Island: erhöhte Schwefeldioxid-Emissionen am 14.11.23

Räumung von Grindavik aufgrund erhöhter Schwefeldioxid-Konzentrationen – Magma dring weiter in den Dyke ein

Wie vor wenigen Minuten bekannt wurde, wird der Ort Grindavik erneut geräumt, und die Menschen, die tagsüber zu ihren Häusern und Wohnungen durften, um ihre Sachen zu bergen, wurden aufgefordert, den Ort umgehend zu verlassen. Diese Anordnung stammt vom Zivilschutz und wird vom Polizeichef der Region umgesetzt. Es wird betont, dass es sich nicht um eine Notfallevakuierung handelt, sondern um eine Vorsichtsmaßnahme aufgrund einer möglichen Gesundheitsgefährdung wegen zu hoher Schwefeldioxid-Konzentrationen in der Luft. Diese wurde von IMO-Mitarbeitern heute Nachmittag detektiert. Es stellt sich die Frage, ob man erst heute mit den Messungen angefangen hat, oder ob die SO2-Konzentration bereits seit Beginn des Geschehens erhöht ist? Sollte die Konzentration jetzt erst steigen, würde das die Vermutung nahelegen, dass Magma weiter aufgestiegen ist.

Auf Videoaufnahmen der bekannten Fraktur nahe des Sportzentrums von Grindavik war schon vorgestern zu sehen, dass Dampf aus dem Riss aufstieg. Unklar ist, ob es sich um fumarolischen Dampf aus der Erdspalte handelte, oder ob eine Fernwärmeleitung unter der Straße geborsten ist und der Dampf vielleicht daher stammte.

Als gesichert sehen Experten den Umstand an, dass weiter Magma in den Gang eindringt. Die Quelle wird im Bereich der meisten Erdbeben vermutet, die sich ca. 3,5 km nordnordöstlich von Grindavik ereignen. IMO veröffentlichte vorhin neue Modellrechnungen, nach denen der Magmenzufluss 75 Kubikmeter pro Sekunde beträgt. Das ist schon eine ordentliche Hausnummer und übersteigt die Magmenakkumulation der ersten und stärksten Fagradalsfjall-Eruption um ein Vielfaches. Wir dürfen gespannt sein, wie die Geschichte weitergeht. Da der Magmenzustrom in der Tiefe anhält, sehe ich nur eine geringe Chance, dass es für die Betroffenen gut endet. Mit anderen Worten, ich rechne noch mit einem Vulkanausbruch, und je länger er auf sich warten lässt, desto stärker könnte er werden. Eine gesicherte Erkenntnis ist das aber nicht!

Ätna mit Satellitenfoto am 14.11.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Fumarolisch

Satellitenfoto zeigt Lavaströme des letzten Paroxysmus – Vulkan strombolianisch aktiv

Der letzte Paroxysmus am Ätna liegt nun 2 Tage zurück, und das Copernicus-Programm der ESA veröffentlichte ein Satellitenfoto des Vulkans, das nach dem Paroxysmus aufgenommen wurde, als sich der Ätna wolkenfrei präsentierte. Das Bild zeigt ein erweitertes Lichtspektrum, das auch den Infrarotbereich darstellt. Zu sehen sind die Thermalspuren multipler Lavaströme, die im Zuge der paroxysmalen Eruption eruptiert wurden. Sie flossen überwiegend in südlicher Richtung, mit einem kurzen Abzweiger ins Valle del Bove. Die meiste Lava war in Richtung des ehemaligen Torre del Filosofo unterwegs gewesen und teilte sich bei den Kratern von 2002 in zwei Arme. Auffällig ist auch ein kurzer Strom, der in westliche Richtung floss und einem recht neuen Schlot unterhalb des Gipfels des Neuen Südostkraters entsprang.

Bis jetzt hat sich der Vulkan nicht ganz beruhigt und die Lokalmatadore fotografierten letzte Nacht wieder strombolianische Eruptionen. Auch ein kurzer Lavastrom wurde dokumentiert. Der Tremor fluktuiert im gelben Bereich und zeigt ein unruhiges Zackenmuster, das ebenfalls darauf hindeutet, dass der Vulkan weiter unruhig ist. Gegenüber der letzten Woche gab es auch wieder ein paar Erdbeben mehr. Sie zeugen allerdings nicht von einem sonderlich starken Magmenaufstieg.

Die Zeichen stehen zwar nicht gerade auf Sturm, es könnte aber dennoch sein, dass der nächste Paroxysmus nicht allzu fern ist und sich bereits in den nächsten Tagen manifestiert. Zuverlässig vorhersagen lassen sich solche Ereignisse allerdings nicht. Meistens kann man sich erst sicher sein, dass ein neuer Paroxysmus kommt, wenn er bereits angefangen hat. Aber was wären wir ohne unsere Lust an Spekulationen? Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude!

Der Ätna ist der aktivste Vulkan Europas und lässt sich nur ungerne die Show stehlen. Die letzte große Serie von Paroxysmen ereignete sich im Jahr 2021, als auch der Fagradalsfjall aktiv war und wir uns im Lockdown befanden. Jetzt droht wieder ein paralleler Ausbruch mit Island. Doch allen wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge gibt es keinen direkten Zusammenhang zwischen den Eruptionen aus Sizilien und Island.

Island: Bildung eines Grabenbruchs bei Grindavik

Seismizität auf hohem Niveau stabil

Datum 14.11.23 | Zeit: 03:59:28 UTC | Lokation: 63.867 ; -22.407 | Tiefe: 3,5 km | Mb 3,1

Die Erdbebentätigkeit auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel befindet sich weiterhin auf einem deutlich erhöhten Niveau, zeigt sich aber von seiner stabilen Seite. Das heißt, dass es weiterhin viele schwache Erdbeben gibt (500 waren es während der Nacht), dass aber ein neuer Bebenschub ausgeblieben ist. Das stärkste Erdbeben hatte heute Nacht eine Magnitude von 3,1 und lag nördlich von Grindavik, etwa dort, wo man die größte Magmenansammlung vermutet. In den letzten 48 Stunden gab es nur 6 Erschütterungen im Dreierbereich. Bei der Vielzahl der registrierten Erdbeben handelt es sich um sehr schwache Mikrobeben. Die Erdbeben sind Symptome von starken Bodendeformationen, die sich in den letzten Tagen auf Reykjanes zutrugen. Sie sind wahrlich epischen Ausmaßes und wurden auf Island in diesem Umfang noch nicht mit modernen Messinstrumenten dokumentiert.

Mysteriöse Bodendeformationen auf Reykjanes

Bereits gestern Abend erwähnte ich kurz, dass man mit Hilfe neuer satellitengestützter Radarmessungen eine Depression in Form eines Grabens entdeckte, der quer durch Grindavik zieht und der Spur der Magmenintrusion folgt. In den ersten Artikeln isländischer Medien hieß es dazu, dass es einen horizontalen Versatz von einem Meter gegeben hätte, sich der Boden also seitwärts verschoben hat. Doch auf dem abends bei IMO veröffentlichten Interferogramm sieht man, dass es sich in der Tat um eine vertikale Bodenabsenkung von 1 m Tiefe handelt, obwohl es natürlich auch den horizontalen Versatz von 120 cm gibt, der bereits am Samstag entdeckt wurde.

Die neu entstandene Grabenstruktur ist alles andere als klein: die Zone mit der größten Bodenabsenkung von bis zu 1 m misst ca. 5 x 2 km und streicht in Richtung Nordost-Südwest. Bezieht man die Randbereiche der Depression mit ein, dann misst sie ca. 10 x 5 km. Die Radardaten werden mittlerweile durch neue GPS-Messungen gestützt, die ebenfalls gestern Abend veröffentlicht wurden. Dies erklärt auch die großen Bodenhebungen von ca. 20 cm, die die GPS-Daten bereits vorgestern im Bereich vom Fagradalsfjall anzeigten: während der Boden entlang der Depression absackte, wurden die Randbereiche angehoben. Nicht ganz einleuchtend ist der Umstand, dass man nach dem Interferogramm vom Samstag von Bodenhebung sprach, ohne die Grabenstruktur zu entdecken.

Die offiziellen Modelle gehen davon aus, dass die Depression durch die Intrusion des magmatischen Gangs verursacht wurde, indem er den Untergrund auseinanderdrückte und sich der Boden über der Intrusion absenkte. Vielleicht wird aber auch umgekehrt ein Schuh draus: Es gab einen tektonischen Riftingprozess und der so entstandene Riss wurde von unten durch Magma gekittet.

Wie auch immer, es haben große Bodenbewegungen stattgefunden und auf Island rechnet man immer noch mit einem Vulkanausbruch. Allerdings rudern einige Forscher mittlerweile etwas von den Worst-Case-Szenarien zurück. Interpretiert man die aktuellen Erdbeben als magmatischen Ursprungs, finden die stärksten Magmenbewegungen ca. 3,5 km nordnordöstlich von Grindavik statt. Sie konzentrieren sich auf die Kraterreihe östlich von Thorbjörn. Sollte es dort zu einer größeren Eruption kommen, könnte der Westrand der Stadt von Lava verschont bleiben. Glück könnten dann auch das Geothermalkraftwerk und die Blaue Lagune haben. Doch auf Glück will man sich auf Island nicht verlassen, denn es wurde ein Gesetz verabschiedet, das den Bau von Schutzanlagen genehmigt.