Vulkan Ätna mit Lavastrom am 12.01.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Effusiv

Lavastrom am Ätna ist weiter gewachsen

Am italienischen Vulkan Ätna auf Sizilien fließt weiterhin Lava aus einer Bocce im Nordosten des Südostkraterkegels. Der Förderschlot befindet sich auf 2800 m Höhe. Die Lavafront des am weitesten fortgeschrittenen Lavastroms befand sich am 07. Januar auf 2170 m Höhe im Valle del Bove. Auf Satellitenaufnahmen erkennt man, dass die Lavafront im Laufe der Woche noch etwas weiter fortschritt. Multiple Lavaströme formten seit dem 27. November 2023 ein Lavafeld, das eine Fläche von 630.000 Quadratmetern bedeckt. Das genaue Volumen lässt sich nur schwer bestimmen. Das INGV schrieb in seinem letzten Wochenbericht, dass zwischen 2,5 – 4,3 Millionen Kubikmeter Lava gefördert wurden. Die Fehlerrate dieser Einschätzung kann bis zu 40% betragen.

Die Seismizität ist seit Jahresbeginn relativ schwach, es gibt nur wenige vulkanotektonische Erdbeben, die im Zusammenhang mit Gesteinsfraktur infolge von Fluidbewegungen stehen. Der Tremor wird von den INGV-Vulkanologen als mittel bis mittelschwach beschrieben. Die seismischen Quellen variierten in der letzten Woche und lagen zunächst zwischen dem Förderschlot auf 2800 m Höhe und dem Südostkrater und verlagerten sich anschließend in den Nordwesten des Südostkraters.

Die Explosivität des Ätnas ist aktuell niedrig. Die Infraschallsensoren registrierten sporadische Signale, die von tief sitzenden Explosionen bzw. starken Entgasungen im Bereich der Bocca Nuova stammten.

Die restlichen geophysikalischen Parameter des Vulkans wichen praktisch nicht von den vorherigen Beobachtungszeiträumen ab: der Gasflux war schwach bis moderat und es wurden keine signifikanten Bodenverformungen registriert. Die Kohlendioxid-Konzentration im Grundwasser variierte entsprechend der Jahreszeit.

Vorhersagen, wie die effusive Eruption weitergehen wird, lassen sich wissenschaftlich betrachtet nicht anstellen. Die Lava könnte noch Monate so weiterfließen oder in den nächsten Tagen stoppen. Genauso gut ist es möglich, dass sich der Charakter der Eruption ändert, wofür es aber ebenso keine Anzeichen gibt. Im Augenblick kann man sich einfach zurücklegen und das Naturschauspiel entspannt genießen. Eine Gefahr für die Bevölkerung (oder für Touristen) besteht nicht, solange sie sich der Eruptionsstelle nicht zu weit annähern.

Lavasee Kilauea am 12.01.22

Lavaseen und Vollmond. © HVO

Lavasee im Kilauea ist kleiner geworden

Im Laufe der letzten Tage ist der neue Lavasee im Halema’uma’u-Krater der Kilauea-Gipfelcaldera kleiner geworden. Es gibt praktisch 2 Seen unterschiedlicher Größe. Beim Kleineren handelt es sich um den alten Lavasee, der bis zum Dezember über ein Jahr lang aktiv war und sich im Westen des Kraters befindet. Der größere Lavasee, der dabei ist sich zu etablieren, liegt im östlichen Bereich des Kraters. Auf der Livecam sieht er schön rund aus. Es lässt sich aber nicht sagen, ob es schon ein primärer Lavasee mit eigener Lava-Zirkulation ist, oder ob es sich noch um einen sekundären Lavasee handelt, der eigentlich aus einem mit Lava überfluteten Areal besteht, aus dem die Lava aus Förderschloten an der Oberfläche austritt. Damit es sich um einen primären Lavasee handeln kann, müsste inzwischen ein Krater im Krater entstanden sein. Die Lava quillt überwiegend aus einem Schlot aus und erzeugt an der Oberfläche einen Lavasprudel. Es bildeten sich die Erstarrungsmuster auf der Lava, wie sie für Lavaseen typisch ist. Dass ständig Lava sprudelt, das lavabedeckte Areal aber nicht größer wird, liegt die Vermutung nahe, dass es eine Zirkulation gibt. Das HVO schreibt aber noch von einem Gebiet, das von Lava bedeckt ist.

Es gibt weiterhin Deflations-Inflations-Zyklen. Aktuell befinden wir uns wieder in einer Inflationsphase. Betrachtet man den Chart der Bodendeformation, erkennt man einen übergeordneten Aufwärtstrend der Bodenhebung: Es steigt also mehr Lava aus der Tiefe auf, als im Krater eruptiert wird.

Der Schwefeldioxid-Ausstoß bleibt mit 3500 Tonnen am Tag hoch. MIROVA detektiert eine Wärmestrahlung mit einer Leistung von 1713 MW. Vor 2 Tagen war der Wert noch fast doppelt so hoch, was bestätigt, dass die Fläche glühender Lava kleiner geworden ist. Die Seismizität hat stabile Werte auf moderatem Niveau angenommen: täglich werden zwischen 35-40 Erschütterungen am Kilauea registriert. Der Tremor ist erhöht, es gibt also unterirdische Fluidbewegungen.

Der Lavasee zeigt sich auch auf Sentinel-Satellitenaufnahmen im Infrarotspektrum.