Vulkan Shindake mit Erdbeben – News vom 27.06.23

Erhöhte Erdbebenaktivität am japanischen Vulkan Shindake löst Ausbruchswarnung aus

Die Japanische Meteorologiebehörde (JMA) erhöhte die Warnstufe des Vulkans Shindake auf Stufe „2“, da eine erhöhte Seismizität Sorge vor einem möglichen Vulkanausbruch schürt. Der Mount Shindake liegt auf der Vulkaninsel Kuchinoerabujima, die ihrerseits im Norden des südjapanischen Ryukyu-Archipels liegt und zur Präfektur Kagoshima gehört.

Die Erhöhung der Warnstufe bedingt ein Aufstiegsverbot zum Vulkankrater. Innerhalb von einem 1 km Radius um den Krater darf man sich nicht aufhalten. Zuvor galt die Alarmstufe „1“, während der erhöhte Wachsamkeit geboten war, aber noch keine Aufstiegsbeschränkungen galten.

Grund für die Erhöhung der Warnstufe war eine deutliche Zunahme der Seismizität unter dem Vulkan. Seit dem 17. Juni wurde gut 100 vulkanotektonische Erdbeben registriert, die durch Gesteinsbruch infolge von Fluidbewegungen ausgelöst wurden. Bei dem Fluid handelt es sich wahrscheinlich um Magma, das sich nun in einem Magmenkörper akkumuliert.

Die japanischen Vulkanologen befürchten, dass sich ein Ausbruch vergleichbar der letzten größeren Eruption des Vulkans im Jahr 2015 ereignen könnte. Damals entstand ein pyroklastischer Strom, der auf die Hauptsiedlung der Insel zuhielt. Damals wurde die Insel komplett evakuiert.

Kleinere Eruptionen ereigneten sich im Jahr 2019. Auch damals fürchtete man sich vor größeren Ausbrüchen. Die Insel wurde bereits im Vorjahr evakuiert, da erhöhte Seismizität festgestellt wurde. Damals lebten 147 Menschen auf der Insel. Sie besteht im Wesentlichen aus 3 jungen Stratovulkanen, von denen der Shindake am aktivsten ist.

Die Insel liegt wenige Kilometer südlich der große submarinen Kikai-Caldera, die im Jahr 2018 für Schlagzeilen sorgte, weil man am Meeresgrund einen Lavadom entdeckte. Sollte sich dieser Vulkan reaktivieren, dann könnten große Unterwassereruptionen erfolgen.

Weiter nördlich liegt der Sakurajima, der zuletzt vergangene Woche in den VONA-Meldungen des VAAC vertreten war. Heute gab es Meldungen vom Inselvulkan Suwanose-jima, der südlich der Insel Kuchinoerabujima liegt. Aschewolken erreichten eine Höhe von 2500 m und drifteten in südöstliche Richtung.

Erdbeben unter Katla – News vom 27.06.23

Weitere Beben erschüttern Calderavulkan Katla auf Island

Datum 27.06.23 | Zeit: 07:42:31 UTC | 63.635 ; -19.181 | Tiefe: 0,1 km | Mb 3,6

Unter der großen subglazialen Caldera Katla, die vom Gletscher Myrdalsjökull bedeckt ist, finden weiterhin viele Erdbeben statt: innerhalb von 48 Stunden registrierte IMO 62 schwache Erschütterungen im Bereich der Caldera. Das stärkste Einzelbeben hatte heute eine Magnitude von 3,6 und ein Hypozentrum in 0,1 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 3.4 km östlich von Goðabunga lokalisiert. Zuerst wurde eine Magnitude von 2,7 angegeben, der der Wert wurde gerade korrigiert.

Generell liegen die Erdbebenherde der meisten Erschütterungen recht flach und werden oftmals nur wenige hundert Meter unter dem Meeresspiegelniveau ausgemacht. Spekulativ ist, dass die Beben mit Eisbruch des Gletschers in Verbindung stehen. Obwohl Eisbruch erdbebenähnliche Erschütterungen auslösen kann, würde ich vermuten, dass solche Beben oberhalb des eisbedeckten Erdbodens stattfinden und dass die Tiefenangaben dann negative Vorzeichen hätten, so wie es z.B. bei Tiefenangaben der Erdrutschungen in den Alpen der Fall ist. Außerdem bricht typischerweise meistens das Eis am Rand von Gletschern und nicht in deren Mitte, die Beben konzentrieren sich allerdings im Bereich der Caldera, im Zentrum des Gletschers. Wenn es hier Eisbewegungen gibt, dann stehen sie wahrscheinlich mit Schmelzprozessen im Zusammenhang, die von der Hitze subglazialer Fumarolen erzeugt werden. Generell können die Erdbeben infolge von magmatischen Fluidbewegungen entstehen. Darüber hinaus gibt es auch Erdbeben in größeren Tiefen, die in Regionen stattfinden, die für vulkanotektonische Erdbeben typisch sind. Eine signifikante Bodendeformation erfassen die Messinstrumente z.Z. nicht.

Die Katla-Caldera ist ca. 13.000 Jahre alt und entstand infolge einer gewaltigen plinianischen Eruption, bei der sich die Magmakammer entleerte und einsackte. Der jüngste Vulkanausbruch ereignete sich im Jahr 1918. Damals kam es zu Gletscherläufen, die große Zerstörungen in den umliegenden Siedlungen verursachten. Statistisch gesehen ist die nächste Eruption überfällig. Insbesondere seit dem Flugchaos, das 2010 durch den benachbarten Gletschervulkan Eyjafjallajökull verursacht wurde, zeigt man sich auch im fernen Europa besorgt und achtet auf jede Regung der Katla.

Schwarmbeben bei Reykjanes

Nicht nur unter der Katla bebte es in den letzten Tagen, sondern auch vor der Südwestspitze der Reykjanes-Halbinsel. Hier gab es einen Erdbebenschwarm in mittleren Tiefen, der sich bei Reykjanestá manifestierte. Im gesamten Gebiet der Halbinsel wurden innerhalb von 2 Tagen 100 Erschütterungen registriert. Zahlreiche Beben wurden auch im Bereich vom Fagradalsfjall ausgemacht.

Vulkan Semeru am 27.06.23

Pyroklastischer Strom am Semeru auf Java

Gestern Abend um 19:10 Uhr Lokalzeit ging am Semeru ein pyroklastischer Strom ab. Er legte eine Strecke von 5 km zurück und glitt in Richtung Besuk Kobokan über die Südostflanke des Vulkans. Der Dichtestrom entstand, als es an der Front des Lavastroms, der vom Dom ausgeht und durch die Scharte in der Kraterwand fließt, kollabierte. Das Ereignis kam nicht überraschend, denn es war bereits in den letzten Tagen zur Bildung kleinerer pyroklastischer Ströme gekommen. In meinem letzten Update wies ich bereits darauf hin, dass sich das Gefahrenpotential erhöht hat, da der Dom verstärkt wächst und es zu weniger strombolianischen Explosionen kommt. Der Eruptionscharakter hat sich verschoben und tendiert mehr in Richtung effusiver Eruption. Gestern wurden nur 17 explosive Eruptionen registriert. weiterhin wurden 12 Tremorphasen detektiert. Das Seismische Signal des pyroklastischen Stroms dauerte 633 Sekunden.

Die Warnstufe „3“ wird aufrechterhalten, aber bedauerlicherweise nicht verstärkt. BPBD-Sprecher Lumajang Rosyid erklärte gegenüber der lokalen Presse, dass sich die Bewohner der Region Besuk Kobokan dem Vulkan nicht nähern sollten. Die Sicherheitsentfernung beträgt 13 km. Insbesondere soll man die Täler und Flussläufe im Südosten des Vulkans meiden. Hier sind in den letzten Jahren immer wieder pyroklastische Ströme abgegangen, die bewohntes Gebiet erreichten. Besonders gefährdet sich die Sandschürfer, die Schotter und Sand in den Flusstälern am Vulkan abbauen.

Der Abgang des pyroklastischen Stroms wurde von einer Überwachungskamera aufgenommen. Auf einem Screenshot ist zu erkennen, dass der Dichtestrom aus einer tief hängenden Wolkendecke hervorbrach und die Basis des Vulkankegels erreichte. Solche Situationen sind besonders gefährlich, da praktisch keine Zeit zur Flucht bleibt, wenn man den Dichtestrom erst bemerkt, wenn er aus den Wolken angeschossen kommt. Generell ist es schwierig vor pyroklastischen Strömen zu flüchten. Wenn man nur in Ausläufern der Glutwolke gerät, können ggf. dicke Steinmauern eines soliden Gebäudes schützen. Bestenfalls bleiben nur Minuten, um sich in Sicherheit zu bringen.