Erdbeben-News 09.10.22: Griechenland

Erdbeben M 5,1 erschüttert Golf von Korinth

Datum: 08.10.22 | Zeit: 22:02:28 UTC | Lokation: 38.31 N ; 22.52 E | Tiefe: 5 km | Mb 5,1

Gestern Abend ereignete sich in Griechenland ein Erdbeben der Magnitude 5,1. Der Erdbebenherd lag in nur 5 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 16 km südöstlich von Itéa lokalisiert. Nähst größere Stadt ist Pátra, die 69 km entfernt liegt. Dort leben 168.000 Menschen. Beim EMSC gibt es 2 Wahrnehmungsmeldungen. Das Beben wurde in einem großen Umkreis gespürt. Medienberichten zufolge, war es selbst im mehr als 100 km entfernten Athen zu spüren gewesen. Erdbeben dieser Magnitude können bereits Schäden verursachen, besonders, wenn das Hypozentrum flach lag. Allerdings liegen bis jetzt keine Meldungen über größere Schäden vor.

Komplexe Tektonik im Golf von Korinth löst Erdbeben aus

Der fjordartige Golf von Korinth trennt das griechische Festland von der Halbinsel Peloponnes. Der bekannte Kanal von Korinth stellt eine Verbindung zwischen dem Ionischen Meer und der Ägäis dar. Der Golf ist nur indirekt ein Zeugnis der kontinentalen Naht zwischen Afrika und Eurasien, denn hier treffen die kleine Ägäische Platte und die Eurasische Kontinentalplatte aufeinander. Tatsächlich handelt es sich nicht um eine Kollision, denn die beiden Platten entfernen sich voneinander, so dass ein tektonischer Grabenbruch entsteht, der den Golf von Korinth bildet. Die Ägäische Platte wird dabei von der Anatolischen Platte westwärts gedrückt, was neben der Divergenz auch eine laterale Verschiebung bedingt.

Der Grabenbruch im Golf von Korinth öffnet sich mit einer jährlichen Rate von 1,5 – 2 cm. Ähnlich wie im Ostafrikanischem Riftvalley entsteht ein neues Ozeanbecken, mit dem Unterschied, dass der Golf von Korinth wesentlich kürzer ist. Seine Dimensionen betragen nur 105 x 30 km, während das Riftvalley zwar ähnlich breit ist, aber über 6000 km lang.

Die Subduktionszone des Hellenischen Bogens verläuft südwestlich des Peloponnes und trifft vor der Einfahrt zum Golf auf die Verlängerung der Nordanatolischen Verwerfung, die hier die Grenze zwischen der Ägäischen Platte und Eurasien bildet. Es wird angenommen, dass die Subduktion der Afrikanischen Kontinentalplatte unter die Ägäische- und Anatolische Platte diese ein Stück weit mit nach unten zieht, wodurch sie sich ausdünnen und an der gegenüber liegenden Plattengrenze am Golf von Korinth Divergenz entsteht. Durch die Ausdünnung wird die Ägäische Platte geschwächt, weshalb sie an ihrem Nordwestrand kollabiert und sich das Becken des Grabens bildet. Diese komplexen Vorgänge werden häufig von Erdbeben begleitet, so wie es gestern Abend der Fall war.

Mauna Loa mit erhöhter seismischer Aktivität

Viele Erdbeben unter dem Mauna Loa

Staat: USA | Lokation: 19.47, -155.59| Eruption: Seismik

Das HVO brachte ein Update zur seismischen Aktivität unter dem mächtigsten Vulkan der Erde heraus. Demnach stieg die Erdbebentätigkeit seit Mitte September deutlich an. Täglich gibt es zwischen 40 und 50 Erschütterungen. Am 23. und 29. September gab es Peak mit über 100 schwachen Erdbeben am Tag. Man kann also von einem Schwarmbeben sprechen.

Die Seismizität steigerte sich kontinuierlich: Bis zum Juni wurden täglich 5-10 Erdbeben detektiert. In den Monaten Juli und August waren es dann zwischen 10 und 20 Erschütterungen pro Tag. Die Erdbebenherde liegen in geringen Tiefen und konzentrieren sich zum einen unter der Gipfelcaldera, zum anderen 5 km westlich des Gipfels.

Seit langem gibt es schwache Inflation, welche sich parallel zur Zunahme der Erdbebentätigkeit ebenfalls steigerte. Man geht davon aus, dass sich Magma in einem flach gelegenen Magmenkörper akkumuliert. Die Vulkanologen vom HVO sind darüber so beunruhigt, dass sie von nun an die Frequenz der Updates von wöchentlich auf täglich erhöhten. Der Alarmstatus steht weiter auf „gelb“.

Droht ein neuer Vulkanausbruch am Mauna Loa?

Das HVO erinnert die Anwohner des Vulkans daran, dass besonders über die Westflanke des Vulkans Lavaströme fließen können, die in der Lage sind innerhalb von Stunden bewohntes Gebiet zu erreichen. In der Vergangenheit strömte die Lava dann aus Frakturen, die sich relativ weit unten auf der Südflanke öffneten. Als Beispiel gilt die Eruption aus dem Jahr 1950. Damals brauchten Lavaströme nur knapp 3 Stunden, bis zur ersten Ansiedlung. Wissenschaftler und der Zivilschutz rufen die Menschen auf Hawaii dazu auf, sich auf eine Eruption vorzubereiten. Ob- und wann es tatsächlich zu einem Vulkanausbruch kommen wird, lässt sich bis jetzt nicht prognostizieren. Seit der letzten Eruption im Jahr 1984 gab es mehrere vergleichbare Phasen seismischer Unruhe, ohne dass es zu einem Ausbruch gekommen wäre. Dennoch, die Zeichen stehen nicht schlecht, dass sich innerhalb von Wochen/Monaten eine Eruption ereignen könnte. Doch bevor es soweit ist, würde man eine noch deutlichere Zunahme von Inflation und Seismik erwarten.

Dass alles auch viel schneller gehen könnte, davon zeugt die Tatsachen, dass der Zutritt zur Caldera bereits gesperrt wurde. Tatsächlich muss sich ein Vulkanausbruch nicht durch eine seismische Krise ankündigen, denn es gab im 20. Jahrhundert auch Eruptionen, die ohne besondere Anzeichen begannen.

Vulkan-News 08.10.22

Nishinoshima bleibt aktiv

Staat: Japan | Koordinaten: 27.24, 140.87 | Eruption: Ejektiv

Der japanische Inselvulkan Nishinoshima bleibt aktiv. Laut VAAC Tokio erreicht Vulkanasche eine Höhe von fast 4000 m. Da es nur schwach windig ist, driftet die Asche nur ein wenig in Richtung Norden. Heute wird eine moderate Wärmestrahlung mit 11 MW Leistung emittiert. Wahrscheinlich stammt sie von glühender Tephra, die sich im Kraterbereich ablagert, doch auch ein kleiner Lavastrom kann nicht ausgeschlossen werden. Auf einem Sentinel-Satellitenbild, das von Copernicus veröffentlicht wurde, erkennt man eine Eruptionswolke, die viel Dampf enthält. Außerdem deuten Wasserverfärbungen darauf hin, dass Hydrothermalwassser austritt. Sie können auch vom Kontakt von frischer Lava mit dem Meerwasser stammen.


Shiveluch mit Aschewolken

Staat: Russland | Koordinaten: 56.65; 161.36 | Eruption: Dom

Auf dem Halbinsel von Kamtschatka steigen Aschewolken vom Vulkan Shiveluch auf. Sie erreichen eine Höhe von bis zu 4000 m und werden vom Wind in Richtung Osten verfrachtet. Seit gestern wurden 4 VONA-Warnungen herausgeben. KVERT berichtet, dass zumindest ein Teil der Asche vom starken Wind aufgewirbelt wird, es müssen also nicht zwingend starke explosive Eruptionen erfolgen. Vom Lavadom geht Rotglut aus und er wächst.


Suwanose-jima mit weiteren Eruptionen

Staat: Japan | Koordinaten: 29.64, 129.72 | Eruption: Vulcanianisch

Der Vulkan des japanischen Ryukyu-Archipels bleibt recht munter. Er eruptiert mehrmals täglich Aschewolken, die VONA-Warnungen auslösen, da sie tief fliegende Flugzeuge gefährden. Seit gestern wurden vom VAAC Tokio 7 Meldungen heraus gebracht. Demnach stieg Vulkanasche bis zu 2700 m hoch auf und driftete in Richtung Süden. Seismizität und Tremor bleiben erhöht. Während die Erdbebentätigkeit etwas abgenommen hat, erreicht der Tremor gestern einen neuen Spitzenwert, als 14 Tremorphasen registriert wurden.

Erdbeben-News 08.10.22: Niederlande

Niederlande: Erdbeben M 3,2

Datum: 08.10.22 | Zeit: 02:17:17 UTC | Lokation: 53.39 N ; 6.46 E | Tiefe: 26 km | M 3,2

Die Region um das niederländische Groningen wurde von einem Erdbeben der Magnitude 3,2 erschüttert. Der Erdbebenherd lag in 25 km Tiefe. Das Epizentrum wurden 20 km nördlich von Groningen und 14 km nordwestlich von Bedum verortet. Aufgrund der Tiefe des Hypozentrums ist es unwahrscheinlich, dass der Erdstoß mit menschlichen Aktivitäten zusammen hing. Beim EMSC liegen 2 Wahrnehmungsmeldungen vor. Ein Bebenzeuge beschreibt, dass er vom Erdstoß geweckt wurde. Das Beben ereignete sich um 02:17:17 UTC.

Spürbare Erdbeben im Norden der Niederlande sind vergleichsweise selten und ich kann mich nicht daran erinnern, schon einmal über eins berichtet zu haben. Der Erdstoß könnte sich an einer Störungszone ereignet haben, die mit dem Zentralgraben des Nordseebeckens assoziiert ist.

Die Geburt des Nordseebeckens begann vor gut 60 Millionen Jahren, als tektonische Prozesse erste Gräben und Senken in der kontinentalen Erdkruste entstehen ließen. Erst während der letzten Eiszeit-Periode, die vor 2,6 Millionen Jahren began erweiterten Gletscher die Senken zu einem Becken. Eine ordentliche Tiefe gewann das Becken dann erst nach der letzten Eiszeit, als die Landmassen von der Last des Eises befreit waren und sich die Küsten Skandinaviens und Großbritanniens deutlich hoben. Gleichzeitig füllte das Schmelzwasser der Eisbedeckung das Nordseebecken.

Eine Studie aus dem Jahr 2018 enthüllte, dass auch heute das Nordseebecken immer tiefer wird. Innerhalb von 1000 Jahren senkt es sich um 42 Zentimeter ab. Diese Absenkung soll zum größten Teil durch das Gewicht der abgelagerten Sedimente zustande kommen, dass den Meeresboden in die Asthenosphäre drückt, genauso, wie das Festland zuvor durch die Eismassen in das plastische Material des tieferen Untergrunds gedrückt wurde. Doch ein Teil der Absenkung wird durch andere Prozesse hervorgerufen. Die Studie von Wissenschaftlern um Jashar Arfai konnte nicht eindeutig klären, welche Prozesse genau sonst noch hinter der Absenkung des Nordseebodens liegen. Zur Diskussion stehen Prozesse, die mit der Ausschwemmung unterirdischer Salzvorkommen im Zusammenhang stehen, oder Vorgänge die ihren Ursprung in der Konvektion des Erdmantels finden. Vielleicht war der aktuelle Erdstoß Zeugnis eben jener Prozesse. Die relativ große Tiefe des Hypozentrums könnte darauf hinweisen.

(Quellen: EMSC, Scientific Reports, 2018; doi: 10.1038/s41598-018-29638-6)

Vulkan-News: 05.10.22: Nishinoshima

Heute berichte ich noch einmal aus dem Kurzurlaub, bevor es bald wieder in alter Frische mit längeren Artikeln weiter geht. Im Fokus der Berichterstattung stehen Nishinoshima, Piton Fournaise, Taal und Suwanose-jima.

Nishinoshima eruptiert Aschewolken

Der japanische Inselvulkan Nishinoshima eruptiert weiter Vulkanasche. Das VAAC Tokio detektierte Asche in einer Höhe von 2700 m. Sie driftete in nordöstlicher Richtung. Der Vulkan ist recht fleißig, denn seit gestern wurden 9 VONA-Warnungen veröffentlicht. MIROVA registriert eine schwache Thermalstrahlung mit 2 MW-Leistung. Lavaströme werden offenbar nicht gefördert und die Aktivität ist rein explosiv.


Piton Fournaise: Eruption beendet

Die Eruption am Vulkan auf La Réunion endete heute Morgen plötzlich. Kurz vor ihrem Ende lebte die Aktivität auf und es wurden die stärksten Explosionen steit der Initialpahse der Eruption beobachtete. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Ausbruch nur pausiert und wieder aufleben wird, daher beobachten die Vulkanologen das Nicht-Geschehen genau.


Suwanose-jima ist sehr aktiv

Der südjapanische Vulkan Suwanose-jima ist weiterhin sehr aktiv und fördert Vulkanasche, die bis zu 4600 m aufsteigt. Die Seismizität ist erhöht: gestern wurden mehr als 50 vulkanotektonische Erdbeben festgestellt. Der Tremor ist rückläufig und so könnte es bald ein wenig ruhiger am Suwanose-jima werden.


Taal mit Vona-Meldung

Das VAAC Tokio veröffentlichte heute eine Vona-Meldung, nach der Vulkanasche in 600 m Höhe festgestellt wurde. PHILVOLCS brachte dazu noch keine Meldung heraus. Gestern gab es allerdings 11 Tremorphasen und einen Schwefeldioxid-Ausstoß von mehr als 4000 Tonnen am Tag. Es wird leichte Inflation festgestellt.

Vulkan Stromboli am 04.10.22: Neuer Lavastrom

Weiterer Lavastrom am Stromboli

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Eruption: Strombolianisch

Heute Morgen ereignete sich am italienischen Vulkan Stromboli ein weiterer Lava-Überlauf aus dem Nordschlot. Wie das Ereignis gestern war er von kurzer Dauer und weniger Intensiv: der Lavastrom floss nur im oberen Drittel der Sciara del Fuoco und erreichte das Meer nicht. Dafür meldete das INGV zeitgleich eine leichte Steigerung der strombolianischen Aktivität und bestätigte Lavaspattering. Die meisten geophysikalischen Parameter blieben unauffällig, doch es gab eine leichte Variation in der Hangneigung. Wahrscheinlich in Form einer Versteilung des Hangs infolge von Magmen-Inflation.

Typisch für Stromboli wären weitere Ereignisse dieser Art. Es sind auch paroxysmale Eruptionen möglich, oder sogar eine Frakturbildung unterhalb des Kraters. Ähnliche Ereignisse sahen wir auf Stromboli in den Jahren 2002, 2007 und 2014. Rein statistisch gesehen wäre eine baldige Spalteneruption sogar mal wieder fällig. Aber welcher Vulkan hält sich schon an Statistiken?

Die genauen Bedingungen, die zur Bildung von Lavaströmen führen, hängen von vielen Faktoren ab, wie z.B. der Viskosität der Lava, der Menge an Gas, die im Magma eingeschlossen ist. Lavaströme sind am Stromboli eher selten, denn normalerweise eruptiert der Vulkan explosiv und stößt rotglühende Schlacken aus, die bis zu 150 m über Schlothöhe aufsteigen. Über lange Zeiträume hinweg befindet sich der Vulkan in diesem Zustand, den man als sein Gleichgewichtszustand bezeichnen könnte. Wenn es zu verstärktem Magmenaufstieg kommt, können Lavaströme entstehen. Seit einigen Jahren wird ein neuer Trend beobachtet, dass es am Stromboli neben der Bildung von Lavaströmen auch öfters zur Entstehung größerer Explosionen kommt. Daher wurde der Zugang zum Krater im Jahr 2018 gesperrt. Es ist fraglich, ob er je wieder für Touristen freigeben werden wird. Aktuell darf man nur bis Quota 290 ohne Führer aufsteigen.

Vulkan-News 04.10.22: Piton Fournaise

Piton Fournaise mit vulkanotektonischen Erdbeben

Der Piton de la Fournaise zeigt einen leichten Rückgang der Tremor-Amplitude, dennoch bewegt sie sich auf vergleichbar hohem Niveau, zumindestens für eine Eruption in ihrer 3. Woche. Aus dem Krater des Schlackenkegels wird glühende Tephra mehrere 10er Meter hoch ausgeworfen. Der Lava-Ausstoß schwankt zwischen 4 und 20 Kubikmeter in der Sekunde. Im Schnitt werden 10 Kubikmeter Lava pro Sekunde eruptiert. Der Haupt-Lavastrom ist 1500 m lang und seine Front hat das 1800 m Höhenniveau erreicht. Gestern wurden 64 vulkanotektonische Erdbeben registriert: der höchste Wert seit der Initialphase der Eruption. Es sieht nicht danach aus, als würde der Vulkanausbruch schnell enden wollen.

Vulkan-News 03.10.22: Stromboli

Stromboli mit Lavastrom

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Eruption: Lavaspattering

Am Inselvulkan Stromboli begann heute Morgen um 9:15 UCT ein Lavastrom zu fließen. Er kommt aus dem nördlichen Krater und ist auf der Sciara del Fuoco unterwegs. Bereits am Mittag erreichte er die Küste und ergießt sich seitdem ins Meer. Das INGV berichtet, dass die geophysikalischen Parameter keine signifikanten Veränderungen zeigen. MIROVA detektiert eine hohe Thermalstrahlung mit 107 MW Leistung. Der Lavastrom ist vergleichsweise schmal, doch da er in nur 2 Stunde die Küste erreichte, scheint er für Stromboli recht dünnflüssig zu sein. Ein Indiz dafür, dass es sich um frisch aufgestiegene Schmelze handelt, die nicht sehr lange im oberen Magmenkörper verweilte, bevor die Eruption begann. Anders als Lavaströme aus Eruptionsspalten, sind die Lavaströme, die aus den Förderschloten gespeist werden meistens kurzlebig.

Seit gut 10 Tagen ist die Aktivität am Stromboli erhöht. Lavaspattering kündigte besondere Vorkommnisse an. Mit weiterer eruptiver Tätigkeit, die über die normalen strombolianischen Eruptionen hinausgehen ist zu rechnen.

Episoden mit Lavastrom-Tätigkeit sind am Stromboli keine Seltenheit, wenngleich sie nicht zum normalen Tagesgeschäft des Vulkans gehören. Zu Lavaüberläufen kommt es meistens in Phasen, die mehrere Wochen oder Monate anhalten können. Zwischen den einzelnen Episoden mit Lavaüberläufen können Tage bis Wochen liegen. Es gibt kein erkennbares Intervall, in denen die Überlaufphasen auftauchen. Manchmal gibt es mehrere dieser Phasen innerhalb eines Jahres, manchmal vergehen aber auch 2-3 Jahre bis zur nächsten Phase. Nicht selten gipfeln diese Überlaufphasen in paroxysmale Eruptionen, bei denen größere Explosionen erzeugt werden können. Diese schleudern Tephra und Blöcke bis auf die Vulkanflanken hinaus. Im Extremfall kann das Material bewohnte Areale erreichten und Schäden verursachen. Menschen können dabei auch zu Schaden kommen.


Nevados de Chillan eruptiert

In Chile ist der Vulkan Nevados de Chillan ausgebrochen und förderte eine Aschewolke. Laut VAAC Bounes Aires erreichte sie eine Höhe von 4800 m und driftete in Richtung Osten. Im Vorfeld registrierte SERNAGEOMIN einige Erdbeben mit langen Perioden, die von aufsteigendem Magma zeugten.


Piton Fournaise steigert sich weiter

Auf La Réunion ist der Piton Fournaise weiter aktiv und legte in den letzten Tagen noch ein paar Schippen glühende Kohlen, ähm Lava nach. Auch der Tremor stieg weiter an, stabilisierte sich heute dann auf seinem erhöhten Niveau. Mit dem Tremoranstieg erhöhte sich auch der Lava-Ausstoß, der nun zwischen 5-15 Kubikmeter pro Sekunde beträgt. Die Vulkanologen vom OVPF weisen darauf hin, dass die Lava zum größten Teil durch Tunnel abläuft und dass die angegebenen Werte niedrige Schätzungen sind. Es könnte auch mehr Lava unterwegs sein. Neuen Bilder zeigen, dass ein schmaler Lavastrom auch aus dem neuen Schlackenkegel floss und gut sichtbar war. Die Erdbebentätigkeit zog ebenfalls wieder an: Vorgestern wurden 24 vulkanotektonische Erschütterungen registriert.

Steinzeit-Vulkanismus in Bayern

Es gibt neue Hinweise darauf, dass die Vulkaneifel nicht der einzige Ort in Deutschland ist, in dem es in geologisch junger Vergangenheit aktiven Vulkanismus gegeben haben könnte. Geologen vom bayrischen Landesamt für Umwelt (LfU) suchen mittels einer Bohrung nach Beweisen für ihre Hypothese, dass es unweit des Fichtelgebirges Vulkane gab, die während der Steinzeit aktiv waren. Das Problem: die Steinzeit begann vor gut 2,6 Millionen Jahren und endete erst mit Beginn der Bronzezeit im 3. vorchristlichen Jahrtausend. Eine recht große Zeitspanne, die auch erklärt, warum es keine sichtbaren Spuren der eruptiven Vergangenheit der Region nordöstlich von Bayreuth gibt.

Roland Eichhorn, Leiter der Abteilung Geologischer Dienst beim LfU, teuft mit seinen Mitarbeitern eine Bohrung beim Ort Selb ab. Sie soll bis zu 70 m tief werden und liefert hoffentlich Beweise für die Hypothese, dass es hier in junger Vergangenheit einen Vulkanausbruch gab. Grund zu der Annahme lieferte die Analyse von Satellitenaufnahmen, die mit einem neuartigen Computerprogramm durchgeführt wurde. Die Software ist in der Lage dazu, die Vegetation herauszurechnen und enthüllt somit die Bodenstrukturen. Dabei traten eine Reihe von Bodenmulden zutage, die wie Vulkankrater oder Maare aussehen. Mit der Bohrung soll nun entsprechend vulkanisches Material ans Tageslicht gefördert werden. Die Forscher hoffen, dass in den Bodenproben auch organisches Material enthalten ist, mit dessen Hilfe sich C14 Datierungen anstellen lassen, so dass das Alter der Bodenproben bestimmt werden kann.

Die Hoffnung der Geologen ist nicht ganz unbegründet, denn dass es in der Region Vulkane gab ist bekannt. Schon im Jahr 2015 unternahm man wissenschaftliche Untersuchungen bei Tirschenreuth, dass ca. 30 km südlich der aktuellen Stelle liegt. Dort konnte man Eruptionen nachweisen, die sich vor 280.000 Jahren ereigneten. Das Cheb-Becken (Eger-Becken) in der Tschechei liegt nur ca. 10 km Luftlinie von Selb entfernt. Im Cheb Becken brachen Vulkane zuletzt vor ca. 15. Millionen Jahren aus. Dort sind heute noch Mofetten aktiv und es gibt Hinweise, dass sich Magma an der Grenze zur Lithosphäre ansammelt. Sollten die Forscher vom LfU beweisen können, dass es bei Selb während der jüngeren Steinzeit aktive Vulkane gab, könnte es auch die Suche nach einem Endlager für den Atommüll beeinflussen, denn vulkanisch aktive Gebiete scheiden hierfür aus.