Vulkan Ätna – News vom 31.05.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Fumarolisch

Inflation während letztem Schwarmbeben am Ätna bestätigt

Das Schwarmbeben, dass sich im Nordosten des Ätnas am 28. Mai ereignete, rüttelte nicht nur einige Anwohner wach, sondern auch die Wissenschaftler des INGV (was jetzt nicht etwa bedeuten soll, dass sie vorher schliefen) und veranlasste die Forscher alle zur Verfügung stehende Daten auszuwerten und in einem Bulletin zusammenzufassen. Der Erdbebenschwarm bestand aus 50 Beben mit Magnituden zwischen 0,5 und 3,9. Somit lag der stärkste Erdstoß unter dem zuerst angegebenen Wert von 4,0. Die Hypozentren lagen durchschnittlich in Tiefen von 4 bis 6 km unter dem Meeresspiegel. Acht Beben hatten Magnituden größer als 2. Die Epizentren konzentrierten sich am Rand des nördlichen Valle del Bove, genauer, nordöstlich der Monti Centenari. Seit dem Schwarm wurden in der Region weitere Erdbeben aufgezeichnet. Generell nahm die Seismizität unter dem Ätna in den letzten Wochen zu.

Was am Tag des Schwarmbebens noch nicht geklärt werden konnte, war die Frage nach dem Ursprung der Beben. Waren sie tektonischer Natur, oder hatte etwa Magma seine glühenden Finger im Spiel? Wie weitere Analysen von Messwerten zeigten, gab es während des Schwarmbebens eine Bodendeformation in Form einer Bodenhebung von 2 µrad. Zwar kann sich der Boden auch infolge tektonischer Beben heben, doch im Fall des Ätnas gehe ich dann doch von einer Magmenintrusion als Ursache des Schwarms aus. Auf den Diagrammen zur Lage des Tremors sieht man, dass die Schmelze fast einen seitlichen lateralen Ausbruch im Valle del Bove geschafft hätte.

Wie immer kann man anhand dieser Werte keine unmittelbar bevorstehende Eruption orakeln, doch ich halte die Möglichkeit für vergleichsweise hoch, dass es in den nächsten Tagen/Wochen weitere Eruptionen geben wird.

Den letzten Paroxysmus sahen wir am Ätna am 21. Mai 2023. Es könnte als gut sein, dass es der erste Ausbruch einer neuen Serie gewesen ist. Über diesen Paroxysmus kann man im aktuellen Bulletin ebenfalls lesen. Besonders interessant finde ich die Karte der beiden Lavaströme, die aus der Scharte im Neuen Südostkrater flossen. Wie ihr wisst, war ich über Pfingsten am Ätna. Ich bin zwar nicht selbst bis zum neuen Lavastrom gegangen, konnte aber mehrere Gruppen beobachten, die am unteren Rand der Krater von 2002 gingen, um einen Blick auf den erkalteten Lavastrom zu werfen. Die Gipfelregion des Ätnas wird auch auf geführten Touren aktuell nicht angesteuert und ist aufgrund der Querung des letzten Lavastroms auch müheselig.

Vulkan Cotopaxi – News am 31.05.23

Cotopaxi mit Aschewolken und Inflation

Staat: Ecuador | Koordinaten: -0.081, -77.67 | Aktivität: Ascheeruptionen

Der Cotopaxi stößt ebenfalls Aschewolken aus, die bis auf einer Höhe von 6400 m aufsteigen und in Richtung Nordwesten verfrachtet werden. Das IGPN meldete Aschewolken in 500 m Höhe über dem Kraterrand. Auf dem zugehörigen Bild erkennt man, dass die Asche vom starken Wind niedergedrückt worden ist.

Interessant sind auch die Daten aus dem jüngsten Bulletin zum Cotopaxi, das am 29. Mai erschien. Demnach ist der Vulkan seit 7 Monate aktiv. Die vorherige Tätigkeitsperiode im Jahr 2015 dauerte nur 4 Monate. Seit Ende Februar fluktuieren die geophysikalischen Parameter, was man auch an den Ausbrüchen des Vulkans sieht. Von März bis Mai gab es 40 stärkere Explosionen, bei denen Vulkanasche bis zu 2600 m über Kraterhöhe aufstieg und in zwei Regionen Ascheregen auslösten. Die Deformation des Vulkans hat sich verlangsamt, doch in den letzten Maitagen verstärkte sich die Bodenhebung infolge von Magmeninflation wieder. Auf lange Sicht betrachtet, bezeichnen die Vulkanologen die Inflation als stabil und die Bodenhebung beträgt 2 mm im Monate. Weiterhin hoch ist der Schwefeldioxid-Ausstoß, während die Seismizität und der vulkanische Tremor rückläufig sind. Doch es gibt immer noch vulkanisch-bedingte Erdbeben mit niedrigen Frequenzen, die auf Fluidbewegungen im Vulkan hindeuten.

Die Forscher vom IGPN resümieren, dass auf der Grundlage der im Bulletin dargestellten Informationen, einige Überwachungsparameter einen leichten Anstieg und andere eine abnehmende Tendenz zeigen. In Anbetracht der schwankenden Merkmale der eruptiven Prozesse wurde die Aktivität des Vulkans Cotopaxi als mäßig eingestuft, mit einem gleich bleibenden Trend sowohl im Inneren als auch an der Oberfläche. Die gemeinsame Analyse der verschiedenen Überwachungsparameter zeigt, dass die jüngste Aktivität auf das Vorhandensein eines kleinen Magmakörpers im Inneren des Vulkankanals zurückzuführen ist, der für die SO2- und Ascheemissionen verantwortlich ist. Die aktuelle Eruptionsperiode dauert von Oktober 2022 bis Mai 2023 (ca. 7 Monate) und übertrifft damit die viermonatige Eruptionsphase von August bis November 2015. Allerdings ist die Intensität der aktuellen Eruptionsperiode sowohl bei den Gas- als auch bei den Ascheemissionen wesentlich geringer als damals.

In Ecuador ist nicht nur der Cotopaxi aktiv sondern auch der Sangay.

Pyroklastische Ströme am Sangay

Staat: Ecuador | Koordinaten: -2.00, -78.34 | Aktivität: Vulcanianisch

In den letzten Tagen gingen mehrere Pyroklastische Ströme am ecuadorianischen Vulkan Sangay ab. Sehr wahrscheinlich gingen sie von der Front eines Lavastroms aus, der aktuell wieder über der Südostflanke des Vulkans fließt und zeitweise für starke thermische Anomalien verantwortlich ist. Diese erreichten Werte von gut 500 MW Leistung. Außerdem kam es zu mehreren Ascheeruptionen. Heute lösen sie 2 VONA-Warnungen aus, nach denen die Aschewolken bis auf 6100 m Höhe aufstiegen und in Richtung Nordwesten drifteten. In einigen Gemeinden kam es zu Ascheniederschlag.

Die Vulkanologen vom IGPN berichteten gestern von 600 seismischen Eruptionssignalen und einem pyroklastischem Strom. Außerdem warnen sie eindringlich vor Laharen. Die Schlammströme entstehen, wenn starke Regenfälle auftreten und sich abgelagerte Vulkanasche mit Wasser vermischt. In den letzten Tagen gab es aber keine nennenswerten Niederschläge in der Region.

Erdbeben Neuseeland – News vom 31.05.23

Erdbeben Mw 6,2 erschüttert Auckland Island Region

Datum 31.05.23 | Zeit: 02:21:21 UTC | 49.60 S ; 163.92 E | Tiefe: 0 km | Mw 6,2

Nachts bebte die Erde im Bereich der neuseeländischen Auckland-Inseln. Anders, als man vielleicht meinen mag, liegt das Archipel südlich der Neuseeländischen Südinsel. Das Erdbeben hatte eine Magnitude von 6,2 und ein Hypozentrum in 0 Kilometern Tiefe. Ein Erdbeben auf Höhe des Meeresspiegels finde ich im Ozean schon etwas seltsam und man darf sich fragen, ob die Lokalisierung der Erschütterung beim EMSC stimmt. Das Epizentrum befand sich demnach 467 km südwestlich von Bluff.

Bei den Auckland-Inseln handelt es sich um ein kleines Archipel vulkanischen Ursprungs, das seit 1863 zu Neuseeland gehört. Der Vulkanismus gilt hier aber als erloschen, die letzten Eruptionen soll es während des Miozäns gegeben haben. Das Archipel liegt bereits in subantarktischen Breiten und zählt seit 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Die Tektonik der Region wird durch den Puysegur-Graben dominiert, an dem die Australische Platte mit der Pazifikplatte kollidiert. Es bildet sich die Alpin-Störungszone, die als Transformstörung einmal längst durch die Südinsel Neuseelands verläuft und für mehrere starke Erdbeben mit katastrophalen Folgen verantwortlich ist. Die Alpin-Störungszone hat aber nicht nur die Charakteristik einer Blattverschiebung, an der die Platten horizontal aneinander vorbeigleiten, sondern auch eine konvergente Vertikalkomponente: Die australische Platte schiebt sich über die Pazifikplatte. In der Folge schieben sich die neuseeländischen Alpen der Südinsel mit einer Rate von 7 mm pro Jahr auf.

Am 6300 m tiefen Puysegur-Graben ändert sich der Charakter der Störungszone in eine normale Subduktionszone, an der die australische Platte und die Platte des Pazifiks subduziert wird. Dabei taucht die Platte mit einer Geschwindigkeit von 38 mm im Jahr ab. An dieser Subduktionszone hat sich der aktuelle Erdstoß ereignet. Das interessante an dieser Störungszone ist, dass hier die kontinentale Platte Australiens unter die Ozeanplatte des Pazifiks abtaucht. Dieser ungewöhnliche Zustand wird dadurch erklärt, dass dieses Stück Pazifikplatte in Wirklichkeit der Überrest des versunkenen Kontinents Zealandia ist. Die südlichen Auckland-Inseln liegen am rand des alten Kontinents.

Auf der Shakemap erkennt man, dass es in den letzten Tagen auch zu einigen moderaten Erdbeben an der Südspitze Neuseelands kam. Sie hatten Magnituden im 3er-Bereich.

Vulkan Ätna – News am 28.05.23

Neue Erdbebensequenz am Ätna

Update: Wieder am heimischen PC sitzend, habe ich gesehen, dass das Schwarmbeben stärker war, als ich zunächst sehen konnte. Hier noch mal eine neue Shakemap in Ergänzung des Originalberichts.

Originalmeldung: Heute Morgen gab es eine weitere Erdbebensequenz am sizilianischen Vulkan Ätna. Laut INGV begannen die Erdstöße um 04:34:41 UTC Im Nordosten des Vulkans, mit einigen Erschütterungen mit Magnituden kleiner 2. Nur 10 Minuten später gab es ein moderates Erdbeben ML 4,0, das von Anwohnern wahrgenommen worden war. Es hatte ein Hypozentrum in 6 km Tiefe. Es folgten weitere schwächere Erdbeben. Die Epizentren lagen im Randbereich des Valle del Bove, ca. 1,2 km vom Refugio Citelli entfernt.

Die Vulkanologen vom INGV brachten zeitnahe zwei Meldungen zu den Beben heraus. In den Medien äußerte sich auch Vulkanologe Alessandro Bonforte zu der Bebenserie. Er meinte sinngemäß, dass die Erschütterungen nicht im Zusammenhang mit der letzten Eruption stehen. Realtivierend sagt der INGV-Forscher, dass sich der Vulkan bereits seit einiger Zeit wieder auflädt, und dass weitere Forschungen (die bereits laufen) zeigen sollen, ob es sich um vulkanisch bedingte Erdbeben handelte, oder um tektonische. Wobei ich denke, dass sich am Ätna das oft gegenseitig bedingt.

Tatsächlich bin ich gerade am Ätna, doch weder mein Sohn, noch ich spürten die Erschütterungen, wobei ich um die Zeit der Beben wohl wach geworden bin, aber ohne mich an Erschütterungen erinnern zu können. Allerdings schliefen wir auch im Süden des Vulkans und einige Kilometer von den Epizentren entfernt.

Tagsüber waren wir oben am Ätna unterwegs und konnten einen stark dampfenden Neue Südostkrater bewundern. Eruptionen sahen wir aber nicht. Auch nachts zeigte sich der Vulkan ohne Rotglut.

Für uns stellt sich natürlich die Frage, ob die Beben im Zusammenhang mit Magmenaufstieg stehen. Jetzt ist es aber noch völlig offen ob- und wann es zur nächsten Erupiton kommen wird. Heute übernachten wir in Milo, praktisch in Sichtweite der Epizentren von gestern. Mal sehen, ob hier heute was wackeln wird!

Erdbeben-News am 27.05.23: Tokio

Erdbeben Mw 6,1 bei Tokio

Datum 26.05.23 | Zeit: 10:03:24 UTC | 35.57 N ; 140.52 E | Tiefe: 46 km | Mw 6,1

Gestern Vormittag manifestierte sich im Großraum der japanischen Hauptstadt Tokio ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,1. Da das Hypozentrum in 46 km Tiefe lag, waren die oberflächlichen Auswirkungen des Erdstoßes aber geringer als man anhand der Magnitude hätte meinen können. Trotzdem wurde der Erdstoß von den Anwohner der Metropolregion deutlich wahrgenommen. In den Medien wird darüber berichtet, dass Hochhäuser schwankten, Berichte über nennenswerte Schäden liegen nicht vor, dennoch könnte es zu kleineren Schäden an der Infrastruktur nahe dem Epizentrum gekommen sein. Dieses befand sich ca. 40 km von Tokio entfernt, kurz vor der Küste der Insel Honshū und wurde vom EMSC 14 km ost-nordöstlich von Tōgane lokalisiert.

In den letzten Wochen ereigneten sich auffallen viele moderate bis starke Erdbeben in der Region. wie schon bei einer früheren Gelegenheit geschrieben, liegt Tokio tektonisch besonders ungünstig, denn vor der Bucht von Tokio treffen gleich drei tektonische Plattengrenzen aufeinander. Erdbeben in größeren Tiefen könnten sich aber auch an einem Stück subduzierter ozeanischer Erdkruste ereignen, die sich vor Tokio in der Asthenosphäre befindet und dort aufs Recycling wartet. Offenbar steht die Erdkruste in der Region unter großen Spannungen, die sich nun in mehreren Erdbeben ereignen, die zwar schon eine recht hohe Intensität haben, aber noch keine größeren Schäden verursachten. Das dürfte auch dem Umstand geschuldet sein, dass die Baustandards der Region hoch sind und neue Gebäude erdbebensicher gebaut werden. Dennoch könnten sich Erdbeben mit Magnituden größer 7 manifestieren, bei denen dann Schäden entstehen.

Ein Starkbeben kann sich jederzeit ereignen und schwebt wie ein Damoklesschwert über Tokio. Sollten im Extremfall große Schäden in einem der globalen Finanzzentren entstehen, wird ein Kollaps der Börse befürchtet. Ob die Gefahr dafür nun größer ist als sonst, lässt sich kontrovers Diskutieren: einerseits scheinen große Spannungen in der Erdkruste zu bestehen, andererseits entladen sie sich momentan in Erdbeben noch vertretbarer Magnituden, so dass sich die Wahrscheinlichkeit für ein Starkbeben reduzieren könnte. Im Endeffekt lassen sich aber keine Prognosen treffen, ob- und wann so ein Megabeben auftreten wird.


Weitere Erdbebenmeldungen:

Tonga: Erdstoß Mw 6,0

Datum 27.05.23 | Zeit: 00:11:01 UTC | 18.43 S ; 175.25 W | Tiefe:  219 km | Mw 6,1

Heute Nacht bebte es in der Region des Tonga-Archipels mit einer Magnitude von 6,0. Das Hypozentrum befand sich in 219 km Tiefe und damit im Erdmantel. Das Epizentrum wurde 136 km westlich von Neiafu lokalisiert.


Yellowstone: Erdstoß ML 2,8

Datum 26.05.23 | Zeit: 05:40:15 UTC | 44.78 N ; 110.80 W | Tiefe:  8 km | ML 2,8

Einen leichten Erdstoß gab es gestern im Nordwesten des Yellowstone-Nationalparks. Das Beben der Magnitude 2,8 wurde 27 km nordöstlich von West Yellowstone lokalisiert und lag in einer Tiefe von 8 km.


Island mit Schwarmbeben

Das Schwarmbeben an der Tjörnes-Fracture-Zone nördlich von Island hält weiter an. IMO registrierte in den letzten 2 Tagen 99 Erdstöße. Elf hatten Magnituden im 2er-Bereich. Auch auf Reykjanes gab es einige Erdbeben.


Über Pfingsten werde ich mit Leroy am Ätna unterwegs sein. Daher wird vulkane.net nicht so regelmäßig wie gewohnt aktualisiert werden. Ich wünsche allen Lesern ein paar schöne freie Tage.

Vulkan Popocatepetl mit News am 26.05.23

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Eruptionen

Drohnenflug am Krater des Popocatepetls

Die Aktivität am Popocatepetl ist weiterhin erhöht, auch wenn die Aschewolke nicht mehr so hoch aufsteigt, wie es in den letzten Tagen der Fall war. Daran muss nicht unbedingt ein Nachlassen der eruptiven Tätigkeit schuld sein, sondern es kann am starken Wind liegen, der die Aschewolke schnell niederdrückt und verweht. Laut einer aktuellen VONA- Meldung des VAAC Washington, erreicht die Asche aus dem Popocatepetl eine Höhe von 5800 m über dem Meeresspiegel und wird Richtung Süden verfrachtet. Heute Vormittag schaffte es die Eruptionswolke noch auf 9100 m Höhe.

Die Daten der Vulkanologen von CENAPRED deuten kein signifikantes Nachlassen der Seismizität an. In den letzten 24 Stunden wurden durch die Überwachungssysteme des Vulkans 59 Exhalationen und 138 Exhalationen festgestellt. 1101 Minuten Tremor wurden aufgezeichnet. Am Vortag waren es 1089. Allerdings hieß es gestern, dass die Tremoramplitude rückläufig sei, insofern könnte sich der Ascheausstoß abgeschwächt haben. Momentan hängt der Vulkan in den Wolken und es gibt keine visuelle Bestätigung dafür.

Am Donnerstag Vormittag schickte das Marineministerium eine unbemannte Drohne los, um den Krater des Vulkans zu inspizieren. Das Fluggerät wurde recht nahe an den Kraterrand gesteuert, sodass man in den Krater blicken konnte. Aufgrund des starken Ascheausstoßes war der zunächst Schlot nicht gut sichtbar, neue Erkenntnisse zur Morphologie des Schlotes und des Kraterbodens brachte erst der Einsatz einer Wärmebildkamera. Der Schlot liegt nicht zentral, sondern am Rand des Kraterbodens. Ein Lavadom war nicht auszumachen, aber es ist auch unwahrscheinlich, dass eine Staukuppe die explosive Aktivität der letzten Tage überlebte, denn normalerweise werden Lavadome im Popocatepetl-Krater schnell wieder durch Explosionen zerstört. Außerdem sieht man, dass die Kraterterrasse langsam von Tephra zugeschüttet und eingeschrägt wird.

Der wissenschaftliche Beirat des Vulkanobservatoriums belässt den Alarmstatus auf „gelb Phase 3“ und es gilt weiterhin eine 12 Kilometer Sperrzone um den Krater. Der Vulkan darf nicht bestiegen werden.

Vulkan Rincon de la Vieja – News vom 26.05.23

Staat: Costa Rica | Koordinaten: 10.83, -85.32 | Aktivität: Phreatisch

Rincon de la Vieja mit Eruption

In Costa Rica ist es laut Medienberichten zu einer phreatischen Eruption am Vulkan Rincon de la Vieja gekommen. Eine Eruptionswolke aus Wasserdampf, vulkanischen Gasen und ein wenig Vulkanasche stieg bis zu 3000 m über dem Krater auf. Eine VONA-Warnung gab es nicht, wahrscheinlich, weil hauptsächlich Wasserdampf eruptiert wurde.

Bereits vor einigen Tagen wurde eine kleinere phreatische Eruption gemeldet. Diese entstehen, wenn Wasser durch die Geothermie eines Vulkans so stark erhitzt wird, dass es explosionsartig verdampft. Im Unterschied zu phreatomagmatischen Eruptionen kommt es dabei nicht zu einem direktem Kontakt zwischen Wasser und Magma. Ganz ungefährlich sind phreatische Eruptionen nicht, denn sie kommen meistens ohne Vorwarnungen und schleudert Brocken anstehendes Gesteins durch die Gegend, die eine Gefahr für Leute in Kraternähe darstellen. Außerdem kann es zu Laharen kommen, besonders, wenn die phreatischen Eruptionen aus einem Kratersee aufsteigen, so wie es hier der Fall ist. Der Krater mit dem See hat einen Durchmesser von gut 500 m. Sollte es zu einer größeren Eruption kommen, ist das Gefahrenpotenzial aufgrund des Kratersees besonders hoch. Besonders, falls sich eine Spalte in der Kraterwand bilden sollte, durch die der Kratersee abfließt, ist eine Katastrophe vorprogrammiert.

Beim Rincon de la Vieja handelt es sich um einen 1916 m hohen Komplexvulkan mit zwei Kraterkegeln, die sich aus einer 5 km durchmessenden Caldera erheben. Dieser Kraterkegelkomplex wird Santa Maria genannt.

Der Vulkan ist Teil des Rincón de la Vieja-Nationalparks, der sich in der Provinz Guanacaste im Nordwesten von Costa Rica befindet. Er ist einer von sechs aktiven Vulkanen in Costa Rica. Nicht nur der Vulkan interessiert die Besucher des Nationalparks, sondern auch die vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. Aufgrund der vulkanischen Aktivität gibt es bestimmte Gebiete im Park, deren Besuch aufgrund von potenziellen Gefahren eingeschränkt sein kann. Daher sollten Besucher sich immer über die aktuellen Bedingungen informieren, bevor sie den Vulkan und den Nationalpark besuchen.

Zusammenfassung: 

  • Am Rincon de la Vieja kam es zu einer phreatischen Eruption.
  • Eine Eruptionswolke stieg gut 3000 m hoch auf.
  • Sie bestand überwiegend aus Wasserdampf.

Vulkan Sakurajima – News vom 26.05.23

Staat: Japan | Koordinaten: 31.581, 130.659 | Aktivität: Explosiv

Sakurajima mit neuer Eruptionsserie

Der südjapanische Vulkan Sakurajima eruptiert Aschewolken, die in den letzten 24 Stunden 9 VONA-Warnungen erzeugt haben. Demnach stieg Vulkanasche bis auf einer Höhe von 2700 m auf und wurde vom Wind in Richtung Nordwesten verfrachtet. In der Aufzeichnung des Livestreams ist noch eine dieser Ascheeruptionen zu sehen. Der Screenshot stammt von diesen Aufzeichnungen. Man sieht eine Aschewolke aus dem Krater Minamidake aufsteigen. Der Showadake dampft, zeigt aber keine Eruption.

Heute veröffentlichte das JMA auch einen neuen Tätigkeitsbericht für den Beobachtungszeitraum 22. bis 26. Mai um 15:00 Uhr Ortszeit. Dort wird vor ein Anhalten der Eruptionen gewarnt und auf die Möglichkeit hingewiesen, dass es zu größeren Eruptionen kommen könnte, die neben Aschewolken auch größere vulkanische Bomben bis ins bewohnte Gebiet am Fuß des Sakurajimas schleudern könnten. Außerdem besteht die Gefahr der Generierung pyroklastischer Ströme. Der Zugang zum Vulkan bleibt gesperrt.

Laut Bericht kam es am Minamidake-Gipfelkrater zu fünf Eruptionen, drei davon waren Explosionen. Die Eruptionswolke erhob sich bis zu 2300 m über den Kraterrand. Größere Tephra beschrieb eine ballistische Flugbahn und landete bei der 8. Messstation, die ca. 600 m vom Krater entfernt steht. Der Showa-Krater brach zuletzt am 22. Mai um 11:25 Uhr aus. Die Eruptionswolke war 15 Minuten über dem Kraterrand sichtbar. Ein großer Vulkanblock, der sich in einer Flugbahn zerstreute, landete an der 7. Station, die zwischen 200 und 300 m vom Kraterrand entfernt liegt.

Am Gipfelkrater des Mt. Minamidake werden während des gesamten Zeitraums hochempfindliche Überwachungskameras eingesetzt, um nachts leuchtendes Glühen zu beobachten. Am Showa-Krater wurde in der Nacht vom 25. auf den 26. ein helles Leuchten beobachtet, das auf Schmelze im Förderschlot hindeutete.

Die vulkanisch bedingte Seismizität ist gering gewesen. Dennoch wurde weiterhin eine leichte Bodenhebung infolge von Magmeninflation festgestellt, die bereits im Januar begann und seitdem anhält. Außerdem wird Schwefeldioxid ausgestoßen. Die Werte sind moderat.

Schwarmbeben Campi Flegrei – News vom 25.05.23

Weiteres Schwarmbeben erschüttern die Campi Flegrei

Datum 25.05.23 | Zeit: 14:24:05 UTC | 40.8400 ; 14.1188 | Tiefe: 3,3 km | Md 1,9

Heute gab es wieder eine rege Erdbebentätigkeit unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei. Es manifestierten sich 22 schwache Erschütterungen, die überwiegend Magnituden im Bereich der Mikroseismizität hatten. Das stärkste Neben hatte eine Magnitude von 1,9 und eine Herdtiefe von 3,3 km. Das Epizentrum lag am Ostfuß des Monte Nuovo und ausnahmsweise nicht in der Solfatara. Aber keine Sorge, unser liebster Krater der Phlegräischen Felder ist nicht etwa still geworden, denn die meisten anderen Beben ereigneten sich in seinem direkten Umfeld.

Am Dienstag erschien das wöchentliche Bulletin des INGV mit den Daten zum Beobachtungszeitraum 15. bis 21. Mai 2023. In dieser Woche wurden 49 Erschütterungen detektiert. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,0. Die Hebungsrate des Bodens blieb bei dem bekannten Wert von 15 mm im Monat. Er wird als relativ hoch eingestuft. Seit Januar 2011 hob sich der Boden an der Messstation RITE um 103,5 cm. Die Dampftemperaturen an der Hauptfumarole in Pisciarelli lag bei Durchschnittlich 96 Grad. Gemessen wird in 5 m Entfernung zum Dampfaustritt, was es schwierig macht den Wert mit Fumarolentemperaturen anderer Vulkans zu vergleichen.

In den sozialen Medien wurde eine Fotoserie geteilt, auf der man umgekippte Zäune im Solfatarakrater sieht. Das Gebiet des Campingplatzes sah hingegen aufgeräumt aus. Doch insgesamt schaut es mir nicht danach aus, als würde man den Zugang zum Krater zeitnahe wieder öffnen. Ich erwähne dass, weil vor einige Wochen entsprechende Meldungen durchs Netz geisterten, die ich hier aufgegriffen hatte. Auf jeden Fall scheint es mir verfrüht einen Urlaub dort zu planen. Schade eigentlich, denn seit dem Jahr 1900 war das Gebiet für Besucher offiziell zugänglich. Neben der erhöhten seismischen Aktivität in der Campi Flegrei, war ein Unfall mit 3facher Todesfolge der Grund für die Schließung des parkähnlichen Areals im Jahr 2017.

Erdbebenschwarm am Ätna

Da ich gerade über Erdbeben in Süditalien schreibe: am Ätna auf Sizilien gab es am 23. Mai ein vergleichbares Schwarmbeben wie heute an der Campi Flegrei. Somit setzte sich die erhöhte Seismizität, die wir vor der Eruption am Sonntag beobachten konnten fort. Die Beben manifestierten sich diesmal im westlichen Gipfelbereich, hatten schwache Magnituden und lagen nahe der Erdoberfläche. Ihre Herkunft ist unklar, könnte aber im Zusammenhang mit dem Lavastrom stehen, der zwei Tage zuvor in dem Areal noch aktiv war. Allerdings streuen die Beben über eine größere Fläche und folgen nicht exakt der Bahn des Lavastroms, wobei sich natürlich die Frage stellt, wie exakt sie lokalisiert wurden. Denkbar ist auch, dass sie menschengemacht waren.