Vulkannachrichten 14.06.21: Ätna, Fagradalsfjall, Ol Doinyo Lengai

Am isländischen Fagradalsfjall fließt heute mehr Lava an der Oberfläche. Am Ätna setzten wieder Explosionen ein und im Ostafrikanischen Riftvalley ist der Ol Doinyo Lengai aktiv.

Fagradalsfjall: Lavastrom fließt permanent

Staat: Island | Koordinaten: 63.903, -22.273 | Eruption: Hawaiianisch

Seit gestern Abend fließt die Lava permanent aus dem Krater des Fagradalsfjall. Nur ein Teil verschwindet in den Tubes. Die restliche Lava bildete einen oberflächlichen Lavastrom und es kommt zu einem netten Lavafall. Das Material aus den Tubes fließt bis in das Tal, wo sich die Lavafront langsam ausweitet. Der Tremor ist nachts wieder zusammengeklappt. Die Seismizität auf der Reykjanes-Halbinsel ist niedrig, dafür stieg sie unter dem Gletscher Vatnajökull weiter an. Hier könnte sich mittelfristig der nächste Vulkanausbruch auf Island zusammenbrauen. Der subglaziale Grimsvötn steht praktisch in den Startlöchern.

Ätna: Lavastrom über 1 km lang

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 |Eruption: Strombolianisch

Auf einem Sentinel-Satellitenfoto von gestern erkennt man noch die thermische Anomalie des jüngsten Lavastroms. Er floss in Richtung SSW und legte eine Strecke von gut 1300 m zurück. Damit floss er bis hinter der Höhenlinie, auf der sich einst das Gebäude am Torre del Filosofo befunden hat. Nach einer Pause setzte heute die Infraschalltätigkeit wieder ein.  Es werden Explosionen detektiert, die aus dem Neuen Südostkrater und dem Zentralkrater zu kommen scheinen. Der Tremor bewegt sich im grünen Bereich. Die Seismizität ist unauffällig.

Karymsky mit Ascheeruption

Staat: Russland | Koordinaten: 54.048159.441 | Eruption: Vulcanianisch

Auf Kamtschatka eruptierte der Karymsky erneut eine Aschewolke. Sie stieg bis auf einer Höhe von 5500 m auf. Die Asche konnte nicht via Satellit detektiert werden.

Ol Doinyo Lengai in Eruption

Staat: Tansania | Koordinaten: -2.76 ; 39.91 | Eruption: Effusiv

Im Ostafrikanischen Riftvalley ist der Ol Doinyo Lengai aktiv und eruptiert seine besondere Lava. Sie bildet einen kleinen Intrakrater-Lavastrom. Am Südrand des Kraters erkennt man eine thermische Anomalie. Es sieht so aus, als hätte sich im zentralen Kraterbereich wieder ein Hornito gebildet. Die Aktivität muss Ende Mai begonnen haben. Auf den Bildern der Vorwochen ist keine Aktivität zu erkennen gewesen. Aufgrund seiner Abgeschiedenheit ist der Vulkan einer der am schlechtesten überwachten aktiven Vulkane der Welt, was ihn aus meiner Sicht doppelt interessant macht.

Vulkannews 13.06.21: Fagradalsfjall, Suwanose-jima, Stromboli

Am Fagradalsfjall wird ein permanenter Lavastrom gefördert, der eine neue Richtung eingeschlagen hat. News gibt es auch von den Vulkanen Sangay, Stromboli und Suwanose-jima

Fagradalsfjall: Lava sucht sich neuen Weg

Staat: Island | Koordinaten: 63.903, -22.273 | Eruption: Hawaiianisch

Am isländischen Vulkan Fagradalsfjall/Geldingadalir geht die effusive Aktivität weiter. Die meiste Zeit über seht man auf den LiveCams einen vergleichsweise schmale Lavaastrom aus dem Krater überlaufen. Stärkere Pulse sind weniger dominant geworden. Dennoch ist auch Abseits des Kegels Lava unterwegs. Sie hat sich einen neuen Weg gesucht und quert das Tal Geldingadalir, um dann Richtung Süden durch ein Kerbtal in das Tal Nátthaga zu fließen. Der Strom quert dabei den Wanderweg auf einen der Aussichtshügel und mündet von Westen her in die Lavafront auf dem ausgetrockneten See in Nátthaga.

Der Tremor schwächelt zur Zeit wieder und bewegt sich auf sehr niedrigem Niveau. Die Seismitzität auf Reykjanes ist moderat. IMO registrierte in den letzten 48 Stunden 24 Beben. 4 davon manifestierten sich im Bereich der Eruption. Lebhafter geht es hingegen an der Askja zu und auch am Bardarbunga wurden einige Erschütterungen detektiert.

Sangay in guter Form

Staat: Ecuador | Koordinaten: -2.00, -78.34 | Eruption: Vulcanianisch

In Ecuador ist der Sangay sehr aktiv und schickt Aschewolken bis auf einer Höhe von 6000 m. Sie wird von vom Wind in westlicher Richtung verdriftet. Nennenswerte Thermalstrahlung wurde in den letzten Wochen selten festgestellt. Entweder ist es sehr bewölkt, oder der Lavastrom hat seine Aktivität eingestellt.

Stromboli mit stärkerer Explosivität

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79, 15.21 | Eruption: Strombolianisch

Gestern Morgen floss noch ein kurzer Lavastrom aus dem nordöstlichen Kratersektor und floss auf die Sciara del Fuoco. Laut INGV endete die Aktivität Mittags. Abends konnte man dann via Livecam stärkere stromboliansiche Eruptionen beobachten. Das LGS attestiert einen hohen akustischen Druck der Explosionen. Er reicht bis zu 3 bar. Normalerweise liegt dieser Wert unter 1 bar. Auf der Livecam am Punto Labronzo erkennt man aktuell Staubfahnen auf der Sciara. Entweder ist wieder ein Lavastrom unterwegs, oder es gehen Steinschläge ab, die den Staub aufwirbeln.

Suwanose-jime in Eruption

Staat: Japan | Koordinaten: 29.64, 129.72 | Eruption: Vulcanianisch

Der japanische Inselvulkan gehört zum Ryukyu-Archipel und ist seit einigen Wochen ziemlich munter. Seit gestern meldete das VAAC 8 Eruptionen. Vulkanasche wurde in 2400 m Höhe detektiert. Die Aschewolken drifteten in Richtung Norden. Es werden vulcanotektonische Erdbeben und Tremor registriert.

Erdbeben-News 13.06.21: Schwarmbeben nahe Paricutin in Mexiko

Nahe des mexikanischen Vulkans Paricutin manifestierte sich in den letzten Tagen ein Schwarmbeben. Das stärkste Erdbeben gab es heute bisher in Guatemala.

Mexiko: Schwarmbeben in Michoacan

Datum: 11.06.2021 | Zeit: 19:54:01 UTC | Lokation: 19.51 N ; 102.18 W | Tiefe: 8 km | M 4,0

In Mexiko gab es in den vergangenen Tagen ein starkes Schwarmbeben im Bundesstaat Michoacan. Die Erschütterungen manifestierten sich östlich des Vulkans  Cerro Tancitaro und im Bereich des Vulkanfeldes Michoacán-Guanajuato, in dem auch der Paricutin liegt. Die stärkste Erschütterung brachte es auf eine Magnitude von 4,0. Ihr Hypozentrum befand sich in 8 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 17 km west-nord-westlich von Uruapan lokalisiert. Es lag am Rand eines älteren Schlackenkegels. Jener vom Paricutin ist nur 4 km entfernt. Bereits im letzten Jahr gab es in der Region einen vergleichbaren Schwarm. Damals befürchteten die Wissenschaftler, dass sich eine neue Eruption zusammenbrauen könnte. Es fehlen tiefe Erdbeben, die Magmenaufstieg aus der Asthenosphäre signalisieren. Vor 4 Jahren wurde in der Region ein neuer Geysir entdeckt. Auch dieses Phänomen weckte entsprechende Besorgnis. All diese Geschehnisse zeigen jedenfalls, dass es Bewegung im Untergrund gibt. Welcher Art, ist noch ungewiss.

Interessant sind auch mehrere schwache-moderate Erdbeben, die sich im Umfeld des mexikanischen Vulkans Colima zugetragen haben. Der Vulkan ist seit Monaten ruhig.

Guatemala: Erdbeben Mw 5,4

Datum: 13.06.2021 | Zeit: 02:58:19 UTC | Lokation: 14.12 N ; 91.25 W | Tiefe: 100 km | Mw 5,4

Nahe der guatemaltekischen Küste ereignete sich ein Erdbeben der Magnitude 5,4. Der Erdbebenherd befand sich in 100 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 10 km südöstlich von Nueva Concepción lokalisiert. Entlang der Subduktionszone vor der Küste manifestieren sich sehr viele Erdbeben. Sie erstreckt sich entlang der Grenze zwischen der Cocosplatte und der Platte der Karibik.

Indischer Ozean: Erdbeben Mb 5,1

Datum: 13.06.2021 | Zeit: 09:27:59 UTC | Lokation: 4.94 S ; 68.51 E | Tiefe: 10 km | Mb 5,1

Am Mittelozeanischen Rücken des Indischen Ozeans ereignete sich ein Erdstoß der Magnitude 5,1. Sein Hypozentrum lag 10 km tief. Das Epizentrum wurde 701 km südwestlich von Hithadhoo auf den Malediven verortet.

Vulkan-Update Nr 2 am 12.06.21: Ätna Paroxysmus

Der 35. Ätna-Paroxysmus seit Dezember 2020 dauerte relativ lange und war kraftvoller als die letzten Paroxysmen. Dafür tankte der Vulkan eine Woche lang Kraft. Aktiv waren mehrere Schlote auf einer Linie, die vom Zentrum des neuen Südostkegels in Richtung Südwesten verläuft. Ein Lavastrom floss aus dem untersten Schlot vor der Bresche in der Kraterwand in Richtung Süden. Zum Höhepunkt der Eruption wurde eine hoch aufsteigende Lavafontäne gefördert. Sie steig schätzungsweise bis zu 1000 m auf. Das VAAC detektierte Vulkanasche in einer Höhe von 6700 m. MIROVA registrierte eine sehr hohe Thermalstrahlung mit fast 10.000 MW Leistung. Das ist weniger, als bei den Paroxysmen, die Lavaströme ins Valle del Bove förderten, dennoch war der Lavastrom respektabel.

Gipfelstürmer haben es dieser Tage schwer, denn die Lavaströme fließen in dem Bereich, den man passieren muss, wenn man auf den Zentralkrater steigen möchte. Die Pfade durch die Lavafelder dürften zerstört worden sein. Die Piste, die von Ätna-Süd über den Westen bis nach Ätna-Nord führt, ist schon seit langem unpassierbar. Je mehr Lavaströme Richtung Süden fließen, desto schwere dürfte es sein, die Piste später wieder zu reparieren. Das ist natürlich nicht nur für Fotografen und Touristen wichtig, sondern auch für die Vulkanologen aus Catania: sie müssen nun über Ätna-Nord fahren, was gut 1 Stunde länger dauert. Dieser Umstand dürfte auch dafür verantwortlich sein, dass wir in den letzten Monaten kaum Infos und Bilder des Zentralkraters zu sehen bekamen, obwohl dieser auch strombolianisch aktiv ist.

Was war passiert? Gegen 21.15 Uhr MESZ hat der Tremor am Ätna den „point of no return“ überschritten und die Hauptphase eines weiteren Paroxysmus hat begonnen. Der Ausbruch baut sich vergleichsweise langsam auf. Das Local-Team ist wieder auf Sendung:

Vulkanupdate 12.06.21: Nyamuragira, Ätna

Heute gibt es gleich 2 Updates zu den Vulkanen: am kongolesischen Vulkan Nyamuragira wurde ein Lavasee entdeckt. Der Ätna steigert seine Aktivität und steuert wohlmöglich einem Paroxysmus entgegen.

Ätna: Zunahme der strombolianischen Aktivität

Am Ätna auf Sizilien nimmt seit heute Nachmittag die strombolianische Aktivität aus dem Neuen Südostkrater zu. Es sind mindestens 2 Schlote aktiv. Parallel dazu stieg der Tremor bis in den roten Bereich und fluktuiert dort richtungssuchend, doch mit steigender Tendenz. Noch kann sich der Vulkan nicht dazu aufraffen, mit einem neuen Paroxysmus durchzustarten, doch die Anzeichen sehen so aus, als würde er doch seine Show fortsetzen wollen. Es könnte ein interessanter Abend/Nacht werden, zumal die Sicht der LiveCams brauchbar ist und sich das Geschehen bequem von Zuhause aus verfolgen lässt. Allerdings ersetzt es das Erleben so eines Ausbruchs vor Ort nicht. Hoffen wir, dass wir bald wieder vernünftig Reisen können!

Nyamuragira: Thermische Anomalie deutet auf Lavasee hin

Staat: DRK | Koordinaten: -1.41, 29.20 | Eruption: Lavasee

Am Virungavulkan Nyamuragira (DR Kongo) bildete sich wahrscheinlich ein neuer Lavasee. Sentinel-Aufnahmen von gestern zeigen eine ausgeprägte thermische Anomalie im Krater. In den letzten Jahren kam es hier immer wieder zur Bildung von kleineren Lavaseen, doch dieser scheint größer zu sein.  Die Lavaseen im Krater des Nyramuragiras sind meistens recht flach und ähneln einem permanenten Lavastrom.

Am benachbarten Nyiragongo hingegen erkennt man keine größere Anomalie mehr. Der Lavasee scheint doch komplett ausgelaufen zu sein. Ob es zwischen den beiden Ereignissen einen Zusammenhang gibt ist spekulativ. Auf den Satellitenbilder der Region erkennt man nun auch den Lavastrom, der vor 3 Wochen beim Ablaufen des Lavasees am Nyiragongo entstanden ist und fast die Stadt Goma erreichte.

Erdbeben-News 12.06.21: Costa Rica, Kalifornien

Seit dem letzten Update gab es eine Reihe interessanter Erdbeben: der stärkste Erdstoß ereignete sich vor der Küste von in Costa Rica. Zudem gab es Schwarmbeben am Salton-See und bei El Hierro.

Costa Rica: Erdbeben Mw 5,7

Datum: 10.06.2021 | Zeit: 23:27:00 UTC | Lokation:  8.98 N ; 85.28 W | Tiefe: 10 km | Mw 5,7

Im lateinamerikanischem Costa Rica bebte es vorgestern mit einer Magnitude von 5,7. Die Tiefe des Erdbebenherdes wurde in 10 km festgestellt. Das Epizentrum lag 169 km SW von der Hauptstadt San José entfernt. In den vergangenen Tagen gab es weiter nördlich bereits einige moderate Erdstöße. Im Land der Reichen Küste sind Erdbeben und Vulkanausbrüche keine Seltenheit, auch wenn sich letztere gerade rar machen.

Indonesien: Erdstoß Mw 5,5

Datum: 11.06.2021 | Zeit: 02:23:45 UTC | Lokation:  0.06 N ; 124.27 E | Tiefe: 90 km | Mw 5,5

Vor der Küste der indonesischen Insel Sulawesi ereignete sich ein Erdbeben der Magnitude 5,5. Das Hypozentrum lag 90 km tief. Das Epizentrum befand sich 144 km östlich von Gorontalo. In der Region bebte es in letzter Zeit besonders häufig. In Sulawesi verlaufen mehrere bedeutende Störungszonen, entlang derer sich oft starke Erdbeben ereignen.

Taiwan: Erdbeben M 5,2

Datum: 11.06.2021 | Zeit: 07:33:26 UTC | Lokation: 23.89 N ; 121.60 E | Tiefe: 10 km | Mw 5,2

Taiwan wurde gestern von einem Erdbeben der Magnitude 5,2 erschüttert. Die Tiefe des Hypozentrums wurde vom EMSC mit 10 km angegeben. Das Epizentrum befand sich an der Ostküste, genauer, 10 km südlich von Hualien City. Es gab mehrere moderate Nachbeben.

USA: Schwarmbeben am Salton See

Datum: 11.06.2021 | Zeit: 04:39:46 UTC | Lokation: 33.21 N ; 115.65 W | Tiefe: 2 km | Mw 4,3

Im US-Amerikanischen Bundesstaat Kalifornien manifestierte sich ein weiteres Schwarmbeben am Südufer des Salton-Sees. Die stärkste Einzelerschütterung brachte es auf Mw 4,3, mit einem Hypozentrum in 2 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 16 km west-nord-westlich von Calipatria lokalisiert.

Kanarische Inseln: Mehrere Erdbeben

Datum: 10.06.2021 | Zeit: 22:40:10 UTC | Lokation: 27.69 N ; 18.23 W | Tiefe: 34 km | Ml 2,5

In den letzten 3 Tagen ereigneten sich im Bereich der Kanaren mehrere Erdbeben. Die drei stärksten Erschütterungen hatten Lokalmagnituden von 2,5. Die Beben streuten in der Region, wobei sich ein kleiner Schwarm an der Südspitze der Insel El Hierro manifestierte. Die Hypozentren lagen um 34 km tief, also in einer Tiefe, wie sie typisch für aufsteigende Magmatische Fluide ist.

Vulkannachrichten 12.06.21: Fagradalsfjall, Ätna, Stromboli

Gestern ging es auf Island spannend einher: Mehrere Personen betraten die Flanke des Kegels und es kam fast zur Katastrophe. Am Ätna ereignete sich ein Erdbeben und auf Stromboli nahm die Stärke der Eruptionen zu.

Fagradalsfjall: Mann wird fast vom Lavastrom erfasst

Staat: Island | Koordinaten: 63.903, -22.273 | Eruption: Hawaiianisch

Heute veröffentlichte Icelandreview ein Videomitschnitt der LiveCam, auf der man erkennt, wie eine Person den Kegel Richtung Krater erklimmt und fast von einem Schwall Lava erwischt wird. Als der Lavastrom über den Kraterrand schwappt beginnt er zu Rennen, stürzt, rappelt sich auf und schafft es gerade der Lavafront um wenige 10er Meter zu entgehen. Bereits zuvor konnte eine Personengruppe beobachtet werden, die sich ebenfalls auf der frisch erstarrten Lava bewegte und sich dem Krater näherte. Bisher wurden nur Warnschilder aufgestellt, doch nun soll das Gebiet abgesperrt werden. Offenbar reichen Apelle an den gesunden Menschenverstand nicht aus und die Vulkangefahren werden unterschätzt!

Während der Nacht war die Aktivität am Fagradalsfjall ehr gering. Es kam zu einigen schwächeren Pulsen, bei denen Lava überschwappte. Zwischendurch gab es längere Phasen, während derer kleinere Lavaströme aus dem Krater gedrückt wurden. Der Tremor hat sich wieder stabilisiert, erreicht allerdings nicht ganz das Niveau vor seinem Kollaps am Donnerstag. Die Seismizität auf Reykjanes ist rückläufig und IMO registrierte in den letzten 48 Stunden 21 schwache Erdbeben. Interessanter ist die Seismizität unter dem Vatnajökull: hier gab es in den letzten Tagen vermehrt Erdbeben im Bereich vom Grimsvötn. Vulkanologen rechnen seit längerem mit einer Eruption des subglazialen Vulkans.

Ätna: Erdbeben M 2,8

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 |Eruption: Strombolianisch

Gestern Nachmittag bebte es unter der Ätna-Südwestflanke. Das Beben hatte eine Magnitude von 2,8. Das Epizentrum wurde bei Biancavilla zwischen Adrano und Paterno lokalisiert. Die Tiefe des Erdbebenherdes lag bei nur 900 m. Es scheint sich um eine einzelne Erschütterung gehandelt zu haben, jedenfalls gab es bis jetzt keinen Erdbebenschwarm. Die Seismizität am Ätna ist in den letzten Wochen gering gewesen. Der Tremor hat deutlich abgenommen und die Amplitude bewegt sich wieder im gelben Bereich. Parallel zur Abnahme des Tremors hat die explosive Aktivität deutlich zugenommen: Die Infraschallsensoren des LGS detektierten eine recht große Anzahl von Explosionen aus dem Bereich der Bocca Nuova. Nur wenige Explosionen scheinen aus dem Neuen Südostkrater zu kommen, dennoch kann ein weiterer Paroxysmus nicht ausgeschlossen werden. Ich haben momentan den Eindruck, als würde sich der Eruptionscharakter ändern. Eine Verlagerung der Seismizität in den Westen könnte signalisieren, dass entsprechend die Schlote im Westen des Vulkans mit Magma versorgt werden. Ein einzelnes Beben in geringer Tiefe ist dafür aber noch kein ausreichendes Kriterium.

Stromboli mit stärkerer Explosion

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79, 15.21 | Eruption: Strombolianisch

Vorgestern gab es am liparischen Inselvulkan Stromboli scheinbar eine (oder mehrere) stärkere Explosion. Im Update vom LGS heißt es, dass der akustische Druck der Explosionen bei 3,1 bar lag. In den beiden Tagen zuvor waren die Eruptionen bereits überdurchschnittlich stark, auch der Kohlendioxidausstoß war erhöht. Die restlichen Parameter waren unauffällig.

Update: Das INGV meldet, dass es gestern Abend zu einem kurzen Lavastrom auf der Sciara del Fuoco kam. Dem Lavastrom voran ging eine Phase intensiven Lavaspatterings.

Wann Erdbeben Vulkanausbrüche triggern können

Schon seit langem rätseln Geowissenschaftler über das komplizierte Verhältnis zwischen tektonischen Erdbeben und Vulkanausbrüchen. Das Vulkanausbrüche Erdbeben auslösen können, ist seit langem bekannt, doch die umgekehrte Fragestellung ist bisher nur unzureichend erforscht gewesen. Einige Studien belegen zwar die Existenz des Phänomens, doch welche Mechanismen genau dahinter stecken blieb lange im Verborgenen. Doch eine neue Arbeit, die in Zusammenarbeit der University of Canterbury (Neuseeland) und dem deutschen GeoForschungsZentrum, sowie der Universität Potsdam durchgeführt wurde, lüftete das Rätsel weiter.

Die Forschergruppe um Gilles Seropian und Thomas Walter zeigte, dass Vulkanausbrüche sehr selten von Erdbeben ausgelöst werden. Zudem bestätigten sie, dass das räumliche- und zeitliche Fenster, in dem es nach einem Erdbeben zu einer Eruption kommen kann sehr groß ist. So können Vulkanausbrüche von einem tektonischen Erdbeben getriggert werden, dessen Epizentrum bis zu 1000 km entfernt lag. Es wurde sogar beobachtet, dass Erdbeben in mehreren Tausend Kilometern Entfernung Unruhen am Vulkan ausgelöst haben. Oft brechen die Vulkane dann zeitnahe aus, doch in einigen Fällen ereignete sich eine Eruption erst nach 2-5 Jahren. Allerdings muss der Vulkan schon für eine Eruption bereit gewesen sein. Schlafende Vulkane werden wohl nicht durch Erdbeben geweckt.

Schema der wichtigsten seismischen Trigger-Mechanismen in Vulkanen. Die gelben Schriftzüge bezeichnen statische Spannungen, schwarze und weiße dynamische. (Quelle: CCBY 4.0: Seropian et.al. Nat Commun 12, 1004 (2021))

Neue Klassifizierung von Vulkantypen in Bezug auf die Triggerfähigkeit von Eruptionen durch Erdbeben

Die durch ein Erdbeben entstehenden Erschütterungen und Spannungen können im Vulkansystem vielfältige Reaktionen bewirken: Es können sich Risse im Gestein bilden, Magma kann in Bewegung versetzt werden, und die Druckverhältnisse Magmatischer Fluide können sich ändern. Zu diesen Erkenntnissen gelangten die Forscher durch die Analyse verschiedener Studien, aus denen sie ein neues Modell generierten. Es gelang ihnen eine Klassifizierung von Vulkanen zu erstellen, bei der aufgeführt ist, wie Vulkane auf verschiedene Schlüsselmechanismen, die von Erdbeben ausgelöst werden reagieren können. Ob- und wie Vulkane auf Erdbeben reagieren, hängt demnach im wesentlichen von 3 Parametern ab: der Viskosität des Magmas, seinem Gasgehalt und dem Vorhandensein Hydrothermaler Systeme. Diese reagieren besonders empfindlich auf Erdbeben: wird ein Hydrothermalsystem von einem Erdbeben destabilisiert, können Fluide bis zur Magma durchdringen und eine Explosion auslösen.

Die fünf wichtigsten Vulkantypen mit Beispielen und einer Liste der möglichen Trigger-Mechanismen. Die drei vulkanischen Schlüsselkriterien: (1) Hellrot – niedrige Viskosität, Dunkelrot – hohe Viskosität, (2) ein Kanal bis zur Oberfläche stellt ein offenes System dar, während ein Kanal, der in der Tiefe aufhört, ein geschlossenes System darstellt, (3) ein hydrothermales System ist mit „HS“ gekennzeichnet und als blauer Bereich über der Magmakammer dargestellt. (Quelle: CCBY 4.0: Seropian et.al. Nat Commun 12, 1004 (2021))

Die Forscher sehen es als besondere Herausforderung an, die Zusammenhänge zwischen tektonischen Erdbeben und Vulkanausbrüchen über große zeitliche- und räumliche Distanzen zu erkennen, um daraus eine neue Überwachungsstrategie für die seltenen Ereignisse zu entwickeln, bei denen tatsächlich Vulkanausbrüche durch Erdbeben getriggert werden.

(Quellen: GFZ-Potsdam, DOI: 10.1038/s41467-021-21166-8)

Vulkannachrichten 11.06.21: Fagradalsfjall, Merapi

Heute drehen sich die Vulkan-News einmal mehr um die Aktivität auf Island: der Fagradalsfjall  schwächelte nur kurz und legte heute wieder zu. Außerdem gibt es Meldungen von den Vulkanen Ebeko, Lewotolok, Merapi und Nevados de Cillan.

Fagradalsfjall: Aktivität geht weiter

Staat: Island | Koordinaten: 63.903, -22.273 | Eruption: Hawaiianisch

Nachdem der Vulkan gestern kurzfristig seine Aktivität heruntergefahren hatte, nahm er heute sein gewohntes Eruptionsmuster wieder auf und erzeugt Pulse, während derer die Lava aus dem Krater sprudelt. Sie ergießt sich in einem spektakulärem Lavafall in mehrere Tubes, wo sie im Untergrund verschwindet. Ganz klar ist es momentan nicht, wohin sie fließt, denn die Lavafront im Tal Nátthaga kam kaum voran. Vulkanologen meinen, dass sich der Krater immer weiter schließen wird und dass sich die Aktivität bald komplett unterirdisch abspielen könnte. Sollten wir gerade Zeugen der Geburt eines neuen Schildvulkans sein, dann sollte es aber auch immer wieder Flankenausbrüche geben. Die chemische Komposition der Lava spricht dafür, dass ein Schildvulkan entstehen könnte. Die Wachstumsraten des neuen Kegels sind auch nicht ohne: trotz der extrem dünnflüssigen und schnell abfließenden Lava ist der Kegel bereits 100 m hoch.

Obwohl ich den neuen Vulkan hier immer dem Fagradalsfjall zuordne, setzt sich auf Island langsam die Bezeichnung Geldingadalir durch, benannt nach dem Tal an der Flanke des Fagradalsfjall, in dem sich die erste Spalte öffnete. Der neue Vulkan scheint auch ein eigenständiger Feuerberg zu sein, dessen Fördersystem neu angelegt wurde und nicht in direkter Verbindung mit dem Fagradalsfjall steht. Hier überlappt ein neuer Vulkan ein älteres Vulkangebäude.

Ebeko: Ascheeruption

Staat: Russland | Koordinaten: 50.68, 156.01 | Eruption: Vulcanianisch

Auf der Kurileninsel Paramushir eruptierte heute der Ebeko. Das VAAC registrierte Vulkanasche in einer Höhe von 4300 m. Der Wind wehte die Aschewolke in nordöstlicher Richtung. Es war die 74 VONA-Meldung zum Ebeko in diesem Jahr.

Lewotolok weiterhin aktiv

Staat: Russland | Koordinaten: 50.68, 156.01 | Eruption: Strombolianisch

Auf der indonesischen Insel Lembata ist der Lewotolok weiterhin aktiv und erzeugt kleinere Ascheeruptionen. Heute Vormittag gab es 2 Eruptionen. Sie erzeugten seismische Signale mit einer Maximalamplitude von 10 mm und 27 Sekunden Dauer. Asche wurde in einer Höhe von 2100 m detektiert.

Merapi: Pyroklastische Ströme

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Eruption: Pyroklastische Ströme

Am Merapi wurden heute 4 weitere kleine-moderate Pyroklastische Ströme beobachtet. Sie waren bis zu 167 Sekunden lang unterwegs. Die Gleitstrecke wurde nicht kommuniziert. Auf einem Sentinel-Satellitenfoto von letzter Woche erkennt man mindestens 2 Lavadome. Vom Dom-Konglomerat im Südwesten geht eine thermische Anomalie aus. Die Seismizität ist heute gering, dennoch kann man von Domwachstum ausgehen.

Nevados de Chillan in Eruption

Staat: Chile | Koordinaten: -36.85, -71.377| Eruption: Dom

In Chile ist es der Nevados de Chillan, der weiterhin für tägliche VONA-Meldungen sorgt. Hier erreicht die Asche eine Höhe von bis zu 3700 m und driftet in Richtung Nordost. MIROVA registriert eine moderate Thermalstrahlung mit 22 MW Leistung. Wahrscheinlich wächst ein Lavadom.