Island: Erdbebentätigkeit auch am 10.12.23 erhöht

Erdbebentätigkeit auf Reykjanes weiterhin erhöht – Erschütterungen auch im Norden

Gestern gab es auf Island zwei Erdbeben mit den Magnituden 3, 0 und 3,8. Ersteres ereignete sich im Norden und manifestierte sich an der Tjörnes-Fracture-Zone bei Grimsey. Hierbei handelt es sich um die nördliche Fortsetzung des Mittelatlantischen Rückens, der im Süden bei der Reykjanes-Halbinsel auf Island trifft. Hier, genauer in 70 km Entfernung zur Küste bei Reykjanestá ereignete sich der zweite Erdstoß mit der Magnitude 3,8. Einen direkten Zusammenhang zwischen den Ereignissen gibt es nicht. Entlang des magmatischen Gangs auf Reykjanes wurden gestern 365 schwache Erschütterungen detektiert. In der ersten Tageshälfte des heutigen Tages waren es 165 Erdbeben. Die Seismizität fluktuiert ein wenig, befindet sich seit Tagen aber auf einem vergleichsweise stabilen Niveau. Darüber hinaus gab es zahlreiche Erdbeben an 3 anderen Spaltensysteme der Halbinsel.

Die Beben zeugen von einem ebenso stabilen Magmenaufstieg im Bereich von Svartsengi. Die Schmelze wird unterirdisch weitergeleitet und lässt den Boden auch östlich und westlich von Svartsenig weiter steigen. Zwar sind die GPS-Daten bei IMO weiterhin offline, dafür kann man sie aber auf einer Seite der Uni Reykjavik weiter ablesen. Zu sehen ist, dass bei Svartsengi noch gut 2,5 cm Bodenhebung fehlen, bis man den Wert vom 10. November erreicht hat, als der Sill unter Svartsengi vermeintlich auslief und in das sich neu bildende Rift strömte. Es könnte also sein, dass wir bei anhaltender Inflation in 4-5 Tagen wieder ein spannendes Ereignis sehen werden. Allerdings ist das keine wissenschaftliche Prognose, denn im Endeffekt lassen sich solche Ereignisse nicht vorhersagen. Es kann also auch sein, dass der Schwellenwert imaginär ist und erst einmal nichts passiert. Sollte tatsächlich Magma die Bodenhebung verursachen, bleibt die Ausbruchswahrscheinlichkeit groß.

Genaugenommen wissen wir nicht mit 100-prozentiger Sicherheit, dass die Bodenhebung von Magma verursacht wird. Es könnten auch andere magmatische Fluide wie hydrothermale Tiefenwässer oder tektonische Prozesse hinter dem Phänomen stecken oder wenigstens daran beteiligt sein. Allerdings sind sich die verstummten IMO-Wissenschaftler einige gewesen, dass der Motor hinter den starken Erdbeben nebst Bodenverschiebungen vom 10. November Magma war.

Erta Alé mit Lavaüberlauf am 10.12.23

Erhöhte Thermalstrahlung am Erta Alé – Lavaüberlauf durch Videos bestätigt

Bereits seit gestern ist auf MIROVA zu sehen, dass am Erta Alé in Äthiopien eine erhöhte Thermalstrahlung emittiert wird. Die Leistung betrug gestern 209 MW. Aktuell werden noch 149 MW gemessen. Diese hohen Werte können hier nur von einem Lavastrom kommen, und tatsächlich wurden heute neue Videoaufnahmen lokaler Führer veröffentlicht, die einen der Hornitos in Aktion zeigen. Offenbar ist der Hornito teilweise kollabiert und aus seinem basalen Bereich sprudelt ein Lavastrom hervor. Bei ähnlichen Ereignissen verfüllte sich in den letzten Monaten bereits der Südkrater, in dem lange Jahre ein Lavasee brodelte. Nach Angaben des Reiseführers Seifegebreil Shifferaw, der die Informationen und Aufnahmen von Fana Tesfay erhielt, befindet sich der aktuell aktive Hornito aber am Rand des Nordkraters. Auf FB veröffentlichte er folgende Mitteilung:

„Ein erheblicher Teil des Hauptkraters ist jetzt von frischer Lava umgeben, die weiterhin intensiv aus einem Hornitos am oberen Rand des nördlichen Grubenkraters ergießt.
Unser besonderer Dank gilt Fana Tesfay, die mich als Pionierin und professionelle Danakil-Führerin mehrere Jahre lang kontinuierlich über die Entwicklung des Vulkans auf dem Laufenden gehalten hat.“

Auf Satellitenaufnahmen von gestern sieht man allerdings einen Hotspot im Bereich des ehemaligen Südkraters. Vermutlich entstand das Satellitenbild zu Beginn der eruptiven Phase, als sich der Lavastrom noch nicht ausgebreitet hatte.

Neben dem Erta Alé gibt es im ostafrikanischen Riftvalley weitere aktive Vulkane. Einer ist der Ol Doinyo Lengai, der vor allem wegen seiner besonderen Lava-Art bekannt ist, die als Schmelze nur zwischen 500 und 600 Grad heiß ist. Damit ist es die kälteste Lava der Welt. Nach einer langen Regenzeit mit vielen Wolken in Tansania, gaben diese gestern auch einen Blick auf den Lengai frei. Zu sehen ist eine schwache thermische Anomalie, die von anhaltender Aktivität des einzigartigen Vulkans zeugt. Während es sich beim Erta Alé in Äthiopien um einen flachen Schildvulkan handelt, ist der Ol Doinyo Lengai ein steiler Stratovulkan und zugleich Sitz des Gottes der Masai.

Sakurajima mit Eruptionen am 10.12.23

Staat: Japan | Koordinaten: 31.581, 130.659 | Aktivität: Explosiv

Neuer Eruptionsschub am Sakurajima – Schwefeldioxid-Ausstoß hoch

Das VAAC Tokio brachte seit vorgestern acht VONA-Meldungen zum japanischen Vulkan Sakurajima heraus. Demnach gab es mehrere Explosionen, die Vulkanasche bis auf eine Höhe von 3000 m aufsteigen ließen. Größere Vulkanbomben gingen in einem Umkreis von 1 km um den aktiven Krater Minami nieder. Der etwas tiefer gelegene Showa-dake bleib ruhig und beteiligte sich an den Eruptionen nicht. Der Showa-dake zeichnete sich in der Vergangenheit für die schönsten vulkanischen Gewitter verantwortlich, für die der Sakurajima bekannt ist. Aktuelle Berichte über Blitze in den Eruptionswolken des Minami-dake liegen nicht vor. Dafür kann man dem Livediagramm zum Gasausstoß entnehmen, dass es einen längerfristig steigenden Trend gibt und vergleichsweise viel Schwefeldioxid emittiert wird.

Das letzte JMA-Update stammt vom 8. Dezember und erfasste die Anfangsphase der eruptiven Tätigkeit. Die Vulkanologen warnten insbesondere vor niedergehenden Vulkanblöcken und der Möglichkeit einer größeren Eruption, bei der pyroklastische Ströme eruptiert werden könnten. Diese fürchtet man genauso wie Lahars, die insbesondere nach starken Regenfällen entstehen können. Während man sich vor pyroklastischen Strömen praktisch nicht schützen kann, weil diese etwaige Verbauungsanlagen überfließen können. Bei Lahars sieht das anders aus, denn sie können kanalisiert werden. Entsprechend viele Verbauungsanlagen gibt es an den Hängen des Sakurajimas.

Anfang des Jahres wurden am Kirschblüteninselvulkan Bodenhebung und eine Ausdehnung des Vulkangebäudes festgestellt. Diese stoppte im April. Doch jenseits dieses kurzweiligen Ereignisses beobachten die japanischen Geowissenschaftler eine langfristige Bodendehnung im Bereich der Aira-Caldera, aus der sich der Sakurajima erhebt. Dieses wird als Magmenakkumulation in größerer Tiefe betrachtet, womit langfristig das Risiko einer größeren Eruption am Sakurajima steigt. Es ist auch möglich, dass wir in einiger Zeit wieder eine Daueraktivität am Vulkans erleben werden, so wie es bis 2015 der Fall war. Seitdem ist der Vulkan nur sporadisch in Phasen aktiv, so wie wir es aktuell sehen können.

Campi Flegrei: Neuer Monatsbericht online

Monatsbericht enthüllt höhen Gasausstoß – Seismizität gering

In den letzten Wochen ist es um den süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei ruhiger geworden, nicht nur aus vulkanotektonischer Sicht, sondern auch aus medialer. Der Höhepunkt der Berichterstattung im Oktober hätte wohl nur noch infolge einer Eruption getoppt werden können. Doch genauso ungerechtfertigt die Panikmache zu dieser Zeit war, so ungerechtfertigt ist nun das Ignorieren der Thematik in der Öffentlichkeit. Zwar sehen wir momentan deutlich weniger Erdbeben als im genannten Zeitraum, vorbei ist die zugrundeliegende Aktivität aber nicht und das generelle Eruptionsrisiko steigt mit jedem Millimeter Bodenhebung weiter, insbesondere da man ja der Meinung ist, dass diese letztendlich durch magmatische Prozesse in Tiefen unter dem Hydrothermalsystem verursacht werden.

Im aktuell erschienen INGV-Bulletin für den Monat Dezember berichten die Forscher, dass sie 159 schwache Erdbeben detektierten. Wie das Säulenhistorgramm zeigt, war das der geringste Wert des laufenden Jahres und nur ein Bruchteil dessen, was man im September/Oktober an Beben registrierte. Ein anderes Diagramm stellt die Tiefe der Hypozentren dar, und hier ist eindeutig der Trend auszumachen, dass es immer mehr Erdbeben mit Tiefen von mehr als 3 km gibt. Diese Erdbeben sind es, die Besorgnis erregen und einen Hinweis liefern, dass Magma aus einem tiefer gelegenen Magmenkörper aufstiegen könnte.

Die Bodenhebung stieg im November nach einem kurzweiligen Rückgang im Oktober, als sie nur noch 4 mm pro Monat betrug, wieder an. Aktuell liegt sie bei 10 mm im Monat. Seit dem Beginn der Hebungsphase in 2005 summierte sich die Hebung auf 118 cm. Betrachtet man die letzten 7 Jahre, dann hob sich der Boden in dieser Zeit um 85 mm. Neben dem Boden steigen auch Druck und Temperatur im Hydrothermalsystem immer weiter an. Der Kohlendioxid-Ausstoß aus der Solfatara war auch im November mit 3500 Tonnen am Tag hoch und lag auf dem Niveau eines eruptierenden Vulkans.