Vulkan Copahue in Chile ausgebrochen

Copahue eruptiert nach Erdbeben Asche bis auf 3 km Höhe

Staat: Chile | Koordinaten: -37.85, -71.17 | Aktivität: Ascheeruption

Gestern brach der chilenische Vulkan Copahue aus und eruptierte Vulkanasche bis auf 3000 m Höhe. Die Asche konnte nicht auf Satellitenbildern nachgewiesen werden. Die Meldungen stammen von Beobachtern am Boden. Webcam-Aufnahmen zeigten Nachts Rotglut am Krater. In den Medien wurden Fotos eines Aschebedeckten Flugzeugs veröffentlicht, das auf einem lokalen Flughafen steht, der von Ascheniederschlag getroffen sein soll. Diese Foto betrachte ich mit ein wenig Skepsis, denn in den VONA-Meldungen ist von schwachen Ascheeruptionen die Rede und es wurde nicht einmal eine Alarmstufe verhängt. Eine seismische Krise gab es vor der Eruption nicht. Mit dem Ausbruch einher ging eine deutliche Steigerung des Schwefeldioxid-Ausstoßes auf gut 2500 Tonnen am Tag.
Wie auf dem eingebetteten Video zu erkennen ist, ging die Eruption nicht vom Gipfelkrater aus, sondern von einem Nebenkrater des Komplexvulkans.

Starkes Erdbeben vom Sonntag könnte Auslöser der Eruption sein

Obwohl es sich bis jetzt nur um einen kleineren Vulkanausbruch handelt, ist die Eruption von besonderem Interesse: erst am Wochenende erwähnte ich den Copahue im Zusammenhang mit einem starken Erdbeben Mw 6,3, das sich in der chilenischen Provinz Bio-Bio zutrug. Ich schrieb, das die Möglichkeit besteht, dass der Vulkan auf das starke Erdbeben reagieren könnte. Und siehe da, 3 Tage später kam es zu der schwachen Eruption.

Geophysikalische Parameter des Vulkans Copahue

Im letzten Monatsbulletin von SERNAGEOMIN war die Rede davon, dass es am Copahue 17 schwache vulkanotektonische Erdbeben gab. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 1,3.  Das Hypozentrum befand sich in einer Tiefe von von 1,9 km unter Kraterniveau. Das Epizentrum lag 1,3 km südlich des Gipfelkraters. Es wurden 6 Langperiodische Erdbeben detektiert. Seit mehren Monaten gab es eine schwache Bodenhebung von 0,4 cm pro Monat. Es wurden Entgasungen beobachtet, die bis zu 234 Tonnen Schwefeldioxid am Tag förderten. Alles in allem lässt sich sagen, dass der Copahue leichte Anzeichen des Aufheizens zeigte. Es ist daher sehr gut möglich, dass die Eruption vom Erdbeben getriggert wurde. Diese Korrelation ist aber natürlich kein wissenschaftlicher Beweis für diese These.

Erdbeben auf Neuseeland am 17.11.22

Erdbeben Mb 3,8 in der Bay of Plenty

Datum: 15.11.22 | Zeit: 07:03:12 UTC |  37.63 S ; 176.71 E | Tiefe: 124 km | Mb 3,8

Gestern gab es in der Bay of Plenty ein Erdbeben der Magnitude 3,8. Es ist erwähnenswert, weil es in der Nähe der Vulkaninsel White Island lag. Das Epizentrum wurde 27 km nordöstlich von Maketu verortet. Das Hypozentrum befand sich in 124 km Tiefe, also in jener Region der Asthenosphäre in der Magmen entstehen. Der Vulkan selbst ist weiterhin unruhig und sein Alarmstatus steht auf „2“. In Neuseeland gilt eine 5-stufige Skala. Zuletzt wurde vor 3 Wochen von starken Entgasungen berichtet. Gelegentlich wurden schwache Ascheemissionen beobachtet.

Taupo mit erneutem Anstieg der Seismizität

White Island ist aber nicht der einzige unruhige Feuerberg auf der neuseeländischen Nordinsel. Gestern wurde berichtet, dass die Erdbebentätigkeit unter der Taupo-Caldera wieder angezogen hat, nachdem sie in den vergangene Wochen wieder nachgelassen hatte. Zwischen Juni und September wurden 30-40 schwache Erdbeben pro Woche registriert. Im Oktober reduzierte sich die Anzahl wöchentlicher Erdbeben auf 10-12. Aktuell meldete GeoNet einen Anstieg auf ca. 20 Beben pro Woche. Sie werden sehr wahrscheinlich von Magma ausgelöst, dass sich in einem Magmenkörper akkumuliert. Solche Prozesse erfolgen Phasenweise und können Jahrzehnte (oder länger) dauern, bevor es zu einer Eruption kommt.
Betrachtet man die Shakemap, dann sieht man, dass es in den letzten Tagen zu zahlreichen Erdbeben unter Neuseeland gekommen ist. Sie zeigen, dass sich Spannungen im Untergrund aufgebaut haben, die nicht nur mit dem Vulkanismus zu tun haben, sondern tektonisch bedingt sind. Es besteht die Gefahr, dass die schwachen bis moderaten Erdstöße einem stärkeren Erdbeben vorangehen.

Gefahr eines starken Erdbebens auf der Südinsel hoch

In diesem Zusammenhang sind die Geschehnisse auf der neuseeländischen Südinsel nicht uninteressant. Vor 3 Tagen jährte sich der Jahrestag des starken Kaikōura Erdbeben zum 6. Mal. Es hatte eine Magnitude von 7,8 und galt als sehr komplex, da es Zehntausende Nachbeben gab und mehr als 20 Bruchzonen betroffen waren. Die Seismologen von GeoNet sehen eine 31%ige Gefahr, dass es innerhalb von einem Jahr ein (oder mehrere) Erdbeben mit Magnituden zwischen 6,0 und 6,9 in der Region geben wird.

Vulkan-News 17.11.22: Popocatepetl

Popocatepetl mit viel Tremor

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62| Aktivität: Asche-Emissionen

Am Popocatepetl gab es gestern eine explosive Eruption, bei der Vulkanasche bis auf 6400 m Höhe aufstieg und Richtung Norden driftete. CENAPRED berichtete von 57 Asche-Dampf-Exhalationen, häufigen Entgasungen, die auf 300 Minuten Gesamtdauer kamen und 570 Minuten Tremor. Davon wurden 389 Minuten als harmonischer Tremor eingestuft. Er zeugt von der Bewegung magmatischer Fluide im Untergrund und wird oft direkt mit Eruptionen in Verbindung gebracht. Die Thermalstrahlung ist moderat. Auf Sentinel-Satellitenfotos erkennt man eine thermische Anomalie im Bereich des Hauptschlotes. Obwohl der harmonische Tremor ein Hinweis auf Domwachstum infolge anhaltender extrusiver Eruption sein könnte, finde ich in der Größe der thermischen Anomalie keine Bestätigung für einen wachsenden Lavadom. Aber was nicht ist, kann noch werden.


Fuego mit thermischen Anomalien

Staat: Guatemala | Koordinaten: 14.47, -90.88 | Aktivität: Vulcanianisch

Der Fuego in Guatemala scheint recht munter geworden zu sein. Das geht aus Webcam-Beobachtungen und den neusten Sentinel-Aufnahmen hervor. Aktuell sieht man auf unserer Webcam kontinuierlich illuminierte Wolken, die den Gipfel in einer dünnen Schicht einhüllen. Auf den Sentinel-Bildern sind thermische Anomalien zu sehen. Sie gehen vom Krater aus und strecken ihre Finger in den Schluchten und Rinnen aus, durch denen entweder glühende Schuttlawinen abgehen, oder kleine Lavaströme. Leider ist das jüngste INSIVUMEH-Bulletin 2 Tage als. Dort wird noch die normale Aktivität beschrieben. Das VAAC detektiert Vulkanasche in 4600 m Höhe, was durchaus üblich für den Fuego ist. Die Asche driftet in Richtung Westen.


Am Ätna nichts Neues

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Staat: Italien | Aktivität: Fumarolisch

Manchmal sind keine Nachrichten auch Nachrichten! Nach der Magmenintrusion vom Vortag gab es am Ätna keine weiteren Auffälligkeiten. Auf Sentinel-Bildern erkennt man eine schwache thermische Anomalie in der Bocca Nuova. Die anderen Krater sind kalt. Die Aufnahme ist allerdings eine Woche alt und die Situation könnte sich bereits geändert haben. Der Tremor bewegt sich im oberen gelben Bereich und ist moderat.

Naturkatastrophen-News 16.11.22: Australien

Hochwassersituation im Südosten Australiens dramatisch

Im Südosten des Australischen Kontinents hat sich in den letzten Tagen die Hochwassersituation dramatisch zugespitzt. Weite Landflächen der Bundesstaaten New South Wales und Victoria stehen unter Wasser. Zahlreiche Flüsse traten über die Ufer und verursachten Sturzfluten, von denen die Anwohner überrascht wurden. Viele konnten sich nur noch auf die Hausdächer flüchten und harrten dort auf Rettung mit Hilfe von Helikoptern und Booten.

Gestern gab es für 17 Regionen Hochwasserwarnungen. Mitarbeiter der Katastrophenschutzbehörde von New South Wales äußerten sich in Interviews, dass es sich um die größten Hochwassereinsätze in der Geschichte des Bundesstaates handelt. Besonders schlimm traf es die Stadt Forbes, in der zum dritten Mal in Folge der Fluss Lachlan über die Ufer getreten war. Das Wasser stieg schneller als prognostiziert und den Menschen blieb nicht genug Zeit zur Flucht. Die Pegel standen bei 10,80 Meter.

Was ist geschehen? In den Küstennahen Regionen Australiens ist Regenzeit. Der Höhepunkt der Niederschläge liegt normalerweise in den Monaten November, Dezember und Januar. Dieses Jahr gab es aber schon seit September heftige Regenfälle, die bereits in den 2 Jahren davor sehr üppig ausfielen. So sind die Böden und Stauseen gesättigt und können kein weiteres Wasser aufnehmen. Es läuft ab und lässt die Flüsse in kürzester Zeit anschwellen. Als Hauptursache gilt das Klimaphänomen La Niña, dass die normalen klimatischen Verhältnisse der Regionen im Südpazifik umkehrt. Hinzu kommt, dass auch im Bereich des Indischen Ozeans nicht alles wie gewöhnlich abläuft. Dort traten die Phänomene eines negativen Dipols und eines positiven südlichen Ringmodus (SAM) auf, was zusätzlich feuchte Luft nach Australien schaufelte. Meteorologen rechnen damit, dass diese besonderen klimatischen Verhältnisse mindestens noch bis Dezember anhalten werden, erst dann könnte sich die Situation etwas entspannen.

Japanische Klimaforscher fanden allerdings heraus, dass ein Dipol im Indischen Ozean meistens ein Jahr vor einem El Niño-Phänomen auftaucht. Dann könnte auf Australien eine Dürre zukommen, die wieder Waldbrände mit sich bringt. Während eines Dipol-Ereignisses im Indischen Ozean gibt es im Osten und Westen des Meeres entgegengesetzte Temperaturanomalien des Wassers.

Früher galt das Modell, dass die pazifischen Klimaphänomene im Mittel nur alle 7 Jahre auftreten. Mittlerweile scheinen sie aber in direkter Folge hintereinander stattzufinden. Ein Klima der Extreme!

Erdbeben-News 16.11.22: Kanaren

Erdbeben Ml 3,6 vor El Hierro

Datum: 16.11.22 | Zeit: 13:01:55 UTC | 27.67 N ; 18.06 W | Tiefe: 29 km | Mb 3,6

Gestern ereignete sich vor der  Südküste der Kanareninsel El Hierro ein moderates Erdbeben der Magnitude 3,6. Es hatte ein Hypozentrum in 29 km Tiefe und ein Erdbebenherd, der 21 km süd-süd-westlich von Valverde verortet wurde. Das Erdbeben ist interessant, weil es im Jahr 2011 in der Region einen submarinen Vulkanausbruch gab, der sich durch eine mehrwöchigen seismischen Krise angekündigt hatte. Doch das war gestern nicht der einzige Bebenspot der Kanarischen Inseln.
Es gab auch eine neue Erdbebenserie auf La Palma. Hier lagen die Epizentren am Cumbre Vieja, der uns letztes Jahr um diese Zeit in Atem gehalten hatte. Seit dem Ende der Eruptionen gibt es immer noch Erdbeben, deren Häufigkeit gestern zunahm. Insgesamt werden beim EMSC 12 Erschütterungen mit Magnituden zwischen 1,6 und 2,2 angezeigt. Dabei handelt es sich also nicht um Mikroseismizität. Einen neuen Vulkanausbruch kündigen sie allerdings nicht an. Es kommen mehrere Möglichkeiten infrage, warum es immer noch bebt: es könnten sich magmatische Fluide bewegen, oder es handelt sich um Setzungsbeben. Die Tiefe der Erdbebenherde deutet darauf hin, dass die Erschütterungen im Zusammenhang mit dem Magmenkörper stehen. Vielleicht ordnet sich die Struktur des Magmenkörpers neu an. Jüngste Forschungen kam zu dem Schluss, das sich unter La Palma eine gewaltige Menge Magma akkumulierte. Es ist die Rede davon, dass der Magmenkörper ein Volumen 400 Kubikkilometern haben könnte, von denen nur ein Bruchteil im letzten Jahr eruptiert wurde. Allerdings ist nicht klar, wieviel des Magmenkörpers tatsächlich aus Schmelze besteht.

Laut einem Medienbericht zeigen sich spanische Seismologen besorgt, nicht wegen den Erdbeben unter den Kanaren, sondern wegen gut 58 Erschütterungen, die sich seit September in der katalonischen Provinz Girona ereigneten. Man fürchtet, dass die schwachen Erschütterungen Vorzeichen eines starken Erdbebens sein könnten.

Vulkan-News 16.11.22: Ätna

Deutliche Bodenhebung löste Alarm aus

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Fumarolisch

Gestern Nacht war es nicht nur am Stromboli unruhig, sondern auch am Ätna, der an klaren Tagen in Sichtweite des Strombolis liegt. Bereits am Montag kam es temporär zu starker Dampfentwicklung aus dem Ätna-Zentralkrater. Solche Phänomene können auf besondere meteorologische Bedingungen hindeuten, bei denen mehr Dampf kondensiert, oder aber auch durch einen tatsächlich erhöhten Gasausstoß zustande kommen. Gestern begann der Tremor dann ungewöhnlich schnell zu fallen und tangierte sogar den grünen Bereich. Heute Nacht stieg der dann ebenso schnell wieder an, bis er fast den roten Bereich erreichte. Die Inklinometer sprangen dann zwischen Mitternacht und 04.00 UCT kräftig an und detektierten im Gebiet der Bocca Nuova eine Vergrößerung der Hangneigung. Sie betrug 1 µrad. Die Hebung erfolgte in 2 Schüben. Erhebliche Schwankungen wurden auch an einer Messstation am Monte Ruvolo festgestellt. Hierbei handelte es sich wohl um eine Änderung in der Horizontalen.

Außerdem gab es am in der Nacht zum 15. November ein Schwarmbeben, das laut automatischer Erfassung allerdings nicht unter dem Zentralkrater lokalisiert wurde, sondern unter dem Neuen Südostkrater lag. Es bestand aus 20 schwachen Erschütterungen mit einer Maximalamplitude von 1,4. Die Hypozentren wurden überwiegend in 2 km Tiefe festgestellt.

Offenbar ist ein Magmenkörper, bzw. Dyke aufgestiegen, der jetzt auf ca. 3000 m Höhe, kurz unter dem Zentralkrater feststecken dürfte. Wenn die Beben in 2000 m Tiefe mit diesem Magmenkörper assoziiert waren, dann war es ein sehr schneller Aufstieg: 5 km innerhalb von 24 Stunden.

In den nächsten Tagen könnte es spannend werden, auch wenn es bis jetzt keine Steigerung der Infraschalltätigkeit gibt. Obwohl der kurzfristig gegeben Alarm inzwischen wieder aufgehoben wurde, kann ich mir gut vorstellen, dass es entweder strombolianische Eruptionen in der Bocca Nuova geben könnte, oder dass wieder ein Lavastrom zu fließen beginnt, wie wir es im Mai dieses Jahres sehen konnten. Natürlich ist es auch denkbar, dass der Südostkrater wieder mit Paroxysmen beginnt, aber ich würde auf eines der ersten beiden Szenarien tippen. Wann es soweit sein wird, lässt sich allerdings nicht prognostizieren. Theoretisch könnte es jeder Zeit los gehen, oder aber noch ein paar Wochen dauern.

Vulkan Stromboli mit Lavastrom am 16.11.22

Lava-Überlauf am Stromboli

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Lavastrom

In den frühen Morgenstunden begann am Stromboli ein neuer Lavaüberlauf aus dem nördlichen Förderschlot des Kraters. Zudem gibt es strombolianische Tätigkeit und Lavaspattering. Der Lavastrom ist noch vergleichsweise klein: seine Front ist auf der Sciara del Fuoco, knapp unterhalb der Kraterkegelbasis. Der Tremor schoss bis in den roten Bereich, befindet sich aktuell aber schon wieder in der orangenen Zone. Nachts wurde eine schwache thermische Anomalie detektiert. Tatsächlich ereignete sich auch ein schwaches Erdbeben Mb 1,0. Solchen Erdbeben sind auf Stromboli immer bemerkenswert, da sie sich meistens einige Tage/Wochen vor einer Aktivitätssteigerung ereignen.

Im Oktober gab es ebenfalls mehrere Überläufe. Zuerst gab es an einigen Tagen vergleichbare Ströme wie heute, doch dann steigerte sich die Aktivität signifikant und es kam zu Pyroklastischen Strömen, die bis aufs Meer hinaus glitten. Lavaströme erreichten ebenfalls die Küste.

Inzwischen brachte das INGV einen Tätigkeitsbericht heraus. Er bestätigt im Wesentlichen meine Beobachtungen oben. Die Tremor-Zunahme begann um 5,40 UCT. Der Tremor stieg bis auf mittelhohe Werte. Einhergehend mit dem Tremor-Anstieg nahm das Lavaspattering zu, dass dann letztendlich zum Überlaufen der Lava aus dem Krater führte. Eine besondere Inflation wurde nicht detektiert.

Gestern Nachmittag wurde der Tätigkeitsbericht der letzten Woche veröffentlicht. Gegenüber dem vorherigen Beobachtungszeitraum nahm die Häufigkeit strombolianischer Eruptionen leicht zu. Pro Stunden gab es zwischen 11 und 14 Eruptionen. Außerdem gab es Phasen mit Lavaspattering. Der Gasausstoß stieg leicht, bewegte sich aber noch auf mittelhohen Werten. Im letzten Update wurde insbesondere eine Steigerung des Kohlendioxid-Ausstoßes beobachtet. Damals wies ich darauf hin, dass frisches Magma auf dem Weg sein könnte. Offenbar hat es heute den Krater erreicht. Wissenschaftliche Prognosen über den weiteren Eruptionsverlauf lassen sich anhand der Daten nicht erstellen. Die Erfahrung zeigt aber, dass solche Ereignisse wie heute und Anfang Oktober oft in Phasen erfolgen, die sich durchaus über mehrere Monate erstrecken können. Zwischendurch macht der Vulkan wie gewohnt weiter.

Erdbeben-News 15.11.22: Campi Flegrei

Campi Flegrei mit Erdbeben und Dampfentwicklung

Datum: 12.11.22 | Zeit: 21:37:54 UTC | 40.796 ; 14.117 | Tiefe: 2 km | Mb 2,7

Heute ereignete sich unter dem italienischen Calderavulkan Campi Flegrei wieder ein kleines Schwarmbeben. Das INGV registrierte nachts 11 schwache Erschütterungen mit Magnituden kleiner als 1. Die Beben befanden sich also im Bereich der Mikroseismizität. Die Hypozentren lagen flach, in Tiefen zwischen 800 und 2000 m. Die Epizentren wurden im nordöstlichen Bereich des Solfatara-Kraters lokalisiert. Auf dem Kraterrand liegt die Pisciarelli-Fumarole, von der starke Dampfentwicklung ausging. Bilder dazu wurden in den Sozialen Medien geteilt. Dass mehr Dampf gesehen wurde, muss nicht zwangsläufig mit den Erdbeben zusammenhängen, sondern könnte auch von meteorologischen Bedingungen herrühren, die eine Kondensation des Dampfes begünstigen. Zudem steigt Dampf bei windstille höher auf, als es sonst der Fall ist.

Bereits am Samstag gab es ein Erdbeben M 2,7, dessen Epizentrum im Golf von Pozzuoli lag. Die Tiefe wurde mit 2000 m angegeben. Die Beben ereignen sich im Bereich des Hydrothermalsystems des Vulkans und stehen nicht direkt mit dem Magmenkörper in Verbindung. Allerdings könnten Fluide von diesem aufsteigen, die das Hydrothermalsystem aufblähen. Außerdem heizt unterirdisches Magma die Fluide auf, woraufhin sie sich ebenfalls ausdehnen und mehr bewegen und so Erschütterungen verursachen können.

100 cm Bodenhebung seit 2005

Nach einem ehr ruhigen Sommer steigen Seismizität und Inflation wieder etwas an. Die Bodenhebung lag -nach vorläufigen Werten- zuletzt bei 0,7 mm im Monat. So summierte sich die Inflation seit 2011 auf ca. 94 cm. Betrachtet man Daten seit 2005, kommt man auf 100 cm Bodenhebung! Das ist zwar noch kein Rekordwert für den Bradyseismos im Golf von Pozzuoli, aber dennoch respektabel.

Im INGV-Wochenbericht vom 7.-13. November wurden keine überraschende Daten bekannt gegeben. Es wurden 73 Erschütterungen detektiert. Die Inflation blieb bei 7 mm im Monat. Seit 2011 hob sich de Boden um 94,5 cm.

Unterwasservulkan Ahyi eruptiert möglicherweise

  • Medienberichten zufolge wurden akustische Signale vom Ahyi Seamount registriert
  • Sie könnten von Unterwasserexplosionen stammen
  • Seefahrer werden zur Vorsicht aufgerufen

Ahyi Seamount erzeugte akustische Signale

Der Unterwasservulkan Ahyi liegt am Nordrand des Marianen-Archipels und ist dort einer von mehreren submarinen Vulkanen. Wissenschaftler verdächtigen den Ahyi Seamount Quelle von hydroakustischen Signalen gewesen zu sein, die im letzten Monat von Sensoren auf der fast 2000 km entfernten Insel Wake aufgefangen wurden. Nun will ein Team des USGS untersuchen, ob sich der Vulkan in einem eruptiven Stadium befindet, oder ob die Signale von flach liegenden Erdbeben nahe der Oberfläche verursacht wurden. Erste Analysen von Satellitenaufnahmen gaben keine Hinweise auf eine größere Eruption, dennoch betrachtet man die Situation mit Argusaugen, da submarine Vulkanausbrüche einige potenzielle Gefahren bergen. Besonders für die Seefahrt ist es wichtig über etwaige Entgasungen gewarnt zu werden: viele Gasblasen im Wasser reduzieren seine Dichte und somit wird auch der Auftrieb von Schiffen reduziert, die solche Areale kreuzen. Im schlimmsten Fall könnten sie versinken. Weiter Gefahren gehen von großen Bimssteinteppichen aus: die schwimmenden Lavasteine stellen besonders für kleinere Boote ein Gefahr dar, da sie in solchen Bimssteinteppichen stecken bleiben könnten. Last, but not least, könnten surtseyanische Eruptionen die Wasseroberfläche durchbrechen. Doch dazu darf das Wasser über den Vulkankratern nicht allzu tief sein. Als Richtwert gilt, dass Eruptionssäulen entstehen, wenn das Wasser über den Krater nicht tiefer als 120 m ist. Der Krater des Ahyi Seamounts liegt in einer Tiefe von ca. 75 m. Zuletzt wurde im Jahr 2014 eine Explosion detektiert.

Die genaue Anzahl aktiver submariner Vulkane ist nicht bekannt, doch Experten gehen davon aus, dass sie die Zahl der bekannten aktiven Vulkane weltweit deutlich übersteigt: schließlich ist die Erde zu 70% von Ozeanen bedeckt, an deren Rändern sich die vulkanisch aktivsten Zonen der Erde befinden. An vergleichsweise wenigen Stellen erheben sich Vulkaninseln.

Große Submarine Eruptionen ereigneten sich in den letzten Jahren einige. Als Beispiele dienen der große Bimssteinteppich, der vor 3 Jahren von einem Vulkan des Vava’u-Rückens freigesetzt wurde, oder der unterseeische Ausbruch bei Mayotte, bei dem sich die ganze Insel absenkte, die gut 30 km vom vermuteten Eruptionszentrum entfernt lag. Und dann wäre da noch die stärkste Eruption der letzten Jahrzehnte gewesen, die sich im Dezember/Januar am Hunga Tonga-Hunga Ha’api ereignete.

Dass sich eine ähnlich starke Eruption am Ahyi Seamount aufbaut, ist schon rein statistisch gesehen sehr unwahrscheinlich. Dennoch kann man nicht ausschließen, dass es dort zu einer größeren Eruption kommen wird, die sich auch an der Wasseroberfläche auswirkt. Der vulkanische Inselbogen der Marianen besteht aus gut 60 Feuerbergen und Seamounts.