Island: Neue Gefahrenkarte von IMO am 29.12.23

Neue Lageeinschätzung von IMO nebst Gefahrenkarte – Bodenhebung hält an

Auf der isländischen Reykjaneshalbinsel halten Bodenhebung und Seismizität an. In den letzten 24 Stunden hob sich laut IMO-Messung der Boden um fast 1 cm. Bis um 15 Uhr wurden 130 Erdbeben im Bereich des Magmatischen Gangs registriert. Die Vulkanologen brachten eine neue Gefahrenkarte heraus und kommentierten die Situation in einem Statement, das ich hier zusammengefasst wiedergebe. Im Endeffekt wurde bestätigt, was ich bereits gestern schrieb:

„Der Boden bei Svartsengi bläht sich weiter auf, erreicht eine ähnliche Höhe wie vor dem Ausbruch am 18. Dezember. Die Hebungsrate bleibt konstant, im Gegensatz zum vorherigen Ausbruch, als sie sich verlangsamte. Es ist unsicher, ob diese Hebungsrate vor dem nächsten Ausbruch ebenfalls abnehmen wird. In der Vergangenheit deutete dies auf bevorstehende Ausbrüche auf der Reykjanes-Halbinsel und während der Krafla-Brände hin.

Trotz der aktuellen Bodenhebung ist die seismische Aktivität geringer als zuvor. Die vorherigen Ereignisse haben die Region stark belastet, daher muss mehr Magma ansammeln, um die seismische Aktivität wieder zu steigern. Vor dem letzten Ausbruch gab es stärkere Erdbeben. Ähnliche seismische Aktivitäten werden erwartet, wenn sich der nächste Magmatischen Gang bildet.

Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Gangbildung und einer Eruption steigt mit der anhaltenden Magmazufuhr unter Svartsengi. Der Ausbruch wird voraussichtlich zwischen Stóra-Skógfell und Hagafell stattfinden. Allerdings führt das Eindringen von Magma nicht zwangsläufig zu einer Eruption, wie bei Fagradalsfjall und den Krafla-Feuern.

Das isländische Wetteramt hat die Gefahrenkarte aktualisiert, wobei Gebiet 4, Grindavík, aufgrund erhöhter Risiken für Lavaströme und Gasverschmutzung überarbeitet wurde. Diese Änderungen gehen auf die gestiegene Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs nördlich von Grindavík zurück. Die Gesamtbewertung der Gefahrenstufen in anderen Gebieten bleibt unverändert. Die nächste Überprüfung der Gefahrenkarte ist für den 5. Januar 2024 geplant.“

Darüber hinaus ist die Bodenhebung des subglazialen Vulkans Grimsvötn ebenfalls auffällig. In diesem Monat hat sich der Boden um 40 mm gehoben und es gibt sporadische Erdbeben unter dem Vatnajökull. Die Vulkanologen schlagen bisher nicht Alarm: Möglicherweise sehen sie hier noch normale Schwankungen.

Hawaii: Erdbeben Mb 4,4 am 29.11.23

Erdbeben Mb 4,4 vor der Südküste von Hawaii – Seismizität am Kilauea erhöht

Datum 29.12.2023 | Zeit: 01:16:31 UTC | Lokation: 19.176 ; -155.411 | Tiefe: 12 km | Mb 4,4

Big Island Hawaii kommt in diesem Monat nicht zur Ruhe, denn heute Nacht (15:16 HST des Vortages) gab es ein weiteres Erdbeben der Magnitude 4,4, das sich kurz vor der Küste bei Pāhala manifestierte. Das Hypozentrum lag in 12 km Tiefe.

Das HVO brachte eine Meldung heraus, nach der sich der Erdstoß sehr wahrscheinlich an einer Verwerfung im vorgelagerten Abschnitt der südwestlichen Riftzone vom Kīlauea ereignete. In der Region wird der Hauptaufstiegsweg des Magmas vermutet, das vom Mantelplume unter der Insel ausgeht. Somit könnte das Beben durch veränderte Spannungsbedingungen infolge des Magmenaufstiegs ausgelöst worden sein.

Das Erdbeben wurde in einem großen Umkreis wahrgenommen und war auch auf dem Gipfel des Kīlauea spürbar, doch es verursachte keine Veränderungen in der Seismizität oder Bodendeformation des Vulkans. Die Seismizität in der Kilauea-Gipfelregion war bereits vor dem Erdbeben an der Küste erhöht. In den letzten Tagen wurden täglich um 80 schwache Erschütterungen am Kilauea registriert. Viele hatten Epizentren südwestlich der Caldera. Mit der erhöhten Seismizität geht Bodenhebung einher, die sich in den letzten Tagen ebenfalls beschleunigte.

Die Vulkanologen schreiben, dass sich viel Magma im flach gelegenen Magmenkörper unter dem Gipfelbereich befindet. Die Bodenhebung ist deutlich größer als vor der letzten Eruption, und mittelfristig betrachtet ist ein weiterer Ausbruch sehr wahrscheinlich. Unklar ist, ob er sich wieder in der Gipfelcaldera abspielen wird, oder ob es zu einer Eruption im oberen Bereich des Südwestrifts kommen wird.

Am Nachbarvulkan Mauna Loa ist die Seismizität verhältnismäßig gering, doch auch hier gibt es Bodenhebung. Seit dem Sommer hob sich der Untergrund um ca. 8 cm. Zwar wird es hier noch länger dauern, bis wir wieder eine Eruption am weltgrößten Vulkan sehen werden, doch ein ist gewiss: seine Aktivität hat er noch nicht eingestellt.