Vulkan Ol Doinyo Lengai – Studie zum Magmensystem

Neue Studie zum Ol Doinyo Lengai kommt dem Fördersystem auf die Spur

Der Vulkan Ol Doinyo Lengai ist einer der faszinierendsten Vulkane der Welt, fördert er doch eine außergewöhnliche Natriumkarbonatische Schmelze die rezente (aktuell) nur von diesem Vulkan gefördert wird. Außerdem erhebt er sich vom Grund des Ostafrikanischen Rift Valleys aus, einer Region die man ohne zu übertreiben als eine der spektakulärsten Naturlandschaften des afrikanischen Kontinents beschreiben kann. Last, but not least, ist der Ol Doinyo Lengai der heilige Berg der Masai und nur mit einigem Aufwand zu besteigen. Daher ist der Vulkan bis vor wenigen Jahrzehnten nur ansatzweise erforscht gewesen. Das ändert sich in den letzten Jahren zunehmen, da vor allem britische und amerikanische Forscher dort einige Instrumentennetzwerke installierten. Die Studie von Forschern vom Virginia Tech in den USA über die ich berichten möchte, greift auf Daten von 6 bodengestützten GNSS Stationen zurück, mit deren Hilfe Bodendeformationen gemessen wurden. Sie waren zwischen 2016 und 2021 in Betrieb und um den Vulkan herum verteilt. Diese Daten wurden mit InSAR-Messungen (Interferometric Synthetic Aperture Radar) aus dem gleichen Zeitraum verglichen und durch die Umkehrung jedes Datensatzes abgeglichen. Mittels InSAR-Messungen, die von Satelliten aus gemacht werden, lassen sich ebenfalls geringste Bodendeformationen registrieren. Die so erhaltenen Deformationsmuster waren allerdings nicht einfach zu interpretieren gewesen. Die Autoren der Studie meinten, dass läge and er komplexen Tektonik der Region. Das Riftvalley ist ein über 6000 km langer Grabenbruch, an dem sich die Erdkruste öffnet und durch Dehnung ausgedehnt wird. Der Lengai liegt am Boden des südlichen Zweig des Ostafrikanischen Grabens und ist von weiteren Vulkanen umgeben, die aber als inaktiv oder ruhend eingestuft werden. Die Messungen zeigten, dass es eine Zone mit Subsidenz infolge von Deflation gibt, die oberflächennahe östlich des Vulkans Ol Doinyo Lengai liegt. Das Gebiet mit der Bodenabsenkung befindet sich zugleich südwestlich des ruhenden Vulkans Gelai. Die Forscher gehen davon aus, dass die Bodensenkung durch Deflation (Abfluss) von Magma verursacht wird und somit die Lage eines Magmenkörpers widerspiegelt. Die Tiefe des Magmenkörpers wurde relativ zum Krater des Vulkans Ol Doinyo Lengai ermittelt und in ungefähr 3,5 km Tiefe ausgemacht. Die Forscher fassen ihre Ergebnisse so zusammen, dass der Ol Doinyo Lengai von einem versetzten Multi-Reservoir-System gespeist werden könnte, das ein flaches Magma-Reservoir (<5 km) östlich von Ol Doinyo Lengai umfasst, das möglicherweise mit einem tieferen Magma-Reservoir verbunden ist.

Abb. 13. Eine konzeptionelle Modellgeometrie des Magmakanalsystems des Ol Doinyo Lengai, basierend auf dieser Arbeit (Ntambila Daud, D. Sarah Stamps und weitere) und früheren Studien (Petibon et al., 1998; Calais et al., 2008; Biggs et al., 2009, Biggs et al., 2013; Roecker et al., 2017; Reiss et al., 2021, Reiss et al., 2022).

Vielleicht liefert dieses multiple Reservoir-System einen neuen Erklärungsansatz für die Einzigartigkeit der Lava, die am Ol Doinyo Lengai austritt. Die Schmelze könnte durch einen langem Reifungsprozess in verschiedenen Magmenkörpern entstehen und sich als Residual-Schmelze in dem Magmenkörper sammeln, der seitlich versetzt zum Vulkan liegt.

Interessant ist auch der Umstand, dass es am Fuß des Ol Doinyo Lengais mehrere Seitenkrater gibt, die zum Teil als Maare interpretiert werden. Eine Reihe von Kratern liegen auch in dem Bereich zwischen Lengai und Gelai, in dem die Studie den seitlich versetzten Magmenkörper vermutet. Vielleicht wurden die Eruptionen dieser Krater direkt von so einem flachliegenden Magmenkörper verursacht. Vor allem die Maare könnte aus phreatomagmatischen Eruptionen hervorgegangen sein, bei denen Schmelze aus diesem oder einem vergleichbaren Magmenköper mit Grundwasser reagierte und starke Explosionen auslöste.

(Quelle: https://doi.org/10.1016/j.jvolgeores.2023.107821)

Vulkan Suwanose-jima – News vom 20.06.23

Staat: Japan | Koordinaten: 29.64, 129.72 | Aktivität: Vulcanianisch

Ascheeruptionen und erhöhte Seismizität am Suwanose-jima

Der japanische Inselvulkan eruptiert mehrmals am Tag Vulkanasche. Die Eruptionswolken erreichen eine Höhe von 2100 m und driften in Richtung Süden. Sie lösen beim VAAC Warnungen für den Flugverkehr aus. Der Vulkan ist seit Monaten praktisch daueraktiv und legt nur kurze Verschnaufpausen ein. Seit Mitte Juni ist die Seismizität signifikant erhöht. Das JMA registriert um die 150 vulkanotektonischen Erdbeben pro Tag. In den letzten drei Monaten lag der Durchschnitt bei etwa 10 täglichen Erschütterungen. Auch der vulkanische Tremor ist deutlich erhöht. Hier zeigen die Histogramme seit dem 12. Juni mehrere Tremorphasen. Ein Spitzenwert wurde am 16. Juni erreicht als 10 Tremorphasen registriert wurden. Aufgrund des schlechten Wetters im südlichen Japan geben die Livecams nichts her.

Die Vulkanologen vom JMA brachten heute ein Bulletin mit den aktuellsten Beobachtungen heraus, dass die Ereignisse bis 15 Uhr Lokalzeit berücksichtigt. Sie bestätigten eine Aktivitätszunahme des Vulkan und registrierten heute bereits 22 Explosionen. Die Aktivitätssteigerung begann parallel zur Zunahme der Seismizität. Die Eruptionen finden im Otake-Krater (auch Ontake Krater genannt) statt. Vulkanische Bomben und Blöcke erreichen eine Höhe von 1300 m über dem Krater und fliegen bis zum Mitake-Krater.

Der Alarmstatus steht auf „2“ und die Vulkanologen schließen nicht aus, dass er bei weiterer Steigerung der Aktivität auf „3“ erhöht wird. Die Besteigung des Vulkans ist bereits eingeschränkt und man darf das Kratergebiet nicht betreten.

Die Vulkaninsel Suwanose-jima liegt im Ryukyu-Archipel, ganz im Süden Japans. Der Gipfel des fast 800 m hohen Stratovulkan setzt sich aus vier Kratern zusammen. Der Otake-Krater liegt in einer hufeisenförmigen Caldera, die zum Meer hin offen ist. Er ist überwiegend explosiv aktiv und eruptiert andesitische Lava. Die Explosionen beeindruckten die Insulaner so sehr, dass sie im Krater einen wütenden Gott vermuteten: O-take bedeutet soviel wie „Götterberg“.