Großer Bergsturz in den Alpen – News vom 12.06.23

Gewaltiger Bergsturz am Südlichen Fluchthorn löst Erdbeben und Katastrophenstimmung aus

Am Südlichen Fluchthorn bei Galtür in Tirol kam es gestern zu einem gewaltigen Bergsturz, bei dem der Berg einen Teil seines Gipfels verlor. Das Ereignis manifestierte sich gegen 15.30 Uhr und wurde auf Video festgehalten. Bei dem Bergrutsch scherte ein Teil der oberen Nordwestflanke des Südlichen Fluchthorns ab; sogar das Gipfelkreuz wurde mitgerissen und stürzte zu Tal. Der Bergsturz verursachte eine 2 km lange Gerölllawinen und einen Sturzbach, der Richtung Tal floss.

Obwohl es sich um ein gewaltiges Ereignis handelte, gab es keine Schäden an Infrastruktur, noch scheinen Personen betroffen gewesen zu sein. Von daher handelt es sich eher um ein Naturphänomen als um eine Naturkatastrophe. Bergstürze und Hangrutschungen gibt es schon seit Anbeginn der Gebirgsbildung und zählen zu normalen geologischen Prozessen. Dennoch wird angenommen, dass der Bergrutsch im Zusammenhang mit dem anthropogen verursachten Klimawandel steht, denn die Gipfel des betroffenen Bergmassivs sind fast 4000 m hoch und liegen damit in der Permafrostzone der Alpen, die oberhalb von 3000 m liegt. Normalerweise ist hier der Boden das ganze Jahr gefroren. Dies gilt auch für das Wasser in Felsklüften. Durch die globale Erwärmung verschiebt sich die Höhe der Permafrostregion und das Tauen der Böden und Gesteinsklüfte kann Berghänge destabilisieren und zu Bergstürzen führen.

Erst im letzten Monat wurde in den Schweizer Alpen der Ort Brienz bei Graubünden evakuiert, weil sich hier ebenfalls ein massiver Bergsturz anbahnt.

Erschütterungen vom Bergsturz als Erdbeben registriert

Natürlich können auch andere Ereignisse Bergstürze auslösen. Hierzu zählen Erdbeben. Dass veranlasste mich einmal dazu, beim EMSC zu checken, ob es in den Alpen ein Erdbeben gab. Tatsächlich war es so, denn zeitgleich mit dem Bergsturz wurde ein Erbeben der Magnitude 2,2 am Fluchthorn registriert. Es hat eine negative Tiefenangabe und manifestierte sich in 2 km Höhe, also im Bergmassiv. Ich vermute, dass nicht das Erdbeben den Bergsturz auslöste, sondern dass die Erschütterungen die vom Bergsturz  stammten, als Erdbeben registriert wurden.

Auf der Shakemap erkennt man auch, dass es vorher ein schwaches Erdbeben südlich des Fluchthorns gab, aber ob diese Erschütterung den Bergsturz triggerte ist unwahrscheinlich.

Kilauea mit neuem Lavasee – News vom 12.06.23

Im Halema’uma’u-Krater des Kilauea hat sich ein neuer Lavasee gebildet

Der Kilauea auf Hawaii ist weiterhin aktiv und eruptiert innerhalb des Halema’uma’u-Kraters. Nachdem wir in den ersten Eruptionstagen einen sekundären Lavasee bewundern konnten, der aus sich überlappenden Lavaströmen bestand, hat sich inzwischen im Westteil des Kraters wieder ein echter Lavasee mit eigenständiger Zirkulation gebildet. Auf den LiveCam-Aufnahmen sieht es so aus, als würde er wieder an der gleichen Stelle sitzen, wie es in den vorangegangenen Eruptionsphasen der Fall war. Darüber hinaus sind aber noch weitere Förderschlote aktiv, die sich vor allem im südwestlichen Bereich des Kraterbodens befinden. Der Schlot in der Kraterwand des gleichen Sektors ist ebenfalls noch aktiv. Die ausströmende Lava sammelt sich am Kraterboden und bildet eine hufeisenförmige Struktur.

Seitdem der Kraterboden während der Leilani-Eruption kollabierte und um mehrere Hundert Meter abgesackt war, haben die Eruptionen innerhalb des Kraters diesen mit einer 395 m mächtigen Füllung aus Lava versehen.

Das HVO schreibt in seinen täglichen Updates, dass es noch zur Bildung von Lavafontänen kommt, die eine Höhe von bis zu 9 m erreichen. Die Schwefeldioxid-Emissionen wurden zum letzten Mal am 10. Juni gemessen und beliefen sich auf 8900 Tonnen am Tag.

Die Seismizität hat nach dem Einsetzen der Eruption stark abgenommen und es werden täglich um die 20 vulkanisch-bedingten Erdbeben registriert. Auf dem Seismogramm erkennt man einen schwachen Tremor, der von den Bewegungen der Magma im Untergrund verursacht wird. Es findet eine mäßige Subsidenz statt: es wird also mehr Lava gefördert, als an Magma im Untergrund aufsteigt.

Die Aktivität an den beiden Rifts im Osten und Südwesten des Vulkans beleibt gering. Vereinzelte Erdbeben manifestieren sich am unteren Südwestrift bei Pahala und weiter östlich an der Küste. Sie stehen sehr wahrscheinlich mit Magmenaufstieg in Verbindung. Hier steigt die Schmelze auf, die sich in Magmenköpern unter den beiden Vulkanen Kilauea und Mauna Loa akkumuliert. Am Mauna Loa gibt es Mikroseismizität und eine Bodenhebung, die vom HVO als schwach beschrieben wird. Leider werden nur noch die Tagescharts der Bodenhebung aktualisiert, so das der längerfristige Trend nicht klar ersichtlich ist.

Vulkan Mayon mit Lavastrom – News vom 12.06.23

Domwachstum generiert Lavastrom am Mayon

Staat: Philippinen | Koordinaten: 13.25123.68 | Aktivität: Dom

Auf der philippinischen Insel Luzon ist der Mayon weiter effusiv aktiv und baut an seinem Lavadom. Mittlerweile ist es so groß, dass er über den Kraterrand hinauswächst und einen kurzen zähflüssigen Lavastrom generiert. Von seiner Front gehen ständig glühende Schuttlawinen ab.  Auf lange belichteten Aufnahmen sieht es dadurch aus, als wäre der Lavastrom deutlich länger als er tatsächlich ist. Sobald sich größere Blöcke von der Lavafront lösen, können sie fragmentieren und pyroklastische Ströme entstehen lassen. In den letzten 24 Stunden passierte dies dreimal. Bis jetzt sind die pyroklastischen Ströme noch vergleichsweise klein gewesen, doch mit fortschreitendem Domwachstum könnte sich das bald ändern. Dann reicht auch die 6 km Sperrzone nicht mehr aus, die um den Krater verhängt wurde. Aus der unmittelbaren Gefahrenzone wurden mehr als 10.000 Menschen evakuiert. Sie siedeln dort, obwohl es generell verboten ist. Doch Armut und Bevölkerungsdruck lassen ihnen keine andere Wahl.

Richtig gefährlich wird es, wenn sich der Charakter der Eruption ändern sollte und es zu Explosionen kommen sollte. Diese entstehen oft, wenn Wasser ins Spiel kommt. Beim letzten Ausbruch 2018 kam es in einem späteren Eruptionsstadium zu Paroxysmen.

Die Vulkanologen von PHILVOLCS meldeten neben den drei erwähnten Dichteströmen 260 Steinschlag-Ereignisse innerhalb von 24 Stunden. Außerdem zog auch die Seismizität an und es wurden 21 vulkanotektonische Erdbeben festgestellt. Der Schwefeldioxid-Ausstoß zog an und betrug 642 Tonnen am Tag.

Im Augenblich ist die Sicht auf den Vulkan in den Morgenstunden noch recht gut, doch im Juni beginnt die Regenzeit auf den Philippinen, so dass sich die Sichtbarkeit des Vulkans bald ändern kann. Wenn es zu starken Regenfällen kommen sollte, dann muss man mit phreatischen Eruptionen und Lahars rechnen.


Taal mit starken Schwefeldioxid-Ausstoß

Staat: Philippinen | Lokation: 14.002; 120.99 | Aktivität: Fumarolisch

Mit dem Taal-Vulkan steht ein weiterer Feuerberg der Philippinen in den News. Der Schwefeldioxid-Ausstoß ist deutlich erhöht und betrug gestern 6.884 Tonnen am Tag. Im Kratersee von Volcano Island wurden starke Turbulenzen beobachtet. Dampf stieg bis zu 1200 m hoch auf. Es wurden 11 vulkanotektonische Erdbeben registriert. Im Westen der Insel gibt es Inflation infolge von Magmenintrusion.