingte Seismizität unter dem Vulkan vergleichsweise schwach, doch in den letzten Wochen zog die Erdbebentätigkeit leicht an. Die Erdbeben könnten tektonisch bedingt sein und mit Verwerfungen zusammenhängen oder von einer möglichen Magma-Injektion verursacht werden, was die Möglichkeit eines Ausbruchs erhöhen könnte. Die genaue Ursache der Erdbeben bleibt jedoch unklar.

Die Gesamtüberwachung zeigt geringe vulkanische Aktivitäten, weshalb die Vulkanalarmstufe auf Stufe 1 bleibt.

Die Vulkanalarmstufe 1 weist auf Gefahren wie Dampfausstoß, vulkanisches Gas, Erdbeben, Erdrutsche und hydrothermale Aktivitäten hin. Auch wenn sie hauptsächlich mit Umweltgefahren in Verbindung gebracht wird, besteht das Risiko eines Ausbruchs ohne oder mit geringer Vorwarnung.

Mit einer Höhe von 2.797 Metern ist der Mount Ruapehu der höchste Vulkan in Neuseeland. Zugleich ist er einer der aktivsten Vulkane des Archipels. Das Bild stammt aus dem Archiv.