Vulkan Merapi mit Domwachstum am 24.03.23

Vulkan Merapi | Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Lavadome des Vulkans Merapi sind heiß und gewachsen

Der Merapi stand in den letzten Tagen vor allem wegen seiner Pyroklastischen Strömen in den Schlagzeilen der News auf Vnet, die relativ unvermittelt auftraten. Zwar wies ich in meinen Updates immer auf die rege seismische Tätigkeit hin, denn es wurden seit Monaten ungewöhnlich viele vulkanotektonische Erdbeben registriert, doch die beiden Lavadome im Vulkankrater schienen nicht zu wachsen. Erst spät wurde vom BPPTKG – PVMBG kommuniziert, dass die Volumenangaben in den wöchentlichen Bulletins nicht aktuell waren, denn sie basierten auf Daten, die wochenlang nicht aktualisiert wurden. Ein nicht unbedeutender Umstand, wenn man die Gefahrenlage am Vulkan eigenständig einschätzen will, was in Indonesien allerdings genauso wenig gewünscht ist, wie in allen anderen Staaten der Erde! Es gibt eine Einigung zwischen den vulkanologischen Observatorien, dass immer nur das für den Vulkan zuständige Observatorium Berichte zum Vulkan herausbringt. Alle anderen enthalten sich jeglichen Kommentars, was natürlich zur Folge hat, dass evtl. Fehlinformationen und falsche Einschätzungen gar nicht oder nur spät entdeckt werden. Jedenfalls gab es im letzten Wochenbericht vom PVMGB neue Werte, die mit Hilfe von Drohnenaufnahmen am 13. März ermittelt wurden. Demnach hatte der zentrale Lavadom ein Volumen von 2.312.100 Kubikmetern angegeben (vorher 2.267.400 Kubikmeter) und der südwestliche Dom brachte es noch auf 1.686.200 Kubikmeter. Der zuvor kommunizierte Wert belief sich auf 1.598.700 Kubikmeter Volumen. Aber dem nicht genug, tatsächlich betrug das Volumen des Doms vor den Abgängen der Pyroklastischen Ströme 2.759.100 Kubikmeter. Der Dom war während der Phase mit den vielen vulkanotektonischen Erdbeben also kräftig gewachsen und damit stieg das Gefahrenpotenzial täglich! Mangels vernünftiger wissenschaftlicher Arbeit und Kommunikation blieb dieses gefahrenpotenzial verborgen und hätte Menschenleben kosten können. Während der Phase vieler Abgänge von Pyroklastischen Strömen und Schuttlawinen, die sich zwischen dem 11. und 15. März zutrug, verlor der Dom ein ungefähres Volumen von 1.072.800 Kubikmetern.

Durch die Ereignisse wurden die lokalen Vulkanologen wohl aus ihrem Dornröschenschlag gerissen (oder bekamen vielleicht mehr staatliche Gelder) und unternahmen tatsächlich am 18. März einen weiteren Drohnenflug über den Merapikrater, um eine thermische Kartierung mittels Wärmebildkamera vorzunehmen. Dabei endeckten sie, dass der südwestliche Lavadom relativ heiß ist, denn sie maßen Temperaturen von bis zu 230 Grad Celsius. Diese wurden in zwei Bereichen in der Mitte und am unteren Rand der Kuppel gemessen, die als Ort der Lawinenquelle und heißer Dichteströme auf der Südwestseite vermutet werden. Die Oberfläche des zentralen Lavadoms war hingegen relativ kalt. Nur an einigen Hotspots wurde eine Temperatur von 114 Grad Celsius ermittelt. Die Vulkanologen gehen davon aus, dass die Dome weiter wachsen und dass ein großes Gefahrenpotenzial besteht. Die GPS-Daten zeigen eine Bodendeformation an. Im Bericht heißt es, dass es eine Verkürzung der Steilheitsstrecke von 0,07 cm/Tag geben würde.

Mangelnde Kommunikation von Seiten der Behörden an Vulkanen musste ich in den letzten Monaten leider öfters mokieren und ist auch Gegenstand einer Klage auf La Palma, die infolge der Vulkankatastrophe von 2021 dort eingereicht wurde. Mir ist auch klar, dass ich mich durch meine Kritik in den Fachkreisen nicht sonderlich beliebt mache, aber das ist auch nicht die Aufgabe eines journalistisch arbeitenden Fachautors. Klar auch, dass es meistens weniger an den Vulkanologen liegt als an übergeordneten Behörden und chronischen Geldmangels: selbst in Südeuropa werden studierte Vulkanologen teilweise schlechter bezahlt als bei uns eine Erzieherin oder Pflegefachkraft, deren Ausbildung bei uns allerdings fast genauso lange dauert wie ein Vulkanologie-Studium anderswo!

Zusammenfassung:

  • Der Südwestdom hatte vor der Eruption am 11. März ein Volumen von 2.759.100 Kubikmetern.
  • Der Dom war in den letzten Monaten um 1.160.400 Kubikmeter gewachsen und verdoppelte sein Volumen fast.
  • Am 18 März waren es noch 1.686.200 Kubikmeter.
  • Durch Abgänge gingen 1.072.800 Kubikmeter Domvolumen verloren.
  • An den heißesten Stellen wurden Temperaturen von 230 Grad gemessen.
  • Es gibt Hinweise auf weiteres Domwachstum.

Vulkan-News 24.03.23: Stromboli

Ein weiterer Lavaüberlauf am Stromboli

Vulkan: Stromboli | Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Lavastrom

Auf der Liparischen Insel Stromboli hat gestern Abend ein weiterer Überlauf eines Lavastroms aus einem Schlot im nördlichen Kratersektor begonnen. Das INGV brachte zeitnahe eine Sondermeldung heraus und sprach eine Warnung aus, sich dem Areal nicht zu nähern. Vom Lavastrom geht eine hohe Thermalstrahlung aus, die von MIROVA detektiert wurde. Sie hat eine Leistung von 106 MW. Der Tremor stieg leicht an und bildete einen Peak bis in den orangenen Bereich hinein. Die restlichen geophysikalischen Parameter veränderten sich nicht und sind laut INGV-Aussage unauffällig. Ein typisches Verhalten für Stromboli, denn auch größere Ausbrüche und Paroxysmen lassen sich kaum prognostizieren.

Signifikante Änderungen der Parameter treten oftmals erst Minuten vor einem Paroxysmus auf. Daher ist ein Aufstieg in die Gipfelregion immer mit unvorhersagbaren Risiken verbunden. Selbst Vulkanführer, die über Funk mit dem Vulkanobservatorium verbunden sind, stellen keinen Garant dafür da, dass man nicht von einer größeren Eruption überrascht wird. Ein Umstand, der letztendlich zum Aufstiegsverbot für alle führte. Dennoch kommen größere Eruptionen vergleichsweise selten vor und das persönliche Risiko von einer großen Explosion überrascht und getroffen zu werden, war für mich persönlich meistens vertretbar. Aber so eine Gefahrenabschätzung muss jeder für sich selbst durchführen. Dazu bedarf es ein wenig Erfahrung und guter Informationen. Allerdings stellt sich die Frage ja eigentlich nicht mehr, da heutzutage Behörden und Gesetzgeber mündigen Bürgern durch Vorschriften und Verbote alle lebenswichtigen Entscheidungen abnehmen, was das gesellschaftliche Zusammenleben kurzfristig vielleicht vereinfachen mag, langfristig aber zu einer (über)lebensunfähigen Gesellschaft führt. Was dann in Krisenzeiten passiert, davon haben wir während der Corona-Pandemie einen kleinen Vorgeschmack bekommen! Was machen wir nur im Falle einer echt heftigen globalen Naturkatastrophe oder in einem neuen Weltkrieg?

Heute Morgen war der Gipfel des Strombolis zeitweise in Wolken gehüllt und die Eruption spielte sich im Verborgenen ab. Aktuell haben sich die Wolken verzogen, sodass das Phänomen auf den LiveCams zu sehen ist. Allerdings fließt die Lava in einer tiefen Rinne und bleibt auch vermeintlichen Augenzeugen zum großen Teil verborgen.

Seit dem Herbst kommt es immer wieder zu Lavaüberläufen aus einem der Nordschlote am Kraterrand. In der Initialphase der Tätigkeit kam es auch zum partiellen Kollaps der nördlichen Kraterwand, sodass die Schlote zur Sciara del Fuoco hin offen liegen und von der Quota 290 m aus einzusehen sind.

In einem Artikel einer Regionalzeitung heißt es heute übrigens, dass man auf kommunaler Ebene mit Zivilschutz und Vulkanologen diskutiert, ob der Aufstieg am Stromboli nicht wieder bis zur Quota 400 m freigegeben werden soll. Natürlich nur mit Führer!

Leichte Zunahme der Seismizität am Ätna und auf Vulcano

Aus seismischer Sicht war es an den beiden anderen aktiven Vulkanen Süditaliens vergleichsweise ruhig. Heute sieht man auf den Erdbebenkarten für Ätna und Vulcano, dass es mehrere Erschütterungen gegeben hat. Am Ätna ereigneten sich gestern 4 schwache Erschütterungen. Im ganzen März waren es bis jetzt 68 Beben, was recht mager ist. Im Bereich der Liparischen Inseln wurde bislang 38 Erschütterungen detektiert. Die Shakemap für Vulcano zeigt aktuell 5 Mikrobeben in der Umgebung der Insel an.

Zusammenfassung:

  • Am Stromboli gibt es einen neuen Lavaüberlauf.
  • Es wurde eine hohe Thermalstrahlung detektiert.
  • Es gibt Diskussionen den Aufstieg für geführte Gruppen wieder bis auf Quota 400 m freizugeben.
  • Am Ätna und auf Vulcano zog die Seismizität etwas an.

Erdbeben-News 23.03.23

Wie so häufig um die Neumondtage herum ist auch diesmal die globale Erdbebentätigkeit etwas gesteigert. Die Steigerung manifestiert sich in besonders vielen Erdbeben mit Magnituden im 4er und 5er Bereich.

Tadschikistan: Erdbeben Mb 5,8

Datum 22.03.23 | Zeit: 20:07:45 UTC | 39.47 N ; 70.00 E | Tiefe: 10 km | Mb 5,8

Im Grenzgebiet von Tadschikistan und Kirgisistan bebte es gestern Abend mit einer Raumwellen-Magnitude von 5,8. Der Erdbebenherd wurde in 10 km Tiefe ausgemacht. Das Epizentrum lag 58 km südöstlich von Isfana, einer Stadt in Kirgisistan. Beim EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor. Demnach war das Beben in einem großen Umkreis zu spüren gewesen und es entstanden leichte Sachschäden. Bilder zeigen eingestürzte Mauern und Gebäuderisse.

Es kam zu einigen Nachbeben. Betrachtet man die Shakemap, dann erkennt man, dass es in der Region in den letzten Tagen häufiger bebte. Unter diesen Beben ist auch das stärkste Erdbeben der letzten Tage zu finden, dass sich vorgestern in Afghanistan ereignete und eine Magnitude von 6,5 hatte.

Ähnlich wie Afghanistan, so ist auch das benachbarte Tadschikistan von wilden Bergregionen geprägt. Das dominierende Gebirge ist das Fan-Gebirge, dessen Orogenese mit den anderen Gebirgszügen der Region verknüpft ist und durch die Kollision der Indischen Platte mit der Eurasischen Platte zustande kam. Die Erdbeben zeugen davon, dass die Orogenese immer noch nicht abgeschlossen ist. So drückt die Indische Platte weiterhin gegen die Eurasische. Die Plattenkollision lässt die Gebirge um das Himalaya weiter wachsen.

Das Fan-Gebirge gehört zur geomorphologischen Einheit des Becken-Kollisionssystems von Hindukusch-Pamir-Tadschik, dessen nördliche tektonische Begrenzung von der Darvaz-Störung gebildet wird. Der aktuelle Erdstoß manifestierte sich im Einzugsgebiet dieses Störungssystems. Bei der Darvaz-Störung handelt es sich um eine sinistrale Blattverschiebung, an der die Gesteinsplatten mit einer Rate von ca. 10 mm im Jahr aneinander vorbei gleiten.


Australien: Erdbeben Mb 4,9

Datum 22.03.23 | Zeit: 23:23:09 UTC | 32.80 S ; 139.56 E | Tiefe: 10 km | Mb 4,9

Im Süden Australiens kam es zu einem Erdstoß der Magnitude 4,9. Das Hypozentrum befand sich in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 70 km ost-nordöstlich von Peterborough verortet. Das Beben wurde von Anwohnern der Region deutlich gespürt. Erdbeben auf dem alten Kontinent Australien sind relativ selten.


Albanien : Erdstoß Mb 4,9

Datum 23.03.23 | Zeit: 01:43:20 UTC | 40.47 N ; 20.68 E | Tiefe: 7 km | Mb 4,9

Albanien wurde von einem Beben der Stärke 4,9 erschüttert. Der Erdbebenherd befand sich in nur 7 km Tiefe, weswegen das Beben als stärker wahrgenommen wurde, als man nur anhand der Magnitude vermuten würde. Das Epizentrum lag 19 km süd-südwestlich von Korçë. Es gab mehrere Nachbeben.


Türkei: Erdbeben Mb 4,9

Datum 23.03.23 | Zeit: 09:19:52 UTC | 38.01 N ; 36.44 E | Tiefe: 10 km | Mb 4,9

In der türkischen Erdbebenregion im Südosten der ostantolischen Verwerfung gab es wieder mehrere Nachbeben. Das Stärkste brachte es auf Mb 4,9 und hatte eine Herdtiefe von 10 km. Das Epizentrum wurde 5 km west-südwestlich von Göksun lokalisiert. Außerdem gab es in der von Naturkatastrophen gebeutelten Region weitere starke Überschwemmungen.


Schweiz: Erdstoß Mb 4,4

Datum 22.03.23 | Zeit: 14:50:34 UTC | 47.38 N ; 6.91 E | Tiefe: 14 km | Mb 4,4

Im Dreiländereck Schweiz, Frankreich und Deutschland kam es gestern zu einem spürbaren Erdstoß mit der Magnitude 4,4. Das Hypozentrum befand sich in 14 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 12 km süd-südöstlich von Audincourt (Frankreich) verortet.

Naturkatastrophen-News 23.03.23: Kalifornien

Sturm mit Starkregen in der Bay-Area von San Francisco fordert 5 Menschenleben
Wieder einmal steht der US-Bundesstaat Kalifornien in den Schlagzeilen zu den Naturkatastrophen. Grund hierfür ist, dass sich weitere Unwetter mit Starkregen ereigneten, in deren Folge mindestens 5 Menschen starben. Seit Wochen kommt es zu einer Häufung schwerer Winterstürme, die neben Sturm schwere Niederschläge mit sich bringen, die in Höhenlagen als Hagel und Schnee niedergehen. Die Menschen der Region sind an solche extremen Bedingungen nicht gewöhnt. Kaum ein Autofahrer hat Winterreifen aufgezogen, sodass es auf glatten Straßen zu besonders vielen Unfällen kommt.

Der aktuelle Sturm zog von Nordwesten kommend über Kalifornien und benachbarte Bundesstaaten hinweg. In San Francisco wurden 2 Personen infolge des Sturms so stark verletzt, dass sie im Krankenhaus verstarben. Auf gleiche Art kam ein Autofahrer im Portola Valley ums Leben. In Oakland wurde ein im Zelt schlafender Obdachloser von einem umstürzenden Baum tödlich getroffen. Alleine in der Bay-Area stürzten 700 Bäume um oder wurden stark beschädigt. Bäume und Äste stürzten auf Stromleitungen, die in den USA zum größten Teil oberirdisch verlaufen und unterbrachen die Stromversorgung für Zehntausende Haushalte.

Der Sturm wütete auch in anderen Regionen und die Gesamtschäden sind noch nicht absehbar. Die Tagesschau berichtet von Erdrutschen und Schlammlawinen, die sich vielerorts bildeten und Fahrzeuge mit sich rissen. Dass sich die Schlammlawinen bilden, ist auch den Waldbränden der letzten Jahre geschuldet: Die Erde auf den vegetationslosen Hängen kann die Wassermassen nicht aufnehmen und wird erodiert und kommt schnell ins Rutschen. Unter vergleichbaren Phänomenen leidet ja die Vulkaninsel Stromboli, wo es im Mai letzten Jahres einen verheerenden Macchiabrand mit folgenden Schlammlawinen bei Starkregen gegeben hatte.

Tornado trifft Los Angeles

In Südkalifornien gab es zwar keinen verheerenden Starkregen, doch dafür bildete sich bei Los Angeles ein Tornado. Im Ort Montebello deckte der Wirbelwind zahlreiche Hausdächer ab und beschädigte eine Industrieanlage.

Die Sturmserie beendete offenbar erst einmal die langjährige Dürre und füllte die Regenspeicher auf. Die Wetterdienste prognostizieren, dass der alte Rekord für Niederschläge in Kalifornien bald fallen könnte. Auch wenn die gut gefüllten Wasserspeicher Entlastung im Sommer bringen, sind die aktuellen Regenfälle die andere Seite der Klimawandel-Medaille und Ausdruck eines extremen klimatischen Ungleichgewichts. Neben dem Klimawandel könnte der submarine Vulkanausbruch vor Tonga verantwortlich für die heftigen Niederschläge sein. Im Dezember 2021 war der Vulkan Hunga Tonga-Hunag Ha’api ausgebrochen und hatte gewaltige Mengen Wasserdampf in die Atmosphäre geblasen. Es gibt Forscher, die zudem die Klimaphänomene El Ninio und La Nina für die Wetterkapriolen verantwortlich machen.

Ein Ende des Extremwetters ist nicht in Sicht. Zudem wird erwartet, dass die bald einsetzende Schneeschmelze zu weiteren Hochwasserproblemen führen wird. Am Vulkankomplex Mammoth Mountain in der Sierra Nevada sind in dieser Saison bis zu 16 m Schnee gefallen. Die aktuelle Schneehöhe beträgt mehr als 6 m.

Vulkan-News 23.03.23: Indonesien

Heute stehen einmal mehr die Vulkane Indonesiens im Fokus der Berichterstattung auf Vulkane.net. Immerhin stehen hier fünf Vulkane auf Alarmstufe „orange“. Bei diesen Vulkanen handelt es sich um Anak Krakatau, Karangetang, Lewotolok, Merapi und Semeru. Zum Lewotolok gibt es allerdings unterschiedliche Angaben: während er auf der Seite des PVMGB unter „orange“ geführt wird, bringt er es auf der Gefahrenkarte bei MAGMA lediglich auf „gelb“. Vielleicht hinkt man hier der Bearbeitung ein wenig hinterher, denn der Vulkan steigerte erst in den letzten Tagen seine Aktivität wieder.

Lewotolok mit neuen Eruptionen

Der Lewotolok liegt auf der Insel Lembata und ist seit Mitte Januar sporadisch strombolianisch aktiv gewesen, doch ohne dabei Aufsehen zu erregen. Es handelte sich wohl um gelegentliche kleine Aschepuffer. Doch das änderte sich in den letzten Tagen, als der Lewotolok anfing wieder regelmäßiger zu eruptieren. Strombolianische Eruptionen werfen glühende Tephra aus, die auf Nachtaufnahmen rot glüht. Vulkanasche erreicht eine Höhe von bis zu 600 m über dem Krater. Seit vorgestern wurden pro Tag zwischen 50 und 60 seismische Eruptionssignale aufgezeichnet. Sie hatten Amplituden von bis zu 38 mm und dauerten 35-98 Sekunden. Bereits in der ersten Märzwoche stieg die Seismizität an, wobei überwiegend vulkanischer Tremor und Entgasungssignale aufgefangen wurden. Gestern war die Anzahl der Entgasungen besonders hoch und lag bei 156. Vulkanotektonische Erdbeben gibt es hingegen relativ selten. Gestern wurde nur eins registriert. Entweder bedienen sich die Eruptionen aus einem vorher angelegten Schmelzvorrat, oder die Aufstiegswege sind so frei, dass aufsteigendes Magma kein Gestein bricht.

Während sich die Aktivität am Lewotolok in den letzten Tagen steigerte, nahm sie am Merapi wieder ab. Zum letzten Mal wurden am 15. März pyroklastische Ströme beobachtet. Die Aktivitätssteigerung währte nur kurz, denn erste Dichteströme gab es nur 4 Tage vorher. Mit dem Auftreten der Dichteströme nahmen auch die vulkanotektonischen Erdbeben ab, die von Magmenaufstieg zeugten. An ihrer Stelle traten Hybriderdbeben, die anzeigen, dass sich magmatische Fluide im Vulkan bewegen. Es könnte also noch zu Domwachstum kommen und zu weiteren Abgängen von Pyroklastischen Strömen. Die Gefahr schätze ich aber nicht mehr ganz so hoch ein, wie zu Zeiten der vulkanotektonischen Erdbeben.

Während sich der Alarmstatus der Vulkane Lewotolok und Merapi auf „orange“ befindet, gibt es aber auch aktuell eruptierende Vulkane in Indonesien, deren Alarmstatus nur auf „gelb“ steht. Diesen Alarmstatus haben in Indonesien laut PVMGB 17 Vulkane inne. Viele dieser Vulkane eruptierten in den letzten Jahren oder stehen im Verdacht aktiv zu werden. Zu letzteren zählt der AWU, der letzten Herbst mit Schwarmbeben von sich Reden machte. Zu den eruptierenden Vulkanen auf Alarmstufe „gelb“ gehören die Dauerbrenner Ibu und Dukono auf Halmahera. Beide Vulkane stehen heute in den Listen des VAAC Darwin mit Aschewolken. Am Ibu erreichen sie eine Höhe von 1800 m. Am Dukono steigen die Eruptionswolken bis auf einer Höhe von 2100 m. Da die beiden Vulkane nicht weit auseinander liegen, driftet die Asche in die gleiche Richtung und zwar nach Nordwesten.

Erdbeben-News 22.03.23: Argentinien

Erdbeben Mw 6,4 in Argentinien

Datum 22.03.23 | Zeit: 6:00:33 UTC | 23.56 S ; 66.64 W | Tiefe: 220 km | Mw 6,4

In der nordwestlichen Andenregion Argentiniens bebte es heute Nachmittag mit einer Magnitude von 6,4. Das Hypozentrum lag in der großen Tiefe von 220 km und damit bereits im oberen Erdmantel. Das Epizentrum wurde 80 km nordwestlich von San Antonio de los Cobres festgestellt. Dem EMESC liegen Wahrnehmungsmeldungen aus einem großen Umkreis um das Epizentrum vor. Meldungen über Schäden und mögliche Opfer liegen noch nicht vor.

Das Beben ereignete sich in der Region Jujuy, die an Bolivien und die chilenische Wüste Atacama grenzt. Die Atacama-Region ist für ihre Vulkane bekannt. Folglich könnte sich das Beben auch auf die Feuerberge auswirken. Der Lascar ist einer der aktiven Vulkane in Chile und er reagierte erst Ende letzten Jahres auf einen Erdstoß, der sich allerdings in nur 50 km Entfernung vom Vulkan zutrug. Das aktuelle Epizentrum ist viermal soweit entfernt. Dennoch ist es nicht ausgeschlossen, dass der Lascar auf das Erdbeben reagieren wird.

Das Erdbeben ereignete sich auf dem Hochplateau der Puna, das zum Altiplano-Puna-Komplex gehört. Die Puna ist die höchst gelegene Hochebene Argentiniens. Hier gibt es Salare, in denen Lithium gewonnen wird. Auf Satellitenaufnahmen sehen die rechteckigen Verdunstungsbecken außerirdisch aus. Unnötig zu erwähnen, dass die Lithiumgewinnung nicht besonders gut für das empfindliche Ökosystem eines Salars ist.

Tektonisch gesehen ist der Altiplano-Puna-Komplex sehr stabil: die kontinentale Kruste zählt hier mit 70 km Mächtigkeit zum dicksten Erdkrustensegment der Welt. Die meisten größeren Störungszonen sind von Ignimbriten bedeckt, die bis zu 10 Millionen Jahre alt sind. So wird sich das starke Erdbeben heute nicht an einer dieser Störungszonen ereignet haben. Die Tiefe des Hypozentrums liefert aber den Hinweis, dass sich der Erdstoß an einem Stück subduzierter Ozeankruste ereignete. Es gelangte am Chilegraben vor der Küste Südamerikas in den Erdmantel.

Auffällig ist, dass die gesamte Region westlich des heutigen Bebens seismisch sehr aktiv geworden ist. Gut möglich, dass wir hier demnächst weitere starke Erdbeben und Vulkanausbrüche erleben werden.


Weitere Erdbebenmeldungen:

Japan: Erdbeben Mw 5,6 vor Honshu

Vor der Nordostküste der japanischen Insel Honshu ereignete sich ein Erdbeben der Magnitude 5,6. In einer Tiefe von 23 km wurde der Erdbebenherd ausgemacht. Das Epizentrum wurde 118 km ost-nordöstlich von Iwaizumi lokalisiert.


Kermadec: Erdbeben Mw 5,5

Datum 22.03.23 | Zeit: 14:16:46 UTC | 30.29 S ; 177.21 W | Tiefe: 10 km | Mb 5,5

Bei den neuseeländischen Kermadec-Inseln bebte es mit einer Magnitude von 5,5. Das Hypozentrum lag 10 km tief. Das Epizentrum wurde 912 km nördlich von Hicks Bay verortet. Erst vor wenigen Tagen gab es in der Region ein stärkeres Erdbeben.


Iran: Erdbeben Mb 5,1 im Norden

Datum 22.03.23 | Zeit: 10:38:47 UTC | 37.21 N ; 54.74 E | Tiefe: 10 km | Mb 5,5

Im Nordiran gab es ein weiteres Erdbeben. Es hatte eine Raumwellen-Magnitude von 5,1 und einen Erdbebenherd in 10 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich 38 km west-südwestlich von Gonbad-e Kāvūs. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor.

Vulkan-News 22.03.23: Santiaguito

Vulkan: Santiaguito | Staat: Guatemala | Koordinaten: 14.76, -91.55 | Aktivität: Dom

4700 m hohe Aschewolke am Santiaguito

Vom Santiaguito (Guatemala) geht eine Aschewolke aus, die bis auf einer Höhe von 4700 m aufsteigt und vom Wind in Richtung Westen geweht wird. Bereits gestern wurde vor einer Aktivitätssteigerung des Domvulkans gewarnt.

In dem Bericht von INSIVUMEH heißt es, dass der Vulkan Santiaguito starke Entgasungen auf der Höhe des Kraters erzeugt, die sich in westliche und südöstliche Richtung bewegen.

Die Behörde bestätigte die explosive Tätigkeit des Vulkans. Die Eruptionen werden als schwach bis mäßig stark beschrieben. Aufgrund der Extrusion von Blocklava wächst der Dom weiter und es entsteht ein zäher Lavastrom, der sich über die Südwestflanke des Doms ergießt. Nachts wurde sowohl am Dom als auch am Lavadom konstant Rotglut beobachtet. MIROVA registriert eine moderate Thermalstrahlung mit 66 MW Leistung. Es kommt zur Bildung von heißen Schuttlawinen. Sie gehen vom Lavastrom, aber auch direkt vom Dom ab. Da der Dom eine hohe Aktivität aufweist, besteht die Gefahr, dass pyroklastische Ströme generiert werden könnten.

Aufgrund der erhöhten Aktivität wird empfohlen, sich nicht in der Nähe oder in den Flussbetten an den Hängen des Vulkans aufzuhalten. Obwohl es streng verboten ist, in der Nähe des Vulkans zu campen, wurden diese Bilder von Personen aufgenommen, die sich in der Nähe des Santiaguito-Vulkans aufhalten.

INSIVUMEH rät dazu, die Empfehlungen der Behörde auf ihren offiziellen Seiten zu befolgen, um jegliche Zwischenfälle zu vermeiden.

Beim Santiaguito handelt es sich um den nordwestlichsten der drei aktiven Vulkane Guatemalas. Der Domvulkan bildete sich an der Basis der kollabierten Südwestflanke des größeren Stratovulkans Santa Maria und wird diesem zugeordnet. Den Santa Maria kann man von Quetzaltenango aus besteigen. Von seinem 3745 m hoch gelegenen Gipfel kann man auf den Santiaguito hinabschauen. Die Eruptionen lassen sich von dort aus relativ gefahrlos beobachten.

Erdbeben-Update 21.03.23: Afghanistan

Erdbeben Mw 6,5 erschüttert Afghanistan

Datum 21.03.23 | Zeit: 16:47:24 UTC |36.55 N ; 71.03 E | Tiefe: 194 km | Mw 6,5

Die afghanische Hindukusch-Region wurde heute Nachmittag von einem Erdbeben der Moment-Magnitude 6,5 erschüttert. Lokale Erdbebenwarten kamen auf Ml 6,7. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 194 km und damit bereits im Erdmantel. Das Epizentrum wurde 47 km west-südwestlich von Ashkāsham festgestellt. Das Beben war in einem großen Umkreis zu spüren gewesen. Berichte über Schäden und über eventuelle Opfer liegen noch nicht vor.

Von der Magnitude her war das Beben so stark, dass man mit großen Schäden rechnen muss, besonders in einem Land wie Afghanistan, in dem viele Gebäude marode sind und bereits deutlich schwächere Erdbeben große Zerstörungen anrichten. Aufgrund der großen Tiefe des Hypozentrums könnten die Wirkungen an der Erdoberfläche aber deutlich geringer ausfallen, als man anhand der Magnitude annehmen würde.

Update: Inzwischen sind weitere Details zu den Folgen des Erdbebens bekannt geworden: Der Erdstoß war nicht nur in Afghanistan zu spüren gewesen, sondern auch im Nachbarland Pakistan. Wahrnehmungsmeldungen liegen auch aus Indien vor. Wie vermutet gab es Schäden an der Infrastruktur. Auch diese beschränkten sich nicht auf Afghanistans Südosten, sondern trafen auch Pakistan, wo mindestens 9 Menschen starben und 40 Personen verletzt wurden. In Afghanistan wurden gut 100 Personen im Krankenhaus behandelt, die infolge der Erschütterung einen Schock erlitten.

Großtektonisch betrachtet zeichnet sich die Kollision des indischen Subkontinents mit der Eurasischen Platte verantwortlich für die Erdbeben in der Hindukusch-Pamir-Region. Aufgrund der Plattenkollision falteten sich dort mehrere Gebirge auf, von denen der Himalaya das bekannteste ist. Es bildeten sich zahlreiche Störungszonen, von denen viele Blattverschiebungen sind. Der aktuelle Erdstoß manifestierte sich im Bereich der dextralen Herat-Störung, die im Norden des Gebirges einen Bogen beschreibt und die Grenze zwischen Hindukusch und Pamir beschreibt. Sie geht in die Kahrakatom-Störungszone über.

Erdbeben-News 21.03.23: Costa Rica

Erdbeben Mw 5,5 in Costa Rica

Datum 21.03.23 | Zeit: 01:44:13 UTC | 9.46 N ; 84.13 W | Tiefe: 21 km | Mw 5,5

An der costa-ricanischen Südküste bebte es heute Nacht mit einer Magnitude von 5,5. Das Hypozentrum befand sich in 21 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 5 km nordöstlich von Quepos verortet. Dabei handelt es sich um eine kleine Hafenstadt, die als das Tor zum Manuel Antonio Nationalpark gilt, dem ich vor etlichen Jahren auch einmal einen Besuch abstatten durfte. Das Erdbeben wurde deutlich wahrgenommen, was auch dem EMSC gemeldet wurde.

Großtektonisch betrachtet hängen die Erdbeben entlang der mittelamerikanischen Pazifikküste mit der Subduktion der Kokos- und Nazca-Platte unter die Karibische Platte zusammen. Natürlich gibt es noch lokale tektonische Settings, an denen sich Erdbeben ereignen können, so wie es heute der Fall war. So manifestierte sich das Erdbeben an einer Störungszone, die mit dem Fila Costeña-Schubgürtel assoziiert ist, der parallel zur Subduktionszone verläuft, Costa Rica allerdings hinter die Küstenlinie streicht.

Die nächstgelegenen Vulkane sind Irazu und Turrialba, die beide nordöstlich der Hauptstadt San José liegen und in den vergangenen Jahren Anzeichen eines Erwachens zeigten bzw. tatsächlich eruptierten. Ich rechne aber eher nicht damit, dass sich der Erdstoß auf die Aktivität der Vulkane auswirken wird.

Wirft man einen Blick auf die Shakemap Lateinamerikas, dann erkennt man, dass es hinter der Subduktionszone entlang der Pazifikküste viele Erdbeben gibt. Auffällig ist eine Bebenzone vor der Nordwestküste Costa Ricas, die sich bis vor die Küste Nicaraguas erstreckt. Die Beben hatten überwiegend Magnituden im 3er-Bereich, wobei es die stärksten Erschütterungen auf Mb 4,5 brachten. Das eine oder andere Beben reichte sogar bis an die Vulkane bei Managua heran, wo u. a. der Masaya liegt. Es ist also viel Bewegung in einer Zone, die sowohl tektonisch als auch vulkanisch aktiv ist.


Weitere Meldungen:

Taiwan: Erdbeben Mw 5,2

Datum 21.03.23 | Zeit: 01:45:21 UTC |  23.52 N ; 121.39 E | Tiefe: 12 km | Mw 5,2

An der Ostküste Taiwans bebte es mit einer Magnitude von 5,2. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 12 km. Das Epizentrum wurde 55 km süd-südwestlich von Hualien City verortet. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor.


Rumänien: Erdbeben Mb 4,9

Datum 20.03.23 | Zeit: 14:02:16 UTC |  45.13 N ; 23.06 E | Tiefe: 16 km | Ml 4,9

Bereits gestern ereignete sich in Rumänien ein Erdbeben Mb 4,9. Es hatte einen Erdbebenherd in 16 km Tiefe und ein Epizentrum, das 12 km nord-nordöstlich von Tismana verortet wurde. Es gab mehrere Nachbeben.