Karymsky: Update 09.11.20

Seit gestern eruptiert der Karymsky auf Kamtschatka (Russland) wieder Aschewolken. Das VAAC brachte 4 VONA-Warnungen für den Flugverkehr heraus. Vulkanasche wurde in 6000 m Höhe detektiert. Die Asche driftete in nordöstlicher Richtung. Mit weiteren Eruptionen des entlegenen Vulkans ist zu rechnen.

In der Literatur wird der Karymsky oft als der aktivste Vulkan Kamtschatkas aufgeführt. Das galt bis 2016. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Vulkan dauerhaft aktiv und eruptierte mehrmals täglich. Das hat sich inzwischen allerdings signifikant geändert. Inzwischen ist der Karymsky phasenweise aktiv und es kann zu mehrmonatigen Pausen kommen. Konkurrenz macht der Klyuchevskoy, der inzwischen häufiger und stärker eruptiert. Das Bild stammt aus dem Archiv.

Klyuchevskoy weiter aktiv

Ungefähr 120 Kilometer nördlich vom Karymsky liegt der Klyuchevskoy. Er fördert weiterhin einen Lavastrom und ist strombolianisch tätig. Zudem kommt es zur Eruption von Aschewolken. Heute stieg Vulkanasche bis auf einer Höhe von 7000 m ü. N.N. auf. Die Wolken wurden in Richtung Nordost verfrachtet. MIROVA registriert eine Wärmestrahlung mit einer Leistung von 1072 MW. Entgegen früheren Angaben sieht es so aus, als wäre der Lavastrom gut 2 km lang. Das kann man am Maßstab der Satellitenaufnahmen nachmessen.

Merapi: Seismik weiter hoch

Die Seismik am Merapi auf Java (Indonesien) ist weiterhin besorgniserregend hoch. Gestern wurden ca. 530 vulkanisch bedingte Erschütterungen registriert: ein neuer Spitzenwert der aktuellen Phase. Unter den Signalen waren etliche, die von Schuttlawinen und starken Entgasungen hervorgerufen wurden. Die Mehrzahl der Beben ging wieder auf Hybrid-Erdbeben zurück. Es wurden aber auch zahlreiche vulkanotektonische Erdbeben in geringer Tiefe detektiert. Sie stehen direkt mit Magmenaufstieg in Verbindung und werden erzeugt, wenn aufsteigendes Magma Gesteine brechen lässt. Der Dom wächst und täglich steigt die Gefahr größerer Explosionen und/oder Kollaps-Ereignissen, bei denen pyroklastische Ströme generiert werden könnten.

Tonga: Erdbeben Mw 6,2

Die Gegend nördlich des Südsee-Archipels Tonga wurde gestern von einem Erdbeben der Magnitude 6,2 erschüttert. Das Epizentrum befand sich 263 km südwestlich von Apia auf Samoa. Die Tiefe des Erdbebenherdes wird mit 64 km angegeben. Das Beben ereignete sich an einer besonderen Stelle der Pazifischen Subduktionszone zu Australien. Dort macht sie nicht nur einen Bogen: im Jahr 2009 ereignete sich in der Nähe des aktuellen ein Starkbeben der Magnitude 8,2.

Japan: Erdstoß Mw 6,0

Die Volcano-Island-Region wurde gestern von einem Erdbeben der Magnitude 6,0 heimgesucht. Das Epizentrum wurde 1138 km südlich von Yokosuka auf Honshu lokalisiert. Das Hypozentrum lag in 10 km Tiefe. Das Beben ist von Interesse, weil es sich in einer Region mit mehreren Vulkaninseln ereignete. Eine von ihnen ist Nishinoshima, die uns während des Sommers mit ihren Eruptionen hervorragend unterhielt. Das Epizentrum des Bebens lag ca. 150 km westlich von Nishinoshima. Noch bleibt der Inselvulkan allerdings ruhig.

Südliche Shetland-Inseln: Erdstoß Mw 6,0

Ein ähnliches Beben ereignete sich im Bereich der südlichen Shetlandinseln. Dort bebte es mit einer Magnitude von 6,0. Der Erdbebenherd lag 15 km tief. Das Epizentrum befand sich nahe der Drake-Passage, gut 1263 km südöstlich von Punta Arenas in Chile. In der entlegenen Region der Antarktis gab es seit Ende Oktober bereits 19 moderate Erdbeben. Sie hatten Magnituden zwischen 4,0 und 5,5.

Griechenland: Nachbeben bei Samos

In der griechisch-türkischen Erdbebenregion zwischen Samos und Izmir kommt es täglich immer noch zu vielen Nachbeben. Ein Blick auf die Karte zeigt, dass die gesamte Störungszone nördlich von Samos betroffen ist.

Inzwischen wurde die Suche nach etwaigen Überlebenden der Katastrophe eingestellt, die Aufräumarbeiten gehen weiter. Die traurige Bilanz sind 116 Tote.

Nun wurden erste geowissenschaftliche Analysen des Bebens veröffentlicht: das Beben aktivierte eine  37 km lange Störungszone. Der Bodenversatz entlang der Störung betrug bis zu 1,8 m. Die Insel Samos wurde durch das Beben um 18-25 cm angehoben.

Klyuchevskoy: Update 08.11.20

Der russische Vulkan Klyuchevskoy (Kamtschatka) ist weiterhin sehr aktiv. Neben einem Lavastrom fördert er glühende Tephra und zunehmend wieder Vulkanasche. Diese wurde vom VAAC Tokio in einer Höhe von 6000 m ü.N.N. detektiert. Die Aschewolken werden vom Wind in nordöstlicher Richtung verfrachtet. Seit gestern wurden 8 Vona-Meldungen veröffentlicht, die den Flugverkehr vor Vulkanasche warnen. Auf der Livecam lässt sich die Spur des Lavastroms erahnen. Zudem sind die strombolianischen Eruptionen zu sehen. Die glühende Tephra wird mehrere Hundert Meter hoch ausgeworfen. Der Lavastrom ist auf der Südostflanke des Vulkans unterwegs und fließt durch die Apakhonchich-Rinne. Diese ist von der letzten Berghütte am Vulkan aus sichtbar. Im Jahr 2012 verbrachte ich dort 3 Tage, allerdings erhaschte ich nur kurze Blicke auf den Vulkan, da sich dieser in Wolken hüllte.

Merapi: Erste Evakuierungen

Gestern wurden am Merapi die ersten Personen evakuiert. Bei den 133 Leuten handelte es sich um überwiegend ältere Menschen, die nicht in der Lage sind spontan zu flüchten. Letzte Woche wurde der Alarmstatus auf „3“ (orange) erhöht. Grund hierfür war eine signifikante Steigerung der seismischen Aktivität. Gestern wurde diesbezüglich ein neuer Rekord aufgestellt: man registrierte mehr als 500 vulkanisch bedingte Erdbeben. Bei gut 320 Erschütterungen handelte es sich um hybride Erdbeben, die nicht einer einzelnen Erdbebenart zugeordnet werden konnten. Die Signale deuten auf starke Fluidbewegungen im Untergrund hin. Das VAAC erhöhte die Warnstufe für den Flugverkehr sogar auf „rot“ und schreibt, dass jederzeit ein große Explosion möglich ist.

Pacaya: Lavastrom weiter aktiv

In den letzten Tagen ist es medial etwas stiller um den Pacaya geworden, obwohl er weiterhin explosiv und effusiv aktiv ist. Strombolianische Eruptionen fördern glühende Tephra bis zu 200 m über Kraterhöhe. Auf der Südwestseite des Vulkans fließt ein Lavastrom. Er hat eine Länge von 800 m. Allerdings dürfte sich diese Angabe auf den oberirdisch fließenden Teil des Stroms beziehen. Der Lavastrom entspringt einer Tunnelöffnung, die sich schon relativ weit unten auf der Vulkanflanke auftut. Die Front des Strom befindet sich bereits auf halben Weg zwischen dem McKenney-Krater und dem Dorf Patrocinio. Das Satellitenfoto wurde am 05. November aufgenommen. Inzwischen könnte die Situation eine andere sein.

Ätna: Schwarmbeben stärker

Bereits gestern berichtete ich über einen Erdbebenschwarm, der sich heute deutlich stärker präsentiert, als es zuerst den Anschein hatte. SismoWeb (INGV) zeigt heute 53 Erdbeben für den 5. November an. Die meisten Erschütterungen ereigneten sich knapp 2 km südlich des Pizzo Deneri auf der Ätna-Nordseite. Das stärkste Einzelbeben brachte es auf M 3,1 mit einem Hypozentrum in 3,2 km Tiefe. Die Mehrzahl der übrigen Beben wies Magnituden zwischen 1 und 2 auf. Die Hypozentren lagen überwiegend in Tiefen kleiner 5 km. Es handelte sich um den stärksten Erdbebenschwarm der letzten Monate am Ätna. Es ist sehr gut möglich, dass die Beben durch aufsteigendes Magma verursacht wurden. Eine Eruption im oberen Bereich des Valle del Bove, bzw. an der Basis des Nordostkraters ist mittelfristig möglich. Allerdings bewegt sich bekanntermaßen die gesamte Ostflanke des Vulkans und die Beben könnten auch mit tektonischen Prozessen in Verbindung stehen.

Die vulkanische Aktivität des Ätnas wird weiterhin durch strombolianische Eruptionen aus dem Neuen Südostkrater geprägt. Gelegentlich kommt es zu Phasen mit Ascheausstoß. MIROVA registriert seit gestern eine moderate Wärmestrahlung mit einer Leistung um 50 MW.

Am Rande sei bemerkt, dass das INGV auch weitere schwache Erdbeben im Bereich der Lipareninsel Vulcano registrierte. Hier scheint die Seismik langsam zu steigen.

Klyuchevskoy steigert sich

Der Vulkan auf Kamtschatka legte gestern eine beeindruckende Performance hin. Der Ausstoß an Lava steigerte sich. MIROVA registrierte den bisher höchsten Wert an Wärmestrahlung: 1454 MW. Der Lavastrom dürfte somit länger als 1 km geworden sein. Aktuell wird noch eine Leistung von 1000 MW registriert. Auf der LiveCam konnte man große strombolianische Eruptionen beobachten. Heute Morgen wurde dann eine Aschewolke eruptiert. Laut dem VAAC stieg sie bis auf einer Höhe von 6000 m auf.

Villarrica eruptierte

In Chile erzeugte der Villarrica erneut eine kleinere Explosion. SERNAGEOMIN berichtete von einer Aschewolke, die gegen 8 Uhr Morgens eruptiert wurde und gut 350 m über den Krater aufstieg. Die Vulkanologen nutzten das gute Frühlingswetter und unternahmen einen Observierungsflug. Auf dem Schnee um den Krater waren deutlich frische Ascheablagerungen zu sehen. Über einen Lava-Pond, wie man ihn aus früheren Jahren kannte, wurde nichts berichtet.

Asteroid Apophis: Schlägt er doch ein?

Der Asteroid Apophis (auch als 99942 bekannt) geistert nicht nur durch den Weltraum, sondern auch immer wieder durch die Medien. Seit seiner Entdeckung am 19. Juni 2004 verbreitet er immer wieder Schrecken. In diesem Jahrhundert kommt der ca. 350 m große Asteroid der Erde 3 Mal gefährlich nahe. Zunächst wurde eine 2,7 prozentige Wahrscheinlichkeit errechnet, dass Apophis am 13. April 2029 auf der Erde einschlägt. Genauere Bahnberechnungen schließen das mittlerweile aus. Allerdings wird uns der Bolide bei seinem Vorbeiflug so nahe kommen, wie kaum ein anderer Himmelskörper dieser Größe: er soll die Erde in einem Abstand von weniger als 36.000 km passieren und fliegt damit innerhalb der Orbits geostationärer Satelliten. Doch damit ist die Gefahr eines Impact nicht gebannt, denn Apophis wird die Erde noch in den Jahren 2026 und 2068 im geringen Abstand passieren. Ein Einschlag galt mittlerweile auch bei diesen Gelegenheiten als sehr unwahrscheinlich. Doch die Betonung liegt auf „galt“. Neuste Berechnungen haben ergeben, dass der Asteroid abgelenkt wird. Zu diesem Schluss kam das Team um den Astronom David Tholen von der University of Hawaii. David Tholen beobachtete Apophis im Januar und März 2020 vom Mauna Kea Observatorium aus und fand den Asteroid nicht genau dort, wo er laut den Orbital-Berechnungen hätte sein sollen. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass sich die Bahn des Asteroiden bisher jährlich um 170 m verschiebt. Die Verschiebung beschleunigt sich mit der Zeit, so dass die Ablenkung ausreichen könnte, Apophis im Jahr 2068 doch mit der Erde kollidieren zu lassen.

Jarkowski-Effekt für die Bahn-Verschiebung verantwortlich

Die Astronomen gehen davon aus, dass der sogenannte Jarkowski-Effekt für die seitwärts gerichtete Beschleunigung verantwortlich ist. Der russische Ingenieur Iwan Ossipowitsch Jarkowski fand bereits um 1900 heraus, dass es zu Bahnabweichungen von Asteroiden kommen kann, wenn der Himmelskörper ungleichmäßig von der Sonne beschienen wird. Dadurch erwärmt sich eine Seite des Asteroiden stärker. Von der wärmeren Seite des Asteroiden geht Wärmestrahlung ab und es entsteht ein Strahlungsdruck, der den Asteroiden beschleunigt und somit von seiner gravitativen Orbitalbahn ablenkt. Wie sich der Jarkowski-Effekt auf einen Asteroiden auswirkt hängt von vielen Faktoren ab, wie von seiner Oberflächen-Beschaffenheit und Eigenrotation und der Annäherung an die Sonne.

Das Apophis-Jahr dauert 323 Tage und der Asteroid wird noch viele weitere Male der Erde nahe kommen. Selbst wenn er in diesem Jahrhundert nicht mit der Erde zusammenstoßen sollte, könnte er das immer noch in einem späteren Jahrhundert schaffen. Doch vielleicht ist die Erde bis dahin gerüstet und durch einen Asteroiden-Abwehrsystem geschützt. Die Forscher arbeiten bereits daran.

Klyuchevskoy: Update 06.11.20

Auf der russischen Halbinsel Kamtschatka ist der Klyuchevskoy weiterhin effusiv aktiv. Auf der LiveCam lässt sich ein Lavastrom erahnen. Der Strom selbst ist nicht zu erkennen, aber eine rot illuminierte Dampfspur verrät seine Bahn. Auf Sentinel-Satellitenbildern ist der Lavastrom im Infrarotspektrum deutlich zu sehen. Gegenüber den Vortagen hat er wieder zugelegt. MIROVA registriert eine hohe Thermalstrahlung mit einer maximalen Leistung von 786 MW. Aschewolken wurden nicht detektiert, größere explosive Eruptionen blieben aus. Dafür ist der Vulkan aber strombolianisch aktiv.

Bezymianny mit thermischer Anomalie

Wählt man einen größeren Ausschnitt im Sentinel-Satellitenbild, erkennt man oben den Klyuchevskoy und unten den Bezyminanny. Im Bereich des Doms gibt es eine kleine thermische Anomalie. Der Dom ist also weiter aktiv und dürfte wachsen. Somit sind weitere Kollaps-Ereignisse mit dem Abgang pyroklastischer Ströme möglich.

Merapi: Seismik hoch

Die Seismik am Merapi (Java) ist weiterhin hoch. Beeindruckend sind die häufigen hybriden Erdbeben, die nicht eindeutig einer Erdbebenart zugeordnet werden können. Gestern wurden hiervon mehr als 200 registriert. Auch die Anzahl vulkanotektonischer Beben ist deutlich erhöht. Wächst der Dom weiterhin so, dann wird es in ein paar Wochen größere pyroklastische Ströme geben.

Sinabung mit pyroklastischen Strom

Am Sinabung auf Sumatra gab es gestern einen weiteren pyroklastischen Strom. Die Seismometer fingen ein entsprechendes Signal auf. Es hatte eine Maximal-Amplitude von 110 mm und dauerte 190 Sekunden. Den Daten nach war es ein kleiner Strom.

Ätna: Erdbebenschwarm

Am Ätna auf Sizilien kam es zu einem kleinen Erdbebenschwarm. Er manifestierte sich knapp 2 km südlich vom Pizzo Deneri und somit am oberen Hang des Valle del Bove. Die stärkste Erschütterung brachte es auf M 3,1 in 3200 m Tiefe. Diese Daten stammen vom INGV. Die Beben werden beim EMSC nicht angezeigt, bzw. anders verortet. Dafür werden heute weitere Beben gemeldet, die sich im Süden des Vulkans ereigneten. Alles in allem, ist die Seismik der letzten 24 Stunden erhöht. Es kommt weiterhin zu strombolianischen Eruptionen im Neuen Südostkrater.

Vulkaneifel: Bodenhebung am Laacher See nachgewiesen

Schon öfters wurde darüber spekuliert, ob eine Erdbebenserie am Laacher-See-Vulkan, die sich zwischen 2013 und 2018 ereignete, nicht im Zusammenhang mit der Intrusion magmatischer Fluide gestanden haben könnte. Nun scheint sich diese Vermutung zu bestätigen. Die Bestätigung findet sich in Form einer neuen Karte der deutschen Behörde BGR (Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe) die im Rahmen des Boden-Bewegungsdienst-Deutschland angefertigt wurde. Mit Hilfe dieser Karte sollen in erster Linie Bodenbewegungen dargestellt werden, die durch den Bergbau entstanden sind. Hierbei handelt es sich für gewöhnlich um Bodenabsenkungen, die Schäden an der Infrastruktur hervorrufen können. Tatsächlich detektierten die Satelliten, mit deren Daten die Karte erstellt wurde, nicht nur Bodenabsenkungen, sondern auch eine Bodenhebung. Sie findet sich unter dem Örtchen Glees, das 2 km nordwestlich des Laacher Sees liegt. Die Satellitendaten zeigen, dass sich der Boden zwischen 2014 und 2019 um ca. 40 mm anhob. Über diese Bodenhebung berichtete heute Jens Slapski in seinem Erdbebenblog.

Die Anhebung erfolgte in einem Bereich des Brohtals, der bereits vor 200.000 Jahren vom Ausbruch des Bausenberg-Vulkans geprägt wurde. Das war bevor der Laacher See Vulkan in seiner heutigen Form entstand. Von der Aktivität zeugt nicht nur der Schlackenkegel des Bausenbergs, sondern auch ein Basaltlavastrom, der sich heute wenige Meter unter der Erdoberfläche befindet. Als Geologie-Student hatte ich den Lavastrom mittels geoelektrische Verfahren zu Übungszwecken kartiert.

Die Hypozentren der Erdbeben bei Glees lagen in Tiefen um 5 km. Das ist die Tiefe, in der normalerweise der hydrostatische Aufstieg eines Magmenkörpers stoppt. Von dieser Tiefe an bedarf es den Mechanismen eines Vulkanausbruchs damit es zu weiteren Magmenaufstieg kommt. Allerdings gilt es zu bedenken, dass sich wenig westlich von Glees eine Kohlensäure-Abfüllanlage befindet. Natürliches Kohlendioxid wird an mehreren Bohrlöchern entnommen. Tatsächlich gibt es dort auch einen Kaltwasser-Geysir, der nicht so populär ist wie jener bei Andernach. Bei dem magmatischen Fluid, welches wahrscheinlich für die Bodendeformation verantwortlich ist, muss es sich also nicht unbedingt um Magma handeln. Es könnte auch Kohlendioxid-Gas sein, oder Tiefenwässer, die den Boden aufwölben.

Eine Studie aus dem letzten Jahr analysierte sogenannte Deep Low Frequency Erdbeben, die sich unter der Vulkaneifel in Bereichen der Grenze Erdkruste/Erdmantel ereigneten. Diese Erdbeben stehen wahrscheinlich ebenfalls im Zusammenhang mit einem aktiven Magmenkörper unter der Eifel. Sie könnten sogar mit dem postulierten Eifel-Plume in Verbindung stehen. Auch wenn es derzeit keine 100%-ige sichere Erkenntnisse über den Ursprung der Erdbeben und Bodenhebungen gibt, so scheint doch eins immer gewisser zu werden: im Untergrund der Eifel rumort es und der Grund dafür könnten Magmenbewegungen sein!

Die neu entdeckte Bodenhebung würde meiner Meinung nach eine stetige Observierung des Laacher-See-Vulkans und seiner Umgebung rechtfertigen, wenigstens solange, bis ausgeschlossen werden kann, dass die Bodendeformation magmatischen Ursprungs ist. Zwar handelt es sich noch um eine kleinräumige Anhebung, dennoch weiß man ohne regelmäßige Observierung nicht, ob sie sich vergrößert. Theoretisch könnte es innerhalb weniger Monate/Jahre zu einer Eruption kommen. Sofern es sich bei dem Fluid um Magma handelt.

Suwanose-jima: Eruptionsserie am 04.11.20

Der japanische Inselvulkan Suwanose-jma (japanisch Suwa-Nosejima) ist in den letzten 24 Stunden sehr aktiv gewesen. Das VAAC Tokio brachte 9 VONA-Meldungen heraus. Vulkanasche wurde in einer Höhe von 1500 m über dem Meeresspiegel detektiert. Starker Wind verfrachtete die Aschewolken in südwestlicher Richtung. Die Seismografen registrierte gestern über 30 vulkanisch bedingte Erdbeben. Ende letzten Monats wurden mehr als 50 Erdstöße festgestellt. Zu diesem Zeitpunkt wurde auf MIROVA eine moderate Wärmestrahlung angezeigt. Darüber hinaus gibt es leichte Bodendeformationen. Es steigt also Magma auf und der Vulkan steuert auf einer neuen Hochphase zu. Bisher sind die Eruptionen überwiegend strombolianischer Natur, doch möglicherweise werden bald stärkere vulcanianische Eruptionen stattfinden.

Anzahl vulkanischer Erdbeben und explosiver Eruptionen. © JMA

Merapi: Erhöhung der Warnstufe

Am indonesischen Vulkan Merapi wurde die Alarmstufe auf „orange“ (Level 3) erhöht. Es ist die 2. höchste Warnstufe. Sie geht einher mit einer 5 km Sperrzone um den Krater und dem Aufruf, touristische Aktivitäten im gefährdeten Gebiet einzustellen. In 12 Dörfern werden Evakuierungsmaßnahmen besprochen. Das BPPTKG reagierte damit auf die weitere Zunahme seismischer Aktivität und dem anhaltenden Domwachstum. Vor 3 Tagen wurden über 300 Hybrid-Erdbeben festgestellt. Auch die Anzahl vulkanotektonischer Erdbeben ist hoch. In den ersten 6 Stunden des heutigen Tages wurden 12 solcher Beben detektiert. 8 seismische Signale stammten von Abgängen von Schuttlawinen. Sie bilden sich, wenn Lavapakete vom Dom abbrechen. Aus solchen Kollaps-Ereignissen können schnell pyroklastische Ströme hervorgehen, die eine Gefahr für die Anwohner darstellen.

Gorely mit schwacher Wärmestrahlung

Eine Wärmestrahlung mit einer Leistung von nur 2 MW wurde am Vulkan Gorely in Kamtschatka festgestellt. Obwohl die Wärmeanomalie nur sehr schwach ist, erwähne ich sie hier, weil der Vulkan bisher selten bei MIROVA angezeigt wurde.

Im Jahr 2011 bestieg ich den Gorely zusammen mit Martin Rietze und Florian Wizorek. Wir konnten in einem Schlot schwache Rotglut ausmachen. Damals stand das Magma hoch im Fördersystem, ohne dass es zu einem Ausbruch gekommen wäre. Die jetzige Anomalie könnte von einem ähnlichen Phänomen stammen.

Ätna mit Ascheeruptionen am 03. November

Der Ätna auf Sizilien erzeugte gestern mindestens 2 Phasen mit Ascheausstoß. Die stärkere Phase ereignete sich am Morgen und das VAAC Toulouse brachte eine VONA-Warnung heraus. Allerdings ohne Höhenangabe der Aschewolke, da sie von den Satelliten nicht erfasst werden konnte. Mehrere einheimische Fotografen dokumentierten das Geschehen und anhand der Bilder schätze ich die Höhe der Aschewolke auf gut 700 m über Kraterhöhe. Schauplatz des Geschehens war wider der Sattelvent im Neuen-Südostkrater. Auch am Abend gab es eine Eruption mit vergleichbaren Ascheausstoß wie am Morgen. Da es verhältnismäßig windstill war, stieg die Eruptionswolke gut 1000 m senkrecht auf.

Die seismischen Daten für den 3. November liegen noch nicht komplett vor. Klar ist aber, dass sich unter der Nordflanke mehrere schwache Erdbeben manifestierten.

Sinabung: weiterer pyroklastischer Strom

Heute Nacht ging ein weiterer pyroklastischer Strom vom Dom am Sinabung auf Sumatra ab. Das VAAC detektierte Vulkanasche in einer Höhe von 4300 m über dem Meeresspiegel. In den ersten 12 Stunden des Tages detektierten die Seismografen 27 Abgänge von Schuttlawinen. Teilweise hatten die seismischen Signale Maximalamplituden von 120 mm, was vergleichbar mit den Signalen pyroklastischer Ströme ist. Sie waren auch ähnlich lange unterwegs. Das zeigt, dass es oft nur ein kleiner Unterschied ist, ob bei einem Lava-Abbruch vom Dom ein pyroklastischer Strom entsteht, oder ob es bei einer Schuttlawine bleibt. Darüber hinaus wurden mehrere vulkanisch bedingte Erdbeben detektiert, die auf weiteren Magmenaufstieg hindeuten.

Ruapehu: Kratersee heizt auf

Der Kratersee des neuseeländischen Vulkans Mount Ruapehu erwärmte sich von 12 auf 22 Grad Celsius. Zudem wurden schwache Erdbeben detektiert. Ein Vulkanologe von GeoNet erklärte gegenüber dem Porta NewsHub, dass das Aufheizen des Kratersees zyklisch bedingt sei und ganz normal ist. Die Warnstufe wurde nicht erhöht und steht bei „1“.