Neuer Vulkanausbruch am Kilauea auf Hawaii am 06.01.23

Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Aktivität: Hawaiianisch

Bildung eines neuen Lavasees im Halema’uma’u-Krater

Neue Aktivität im Halemaʻumaʻu Krater am Kilauea auf Hawaii. © HVO/USGS

Erst gestern Abend schrieb ich im Update zum Kilauea auf Hawaii, dass ich eher früher als spät neue Lavasee-Aktivität im Halema’uma’u-Krater erwarte, doch dass der neue Ausbruch dann nur 6 Stunden später beginnen sollte, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht. Erfreut entdeckte ich dann heute Morgen die neuen Nachrichten und Medien zur Aktivität: Um 16:33:00 Uhr Lokalzeit (02:33:00 UTC) setzte Tremor ein und eine Eruptionsspalte öffnete sich im Gipfelkrater des Vulkans. Sie förderte eine mehrere Zehner Meter hohe Lavafontäne, die schnell den Boden des Kraters mit Lava flutete. Die Lavafontäne war recht kurzlebig und wenn man jetzt die Livecam-Bilder betrachtet, erkennt man, dass die Lava relativ ruhig austritt und den Krater weiter auffüllt. An einigen Stellen sieht man Lavabubbles, die von kleinen Schloten unter der Lava zeugen. Der gesamte Boden des Halema’uma’u-Kraters ist mit glühender Lava bedeckt, auf der sich bereits Schollen einer Erstarrungshaut bilden. Davon ausgenommen ist die Stelle des alten Lavasees, der erhöht liegt und wie eine kleine Insel aus dem sekundären Lavasee herausragt. An der Stelle des alten Lavasees, der nur einen kleinen Teil des Kraterbodens einnahm, scheint sich jetzt wieder der primäre Lavasee zu bilden. Der permanente Magmen-Nachschub aus der Tiefe ist einfach zu groß, als dass der Vulkan längere Zeit ohne Überdruckventil auskommen würde.

Die Eruption begann nach einem sprunghaften Anstieg der Bodenhebung um gut 9 µrad, was ein beachtlicher Wert ist. Sie zeugt davon, dass ein Magmenkörper schnell aufgestiegen ist. Aus dem Histogramm zur Seismizität lässt sich ablesen, dass gestern 120 Erdbeben registriert wurden. Das HVO schreibt in seinem Bericht (der jetzt wahrscheinlich wieder täglich erscheinen wird), dass es mehrere kleinere Lavafontänen gab, die sich vor allem im Osten des Kraters manifestierten. Die zentral gelegene Hauptfontäne erzeugte Schübe, während derer die Lava bis zu 50 m hoch aufstieg. Innerhalb der ersten 3 Eruptionsstunden erreichte die frische Lava eine Mächtigkeit von 10 m.

Vulkan Kilauea am 05.01.23

Der Halema’uma’u Krater am 10. Dezember. © HVO

Erdbeben und Inflation am Kilauea

Nachdem die Mauna-Loa-Eruption im Dezember den Lavasee am Nachbarvulkan Kilauea abgewürgt hat, eruptiert gerade gar kein hawaiianischer Vulkan und alles scheint ruhig zu sein. Das gilt aber nur für eine oberflächliche Betrachtung: unter der Erde rumort es und am Kilauea steigt der Druck des Magma, das sich in einem Magmenkörper unter dem Halema’uma’u-Krater sammelt. Schaut man sich die Erdbeben-Statistiken an, so erkennt man, dass es in den letzten Tagen bis zu 100 Erdbeben am Kilauea gab.

Das HVO schreibt zu den Erdbeben in seinem am Dienstag veröffentlichten Wochenbericht, dass es am 30. Dezember und 2. Januar zu kleinen Schwarmbeben in der Kraterregion kam. Das stärkste Erdbeben der letzten Sequenz manifestierte sich nördlich des Kraters und hatte eine Magnitude von vier. Es werden weiterhin Deflation/Inflation-Ereignisse beobachtet, ganz so, wie es zu Zeiten mit einem aktiven Lavasee der Fall ist. Die Größe der Schwankungen ist aber nicht ganz so stark wie früher. Diese Ereignisse sind ein Indiz dafür, dass weiter Magma im Fördersystem zirkuliert. Darüber hinaus wird eine schwache Bodenhebung registriert, die seit Jahren anhält und von einem steten Magmenstrom im Untergrund zeugt, der die Magmenkörper anschwellen lässt. Seit Anfang Dezember hob sich der Boden im Bereich der Gipfelcaldera um ca. 5 cm. Seit Februar 2022 beträgt die Hebung 30 cm. Betrachtet man den Zeitraum seit der Leilani-Eruption im Jahr 2018, dann hob sich der Boden bereits um mehr als 120 Zentimeter. Ich rechne eher früher als später mit einer Wiederaufnahme der Lavaseetätigkeit im Halema’uma’u-Krater.

Anders sieht es mit der Aktivität am Ostrift aus. Nach einer Inflationsphase mit Bodenhebung bis zum Sommer 2021 hat sich der Trend umgekehrt und es wird Bodensenkung infolge von Deflation gemessen. Es sieht nicht so aus, als würde der Pu‘u‘ō‘ō-Krater in der nächsten Zeit wieder zum Leben erwachen. Doch zum Glück sind das alles nur Momentaufnahmen und Vulkane halten sich selten an das, was Menschen denken.

Studie zeigt Magmen-Transportwege unter Hawaii

Neue Studie identifiziert seismische Mantelschwellen als Knotenpunkte des Magmentransports unter Hawaii

Die Vulkane auf Hawaii zählen zu den am besten erforschten Feuerbergen der Welt. Dennoch sind ihre Geheimnisse noch nicht komplett entschlüsselt. Geowissenschaftler versuchen immer noch zu verstehen, wie der Magmentransport in größeren Tiefen funktioniert. Die beiden aktiven Vulkane Mauna Loa und Kilauea scheinen über ein gemeinsames Magmen-Transportsystem zu verfügen, was auch nicht weiter verwundert, werden sie doch von einem gemeinsamen Hotspot gespeist, der für die Entstehung aller Inseln Hawaiis verantwortlich ist. Der gängigen Theorie nach wandert die Ozeankruste über diese ortsstabile Mantelplume hinweg, wodurch eine vulkanische Inselkette entsteht. Aktiv sind immer nur die jüngsten Vulkane dieser Kette. Im Fall von Hawaii sind 3 Vulkane aktiv: Mauna Loa, Kilauea und der Kama’ehuakanaloa (früher Loihi) Seamount. Jetzt ist es Forschern gelungen, einem unterirdischen Magmen-Speicher- und Transportsystem ein Stück weit auf die Schliche zu kommen. Dabei half die Analyse eines ungewöhnlich intensiven Schwarmbebens, dass hier auf vulkane.net öfters im Fokus der Berichterstattung stand: die Rede ist von den Beben bei Pāhala, einem Küstenort auf der unteren Südflanke des Vulkans Kilauea.

Seit dem Ende der Leilani-Eruption im Jahr 2018, bei der es sich um die größte Eruption auf Hawaii seit 200 Jahren gehandelt hatte und es zum Kollaps der Gipfelcaldera kam, manifestierten sich in der Nähe von Pāhala fast 200.000 schwache Erdbeben. Diese Erdbeben analysierten die Forscher mit Hilfe von Deep-Learning-Algorithmen und konstruierten Computermodelle des Untergrunds. Bei den Erdbeben handelte es sich überwiegend um vulkanotektonische Erschütterungen und um langperiodische Erdbeben, die sich in Tiefen zwischen 36 und 51 km abspielten und damit bereits in einem Teil der Asthenosphäre lagen, der von den Wissenschaftlern der Studie dem oberen Erdmantel zugeordnet wurde. Tatsächlich soll die aktive Mantelplume des Hotspots bei Pāhala liegen.

Mithilfe der Erdbeben konnten die Wissenschaftler 2 seismische Hauptkörper unterscheiden. Der obere Komplex liegt in einer Tiefe von 36-43 km und wird überwiegend durch vulkanotektonische Erdbeben definiert. Der zweite Körper erstreckt sich in einer Tiefe von 45-51 km. In ihm finden hauptsächlich die langperiodischen Beben statt. Dort gibt es auch Tremorquellen, von denen man annimmt, dass sie von Magmenbewegungen im Mantelplume stammen. Im oberen Körper identifizierten die Forscher anhand der Erdbeben horizontale Platten, die jeweils von 500 m dicken Zonen getrennt sind, in denen es weniger Erdbeben gab. Einzelne Platten messen bis zu 6 km mal 5 km und haben eine Mächtigkeit von bis zu 300 m. Die Platten fallen in einem Winkel von 25 Grad nach Westen ein. Sie sind nicht alle wie Pfannekuchen übereinander gestapelt, sondern sind seitlich ein wenig versetzt, sodass sie sich über eine Fläche von 17 km erstrecken. Die Forscher bezeichnen diese Struktur als Mantelschwellen bzw. als Pāhala-Sill-Komplex. Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass dieser Mantelschwellenkomplex ein Knotenpunkt für den Magmatransport unter Hawaii ist und deuten außerdem auf eine weit verbreitete magmatische Konnektivität im Vulkansystem hin. Vom Pāhala-Sill-Komplex ausgehend konnten die Forscher weitere seismische Zonen verfolgen, entlang derer sich die Magmen zu den einzelnen Vulkanen verteilen. Das Prominenteste ist das 25 km lange Pāhala-Mauna Loa-Seismizitätsband, entlang dem ein unterirdischer Magmenstrom bis in einer Tiefe von 10 km verfolgt werden konnte, der ca. 20 km südlich des Mauna Loa-Gipfels in einen Magmenkörper mündet.

(Quelle: Science. Autoren der Studie: JOHN D. WILDING, WEIQIANG ZHU, ZACHARY E. ROSS, JENNIFER M. JACKSON)

Vulkan Mauna Loa am 12.12.22

Staat: USA | Lokation: 19.47, -155.59 | Aktivität: Hawaiianisch

Mauna Loa fährt weiter runter

Über das Wochenende hat die Aktivität des hawaiianischen Vulkans Mauna Loa weiter abgenommen. Die Lavafontänen-Tätigkeit ist zum Erliegen gekommen und es wird nur noch wenig Lava rein effusiv gefördert. Die Schmelze akkumulierte sich in dem Krater, der sich um die Eruptionsspalte gebildet hat und bildete zuletzt einen Lavapond. Einen oberflächlich fließenden Lavastrom gibt es scheinbar nicht mehr. Der Lavastrom ist zum Erliegen gekommen. Die Front näherte sich der Sattelstraße bis auf 2,8 km an. Am Samstag wurde noch von Rotglut und ein wenig Bewegung berichtet, doch es fehlte an Nachschub und der Lavakanal ist leer gelaufen. Auf der LiveCam sieht man aktuell noch rot illuminierte Dampfwolken über dem Krater aufsteigen, ganz aus ist der Vulkan also noch nicht. Theoretisch gesehen könnte es einen neuen Lavapuls in den nächsten Tagen geben, so wie wir es im letzten Jahr am isländischen Fagradalsfjall sahen, doch das ist kein typisches Verhalten für den Mauna Loa, sodass ich eigentlich damit nicht rechne.

Die geophysikalischen Parameter bestätigen den Rückgang der Aktivität. So wurde am Freitag ein starkes Abfallen des Schwefeldioxid-Ausstoßes auf 20.000 Tonnen am Tag beobachtet. Das Gleiche bei der Thermalstrahlung, die zuletzt noch eine Leistung von 105 MW hatte. Auch der Tremor schlief ein und ist nicht mehr nachweisbar. Was irritiert, ist, dass die Vulkanologen vom HVO weiterhin eine Bodenhebung registrieren, die mit Inflation magmatischer Fluide im Zusammenhang stehen könnte. Das geht aus dem letzten Update vom 11. Dezember hervor. Sie schrieb, dass man bei keiner der acht dokumentierten Eruptionen aus dem Mauna Loa-Nordwestrift eine erneute Aktivitätssteigerung beobachtet wurde, nachdem die Eruption so stark nachgelassen hatte, wie es jetzt der Fall ist. Aber man werde den Vulkan weiter genaustens beobachten. Die Alarmstufe würde auf „orange“ gesenkt.

Der Nachbarvulkan Kilauea hat seine Lavasee-Aktivität inzwischen komplett eingestellt, sodass keine Lava mehr im Halema’uma’u-Krater sichtbar ist. Hier ist der leicht deflationäre Trend der Vorwoche wieder in Inflation umgeschlagen. Wahrscheinlich pausiert die Eruption hier nur.

Eruption am Mauna Loa am 09.12.22

Staat: USA | Lokation: 19.47, -155.59 | Aktivität: Hawaiianisch

Vulkanausbruch am Mauna Loa schwächelt

Wenn man heute die Livecam betrachtet, stellt man fest, dass die Lavafontäne langsam zusammenklappt und deutlich an Höhe eingebüßt hat. Sie reicht nicht mehr über den Kraterrand hinaus und wird selten höher als 20-30 m. Gestern wurden noch die höchsten Fontänen seit Eruptionsbeginn beobachtet. Sie steigen teilweise mehr als 100 m auf. So ein Aufbäumen kurz vor dem Eruptionsende ist typisch, wobei es noch zu früh ist, das Ende des Ausbruchs zu postulieren. Dennoch zeigt auch der HVO-Bericht von heute Nacht, dass bereits gestern deutlich weniger Lava gefördert wurde, als es in den Tagen zuvor der Fall war. So kam die Lavafront 2,8 km vor der Sattelstraße praktisch zum Stillstand. Die aktuelle Front hatte sich deutlich zurückgezogen und befand sich in 4,4 km Entfernung zur Spalte. Diese Beobachtungen werden durch die Reduzierung der Thermalstrahlung bestätigt. Sie hatte heute Nacht noch eine Leistung von 3166 MW. Es wurde noch Tremor registriert, der von dem aufsteigenden Magma verursacht wurde. Bei der letzten Messung der Schwefeldioxid-Konzentration am 7. Dezember wurde ein Ausstoß von 130.000 Tonnen am Tag registriert. Es wurde vor VOG gewarnt.

[twenty20 img1=“834871″ img2=“834908″ offset=“0.5″ before=“Die Lavafontäne gestern…“ after=“… und heute. © HVO“]

Interessant ist auch, dass die seit mehr als einem Jahr anhaltende Lavasee-Aktivität am benachbarten Vulkan Kilauea stark schwächelt und scheinbar ebenfalls zu einem Ende kommen könnte. Auf der Livecam erkennt man nur noch einen sehr kleinen Glutspot. Bodenhebung findet bereits seit einigen Tagen keine mehr statt. Kurz vor Eruptionsbeginn am Mauna Loa hatte diese bereits begonnen nachzulassen. Es scheint sich die Hypothese zu bestätigen, dass es Wechselwirkungen zwischen den beiden Vulkanen Mauna Loa und Kilauea gibt. Die Frage ist, wie nachhaltig diese sind. Wir wissen ja: Nach der Eruption ist vor der Eruption, die Frage ist nur, wie lange die Pause dauern wird.

Antikorrelative Interaktion zwischen Mauna Loa und Kilauea

Poland, M. P., Miklius, A. & Montgomery-Brown, E. Magma supply, storage, and transport at shield-stage Hawaiian volcanoes. Charact. Hawaii. Volcanoes 179, 179–234 (2015).
Karte von Mauna Loa und Kilauea. © Poland, M. P., Miklius, A. & Montgomery-Brown, E.

Studie weist Wechselwirkung zwischen Mauna Loa und Kilauea nach

Eine weitere Studie zum Thema Vulkanismus ist in diesen Tagen erschienen. Sie wurde von Forschern von INVOLCAN und CNR-IREA durchgeführt und hatte die beiden hawaiianischen Vulkane Mauna Loa und Kilauea zum Forschungsobjekt. Obwohl beide Vulkane als eigenständig gelten, wurde schon lange vermutet, dass sich die Vulkane gegenseitig beeinflussen, doch einen Nachweis dafür gab es bis jetzt nicht. Statistiken zeigen, dass es eine Wechselwirkung zwischen den beiden Vulkanen geben könnte, denn wenn der eine Feuerberg aktiv ist, ruht der andere meistens. In der Studie mit dem Titel „Elastische Wechselwirkung zwischen Mauna Loa und Kilauea, nachgewiesen durch unabhängige Komponentenanalyse“ verwendeten die Wissenschaftler Daten der Satelliteninterferometrie des Zeitraums 2003-2010 und untersuchten sie mit einer mathematischen Methode, die als Analyse der unabhängigen Komponenten bekannt ist. Das so entstandene mathematische Modell der Vulkanaktivität zeigt, dass es eine Antikorrelation der Aktivität gibt: Meistens verhält es sich so, dass sich der Boden des einen Vulkans senkt, während sich der Untergrund am anderen Vulkan hebt. Es sieht so aus, als würden die beiden Vulkane miteinander kommunizieren. Diese Kommunikation ist ein Effekt der elastischen Verformung der Erdkruste. Im Untergrund beider Vulkane sitzen mehrere vertikal angeordnete Magmenkörper. Immer wenn sich der flach-liegende Magmenkörper unter einem der beiden Vulkane füllt, dehnt sich auch das umliegende Krustengestein aus und verengt den Aufstiegskanal des Magmas unter dem anderen Vulkan und würgt ihn praktisch ab.

Der regelmäßige vulkane.net Leser weiß aber auch, dass in den letzten Monaten sowohl am Kilauea als auch am Mauna Loa Bodenhebungen detektiert werden. Laut der Analyse der Wissenschaftler dürfte das eigentlich nicht geschehen, oder doch? In ihrer Arbeit weisen die Forscher darauf hin, dass es auch Magmen-Aufstiegswege am Kilauea zu geben scheint, die nicht von der beschriebenen Wechselwirkung betroffen sind. Die Förderkanäle unter dem Kilauea sind komplexer aufgebaut als unter dem Mauna Loa, obwohl das der ältere und größere Feuerberg ist. So ist es durchaus möglich, dass beide Vulkane zugleich ausbrechen könnten. Wir können gespannt sein, ob der Kilauea seine Aktivität nicht doch einstellt, sobald der Mauna Loa wieder aktiv werden wird.

Subsidenz am Kilauea

Interessant ist, dass die Erdbebenaktivität und die Bodendeformation am Kilauea in den letzten Tagen deutlich nachgelassen haben. Tatsächlich zeigen die Tiltmeter eine Subsidenz an, obwohl der Lava-Ausstoß im Halema’uma’u-Krater nicht größer geworden ist. Am Mauna Loa hingegen ist der aktuelle Trend antikorrelativ und Seismizität und Bodenhebung bleiben erhöht. (Quelle: nature.com)

Kilauea mit Schwarmbeben am 21.09.22

  • Gegen 15 Uhr Ortszeit began unter dem Kilauea ein Schwarmbeben
  • Der Pegel des Lavasees fiel stark ab
  • Anschließend kam es zur Bodenhebung
  • Lavaströme traten im Krater aus

Schwarmbeben und Lavaströme im Halema’uma’u-Krater

Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Eruption: Hawaiianisch

Heute Nacht (Nachmittags auf Hawaii) steigerte sich die seismische Aktivität unter der Kilauea-Gipfelcaldera und dem Halema’uma’u-Krater signifikant. Bis jetzt manifestierten sich über 100 Beben. 52 hatte Magnituden im 2er-Bereich und wurden vom EMSC erfasst. Die Beben lagen auf Höhe des Meeresspiegels. Kurz nach Einsetzten des Schwarmbebens begann der Kilauea vermehrt Lava auszustoßen und innerhalb des Krater flossen Lavaströme. Die Aktivität rief natürlich auch die Vulkanologen des HVOs auf den Plan. Sie schrieben ein Update, in dem es heißt, dass sich die Tätigkeit auf die Gipfelcaldera beschränke und es keine Anzeichen für eine Verlagerung in eine der beiden Rift-Zonen gäbe. Der Zugang zum Nationalpark wurde kurzfristig gesperrt.

Details zu den Vorgängen am Kilauea

Die Beben begannen gegen 15.00 Uhr Ortszeit. Die stärkste Erschütterung brachte es auf M 2,9. Um 16:20 Uhr wurde eine rasch zunehmende Bodenhebung festgestellt. Gleichzeitig fiel der Pegel des Lavasees um ca. 7 m. Die Subsidenz griff auf den gesamten Kraterboden über, der sich um mehrere Meter absenkte. Anschließend kam es zu Lava-Durchbrüchen im Westen und Norden des Kraters, Lavaströme fingen zu fließen an. Zeitgleich begann sich der Boden wieder zu heben. Die Bodenneigung betrug 12 µrad. Die Vulkanologen gehen davon aus, dass es zu einer kurzeitigen Blockade im Fördersystem kam.

Ähnliche Schwarmbeben sahen wir auch in den Wochen vor der großen Leilani-Eruption in 2018. Damals beschränkte sich das Geschehen auch zunächst auf den Gipfelkrater. Auffällig ist, dass der lang anhaltenden Inflationäre Trend bereits vor einigen Tagen einen Dämpfer erhielt. Man muss sich fragen, ob plötzlich weniger Magma aus der Tiefe aufstieg, oder ob es sich einen anderen Weg suchte? Die Lavasee-Aktivität nahm nicht signifikant ab. Es ist nicht auszuschließen, dass wir in den nächsten Wochen doch eine Aktivitäts-Verlagerung in eines der Rift-Systeme sehen werden. Möglich, dass es eine Reaktivierung des Pu’u’O’o-Kraters geben wird. Doch das ist Spekulatius meinerseits.

Erdbeben-News 09.09.22: Hawaii

Am Kilauea auf Hawaii gibt es weitere Erdbeben. Eins hatte die Magnitude 4,4 und stand mit Magmenaufstieg in Verbindung. Der Lavasee im Halema’uma’u-Krater bleibt aktiv.

Erdbeben Ml 4,4 erschüttert Kilauea

Datum: 09.09.22 | Zeit: 12:04:02 UTC | Lokation: 19.26 N ; 155.42 W | Tiefe: 37 km |  Ml 4,4

Gestern ereignete sich am Kilauea auf Big Island Hawaii ein Erdbeben der Lokal-Magnitude 4,4. Dieser Wert wurde vom EMSC ermittelt. Das USGS teilte eine Magnitude von 4,2 mit. Die Tiefe des Hypozentrums wurden in 37 km festgestellt. Das Epizentrum befand sich 9 km nördlich von Pāhala. Die Anwohner konnten den Erdstoß deutlich spüren. Auch dieses Erdbeben war Teil des Schwarms, der sich am unteren Südwestrift manifestiert und mit Magmenaufstieg in Verbindung steht. Der Schwarm intensivierte sich in den letzten Tagen. Gestern wurden am Kilauea 16 Erdbeben mit Magnituden über 2 registriert. Bezieht man die schwächeren Erdstöße mit ein, dann waren es mehr als 50. Der Magmenaufstieg äußert sich in einer anhaltenden Aufblähung des Vulkans. Schaut man sich das Diagramm zur Inflation an, erkennt man, dass sich der Gipfelbereich des Kilaueas um 10 cm anhob. Die Bodenhebung ist um 5 cm größer, als zu Beginn der Eruption im Halema’uma’u-Krater. Es steigt also mehr Magma aus der Tiefe auf, als im Krater eruptiert wird.

Lavasee im Halema’uma’u-Krater

Obwohl die Förderrate aus dem Schlot, der den Lavasee speist größer sein könnte, wird der Halema’uma’u-Krater langsam, aber stetig aufgefüllt. Wie das HVO berichtet, wurde der Boden des Kraters um 137 m angehoben. Das geschah mit Hilfe von 104 Millionen Kubikmetern Lava. Täglich entweichen 1400 Tonnen Schwefeldioxid.

Auf einem Video des USGS erkennt man sehr schön die Bewegung im Lavasee. Die Schmelze tritt aus einen Schlot aus und am entgegengesetzten Ende der Lavasees verschwindet sie wieder in mehreren Abflusskanälen und fließt ins Reservoire unter dem Krater, von wo sie erneut aufsteigt. Ein schönes Beispiel für die Konvektion in einem aktive Lavasee.

Die Aktivität beschränkt sich auf den Gipfelbereich des Vulkans. Am Ostrift wird nur eine schwache Inflation festgestellt und der Puʻuʻōʻō-Krater bleibt ruhig. Auch der Schwefeldioxid-Ausstoß ist so gering, dass er unter dem Erfassungsbereich der Sensoren liegt. Ob- und wann dieser Krater nochmals aktiv werden wird ist ungewiss.

Vulkane auf Hawaii am 05.08.22

Auf Hawaii befinden sich 2 Vulkane die als aktiv eingestuft werden. Bei ihnen handelt es sich um Mauna Loa und Kilauea. Ein dritter aktiver Vulkan befindet sich vor der Küste von Big Island. In diesem Bericht geht es aber um die beiden Feuerberge auf der Insel. Das USGS veröffentlichte zum Kilauea ein interessantes Video, das ich Euch hier nicht vorenthalten möchte. Es zeigt die Bodenhebung im Halema’uma’u-Krater infolge der Lavaseeaktivität.

Video zeigt Auffüllung des Halema’uma’u-Kraters auf Hawaii

Das Zeitraffervideo wurde aus Bildern der Livecam zusammengestellt und zeigt die Bodenhebung des Gipfelkraters am Kilauea. Der Boden hob sich infolge der Lavasee-Aktivität, die den Halema’uma’u-Krater nach und nach mit Lava auffüllt. Das Video wurde zwischen März und Anfang August aufgenommen. Es zeigt aber nur einen Teil des Geschehens, denn die Eruption begann bereits am 29. September 2021. Seitdem füllte sich der Krater um 133 m auf. Gut 98 Millionen Kubikmeter Lava waren für die Bodenhebung nötig. Material, dass sich zuvor im Inneren der Erde befand. Der Erde entströmt aber nicht nur Lava, sondern auch Gas. Der Schwefeldioxid-Ausstoß liegt bei 1900 Tonnen am Tag. Obwohl der Kilauea in Eruption begriffen ist, hebt sich der Boden im gesamten Gipfelbereich weiter an, da mehr Schmelze ins Magmenreservoir einströmt als im Krater austritt. Die Inflation hat das Voreruptions-Niveau bereits wieder überschritten. Es stellt sich die Frage, ob Magma bald wieder unterirdisch über das Ostrift des Vulkans abfließt und sich im Bereich des Puʻuʻōʻō-Kraters akkumuliert. Bis jetzt ist es dort weiterhin recht ruhig, es wird nur eine geringe Bodendeformation registriert.

Bodendeformation gab es auch im Bereich der Mauna Loa Gipfelcaldera, als dort am 3. August ein Schwarmbeben stattfand. Sie betrug 1,5 µrad, was zwar nicht sonderlich viel ist, aber in Anbetracht eines moderaten Schwarmbebens schon einer Erwähnung wert erscheint. Die Bodenhebung wurde zumindest teilweise von Magmatischen Fluiden verursacht, die sich unter dem Vulkan ansammeln. Die meisten Hypozentren lagen in einer Tiefe von 3 km. Das Schwarmbeben setzte sich aus 90 Erschütterungen zusammen. Insgesamt wurden innerhalb einer Woche 206 schwache Erdbeben im Bereich des Mauna Loa festgestellt.