Erdbeben-News 05.09.22: China Mw 6,6

  • Ein Erdbeben Mw 6,6 erschütterte Sichuan.
  • Es gab Schäden und mindesten 7 Todesopfer.
  • Der Erdstoß manifestierte sich an der Longmenshan-Störung.
  • Eine seismische Lücke lässt weitere Erdbeben vermuten

Erdbeben Mw 6,6 in Sichuan

Datum: 05.09.22 | Zeit: 04:52:21 UTC | Lokation: 29.73 N ; 102.23 E | Tiefe: 10 km |  Mw 6.6

Heute Nacht erschütterte ein starkes Erdbeben der Magnitude Mw 6,6 die chinesische Provinz Sichuan. Die Daten stammen vom EMSC. Lokale Erdbebendienste stuften die Magnitude mit 6,8 ein und die Tiefe des Erdbebenherds mit 16 km. Das Hypozentrum lag 10 km tief. Das Epizentrum wurde 40 km südöstlich von Kangding verortet. Beim EMSC gibt es 2 Wahrnehmungsmeldungen. Selbst in 300 km Entfernung war der Erdstoß so stark gewesen, dass der Bebenzeuge es als „schrecklich“ bezeichnet. In nahe gelegenen Siedlungen wie Kanding wird es Schäden an der Infrastruktur geben haben. Berichte stehen allerdings noch aus.

Erst im Juni gab es weiter nördlich zwei Erdbeben mit den Magnituden 5,9. Bei einem der Beben gab es 4 Todesopfer. Sie ereigneten sich entlang des gleichen Störungszonen-Komplexes und es sieht so aus, als waren die Spannungen noch nicht abgebaut gewesen. Es gibt nun eine seismische Lücke und weitere starke Erdbeben sind wahrscheinlich.

Erdbeben an der Longmenshan-Störung

Die Provinz Sichuan liegt an der Grenze zu Tibet und wird von 2 geomorphologischen Einheiten dominiert: das Sichuan-Becken im Osten und das Tibet-Plateau im Westen. Das Becken entstand in einer Gegenbewegung zur Aufschiebung des Gebirges. Durch die Faltung und Auflast des Gebirges wölbt sich die Erdkruste im Vorland nach unten. Vergleichbare Becken finden sich auch im Alpenraum. Dort sind sie bei Geologen als Molassebecken bekannt. Im Allgemeinen kann man diese Becken als Sedimentbecken bezeichnen: dort sammelt sich der erosive Schutt aus dem Gebirge. Entlang des Tibet-Plateaus verlaufen mehrere große Blattverschiebung, die grob in Ost-West Richtung streichen. Zwischen den beiden Blattverschiebungen von Kunlun und Xianshuihe erstreckt sich die Longmenshan-Störung, die in Nordost-Südwest Richtung streicht und das Sichuan-Becken gegen das Tibet-Plateau abgrenzt. An dieser Störungen manifestierte sich der aktuelle Erdstoß. Zwischen den Epizentren der vergangenen Erdbeben und dem aktuellen Erdstoß liegen einige Kilometer. Dazwischen tat sich eine seismische Lücke auf. Weitere Erdbeben sind zu befürchten.

Update: Mittlerweile wurde bestätigt, dass es mindestens 7 Todesopfer gab. Es kam zu Erdrutschen die Straßen blockierten. Außerdem gab es Gebäudeschäden.

Zentraler Mittelatlantischer Rücken: Erdbeben Mw 6,9

Erdbeben MW 6,9 am Mittelatlantischen Rücken

Datum: 04.09.22 | Zeit: 09:42:19 UTC | Lokation: 0.90 S ; 21.69 W| Tiefe: 10 km |  Mw 6.9

Heute Vormittag gab es ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,9 am Zentralen Mittalatlantischen Rücken zwischen Südamerika und Afrika. Das Hypozentrum lag 10 km tief. Das Epizentrum wurde 1235 km östlich von  Fernando de Noronha in Brasilien lokalisiert. Der Erdstoß brachte sogar die Seismometer auf Stromboli durcheinander.

Kliuchevskoi mit Vulkanasche am 04.09.22

Staat: Russland | Koordinaten: 56.05, 160.64 | Eruption: Asche-Eruptionen

Manchmal hält das Leben schon seltsame Wendungen bereit. Dass gilt besonders für die verunfallten Bergsteiger, über die ich heute Morgen berichtete. Ausgerechnet jetzt begann der Kliuchevskoi mit neuen Eruptionen. Das VAAC Tokio registrierte Vulkanasche in 7300 m Höhe und brachte die ersten beiden VONA-Meldungen zum Kliuchevskoi in diesem Jahr heraus. Die Aschewolken drifteten in Richtung Osten. Bleibt zu hoffen, dass die überlebenden Bergsteiger bereits gerettet wurden.

Update: Offenbar ist es doch nicht zu einer Eruption gekommen. Das VAAC teilte mit, dass starker Wind bereits abgelagerte Asche aufwirbelte und weit verteilte, so dass es zu einer Fehlmeldung des Systems kam. Für die verunglückten Bergsteiger ein Problem, da Hubschrauber aufgrund des Windes nicht landen konnten. Der Wind hält auch am Montag an, da es zu weiteren VONA-Meldungen kam.

Vulkan Merapi mit Domwachstum im September

Seismizität und Domwachstum am Merapi

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Eruption: Dom

Der Merapi auf Java war in den letzten zwei Monaten relativ unauffällig, doch in der vergangenen Woche steigerte sich seine Seismizität wieder und es wurde ein signifikanter Anstieg vulkanotektonischer Erdbeben beobachtet. Innerhalb einer Woche wurden 589 Erschütterungen aufgezeichnet. Ihre Hypozentren lagen gut 1500 m unter dem Krater. Gestern wurden mehr als 100 dieser Erdbeben festgestellt. Sie zeugen von der Bewegung magmatischer Fluide im Untergrund. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei um aufsteigendes Magma, das sich seinen Weg durch das Fördersystem bahnt und am Lavadom austritt. Das PVMGB veröffentlichte neue Daten zu den Volumina der beiden Dome: während der Dom im Südwesten des Kraters wächst und ein Volumen von 1.624.000 Kubikmeter hat, bringt es der zentrale Lavadom auf 2.772.000 Kubikmeter. Die Hebungsrate der GPS-Station am Gipfel beträgt 4 mm pro Tag. Im Wochenverlauf gingen 15 glühende Schuttlawinen ab, die bis zu 2 km weit durch das Tal des Bebeng-Flusses glitten.

Der Alarmstatus steht auf „orange“ und es gibt eine asymmetrische Sperrzone, die sich nach der Gleitstrecke potenzieller Pyroklastischer Ströme durch die Flusstäler richtet. Am kürzesten ist sie mit 3 km am Woro-Fluss. Die größte Distanz beträgt 7 km in den Tälern von Krassak und Bebeng im Süd des Vulkans. Hier ist jegliche Aktivität untersagt, woran sich freilich kaum jemand hält.

Pyroklastische Ströme werden in eruptiven Phasen des Merapis häufig erzeugt. Sie entstehen für gewöhnlich, wenn Teile des Doms kollabieren. Im Extremfall können sie über 20 km weit gleiten und zerstören alles auf ihrer Bahn. Zuletzt wurden tödliche Pyroklastische Ströme im Jahr 2010 erzeugt. Damals starben mehr als 350 Menschen in den Glutwolken. Aktuell sind die Dome noch vergleichsweise klein und die Wahrscheinlichkeit, dass große Pyroklastische Ströme entstehen ist gering. Dennoch besteht ein Restrisiko und man sollte den Empfehlungen der Vulkanologen Folge leisten.

Kliuchevskoi: Bergsteigerdrama mit Todesopfern

6 tote Bergsteiger am Kliuchevskoi

Staat: Russland | Koordinaten: 56.05, 160.64 | Eruption: Fumarolisch

Am höchsten aktiven Vulkan Eurasiens ist es zu einem Bergsteigerdrama gekommen. Eine Gruppe aus 10 russischen Bergsteigern und 2 Führern, wollten den 4835 m hohen Kiluchevskoi besteigen, doch sie sollten den Gipfel nicht erreichen. Die Gruppe begann ihren Aufstieg am Dienstag und errichtete 2 Camps auf der Vulkanflanke, um sich zu akklimatisieren und in Etappen aufzusteigen. Ein Camp befand sich auf 3.300 m Höhe, ein weiteres in 4.000 m Höhe. Aus noch ungeklärten Gründen stürzten gestern 6 Personen auf 4000 m Höhe ab. Möglicherweise passierten sie eine vereiste Klippe in einer Seilschaft. 4 Personen waren auf der Stelle tot. 2 Bergsteiger starben wenig später. Ein Bergführer erlitt einen Beinbruch. Es liegt die Vermutung nahe, dass nur die Personen im unteren Camp das Unglück überlebten. Aufgrund schlechter Wetterbedingungen konnten die Bergsteiger noch nicht geborgen werden. Auf der LiveCam (Bild) sieht man aber, dass das Wetter heute besser ist.

Besteigung des Vulkans Kliuchevskoi ist anspruchsvoll

Die Besteigung des Kliuchevskois gilt als sehr anspruchsvoll. Ich besuchte den Vulkan bereits 2 Mal und konnte mir eine Besteigung verkneifen. Allerdings war der Vulkan zu dieser Zeit auch in Eruption begriffen. Die jüngsten Eruptionen gab es im März 2021.

Im Bereich des Kliuchevskoi leben einige Indigene Völker. Daher ist das Areal Weltkulturerbe der UNESCO. Der Kliuchevskoi ist Teil der zentralen Vulkangruppe der sibirischen Halbinsel Kamchatka. Bei den anderen Vulkanen handelt es sich um Bezymianny (der letzten Monat eruptierte), Kamen und Ushkovsky. Auch der bekannte Tolbatchik liegt in Sichtweite, zählt aber nicht zu der Vulkangruppe. Nördlich schließt sich der Shiveluch an. Man kann ohne Zweifel sagen, dass es sich hierbei um eine der vulkanisch aktivsten Zonen der Erde handelt. Darüber hinaus ist die Gegend nur dünn besiedelt und somit ein El Dorado für Abenteurer und Naturliebhaber. Verbote gibt es nur wenige, allerdings auch keine sofortige Hilfe im Notfall. Neben den Vulkanen gibt es ausgedehnte Waldflächen, Seen und Flüsse voller Lachse und natürlich Braunbären.

Erdbeben-News 04.09.22: Island

Island-Region: Erdbeben Mb 4,5

Datum: 03.09.22 | Zeit: 19:17:22 UTC | Lokation:  68.10 N ; 18.41 W | Tiefe: 10 km | Mb 4,5

Gestern Abend bebte es nördlich von Island mit einer Magnitude von 4,5. Der Erdstoß manifestierte sich offshore am Mittelatlantischen Rücken, in einer Tiefe von 10 km. Das Epizentrum wurde 218 km nördlich von Siglufjörður lokalisiert. Die Tjörnes-Fracture-Zone reagierte mit einem kleinen Schwarmbeben.

Erdbeben gibt es auch im Süden von Island, genauer, unter der Reykjanes-Halbinsel. Hier registrierte IMO innerhalb von 48 Stunden 88 schwache Erschütterungen. Einige davon im Bereich des Fagradalsfjall-Vulkans. Dieser bleibt aber ruhig und zeigt keine Anzeichen einer Wiederaufnahme der Aktivität.

 

Vulkan-News 03.09.22: Chikurachki

Chikurachki eruptiert Asche

Staat: Russland | Koordinaten: 50.33; 155.46 | Eruption: Vulcanianisch

Der Kurilenvulkan Chikurachki eruptierte gestern Vulkanasche. Laut VAAC stieg sie bis auf einer Höhe von 5400 m auf und wurde vom Wind in nordöstlicher Richtung geweht. KVERT berichtet von moderaten Eruptionen, bei denen Asche bis zu 2500 m über Kraterhöhe aufsteigt. Sporadisch wird eine thermische Anomalie detektiert. Die Eruptionen begannen im Juni. Der Alarmstatus seht auf „orange“.


Shiveluch mit Ascheeruptionen

Staat: Russland | Koordinaten: 56.65; 161.36 | Eruption: Dom

Auf der russischen Halbinsel Kamtschatka ist es der Shiveluch, der mit seinen Asche-Eruptionen VONA-Meldungen auslöst. Demnach stiegen gestern 5 Aschewolken auf, die eine Höhe von bis zu 4800 m erreichten und in Richtung Nordosten driften. MIROVA registrierte eine moderate Thermalstrahlung mit 83 MW Leistung. KVERT berichtet, dass der Lavadom weiter wächst. Das Foto des Doms wurde im letzten Monat aufgenommen.


Ol Doinyo Lengai mit Wärmestrahlung

Staat: Tansania | Koordinaten: -2.76 ; 39.91 | Eruption: Effusiv

Der kälteste Vulkan der Welt emittiert eine schwache Wärmestrahlung. Am 31. August erreichte sie einen Wert von 4 MW. Aktuell ist es 1 MW. Was sich nach wenig anhört, ist für den Lengai bemerkenswert, denn seine Lava ist nur um 500 Grad heiß. Auf Satellitenbildern erkennt man die Wärmeanomalie. Sie geht vom zentralen Hornitokomplex aus. Im normalen Lichtspektrum sieht man, dass sich im Nordteil des Krater frische Lava akkumulierte. Da sie sich am Lengai schnell weiß verfärbt, muss es vor einigen Tagen einen Lavastrom gegeben haben.

Erdbeben-News 03.09.22: Kreta

Erdbeben Mw 5,3 erschüttert Kreta

Datum: 03.09.22 | Zeit: 04:13:10 UTC | Lokation: 34.81 N ; 26.34 E | Tiefe: 10 km | Mw 5,3

Heute Nacht bebte es vor der Südostküste der griechischen Insel Kreta. Laut dem EMSC hatte das Erdbeben eine Magnitude von 5,3 und ein Hypozentrum in 10 km Tiefe. Lokale Erdbebenwarten kamen auf eine Magnitude von 5,2 und einen Erdbebenherd in nur 5 km Tiefe. Das Epizentrum lag 49 km südöstlich von Sitia. Der Erdstoß wurde in einem großen Umkreis wahrgenommen. Beim EMSC liegen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen vor. Der Erdstoß konnte selbst im 122 km entfernten Heraklion deutlich gespürt werden. Menschen wurden aus dem Schlaf gerissen. Es gab mehrere Nachbeben. Erdbeben dieser Magnitude können Schäden an der Infrastruktur hervorrufen. Entsprechende Meldungen liegen zur Stunde aber noch nicht vor.

Erdbeben durch Plattenkollision

Das Erdbeben fand seine Ursache in der Kollision zwischen den Kontinentalplatten von Afrika und Europa, weswegen es häufig Erdbeben in Griechenland gibt. Südlich von Kreta liegt die Subduktionszone des Hellenischen Bogens. Dort taucht die Platte des Afrikanischen Kontinents unter die Ägäische Platte ab, die zu Europa gehört. Diese Subduktion sorgt für große Spannungen, die sich in Erdbeben entladen. Der aktuelle Erdstoß manifestierte sich allerdings nicht direkt an der Subduktionszone, sondern an einer lokalen Störungszone, die näher an der Küste im Südosten Kretas liegt. Sie zweigt von der Hauptstörung des Hellenischen Bogens ab.

Starke Erdbeben auf Kreta im Laufe der Geschichte

Aufgrund der komplexen tektonischen Situation vor Kreta wird die Insel immer wieder von starken Erdbeben erschüttert. Dabei wurde die Infrastruktur Kretas schon oft zerstört. Das stärkste Erdbeben im Mittelmeerraum ereignete sich 365 n. Chr. und seine Magnitude wurde auf 8,3 geschätzt. Praktisch jedes Gebäude der Insel wurde zerstört. Die Schäden beschränkten sich aber nicht nur auf Kreta und anderen Inseln der Ägäis, sondern trafen das griechische Festland, die Türkei, Sizilien und Ägypten. Das Beben verursachte einen Tsunami, der viele Küstenregionen dem Erdboden gleich machte. Im Laufe der Geschichte gab es mehrere dieser Megathrust-Erdbeben entlang des Hellenischen Bogens. Das letzte ereignete sich 1953 und brachte es auf Mw 7,2. Es erschien allerdings nicht direkt vor Kreta, sondern am Nordwestende des Bogens. Starke Erdbeben können sich in der Region jeder Zeit ereignen.

Nyiragongo: Vulkanausbruch nicht vorhersagbar

Spalteneruption am Nyiragongo war laut Studie nicht vorhersagbar

Der kongolesische Vulkan Nyiragongo zählt zu den gefährlichsten Feuerbergen der Welt. Obwohl es sich um einen Schildvulkan handelt, deren Eruptionen normalerweise ohne Explosionen ablaufen, geht vom Nyiragongo ein großes Gefahrenpotenzial aus, denn seine plötzlich auftauchenden Lavaströme fließen schnell und fördern sehr viel Schmelze, die die nahe gelegenen Siedlungen innerhalb weniger Stunden erreichen kann. Zuletzt geschah das am 22. Mai 2021. Mehrere Dörfer wurden zerstört und es starben 20 Personen. Verheerender war der Ausbruch von 2002, als Teile der Großstadt Goma unter der Lava verschwanden und mehr als 147 Menschen den Tot fanden. Nach den Eruptionen wurden regelmäßig Stimmen laut, die Vorwürfe erhoben und fragten, warum die Menschen nicht vor einem Ausbruch gewarnt wurden. Eine neue Studie zeigt nun, dass eine Vorhersage der Eruptionen unmöglich war, obwohl schon Wochen zuvor einige Wissenschaftler des Goma-Observatoriums vor einem neuen Lavastrom gewarnt hatten. Die Warnungen erfolgten allerdings größtenteils aufgrund von Statistiken, da das Zeitintervall zwischen den letzten beiden Eruptionen (1977 und 2002) erreicht war. Zudem gab es in den Monaten vor dem Ausbruch von 2021 eine erhöhte Aktivität am Lavasee im Vulkankrater.

Die Studie wurde unter Leitung von Delphine Smittarello durchgeführt. Die Geowissenschaftlerin forscht am Europäischen Zentrum für Geodynamik und Seismologie in Luxemburg und besuchte den Nyiragongo mehrfach. Die Vulkanologen fühlen dem Nyiragongo mit einer Reihe von Messmethoden den Puls, wobei das Netzwerk erst im Jahr 2015 installiert wurde. Unter den Messgeräten befinden sich Gasspektrometer, Neigungsmesser und Seismometer. Deren Daten wurden nun nochmals ausgewertet und auch Satellitendaten wurden mit einbezogen. Delphine Smittarello kam zu dem Schluss, dass es im Vorfeld der Eruption keine Auffälligkeiten der geophysikalischen Parameter gab. Erst 40 Minuten vor dem Ausbruch setzten vulkanotektonische Erdbeben ein, die auf einen schnellen Magmenaufstieg mit einhergehender Spaltenöffnungen auf der Vulkanflanke hindeuteten. Das Besondere am Nyiragongo ist, dass in seinem tiefen Krater jahrelang ein Lavasee brodelte. Er wurde aus einem Reservoire gespeist, dass sich in gut 2 km Tiefe befindet und damit ungewöhnlich flach liegt. Über die Jahre hinweg akkumulierte sich dort eine gewaltige Menge Magma, die praktisch mit Beginn der Eruption schnell aufstieg und sich aus den Spalten in der Vulkanflanke ergoss. Das Magma, nebst der Lava des Lavasees flossen aus.

Die Forscher sind nun bemüht ein System zu entwickeln, damit die Menschen im Schatten des Vulkans wenigstens bei den ersten Anzeichen des Magmenaufstiegs gewarnt werden können.

Neues Gefahrenszenario am Nyiragongo

Die Studie untersuchte auch die Erdbebentätigkeit, die sich während und nach dem eigentlichen Vulkanausbruch bis unter den Kivusee erstreckte. Wie schon vermutet wurde, entstanden die Erdbeben durch Magma, dass in nur 500 m Tiefe durch die Erdkruste migrierte. Der unterirdische Lavafluss entsprach einer Dyke-Intrusion mit einem Volumen von 243 Millionen Kubikmeter, die vom Fördersystem des Nyiragongos ausging. Ähnliches erlebte man 2014 am isländischen Vulkan Bardarbunga. Dort kam es zu einem gewaltigen Lava-Ausbruch, einige Kilometer abseits des Vulkans. Im Kongo blieb die Schmelze im Erdboden unter dem Kivusee stecken. Im Seewasser sind große Mengen Kohlendioxid und Methan gelöst. Ich vermute, dass das Kohlendioxid aus Magmenköpern stammt, die bereits bei früheren Eruptionen unter den Seeboden eindrangen. Daraus ergibt sich für die Region ein weiteres Gefahrenszenario, denn wenn das intrudierte Magma eines Tages am Seeboden austreten sollte, können phreatomagmatische Eruptionen entstehen. Die Erschütterungen und geänderten Temperaturbedingungen des Seewassers könnten das gelöste Gas schlagartig freisetzten, mit verheerenden Folgen für die Anwohner des Kivu-Sees. (Quelle: nature.com)