Katla mit Schwarmbeben – News vom 24.06.23

Schwarmbeben unter isländischem Vulkan Katla

Datum 24.06.23 | Zeit: 08:11:50 UTC | 63.626 ; 19.175 | Tiefe: 0,1 km | Mb 3,8

Heute Morgen manifestierte sich unter dem subglazialen Vulkan Katla ein Schwarmbeben. Die beiden stärksten Erschütterungen hatten die Magnituden 3,8 und 3,3. Die Hypozentren lagen in nur 100 m Tiefe. Die Epizentren wurden 4.0 km und 5,9 km südöstlich von Goðabunga lokalisiert.

Innerhalb von 48 Stunden zeichnete IMO 40 Erdbeben im Bereich der Katla auf. Die große Caldera liegt unter dem Gletscher Myrdalsjökull. Es war eines der intensivsten Schwarmbeben der letzten Monate in diesem Bereich von Island.

Isländische Spezialisten rechnen schon seit langem mit einem Vulkanausbruch der Katla, da sie statistisch überfällig ist und es Phasen erhöhter Seismizität gibt. Unmittelbar scheint aber kein Ausbruch bevorzustehen, auch wenn das aktuelle Schwarmbeben ein Indiz für Fluidbewegungen unter dem Vulkan sein kann. Doch unmittelbar vor einer Eruption würde ich starke Schwarmbeben mit hunderte, wenn nicht sogar tausende Erdbeben pro Tag erwarten, so wie wir sie vor den letzten großen Eruptionen auf Island gesehen haben. Neben den Schwarmbeben bedarf es auch einer signifikanten Bodenhebung im Bereich der Caldera, die aktuell aber nicht zu beobachten ist.

Generell gibt es auf Island momentan nur einen Vulkan, der eine signifikante Bodenhebung aufweiset und das ist die Askja-Caldera. Hier hob sich der Boden um bis zu 60 cm. Der Fagradalsfjall zeigt eine kleine Bodenhebung von 2 cm. Außerdem nahm hier in den letzten Wochen die Seismizität etwas zu, aber auch hier wird es noch dauern, bis es vielleicht wieder zu einem neuen Ausbruch kommen wird.

Einen Gletscherlauf, der von der Katla ausgeht, gibt es aktuell nicht. Dafür wurde am 21. Juni ein Gletscherlauf im Fluss Fremri Emstruá gemeldet, der vom kleineren Gletscher Entujökull ausging. Der Fluss fließt zwischen Landmannalaugar und Þórsmörk entlang.

Update 25.06.23: Nachts ereigneten sich weitere Erdbeben unter der Katla. Mehrere Erdbeben hatten Magnituden im 2er-Bereich. Das Stärkste brachte es auf Mb 2,9 und lag ebenfalls in nur 100 m Tiefe.

Vulkan-News 24.05.23: Klyuchevskoy

Strombolianische Eruptionen am Klyuchevskoy bestätigt

Bereits vor 2 Tagen spekulierte ich über strombolianische Eruptionen am russischen Vulkan Klyuchevskoy, der im Zentrum der sibirischen Halbinsel Kamtschatka liegt. Gründe der Spekulationen waren eine thermische Anomalie die von MIROVA gemeldet wurde und ein kleiner Lichtpunkt am Gipfel des Vulkans, der auf einem Livecambild zu sehen war. Inzwischen bestätigte das zuständige Observatorium die Aktivität des Vulkans und lieferte auch ein Livecambild, auf dem eine strombolianische Eruption zu sehen ist. Auch heute konnte ich wieder Leuchterscheinungen auf der Cam beobachten. MIROVA detektiert eine moderate Wärmestrahlung mit 12 MW Leistung. Auf einem Sentinel-Foto von gestern kann man eine thermische Anomalie im Infrarotspektrum sehen. Gegenüber der initialen Eruptionsphase scheint die Aktivität deutlich nachgelassen zu haben. Der aktuelle Eruptionsverlauf erinnert an die letzte Phase strombolianischer Eruptionen im November 2022. Diese Episode dauerte nur wenige Tage und größere Eruptionen blieben aus.

Der Klyuchevskoy ist nicht der einzige aktive Vulkan auf Kamtschatka. In Sichtweite liegt der Shiveluch, von dem VONA-Meldungen vorliegen. Demnach stiegen gestern Aschewolken auf, die eine Höhe von 4600 m erreichten und nach Südwesten drifteten. Diese Aschewolken stammten allerdings nicht von aktuellen Eruptionen, sondern von älteren Ablagerungen, die durch starken Wind aufgewirbelt wurden. Auf einem Sentinel-Thermalbild erkennt man nur einige wenige Hotspots. Das Domwachstum scheint eher gering zu sein und Explosionen bleiben aus.

Kamtschatka ist eine Region mit intensivem Vulkanismus. Hier treffen zwei tektonische Platten aufeinander, was zu einer Reihe von aktiven Vulkanen führt. Die vulkanische Aktivität in Kamtschatka ist geprägt von regelmäßigen Ausbrüchen und einer Vielzahl von vulkanischen Formen wie Schichtvulkanen, Domen und Calderen. Die Region beherbergt mehr als 150 Vulkane, darunter der oben genannte Klyuchevskaya Sopka, der höchste Vulkan Russlands. Die reiche vulkanische Aktivität zieht Wissenschaftler und Abenteurer gleichermaßen an und macht Kamtschatka zu einem faszinierenden Ziel für Vulkanologen und Naturliebhaber.


Weitere Meldungen:

Mayon mit langsamen Domwachstum

Auf den Philippinen ist der Mayon weiterhin aktiv und fördert einen Lavadom, von dem zwei zähe Lavaströme ausgehen. Sie fließen in den Schluchten von Mi-isi und Bonga und sind 2,5 km und 1,8 km lang. Gestern gingen 308 Steinschläge bzw. Schuttlawinen ab. Sie legten Strecken von bis zu 3,3 km zurück. Es entstand ein pyroklastischer Dichtestrom. Vulkanasche stieg mehrere 100 Meter hoch auf. Der Schwefeldioxid-Ausstoß betrug 744 Tonnen am Tag. Die Warnstufe bleibt auf „3“.


Popocatepetl mit weiteren Eruptionen

Der mexikanische Vulkan Popocatepetl ist weiter aktiv und fördert Vulkanasche bis auf 6700 m Höhe. Sie driftet in Richtung Südwesten. Aufnahmen zeigen, dass auch glühende Tephra gefördert wird. CENAPRED berichtete gestern von 2 Explosionen, 58 Asche-Dampf-Exhalationen und 189 Minuten Tremor. Der Vulkan ist wieder auf dem Aktivitätsniveau, wie vor seiner Steigerung Anfang Mai. Damals wurden bereits die ersten Evakuierungen angeordnet, weil man eine Eskalation der Situation befürchtete.

Erdbeben-News 24.06.23: Atlantik

Erdbeben Mw 5,6 im Atlantik

Datum 23.06.23 | Zeit: 21:48:25 UTC | 45.04 N ; 28.05 W | Tiefe: 10 km | Mw 5,6

Am Nördlichen Mittelatlantischen Rücken manifestierte sich gestern ein Erdbeben der Magnitude 5,6. Der Erdbebenherd wurde in 10 km Tiefe ausgemacht. Das Epizentrum wurde 662 km nördlich von Santa Cruz da Graciosa (Azoren, Portugal) verortet. Das Erdbeben war das Hauptbeben einer Serie aus elf Erschütterungen am Mittelatlantischen Rücken. Das schwächste gemeldete Beben hatte eine Magnitude von 4,3. Die Magnituden von vier Erschütterungen lagen im 5er-Bereich. Sie zeugen von der Divergenz am Mittelatlantischen Rücken, jener Plattengrenze, an der sich Nordamerika und Europa voneinander entfernen. Am Südlichen Mittelatlantischen Rücken sind es Südamerika und Afrika, die durch die Öffnung des Atlantiks auseinanderdriften.

Erdbeben an divergenten Plattengrenzen erreichen normalerweise nicht so hohe Magnituden wie Erschütterungen entlang von Subduktionszonen, wo sich die stärksten Erdbeben des Planeten ereignen. Divergente Plattengrenzen gibt es nicht nur im Atlantik oder in anderen Ozeanen, sondern auch mitten in Kontinenten. Driften Ozeane auseinander, dann bilden sich die Ozeanischen Rücken. Inmitten von Kontinenten öffnen sich Rifts. Eines der bekanntesten Riftsysteme ist das des Ostafrikanischen Grabenbruchs, wo sich ein Teil Afrikas vom Hauptkontinent abspaltet.

Eines der stärksten Erdbeben am Mittelatlantischen Rücken ereignete sich im Jahr 2008 vor der Küste von Island. Das Erdbeben hatte eine Magnitude von etwa 6,3 und verursachte keine größeren Schäden. Im Vergleich dazu manifestierten sich die stärksten Erdbeben der Welt an Tiefseegräben vor Chile, Japan, Sumatra oder Alaska. Dort gab es Erschütterungen mit Magnituden im 9er-Bereich, die große Katastrophen verursachten und tausende Menschen das Leben kosteten.

Die aktuellen Erdstöße lagen fast 700 km nördlich der Azoren. Die Aktivität der Vulkane dort könnte von starken Erdbeben beeinflusst werden. Meiner Meinung nach waren die Beben aber etwas zu schwach, um sich auf dieser Entfernung auf die Vulkane auszuwirken.

Vulkan Ubinas am 24.06.23

Peruanischer Vulkan Ubinas beginnt mit neuen Eruptionen

Gut 4 Jahre ist es her, dass der Ubinas zuletzt eruptierte. Nun meldet das zuständige Observatorium INGEMMET, dass der Vulkan mit neuen Eruptionen begonnen habe. Bis jetzt gibt es hauptsächlich bis zu 1000 m hohe Asche-Emissionen, die aus dem Gipfelkrater in 5672 m Höhe aufsteigen. In einem Statement des peruanischen Zivilschutzes heißt es, dass es in den nächsten Tagen explosive Eruptionen geben könnte, die Vulkanasche über zwei Kilometer hoch aufsteigen lassen. Im unmittelbaren Gefahrenbereich des Vulkans leben über 1700 Menschen, die im Falle einer Aktivitätssteigerung evakuiert werden müssen. Dieser Personenkreis wurde dazu aufgefordert, sich auf entsprechende Maßnahmen vorzubereiten.

Bereits seit Mitte Mai deuten die geophysikalischen Parameter an, dass sich der Ubinas auf eine Eruption vorbereiten könnte. Die Seismizität steigerte sich signifikant. Vorher wurden täglich um 10 vulkanische Erdbeben registriert, gestern waren es mehr als 100 Erschütterungen. Am Donnerstag wurde der Spitzenwert von 160 Beben erreicht. Die Beben setzten sich überwiegend aus langperiodischen Erdbeben und vulkanotektonischen Beben zusammen, die direkt mit Magmenbewegungen im Untergrund zusammenhängen. Außerdem wurde eine leichte Bodenhebung von 2 mm registriert. Der Schwefeldioxid-Ausstoß verdoppelte sich von 400 auf 800 Tonnen pro Tag.

Die Messwerte zeigen zwar deutlich, dass sich magmatische Fluide unter dem Vulkan sammeln, deuten meiner Meinung nach jedoch noch nicht auf eine wirklich starke Eruption hin. Vielmehr steht man noch am Beginn einer Aufheizungsphase, die langfristig zwar zu starken Eruptionen führen kann, jetzt aber noch nicht wirklich Grund zur Beunruhigung liefert.

Tatsächlich stehen die geophysikalischen Daten bei der peruanischen Bergbaubehörde online, doch seitdem die Website teilweise neu gestaltet wurde, sind diese nicht einfach zu finden. Ich habe die dortige Vulkanseite direkt aus der Liste der Observatorien verlinkt. Dort gibt es auch eine Webcam.

Aktivität am Sabancaya

Auf der Website findet man nun auch Daten zum zweiten aktiven Vulkan in Peru. Gemeint ist der Sabancaya. Auch dort zeigen die Messwerte einen ansteigenden Trend. Seit April hob sich der Boden um 5 Millimeter. Der Schwefeldioxid-Ausstoß stieg in den letzten 2 Wochen deutlich an und belieft sich zu Spitzenzeiten auf 14.000 Tonnen am Tag. Interessanterweise verhielt sich die Höhe der Aschewolken umgekehrt proportional dazu und betrug an einigen Tagen nur 500 m über Kraterhöhe anstatt der üblichen 1500 m. Doch das könnte auch starkem Wind geschuldet gewesen sein, der die Eruptionswolken niederdrückte.