Grimsvötn mit Gletscherlauf am 11.10.22

Kleiner Gletscherlauf am Grimsvötn

Gestern gab es erste Anzeichen für einen sich anbahnenden Gletscherlauf unter dem isländischen Grimsvötn-Vulkan. Der subglaziale Feuerberg liegt unter dem größten Gletscher Vatnajökull.  Durch die geothermale Wärme des Grimsvötn schmilzt das Gletschereis und Schmelzwasser sammelt sich in 2 Kavernen unter dem Eis an, wo sie praktisch subglaziale Schmelzwasserseen bilden. Einer dieser Seen scheint seine Eisbarriere gebrochen zu haben und läuft nun aus. Dabei fließt das Schmelzwasser zunächst unter dem Eis ab und bricht nach einigen Tagen aus dem Vatnajökull hervor, wo es im Flusssystem der Skafta zu Hochwasser führt. Aktuell sank die Eisdecke über dem subglazialen See bereits um fast 4 m ab und die Leitfähigkeit des Wassers im Fluss Skafta ist erhöht. Der Flusspegel steigt leicht.

Bei großen Gletscherläufen kann sich das Hochwasser katastrophal auswirken, doch diesmal erwartet man ehr einen kleineren Gletscherlauf. Der letzte seiner Art manifestierte sich im September letzten Jahres. Damals fürchtete man, dass die Druckentlastung durch das ablaufende Schmelzwasser eine Eruptions des Grimsvötn-Vulkans auslösen könnte. Ähnliches gilt jetzt, doch aufgrund der vergleichsweise geringen Menge des ablaufenden Wassers stufen Experten des isländischen Zivilschutzes die Gefahr als gering ein. Der Gletscherlauf kündigte sich bereits am Wochenende durch eine erhöhte Seismizität im Bereich des Grimsvötn an.

Apropos Seismik und Island: am Wochenende war nicht nur die Seismik unter dem Grimsvötn erhöht, sondern auch im Bereich der Askja. Dieser Vulkan liegt nordöstlich des Vatnajökulls und stand im Frühjahr in den Schlagzeilen, weil eine signifikante Bodendeformation in Form einer Anhebung registriert wurde. In den entsprechenden Grafiken von IMO werden für Oktober keine Messwerte der Station OLAC angezeigt. Sie liegt am Nordwestufer des Calderasees Öskjuvatn und zeigte bislang die größte Bodenhebung. Der letzte Messung von Ende September zeigt einen Wert von fast 40 cm an. Der inflationäre Trend hielt praktisch das ganze Jahr über an. Es ist umstritten, ob Askja ein eigenständiger Zentralvulkan ist, oder ob er mit dem System Grimsvötn-Bardarbunga zusammenhängt.

Auch ansonsten gab es weitere Erdbeben unter verschiedenen Vulkanregionen Islands. Unter der Reykjanes-Halbinsel wurden in den letzten 48 Stunden 41 Erdbeben registriert.

Vulkane Italiens am 11.10.22

In diesem Bericht thematisiere ich die Aktivität der italienischen Vulkane Ätna, Stromboli, Vesuv und Vulcano, wobei der Fokus auf den Geschehnissen am Stromboli liegt.

Stromboli mit Lavafall

Gestern hielt die Aktivität am Stromboli an, wenn sie sich gegenüber dem Vortag auch abschwächte. Aus dem Nordkrater extrudierte ein Lavastrom der über die Sciara del Fuoco floss und nachmittags noch ca. die halbe Strecke bis zur Küste schaffte. Bis zum Abend verharrte die Lavafront auf dem 400 m Höhenniveau. Von ihr brachen Blöcke ab, die zum Teil zerbarsten und fragmentierten. Dabei entstanden kleinere pyroklastische Dichteströme. Sie erreichten manchmal die Küste. Die Aktivität der letzten 2 Tage erodierte die Sciara del Fuoco und grub eine Abflussrinne in die Flanke. Die Seiten der Rinne sind instabil und auch hier kam es öfters zu Kollaps-Ereignissen. Das INGV berichtet von einer kurzweiligen Inflation, die den vulkanhang um 0,2 µrad versteilte. Der Tremor variierte im Tagesverlauf und bewegte sich überwiegend im „orangenen“ Bereich. Heute hat er weiter abgenommen und steht an der Grenze zum „gelben“ Bereich.

Ein schönes Drohnenvideo, das ich hier leider nicht einbinden kann, aber in unserer FB-Gruppe geteilt wurde, zeigt Nahaufnahmen des Geschehens. Man erkennt sehr schön einem kleinen Lavafall, der sich kurz unterhalb des Kraters bildete. Auf den Aufnahmen ist auch die neue Bresche in der Kraterwand zu erkennen, die bei dem Kollaps am Sonntag entstand, als es zum bislang größten pyroklastischen Strom der Eruptionsphase kam. Diese kam keineswegs überraschend, sondern kündigte sich durch das Lavaspattering der letzten 2 Wochen an. Ein weiterer Indikator blieb mir aufgrund meines Urlaubs verborgen: In der letzten Woche gab es 4 schwache Erdbeben unter dem Norden der Insel. Das Stärkste manifestierte sich am 4. Oktober und hatte eine Magnitude von 1,4 und ein Hypozentrum in fast 9 km Tiefe. Da es am Stromboli nur selten Erdbeben gibt, deuten diese häufig ungewöhnliche Eruptionen an.

Betrachtet man die Shakemap der Liparischen Inseln, so fällt auf, dass es auch unter Vulcano weitere Erdbeben gab. Zu sehen sind 3 sehr schwache Erschütterungen, die sich zwischen dem 8. und 10. Oktober ereigneten. Im letzten Wochenbericht des INGVs hieß es, dass die Fumarolen-Temperaturen am Kraterrand stabil waren. Sie lagen bei 373 Grad. Der Gasflux wurde als moderat-hoch beschrieben.

Einige Erdbeben und Inflation unter dem Ätna

Relativ ruhig ist es um den Ätna geworden, obwohl der Tremor im Wochenverlauf leicht stieg und kurz unterhalb der Grenze zum „orangenen“ Bereich verläuft. Die Seismizität ist niedrig-moderat: in den letzten 10 Tagen  ereigneten sich 25 schwache Erdbeben, von denen 15 in der Karte des INGV angezeigt werden. Im letzten Monats-Bericht wurde darauf hingewiesen, dass es mäßige Infraschalltätigkeit gibt. Aus der Bocca Nova kamen häufig laut dröhnende Geräusche. Es gibt also starke Entgasungen, oder sogar tief im Schlot sitzende Explosionen. Es wird leichte Bodenhebung durch Magmeninflation festgestellt. Der Vulkan lädt also langsam wieder auf und es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir neue Eruptionen am mächtigsten Vulkan Europas erleben werden.

Vesuv mit Erdbeben M 2,1

In der letzten Zeit gab es über den Vesuv bei Neapel wenig zu berichten, doch gestern Abend ereignete sich ein Erdbeben Md 2,1 unter der Westflanke des Vulkans. Das Hypozentrum lag in knapp 4 km Tiefe. Die Beben hier gehen allerdings nicht mit Inflation einher sondern mit Deflation. das INGV wies in seinem letzten Bericht vom 04. Oktober darauf hin, dass es eine leichte Bodensenkung gibt. Sie entsteht vermutlich durch Schrumpfungsprozesse im Förderschlot/Magmenköper infolge von Abkühlung.

Erdbeben-News 11.10.22: Taiwan

Taiwan: Erdbeben Mw 5,7

Datum: 10.10.22 | Zeit: 19:24:41 UTC | Lokation:  24.02 N ; 122.31 E | Tiefe: 20 km | Mw 5,7

Gestern Abend bebte es vor der Nordostküste Taiwans mit einer Magnitude von 5,7. Das Hypozentrum wurde in einer Tiefe von 20 km ausgemacht. Das Epizentrum lag 72 km östlich von Hualien City. Das Erdbeben manifestierte sich in der Nähe des Kreuzungspunktes zwischen dem Ost-West streichenden Ryukyu-Graben, mit dem Nord-Süd verlaufenden Manila-Graben, kann aber ehr letzterem zugeordnet werden. Einen direkten Zusammen mit der Erdbebenserie im September gibt es nicht, es handelte sich um ein eigenständiges Erdbeben.

Ein Blick auf die Shakemap enthüllt, dass es im Bereich von Taiwan seismisch weiterhin recht munter zugeht.

Vulkan-News 11.10.22: Nevados de Chillan

Nevados de Chillan mit Pyroklastischen Strömen

Staat: Chile | Koordinaten: -36.85, -71.377| Eruption: Dom

Am chilenischen Vulkan Nevados de Chillan kam es vorgestern zu einer größeren Eruption. Die Explosion ereignete sich um 19:26 Uhr (Lokalzeit) und förderte Asche bis auf einer Höhe von 5500 m über dem Meeresspiegel. SERNAGEOMIN gibt die Eruptionshöhe über den Krater an und kommt auf knapp 2500m. Das Material stieg aber nicht nur in die Höhe, sondern wurde auch zur Seite geschleudert und es entstanden Pyroklastische Dichteströme, die in mehreren Richtungen flossen. Der Eruption voran ging ein langperiodisches Erdbeben, das auf Magmenaufstieg hindeutete. In den Tagen vor der Eruption gab es zudem eine signifikante Zunahme an Hybrid-Erdbeben. Zu Spitzenzeiten wurde bis zu 30 dieser Erdbeben am Tag detektiert.

Aktuell gibt es keine Explosionen, aber es ist sehr wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis wieder welche auftreten. Generell zählt der Nevados de Chillan momentan zu den aktivsten Feuerbergen Chiles. Im letzten Bulletin vom September berichten die Vulkanologen vom SERNAGEOMIN über eine rege Seismizität unter dem Vulkan. Im Zeitraum 1.-15. September wurden 55 vulkanotektonische Erdbeben registriert. Sie deuteten auf Gesteinsbruch infolge von Fluidbewegungen hin und werden für gewöhnlich vom aufsteigenden Magma verursacht. Es ereigneten sich 571 langperiodische Erdbeben, welche ebenfalls mit aufsteigendem Magma assoziiert waren. 171 seismische Signale stammten von Explosionen im Krater. Die beobachteten Explosionen erzeugten einen Schalldruck von bis zu 0,4 Pa. In den letzten Wochen wurde eine leichte Inflation beobachtet.

Beim Nevados de Chillan handelt es sich um einen Komplexvulkan in der chilenischen Region de Nuble. Seine Gipfelhöhe liegt bei 3216 m. An den Flanken gibt es ein Schigebiet, weshalb größere Eruptionen schnell zu Katastrophe werden könnten. Die Eruption vom Sonntag hinterließ auf dem Schnee mehrere Aschespuren, was Schifahrer ärgern dürfte. Genauso ärgerlich ist die Sperrzone mit einem Radius von 2 km um den aktiven Krater Nicanor.

Naturkatastrophen-News 10.10.22: Venezuela

Erdrutsch nach Tropensturm in Venezuela

Gestern kam es nahe der venezuelischen Hauptstadt Caracas zu einem Erdrutsche, bei dem mindestens 25 Personen starben. Doppelt so viele Menschen werden noch vermisst. Der Erdrutsch wurde durch Starkregen ausgelöst, der vom Tropensturm „Julia“ verursacht wurde. Durch den Starkregen schwollen 5 Bäche an und traten über die Ufer. Das Hochwasser brachte dann einen Hang zum abrutschen. Die Naturkatastrophe ereignete sich in der Region der Industriestadt Las Tejerias, die im Bundesstaat Aragua liegt und sich gut 50 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Caracas befindet.

Laut der venezolanische Vizepräsidentin Delcy Rodriguez waren fast 1000 Rettungskräfte im Einsatz. Die Vizepräsidentin erklärte gegenüber lokalen Medien, dass der Erdrutsch große Schäden angerichtet hätte. Zahlreiche Häuser von dem Erdrutsch mitgerissen. In einigen Ruinen würden sich noch lebende Menschen befinden, die man versucht zu Retten.

In Venezuela kommt es häufig zu Erdrutschen. Eine Mitschuld dafür, dass sie oft mit hohen Menschenopfern verbunden sind, tragen Bauten die ohne Baugenehmigung an exponierten Stellen errichtet wurden. So starben im Jahr 1999 gut 10.000 Menschen durch Erdrutschungen.

Der Tropensturm „Julia“ richtete nicht nur in Venezuela Schäden an. Er bildete sich in der Karibik und mauserte sich zu einem Hurrikan der niedrigsten Kategorie „1“, bevor er am Freitag seinen Landfall bei Nicaragua hatte. Zu diesem Zeitpunkt gab es im Sturm Windgeschwindigkeiten von bis zu 140 km/h. Er änderte mehrmals seine Richtung und löste daher in weiten Teilen Mittelamerikas und im Süden Mexikos Unwetterwarnungen und Katastrophenalarm aus. Aktuell zieht „Julia“ in Richtung El Salvador und Guatemala. Obwohl sich die Windgeschwindigkeiten auf 65 km/h reduzierten, muss in der gesamten Gegend mit Überschwemmungen und Erdrutschen gerechnet werden.

In den letzten Wochen brauten sich mehrere atlantische Wirbelstürm zusammen. Der folgenschwerste war Hurrikan „Fiona“, der in Florida große Schäden anrichtete.

Vulkan Stromboli am 10.10.22

Aktivität am Stromboli bleibt erhöht

Der sizilianische Inselvulkan Stromboli ist weiterhin ungewöhnlich aktiv. Aktuell erkennt man auf den LiveCams nicht sehr viel, da leicht aschehaltiger Dampf von der Sciara del Fuoco aus aufsteigt und die Sicht beeinträchtigt. Die Dampfwolke lässt aber den Rückschluss zu, dass sich weiterhin Material (Lava, Tephra, Dichteströme) über die Feuerrutsche bewegen. Heute Morgen (4:42 Uhr UTC) kam es zudem zu einem weiteren Kollaps an der nördlichen Kraterterrasse. Das geht aus einem Bericht des LGS hervor. Das Material glitt über die Sciara del Fuoco bis ins Meer und erzeugte dort eine Mini-Tsunami. Die Welle blieb unter der Alarm-Schwelle des Tsunami-Frühwarnsystems. Auch bei dem Pyroklastischen Strom gestern soll ein Mini-Tsunami von 2 Zentimetern Wellenhöhe entstanden sein. Tatsächlich zeigen jüngst veröffentlichte Aufnahmen, dass der Pyroklastische Strom nicht nur die Küste erreichte, sondern auch aufs Meer hinaus lief.

Die Situation erinnert an 2018, als sich eine Serie ähnlicher Ereignisse manifestierte. Damals entstand ein noch größerer Pyroklastischer Strom als gestern. Er hätte beinah einige Bootsfahrer erwischt. Die Ursache für die Pyroklastischen Ströme im Jahr 2018 waren die gleichen, wie sie es jetzt sind: Kollaps-Ereignisse der nördlichen Kraterwand, infolge von Lavaströmen die sich einen Weg durch das Material bahnten. Die Gefahr ist noch nicht vorbei und es könnten weitere Lavaströme, Pyroklastische Ströme und Tsunamis entstehen. Auch mit größeren Explosionen muss gerechnet werden.

Anhebung der Alarmstufe

Der Katastrophenschutz kam gestern zu einer Sitzung zusammen und beschloss die Anhebung der Alarmstufe für Stromboli von „gelb“ auf „orange“. Die Entscheidung stützt sich auf Daten und Empfehlungen des INGVs. Der Katastrophenschutz ist eine Abteilung des Nationalen Zivilschutzes, der die Umsetzung der Verordnungen überwacht, die mit der Erhöhung der Alarmstufe im Zusammenhang stehen. Was nicht explizit kommuniziert wurde, ist, ob die Zugangsbeschränkungen zum Vulkan ausgeweitet wurden. Erst vor einigen Wochen startete man wieder mit Führungen bis zum Aussichtspunkt auf 400 m Höhe. Wahrscheinlich wurden diese jetzt wieder eingestellt. Dieses Jahr ist wahrlich kein gutes Jahr für den Tourismus auf Stromboli. Ich bemühe mich noch um genauere Informationen zu den Zugangsbeschränkungen.

Das Video zeigt die Aktivität auf der Sciara del Fuoco heute Morgen.

Vulkan-News 10.10.22: Nishinoshima

Auch wenn uns gerade Stromboli am Meisten beschäftigt, kommt hier eine kurze Zusammenfassung der Aktivität anderer Vulkane. Zum Stromboli erscheint später ein ausführlicher Artikel. Soviel vornweg: es hat einen weiteren -kleineren- Kollaps am Krater gegeben und die Aktivität bleibt erhöht.

Nishinoshima weiter aktiv

Staat: Japan | Koordinaten: 27.24, 140.87 | Eruption: Ejektiv

Der japanische Inselvulkan Nishinoshima eruptiert weiter. Auf einem neuen Sentinel-Satellitenfoto erkennt man eine Eruptionswolke, die deutlich mehr Vulkanasche enthält, als es zuvor der Fall war. Laut dem JMA steigt die Aschewolke bis zu 3200 m hoch auf. Gestern wurde von MIROVA eine moderate Wärmestrahlung von 12 MW Leistung registriert.

Der Nishinoshima liegt gut 1000 km südlich von Tokio und ist ein Inselvulkan im Ogasawara-Archipel. Die junge Insel wuchs in den letzten Jahren deutlich.


Popocatepetl mit Explosionen

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62| Eruption: Asche-Emissionen

In Mexiko ist es der Popocatepetl, der die Aufmerksamkeit auf sich zieht, weil er explosive Eruptionen erzeugt. Tatsächlich wird auch eine schwache bis moderate Wärmestrahlung detektiert. Am 7. Oktober erreichte sie eine Leistung von 17 MW. Wahrscheinlich akkumulierte sich glühende Tephra im Krater, es könnte aber auch ein kleiner Lavadom wachsen. CENAPRED berichtete von 2 kleineren Explosionen und 178 Exhalationen.


Reventador mit Explosionen

Staat: Ecuador | Koordinaten: -0.081, -77.67 |Eruption: Vulcanianisch

Der ecuadorianische Vulkan Reventador ist explosiv aktiv und fördert Aschewolken, die gut 700 m über Kraterhöhe aufsteigen. Das IGEPN meldete gestern 13 Explosionen. Außerdem wurden 46 langperiodische Erdbeben registriert, die auf Magmenbewegungen hindeuten.


Sangay mit zahlreichen Explosionen

Staat: Ecuador | Koordinaten: -2.00, -78.34 | Eruption: Vulcanianisch

In Ecuador bleibt der Sangay hoch aktiv und emittiert eine Wärmestrahlung mit 120 MW Leistung. Sie geht nicht nur von der glühenden Tephra aus, sondern auch von einem Lavastrom. Er fließt über die Nordostflanke des Feuerbergs. Das VAAC detektiert Vulkanasche in einer Höhe von 7000 m. Die Eruptionswolke driftet in Richtung Westen. Die Vulkanologen vom IGEPN registrierten gestern 830 seismische Explosionssignale und 87 Tremorphasen.

Vulkan Stromboli mit Pyroklastischem Strom am 09.10.22

Pyroklastischer Strom erreicht die Küste von Stromboli

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Eruption: Strombolianisch

Die Meldungen vom italienischen Inselvulkan Stromboli reißen nicht ab: heute Morgen ging ein Pyroklastischer Strom ab. Er manifestierte sich um 07:23:33 UCT und floss über die Sciara del Fuoco bis an die Küste. Dem Pyroklastischen Strom voran ging ein Phase mit intensivem Lavaspattering, die sich zu einer kleinen Fontäne steigerte, als ein Lavastrom zu fließen begann. Es kam zu einem Kollaps, bei dem möglicherweise ein Teil des Kraterrands abrutschte, was dann den Pyroklastischen Strom auslöste. Nach dem initialen Ereignis trat weiterhin ein Lavastrom aus, der inzwischen ebenfalls bis zur Küste vordrang.

Das INGV veröffentlichte ein Video aus den Aufnahmen der LiveCams.

Das sind aber nicht die einzigen Aufnahmen, denn mittlerweile versammelten sich Schaulustige in Booten vor der Sciara del Fuoco. Spätestens seit 2018 wissen wir, dass sowas nicht ganz ungefährlich ist, denn es könnten große Pyroklastische Ströme entstehen, die weit aufs Meer hinaus laufen. Auf dem Video unten sieht man, dass nicht nur ein Lavastrom die Küste erreichte, sondern weitere Pyroklastische Dichteströme entstanden.

Der Tremorgraph zeigt, dass die Amplitude des vulkanischen Zitterns in die Höhe schoss und sehr hohe Werte annahm. Kurz vor dem Abgang wurde ein leichter Anstieg der Bodendeformation festgestellt. Er betrug 0,05 µrad. Auch Abends bleibt der Tremor erhöht und es fließt weiter Lava aus dem nördlichen Kratersektor. Seit einigen Minuten ist ein vergleichsweise breiter Lavastrom unterwegs, der eine deutliche Thermalspur auf der LiveCam hinterlässt. So große Lavaströme sind eigentlich typisch für Flankeneruptionen und weniger für Überläufe aus einem Förderschlot im Krater. Es ist nicht auszuschließen, dass sich der Schlot bei dem initialen Kollaps zu einer kleinen Spalte erweiterte. Hier werden die nächsten Drohnenaufnahmen sicherlich für Aufklärung sorgen.

Vulkan Mayon mit Domwachstum im Oktober

Domwachstum am Mayon

Staat: Philippinen | Koordinaten: 13.25123.68 | Eruption: Dom

Der philippinischen Vulkan Mayon sorgt für Aufregung, da die Vulkanologen von PHILVOLCS Domwachstum beobachteten. Zwischen dem 20. August und dem 04. Oktober nahm das Volumen des Doms um 48.000 Kubikmeter zu. Die Wissenschaftler unternahmen einen Observierungsflug und stellten fest, dass die neue Lava an der Basis des Doms extrudierte und sich dort ansammelte. Aufmerksam wurden die PHILVOLCS-Mitarbeiter auf die Vorgänge am Dom, weil sich im am Boden der Miisi-Schlucht helle Vulkanasche ansammelte. Sie stammte vermutlich von der Fragmentation der frischen Lava während der Extrusion. Die remobilisierte Asche sammelte sich seit dem 2. Oktober in der Schlucht an. Sehr wahrscheinlich manifestierte sich das Domwachstum seit diesem Zeitpunkt. Die Extrusion der Lava wird als aseismisch beschrieben: offenbar gab es keine erhöhte Seismizität, die auf dem Aufstieg frischen Magmas hindeutete. Das könnte bedeuten, das die Aufstiegswege im Fördersystem frei sind, oder dass es sich bei der neuen ausgetretenen Lava um Restschmelze handelte, die nahe der Oberfläche stand.

Seit 2020 registriert das EDM eine schwache Inflation des Vulkangebäudes. Magma steigt also auf, sammelt sich in einem Magmenkörper und versteilt die Vulkanhänge. Einhergehend mit dem aktuellen Domwachstum, wurde an der Ostflanke des Vulkans eine Bodenabsenkung festgestellt, während es auf der gegenüberliegenden Westseite Bodenhebung gab.

Vom Dom geht eine kleine Dampfwolke aus. Neben Wasserdampf enthält sie vulkanische Gase wie Schwefeldioxid. Der Ausstoß dieses Gases beläuft sich auf 391 Tonnen am Tag. Gestern wurde ein vulkanotektonisches Erdbeben detektiert. Gelegentlich wird nachts Rotglut am Lavadom beobachtet.

Anhebung der Alarmstufe am Mayon

Bereits am 21. August wurde der Alarmstatus am Mayon von „0“ auf „1“ erhöht. Am 7. Oktober wurde er dann auf „2“ gesetzt. Es gibt eine Sperrzone! Sie hat einen Radius von 6 km um den Krater und es gilt ein strenges Betretungsverbot. Die Bevölkerung wird daran erinnert, dass es jederzeit zu phreatischen Explosionen kommen kann. Auch eine magmatische Eruption und der Abgang Pyroklastischer Ströme kann nicht ausgeschlossen werden. Spannende, aber auch gefährliche Zeiten am Mayon!