Merapi mit pyroklastischen Strömen – News vom 05.12.23

Pyroklastische Ströme am Merapi auf Java – Opferzahlen am Marapi auf Sumatra gestiegen

Jetzt ist es soweit und die Verwirrung wird komplett, da in Indonesien nun zwei namensähnliche Vulkane für Schlagzeilen sorgen: Die Rede ist von den beiden Vulkanen Merapi (Java) und dem Marapi (Sumatra), von dem es auch noch 2 Manifestationen gibt, denn neben dem aktuell aktiven Marapi gibt es auch noch einen weiteren Marapi, der zusammen mit dem Dempo einen Doppelgipfel bildet und im Süden Sumatras liegt. Ihr seht, die Situation birgt ein großes Potenzial maximaler Konfusität, der ich selbst auch schon zum Opfer gefallen bin. Aber der Reihe nach:

Der Merapi auf Java ist seit Anfang des Monats besonders munter und erzeugt neben den Abgängen glühender Schuttlawinen auch vermehrt pyroklastische Dichteströme. Das geht aus Meldungen des BPPTKG auf Twitter hervor, während man auf den offiziellen Webseiten des Vulkanologischen Dienstes Indonesiens (VSI/MAGMA) und der Bergbaubehörde dazu nur beiläufige Notizen in den tagesaktuellen Meldungen liest. So wurden am 1. Dezember zwei pyroklastische Dichteströme beobachtet. Gestern wurden vier dieser Ereignisse gezählt. In meinem letzten Update zum Merapi hatte ich noch darauf hingewiesen, dass die zahlreichen Hybriderdbeben, die seit Monaten am Vulkan registriert werden, auf Magmenaufstieg hindeuten, was den Dom wachsen lässt, und die Wahrscheinlichkeit für die Generierung pyroklastischer Ströme groß sei. Die hybriden Erdbeben gibt es immer noch, auch wenn ihre Anzahl leicht zurückgegangen ist: Täglich werden mehr als 200 dieser Erdbeben registriert.

Die Vulkanologen brachten auch ein neues Wochenbulletin der Geschehnisse der letzten Novemberwoche heraus. Nachdem wir lange auf neue Daten zum Volumen der Lavadome warten mussten, wurden diese tatsächlich Mitte November neu vermessen. Während sich der zentrale Dom praktisch nicht veränderte, gab es ein deutliches Wachstum der südwestlichen Kuppel. Ihr Volumen betrug 3.348.600 Kubikmeter. Der mittlere Dom hatte ein Volumen von 2.358.000 Kubikmeter. Im August beliefen sich die Werte noch auf 2.858.600 Kubikmeter (Südwestdom) und 2.355.100 Kubikmetern.

Opferzahlen am Marapi auf 22 geklettert

Während die Geschehnisse am Merapi momentan keine Menschen unmittelbar gefährden, sah es bei der spontanen Eruption am Marapi anders aus. Bereits gestern berichtete ich von 13 Todesopfern, heute wurde die Zahl auf 22 erhöht. Rettungstrupps haben 9 weitere Todesopfer am Vulkan entdeckt. Dass es kein Spaß ist, in den Ausläufern einer größeren Eruption zu geraten, verdeutlichen die Videos von verletzten Überlebenden, die in unserer FB-Gruppe „volcanoes and volcanism“ geteilt wurden. Da hier Kinder und Jugendliche mitlesen, binde ich an dieser Stelle nur eines der harmloseren Videos ein.

Erdrutsch in Tansania löst Naturkatastrophe aus

Starke Regenfälle in Tansania verursachen Erdrutsch – Mindestens 68 Menschen tot

Seit Wochen gibt es in Ostafrika schwere Regenfälle, die Überflutungen und Erdrutsche auslösen. Viele Gegenden sind überflutet und es gab viele Todesopfer. Gestern kam es dann im Norden von Tansania zu einem ungewöhnlich großen Erdrutsch, bei dem mindestens 68 Menschen starben. Offiziellen Angaben zufolge wurden 116 Personen verletzt. Gut 350 Rettungskräfte befinden sich auf der Suche nach weiteren Vermissten, die vermutlich unter den Erdrutschmassen begraben liegen. Ihre Überlebenschancen stehen schlecht und werden von Stunde zu Stunde geringer. Die Opferzahlen werden also sehr wahrscheinlich weiter steigen.

Die Bezirkskommissare Janeth Mayanja und Königin Sendiga bestätigten die Zahlen und befürchten weitere Opfer, da viele Straßen durch Schlamm und umgestürzte Bäume blockiert sind.

Die tansanische Präsidentin Samia Suluhu Hassan hatte angekündigt, die Regierung werde für die Beerdigungskosten der Opfer aufkommen. Sie äußerte sich in einem Statement während ihrer Teilnahme an der COP28-Klimakonferenz in Dubai.

Die Region Ostafrika leidet unter massiven Regenfällen und Überschwemmungen infolge des El Niño-Phänomens. Somalia, Ruanda und andere Länder in der Region sind betroffen, was zu einer Million Vertriebenen und Hunderten von Todesopfern geführt hat.

Das Horn von Afrika ist stark vom Klimawandel betroffen, der extreme Wetterereignisse wie Dürren und heftige Regenfälle verstärkt. Die Region leidet seit Jahren unter starken klimatischen Veränderungen, wobei die Auswirkungen durch den Klimawandel verschärft werden.

Afrikanische Führungspersönlichkeiten drängen auf neue globale Steuern und Änderungen bei internationalen Finanzinstitutionen, um Maßnahmen zum Klimaschutz zu finanzieren. Auf dem COP28-Gipfel wurde die Einführung eines „Loss and Damage“-Fonds gefeiert, jedoch ohne konkrete Details. Die Weltgemeinschaft bleibt hinter den Zielen des Pariser Abkommens zurück, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.

Wissenschaftler prognostizieren, dass die Auswirkungen des aktuellen El Niño bis Ende 2023 und darüber hinaus zu spüren sein werden. Auch wenn die Regenfälle durch das beschriebene Klimaphänomen verstärkt worden sind, gilt zu beachten, dass gerade Regenzeit in Ostafrika herrscht. Zuvor fielen 2 große Regenzeiten aus und die Region litt unter einer Dürre. Nicht vergessen darf man, dass die aktuellen Extremwetterlagen auch noch von den Auswirkungen des Hunga-Tonga-Ha’apai-Vulkanausbruches beeinflusst werden könnten.

Wasserstoff als Heilsbringer?

In Bezug auf die Weltklimakonferenz sind die Aktionsbeteuerungen der Regierungschefs ja schön und gut, doch wie Klimaschutzprojekte finanziert werden sollen, bleibt besonders in Deutschland rätselhaft. Genauso wenig verstehe ich die Konzepte unserer Verantwortlichen. Wie gedenkt man, nach dem Ausstieg aus Kohle, Öl, Erdgas und Atomkraft die Energieversorgung sicherzustellen, wenn einmal Wind und Sonne ausbleiben? Besonders in der dunklen Jahreszeit, wenn Strom aus Sonnenlicht kaum zur Verfügung steht und der Energieverbrauch am größten ist, könnte es in Deutschland knapp werden. In diesem Zusammenhang hört man immer wieder Wasserstoff als Alternative, aber kann das wirklich funktionieren? Tatsächlich sind das bis jetzt reine Zukunftsvisionen und man setzt auf den Bau neuer Erdgaskraftwerke, der allerdings nur schleppend vorankommt. Sicherlich hofft man, später mal anstatt Erdgas Wasserstoff verstromen zu können, wobei man natürlich auch den Wirkungsgrad beachten muss. Man plant ja Wasserstoff in Nordafrika herzustellen indem man mit Sonnenenergie Elektrolyseure betreibt. Wasserstoff dient also als Speicher der Solarenergie. Dann erfolgt der Transport des hochflüchtigen Gases und die anschließende Verbrennung zur Stromerzeugung. Alternativ kann man den Wasserstoff auch mit Hilfe einer Brennstoffzelle verstromen. Beides hat einen Wirkungsgrad von ca. 50%. Bei der Elektrolyse gelingt es, etwa 60 bis 70% der Sonnenenergie mit Hilfe des Wasserstoffs zu speichern. Also bleibt im Idealfall ein Drittel der insgesamt eingesetzten Energie erhalten und steht zum Schluss als Strom zur Verfügung, wobei die zugrunde liegenden Photovoltaik Anlagen bereits nur einen Wirkungsgrad von maximal 30 Prozent haben. Im Endeffekt benötigt man wahrlich gigantische Solaranlagen die Massen an Wasserstoff herstellen und sehr Wahrscheinlich kostbares Trinkwasser in Wasserstoff verwandeln, ausgerechnet dort, wo Trinkwasser Mangelware ist. Mal einmal davon abgesehen, dass es Jahrzehnte dauern wird entsprechende Infrastrukturen zu schaffen, darf man sich Fragen, wie das bezahlt werden soll, was der Strom kosten wird und welche ökologischen Schäden das nach sich zieht?

Erdbeben M 5,1 am Kilauea

Starkes Erdbeben erschüttert Vulkan Kilauea auf Hawaii

Datum 04.12.2023 | Zeit: 03:53:49 UTC | Lokation: -155.204, 19.323 | Tiefe: 1,9 km | Mb 5,1

Am Montagabend ereignete sich um 17:54 Uhr HST auf Big Island Hawaii ein vergleichsweise starkes Erdbeben der Magnitude 5,1. Der Erdbebenherd lag in 2 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich auf der unteren Südostflanke des Vulkans Kilauea. Oberhalb der Küstenebene gibt es eine große Störungszone, an der sich die gesamte Vulkanflanke langsam Richtung Meer verschiebt. Die Geowissenschaftler vermuten daher, dass der Erdstoß mit diesem tektonischen Prozess in Zusammenhang stand und nicht vulkanischen Ursprungs war. Uneinigkeit herrschte zunächst bei der Festlegung der Magnitude. Das automatische System zeigte erst eine Magnitude von 4,9 an. Dann wurde sie auf 4,5 abgesenkt, um dann auf den endgültigen Wert 5,1 angehoben zu werden. Zudem gab es ein Nachbeben M 3,0.

Das USGS Hawaiian Volcano Observatory berichtete, dass Wissenschaftler infolge des Erdbebens „keine erkennbaren Veränderungen der Aktivität in Kīlauea sehen“. „Die Größe und der Ort dieses Erdbebens deuten darauf hin, dass es mit flachen Bewegungen im Pali-System der Südflanke des Vulkans Kīlauea zusammenhängt und nicht direkt mit vulkanischer Aktivität zusammenhängt“, gab das HVO in einem Statement bekannt.

Der Erdstoß konnte praktisch auf der ganzen Insel wahrgenommen werden und bei den Behörden gingen mehr als 200 Meldungen des Erdstoßes ein. Am stärksten war es in Mountain View zu spüren gewesen. Größere Schäden gab es aber nicht. Trotzdem wurde vom Zivilschutz die Empfehlung ausgesprochen, dass Hausbesitzer ihre Gebäude kontrollierten und vor allem ein Auge auf die Versorgungsanschlüsse für Gas, Wasser und Strom zu werfen. Eine Empfehlung, die für jedes Erdbeben überall auf der Welt gilt.

Das Erdbeben wirkte sich bis jetzt tatsächlich nicht auf die vulkanisch bedingte Seismizität am Rand der Gipfelcaldera aus. Gestern ereigneten sich dort gut 50 schwache Erdstöße, und dem Wert nähert man sich heute ebenfalls wieder an. Es gilt zu beachten, dass aufgrund der Zeitverschiebung auf Hawaii noch Montag Abend ist. Das Erdbeben ereignete sich gerade einmal von 4 Stunden.