Waldbrände – Naturkatastrophen am 01.06.23

Auf der nördlichen Hemisphäre wüten bereits vor Sommeranfang beispielslose Waldbrände, die größtenteils einem zu trockenen Winter geschuldet sind. Die schlimmsten Feuer werden aktuell aus Kanada und Sibirien gemeldet, aber auch in Spanien und Deutschland brennt es lichterloh.

Aus der kanadischen Provinz Nova Scotia werden Waldbrände unvorstellbaren Ausmaßes gemeldet. Die Regierung spricht von den schlimmsten Waldbränden in der Geschichte des Landes. Am schlimmsten traf es die östliche Küstenregion bei Halifax. Dort fraßen die Flammen mehr als 200 Häuser. Mindestens 16.000 Menschen mussten evakuiert werden. Die Brände sind außer Kontrolle geraten, obwohl Tausende Einsatzkräfte mit der Brandbekämpfung beschäftigt sind. Videoaufnahmen zeigen gigantische Dampf- und Rauchschwaden, die auch über bewohntes Gebiet hinwegzeihen und eine ernste Gesundheitsgefährdung für die Anwohner darstellen.

Die Brände breiteten sich aufgrund starker Winde rasend schnell aus und waren am Sonntag in Upper Tantallon ausgebrochen und breiteten sich in Richtung Halifax aus. Gestern waren die Flammen noch gut 30 Autominuten von der Stadt entfernt. Die Einsatzkräfte konzentrierten sich darauf, lokale Brandherde in besiedelten Gebiet zu bekämpfen, um Häuser zu retten.

Die Brände haben eine Fläche von 788 Hektar erfasst, was ca. 1100 Fußballfeldern entspricht. zum Vergleich: Heute wurde ein Waldbrand bei dem Ostdeutschen Ort Jüterbog gemeldet, der auf einer Fläche von ca. 1 Hektar wütet. Bei gigantischen Waldbränden, die bereits im Mai in Sibirien loderten, kamen mindestens 20 Personen ums Leben.

Wie der EU-Atmosphärendienst Copernicus heute berichtet, begannen die Waldbrände auf der Nordhalbkugel ungewöhnlich früh im Jahr. Gerade die Feuer in Kanada treiben die Schadstoff-Emissionen in die Höhe und setzen enorme Emissionen frei. Während in einem durchschnittlichen Mai zwei Megatonnen Schadstoffe durch Waldbrände in die Atmosphäre aufsteigen, waren es in diesem Mai gut 23 Megatonnen. Ein Teufelskreislauf, denn unter den Schadstoffen befinden sich viele Treibhausgase, die den Klimawandel im wahrsten Sinne des Wortes befeuern!

Hinzu kommt, dass im Norden Kanadas und Sibiriens auch immer öfter Tundren im Permafrost-Gebiet brennen, was die Schmelze der Permafrostböden beschleunigt. Mancherorts sind die Permafrostböden über 1000 m mächtig. Die organische Materie, aus denen die Böden bestehen, sammelte sich über Jahrtausende an und verfaulte nicht. Der Fäulnisprozess setzt aber nun beim Auftauen der Böden ein, was enorme Mengen Treibhausgase freisetzt. Hier könnte ein Kipppunkt so gut wie erreicht sein: Wissenschaftler gehen davon aus, dass es ab 2030 kein zurück mehr gibt: wenn wir bis dahin den Klimawandel nicht stoppen können (was unmöglich ist) wird sich die Schmelze der Permafrostböden immer weiter fortsetzten, selbst wenn wir Menschen die Treibhausgasemissionen auf Null reduzieren würden. Weitere Kippunkte, die bis 2030 erreicht werden könnten, sind das Schmelzen der grönländischen und westantarktischen Eisschilde und das Absterben der tropischen Korallenriffe. Wir brauchen uns keine Gedanken mehr darüber zu machen, wie wir den Klimawandel aufhalten, sondern wie wir ihn als Spezies überleben!

Island und der Asphalt

Isländische Hochlandpisten sollen teilweise asphaltiert werden

Vulkanreisen auf Island werden künftig einfacher, aber leider verlieren sie durch die Ankündigung, dass mehrere wichtige Hochlandpisten asphaltiert werden sollen auch an Attraktivität für all jene Hochlandfahrer, die mit ihren Geländewagen ein Abenteuer erleben wollen. Also, nicht durch die Ankündigung verlieren die Reisen ihre Abenteuerlichkeit, sondern durch den Asphalt. Zugleich kann man davon ausgehen, dass einfacherer Zugang ins Hochland noch mehr Touristen dorthin lockt, als es in den letzten Jahren sowieso schon der Fall war, was natürlich Sinn des Unterfangens ist. In einem Artikel auf icelandreview.com heißt es, dass alleine der Ausbau der Infrastruktur am zum Touristenzentrum Kerlingarfjöll im südlichen Hochland bis zu 20 Millionen Euro bereit gestellt werden. Das ist dann die größte Einzelinvestition im Hochland außerhalb eines Geothermalkraftwerks. Die einfachen Hütten sollen einem Luxushotel weichen und der Campingplatz wird saniert. Der Zugang zum Kerlingarfjöll wird für die Luxusgäste limitiert.

Für mich liest sich das wie ein Albtraum! Noch mehr Schickimicki verwöhnter Weicheier, ähnlich wie der (Apres) Schitourismus weite Teile der Alpen versaut hat! Da wird dann künftig bei Prosecco im warmen Thermalpool gebadet, allerdings ohne vorher zu frieren, wenn man sich am Rand des Badebeckens ungeschützt im kalten Wind die Badehose überzieht. Hoffentlich denkt man dann auch daran für die Teslas und E-Trons genug Schnelladesäulen zu verbauen, denn sonst kommt man dann trotz Asphalt bald nicht mehr weiter. Und während sich eine Schotterpiste noch beinahe naturnahe in die Landschaft einfügt, ist ein teeriges Asphaltband ein landschaftszerteilender Fremdkörper, den die Natur in jahrzehntelanger Erosionsarbeit zerkleinern und zurückerobern muss.


So war man vor 20 Jahren auf Island unterwegs. Wo mein Bus das Rad hebt, dass war auf dem Weg zum Kerlingarfjöll!

Nicht nur die Route zum Kerlingarfjöll soll asphaltiert werden, sondern auch die beiden Haupthochlandrouten Kjölur und Sprengisandur, sowie einige weitere Nebenstrecken. Während ich die Kjölur Anfang der 1990er Jahre noch ohne Brücken erleben durfte und mit meinem gemieteten Lada Niva Sport furten musste, wurde sie im Laufe der letzten Jahrzehnte entschärft, indem Brücken gebaut wurden. Aber wenigstens blieb noch die Sprengisandur, doch auch diese wird e-Auto ready gemacht.

Was bedeutet das nun für den Vulkantourismus? Er wird immer mehr kommerzialisiert! Einerseits werden somit auch entlegenere Eruptionsstellen leichter zugänglich, andererseits wird das dann im Eruptionsfall noch schärfere Absperrungen und Kontrollen mit sich bringen, als es bis jetzt schon der Fall ist. Das Beispiel der Fagradalsfjall-Eruption hat gezeigt, wie zweischneidig einfacher Zugang zu einem Vulkanausbruch sein kann: der Vulkanausbruch verkommt zu einem Touristenspektakel mit Jahrmarkt-Charakter und zugleich haben die Sicherheits- und Rettungskräfte alle Hände voll zu tun, weil sich planlose Familien mit kleinen Kindern im Nebel verlaufen, oder weil Oma sich den Knöchel verknackst. Alles schön und gut solange es die Ausnahme bleibt und nicht zur Regel wird!

Apropos Autos: Am Ätna wollte ich einen Jeep mieten und habe einen T-Roc bekommen. Wer um alles in der Welt braucht so ein piependes und blinkendes Auto mit Chromleisten in den engen Gassen und Feldwegen am Ätna? Doch dazu später mehr! Eins kann ich bereits jetzt verraten: Ich bin für die „schöne neue digitalisierte Elektrowelt“ wohl zu alt und analog!

Vulkan Merapi – News am 01.06.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Merapi mit glühenden Schuttlawinen und Domwachstum

In den letzten Tagen wurde in indonesischen Lokalmedien wieder öfter über die Aktivität am Vulkan Merapi berichtet. Fotos und Videos zeigen Abgänge glühender Schuttlawinen, die teilweise Strecken von mehr als zwei Kilometer zurücklegen. Dass es jetzt zu vermehrter Sichtung dieser Phänomene kommt, dürfte vor allem der besseren Sichtbarkeit nach der Regenzeit geschuldet sein, denn die Statistiken zu den Abgängen fluktuieren seit Mitte März wenig. Täglich werden um die 100 Abgänge von Schuttlawinen gemeldet. Gelegentlich entsteht anstelle einer Schuttlawine auch mal ein kleiner pyroklastischer Strom. Die Seismizität ist an den meisten Tagen vergleichsweise gering mit leicht steigender Tendenz. Am 27. Mai kam es zu einer kurzweiligen Phase mit knapp 80 Hybriderdbeben, die mit Fluidbewegungen im Untergrund zusammen hingen. Trotz der eher bescheidenen Seismizität steigt frisches Magma auf, dass den Dom am südwestlichen Kraterrand mit Material versorgt, das zum großen Teil über die Schuttlawinen abgeführt wird. Trotzdem kam es in den letzten Wochen zu Domwachstum, wie neue Daten vom VSI belegen, denn am 17. Mai 2023 wurden die Dome mit Hilfe einer Drohne neu kartografiert und vermessen. Dabei kam heraus, dass das Volumen des südwestlichen Doms 2.372.800 Kubikmeter beträgt. Bei der vorherigen Messung im März betrug das Volumen noch 1.686.200 Kubikmeter. Es wurden auch morphologische Veränderungen festgestellt. Der zentrale Lavadom präsentiert sich hingegen nur wenig verändert und sein Volumen beläuft sich auf 2.337.300 Kubikmeter. Im März waren es 2.312.100 Kubikmeter, es gab also nur ein geringes Wachstum.

Dem wöchentlichen Bulletin der indonesischen Bergbaubehörde ist auch zu entnehmen, dass es im Beobachtungszeitraum 19.-25. Mai zu 236 Lawinenabgänge kam, die eine Strecke von mehr als 2 km zurück legten. Sie gingen vom südwestlichen Dom ab und flossen durch die Rinnen von Kali Bebeng und Kali Boyong. Das Geräusch von Lawinen war vom Babadan-Posten aus 25 mal mit geringer bis mäßiger Intensität zu hören gewesen. Die Bodendeformation war schwach.