Ozonloch nahe der alten Rekordgröße

Das Ozonloch über der Antarktis ist fast so groß wie früher – Möglicherweise aufgrund eines Vulkanausbruchs

Das antarktische Ozonloch bestimmte lange Zeit die Medien, findet in den letzten Jahren allerdings kaum noch Erwähnung, da es nach dem Verbot von FCKWs eine zeitlang kleiner wurde. Man hielt das Problem für gelöst und andere Themen nahmen das Interesse der Weltöffentlichkeit für sich ein. Doch das könnte sich jetzt ändern, denn dieses Jahr ist das Ozonloch über der Antarktis besonders groß: Es dehnt sich über eine Fläche von 26 Millionen Quadratkilometer aus, was ungefähr der Fläche von Russland und China zusammen entspricht. Vor einem Jahr maß es noch 22,3 Millionen Quadratkilometer. Forscher verdächtigen einen Vulkanausbruch als Schuldigen für die Ausdehnung des Ozonlochs.

Zur Erinnerung: Das Ozonloch wurde 1985 entdeckt und sorgte besonders in Australien für Aufregung, denn dort stieg das Hautkrebsrisiko aufgrund der starken Sonneneinstrahlung erheblich an. Die Ozonschicht umgibt die Erde auf Höhe der Stratosphäre und filtert gut 90% der schädlichen UV-Stralung des Sonnenlichts. Sie schützt uns also, ähnlich wie uns das Erdmagnetfeld vor den schädlichen Auswirkungen von Sonnenstürmen bewahrt. Forscher fanden bald heraus, dass die chemische Stoffgruppe der FCKWs das Ozon abgebaut hatten. Bei den Fluorchlorkohlenwasserstoffen handelt es sich um Chemialien, wie sie etwa in Kühlmitteln von Kühlschränken vorkamen. 1991 wurden sie weitestgehend verboten. Die Gesetze wurden 2006 überarbeitet und man sollte meinen, dass sie heute kaum noch eingesetzt werden, doch dem ist nicht so, denn vor allem chinesische Firmen stehen im Verdacht, die verbotenen Substanzen weiterhin herzustellen und zu verwenden. Außerdem befinden sich noch alte Geräte im Umlauf, die FCKWs enthalten und nicht fachgerecht entsorgt wurden, sodass auch heute noch Ozonkiller in die Atmoshäre entweichen können.

FCKWs  sind zudem potente Treibhausgase und wirken sich negativ auf das Klima aus.

Doch die verbleibende Nutzung der FCKWs kann offenbar nicht erklären, warum das Ozonloch dieses Jahr so groß geworden ist und hier kommt der erwähnte Vulkanausbruch ins Spiel: Bei diesem Vulkanausbruch handelt es sich um den Hunga-Tonga-Hunga-Ha’apai, dessen Eruptionen vor gut 2 Jahren begannen und im Januar 2022 ihren Höhepunkt erreichten. Die junge Vulkaninsel im Königreich Tonga versenkte sich in einer gewaltigen Eruption selbst und setzte dabei so viel Wasserdampf frei, dass sich das Klima weltweit verändert.

CAMS-Forscherin Antje Inness erklärte in einer Pressemeldung der ESA, dass der Wasserdampf der Eruption inzwischen auch die antarktische Polarregion errreicht hat. Hier könnte der Wasserdampf zur verstärkten Bildung polarer Stratosphärenwolken geführt haben, in denen FCKWs reagieren und den Ozonabbau beschleunigen können. Der zusätzliche Wasserdampf kann auch zur Abkühlung der antarktischen Stratosphäre beitragen, was die Bildung dieser polaren Stratosphärenwolken weiter fördert und zu einem robusteren Polarwirbel führt. Beim Polarwirbel handelt es sich um ein Starkwindband, das wie eine Barriere zwischen der kalten Luft der Antarktis und der wärmeren Luft gemäßigter Breiten wirkt.

Ist dieses Windband im Winter auf der Südhalbkugel kräftig, dann gibt es eine geringe Durchmischung zwischen warmen Luftmassen im Norden und den kalten Polarluftmassen im Süden. In der Folge kühlt sich die Luft der Antarktis stärker ab, was den Abbau von Ozon begünstigt, sodass das Ozonloch größer wird als in Jahren mit einem schwächeren Starkwindband. Aufgrund des Vulkanausbruchs in der Südsee könnten sich also die gemäßigten und tropischen Regionen stärker erwärmt haben als die Polarregionen.

Die Wirkungen der stärksten Eruption seit mindestens 150 Jahren sind noch lange nicht erforscht und verstanden. Nach der Tambora-Eruption im Jahr 1815 erlebte die Menschheit im Folgejahr das „Jahr ohne Sommer“. Vielleicht steht uns jetzt ein „Jahr ohne Winter“ bevor? Weiterreichende Wirkungen und Wechselwirkungen mit dem anthropogenen Klimawandel sind absolut unklar. Beipackzettel gibt es nicht und es hilft es auch nicht, den Meteorologen oder Vulkanologen zu fragen. (Quelle: ESA)

Ätna mit Erdbeben – News vom 06.10.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Fumarolisch

Zwei kleine Erdbebenschwärme am Ätna

Am Ätna auf Sizilien gab es in den letzten 2 Tagen zwei kleiner Schwarmbeben. Eins manifestierte sich nahe der Küste bei Mangano, einem kleinen Ort der nördlich von Aci Reale liegt. Das stärkste Erdbeben brachte es auf M 2,7 und hatte ein Hypozentrum in 7 km Tiefe. In der Gegend liegen Störungszonen, die bereits öfters für Erdbeben verantwortlich waren. Weiter östlich, im Valle del Bove, manifestierten sich ebenfalls einige Erschütterungen. Der zweite kleine Schwarm ereignete sich im Süden des Vulkans und bestand aus 6 Beben rund um den Ort Biancavilla. Die hatte das stärkste Beben eine Magnitude von 2. Das Hypozentrum lag in gut 3 km Tiefe. Auch bei diesen Erschütterungen wird es sich um tektonische Beben gehandelt haben. Allerdings weiß man, dass aufsteigendes Magma die Spannungsverhältnisse im Untergrund beeinflusst und so indirekt für tektonische Erdbeben verantwortlich sein kann.

In unserer FB-Gruppe wurde ein Nachtfoto des Vulkans geteilt, das den Gipfel mit rot illuminiertem Dampf zeigt. Es liegt die Vermutung nahe, dass es zu einer kleinen strombolianischen Eruption gekommen ist, die Tephra nicht über den Kraterrand hinaus ausgeworfen hat. Ansonsten ist bekannt, dass der neue Schlot in der Bocca Nuova nachts glüht. Die Schmelze steht also hoch im Fördersystem.

Im letzten INGV-Wochenbericht zum Ätna wurde darauf hingewiesen, dass eine leichte Steigerung der Bodenhebung festgestellt wurde. Schaut man sich das Diagramm zu den Erdbeben an, so erkennt man, dass die Beben im Wochenverlauf nach ober verlagerten. Es sieht so aus, als hätte sich Magma unter dem Neuen Südostkrater angesammelt.

Gegenüber der Vorwoche nahm auch die Infraschalltätigkeit zu, es gab also verstärkte Entgasungen bzw. tief im Schlot sitzende Explosionen. Es wurden nur wenige vulkanotektonische Erdbeben festgestellt und der Tremor bewegte sich auf moderatem Niveau. Das Gleiche gilt für die Gas-Konzentrationen an Schwefeldioxid und Kohlendioxid.

Interessant ist in dem Bericht zu lesen gewesen, dass die Forscher am Ätna nun auch Drohnen einsetzen, um die Gipfelkrater zu überwachen.

Stromboli mit Lavastrom am 06.10.23

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Strombolianisch

Ein weiterer Lavaüberlauf begann heute Nacht

Der Stromboli kommt nicht zur Ruhe und begann heute Nacht mit einem weiteren Lavaüberlauf aus dem nördlichsten Schlot, der am Rand zur Sciara del Fuoco liegt. Das INGV brachte eine Sondermeldung heraus, nach der die Lava gegen 1 Uhr Nachts zu fließen anfing. Die effusive Eruption ging einher mit einer Phase erhöhten Spatterings und einer gesteigerten strombolianischen Aktivität aus mehreren Schloten. Der Lavastrom beschränkt sich auf den oberen Bereich der Sciara del Fuoco.

Gut eineinhalb Stunden vor Beginn des Lavaüberlaufs steigerte sich die Tremoramplitude von mittelhohen auf hohe Werte. MIROVA registrierte eine moderate Wärmestrahlung mit 59 MW Leistung. Die anderen geophysikalischen Werte blieben unauffällig, das gilt insbesondere auch für die Bodenhebung. Leider ist die Seite des LGS weiterhin nicht betriebsbereit, so fehlen die Livedaten und Cams zum Stromboli.

In unserer FB-Gruppe wurden Livecam-Screenshots von Vulkanbeobachtern geteilt, die bereits zur Abenddämmerung einen lebhaften Stromboli vorfanden und Bilder strombolianischer Eruptionen aufnahmen. Natürlich war auch wieder der auf Stromboli wohnende Drohnenflieger von „Stromboli stati d’animo“ unterwegs und nahm ein Video der Aktivität auf, das ich euch nicht vorenthalten möchte.

Stromboli ist der aktivste Vulkan des Liparischen Archipels, einer Inselgruppe nördlich von Sizilien. Bei der Insel Vulcano handelt es sich um einen weiteren Inselvulkan der Liparischen Inseln, der als aktiv eingestuft wird, auch wenn er aktuell nicht ausbricht. Hier akkumulierte sich vor 2 Jahren Schmelze im Untergrund und es wurde ein Ausbruch befürchtet. Die Situation dort hat sich inzwischen ein wenig entspannt, dennoch kann nicht ganz ausgeschlossen werden, dass es nur die Ruhe vor dem Sturm ist. Nicht weit entfernt liegt der größte Vulkan Europas. Gemeint ist der Ätna. Dort kann man einen leichten Anstieg der Seismizität beobachten. Doch dazu später mehr.

Indien: Tote nach Dammbruch

Starkregen über Gletschersee verursacht Flutkatstrophe und Dammbruch in Indien

Starke Regenfälle haben gestern im indischen Sikkim, einen Dammbruch verursacht, der zu Überschwemmungen geführt hat, bei denen mindestens vierzehn Menschen ums Leben gekommen sind. 102 Personen gelten noch als vermisst und sind wahrscheinlich ebenfalls Opfer der Naturkatastrophe geworden. Unter den Vermissten befinden sich 22 Soldaten. Man vermutet, dass etwa 3000 Touristen in dem Gebiet feststecken. Das Unglück wurde durch starken Regen im Gebiet des Gletschersees Lhonka ausgelöst, der überlief und zu einer Sturzflut im Flusstal des Teesta führte. Entlang des Flusses gibt es mehrere Stauseen. Sie konnten die Wassermassen nicht bändigen, und einer der Dämme der Stauseen bei Chungthang brach anscheinend, was die Katastrophe verstärkte. Mehrere Städte, einschließlich Dikchu, Singtam und Rangpo, wurden von den Fluten betroffen. Es wurden neun Brücken und zahlreiche Gebäude zerstört, und Fahrzeuge wurden von den Fluten mitgerissen.
Wenn man sich die Bilder der Katastrophe anschaut, bleibt der Eindruck, dass man mit noch weit mehr Todesopfern rechnen muss, als bisher bekanntgegeben wurde. Die Katastrophe erinnert an die Ereignisse in Libyen, wo letzten Monat Tausende bei einer ähnlichen Katastrophe ums Leben kamen.

Der Fluss Teesta entspringt im Himalaya und fließt von Nepal in Richtung Bangladesch. Dieses Land wird auch regelmäßig von Flutkatastrophen während der Monsunzeit heimgesucht.

Die Regionalregierung von Sikkim und die Armee haben Rettungsaktionen eingeleitet, um die vermissten Personen zu finden und die betroffenen Gebiete zu unterstützen. Premierminister Narendra Modi sicherte Unterstützung zu und betete für die Sicherheit der Betroffenen.

Auch die Premierministerin von Westbengalen, Mamata Banerjee, bot Hilfe an und äußerte Besorgnis über die Situation. Sie rief ihre Regierungsbeamten auf, Vorbereitungen für die Hilfeleistung zu treffen.

Gab es ein Zusammenhang zwischen Erdbeben und Dammbruch?

Vorgestern gab es in Nepal ein Erdbeben der Stärke 5,7, das Schäden in der Region Bajhang verursachte. Elf Personen wurden verletzt, und der Erdstoß wurde auch in Neu Delhi wahrgenommen. Jetzt gibt es Spekulationen, ob das Erdbeben den geborstenen Damm vorher beschädigt haben könnte. Das Epizentrum und der Damm liegen jedoch gut 800 km voneinander entfernt, daher halte ich es für unwahrscheinlich, dass es hier einen Zusammenhang gibt.

Taifun Koinu verwüstet Taiwan

Starker Taifun verletzt 190 Menschen in Taiwan

Ein weiterer Sturm mit katastrophalen Wirkungen suchte den asiatischen Inselstaat Taiwan heim und richtete große Schäden an und verletzte mehr als 190 Menschen. Die Rede ist von Taifun Koinu, der gestern seinen Landfall hatte. Tatsächlich wurde nicht nur die Küstenregion von Koinu getroffen, sondern das gesamte Land. In mehr als 200.000 Haushalten fiel der Strom aus. Polizei und Rettungskräfte waren pausenlos im Einsatz: Straßen und Keller wurden überflutet, es gingen Schlammlawinen ab und es wurden 1700 Unfälle registriert. Vom Verkehrschaos betroffen war auch der internationale Flughafen des Landes: es fielen mehr als 200 Flüge aus.

Die Wetterstation auf der vorgelagerten Orichdeen-Insel Lan Yu registrierte rekordverdächtige Windböen mit 340 km/h Geschwindigkeit. Der Sturm knickte Bäume und Strommasten wie Streichhölzer um. Der bisherige Rekordhalter war ein Sturm, der Windböen mit Spitzengeschwindigkeiten von 320 km/h hervorbrachte. Das war im Jahr 1989.

Für Taiwan ist Koinu der zweite Taifun in dieser Sturmsaison. In gesamt Südostasien ist es bereits Taifun Nr. 14. Er hält nun auf China zu, wo Koinu am Wochenende erwartet wird. Besonders Hong Kong ist bedroht. Hier bereitet man sich bereits auf den Landfall des Taifuns vor. Die Meteorologen rechnen zwar damit, dass sich die Windgeschwindigkeiten des Taifuns reduzieren, doch dafür könnte er besonders viel Niederschlag bringen, der in Bergregionen als Schnee niedergehen könnte. Am Wochenende endet das chinesische Mondfest und es beginnt eine Rückreisewelle, in der es viele Chinesen von den Städten aufs Land zieht. Die Behörden befürchten ein Verkehrschaos, von dem viele Menschen unvorbereitet getroffen werden könnten.

Erdbeben auf Island am 05.10.23

Erdbeben M 4,7 unter isländischem Gletschervulkan Bardarbunga

Datum 04.10.23 | Zeit: 16:11:57 UTC | Lokation: 64.626 ; -17.443 | Tiefe: 0,1 km | Mb 4,7

Gestern manifestierte sich unter dem isländischen Gletschervulkan Bardarbunga ein Erdbeben der Magnitude 4,7. Das Hypozentrum lag in nur 100 m Tiefe unter dem Meeresspiegel. Das Epizentrum wurde 4,3 km ost-südöstlich vom Bardarbunga lokalisiert. Es folgten mehrere schwache Erschütterungen. Erdbeben dieser Stärke kommen unter Bardarbunga immer wieder vor und könnten vom Wiederaufladen des Vulkans stammen. Seit der Eruption von 2014 hebt sich der Boden der Caldera wieder langsam an. Innerhalb eines Jahres hob sich der Boden um 30 mm. Es wird aber wahrscheinlich noch lange Zeit dauern, bis es am Bardarbunga wieder zu einem Ausbruch kommen wird.

Einige Erdbeben ereigneten sich auch im Bereich des Herdubreids. Hier wird ein Zusammenhang mit der Aktivität der Askja vermutet, an deren Tropf der Tafelvulkan hängt. Die Bodenhebung an der Askja ließ in den letzten Wochen signifikant nach und kam praktisch zum Stillstand. An der Messstation OLAC stagniert der Wert bei ca. 69 cm. Das heißt zwar nicht, dass die Gefahr eines Ausbruchs gebannt ist, aber die Wahrscheinlichkeit einer Eruption hat mit dem Stopp der Bodenhebung erst einmal abgenommen. Generell wurde hier innerhalb von 2 Jahren eine enorme Bodenhebung registriert, wie ich sie von keinem anderen Vulkan her kenne, sieht man einmal von der Beule am Mount St. Helens ab, die sich in den Wochen vor der Eruption auf der Vulkanflanke bildete. Man muss sich die Frage stellen, ob die Bodenhebung nicht durch Bradyseismos hervorgerufen wurde, so wie wir es von der Campi Flegrei und der Laguna del Maule her kennen.

Natürlich gab es auch weitere Erdbeben und der Reykjanes-Halbinsel. Hier gab es heute Morgen ein Erdbeben M 3,3 bei Krisuvik. M3.3 Insgesamt wurden im Bereich von Reykjanes innerhalb von 48 Stunden 60 Beben registriert. Einige auch unter dem Fagradalsfjall. Die Seismizität ist in den letzten Tagen aber deutlich niedriger, als es zuvor der Fall war. In der 39. Kalenderwoche wurden unter Island 1900 Erschütterungen detektiert, was der höchste Wert seit der letzten Eruption am Fagradalsfjall darstellt.

Stromboli mit Erdbeben-News vom 05.10.23

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Strombolianisch

Zwei schwache Erdbeben am Stromboli

Am Liparischen Inselvulkan Stromboli endete der Lavaüberlauf inzwischen, der am 3. Oktober begonnen hat. Erst heute sind auf der Erdbebenkarte des INGVs zwei schwache Erdbeben zu sehen, die sich ebenfalls am 3. Oktober im Bereich der Insel ereigneten. Das stärkere Erdbeben hatte eine Magnitude von 1,7 und manifestierte sich am oberen Rand von Stromboli Ort. Der Erdbebenherd lag in fast 5 km Tiefe. Offshore ereignete sich ein Mikrobeben in ca. 3 km Tiefe. An anderen Vulkanen wären diese Erschütterungen nicht erwähnenswert gewesen, doch am Stromboli verhält es sich anders, denn dort folgen solchen Beben oft größere eruptive Ereignisse und traten bereits einige Wochen von Paroxysmen auf.

Inzwischen wurde vom INGV auch der Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 25.09.23 bis 01.10.23 veröffentlicht. Er attestiert dem Vulkan eine leichte Aktivitätszunahme, was ja auch schon aus den aktuellen Meldungen hier hervorging. Während des Beobachtungszeitraums kam es zu einem Lavaüberlauf. Die strombolianische Tätigkeit schwankte zwischen moderaten und hohen Werten, was konkret heißt, dass pro Stunde zwischen 13 und 20 Explosionen beobachtet wurden. Die beiden Schlote im nördlichen Kratersektor förderten Tephra unterschiedlich hoch. Zeitweise betrug die Auswurfshöhe weniger als 80 m, manchmal reichte sie aber auch an die 150 m-Marke heran. Außerdem gab es Lavaspattering. Diese Aktivität fiel mit der Eruption des Lavastroms zusammen. Lavaspattering wurde aber auch aus einem der drei aktiven Schlote im südlichen Kratersektor beobachtet. Dort gab es die größten Explosionen, bei denen glühende Tephra über 150 m hoch ausgeworfen wurde.

Der Kohlendioxid-Ausstoß stieg auf einen hohen Wert und auch die Schwefeldioxidemissionen stiegen an. Ebenfalls steigende Tendenzen zeigt das Verhältnis der Heliumisotope, die im Thermalwasser eines Brunnens gemessen werden. All diese Werte legen nahe, dass vermehrt Magma aus größeren Tiefen aufsteigt, was meine Erdbebenthese stützt.

Bis jetzt sind die beiden Aussichtspunkte auf Quota 290 m und 400 m noch zugänglich, wobei der höhergelegene Aussichtspunkt nur in geführten Gruppen angesteuert werden darf. Der Gipfelbereich bleibt gesperrt und wird wohl auch nicht mehr freigegeben werden.

Apropos Erdbeben: Ende September gab es unter der Fossa auf Vulcano 5 Mikrobeben, die auf der Karte oben ebenfalls sichtbar sind.

Shishaldin mit 12. Paroxysmus

Vulkan in Alaska erzeugt 12. Paroxysmus und fördert Vulkanasche 12 km hoch

Gestern erzeugte der Aleuten-Vulkan Shishaldin seinen 12. Paroxysmus seit Beginn der Tätigkeitsphase im Juli. Der Vulkanausbruch förderte Vulkanasche bis auf einer Höhe von 12 km. In der Aschewolke gab es vulkanische Blitze. Es entstand eine Lavafontäne, die einen Lavastrom speiste. Davon zeugte eine sehr starke thermische Anomalie mit einer Leistung von fast 7500 MW. Es wurden auch kleinere pyroklastische Dichteströme beobachtet. Explosionen deckten die oberen Vulkanhänge mit glühender Tephra ein. Die paroxysmale Hauptphase dauerte gut zweieinhalb Stunden. Der Alarmstatus für den Flugverkehr wurde auf „rot“ erhöht, befindet sich aktuell aber wieder auf „orange“. Es wurde eine VONA-Warnung herausgegeben und es lagen Berichte von Ascheregen vor, von dem die Gegend der Cold Bay betroffen war. Zudem wurde für ein größeres Areal auf Unimak Island eine entsprechende Warnung ausgegeben.

Das AVO erkannte bereits 9 Stunden vor der Eruption, dass sich ein weiterer Ausbruch anbahnt, denn Seismizität und Tremor nahmen kontinuierlich zu.

Es ist nicht bekannt, wie lange der Zeitraum der laufenden Aktivität dauern wird. Frühere Ausbrüche des Shishaldin-Vulkans dauerten jedoch Wochen bis Monate mit wiederholten Zyklen eruptiver Aktivität, wie sie seit Juli zu beobachten waren. Lokale seismische und Infraschallsensoren, Webkameras und ein geodätisches Netzwerk überwachen den Vulkan Shishaldin. Zusätzlich zum lokalen Überwachungsnetzwerk nutzt AVO nahegelegene geophysikalische Netzwerke, regionale Infraschall- und Beleuchtungsdaten sowie Satellitenbilder, um Ausbrüche zu erkennen.

Update 05.10.23: Die Aktivität am Shishaldin hat inzwischen deutlich nachgelassen, doch gestern stiegen noch mehrere kleinere Aschewolken auf und es gab weitere pyroklastische Dichteströme. Auf Satellitenfotos erkennt man im Infrarotbereich ausgedehnte Wärmeanomalien und MIRVOA registriert eine hohe Wärmestrahlung mit 174 MW Leistung. Die Seismizität ist leicht erhöht und es sieht nicht so aus, als hätte der Vulkan vor sich länger auszuruhen. Wie es für Paroxysmen typisch ist, ereignen sie sich in Serie, bei denen das Pausenintervall stark variieren kann. Manchmal erfolgen sie in nur wenigen Stunden/Tagen abstand.

Erdbeben M 6,1 in Japan am 03.10.23

Starkes Erdbeben M 6,1 erschüttert Archipel südlich von Japan

Datum 03.10.23 | Zeit: 11:38:06UTC | Lokation: 29.930 ; 140.068 | Tiefe: 10 km | Mw 6,1

Heute Mittag wurde das japanische Izu-Archipel von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,1 erschüttert. Die Tiefe des Hypozentrums wird mit 10 km angegeben, es handelte sich also um eine relativ flach liegende Erschütterung. Das Epizentrum wurde 538 km süd-südöstlich von Shimoda.

Die Inselgruppe bildet einen vulkanischen Inselbogen entlang des Izu-Bonin-Grabens südlich der Insel Honshu. Weiter südlich befindet sich der aktive Inselvulkan Nishinoshima. Er liegt im Ogaswara-Archipel, das sich südlich des Izu-Archipels anschließt und zum gleichen Inselbogen gehört.

Das Erdbeben dürfte im Zusammenhang mit den tektonischen Bewegungen vor dem Tiefseegraben gestanden haben, an dem die Pazifische Platte und die Philippinenplatte zusammentreffen. Der Bereich des Epizentrums liegt an einem Beckenrand mit einem Riftingsystem und es ist unklar, welcher tektonischer Prozess genau für das Beben verantwortlich war.

Wie sich mittlerweile herausstellte, war das oben beschriebene Erdbeben nur das erste einer Serie, denn es folgten bis jetzt 38 weitere moderate bis starke Erdbeben. Viele der Erschütterungen hatten Magnituden im hohen 5er-Bereich. Ein weiteres Beben brachte es auf M 6,1 und hatte ein Hypozentrum in 9 km Tiefe. Die meisten Erdbebenherde lagen in 10 km Tiefe, nur wenige wurden in größeren Tiefen ausgemacht.

Auf der EMSC-Shakemap sieht man, dass die Erdbeben 2 Cluster gebildet haben und unterschiedlichen Ursprungs sind. Der rechte Cluster steht mit Erdbeben am Izu-Bonin-Graben in Verbindung. Der zweite Cluster im Bereich des ersten Erdbebens manifestiert sich in der Nähe der Vulkaninsel Torishima. Übersetzt heißt Torishima Vogelinsel, da sie ein bedeutendes Brutgebiet für Seevögel darstellt. Die letzten größeren Eruptionen gab es hier im Jahr 2002. Eine kleinere Eruption könnte es 2023 gegeben haben. Es ist spannend zu beobachten, ob der Vulkan auf die Erdbeben reagieren wird.