Analyse der Afghanistan-Erdbebenserie

Reduzierte Opferzahlen und neue Geowissenschaftliche Erkenntnisse zu den Afghanistan Erdbeben

Kurz vor meiner Abreise nach Sizilien manifestierten sich am 7. Oktober im Westen von Afghanistan zwei Erdbeben mit den Magnituden Mw 6,4 und 6,2, über die ich noch berichtet hatte. Direkt nach der Naturkatastrophe wurden 15 Todesopfer bestätigt und ich spekulierte über steigende Opferzahlen. Meine Spekulationen stellten sich dann als richtig heraus, denn die Opferzahlen kletterten bis auf 2400, um dann gestern auf ca. 1000 revidiert zu werden. Offenbar ist man in dem von den Taliban beherrschten Land nicht einmal mehr in der Lage, seine Toten zu registrieren.

Am 11. Oktober hatte sich ein weiteres starkes Erdbeben der Magnitude 6,3 ereignet, das weitere Zerstörungen verursachte. Insgesamt sollen mehr als 600 Häuser in dreizehn Dörfern zerstört worden sein. Es gab mehrere moderate Nachbeben. Eins ereignete sich auch heute und hatte eine Magnitude von 4,8.

Das GFZ-Potsdam brachte am 11.10. 23 eine Pressemeldung heraus, in der die neuen Erkenntnisse zu den Erdbeben veröffentlicht wurden. Demnach manifestierten sich die Erdbeben an der Herat-Störungszone, was meine erste Analyse des Geschehens bestätigt.

Laut einer ersten Analyse der Geowissenschaftler vom GFZ, bei der seismische und geodätische Daten verwendet wurden, zeigt, dass die Erdbeben ein 10-20 Kilometer langes Segment des ca. 700 Kilometer langen Herat-Verwerfungssystems aufgerissen haben, welches das Hindukusch-Gebirge von Westen nach Osten durchquert. Darüber hinaus hat sich die Erde in einem Gebiet von 20 mal 30 Kilometern um das Epizentrum um rund 40 Zentimeter angehoben. Die Analyse der beiden Hauptbeben deutet darauf hin, dass es sich bei beiden Erdbeben um Schubereignisse handelt, die von einer Nord-Süd-Kompression verursacht werden.

Die Region im Westen Afghanistans galt lange als seismisch wenig aktiv, umso mehr wurde man in der Region von den starken Erschütterungen überrascht. Es waren die ersten starken Erdbeben in der Region, seitdem man um 1900 herum mit der Erdbebenaufzeichnung angefangen hatte. Ich denke, dass man nun mit weiteren starken Erdbeben entlang des betroffenen Störungssystems rechnen muss.

Bodenhebung auf Island bestätigt – News vom 14.10.23

INSAR Aufnahmen bestätigen Bodenhebung auf Reykjanes

Die Erdbeben auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel gehen weiter und es gab neue Schwärme bei Reykjanestá, Fagradalsfjall und Krýsuvík. IMO zeigt aktuell 85 Beben in der Region an. Doch die eigentliche Meldung besteht darin, dass neue INSAR-Satellitendaten bestätigen, dass sich der Boden im Gebiet des Fagradalsfjalls um gut 3 cm angehoben hat. In der Karte wurden Satellitendaten zusammengefasst, die zwischen dem 7. August und dem 6. Oktober 2023 gesammelt worden sind. Bei den Daten handelt es sich um sehr genaue Radar-Distanzmessungen zwischen Satelliten und der Erdoberfläche, die kleinste Abweichungen feststellen können. Sie sind genauer als die üblichen GPS-Messungen und können ein größeres Gebiet unabhängig von Messstationen erfassen. Die Daten werden dann in einer Karte zusammengefasst, auf der Bodendeformationen farblich dargestellt werden. Man erkennt, dass von den Bodenhebungen ein recht großes Areal betroffen ist, das sich von der Südküste der Reykjanes-Halbinsel bis fast an die Nordküste erstreckt. Man kann davon ausgehen, dass sich die Bodenhebung vor der Südküste noch Unterwasser fortsetzt. Das Zentrum des betroffenen Areals liegt im Nordwesten des Fagradalsfjalls, ungefähr dort, wo sich auch der Boden vor der letzten Eruption im Juli hob.

Die IMO-Forscher gehen davon aus, dass die Bodenhebung durch Magma zustande kommt, das sich in ca. 10 km Tiefe akkumuliert, und halten es für wahrscheinlich, dass sich bald wieder ein magmatischer Gang in flacheren Bereichen der Erdkruste bilden wird. Wie immer kann man jetzt noch nicht mit Sicherheit sagen, dass es dann auch wieder zu einer Eruption kommen wird – schließlich könnte der Gang auch in der Erdkruste stecken bleiben – doch die Wahrscheinlichkeit eines neuen Vulkanausbruchs wird als relativ hoch eingeschätzt.

Sakurajima mit Eruptionsserie am 13.10.23

Staat: Japan | Koordinaten: 31.581, 130.659 | Aktivität: Explosiv

Sakurajima eruptiert Vulkanasche bis auf 3300 m Höhe

Der Sakurajima ist ein weiterer Vulkan des Pazifischen Feuerrings, der dieser Tage wieder aktiver geworden ist und eine Serie explosiver Eruptionen erzeugte. Dabei stieg Vulkanasche bis auf 3300 m Höhe auf und wurde grob in Richtung Norden verfrachtet. Die Asche verteilte sich über ein großes Areal und verursachte Ascheniederschlag über bewohntes Gebiet. Auf einem Zeitraffervideo sieht man, wie die Asche vom starken Wind auf die Vulkanflanke hinuntergedrückt wurde, was den Menschen in den Siedlungen in Windrichtung bestimmt wenig gefiel.

Wie das JMA berichtete, wurden während des Beobachtungszeitraums 9.–13. Oktober 2023 siebzehn Eruptionen registriert, die allesamt aus dem Krater Minami-dake stattfanden. Der Showa-dake blieb ruhig. Die Aktivität steigerte sich am 11. Oktober sprunghaft. Bis dahin war der Vulkan recht ruhig. Bei den Eruptionen wurde nicht nur Vulkanasche gefördert, sondern auch große und kleine Blöcke Tephra. Sie flogen bis zu 800 m weit und landeten in der Nähe der 7. Messstation. Nachts wurde mit einer lichtempfindlichen Überwachungskamera Rotglut im Dampf über dem Krater gesichtet. Es steht also Schmelze im Schlot. Die Vulkanologen warnen vor der Möglichkeit, dass größere Eruptionen entstehen könnten, bei denen sich pyroklastische Ströme bilden. Obwohl es immer wieder zu kleineren Dichteströmen am Saku kommt, die durch den Impakt größerer Tephrablöcke am Kraterrand entstehen, oder durch Kollaps von Eruptionswolken, halte ich die Gefahr großer pyroklastischer Ströme bei der aktuellen Aktivität für vergleichsweise gering.

Kontinuierliche GNSS-Beobachtungen zeigten, dass entlang der Basislinie über der Aira-Caldera, dem inneren Teil der Kagoshima-Bucht, eine allmähliche Verlängerung festgestellt wurde, was auf eine Ausdehnung des tiefen Untergrunds der Aira-Caldera hindeutet. Mit anderen Worten: In der Tiefe akkumuliert sich Magma, was sich auch im Gasflux widerspiegelt. Daher wird erwartet, dass die Eruptionsaktivität am Minamidake-Gipfelkrater und am Showa-Krater weiterhin anhält.

Vulkan-News 13.10.23: Klyuchevskoy

Nach ein paar Tagen Spontanurlaub mit meinem Sohn -uns hat es ganz Vulkanauten-mäßig nach Stromboli und Vulcano verschlagen gehabt- geht der Betrieb von Vnet wie gewohnt weiter und ich werde euch mehrmals täglich mit Updates zu den Vulkanen der Welt, Erdbeben und Naturkatastrophen versorgen. Anfangen tue ich mit einem Bericht über den Klyuchevskoy.

Vulkan Klyuchevskoy auf Kamtschatka steigerte seine Aktivität

Staat: Russland | Koordinaten: 56.055, 160.643 | Aktivität: Strombolianisch

Der Klyuchevskoy steigerte seine Aktivität und ist nicht mehr nur effusiv tätig, sondern auch explosiv. Das VAAC Tokio brachte in den letzten 2 Tagen 6 VONA-Meldungen heraus, nach denen Vulkanasche bis auf einer Höhe von 5500 m aufsteigt und vom Wind in Richtung Südosten geweht wird. Die Aktivität wird von den zuständigen Vulkanologen von KVERT bestätigt. Dort heißt es, dass die Aschewolken bis zu 90 km weit driften. Die Asche könnte eine Gefahr für tieffliegende Flugzeuge darstellen, stört aber keine Anwohner, da es diese in der Region praktisch nicht gibt.

Darüber hinaus gibt es strombolianische Aktivität aus dem Gipfelkrater und glühende Tephra steigt über 100 Meter hoch auf. Der effusive Anteil der Eruption besteht aus einem Lavastrom, der im oberen Flankenbereich unterwegs ist und durch die Apakhonchichsky-Depression im Südosten des Klyuchevskoys unterwegs ist. MIROVA registriert eine hohe Thermalstrahlung mit einer Leistung von 284 MW. Heute Vormittag lag die Leistung bei 652 MW. Die Stärke der Thermalstrahlung fluktuiert signifikant und es könnte zu Paroxysmus-artigen Eruptionsschüben kommen, ganz so, wie ich sie im Jahr 2013 selbst beobachten konnte. Schade, dass man aus politischen Gründen praktisch nicht mehr in die Region reisen kann bzw. mag, zumal in Kamtschatka nicht nur der Klyuchevskoy aktiv ist. Weiterhin aktiv ist auch der Shiveluch, der an seinem neuen Lavadom baut und starke Dampfentwicklung zeigt. Auch der Karan-Dom dampft und könnte bald mit frischem Material versorgt werden.

Die Aktivität des Klyuchevskoy ist aktuell auf der LiveCam zu beobachten. Man sieht sehr schön einen roten Lichtschein im oberen Flankenbereich der von glühender Lava ausgeht. Wer öfters nachschaut merkt, dass die Aktivität tatsächlich fluktuiert.

Tsunami in Japan am 08.10.23

Wurde ein kleiner Tsunami durch submarinen Vulkanausbruch ausgelöst?

Datum 08.10.23 | Zeit: 21:05:33 UTC | Lokation: 29.758°N 140.021°E | Tiefe: 10 km | Mb 5,3

Gestern Abend erreichte ein kleiner Tsunami die Küste der japanischen Insel Honshu. Die Welle war ca. 60 cm hoch und verursachte leichte Sachschäden, überwiegend an Booten, die gegen Kaimauern gedrückt wurden. In Japan wurde Tsunami-Alarm gegeben und das JMA informierte über das Ereignis und schrieb in einer Warnung: „Es ereignet sich ein Tsunami und der Aufenthalt im Meer oder in Küstennähe ist gefährlich. Wer sich im Wasser befindet, sollte sofort das Wasser verlassen und sich vom Ufer entfernen. Da die Strömung weiterhin stark sein wird, vermeiden Sie es bitte, ins Meer zu gehen oder sich der Küste zu nähern, bis die Warnung aufgehoben wird.“

Als mögliche Ursache wurde ein Erdbeben angegeben, welches sich in dem Erdbebengebiet im Bereich des Izu-Bonin-Inselbogens ereignete. Das Epizentrum soll nahe der Vulkaninsel Torishima gelegen haben und das Hypozentrum wurde als flach liegend beschrieben. Die Magnitude war zum Zeitpunkt der Warnung unbekannt. Das USGS gibt mittlerweile eine Magnitude von 5,3 an. Das Beben war Teil eines kleinen Schwarmbebens und ereignete sich gut eine Stunde, bevor der Tsunmai in Honshu eintraf. Doch eigentlich war das Beben zu schwach, um einen Tsunami auszulösen, es sein denn, es ging mit einem anderen submarinen Ereignis einher. Hierbei könnte es sich um einen großen Hangrutsch oder um eine submarine Eruption gehandelt haben. Beide Szenarien sind denkbar, denn die Erdbeben ereigneten sich im Bereich des Sofu Seamounts, also eines Unterwasservulkans mit steilen Hängen. Natürlich favorisiere ich die Version des submarinen Vulkanausbruchs als Auslöser des Tsunmis. Hierfür sprechen auch die stärkeren Erdbeben, die sich seit dem 2. Oktober öfters ereigneten.

Die Vorgänge erinnern mich an jene von Mayotte, die sich im Jahr 2019 zutrugen. Damals gab es eine mehrmonatige Erdbebensequenz starker Erdbeben, vor der Küste der Insel nahe Madagaskar. Auf der Insel gab es starke Bodendeformationen und später fanden Forscher heraus, dass Erdbeben und Deformation von einem starken, effusiven Vulkanausbruch unter Wasser verursacht worden waren.

Starkes Erdbeben in PNG nahe Vulkanen

Starke Erdbeben M 6,9 und M 6,8 erschüttern Papua Neuguinea

Datum 07.10.23 | Zeit: 08:40:14 UTC | Lokation: -5.461 ; 146.109 | Tiefe: 78 km | Mw 6,9

Heute ist offenbar der Tag der Starkbebenserien, denn kurz nachdem die Erde in Afghanistan (s.u.) bebet, wurde auch der Osten von Papua Neuguinea von einer vergleichbaren Erdbebenserie getroffen. Die Magnituden der beiden stärksten Beben betrugen Mw 6,9 und Mw 6,8. Die Werte stammen vom GFZ-Potsdam. Andere Erdbebendienste zeigen leicht abweichende Magnituden. Über Schäden und mögliche Opfer ist noch nichts bekannt.

Die Epizentren der Beben lagen im Bereich der Küste von Malang, genauer, 45 km süd-südöstlich der Stadt. Die Hypozentren wurden in 57 und 67 km Tiefe ausgemacht. Sie befanden sich also in der Asthenosphäre. Hierbei handelt es sich um eine Übergangsschicht zwischen Erdkruste und dem oberen Erdmantel, einer Region, in der sich bereits Schmelze bilden können. Erdbeben hier ereignen sich für gewöhnlich nicht direkt an einer Störungszone, sondern an einem bereits subduzierten Stück Erdkruste. Das Dumme ist nur, dass es ausgerechnet an diesem Stück der Bismarck-See keine Subduktionszone gibt, denn diese liegen alle mehrere Hundert Kilometer entfernt. Eine Möglichkeit ist, dass Erdkruste an einer Subduktionszone südöstlich des betroffenen Küstenabschnitts abtauchte und bis unter Malang gelangte. Das Beben könnte auch mit der Ramu-Markham-Störungszone assoziiert sein, die aber eigentlich südwestlich der Epizentren verläuft. Das tektonische Setting Papua Neuguineas ist sehr komplex. Genaueres lest ihr unter der Beschreibung des Archipels.

Klarer ist, dass es wenige Kilometer von den Epizentren entfernt zwei Vulkaninseln gibt: Kadovar und Manam. Beide Feuerberge waren in den letzten Jahren aktiv und könnten auf die Erdbeben mit Eruptionen reagieren. Am wahrscheinlichsten halte ich einen Ausbruch des Vulkans Manam. VONA-Warnungen liegen bis jetzt allerdings noch nicht vor, sodass man davon ausgehen kann, dass kein sofortiger Ausbruch erfolgte. Im Allgemeinen heißt es, dass sich starke Erdbeben bis zu einem Jahr lang auf das Verhalten eines Vulkans auswirken können. Erdstöße können nicht nur einen Vulkanausbruch triggern, sondern auch abwürgen. Wissenschaftliche Beweise zu liefern, ist hier äußerst schwierig.

Am Rande sei angemerkt, dass ich in den nächsten Tagen ein wenig Urlaub mache und die Vnet daher nicht so häufig wie gewohnt aktualisiert wird.

Starke Erdbeben in Afghanistan am 07.10.23

Zwei starke Erdbeben Mw 6,4 und Mw 6,2 erschüttern Afghanistan und richten Schäden an

Datum 07.10.23 | Zeit: 07:12:54 UTC | Lokation: 34.677 ; 61.945 | Tiefe: 35 km | Mw 6,4

Heute Morgen wurde der Westen von Afghanistan von mehreren starken Erdbeben erschüttert. Der stärkste Erdstoß hatte eine Magnitude von 6,4 und ein Hypozentrum in 35 km Tiefe. Das Epizentrum lag 33 km südöstlich von Qarah Bāgh. Weitere Erdstöße hatten die Magnituden 6,2 und 5,9. Dieses Beben hatte einen Erdbebenherd in nur 6 km Tiefe und könnte sich an der Erdoberfläche stärker ausgewirkt haben, als die stärkeren Erschütterungen in größerer Tiefe. Außerdem gab es mehrere schwächere Nachbeben. Insgesamt wurden 9 Erdstöße festgestellt.

Medienberichten zufolge gab es mindestens 15 Todesopfer und mehrere Dutzend Verletzte. Gebäude stürzten ein und Fassadenteile stürzten auf Straßen. Unter den Bewohnern der Grenzregion Herat brach Panik aus und die Menschen flüchteten ins Freie. Es kam zu Stromausfällen und dem Zusammenbruch der Kommunikationsnetzte.

Die Erdstöße waren auch im Nachbarland Iran zu spüren gewesen.

Im letzten Jahr wurde Afghanistan ebenfalls von einem starken Erdbeben heimgesucht. Damals starben mehr als 1000 Menschen. Man muss befürchten, dass auch jetzt die Opferzahlen noch steigen werden.

Die Herrschenden Taliban sind mit der Bewältigung von Naturkatastrophen maßlos überfordert, denn trotz ihres aggressiven Auftretens können die Drogenbarone nicht viel, außer andere Menschen in Angst und Schrecken zu versetzten. So ist man auf humanitäre Hilfe angewiesen, die unter den dort herrschenden Bedingungen kaum zu leisten ist.

Tektonisch gesehen befindet sich Afghanistan unter gehörigem Druck, da das Land im Grenzgebiet dreier tektonischer Platten liegt: Hier drücken die Indische und Arabische Platte gegen die Platte Eurasiens und falten das Hindukusch-Gebirge auf. Es gibt mehrere bedeutende Störungszonen, an denen sich immer wieder starke Erdbeben ereignen. Die aktuelle Bebenserie manifestierte sich im westlichen Hindukuschgebiet und dürfte mit der Herat-Störungszone assoziiert gewesen sein.

Eruption am Rincón de la Vieja – News vom 07.10.23

Staat: Costa Rica | Koordinaten: 10.83, -85.32 | Aktivität: Phreatisch

Phreatische Eruption am Rincón de la Vieja fördert 5000 m hohe Dampfwolke

Gestern meldete OVISCORI-UNA eine Eruption des costa-ricanischen Vulkans Rincón de la Vieja. Der Ausbruch ereignete sich um 01:22 Uhr (Lokalzeit) und förderte eine beeindruckende Eruptionswolke, die ca. 5000 Meter über den Krater emporstieg. Die Wolke stieg deutlich höher auf, als es bei den vorangegangenen Eruptionen der Fall gewesen war. Bei den früheren Eruptionen steigen die Eruptionswolken ca. 2000 m hoch auf.

Eine VONA-Warnung über Vulkanasche gab es nicht, also wird es sich bei der Eruptionswolke überwiegend um Dampf einer phreatischen Eruption gehandelt haben, was typisch für den Rincón de la Vieja ist.

Obwohl die Eruption aus dem Kratersee heraus relativ kraftvoll war, wurde nur wenig Wasser über den Kraterrand gedrückt und ein größerer Lahar blieb aus. Im entwässernden Bachlauf fanden die Vulkanologen nur geringe Mengen Schlamm. Als Grund hierfür wird der niedrige Wasserstand des Sees vermutet.

In der laufenden Woche wurden insgesamt 12 phreatische Eruptionen und fünf kleinere Wasserdampfausstöße erfasst. Keiner dieser Ausbrüche ging mit Lahar- oder Ascheemissionen einher.

Während der klaren Nacht zeichnete die Webcam des Vulkanologischen und Seismologischen Observatoriums von Costa Rica (OVISCORI) ein Video auf, das die Intensität der Wolke dieses Mal eindrucksvoll dokumentierte. Zudem haben seismische Messgeräte in der Nähe des Gipfels das etwa vierminütige Ereignis erfasst, wie ein Vulkanologe gegenüber der Lokalpresse erklärte.

Seit dem 25. August wurde eine leichte Zunahme der Häufigkeit und Intensität phreatischer Eruptionen an diesem Vulkan verzeichnet. Der Zugang zum Krater ist für Touristen seit mehr als einem Jahrzehnt gesperrt.

Der heftigste Ausbruch in diesem Jahr ereignete sich am 21. April, allerdings mit geringerer Energie und Ausmaßen im Vergleich zum Ausbruch vom 28. Juni 2021, der als der stärkste der letzten 11 Jahre galt. OVISCORI betonte, dass Rincón de la Vieja äußerst dynamisch ist und sich die aktuellen Bedingungen rasch ändern können.

Kilauea auf Hawaii wieder unruhig – News vom 07.10.23

Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Aktivität: Schwarmbeben

Vulkan auf Hawaii zeigt erhöhte Seismizität und Inflation

Der Kilauea auf Hawaii wird wieder unruhiger. Wie das HVO berichtet, gab es einen seismischen Schwarm südlich der Gipfelcaldera. Die Erdbebenaktivität begann am 4. Oktober, als ca. 100 Erschütterungen registriert wurden. Am Folgetag waren es dann 340 Beben. Heute (auf Hawaii hängt man zeitlich hinter uns her) waren es bislang gut 250 Beben, die den Gipfel des Schildvulkans rockten. Die Hypozentren der Beben liegen in Tiefen zwischen 2,5 und 3,5 km. Sie deuten an, dass sich Magma in dieser Tiefe akkumuliert. Die Seismizität geht mit einer Beschleunigung der Bodenhebung einher, die inzwischen wieder fast auf dem Niveau angelangt ist, wie vor der letzten Eruption, die am 10. September begann und relativ kurzlebig war. Vor der Eruption gab es ebenfalls Erdbebenschwärme, die sich über mehrere Wochen hinzogen. Man kann also davon ausgehen, dass sich der Vulkan auf eine neue Eruption vorbereitet, auch wenn die anderen geophysikalischen Parameter noch unauffällig sind. Das gilt insbesondere für den Gasflux. Es wurden nur geringe Schwefeldioxid-Emissionen gemessen, die am 25. September 150 Tonnen am Tag betrugen. Inzwischen könnte aber mehr Gas aus dem Boden entströmen. Insbesondere würde ich eine erhöhte Kohlendioxid-Emission erwarten.

Der Alarmstatus steht auf „gelb“ und das HVO hat angekündigt, wieder tägliche Updates zu veröffentlichen, solange die Unruhen am Vulkan anhalten.

Entlang der beiden großen Riftzonen wurde keine ungewöhnliche Aktivität festgestellt und es sieht so aus, als würden sich die Eruptionen auch so schnell nicht wieder in Richtung Puu’O’o-Krater verlagern. Das bedeutet, dass auf Big Island Hawaii längerfristig keine Lava mehr ins Meer fließen wird. Die Insel und die Welt der Vulkane ist damit um eine Attraktion ärmer geworden.

Apropos ärmer geworden: In den letzten Jahren sind praktisch alle permanenten Lavaseen der Erde verschwunden. An ihrer Stelle ist periodische Aktivität getreten, wie wir es nun am Kilauea erleben, oder die Vulkane haben ihre Aktivität ganz eingestellt. Übrig geblieben sind nur noch kleiner Lavaponds, wie etwa am Mount Erebus in der Antarktis. Man darf sich die Frage stellen, ob es Zufall ist, oder ob dahinter ein System bzw. eine Periodizität steckt, die wir noch nicht entschlüsselt haben. Für zuverlässige Statistiken reichen die Zeiträume systematischer Beobachtung der vulkanischen Aktivität nicht weit genug zurück und viele Vulkaninseln sind erst seit wenigen Jahrhunderten besiedelt, sodass es nicht einmal historische Dokumente mit Vulkanbeschreibungen über relevante Zeiträume gibt. Da hat die Forschung noch einiges zu tun!