La Palma: Die Spur des Magmas

Ausbruch des Cumbre Vieja im September 2021. © Marc Szeglat

Vor einem Jahr hat uns der Vulkanausbruch auf der Kanareninsel La Palma in Atem gehalten. Während die Eruption für die Anwohner des Cumbre-Vieja Vulkanrückens eine große Katastrophe darstellte, war er für die Wissenschaft ein Glücksfall: erstmalig konnten die Forscher eine Eruption auf La Palma mit modernsten Geräten von Anfang bis Ende verfolgen und dokumentieren. Der so gewonnene Datenberg wird nun von den Wissenschaftlern ausgewertet. Ein internationales Forscherteam wertete die seismischen Messdaten aus und konnte nun ein Modell der Aufstiegswege der Magmen unter dem Vulkan vorstellen.

Dem Magma auf der Spur

Die Studie, die nun in einer Preprint-Version von Scientific Reports der Nature-Gruppe erschienen ist, liest sich fast so spannend wie ein Krimi und weist auch sonst Parallelen akribischer Detektivarbeit auf. Beteiligt waren Wissenschaftler Von INVOLCAN, der Universität von Granada und dem russischen Trofimuk-Instituts für Erdölgeologie und Geophysik. Mittels des bekannten Verfahrens der seismischen Tomografie gelang es ein 3D-Bild des tiefen Untergrunds im Bereich des Cumbre Vieja zu erstellen. Dabei wurden 11.349 Erdbeben ausgewertet, die während und im Vorfeld der Eruption stattfanden. Die Erdbeben wurden überwiegend durch die Bewegungen magmatischer Fluide ausgelöst. Zudem lieferte die Analyse von Lavaproben Hinweise darauf, wie schnell die Schmelze aufgestiegen ist und in welcher Tiefe sie gebildet wurde. Schon während der Eruption war klar, dass es unter dem Cumbre Vieja einen Magmenkörper geben musste, der bis in großer Tiefe hinabreicht, doch seine genaue Lage und Struktur blieb unklar. Die Studie brachte nun Licht ins Dunkle und präsentiert uns ein sehr genaues Modell des Magmenköpers und dem Aufstiegsweg des Magmas unter der Südhälfte von La Palma.

3 Zonen anormaler Wellengeschwindigkeiten der Erdbeben

Die Forscher identifizierten 3 Zonen, in denen sich die Erdbebenwellen unterschiedlich schnell ausbreiteten, was auf eine Variation in der Beschaffenheit des Materials hindeutet, in dem sich die Erdbebenwellen bewegten. Von der Erdoberfläche aus gesehen lag eine dieser Zonen in einer Tiefe von weniger als 3 km und erstreckte sich bis zur Oberfläche. Dort hat sich das Gestein durch hydrothermalen Einfluss verändert und gleicht einem losen Schutthaufen. Solche Zonen kennt man u.a. vom Ätna. Erdbebenwellen bereiten sich aufgrund der lockeren Struktur der Gesteine nur langsam aus, Magma dafür umso schneller. Eine 2. Zone besteht aus einem Körper verfestigter Ozeankruste, die sich von der Oberfläche bis in 10 km Tiefe erstreckt. Die Erdbebenwellen bewegten sich dort schneller, da das Material eine höhere Dichte als das umliegende Gestein aufweist. Ich würde vermuten, dass es sich dabei um Material handelt, das von einem früheren Vulkanausbruch stammt. Bei der 3. Zone handelt es sich um die eigentliche Magmenintrusion unterhalb der ozeanischen Kruste. Ihre Basis liegt in 25 km Tiefe und ihre Oberseite in 7 km Tiefe. Durch die Intrusion wurde die Moho (Mohorovicic-Anomalie, die die Grenze zwischen Erdkruste und Asthenosphäre markiert) angehoben. Die Studie zeigte, dass das Magma vor Eruptionsbeginn nur 7 Tage benötigte, um aus 10 km Tiefe aufzusteigen. In den oberen 3 km stieg das Magma entlang des Kontaktbereichs zwischen den Zonen 1 und 2 auf.

Die Forscher prüfen nun, ob dieses Modell auch auf andere Vulkane der Kanaren übertragbar ist. Besonderes Augenmerk gilt dabei dem Pico del Teide auf Teneriffa. Sollte das neue Modell vom Cumbre Vieja hier übertragbar sein, dann könnten sich auch auf Teneriffa Eruptionen sehr viel schneller entwickeln, als man es bislang angenommen hat.

(Quellen: INVOLCAN und Nature.com: https://www.nature.com/articles/s41598-022-21818-9)

Erdbeben-News 24.10.22: Island

Der Schwerpunkt meiner Erdbeben-Berichterstattung liegt heute wieder auf Island. Es gab aber auch interessante Erdbeben in anderen Regionen. Dazu zählt ein Erdbeben Mb 5,1 im nördlichen Peru und ein Erdstoß Mb 3,9 in Frankreich.

Island: Drei grüne Sterne

  • Mb 4,1 unter Herdubreid
  • Mb 3,6 unter der Katla
  • Mb 3,0 nahe Fagradalsfjall

Wer sich die Shakemap von Island heute anschaut, dem fallen sofort 3 grüne Sterne an unterschiedlichen Lokalitäten ins Auge. Grüne Sterne markieren Erdbeben mit Magnituden ab 3. Hier liegt üblicherweise die Schwelle für die Wahrnehmbarkeit von Erdbeben, was auf Island aber nicht zwangsläufig heißt, dass diese Erdbeben auch wahrgenommen werden, da ja nicht überall Menschen wohnen. Über das stärkste Erdbeben Mb 4,1 habe ich gestern bereits berichtet: es manifestierte sich am Herdubreid, wo der Erdbebenschwarm mittlerweile mehr als 1000 Erschütterungen umfasst. Laut IMO war das Beben M 4,1 die stärkste Erschütterung am Herdubreid, seitdem die Beben erfasst werden. Auch die Experten fragen sich, was dort los ist und ob nicht ein magmatischer Gang intrudiert? In der Gegend gibt es kein öffentlich zugängiges GPS-Netzwerk, dass die Bodenhebung misst. Sehr wahrscheinlich muss man dort erst etwas installieren, oder INSAR-Daten abwarten, um eine mögliche Bodenhebung festzustellen.

Ein weiteres Sternchen sehen wir heute auf dem Gletscher Myrdalsjökull. Dahinter verbirgt sich ein Erdstoß Mb 3,6, der sich in nur 100 m Tiefe unter der Katla-Caldera ereignete. Oft werden solche flach liegende Erdbeben Eisbruch zugeordnet. Zu bedenken gilt aber, dass die Tiefe von Erdbebenherden normalerweise unter dem Meeresspiegel angegeben wird, so dass hinter dem Erdstoß auch eine andere Ursache als Eisbruch stecken könnte. Zudem wurden im Erfassungsgebiet des Myrdalsjökull 14 weitere Beben festgestellt. Bereits in der letzten Woche wurde vermutet, dass hinter der gesteigerten Bebentätigkeit unter dem Gletscher ein sich anbahnender Gletscherlauf stecken könnte, doch bisher ist er ausgeblieben. So ist nicht auszuschließen, dass die Beben im Zusammenhang mit aufsteigendem Magma stehen.

Das Dritte Sternchen sehen wir auf der Reykjanes-Halbinsel leuchten. Dahinter steckt ein Erdbeben Mb 3,0. Das Hypozentrum lag 6,2 km tief. Das Epizentrum wurde 4,2 km westlich vom Fagradalsfjall ausgemacht. Damit liegt es in der Ebene auf dem Weg zum Thorbjörn-Vulkan und der Blauen Lagune und nicht weit von Grindavik entfernt. In de Region gibt es tektonische Spalten, die durch Magmen-Akkumulation aktiviert werden könnten.

Kurzum, auf Island gibt es mehrere Baustellen die seismisch aktiv sind und wo die Beben mit dem Vulkanismus assoziiert sein könnten. Es bleibt spannend!


Weitere Meldungen:

Chile: Erdbeben Mb 5,1

Im Norden von Peru ereignete sich ein Erdbeben der Magnitude 5,1. Das Hypozentrum lag in der großen Tiefe von 123 km. Das Epizentrum wurde 59 km östlich von Juanjuí verortet.


Frankreich: Erdbeben Mb 3,9

An der Küste der Bretagne manifestierte sich ein Erdbeben Mb 3,9. Der Erdbebenherd lag 10 km tief. Das Epizentrum befand sich 9 km westlich von Auray. Beim EMSC gab es 2 Wahrnehmungsmeldungen.

Bezymianny mit größerer Eruption am 23.10.22

Vulkanausbruch in Kamchatka schickt Aschewolke 10 km hoch

Staat: Russland | Koordinaten: 55.98; 160.58 | Eruption: Vulcanianisch

Heute Nachmittag ist der russische Vulkan Bezymianny ausgebrochen. Das VAAC Tokio brachte eine VONA-Warnung heraus, nach der Vulkanasche in 10.000 m Höhe detektiert wurde. Die Aschewolke driftete in Richtung Nordosten. Die Eruption wurde von KVERT bestätigt. Dort hob man den Alarmstatus auf „rot“ an. Es wird gewarnt, dass der Ausbruch auch hoch fliegende Flugzeuge gefährden könnte. Da die Gegend nur dünn besiedelt ist, besteht aktuell keine Gefahr für Siedlungen, allerdings könnte es in benachbarten Ortschaften zu Ascheniederschlag kommen.

Auf den LiveCams sieht man aktuell Rotglut am Lavadom. Es gehen glühende Schuttlawinen ab und man kann eine aufsteigende Eruptionswolke erahnen. Sehr wahrscheinlich wurde die große Aschewolke von einem pyroklastischen Strom verursacht. Der Dom wächst und man muss mit weiteren Abgängen rechnen.

Dieses Jahr ist der Bezymianny sehr aktiv. Zuletzt tauchte er im August mit einer moderaten Eruption in den News auf. Ende Mai gab es eine Serie größerer pyroklastischer Ströme, bei denen Vulkanasche über 15 km hoch aufstiegen.

Über den Vulkan Bezymianny

Der 2882 m hohe dombildende Stratovulkan ist der niedrigste der 5 Feuerberg, die den Kliuchevskoi-Bezymianny-Vulkankomplex in Zentralkamtschatka bilden. Bezymianny ruhte über 1000 Jahre lang, bevor er im Jahr 1955 aus seinem Dornröschenschlaf erwachte. Es begann ein Dom zu wachsen, der im Folgejahr kollabierte und eine seitwärts gerichtete Explosion nebst Hangrutsch auslöste. Ähnlich wie der Mount St. Helens in den USA, verlor der Bezymianny seinen Gipfel und der Hangrutsch hinterließ eine hufeisenförmige Depression, in der sich das neue Eruptionszentrum befindet. Seitdem kommt es immer wieder zu Phasen mit neuem Domwachstum. Wenn der Dom groß genug ist, generieren Kollaps-Ereignisse pyroklastische Ströme. Die Vorwarnzeit vor größeren Eruptionen ist kurz.

Vulkan-News 23.10.22: Kerinci

Kerinci mit Ascheeruption

Staat: Indonesien | Koordinaten: 1.70, 101.26 | Eruption: Aschewolken

Auf der indonesischen Insel Sumatra ist der Kerinci weiter aktiv und speit Aschewolken aus. Sie erreichen eine Höhe von 4500 m über dem Meeresspiegel und driften in Richtung Südosten. Das VSI registrierte mehr als 200 starke Entgasungen. Die Seismizität ist gering. Die Aktivität des Vulkans könnte mit den starken Regenfällen auf Sumatra zusammenhängen, indem vermehrter Wasserzufluss im Hydrothermalsystem phreatische Eruptionen auslöst. Ähnliches erlebten wir gestern am Cotopaxi. Dort war allerdings auch die Seismizität erhöht.


Sakurajima mit Ascheeruption

Staat: Japan | Koordinaten: 31.581, 130.659 | Eruption: Explosiv

Im Süden Japans eruptierte der Sakurajima Vulkanasche. Sie stieg bis auf einer Höhe von 2700 m auf und wurde vom Wind in Richtung Südosten verfrachtet. Im Bulletin vom JMA ist die Rede davon, dass während des Beobachtungszeitraums 17-21 Oktober größere Lavabomben bis zu 1000 m entfernt vom Minamidake landeten. Im Allgemeinen hat sich die Aktivität etwas abgeschwächt, was sich aber schnell wieder ändern kann.


Taal mit weiteren phreatischen Eruptionen

Staat: Philippinen | Lokation: 14.002; 120.99 | Eruption: Phreatisch

Gestern gab es am Taal-Vulkan 2 weitere phreatische Eruptionen. Sie dauerten bis zu 6 Minuten und ließen Wasserdampf bis auf einer Höhe von 1500 m aufsteigen. Der Schwefeldioxid-Ausstoß war mit 6700 Tonnen am Tag hoch. Zudem ereigneten sich 6 vulkanisch-bedingte Erdbeben. 5 davon waren Tremorphasen die bis zu 167 Sekunden dauerten.

 

Island: Erdbeben Mb 4,1 am Herdubreid

Erdbeben Mb 4,1 erschüttern den Tafelvulkan Herdubreid

Datum: 22.10.22 | Zeit: 23:11:01 UTC | Lokation: 65.21 ;  -16.36 | Tiefe: 7,8 km | Mb 4,1

Seit Tagen ist die Erdbebentätigkeit unter Island erhöht. So gibt es mehrere Bebenspots entlang der Hauptstörungszonen, auf denen sich auch die großen Zentralvulkane Islands befinden, unter denen es ebenfalls vermehrt bebt. Daher ist es unklar, inwieweit die Erdbeben tektonisch bedingt sind und welche der Erdbeben möglicherweise mit dem Vulkanismus zusammenhängen.

Gestern Abend manifestierte sich um 23:11:01 Uhr ein Erdbeben der Magnitude 4,1 beim Herdubreid. Das Hypozentrum lag fast 8 km tief. Das Epizentrum wurde 4,1 km nördlich des Tafelvulkans lokalisiert. Der Erdstoß konnte in der nordisländischen Stadt Akureyri gespürt werden. Zwei weitere Beben hatten Magnituden im 3er-Bereich. Die Beben waren Teil eines Schwarms, der bislang aus 375 Erschütterungen besteht, die in den IMO-Tabellen aufgeführt werden. Auf der Seite von IMO ist von mehr als 600 automatisch erfassten Erdbeben die Rede.

Herdubreid in monogenetisch und entstand unter dem Eis

Herdubreid war in den letzten Jahren immer wieder Schauplatz von Schwarmbeben und man vermutete dass sie durch eine Magmen-Akkumulation verursacht wurden. Der Tafelvulkan entstand während der Eiszeit unter der Gletscherbedeckung, wodurch die abgeflachte Form zustande kam. Der Krater liegt auf einer 200 m hohen Anhöhe im Süden des Plateaus. Forscher vermuten, dass dieser Teil des Vulkans während der letzten Eruptionen über dem Eis lag. Sie gehen auch davon aus, dass der Vulkan in nur einer einzigen Eruptionsphase entstand, er also monogenetisch ist. Somit ist ein neuer Ausbruch des Herdubreids unwahrscheinlich, es könnten aber Eruptionen in seiner Nähe entstehen. Während die bis zu 1000 m hohen Hänge überwiegend aus Palagonit bestehen, ist das Material des oberen Teils des Vulkans basaltischer Herkunft. Bei Palagonit handelt es sich um ein vulkanisches Glas, dass ebenfalls aus basaltischer Lava besteht, sich aber aufgrund der schnelle Abkühlung unter Wasser, bzw. Eis gebildet haben muss.

In der nordischen Mythologie gilt Herdubreid als Sitz des Donnergottes Thor. Der Tafelvulkan gehört zum System des Zentralvulkans Askja, der seit letztem Jahr durch Inflation auffällt und möglicherweise dabei ist, sich auf eine Eruption vorzubereiten.

Weitere Erdbeben gab es an der Tjörnes-Fracture-Zone. Hier wurden innerhalb von 48 Stunden 82 Erschütterungen registriert. Die Bebentätigkeit ist ebenfalls im Süden von Island erhöht.

Neue Spalte beim Grimsvötn am 22.10.22

Spalte im Eis des Vatnajökulls liegt am Grimsfjall nahe Grimsvötn

Seit einigen Tagen steht der isländische Gletscher-Vulkan im Fokus meiner Berichterstattung, da sich dort mehrere schwache Erdbeben ereigneten und es zu einem Gletscherlauf kam. Nun meldet der Zivilschutz von Island, dass sich im Eis nahe des Thermalgebiets Grimsfjall eine Spalte geöffnet hat. Aus ihr strömt Dampf und es sieht aus, als wäre sie von der Wärme der Fumarolen in das Eis geschmolzen worden. Grimsfjall ist ein Thermalgebiet, dass mit dem Vulkan Grimsvötn zusammenhängt. Es liegt also die Vermutung nahe, dass sich die Wärmeleistung der Fumarolen verstärkt hat, was ein weiteres Indiz dafür sein könnte, dass sich Grimsvötn auf eine Eruption vorbereitet. Dafür spricht auch die anhaltende Bebentätigkeit unter dem Vulkan. Doch noch ist es nicht sicher, dass sich eine Eruption ereignen wird, der Grimsvötn könnte sich auch wieder beruhigen, obwohl eine Eruption statistisch überfällig ist.

Warnung vor Gletscherfahrten zum Grimsvötn

Der isländische Zivilschutz warnt nun weniger vor einem möglichen Vulkanausbruch, sondern davor, dass die Spalte vergleichsweise groß ist und auch eine Gefahr für große Jeeps darstellt, die zum Grimsfjall/Grimsvötn fahren. Für solche Gletscherfahrten bedarf es eines besonders ausgerüsteten Jeeps. Normalerweise werden die Reifen der überdimensionierten Räder mit Spezialkleber an die Felgen geklebt, so dass man mit ganz geringem Luftdruck fahren kann, damit die Räder eine große Auflagefläche haben. Zudem braucht man ein sehr genaues GPS Gerät, damit man auch bei schlechter Sicht sicher navigieren kann. Bei den meisten Jeeps für Gletscherfahrten handelt es sich um besonders große Fahrzeuge mit Seilwinde. Zudem sollte man immer mit 2 Fahrzeugen fahren, damit man sich im Notfall gegenseitig helfen kann. Es kommt immer wieder vor, dass Jeeps in Gletscherspalten hängen bleiben. In so einem Fall benötigt man nicht nur eine Seilwinde sondern Nerven aus Stahl.

Erdbeben-News 22.10.22: Kalifornien

Erdbebenserie in Kalifornien

Derzeit gibt es viele schwache Erdbeben in Kalifornien. Sie erstrecken sich zum großen Teil parallel zur San-Andreas-Störung, doch es gibt auch Beben die Abseits der dominierenden Transformstörung liegen. Auffällig ist diesbezüglich ein kleiner Schwarm wenige Kilometer nordöstlich von Geyserville. Dort manifestierten sich in den vergangenen Tagen 16 Erschütterungen mit Magnituden im 2er Bereich und sehr flach liegenden Hypozentren. Wie der Name des Ortes schon vermuten lässt, gibt es in der Region heiße Quellen und Geysire. Das Örtliche Gaskraftwerk nutzt zusätzlich Geothermie. Die flachen Hypozentren lassen einen Zusammenhang der Erdbeben mit dem Hydrothermalsystem von Geyserville vermuten. Die Epizentren wurden 17 km östlich von Cloverdale verortet.

Ganz im Nordwesten des US-Bundesstaates gab es mehrere Erdbeben nahe Eureka. Sie ereigneten sich an der Mendocino-Fracture-Zone, die eine Verlängerung der San-Andreas-Störung darstellt und bei Eureka nach Westen abknickt.

Vulkan-News 22.10.22: Cotopaxi

Cotopaxi mit VONA-Warnung

Staat: Ecuador | Koordinaten: -0.081, -77.67 | Eruption: Phreatisch

Der ecuadorianische Vulkan Cotopaxi emittiert seit einigen Tagen eine Dampfwolke, die bei Vulkanologen und Anwohnern zu Besorgnis führte. Sie stieg mehrere Hundert Meter über den Krater auf und enthielt eine hohe Konzentration an Schwefeldioxid. Das IGPEN ermittelte einen Schwefeldioxid-Ausstoß von gut 2200 Tonnen am Tag. Gestern scheint es dann zu einem kleinen Vulkanausbruch gekommen zu sein, denn das VAAC Washington meldete Vulkanasche in einer Höhe von 8200 m. Die Eruptionswolke driftete in Richtung Nordosten. Die Aktivität hält auch heute noch an.

Die Vulkanologen vom IGEPN vermuten, dass die langanhaltenden Regenfälle der letzten Tage zu Veränderungen im Hydrothermalsystem des Vulkans führten, so dass Wasserdampf entstand, der die Eruptionen auslöste. In diesem Fall handelt es sich um phreatische Eruptionen. Diese könnten aber auch Anzeichen für ein Aufheizen des Vulkans sein. Im Bulletin des IGEPN heißt es, dass 24 langperiodische Erdbeben und eine vulkanotektonische Erschütterung registriert wurden. Es gab keine Bodendeformation. Der erhöhte Schwefeldioxid-Ausstoß und die Beben deuten aber an, dass sich Schmelze im Fördersystem befindet, so dass sich auch phreatomagmatische Eruptionen ereignen könnten, bei denen es zu einem direkten Kontakt zwischen Lava und Wasser kommt. Phreatomagmatische Eruptionen können durchaus sehr stark werden und ein großes Zerstörungspotenzial aufweisen.

Der Cotopaxi hat eine Höhe von 5911 m und ist einer der gewaltigsten Vulkane Ecuadors. Der katastrophale Ausbruch von 1877 hat sich in das kollektiven Gedächtnis der Anwohner eingebrannt. Damals kam es zu einer großen Eruption des Vulkans, an dessen Gipfel sich ein Gletscher befindet. Schmelzwasser löste einen Lahar aus, der über 100 km weit floss und löschte den Ort Latacunga aus.

Die bislang jüngste Eruption am Cotopaxi ereignete sich 2015 und war ebenfalls phreatischen Ursprungs. Man befürchtete eine größere Eruption, doch diese blieb aus.


Weitere Meldungen:

Reventador mit Explosionen

Staat: Ecuador | Koordinaten: -0.68, -78.44 | Eruption: Vulcanianisch

Ebenfalls in Ecuador liegt der Reventador. Er ist in einem Stadium dauernder Eruptionen, die auch VONA-Warnungen auslösen. Die Vulkanologen meldeten gestern 9 Explosionen. Vulkanasche stieg bis zu 1300 m über Kraterhöhe auf. Es wurden 2 vulkanotektonische Erdbeben registriert. Zudem gab es einige Tremorphasen.


Shiveluch mit Aschewolken

Staat: Russland | Koordinaten: 56.65; 161.36 | Eruption: Dom

Der Vulkan auf der sibirischen Halbinsel Kamchatka ist in Eruption begriffen und löste gestern 3 VONA-Meldungen aus, nach denen Vulkanasche bis auf 4300 m Höhe aufstieg. KVERT bestätigte eine Fortsetzung der extrusiven Tätigkeit. Der Lavadom wächst und die Aschewolken könnten im Zusammenhang mit Abgängen pyroklastischer Ströme gestanden haben.

Vulkan Taal mit phreatischen Eruptionen am 21.10.22

Phreatische Eruptionen am Taal auf den Philippinen

Staat: Philippinen | Lokation: 14.002; 120.99 | Eruption: Phreatisch

Der philippinische Calderavulkan Taal steht heute wieder in den Schlagzeilen, da er seine Aktivität erhöht hat und 19 schwache phreatische Eruptionen erzeugte. Sie wurden heute zwischen 8:50 und 13:30 Uhr Lokalzeit via Livecam von PHILVOLCS-Forschern beobachtet. Ort des Geschehens war der Hauptkrater auf Volcano Island, der mit einem Kratersee gefüllt ist. Die schwachen Explosionen förderten Dampfjets bis auf 200 m Höhe. Einige der Eruptionen stießen ein graues Gemisch aus Schlamm aus, der zum größten Teil aus Vulkanasche bestand. Die Asche-Schlamm-Fontänen stiegen wohl nur wenige Meter über die Seeoberfläche auf, bevor sie kollabierten und in den See zurück stürzten. Viele der Ereignisse wurden durch starke Dampfentwicklung aus dem Kratersee verdeckt. Die phreatischen Eruptionen erzeugten keine Ausschläge auf den Diagrammen von Seismik und Infraschall. Sie liefen geophysikalisch betrachtet still und geisterhaft ab.

Doch andere geophysikalische Parameter waren zwar auch nicht hörbar, liefen aber trotzdem nicht ganz so lautlos ab: so stieg der Schwefeldioxid-Ausstoß in den letzten 24 Stunden auf 6702 Tonnen. Am Vortag meldete PHILVOLCS einen Schwefeldioxidausstoß von 4422 Tonnen. Es wurden 2 vulkanisch-bedingte Erdbeben registriert. Bei einer dieser Erschütterungen handelte es sich um vulkanischen Tremor. Dampf stieg bis auf einer Höhe von 2400 m auf und driftete westwärts. Vulkanische Fluide versetzten den Kratersee in Turbulenzen. Es wird weiterhin eine schwach Inflation im Westen der Caldera registriert. Im Ostteil gibt es schwache Deflation.

Der Alarmstatus beleibt vorerst auf „1“, doch die Vulkanologen kündigten an, dass man auf Warnstufe „2“ erhöhen muss, sollten sich die phreatische Eruptionen verstärken. Unter Alarmstufe „1“ rechnen die philippinischen Vulkanologen mit plötzlichen phreatischen Explosionen, vulkanischen Erdbeben, geringen Aschefall und tödlichen Ansammlungen von Vulkangas. Davon bedroht sind Gebiete auf Volcano Island. PHIVOLCS empfiehlt nachdrücklich das Betreten der Vulkaninsel zu unterlassen.