Ätna mit Aschepuff am 23.12.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Strombolianisch

Ätna erzeugt weitere Ascheeruption – Infraschalltätigkeit erhöht

Ein Tag vor Weihnachten wird Ätna immer munterer: Nachdem er vorgestern Asche aus der Bocca Nuova ausspie, war es heute der Südostkrater, der sich zu einer spontanen Ascheeruption hinreißen ließ. Wie das INGV heute in einer Notiz mitteilte, registrierte man um 01:17:38 UTC eine Explosion, bei der große Pyroklastischer gefördert wurde, die im Bereich des Schlackenkegels niederging. Außerdem stieg eine Aschewolke auf, die mehrere hundert Meter aufstieg und sich schnell verflüchtigte.

Eine Ohrenzeugin kommentierte den INGV-Bericht und schrieb, dass sie die nächtliche Explosion deutlich gehört hat und aus dem Schlaf aufschreckte. Sie war ein wenig besorgt, weil sie mit der Explosion nicht gerechnet hat. Die Explosion erzeugte dementsprechend ein starkes Infraschallereignis, das von allen Messstationen aufgezeichnet wurde.

Tatsächlich konnte ich mich heute zum ersten Mal seit Langem wieder in die Datenbank des LGS einloggen und die Daten einsehen. Auch die Seite mit den Livedaten zum Stromboli ist wieder online, was mich sehr freut!

Der Ätna emittiert auch sporadisch eine schwache Wärmestrahlung mit Leistungen im einstelligen MW-Bereich. Auf Satellitenfotos vom 18. Dezember erkennt man im Infrarotbereich zwei thermische Anomalien in der Bocca Nuova. Im Zuge der Eruption wurde eine minimale Bodenhebung von 0,1 µrad festgestellt.

Heute Mittag gab es einen weiteren Aschepuff aus dem Südostkrater. Bilder hiervon gehen durch die sozialen Medien, eine INGV-Meldung dazu steht noch aus.

In den letzten Tagen wurden auch wieder sporadisch Dampfringe gesichtet. Alles in allem sieht es so aus, als würde der Vulkan wieder munterer werden. Mich würde es nicht überraschen, wenn in nächster Zeit strombolianische Eruptionen einsetzen würden. Vielleicht entwickelt sich auch ein weiterer Paroxysmus. Die letzten beiden erscheinen in einem Abstand von 18 Tagen. Seit dem letzten Ausbruch sind bereits 22 Tage vergangen. So ein richtiger Rhythmus will sich derzeit offenbar nicht einstellen.

Island: Erdbeben auf Reykjanes und anderswo

Erdbeben am Fagradalsfjall, Katla und Bardarbunga

Die Erdbebentätigkeit auf Island ist weiterhin hoch, wobei es in den letzten 24 Stunden nicht nur Erschütterungen am Dyke auf Reykjanes gab, sondern auch unter den Gletschervulkanen Katla und Bardarbunga. An diesem Vulkan manifestierte sich sogar der stärkste Erdstoß: Er hatte eine Magnitude von 3,4 und ein Hypozentrum in 2,7 km Tiefe. Unter der Katla-Caldera, die vom Gletscher Myrdalsjökull bedeckt ist, kam es zu einem kleinen Schwarmbeben. Die Beben fokussierten sich auf den östlichen Calderarand. Betrachtet man die GPS-Daten, dann sieht man, dass die Höhenangaben oft schwanken und in Bezug auf Bodenhebung längerfristig keinen eindeutigen Trend ergeben. Dafür gab es in den letzten Wochen aber einen horizontalen Versatz von gut 3 cm.

Auch auf Reykjanes halten die Erdbeben an. In den letzten Stunden wurden nicht ganz so viele Erdbeben wie am vorherigen Tag registriert, doch das könnte erneut dem schlechten Wetter geschuldet sein. Auffällig ist, dass sich die Bebenaktivität jetzt nicht nur auf das Gebiet des Dykes konzentriert, sondern dass auch wieder vermehrt Erdbeben am Fagradalsfjall festgestellt werden. Leider sind die GPS-Messgeräte direkt am Vulkan offline, doch eins an der Südküste vor dem Fagradalsfjall überträgt Daten und zeigt eine schwache Bodenhebung. Diese geht im Bereich von Svartsengi wie in den letzten Wochen gewohnt weiter. Auf dem Graphen mit der Jahresübersicht sieht man sehr schön, dass die Kurve jetzt nach der Eruption wieder steiler verläuft als in den Tagen vor dem Ausbruch. Auf Jahressicht erkennt man, dass es zwar zwei Rücksetzter gab, als die Eruption und die Dykebildung einsetzten, doch ansonsten hob sich seit Mitte Oktober der Boden ungebremst. Magma sammelt sich in einem Magmenkörper unter Svartsengi. Seine Ausdehnung ist nicht bekannt, wird meiner Meinung nach aber deutlich größer sein, als man bisher im Allgemeinen annimmt. Nach wie vor gibt es ein hohes Eruptionsrisiko.

Grindavikings dürfen Weihnachten zuhause verbringen

Dessen ungeachtet wurden den Grindavikings freigestellt, Weihnachten in ihren Häusern zu verbringen. Diese Entscheidung wurde wohl aus rechtlichen Gründen getroffen, weil es laut gesetzlichen Regelungen auf Island eine zeitliche Befristung für Evakuierungsmaßnahmen gibt. Zwar dürfen die Bewohner der Stadt in ihre Häuser zurückkehren, aber Besuchern ist das Übernachten nicht gestattet. Die Behörden weisen explizit darauf hin, dass die Erdbewegungen noch nicht gestoppt sind und dass es jeder Zeit zu weiteren Ereignissen wie Erdbeben, Vulkanausbrüchen und Spaltenbildungen kommen kann. Was mich allerdings wundert, ist, dass man über die rechtlichen Beschränkungen der Zwangsmaßnahmen nicht früher diskutiert hat.

Lewotobi Lakilaki eruptiert am 23.12.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: -8.53122.77 | Aktivität: Ascheemission

Lewotobi Lakilaki auf Flores erzeugt Aschewolken

In Indonesien ist der Vulkan Lewotobi Lakilaki (nicht verwechseln mit Lewotolok) aktiv geworden und eruptiert Aschewolken. Laut VAAC Darwin erreichen sie eine Höhe von 3300 m über dem Meeresspiegel und driften mit dem Wind in Richtung Westen. Das VSI berichtet, dass die Asche 1500 m über Kraterhöhe aufsteigt, was sich letztendlich in etwa mit den Angaben des VAACs deckt. Für den Flugverkehr besteht nur eine geringe Gefahr, und bestenfalls werden tief fliegende Flugzeuge gezwungen, einen Bogen um den Vulkan zu machen. Dennoch steht die Alarmstufe für den Flugverkehr auf „Orange“.

Der Lewotobi zeigte in den letzten drei Monaten eine Zunahme der Seismizität, die allerdings nicht so stark war, als dass sie besondere Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte. Beim VSI kann man die täglichen Tätigkeitsberichte einsehen. Demnach gab es nur an wenigen Tagen mehr als 10 Erdbeben, von denen die meisten tektonischer Natur waren. Spitzenreiter der seismischen Aktivität war der 16. Dezember, als man 18 Beben registrierte. Von diesen Beben waren 10 vulkanischer Natur. Einen Tag später setzte das VSI die Warnstufe auf „Gelb“ hoch.

Auffällig waren allerdings sporadische Tornillos. Diese besonderen Erdbeben, die nur selten auftreten, fielen den Geowissenschaftlern das erste Mal im Zusammenhang mit der Eruption des Vulkans Galeras auf, der 1993 überraschend eruptierte. Ausgerechnet, als sich Vulkanologen, die sich zu einer Konferenz in Kolumbien zusammengefunden hatten, im Krater aufhielten. 9 Personen starben, viele wurden verletzt. Erst nach dieser Katastrophe stieß man auf die schraubenförmige seismischen Signale in den Seismogrammen und interpretierte sie als Vorboten der Eruption, so wie es nun auch der Fall am Lewotobi war.

Zuletzt eruptierte der Lewotobi im Jahr 2003. Eine unbestätigte Eruption könnte sich 2015 zugetragen haben. Bei dem Vulkan handelt es sich genaugenommen um einen Doppelvulkan, dessen beide Gipfel nur 2 km auseinander liegen. Bei den Indonesiern bilden sie ein Paar und sind als „Ehemann und Ehefrau“ Vulkan bekannt. Ein Gipfel wird Lakilaki (Ehemann) genannt, der andere Perempuan. Sie fördern basaltischen Andesit und Andesit und sind auch für ihre Lavadomtätigkeit berüchtigt.