Vulkan-News 21.04.23: Ätna

Kleiner Erdbebenschwarm am Ätna

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Effusiv

Unter dem mächtigsten Vulkan Europas gab es in den letzten Tagen ein kleines Schwarmbeben unter der Nordostflanke des Vulkans. Der Schwarm bestand aus 18 Einzelbeben, die sich im Bereich des Monte Rosso zutrugen. Das stärkste Beben brachte es auf eine Magnitude von 2,4 und hatte ein Hypozentrum in -1340 m Tiefe. Das negative Vorzeichen bedeutet, das der Erdbebenherd über dem Meeresspiegel lag. Der Monte Rosso liegt auf einer Höhe von 1756 m. Das Beben ereignete sich also etwa 400 m unter der Oberfläche und damit direkt im Vulkan. Als Ursache für das Beben kommen Fluidbewegungen infrage, aber auch Bruchprozesse entlang einer Störungszone. Einige Beben manifestierten sich auch unter dem Valle del Bove im Osten des Vulkans. Der Tremor ist unauffällig und bewegt sich im mittleren Bereich. MIROVA meldete in den letzten Tagen keine thermischen Anomalien. Auf dem letzten Sentinel-Satellitenbild vom Ätna ist im Infrarotbereich nicht einmal eine winzige thermische Anomalie zu sehen. Auf der letzten brauchbaren Aufnahme davor konnte man einen winzigen Hotspot in einem Schlot der Bocca Nuova ausmachen. So kalt habe ich den Ätna schon lagen nicht mehr gesehen.

Leider veröffentlichen weder das LGS, noch das INGV regelmäßige Bulletins zum Vulkan, sodass weitere Daten zu Bodenhebung, Gasausstoß und Infraschalltätigkeit fehlen. Obwohl diese Stellen von öffentlichen Geldern finanziert werden, gab es einen Paradigmenwechsel, was die Zugänglichkeit von Daten für die Allgemeinheit betrifft. Regelmäßige Veröffentlichung gibt es nur noch, wenn der Vulkan tatsächlich ausbricht. Vielleicht will man sich so die Prognosehoheit bewahren und Spekulationen in den Sozialen Medien vermeiden. Nur leider gibt es ja auch keine Prognosen von Seiten des Instituts.

Die jüngsten Eruptionen am Ätna ereigneten sich im Februar und waren überwiegend effusiver Natur. Sie gingen von Schloten in der Ostflanke des Neuen-Südostkraters aus.


Weitere Meldungen:

Popocatepetl mit weiteren Ascheeruptionen

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Eruptionen

In Mexiko ist der Popocatepetl weiterhin aktiv und fördert Vulkanasche, die bis auf einer Höhe von 6700 m aufsteigt und nach Osten driftet. CENAPRED meldet in seinen täglichen Updates zum Vulkan, dass es 4 Eruptionen und 139 Asche-Dampf Exhalationen gab. Außerdem wurden 117 Minuten Tremor mit geringer Amplitude aufgezeichnet. Es gilt weiterhin ein Aufstiegsverbot zum Gipfel.


Erta Alé mit kleinen thermischen Anomalien

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Aktivität: Hawaiianisch

Der Vulkan in der äthiopischen Danakil-Depression zeigt auf Sentinel-Satellitenbildern drei kleine thermische Anomalien. Sie sind nur im Infrarotspektrum zu sehen. Zwei der Anomalien befinden sich im Südkrater, der für seine Lavaseetätigkeit bekannt ist. Eine dritte Anomalie liegt am Südrand des Nordkraters. Alle drei Anomalien stammen von Hornitos, unter denen Magma im Fördersystem steht. Es könnte zu gelegentlichem Lavaspattering kommen, doch für eine regelmäßige Aktivität ist die Thermalstrahlung zu gering. einen offenen Lavasee gibt es aktuell nicht. Es ist gut möglich, dass es im Nordkrater bald wieder zu einem Lavaüberlauf kommen wird.

Erta Alé mit Lava-Überlauf – News am 31.03.23

Lavaüberlauf am Erta Alé

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Aktivität: Hawaiianisch

Am äthiopischen Schildvulkan Erta Alé kam es zu einem Lava-Überlauf, der einen großen Bereich in einem der Krater mit Lava flutete. Auf einem Video ist ein Hornito zu erkennen, aus dem Lava spattert. Im Hintergrund erkennt man eine größere Fläche frischer Lava, die allerdings bereits von einer dünnen Erstarrungshaut überzogen ist. Das Video vom äthiopischen Reiseführer Seifegebreil Shifferaw auf Facebook geteilt. Erstellt wurde es von Abel Z Tesfaye. Leider gibt es zum Video keine genaueren Beschreibungen, sodass ich nur spekulieren kann, welcher der beiden Krater betroffen ist. In der Vergangenheit haben wir solche Lavaüberläufe, die sekundäre Lavaseen bildeten häufig am Nordkrater gesehen, während sich im Südkrater echte Lavaseen bildeten. Leider steht ein aktuelles Sentinel-Satellitenfoto noch aus. Auf dem Bild von letzter Woche sind nur zwei mikroskopisch kleine Hotspots zu erkennen, die sich im Südkrater befunden haben und von den beiden Hornitos dort emittiert wurden. Von daher ist es auch nicht ausgeschlossen, dass die Lava aus einem dieser Hornitos quoll. MIROVA zeigte vorgestern eine hohe Wärmestrahlung mit einer Leistung von 145 MW an, von daher kann man recht sicher sein, dass das FB-Video aktuell ist.

Der Erta Alé ist ein vergleichsweise niedriger Schildvulkan in der Wüste Danakil, die sich im Afar-Dreieck befindet. Die Region ist tektonisch aktiv und bildet den nördlichen Bereich des Ostafrikanischen Grabenbruchs. Der Boden des Afar-Dreiecks ist instabil und besteht in erster Linie aus ozeanischer Kruste, denn hier bildet sich ein neuer Ozean. Der Erta Alé hat eine breite Basis und ist Teil einer langen Vulkankette ähnlicher Feuerberge, die sich auf einer Spreizungszone bildeten, die sich zu einem ozeanischen Rücken entwickeln könnte.

In der benachbarten Region Tigray herrschte bis vor wenigen Monaten Bürgerkrieg. Die Situation scheint sich aber langsam wieder zu stabilisieren, sodass es bestimmt bald wieder öfters Reisende gibt, die sich auf eine Expedition zum Vulkan des embryonalen Ozeans begeben.

Zusammenfassung:

  • Am äthiopischen Vulkan Erta Alé kam es zu einem Lavaüberlauf.
  • MIROVA detektierte vorgestern eine hohe Thermalstrahlung.
  • Es hatte sich ein temporärer Lavasee ohne eigene Zirkulation gebildet.

Vulkan-News 14.03.23: Nyamuragira

Staat: DRK | Koordinaten: -1.41, 29.20 | Aktivität: Seismik

Nyamuragira mit erhöhter Seismizität

Der Schildvulkan Nyamuragira liegt in der Demokratischen Republik Kongo und steht möglicherweise vor einem Vulkanausbruch. Das berichten lokale Medien unter Berufung einer Warnung vom zuständigen Vulkanobservatorium in Goma (OVG). Demnach soll es in geringen Tiefen zu einem Schwarm hybrider Erdbeben gekommen sein, die normalerweise von unterirdischen Magmenbewegungen verursacht werden und auf eine Magmenintrusion hindeutet. Der Direktor des OVG Adalbert Muhindo warnt insbesondere Piloten das Gebiet mit Vorsicht zu überfliegen, da starke Explosionen Vulkanasche fördern könnten, die eine Gefahr für den Flugverkehr darstellen. Außerdem könnten vulkanische Produkte wie Asche und Schlacke aus dem Vulkan auf bewohnte Gebiete fallen. Dennoch erklärte Muhindo: „Wir empfehlen der Bevölkerung von Goma, Ruhe zu bewahren und ihren Geschäften ungehindert nachzugehen“.

Normalerweise treten die geschilderten Phänomen am Nyamuragira selten bis gar nicht auf, denn für gewöhnlich eruptiert der Vulkan effusiv und fördert dünnflüssige Lavaströme basaltischer Zusammensetzung. Während sich die Aktivität in den letzten Jahren auf den Calderabereich am Gipfel des Vulkans beschränkte, gab es in der Vergangenheit sehr wohl größere Flankeneruptionen, bei denen sich große Eruptionsspalten öffneten und Lavafontänen Lavaströme speisten. Die letzte Flankeneruption ereignete sich 2011. Damals öffnete sich eine 1 km lange Spalte. Die Lavaströme flossen aber überwiegend innerhalb der Nationalparkgrenze. Anders verhielt es sich im Jahr 1938. Bei dieser Eruption entstand ein 30 km langer Lavastrom, der in den Kivusee mündete. Sollte sich so etwas heutzutage ereignen, gäbe es eine neue Katastrophe, wie sie zuletzt 2018 vom Nachbarvulkan Nyiragongo ausging.

Interessanterweise zeigen sich die beiden benachbarten Vulkane auf einem ungewöhnlich wolkenfreien Sentinel-Bild von letzter Woche fast kalt. Einzig aus den Förderschloten der Vulkane wird ein wenig Wärme emittiert, die anzeigt, dass im Untergrund noch Magma schlummert. In den vergangenen Monaten gab es fast ständig kurze Lavaströme im Krater des Nyamuragira. Vielleicht leidet der Vulkan aktuell an Verstopfung.

Schaut man sich die Sentinel-Satellitenfotos der anderen aktiven Vulkane Afrikas an, dann erkennt man am tansanischen Ol Doinyo Lengai ebenfalls nur eine recht kleine thermische Anomalie. Sie zeigt aber an, dass in wenigstens einem zentralen Hornito Natriumkarbonatit brodelt. Weiter im Norden, am äthiopischen Vulkan Erta Alé zeigt sich nichts. Zum ersten Mal seit langem sind sowohl der Nordkrater als auch der Südkrater, in dem Jahrzehntelang ein Lavasee brodelte, kalt.

Update 16:00 Uhr: Wie es aussieht, ist der Nyamuragira bereits ausgebrochen. Lokale Medien zeigen rot illuminierte Wolken am Vulkan. Demnach soll die Eruption bereits gestern Nacht begonnen haben. Genaue Berichte liegen noch nicht vor.

Vulkane-News 02.02.23: Ätna

Ätna mit fluktuierender Lavastrom-Aktivität

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Effusiv

Die Lavastrom-Aktivität am Ätna hat heute Nacht stark nachgelassen. Auf der Thermalcam des INGVs sah man bis heute Nachmittag nur ein kaltes Blau mit ein paar Grüntönen. Der Lavastrom schien versiegt zu sein. Doch seit ein paar Minuten ist wieder das Gelb frischer Lava zu sehen. Es bewegt sich auf die Oberkante des Valle del Bove zu. Anhand der geophysikalischen Parameter kann man derzeit kein ungewöhnliches Verhalten des Vulkans ableiten. Die Seismizität bewegt sich auf normalem Niveau. Heute gab es ein Erdbeben Ml 2,0 im Osten des Vulkans. Es hatte ein Hypozentrum in 7 km Tiefe und manifestierte sich an einer bekannten Störungszone 6 km nördlich von Acireale.

Erwähnenswert ist auch ein Beben Ml 2,3 das sich wenige Kilometer westlich von Stromboli zutrug. Der Erdbebenherd lag im Grenzbereich Asthenosphäre-Erdmantel.


Erta Alé: Aktivität rückläufig

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Aktivität: Hawaiianisch

Der Erta Alé ist heute der Dritte im Bunde, denn auch hier scheint die Aktivität nagelassen zu haben: Ein neues Sentinel-Satellitenfoto zeigt, dass der aufgestaute Lavasee im Nordpit bereits wieder erkaltet ist. Die Eruption hatte am 28. Januar begonnen. Bei früheren Ereignissen dieser Art folgten mehrere Aktivitätsphasen hintereinander.

Der Lavasee im Südkrater bleibt gedeckelt. Schwache Wärmesignaturen gehen von den beiden Hornitos aus. Tatsächlich ist es auch möglich, dass der Lavasee under dem vermeintlichen Deckel inaktiv ist.


Kilauea: Lavaseen weiter aktiv

Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Aktivität: Hawaiianisch

Am Kilauea auf Hawaii schwächelte die Aktivität heute Morgen ebenfalls und der aufgestaute Lavasee zeigte sich zum großen Teil oberflächlich erkaltet. Doch die Situation hat sich wieder „normalisiert“ und man kann auf der LiveCam zwei Lavaseen erkennen. Der Durchmesser des größeren, aufgestauten Lavasees scheint generell abgenommen zu haben.

Eta Alé Update 28.01.23

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Aktivität: Hawaiianisch

Eruption im Nordkrater des Vulkans Erta Alé bestätigt

Heute morgen berichtete ich über die ungewöhnlich hohe Wärmestrahlung, die vom äthiopischen Vulkan Erta Alé ausgeht und stellte 3 Szenarien vor, von denen nun das Szenario b) Bestätigung fand. Diese kam gleich zweifach: zunächst wurde ein neues Sentinel-Satellitenbild veröffentlicht, auf dem man im Infrarotspektrum sieht, dass die Wärmestrahlung vom Nordkrater ausgeht, dessen gesamter Boden Wärme abstrahlt. Dann kam die zweite Bestätigung in Form von Fotos, die in unserer FB-Gruppe geteilt wurden. Zu sehen ist, dass Lava aus einem neuen Schlot am Kraterboden sprudelt. Es hat sich bereits ein niedriger Hornito um den Schlot gebildet. Die Förderrate muss besonders zum Anfang der Eruption relativ hoch gewesen sein, denn der ebene Kraterboden wurde schnell mit Lava überflutet und um einige Meter aufgefüllt. Die Eruption erinnert an den Ausbruch im Halema’uma’u Krater auf Hawaii.

Sehr wahrscheinlich muss man bei diesem Lavasee noch von einem sekundären- oder aufgestauten Lavasee ausgehen, der noch nicht über eine Zirkulation verfügt, es ist aber nicht ausgeschlossen, dass sich hieraus ein zweiter permanenter Lavasee entwickelt. Doch wahrscheinlicher ist es, dass es bei einem aufgestauten Lavasee bleibt. Wie man auf den Fotos sehen kann, ist der Kraterrand nicht besonders hoch. Ich würde ihn auf 15 m schätzen. Sollte die Aktivität mehrere Tage dauern, dann könnte der Krater aufgefüllt werden und die Lava dann überlaufen. Es ist dann gut möglich, dass sie in Richtung des Südkraters fließt und diesen weiter auffüllt.

Eigentlich fehlt jetzt nur noch, dass es auch an anderen Vulkanen des Afar-Dreiecks zu Eruptionen kommt. Der Erta Alé ist nur einer von mehreren aneinandergereihten Schildvulkanen der Region. Die ganze Struktur erinnert mich ein wenig an einen Mittelozeanischen Rücken, ein Vergleich, der nicht ganz so weit hergeholt ist, wie es vielleicht im ersten Moment des Lesens zu sein scheint: Im Afar-Dreieck öffnet sich der divergente Ostafrikanische Grabenbruch zum Roten Meer. Nur eine höher gelegene Schwelle trennt das Meer vom Rift. Ich habe bei meinem ersten Aufenthalt in der Region Korallen gefunden, die davon zeugen, dass das Afar-Dreieck bereits vom Meer überflutet gewesen war.

Vulkan Erta Alé am 28.01.23

Hohe Thermie am Erta Alé

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Aktivität: Hawaiianisch

Der äthiopische Schildvulkan Erta Alé emittiert seit gestern Abend eine hohe thermische Strahlung. MIROVA zeigt bei den letzten beiden Messungen eine Leistung von 401 und 312 MW an. Diese Werte sind damit etwa 10 Mal so hoch wie die zuletzt gemessene Thermalstrahlung, die bis zum Juni letzten Jahres von dem ca. 12 m durchmessenden Loch im Deckel des Lavasees ausging. Reiseleiter Seifegebreil Shifferaw schrieb gestern Abend, dass Augenzeugen aus dem nächstgelegenen Dorf in Sichtweite des Vulkans von einem rot illuminierten Himmel über den Vulkan gesprochen haben. Zur Stunde lässt sich noch nicht genau sagen, was passiert ist, aber allen Anschein nach ist eine größere Fläche Lava freigelegt worden, ich kann mir folgende Szenarien vorstellen:

a) Der Deckel auf dem Lavasee ist kollabiert bzw. der Spiegel des Lavasees stieg so stark an, dass der Deckel geschmolzen oder überflutet wurde.

b) Der neue Schlot, den es seit einigen Tagen am Rand des Nordkraters gegeben hat, war ein Anzeichen für beginnende Aktivität in diesem Krater. In der Vergangenheit sahen wir öfters Lavaströme, die über den Boden dieses Kraters flossen. Da sich der neue Schlot auf dem Kraterrand befand, könnte auch von dort aus ein Lavastrom ausgehen.

c) Der gedeckelte Lavasee im Südkrater läuft durch einen Riss aus und bildet einen Lavastrom. Sollte das der Fall sein, müssten wir bald ein noch stärkeres thermisches Signal sehen.

In den letzten Wochen gab es eine Zunahme tektonischer Erdbeben im Afar-Dreieck. Das letzte Beben ereignete sich vor 2 Tagen. Schon zu Beginn der Erdbebensequenz hatte ich gemutmaßt, dass sich bald auch die Aktivität des Vulkans steigern könnte. Noch steht nicht fest, ob sich die Aktivität tatsächlich steigerte oder ob nur der Lavasee freigelegt wurde, der eh im Südkrater brodelte. In den nächsten Stunden müsste es eigentlich ein neues Sentinel-hub Satellitenfoto geben, dann kann man wahrscheinlich genauere Interpretationen des Geschehens machen. Auf jeden Fall eine spannende Situationen.

Für Vulkanspotter ist es vielleicht interessant zu wissen, dass einige Tourenanbieter Reisen zum Vulkan anbieten. Die politische- und humanitäre Situation in dem Grenzgebiet zu Eritrea ist zwar alles andere als gut, aber besser als es noch im letzten Jahr der Fall war.

Vulkan Erta Alé: Neue Videos am 26.01.23

Video zeigt neuen Schlot am Erta Alé

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Aktivität: Hawaiianisch

Die Aktivität am äthiopischen Vulkan Erta Alé hat sich seit dem letzten Update nicht geändert. Neu ist allerdings ein Video, dass der Reiseleiter Seifegebreil Shifferaw von seiner letzten Tour zum Vulkan in der Danakil-Wüste mitbrachte. Es zeigt den neuen Schlot am Südrand des Nordkraters. Kurz unter der Oberfläche scheint Magma zu stehen, denn die Wände des Schlots glühen. Außerdem „atmet“ der Vulkan stoßweise Gas aus. Ein zweites Video zeigt den Hornito, der sich auf dem Deckel des Lavasees im Südkrater gebildet hat. Auch er entgast und man erkennt aus der Drohnenperspektive Rotglut im Schlot. Man kann davon ausgehen, dass unter der Erstarrungskruste Lava brodelt. Am Ende der kurzen Sequenz sieht man einen Riss am linken Bildrand. Hier könnte der Deckel bald einstürzen, sodass wieder ein Fenster entsteht, durch das man den Lavasee sehen kann.

Der Erta Alé ist ein flacher Schildvulkan im Afar-Dreieck und für seinen permanenten Lavasee bekannt, der seit seinem letzten Auslaufen im Jahr 2018 nicht mehr ganz so permanent sichtbar ist. Aber auch früher gab es solche Phasen, während derer sich eine meterdicke Erstarrungskruste auf dem Lavasee bildete und Hornitos wuchsen. Fällt der Lavaseespiegel ab, nachdem sich die Kruste bildete, hat man praktisch einen Deckel auf dem Krater, ähnlich wie einen Deckel auf einem Kochtopf. Er isoliert den Lavasee prima gegen Abkühlung, sodass er aktiv bleibt, auch wenn mal weniger Lava zirkuliert. Dieser Deckel kann kollabieren oder aber geschmolzen werden, sobald der Lavaseespiegel wieder ansteigt und die Unterseite des Deckels berührt. Wann das wieder der Fall sein wird, lässt sich allerdings nicht prognostizieren. Meines Wissens nach gibt es am Erta Alé keine systematische Überwachung: er liegt in einem dünn besiedelten Gebiet, in einer der heißesten und trockensten Wüsten der Erde. Daher werden Menschen kaum gefährdet. Eine Überwachung -oder wenigstens Messkampagnen- des Vulkans wäre trotzdem akademisch interessant.

Vulkan-News 20.01.23: Erta Alé

Erta Alé mit 3 schwachen thermischen Anomalien

Der Schildvulkan in der äthiopischen Wüste Danakil ist weiterhin nur schwach sichtbar aktiv. Auf einem neuen Sentinel-Satellitenfoto erkennt man 3 kleine thermische Anomalien. Zwei liegen im Südkrater, in dem vor wenigen Monaten ein relativ kurzlebiger Lavasee brodelte, der durch ein Loch in der Erstarrungskruste sichtbar war, unter der die Lava köchelte. Seit dem Herbst letzten Jahres ist das ca. 12 m durchmessende Loch geschlossen und an seiner Stelle befindet sich ein Hornito. Am Rand des Kraters bildete sich ein kleiner Hornito. Aus diesen dringt nun die Wärme, die die kleinen Hotspots verursacht. Die letzten Expeditionen sahen kleine glühende Lava. Neu ist eine dritte thermische Anomalie, die sich am Südrand des Nordkraters bildete. Die Vermutung liegt nahe, dass sich auch hier ein kleiner Hornito bildete oder zumindest ein kleiner Schlot öffnete. Ob dort allerdings permanent Lava eruptiert wird, stelle ich infrage. Vermutlich wird heißer Dampf ausgestoßen und gelegentlich kommt es zu Lavaspattering.

Interessant ist die Zunahme moderater bis starker tektonischer Erdbeben im Afar-Dreieck, in dem sich neben dem Erta Alé eine Reihe vergleichbarer Schildvulkane befindet, von denen der Dalfila in den letzten Jahren ebenfalls eine kurzweilige Eruption erzeugte. Bis jetzt konzentrierten sich die Erdstöße auf eine Region nordwestlich des außergewöhnlichen Vulkans Dallol. Gestern gab es ein Erdbeben im Golf von Tadjoura, der sich in Dschibuti befindet. In der Nähe des Epizentrums befindet sich der Vulkan Ardoukoba. Die Region liegt am Südrand des Afar-Dreiecks, das wiederum in Verbindung mit dem Ostafrikanischen Riftvalley steht. Mich würde es nicht wundern, wenn es in der Region nicht nur weitere Erdbeben geben würde, sondern auch Vulkanausbrüche.

Apropos Riftvalley: die Vulkane im südlichen Teil des über 6000 km langen Rifts sind momentan recht kühl. An den aktiven Vulkanen Ol Doinyo Lengai, Nyiragongo und Nyamuragira enthüllen Sentinel-Aufnahmen aktuell nur minimale thermische Hotspots. Vulkanreisen in der Region sind momentan nicht sonderlich erfolgsversprechend. Doch das ist nur eine Momentaufnahme, die sich schnell wieder ändern könnte.

Vulkan Erta Alé am 26.12.22

Erta Alé mit Hornito

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Aktivität: Hawaiianisch

Der Erta Alé ist ein aktiver Schildvulkan in der äthiopischen Wüste Danakil. Die Gegend war in den letzten zwei Jahren nur bedingt zu bereisen gewesen, da in der Nachbarprovinz Tigray ein Bürgerkrieg herrschte, doch dieser scheint nun beendet zu sein, was sich positiv auf die Sicherheitslage in der Danakil auswirken dürfte. Auf jeden Fall gibt es lokale Reiseanbieter, die wieder Touren zum Erta Alé anbieten. Eine dieser Touren fand am 20. Dezember statt. Die Expedition brachte ein Drohnenvideo mit, das einen aktiven Hornito im Krater des Erta Alé zeigt. Er bildete sich auf einem Deckel des Lavasees. ein aktuelles Sentinel-Foto enthüllt zwei schwache thermische Anomalien im Südkrater. Ich gehe davon aus, dass die stärkere Anomalie vom Hornito stammt. Im Oktober wurde berichtet, dass die Lava durch ein kleines Loch sichtbar sei. Auf dem Video kann ich keine größere Öffnung außer dem Hornito erkennen. Schaut man genauer hin, sieht man am Anfang des Videos aber einen zweiten kleineren Hornito am Kraterrand, aus dem Dampf aufsteigt. Bei genauerer Betrachtung erkennt man auch, dass es zu mindestens 2 Lavaüberläufen aus dem großen Hornito gekommen sein muss, die kurze Lavaströme auf dem Lavadeckel bildeten.


Video © Thomas Delano

Jahrzehnte lang brodelte im Krater des Erta Alé ein Lavasee. Die Danakil war im letzten Jahrtausend schwierig zu bereisen, da die Gegend Schauplatz eines bewaffneten Konflikts war. Darüber hinaus galten die eingeborenen Afar als wenig gastfreundlich und so wagten sich nur wenige Expeditionen zum Erta Alé. Neben dem französischen Vulkan-Pionier Tazieff traute sich der deutsche Survival-Spezialist Rüdiger Nehberg in die Region und lieferte 1977 einen der wenigen Augenzeugenberichte der Aktivität am Erta Alé, bevor das Reisen in die Region zum Anfang des neuen Jahrtausends einfacher wurde. Der Lavasee lieft im Zuge einer großen Eruption im Jahr 2017 aus. Seitdem hat er nie wieder seine ursprüngliche Größe und Stabilität zurückerlangt.