Vulkan Stromboli am 24.01.23

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Lavastrom

Neuer Lavaüberlauf und Hangrutsch

Wie das INGV heute Nachmittag berichtete, begann um 14.20 UTC ein neuer Lavaüberlauf. Zwei Minuten später ereignete sich ein Hangrutsch aus instabilem Material, der den Fuß der Sciara del Fuoco erreichte und ins Meer krachte. sehr wahrscheinlich hat der Lavastrom den Hangrutsch ausgelöst. Zu einem pyroklastischen Strom sit es scheinbar nicht gekommen. Der Tremor stieg an, erreichte aber nicht den roten Bereich und blieb somit moderat. Die Daten aus den Bodenverformungsmessnetzen zeigen keine signifikanten Schwankungen. Da die INGV Livecams am Stromboli allesamt offline sind, kann ich leider keine neuen Bilder mit Blick auf die Sciara liefern. Einzig die Livecam von ilvulcanoapiedi.it arbeitet, dort sieht man aber leider nur einen Anschnitt des Stroms.

Überblick über die Aktivität der letzten Woche

Im heute veröffentlichten INGV-Wochenbulletin für den Beobachtungszeitraum 16.-22. Januar wurde dem Stromboli eine normale explosive Schlackenwurftätigkeit attestiert, wobei die Häufigkeit der Eruptionen pro Stunde variierte: Mal war sie mit 3 Ereignissen pro Stunde niedrig, um später mittelhohe Werte mit 9 Ereignissen pro Stunde anzunehmen. Die Intensität der Explosionen im Nordkrater wurde als überwiegend niedrig beschrieben. Zudem kam es dort zu Phasen mit Lavaspattering. Im zentralen Kraterbereich gab es einige stärkere Eruptionen. Am 17. Januar 2023 kam es zu einem kleineren Lavaüberlauf aus dem nördlichen Kraterbereich. Parallel zu diesem Ereignis wurde eine starke Wärmeanomalie detektiert.

Die Seismizität war in der letzten Woche unauffällig und der Tremor nahm niedrige bis mittelhohe Werte an. Es wurden keine signifikanten Schwankungen der Bodenverformung detektiert. Auch der Gasflux zeigte keine großen Veränderungen gegenüber der Vorwoche: Es wurden moderate Mengen Schwefeldioxid ausgestoßen. Der Kohlendioxid-Ausstoß erreichte mittelhohe bis hohe Werte. Das deutet darauf hin, dass aus der Tiefe Magma aufsteigt.

Die Vulkanologen rechnen nicht mit einer großartigen Änderung des eruptiven Geschehens und weisen darauf hin, dass im Zuge der Lavaüberläufe Schuttlawinen und pyroklastische Ströme entstehen könnten. Sekundäre Explosionen durch den Kontakt von Lava mit Meerwasser könnten Lavatrümmer einige Hundert Meter weit schleudern. Das Auftreten überdurchschnittlich starker Explosionen kann nicht ausgeschlossen werden.

Vulkan Ätna am 24.01.23

Aktivität am Ätna fluktuiert

Gestern Abend ließ der Lava-Ausstoß aus der Bocce auf 2850 m Höhe nach und der Teil des Lavastroms, der auf der Thermalcam des INGV sichtbar war versiegte langsam. Heute Morgen zeigte sich der Steilhang des Valle del Bove kalt. Oberhalb des Steilhangs wurde nachmittags dann wieder ein neues thermisches Signal sichtbar und ein neuer Lavastrom begann zu fließen. Aktuell hüllt sich der Vulkan wieder in Wolken, so das wir uns wohl in Geduld übern müssen, bis die Sicht wieder besser wird.

Das neue INGV-Wochenbulletin für den Beobachtungszeitraum 16.-22. Januar 2023 wurde soeben veröffentlicht. Es fasst die Lavastrom-Aktivität der letzten Tage zusammen. Im Wesentlichen wird das bestätigt, was ich in meinen Updates bereits schrieb: es gab mehrere Fluktuationen in der Förderrate. In der Nacht vom 16. auf den 17. Januar nahm die Lavaemission schrittweise ab und in den frühen Morgenstunden des 18. Januar setzte die Aktivität wieder ein. Sie erzeugte zwei Lavaströme, von denen einer nach Nordosten gerichtet war. Der andere floss in östlicher Richtung an die steile Westwand des Bove-Tals. Die fortgeschrittenen Fronten stagnierten zunächst auf einer Höhe von etwa 2500-2400 m. Am 20. Januar erreichte ein Strom den Fuß der Westwand. Am darauffolgenden Tag nahm die Ergussrate wieder ab, um am Abend wieder zuzunehmen. Am Abend des 22. Januar floss ein neuer Strom das Bove-Tal hinab und nähert sich dem Fuß der westlichen Wand, auf etwa 2200-2250 m Höhe.

Darüber hinaus wurde eine geringe seismische Aktivität beobachtet. Die Tremor-Amplitude bewegte sich auch auf niedrigem bis mittlerem Niveau. Das Gleiche galt für den Ausstoß an Schwefeldioxid. Der Kohlendioxid-Flux war durchschnittlich. Es gab nur eine geringe Infraschalltätigkeit aus Richtung der Bocca Nuova.

Die interessanteste Erkenntnis lieferte eine chemische Untersuchung der aktuell eruptierten Lava. Sie zeigt, dass der Lavastrom die am weitesten entwickelte Zusammensetzung unter den Laven hat, die im letzten Jahr im Rahmen der Lavastromtätigkeit am Südostkrater eruptiert wurden. Das zeigt, dass das Magma im Speichersystem des Vulkans reifte und dass es sich nicht um frisch aufgestiegenes Magma handelt. Für einen massiven Magmenaufstieg gibt es momentan auch keine Anzeichen.

Naturphänomene am 24.01.23: Eiskalt in China

Neuer Kälterekord in China

Gestern berichtete die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua, dass in China ein neuer Kälterekord aufgestellt wurde: im Mohe-Distrikt fiel das Thermometer auf -53 Grad Celsius. Damit wurde der alte Kälterekord aus dem Jahre 1969 gebrochen. Damals war es -52,3 Grad kalt. Der Rekord wurde im Großen Hinggan-Gebirge aufgestellt, das in der Provinz Heilongjiang nahe der russischen Grenze liegt. An drei Tagen in Folge lagen die Temperaturen unter -50 Grad. Der Mohe-Distrikt gilt als der Kältepol Chinas: an 8 Monaten in Jahr liegt Schnee und die Durchschnittstemperaturen liegen bei 3 Grad.

Doch die eisigen Temperaturen ereigneten sich im Zuge einer Kältewelle, die nun auch andere Teile Chinas erfasst: So wurde gestern für den Großraum Peking die höchste Wetterwarnstufe „blau“ ausgerufen. Es wurde ein Temperatursturz von bis zu 16 Grad prognostiziert und es soll zu starken Stürmen kommen. Zumindest der Temperatursturz ist eingetreten, denn aktuell ist es dort -14 Grad kalt.

In den letzten Monaten reihen sich auffällig viele Klimaextreme aneinander, die oft ihre Ursache in einem schwächelnden Jetstream finden. Außerdem dominieren die pazifischen Klimaphänomene El Nino und La Nina das Wettergeschehen entlang des Äquators, was sich aber auch auf andere Regionen der Erde auswirkt. Der Vulkanausbruch auf Tonga könnte ebenfalls seine Finger mit im Spiel haben. Neben den natürlichen Klimaphänomenen ist auch der Einfluss des anthropogenen Klimawandels nicht von der Hand zu weisen: ein Grund für den schwächelnden Jetstream sind Temperaturerhöhungen der Stratosphäre, was in tiefen Luftschichten den Fluss von Hoch- und Tiefdruckgebieten beeinflusst und die kalten oder warmen Luftmassen in gemäßigte Zonen lenkt. Wobei der Begriff „gemäßigte Zonen“ an sich irreführend ist: Während des Winters ist es bei uns normalerweise so kalt, dass der felllose Mensch ohne Feuer und die Verbrennung fossiler Energieträger praktisch nicht überleben kann. Mit der Besiedelung der „gemäßigten Zonen“ war ein anthropogener Einfluss auf das Klima bereits vorprogrammiert, obwohl das Heizen allein wohl nicht zur Klimakatastrophe führen würde.

In diesem Sinne überrascht auch ein neuer Klimabericht nicht, dass sich ausgerechnet Europa am schnellsten erwärmt. Seit 1991 ist es pro Jahrzehnt um 0,5 Grad wärmer geworden. Darunter leiden primär die Gletscher, deren Mächtigkeit bis 2021 um 30 m abgenommen hat. Langfristig gesehen könnte die Wasserversorgung gefährdet sein.

Apropos Gletscher: Am Sonntag ist in der Antarktis eine gigantische Eisscholle vom Brunt-Eisschelf abgebrochen. Sie hört auf den Namen Chasm-1 und hat eine Fläche von 1550 Quadratkilometern und ist damit größer als London. Als Ursache wird einmal nicht der Klimawandel verantwortlich gemacht, sondern eine Springflut. Generell lösen sich vom Eisschelf immer wieder große Schollen. Teilweise sollen solche Ereignisse aber dann doch mit dem Klimawandel zusammenhängen.

Erdbeben-News 24.01.23: Molukken

Weitere Erdbeben erschüttern indonesische Molukkensee

Datum: 24.01.23 | Zeit: 02:13:16 UTC | 2.84 N ; 127.00 E | Tiefe: 140 km | Mw 5,8

In den letzten Tagen kam es zu weiteren starken Nachbeben in der Molukkensee, sodass ein dichter Bebencluster entstanden ist. Das Hauptbeben ereignete sich am 18. Januar und hatte eine Magnitude von 7,0. Alleine heute gab es bis jetzt 20 Nachbeben. Das Stärkste brachte es auf Mw 5,8 und hatte ein Hypozentrum in 40 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 167 km nordwestlich von Tobelo verortet. Blickt man auf die Shakemap der Molukkensee, dann sieht man eine Vielzahl an Erschütterungen auch an anderen Orten außerhalb des erwähnten Erdbebenclusters. Es ist also sehr viel Bewegung im Untergrund. Die Erdbeben bauen Spannungen ab, die durch die Subduktion entlang der Grenzen der Molukkenseeplatte entstehen.

Erdbeben lösen Schuttlawinen am Karangetang aus

In der Region gibt es mehrere aktive Vulkane, von denen die Dauerbrenner Dukono und Ibu aktuell in Eruption begriffen sind. Karangetang auf Api Siau liegt nur 150 km westlich des Erdbebenclusters. Schaut man sich seine Seismizität an, dann erkennt man, dass es auf dem Seismogramm täglich bis zu 40 lokale tektonische Erdbeben gibt. Außerdem gibt es auch einige vulkanisch bedingte Erschütterungen. Gestern wurden vom VSI elf Entgasungssignale sowie vier seismische Signale registriert, die von Schuttlawinen erzeugt wurden. Die Schuttlawinen könnten einerseits durch die Erdbeben ausgelöst worden sein, oder aber auf Domwachstum hindeuten. Schaut man sich die Tagesberichte beim VSI seit Anfang des Jahres an, dann sieht man, dass erste Abgänge von Schuttlawinen erst einen Tag vor dem Hauptbeben begannen und sich seit dem 18. Januar deutlich steigerten. Diese Korrelation kann natürlich Zufall sein, muss es aber nicht!

Mich würde eine baldige Aktivitätssteigerung am Karangetang nicht wundern. Der Vulkan birgt ein hohes Gefahrenpotenzial, da Ortschaften direkt auf den unteren Vulkanflanken liegen und in Zeiten mit starkem Domwachstum pyroklastische Ströme abgehen können. Bei solchen Gelegenheiten kam es auf Api Siau bereits öfters zu Katastrophen. Der Alarmstatus des Vulkans steht auf „gelb“.