Erdbeben-News 03.01.22: Campi Flegrei

Erdbeben Md 2,1 am Rand der Solfatara

Datum: 03.01.23 | Zeit: 13:54:18 UTC | 40.83 N ; 14.14 E | Tiefe: 2 km | Md 2,1

Heute Nachmittag manifestierte sich unter dem italienischen Calderavulkan Campi Flegrei ein Erdstoß der Magnitude 2,1. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von ca. 2 km. Das Epizentrum wurde vom EMSC 11 km west-südwestlich von Neapel lokalisiert. Auf der zugehörigen Shakemap wurde das Epizentrum nördlich der Solfatara markiert. Das INGV verortete den Erdstoß hingegen am Ostrand der Solfatara. Darüber hinaus war die seismische Aktivität des Vulkans in diesem Jahr bereits recht hoch. Seit Jahresbeginn ereigneten sich 22 Erschütterungen, von denen das oben aufgeführt das Stärkste war. Genau wie am Stromboli, steht auch hier da wöchentliche Bulletin noch aus, sodass ich euch die geophysikalischen Parameter nachliefern muss. Ich rechne aber nicht mit signifikanten Veränderungen gegenüber der Vorwoche. Vor allem die Inflation sollte bei dieser Erdbebenaktivität hoch bleiben.

Inzwischen wurde das Wochenbulletin veröffentlicht. Entgegen meiner Annahme in Bezug auf die Inflation/ Bodenverformung sieht es so aus, als hätte die Hebungsrate abgenommen. Sie wird zwar noch mit 15±3 mm/Monat angegeben, es wird aber erwähnt, dass es so aussieht, als wäre der Trend rückläufig. Der neue Wert kann erst nach Vergleichsmessungen in der nächsten Woche ermittelt werden. Die Gesamthebungsrate seit 2011 beläuft sich auf ca. 96 cm. Der Kohlendioxid-Ausstoß ist unverändert. Das Gleiche gilt für die Gastemperatur an der Hauptfumarole Pisciarelli: sie schwankt in 5 m Entfernung vom Austritt im Bereich zwischen ~85°C und ~95°C. Die Forscher gehen davon aus, dass die Variation meteorologisch verursacht wird und Regenfälle eine Auswirkung auf die Gastemperaturen haben. Im Beobachtungszeitraum 26. Dezember bis 1. Januar wurden 76 Erdbeben registriert. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,7. Auch wenn kein Vulkanausbruch unmittelbar bevorstehen scheint, bleibt die Lage am größten Calderavulkan Europas spannend und für die Anwohner beunruhigend.

Vulkan-News 03.01.22: Ollagüe

  • Am chilenischen Vulkan Ollagüe ereigneten sich 5 vulkanotektonische Erdbeben
  • Das Stärkste hatte eine Magnitude von 3,0
  • Der Alarmstatus bleibt auf „grün“

Ollagüe in Chile mit Erdbeben

Heute steht mal ein Vulkan in den News, der mir bis dato unbekannt war. Die Rede ist vom chilenischen Vulkan Ollagüe, der in der Atacama genau auf der Grenze zwischen Chile und Bolivien liegt. Der Vulkan Lascar, der im letzten Monat nach einem Erdbeben in der Nähe ausgebrochen ist, liegt ca. 150 km südlich von Ollagüe und somit ebenfalls im Wirkungskreis besagten Erdbebens. Nun kam es gestern selbst zu einer Serie vulkanotektonischer Erschütterungen unter dem Ollagüe, was Grund für diese Meldung ist. Das stärkste Erdbeben hatte eine Magnitude von 3 und ein Hypozentrum in 2,8 km Tiefe. Neben diesem Erdbeben wurden 4 schwächere Ereignisse registriert. Trotz der Erdbeben, die durch Gesteinsbruch infolge von Fluidbewegungen hervorgerufen wurden, bleibt die Alarmstufe auf „grün“. Dennoch könnten es erste Anzeichen eines Erwachens des Vulkans sein, der zudem fumarolisch aktiv ist und Dampf bis zu 560 m hoch ausstößt. Erfahrungsgemäß dauert es meistens Monate bis Jahre, bis es nach dem ersten Magmenaufstieg tatsächlich zu einer Eruption kommt, wenn denn überhaupt eine eintritt.

Beim 5870 Meter hohen Ollagüe handelt es sich um einen Stratovulkan der Anden. Zuletzt eruptierte er im Pleistozän und wird demnach nicht als potenziell aktiver Vulkan gelistet. Seine fumarolische Aktivität ist demnach recht ungewöhnlich. Meistens handelt es sich um große Calderavulkane mit einem ausgeprägten Hydrothermalsystem, die nach mehr als 10.000 Jahren nach der letzten Eruption noch fumarolisch tätig sind.

Das Besondere an diesem Vulkan ist, dass sich kurz unterhalb des Gipfelkraters ein Schwefelfeld befindet, das so viel Schwefel bildet, dass es sich lohnte, diesen in einem Minenbetrieb abzubauen. Der Abbau wurde erst 1976 eingestellt. Zwei Straßen führten bis kurz unterhalb der Mine, sodass der Vulkan bis auf einer Höhe von 5672 m befahrbar ist.

Meiner Meinung nach schaut es nicht nach einem erloschenen Vulkan aus. Entweder handelt es sich hier um die berühmte Ausnahme von der Regel, dass Vulkane nach 10.000 eruptionslosen Jahren als erloschen angesehen werden können, oder man hat bei der Datierung der letzten eruptiven Ablagerungen Fehler gemacht.

Vulkan Stromboli am 03.01.22

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Lavastrom

Erneuter Lavaüberlauf am Stromboli

Am Stromboli gab es gestern Abend einen neuen Lavaüberlauf. Wie schon bei den vorangegangenen Episoden floss der Lavastrom aus dem Nordschlot des Kraters und ergoss sich über die Sciara del Fuoco. Dabei teilte sich der Strom in zwei Arme. Der Aktivität voran ging Lavaspattering. Nachdem die Tätigkeit heute Morgen etwas zurückging, lebt der Lavastrom zur Stunde wieder auf. Das Geschehen lässt sich über die Thermalcam verfolgen. Allerdings sieht man dort nur den oberen Bereich der Sciara del Fuoco. Der Strom verschwindet dann in dem neu entstandenen Kerbtal, das sich infolge der Lavastromtätigkeit und den Abgängen pyroklastischer Ströme seit Oktober bildete. Auf Drohnenvideos ist zu sehen, dass der Lavastrom heute Nacht verhältnismäßig breit war und kleine Kaskaden bildete. Die Lavafront stagnierte kurz vor der Küste. Es gingen aber glühende Schuttlawinen ab, die bis ins Meer flossen. Das Video kann man in unserer FB-Gruppe betrachten. Leider lässt es sich auf anderen Webseiten nicht einbinden. Das geht nur mit Fotos des gleichen Autors, die ich Euch hier zeigen kann.

Eigentlich wäre gestern der neue INGV-Wochenbericht fällig gewesen, doch aufgrund des Jahreswechsels verzögert sich sein Erscheinen. Leider sind auch App und Website des LGS down, sodass kaum Daten zur Verfügung stehen. Daher kann ich jetzt nur kurz die geophysikalischen Parameter anreißen: Anhand der Seismik des INGVs lässt sich ablesen, dass der Tremor leicht erhöht ist. Die Anzahl der VLP-Beben ist vergleichsweise gering. MIROVA detektiert eine moderate Thermalstrahlung. Sie hat eine Leistung von 50 MW. Generell erscheint mir die ermittelte Leistung von Lavaströmen auf der Sciara vergleichsweise gering zu sein. Das kann an der Steilheit des Hangs liegen, sodass der Winkel zum Satelliten ungünstig ist und er nur einen Teil der tatsächlichen Fläche abtasten kann. Dadurch erscheint die Leistung geringer als sie tatsächlich ist.

Generell muss ich leider feststellen, dass der Internet-Datenfluss von Seiten europäischer Observatorien in den letzten Jahren eher zurückgegangen ist als dass er ausgebaut wurde. Das kann verschiedene Gründe haben: Einmal natürlich der Mangel an Personal und Geld, zum anderen aber auch, dass weniger Anhaltspunkte für Spekulationen und Beunruhigung der Bevölkerung geliefert werden sollen.