Zyklon trifft Indien – Naturkatastrophen am 15.06.23

Indien steht vor Landfall von Zyklon Biparjoy

Heute Abend (Mittag Ortszeit) trifft der Zyklon Biparjoy auf die Indische Küste. Schon seit Tagen wird das Ereignis mit großer Sorge erwartet. Außerdem wird damit gerechnet, dass der tropische Wirbelsturm bis nach Pakistan ziehen wird. Im Inneren des Zyklons herrschen Winde mit einer Geschwindigkeit von bis zu 140 km/h. Sie können große Schäden an der Infrastruktur anrichten, machen aber auch vor Wäldern und landwirtschaftlichen Nutzflächen keinen Halt. Zudem wird der Zyklon starke Regenfälle mit sich bringen und man fürchtet Überschwemmungen. Bereits jetzt erreichten Sturmausläufer die indische Küste in den Distrikten Kutch und Saurashtra im Bundesstaat Gujarat und es branden hohe Wellen an, Diese könnten Schiffe beschädigen oder versenken. Eine ernste Gefahr besteht auch für Seefahrer, die im Indischen Ozean unterwegs sind. Besonders Fischer in ihren kleinen Booten sind gefährdet. Sie wurden bereits vor Tagen aufgefordert, nicht auszufahren. Doch wie es häufig der Fall ist, sind von Armut geplagte Menschen oft auf jede Arbeitsstunde angewiesen und so könnten sich noch Boote auf See befinden.

In den letzten Tagen bereiteten sich Bevölkerung und Touristen auf das Naturereignis vor, dass Katastrophenpotenzial besitzt. Während ausländische Touristen evakuiert wurden, mussten sich Einheimische meistens selbst in Sicherheit bringen. Für gut 100.000 Menschen wurden Notunterkünfte eingerichtet. Rettungskräfte und Militär stehen bereit um im Notfall zu helfen. Der Bahnverkehr wurde vorsichtshalber eingestellt.

Der Zyklon bewegt sich relativ langsam voran und ist mit einer Geschwindigkeit von 15 km/h unterwegs. Dadurch hatten die Anwohner der betroffenen Region Zeit sich auf den Sturm vorzubereiten. Die geringe Geschwindigkeit ist aber auch ein großes Problem, denn so hat der Sturm viel Zeit zu wüten und große Schäden anzurichten. Besonders lang anhaltender Starkregen ist zu befürchten. Neben Überschwemmungen könnten Erdrutsche ausgelöst werden.

Nationale Sicherheitsstrategie verabschiedet

Zyklone und tropische Stürme gehören zum Leben der Menschen Südostasiens. Doch Forscher sagen, dass der Klimawandel Stürme verstärkt und häufiger auftreten lässt. Während sich bei uns langsam anbahnt, dass Politik und Bevölkerung den Klimawandel ernst nehmen und versuchen wollen ihm zu begegnen, ist man davon in den bevölkerungsreichsten Ländern der Erde Jahre entfernt. Im Gegenteil: zunehmender Wohlstand und ein voranschreiten der Industrialisierung werden die Treibhausgas-Emissionen weiter ansteigen lassen. Selbst wenn wir Europäer die selbst gesteckten Klimaschutzziele erreichen sollten, heißt es nicht, dass das global der Fall sein wird. Auch um den Auswirkungen der Klimakatastrophe zu begegnen, wurde gestern  in Deutschland die erste nationale Sicherheitsstrategie auf den Weg gebracht. Sie enthält einige Punkte, über die ich hier bereits oft- auch im Zusammenhang mit Corona und Kriegen- geschrieben habe. Zum Beispiel soll der Katastrophenschutz gestärkt werden, die Verteidigungsfähigkeit ausgebaut werden und Medikamente wieder im Land hergestellt werden. Bleibt zu hoffen, dass die Strategien umgesetzt werden.

Campi Flegrei mit weiteren Erdbeben am 15.06.23

Weitere Erdbeben erschüttern süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei

Datum 14.06.23 | Zeit: 14 14:58 UTC | 40.835 ;14.127 120.77 E | Tiefe: 2,7 km | Mb 2,1

Die Caldera Campi Flegrei liegt südwestlich der Metropole Neapel, die für ihren Golf und den Vesuv bekannt ist. Doch Neapel ist nicht die einzige Stadt im Einzugsbereich des Calderavulkans, denn der Ort Pozzuoli liegt nicht nur näher an der Caldera sondern mittendrin. So wird die Caldera natürlich besonders engmaschig überwacht und dem geophysikalischen Messnetzwerk des INGV entgeht nicht das geringste Räuspern des Vulkans. So ein Räuspern gab es auch gestern wieder in Form eines weiteren Schwarmbebens. Es bestand aus 24 Einzelbeben geringer Magnituden. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 2,1 und ein Hypozentrum in 2,7 km Tiefe. Interessant ist, dass die Hypozentren der meisten Erschütterungen in Tiefen zwischen 2 und 3 km lagen und sich somit im Bereich der deckelnden Sedimentschichten ereigneten und nicht unbedingt im Zusammenhang mit dem flache liegenden Hydrothermalsystem standen, obwohl die Beben auch durch aufsteigende Fluide ausgelöst worden sein können. Die Vermutung liegt jedoch nahe, dass das stärkste Beben durch Sprödbruch ausgelöst worden sein könnte. Dazu habe ich vor 2 Tagen einen Artikel über eine neue Studie geschrieben.

Es gibt auch ein neues Bulletin über die Aktivität der letzten Woche. Im Beobachtungszeitraum vom 05. bis 11. Juni 2023 gab es im Bereich der Phlegräischen Felder 47 Erdbeben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 3,6 und löste Besorgnis bei den Anwohnern aus, da die Erschütterungen deutlich wahrgenommen worden waren. Die Hebungsrate wurde unter Vorbehalt noch mit 15 mm im Monat angegeben, doch die Vulkanologen wiesen darauf hin, dass der Wert rückläufig sei. Der neue Wert könnte erst in den nächsten Wochen angegeben werden. Die Gesamthebung seit 2011 beträgt an der Messstation RITE 1035 mm. Die Gastemperatur bei der Pisciarelli-Hauptfumarole lag im Durchschnitt bei 96 Grad Celsius.

Philippinen mit starkem Erdbeben – News vom 15.06.23

Erdbeben Mw 6,2 erschüttert Philippinen in Nähe des Taal-Vulkans

Datum 15.06.23 | Zeit: 02:19:17 UTC | 13.52 N ; 120.77 E | Tiefe: 119 km | Mw 6,2

Heute Nacht manifestierte sich auf den Philippinen ein starkes Erdbeben der Moment-Magnitude 6,2. Das Hypozentrum wurde in 119 km Tiefe festgestellt. Das Epizentrum lag in der Meerenge der Verde Island Passage zwischen den Inseln Luzon und Mindoro und wurde 7 km nord-nordöstlich des Ortes Wawa lokalisiert. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor, nach denen der Erdstoß ca. 15 Sekunden lang gespürt worden ist. Aufgrund der Tiefe des Epizentrums waren die Auswirkungen an der Erdoberfläche vergleichsweise gering, größere Schäden wurden nicht gemeldet.

Tektonisch betrachtet kommen als Ursache für das Beben zwei Möglichkeiten in Betracht: Es könnte sich an der Transformstörung der Verde-Passage-Sibuyan-Störungszone manifestiert haben. Hierbei handelt es sich um eine dextrale Blattverschiebung, die in NW-SE Richtung streicht und den Manila-Graben mit den Philippinen-Graben verbindet. Aufgrund der Tiefe könnte sich das Beben aber auch ein einem Stück subduzierter Erdkruste ereignet haben, den an den beiden Gräben findet Subduktion statt.

Wie reagieren die Vulkane der Philippinen auf das Erdbeben?

Das Erdbeben ist im Kontext von Vnet besonders interessant, da es sich in nur 60 km Entfernung zum Vulkan Taal ereignete. Der Taal-Vulkan ist in den vergangenen Tagen wieder munterer, als er es in den letzten Monaten war und stößt große Mengen an Schwefeldioxid aus. Gestern waren es 5024 Tonnen. Aus dem Kratersee auf Volcano Island stieg Dampf bis zu 2100 m hoch auf. Außerdem wurden 20 vulkanisch-bedingte Erdbeben registriert. die Anzahl der Beben nahm zu. Der allgemeine Trend am Taal zeigt eine Aktivitätszunahme, wobei jetzt noch keine spontane Reaktion auf das Erdbeben gemeldet wurde. Morgen sehen wir, ob die geophysikalischen Daten signifikant angestiegen sind.

Bei dem zweiten aktiven Vulkan in Nähe des Epizentrums handelt es sich um den Mayon. Er liegt ca. 350 m vom Epizentrum entfernt und damit noch im Wirkungskreis des Bebens. Die Tätigkeit des Vulkans zog bereits in den letzten 2 Wochen deutlich an und es kommt zu Domwachstum und dem Abgang von Schuttlawinen und pyroklastischen Strömen. In den letzten 24 Stunden wurden 2 pyroklastische Dichteströme gemeldet, Eine Ache-Dampf-Wolke stieg bis zu 700 m über Kraterhöhe auf. Es gab 2 vulkanisch-bedingte Erdstöße. 306 Signale stammten von Steinschlägen und Schuttlawinen. Es wurden 193 Tonnen Schwefeldioxid emittiert. Seit heute Nacht hat sich die Frequenz der VONA-Meldungen über Aschewolken erhöht, was darauf hindeutet, dass es zu einer Zunahme der Abgänge gekommen sein könnte. Auch hier gilt, dass ein Vergleich mit den Daten, die morgen veröffentlicht werden weitere Indizien darauf liefern könnten, ob sich der Erdstoß kurzfristig auf die Aktivität auswirkte.