Campi Flegrei mit neuer Bodenhebung am 20.01.24

Staat: Italien | Koordinaten: 40.823 , 14.134 | Aktivität: Fumarolisch

Erneutes Einsetzten der Bodenhebung in der Campi Flegrei – Leichte Zunahme der Erdbebentätigkeit

In den letzten Wochen war es um den italienischen Calderavulkan Campi Flegrei relativ ruhig bestellt, nachdem wir im Oktober letzten Jahres den (vorläufigen) Höhepunkt der seismischen Aktivität erlebt haben, die von einer starken Bodenhebung verursacht wurde. In Spitzenzeiten hob sich der Boden um durchschnittlich 15 mm im Monat. Im Dezember stoppte die Bodenhebung sogar, nur um nun wieder einzusetzen. Wie dem jüngsten Wochenbulletin des INGV zu entnehmen ist, wurde in der 2. Kalenderwoche wieder eine Bodenhebung von 3-4 mm festgestellt. In dieser Zeit gab es nur 8 schwache Erdbeben. In der aktuellen Woche zog die Seismizität wieder etwas an und es manifestierten sich bis jetzt 21 schwache Erschütterungen. Die meisten davon ereigneten sich im Rahmen eines kleinen Erdbebenschwarms am 18. Januar. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 1,4 und ein Hypozentrum in 2,9 km Tiefe. Das Epizentrum wurde westlich der Solfatara festgestellt. Es sieht so aus, als hätte sich das Calderasystem nur ein wenig ausgeruht.

Eine neue Studie legt nahe, dass es im Oktober im Zuge der starken Erdbeben zu Rissbildungen in einer Deckschicht des Hydrothermalsystems kam, was zur Druckentlastung führte. Die Risse könnten sich jetzt wieder verschließen, so dass der Fluiddruck des Hydrothermalsystems wieder steigt. In der Folge wird sich die Bodenhebung in den nächsten Monaten wahrscheinlich wieder beschleunigen und parallel dazu dann auch die Seismizität.

Die aktuelle Hebungsphase begann im Jahr 2005 und beschleunigte sich seit 2011. Zwischendurch gab es bereits öfter kurze Aktivitätspausen. Seit 2011 hob sich der Boden um gut 114 cm. Das ist zwar kein Spitzenwert, spitze ist aber der vergleichsweise lange Zeitraum der Aktivität. Es ist also nicht auszuschließen, dass sich die aktuelle Phase von vorangegangen unterscheidet und dass tatsächlich Magma angefangen hat, sich in ca. 4-5 km Tiefe zu akkumulieren.

Übrigens, dieser Tage sind ein paar Mitglieder unseres Vulkanvereins in der Gegend unterwegs. Sie fanden den Zugang zur Solfatara weiterhin verschlossen vor. Auch die Pisciarelli-Fumarole war nicht zugänglich. Ich bin voraussichtlich über Karneval vor Ort.

Ätna mit weiteren Erdbeben am 20.01.24

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Strombolianisch

Weitere Erdbeben im Westen des Vulkans Ätna – Erdbebenschwarm weitete sich aus

Am Ätna manifestierten sich weitere Erdbeben unter der Westflanke des Vulkans. Sie gehören zum Erdbebenschwarm, über den ich bereits berichtete, doch erst jetzt wurden beim INGV weitere Erdbeben aktualisiert, die sich bereits am Abend des 18. Januars zutrugen. Hierbei handelt es sich um 14 Erschütterungen mit Magnituden zwischen 1,3 und 2,4. Die Hypozentren lagen um 15 km tief. Die Epizentren wurden im Bereich vom Monte Minardo verortet. Mit den bereits 8 gemeldeten Erdbeben umfasste der Schwarm also 22 Erschütterungen. Typischerweise stehen Erdbeben in dieser Tiefe häufig mit aufsteigendem Magma in Verbindung, das aus Richtung der Asthenosphäre kommt und in die Erdkruste eindringt. Ähnliche Ereignisse lösten nach einigen Wochen Erdbeben im Süden des Vulkans aus, bevor sich die Seismizität in den Osten verlagerte. Dabei wanderten die Hypozentren langsam nach oben. Erst danach kam es zu einer Eruption im Gipfelbereich des Ätnas. Falls die beschriebene Verlagerung der Seismizität von dem gleichen aufsteigenden Magmenkörper verursacht wurde, scheint die Schmelze in tieferen Stockwerken einen halbkreisartigen Bogen während des Aufstiegs zu beschreiben. Andererseits ist es natürlich auch denkbar, dass sich nach und nach verschiedene Magmenkörper in Bewegung setzten, wenn von unten neues Material nachscheibt.

Wie auch immer, die aktuelle Seismizität zeigt uns deutlich, dass der Ätna momentan nur eine kleine Verschnaufpause einlegt und wir in den nächsten Monaten mit neuen Eruptionen rechnen können. Unklar ist, welcher Art diese sein werden. In den letzten Jahren beschränken sich die Vulkanausbrüche des Ätnas auf den Gipfelbereich. Vor allem sahen wir folgende Eruptionsarte:

  • Strombolianische Eruptionen aus den Gipfelkratern, gelegentlich mit Intrakraterlavaströmen gepaart.
  • Lavaströme aus Rissen im Bereich der Flanke oder Basis des Neuen Südostkraters.
  • Paroxysmen, die überwiegend aus dem NSEC stammten, seltener aus der Bocca Nuova.

Was seit vergleichsweise vielen Jahren ausblieb, sind große Flankeneruptionen, wie wir sie zuletzt 2003 sahen. Am wahrscheinlichsten ist, dass der Ätna in den nächsten Monaten mit den drei zuerst beschriebenen Eruptionsarten fortfährt. Eine Flankeneruption wäre natürlich auch möglich, doch dass sich sowas zusammenbraut, gibt es bislang keine klaren Anzeichen.

Sangay mit hoher Thermalstrahlung am 20.01.24

Staat: Ecuador | Koordinaten: -2.00, -78.34 | Aktivität: Strombolianisch

Sehr hohe Thermalstrahlung am Sangay – Lavastrom möglich

Vom ecuadorianischen Andenvulkan Sangay geht heute eine sehr hohe Thermalstrahlung aus. MIROVA zeigt eine Leistung von 1620 MW an. Das ist der zweithöchste Wert innerhalb eines Jahres. Sehr wahrscheinlich wird die Thermalstrahlung von einem Lavastrom emittiert, der durch die Scharte auf der südöstlichen Vulkanflanke abgeht. In der letzten Mitteilung des zuständigen Observatoriums IG heißt es, dass der Vulkangipfel in den Wolken hing, dass aber glühende Lava in der Schlucht unterhalb der Wolkenecke zu sehen sei. Unklar bliebt, ob es sich um einen Lavastrom handelte, oder um glühende Gerölllawinen. Die Rotglut wurde auf einem Höheniveau 1200 m unterhalb des Kraters ausgemacht.

Darüber hinaus wurden 218 seismische Eruptionssignale innerhalb von 24 Stunden detektiert. Der Vulkan ist also auf jeden Fall auch explosiv tätig. Das VAAC brachte dementsprechend VONA-Warnungen heraus, nach denen Vulkanasche eine Höhe von 5800 m erreicht und in Richtung Westen drift.

Die Vulkanologen halten ihre Warnung vor Laharen aufrecht, die im Falle starker Niederschläge entstehen können und dann die Flussläufe am Fuß des Vulkans unsicher machen. Um den Gipfel des Kraters gibt es eine mehrere Kilometer durchmessende Sperrzone. Die Alarmstufe steht auf „Gelb“.

Das IG brachte nicht nur ein Update zum Sangay heraus, sondern thematisierte auch den Reventador. Hier wurden 24 seismische Eruptionssignale aufgefangen. Dazu gesellten sich 9 langperiodische Erdbeben. Die letzten VONA-Warnungen stammen vom 16. Januar, als Vulkanasche in einer Höhe von 4900 m festgestellt wurde.

Die Vulkane Ecuadors waren früher beliebte Ziele von Vulkanspottern und Bergsteigern, allerdings nahm die Sicherheitslage in dem südamerikanischen Staat in den letzten Jahren deutlich ab. Drogenhandel und Bandenkriege dominieren spätestens seit den Lockdowns der Coronapandemie das Straßenbild. Zuletzt machten Gefängnisrevolten Schlagzeilen. Es wurde der Ausnahmezustand ausgerufen und das Militär greift nun in das Geschehen ein. Keine schönen Voraussetzungen für Vulkanreisen, die zudem aufgrund explodierter Flugkosten sehr teuer geworden sind. Alles in allem haben Weltenbummler in den letzten Jahren aufgrund geopolitischer Unruhen und Kriege viele frühere Reiseländer verloren. Ein bedauerlicher, aber vorhersehbarer Umstand. Eine baldige Besserung kann ich nicht erkennen, zumal Umweltprobleme, Ressourcenmangel und die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer werden und so Konflikte angeheizt werden.

Island: Letzter Ausbruch möglicherwiese zu Ende

Jüngste Eruption vorbei – Weitere Ausbrüche wahrscheinlich

Gestern Abend gab es ein neues Update der isländischen Geowissenschaftler, die meinten, dass es Anzeichen dafür gebe, dass die jüngste Ausbruchsepisode vom Sonntag vorbei ist. Die magmatische Aktivität im neu gebildeten Dyke hat demnach deutlich abgenommen und ein weiterer Ausbruch entlang dieses Gangs scheint inzwischen wenig wahrscheinlich zu sein. Bis dato hat man vor der Möglichkeit weiterer Spaltenöffnungen gewarnt. Dementsprechend wurde gestern eine neue Gefahrenkarte veröffentlicht, auf der das Risiko der bekannten Gefahrenzonen reduziert wurde. Das betrifft aber nur die jüngste Episode vom 14. Januar. Die generelle Gefahrenlage und die Wahrscheinlichkeit weiterer Eruptionen im Zusammenhang mit der Magmenakkumulation bleiben hoch. Insofern erscheint es mir nicht sinnvoll zu sein, den Ausbruch für beendet zu erklären, denn genaugenommen erleben wir eine einzige Eruption, die von kontinuierlich aufsteigendem Magma unter Svartsengi gespeist wird. Gestoppt hat nur die an der Erdoberfläche sichtbare Eruption, und hier erscheint es sinnvoll, von einer Pause zu sprechen, denn solange der Magmenaufstieg unter Svartsengi weitergeht, werden wir auch weitere Spalteneruptionen erleben. Sie könnten auch durchaus größer werden bzw. länger dauern als die kurzlebigen Eruptionen, die wir bis jetzt im Svartsengisystem gesehen haben. Dafür spricht die weiterhin anhaltende Bodenhebung, die unter dem Geothermalkraftwerk festgestellt wird. Aber nicht nur dort hebt sich der Boden: Schaut man sich die aktuellen Messungen an, dann sieht man, dass die Bodenhebung in einem Bereich südwestlich von Svartsengi und nördlich von Grindavik schnell voranschreitet und bereits wieder ein Niveau erreicht hat, das über dem letzten Voreruptionsniveau liegt. Es ist eine vergleichsweise große Fläche von der Bodenhebung durch die kontinuierliche Magmenansammlung mit Zentrum Svartsengi betroffen, und im Untergrund wird sich viel Schmelze angesammelt haben.

Die Erdbebentätigkeit hält entsprechend an, weist entlang des neusten Magmatischen Gangs rücklaufende Tendenzen auf. Da es über Reykjanes wieder stürmt, wurden heute Nacht nur wenige Erdbeben detektiert.

Übrigens gab es auch wieder neue GPS-Daten von der Messstation GONH am Fagradalsfjall. Hier sieht man zwar nur eine geringe Bodenhebung, aber dafür einen erheblichen horizontalen Bodenversatz in östlicher Richtung. Er kann durch die jüngste Riftingepisode verursacht worden sein oder im direkten Zusammenhang mit Magmenakkumulation in diesem Bereich stehen.