Neue Forschung enthüllt Magmenintrusionen am Fournaise

  • Forscher führten 3 Jahre lang Magnetfeldmessungen am Fournaise durch.
  • Sie detektierten durch Hitzeeinwirkung entstandene Entmagnetisierungszonen im Untergrund.
  • Sie korrelierten zeitlich und räumlich mit Magmenintrusionen unter dem Vulkan.

Mit Hilfe von Magnetfeldmessungen wurden Intrusionen am Fournaise kartiert

Immer mehr Forschungen bemühen sich darum, den Untergrund unter Vulkanen sichtbar zu machen, um Magmenkörpern und den Förderwegen des Magmas auf die Spur zu kommen, in der Hoffnung, ein besseres Verständnis der im Verborgenen ablaufenden vulkanischen Prozesse zu erlangen. In diesem Kontext ist eine Studie zu verstehen, die von Forschern zweier französischer Universitäten durchgeführt wurde. Bei diesen Einrichtungen handelt es sich um die Universität Clermont Auvergne und die Universität La Réunion. Kein Wunder, dass die Forschenden sich als Studienobjekt den Vulkan Piton de la Fournaise aussuchten, der im französischen Überseedepartment der Insel La Réunion liegt. Beim Piton Fournaise handelt es sich um einen sehr aktiven Schildvulkan vom Hawaii-Typ, der im letzten Jahr zweimal ausbrach.

In der Studie ging es um die Beeinflussung des Magnetfeldes infolge magmatischer- und vulkanischer Aktivität. Insbesondere wirkt sich ein verstärkter Wärmefluss auf die Stärke des lokalen Magnetfeldes aus und eine Änderung in der Gesteinsmagnetisierung lässt Rückschlüsse auf das magmatische Geschehen im Untergrund zu. Auch Risse durch vulkanotektonische Beben lassen sich so aufspüren. Neu ist der Ansatz mit den gewonnen Magnetisierungsdaten mittels KI-gestützter Bildgebungsverfahren ein Abbild des Untergrunds zu erzeugen, das insbesondere Aufstiegswege und Akkumulationen von Gesteinsschmelzen darstellen kann: eine Aufheizung des Gesteins entmagnetisiert dieses, wodurch man entlang von zweidimensionalen Profilen Entmagnetisierungszonen detektieren kann, entlang derer Schmelze aufgestiegen ist und sich ggf. akkumulierte. Zusammen mit anderen geophysikalischen Methoden wie der Messung des elektrischen Widerstandes des Untergrunds und InSAR Bodendeformationsmessungen lassen sich Schmelzansammlungen gut lokalisieren und können zur Volumenbestimmung intrudierter Schmelzkörper herangezogen werden. Ein Fokus der Forscher bestand auch darin, die zeitlichen Veränderungen der Untergrundstrukturen des Vulkans zu erfassen. So wurden im Zeitraum 2017-2020 zahlreiche Messungen entlang eines 3780 m langen Profils durchgeführt, das in Ost-Westrichtung verlief und den Hauptkrater Dolomieu schnitt. Den Forschern gelang es dabei 18 Intrusionen festzustellen, von denen 13 mit Eruptionen assoziiert waren.

Die Forscher fanden heraus, dass „die zeitliche Entwicklung der magnetischen Anomalien stark mit den Tiefen und Volumina der magmatischen Intrusionen entlang des aktiven Hauptgebiets korrelieren. Die Forschungsergebnisse eröffnen neue Perspektiven für die Untersuchung der räumlich-zeitlichen Veränderungen magmatischer, hydrothermaler und mechanischer Veränderungen und Alterationsprozesse innerhalb vulkanischer Gebilde.“ (Quelle: AGU)

Erdbeben-News 23.01.23: Malta

Erdbeben Mw 5,1 südlich von Malta

Datum: 23.01.23 | Zeit: 10:37:53 UTC | 35.00 N ; 14.21 E | Tiefe: 10 km | Mw 5,1

Die zentrale Mittelmeerregion südlich von Malta wurde von einem weiteren Erdbeben der Magnitude 5,1 erschüttert. Das Hypozentrum befand sich in einer Tiefe von 10 km. Das Epizentrum wurde 104 km südlich von Valletta verortet. Der Erdstoß konnte in den Küstenregionen von Malta, Tunesien und Ägypten wahrgenommen werden. Erst in der letzten Woche gab es an dieser Stelle ein Beben gleichstarkes Erdbeben. Es traten mehrere Nachbeben auf, sodass man auf der Shakemap einen schönen Cluster sieht. Ich habe den Kartenausschnitt extra etwas größer gefasst, damit man auch die Beben im Tyrrhenischen Meer nördlich von Sizilien erkennen kann, denn dort gab es in den letzten Tagen mehrere Erdbeben.


Erdbeben Ml 2,8 vor Lipari

Datum: 23.01.23 | Zeit: 02:19:33 UTC | 38.50 N ; 14.99 E | Tiefe: 236 km | ML 2,8

Die größte Insel des Liparischen Archipels wurde von einem Erdbeben der Magnitude 2,8 erschüttert. Das Hypozentrum befand sich in 236 km Tiefe, daher dürfte sich das Beben an der Oberfläche praktisch nicht ausgewirkt haben. Das Epizentrum lag 5 km nördlich von Lipari. Es gab einen zweiten Erdstoß Ml 2,2 in nur 11 km Tiefe, der sich vor wenigen Minuten vor der Südwestküste manifestierte und daher noch nicht auf der Karte zu sehen ist. Lipari ist nur von einer schmalen Meerenge von der Nachbarinsel Vulcano getrennt, wo der Vulkan Fossa II Anzeichen des Erwachens hat.


Island: Geistererdbeben M 3,5

Datum: 23.01.23 | Zeit: 01:51:27 UTC | 63.89 N ; 22.35 W | Tiefe: 1 km | ML 3,5

Laut dem EMSC ereignete sich auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel ein Erdstoß Ml 3,5. Das Epizentrum soll nördlich vom Fagradalsfjall gelegen haben. Auf dem Kartenausschnitt ist auch die Blaue Lagune zu sehen. Verortet wurde das Epizentrum 7 km nördlich von Grindavík, der Erdbebenherd lag in 1 km Tiefe. Ich bezeichne das Beben als Geisterbeben, weil es in den Listen von IMO nicht vorkommt.

Vulkan-News 23.01.23: Anak Krakatau

Anak Krakatau eruptiert Vulkanasche

Das Kind des Krakatau ist heute munter geworden und eruptiert Vulkanasche, die bis auf einer Höhe von 600 m aufsteigt. Die Aktivität setzte kurz nach Mitternacht Ortszeit ein. Seitdem brachte das VSI 7 Eruptionsmeldungen heraus. Auf nächtlichen Livecambildern war rotglühende Tephra zu sehen, die über den Kraterrand hinaus aufstieg. Es handelt sich um eine Serie strombolianischer Eruptionen. Mit Beginn der Aktivität zog auch die Seismizität wieder etwas an. Zuletzt war sie von einem Hoch Ende Dezember deutlich zurückgegangen. Wahrscheinlich wird nun die Lava eruptiert, die damals als Magma aufstieg und die Erdbeben auslöste.


Ätna und der Lavastrom

Am Ätna fließt die Lava weiterhin auf dem Steilhang des Valle del Bove und dürfte bald den Talboden erreichen. Auf Fotos ist zu erkennen, dass von der Lavafront viele glühende Steinschläge abgingen und sich dort einiges an Material akkumulierte. In sozialen Medien wurde scheinbar postuliert, dass sich an der Lavafront ein neuer Schlot geöffnet haben könnte, was von den örtlichen Vulkanführern sofort dementiert wurde. Aktuell stellt die Eruption keine Gefahr für Menschen da, die sich nicht in unmittelbarer Nähe zum Lavastrom aufhalten. Auffallend ist, dass die Seismizität momentan gering ist und deutlich gegenüber der Vorwoche abgenommen hat.


Cotopaxi mit Vulkanasche in 7300 m Höhe

Der Cotopaxi in Ecuador eruptierte heute eine Aschewolke, die bis auf einer Höhe von 7300 m aufgestiegen ist. Die Driftrichtung war Nordwesten. In den letzten Wochen ist ein leichter Anstieg der Aktivität zu verzeichnen.

Vulkan Shiveluch am 23.01.23

Shiveluch mit Ascheeruptionen

Staat: Russland | Koordinaten: 56.65; 161.36 | Aktivität: Dom

Der Vulkan Shiveluch liegt auf der sibirischen Halbinsel Kamtschatka und eruptiert aktuell Asche, die bis auf einer Höhe von 4800 m aufsteigt und gen Nordosten driftet. Die Aschewolke breitet sich dabei über ein vergleichbar großes Areal aus. KVERT bestätigt Domwachstum und starke fumarolische Tätigkeit. Auf der Livecam sieht man Rotglut am Dom, was relativ selten vorkommt. Das Wetter scheint wolkenfrei und klar zu sein. Die guten Sichtbedingungen gibt es nicht nur am Boden, denn auch Sentinel-Satelliten hatten dieser Tage einen freien Blick, sodass man das Foto oben rendern konnte. Es zeigt den Lavadom im Infrarotspektrum, was die thermischen Anomalien sichtbar macht. Diese werden auch auf MIROVA angezeigt und emittieren eine Wärmestrahlung mit Spitzenwerten von 176 MW. Die Gefahr, dass größere pyroklastische Ströme entstehen, ist groß. Dennoch stellen sie in der Regel nur eine Gefahr für allzu neugierige Vulkanspotter dar, die sich auf das große Ignimbritfeld hinauswagen: die nächste Siedlung ist gut 50 km vom Vulkan entfernt. So große Strecken legen pyroklastische Ströme nur im Extremfall zurück. Dafür müsste wohl der gesamte Dom auf einmal kollabieren oder in einer gewaltigen Explosion ausgeblasen werden. Selbst dann ist nicht klar, ob Ortschaften gefährdet wären.

In Sichtweite des Shiveluch liegen die Vulkane Zentralkamtschatkas, zu denen Klyuchevskoy und Bezymianny zählen. Während der Klyuchevskoy aktuell ruhig ist, geht vom Bezymianny gelegentlich eine schwache Thermalstrahlung aus, die von seinem Dom stammt, der im Vergleich zum Schiveluchdom aber nur verhalten wächst. Trotzdem attestieren die Vulkanologen von KVERT Abgänge glühender Schuttlawinen. Erreicht der Dom eine kritische Größe, eskaliert die Situation am Bezymianny schnell und es kommt zu Kollaps-Ereignissen und der Generierung pyroklastischer Ströme. Dabei entstehen hoch aufsteigende Aschewolken. Eine explosive Komponente der Eruptionen kann nicht ausgeschlossen werden. So könnten Explosionen den Dom zum Kollabieren bringen. Natürlich kann es auch am Shiveluch zu solchen Trigger-Explosionen kommen.

Ebeko mit Aschewolken

Staat: Russland | Koordinaten: 50.68, 156.01 | Aktivität: Ascheeruption

Da wir uns schon in sibirischen Gefilden aufhalten, hier noch eine Meldung zum Kurilenvulkan Ebeko, der seit gestern sehr aktiv ist und mehrere VONA-Warnungen auslöste. Aschewolken stiegen dabei bis zu 4000 m hoch auf und drifteten in Richtung Osten.