Erdbeben auf Island am 21.01.23

Neue Erdbeben in isländischen Vulkangebieten

Aus seismischer Sicht begann das neue Jahr auf Island verhältnismäßig ruhig, doch in den letzten 48 Stunden zog die Erdbebentätigkeit wieder leicht an und es wurden 72 schwache Erdbeben registriert. Einige davon manifestierten sich unter den großen Zentralvulkanen. Im Fokus standen dabei die Vulkane Bardarbunga und Askja/Herdubreid, die im Vatnajökull-Gebiet liegen. Dort ereigneten sich 28 Erschütterungen. Zu signifikanten Bodenhebungen kommt es nur im Bereich der Askja-Caldera. An der Messstation OLAC beträgt sie inzwischen 47 cm. Daten zum Erdbebengebiet am Herdubreid stehen online nicht zur Verfügung.

Ein weiterer vulkanischer Bebenspot findet sich unter dem Gletscher Myrdalsjökull. Dort liegt die Katla-Caldera, auf deren Ausbruch ja schon seit Jahren gelauert wird. Dort wurden in den letzten 2 Tagen 11 Beben festgestellt, wobei es mehrere Beben mit Magnituden im Zweierbereich gab. Das Stärkste brachte es auf 2,8. Das Hypozentrum lag in nur 100 m. Vereinzelt gab es in diesem Kartenausschnitt auch Beben im Bereich der Hekla, doch eine nennenswerte Bodendeformation wird nicht gemessen.

Als schwach kann man die Aktivität unter der Reykjanes-Halbinsel bezeichnen. Dort wurden im bekannten Beobachtungszeitraum nur 15 Beben festgestellt. Es sieht so aus, als würde der Magmenaufstieg, der uns in den letzten 3 Jahren in Atem gehalten hat, pausieren oder beendet sein. Wahrscheinlich ist es eher eine Pause, denn viele Forscher prognostizierten eine mehrere Dekaden anhaltende Aktivität, die in Schüben kommt. Auch wenn in den letzten Wochen an den Thorbjörn-Messstationen keine neue Bodendeformation registriert wurde, hält sich das Plateau, das während der letzten Hebungsphase erreicht wurde.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei mir momentan nicht die Island-Alarmglocken läuten. Am spannendsten ist die Situation an der Askja, wo es in den nächsten Monaten am ehesten zu einer Eruption kommen könnte. Aber wir wissen, diese Betrachtungen sind nur Momentaufnahmen und können durch zukünftige Ereignisse schnell überholt sein.

Generell werden die Erdbeben unter Island durch tektonische Prozesse entlang der divergenten Naht zwischen Europa und Nordamerika verursacht, oder stehen im Zusammenhang mit Magmatismus. Dieser wird auch von einem Mantelplume angefeuert.

Vulkan Villarrica am 21.01.23

Staat: Chile | Koordinaten: -39.42; -71.93 | Aktivität: Strombolianisch

Strombolianische Eruptionen am Villarrica

Der chilenische Vulkan Villarrica ist weiterhin aktiv und erzeugt strombolianische Eruptionen, die gestern bis zu 140 m Höhe über den Kraterrand aufgestiegen sind. Ich schätze die aktuelle Kratertiefe auf ca. 60 m. Vom Kraterboden aus gemessen sind die Eruptionen dann gut 200 m hoch. Damit gehören sie schon zu den größeren Vertretern ihrer Art. Explosionsgeräusche sind noch in 8 km Entfernung zu hören.

Am 15. Januar gab es eine Phase erhöhter Aktivität, als glühende Tephra bis zu 150 m Höhe über den Kraterrand erreichte. Am Tag darauf wurde dieser Wert noch überschritten und es wurden innerhalb von 9 Stunden mehr als 70 Explosionen gezählt. Es sieht also so aus, als würde die Aktivität fluktuieren und sich ruhigere Tätigkeitsphasen mit intensiveren Phasen abwechseln. Teilweise wurden diese Phasen in den Medien als Paroxysmen bezeichnet. Eine Einschätzung, die ich nicht teile. Ein typischer Paroxysmus zeichnet sich nicht nur durch eine Aktivitätssteigerung aus, sondern dadurch, dass die strombolianischen Eruptionen in eine kontinuierliche Lavafontäne übergehen und auch eine Aschewolke entsteht. Typisch ist auch eine Kombination explosiver Aktivität mit einem Lavastrom.

Auffallend ist, dass es heute beim VAAC 3-VONA-Warnungen zum Villarrica gab, ohne dass Vulkanasche von den Satelliten detektiert wurde. Beobachter am Boden hatten scheinbar erhöhte Aktivität gemeldet. Auf einem Satellitenfoto erkennt man, dass es im Schnee auf der Ostflanke des Vulkans zwei langgestreckte dunkle Bereiche gibt. Hier wird es sehr wahrscheinlich zu Aschefallout gekommen sein.

Die geophysikalischen Parameter, die vom SERNAGEOMIN zur Verfügung gestellt werden, haben sich seit meinem letzten Update zum Villarrica ein wenig geändert. In den ersten 2 Januarwochen wurden einige vulkanotektonische Beben registriert. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,4. Anzahl und Amplitude der Langperiodischen Erdbeben haben weiter zugenommen und es wurden 14.833 Events gezählt. Es wird vulkansicher Tremor registriert. Außerdem detektierten die Messstationen eine leichte Bodenhebung. Sie liegt im Bereich von 1 cm pro Monat. Aus dem neuen Bulletin der Vulkanologen geht hervor, dass INSAR-Bilder eine Deformationsanomalie im Bereich des Nord-Nordost-Sektors des Vulkans registriert haben. Weitere Daten sind nötig, um eine potenzielle Bodenhebung quantitativ zu bestimmen. Es werden schwache bis moderate thermische Anomalien registriert. Alles in allem sieht es so aus, als würde sich unter dem Villarrica Magma akkumulieren.