Island: Lavaspattering an der Spalte

Lavaspattering an der Eruptionsspalte – Erdbebentätigkeit erhöht

Heute Nachmittag kann man auf der Livecam noch Lavaspattering erkennen. Die Eruptionen kommen aus einem Förderschlot im nördlichen Drittel der Eruptionsspalte, die ansonsten inaktive ist. Um den Schlot baut sich bereits ein kleiner Wall auf, der zu einem Kegel heranreifen könnte. Dieser Verlauf ist typisch für Spalteneruptionen.

Die Erdbebenaktivität bleibt erhöht, so dass es sich nicht mit Sicherheit sagen lässt, ob der Vulkanausbruch bereits in seinen letzten Zügen liegt, oder ob er sich wieder verstärken wird und sich wohlmöglich weitere Spalten auftun werden. So etwas haben wir während der ersten Fagradalsfjall-Eruption erlebt, die sich über ein halbes Jahr hinzog.

Obwohl noch keine genauen Daten zum geförderten Lavavolumen veröffentlicht wurden, lässt sich bereits jetzt sagen, dass weitaus weniger, als bei der Eruption vom 18. Dezember gefördert wurde. An den meisten Messstationen ist nur eine geringe Bodenabsenkung aus den Daten abzulesen. Je näher die Messstationen in Richtung Grindavik und der Spalte liegen, desto größer ist die registrierte Bodensenkung.

Der isländische Geophysiker Magnús Tumi Guðmundsson äußerte sich bei MBL dahingehend, dass sich in Grindavik der Boden besonders stark absenkte und sich neue Risse bildeten. Man muss sich nun die Frage stellen, ob es sinnvoll ist, Grindavik wieder aufzubauen oder ob man den Ort nicht dauerhaft aufgeben sollte. Die meisten Gebäude seien zwar noch unbeschädigt, aber die Versorgungsleitungen sind an vielen Stellen zerstört. Bevor die Unruhen nicht ganz aufgehört haben – was Jahre dauern könnte – hält Guðmundsson Grindavik für unbewohnbar. Er meint, um die Stadt zu retten, müsse man schnell weitere Befestigungsanlagen bauen. Aus dem Gesagten lässt sich schließen, dass auch die isländischen Experten mit weiteren Eruptionen bei Grindavik rechnen.

Ambrym mit Dampfwolke am 15.01.24

Ambrym weiterhin aktiv – Satelliten detektieren Dampfwolke

Heute gab es eine VONA-Meldung des VAAC Darwins zum Vulkan Ambrym auf Vanuatu. Demnach steigt vom Benbow-Krater eine Dampfwolke auf. Vulkanasche wurde nicht detektiert. Nachts war per Livecam wieder eine rot illuminierte Dampfwolke zu sehen, und MIROVA detektierte eine hohe Thermalstrahlung mit 108 MW Leistung. Anwohner berichten von Detonationsgeräuschen. Es ist gut möglich, dass Lava im Krater kocht und sich ein neuer Lavasee bildet. Am Samstagabend überraschen, zu neuem Leben erwacht. Die Eruptionen kamen wenigsten für uns überraschend, denn die Livedaten und die Cam sind seit Oktober letzten Jahres offline und die Berichte des zuständigen Observatoriums sind recht rudimentär und beschreiben meistens nur visuelle Beobachtungen. Seismische Daten scheinen nicht vorzuliegen. Offenbar ist die seismische Messstation nicht nur für uns offline! Der Alarmstatus steht weiterhin auf „3“

Auf Vanautu ist nicht nur Ambrym aktiv. Auf der Insel Tanna liegt der Yasur, der kontinuierlich strombolianische Eruptionen erzeugt. Leider sind auch hier Livecam und Seismik offline. Die letzten Daten wurden Ende Dezember übermittelt. Im letzten Bulletin vom 28. Dezember hieß es, dass sich die vulkanische Aktivität des Yasurs weiterhin in einem Zustand großer Unruhe befindet, der mit der Vulkanalarmstufe „2“ übereinstimmt. Neueste Satellitendaten zeigen einen Anstieg der Dampf-, Gas- und Ascheemissionen am Krater. Einige Explosionen verstärken sich weiterhin und verursachen vulkanische Projektile oder Bomben, die um den Gipfelkrater herum einschlagen. Bodenbeobachtungen meldeten einen Erdrutsch im Kraterschlot. Bei dieser Aktivität kam es in einigen Dörfern rund um den Vulkan je nach Windgeschwindigkeit und Windrichtung zu Ascheeinschlägen und saurem Regen. Die Vulkanalarmstufe wird auf Stufe „2“ gehalten.

Beim Yasur handelt es sich um einen jungen Intracaldera-Schlackenkegel, der überwiegend explosiv tätig ist. Der Ambrym ist hingegen ein 1334 m hoher Schildvulkan mit 4 Kratern in seiner Gipfelcaldera. Bis 2018 brodelten hier Lavaseen. Als sie ausliefen, gab es in Küstennähe starke Erdbeben, die Risse im Küstenboden entstehen ließen.

Vor der Corona-Pandemie und den Lockdowns mit anschließender Kostenexplosion für Fernreisen, waren die beiden Vulkane beliebte Ziele für Vulkantouristen. Vor allem wurden sie von australischen Reisenden besucht, aber auch einige Europäer verschlug es auf die Inseln. Die Vulkanreiseanbieter dürften sich über die wiederauflebende Aktivität auf Ambrym freuen.

Island: Eruption hat am 15.01.24 nachgelassen

Eruption hat nachgelassen – Spalte vor Grindavik inaktiv

Der aktuelle Vulkanausbruch auf der isländischen Reykjaneshalbinsel hat bereits wieder deutlich nachgelassen und verhält sich somit ähnlich wie die letzte Eruption vom 18. Dezember. Meine Livecamanalyse zeigt, dass die ursprüngliche Spalte mit einer Länge von 900 m nur noch an drei Stellen aktiv ist. Die Länge des aktiven Lavastroms, der in südwestlicher Richtung unterwegs ist, hat sich deutlich reduziert und auf den Cams sieht man praktisch nur noch Nachglühen. Dennoch könnte sich die Lavafront, die außerhalb des Bildbereichs liegt, noch langsam bewegen: Schmelze könnte durch einen Tunnel bis an de Front fließen. Wahrscheinlicher ist aber, dass der Strom nur noch in der Nähe der Spalte fließt. Die zweite 100 m lange Spalte, die sich nachmittags 200 m vom Stadtrand entfernt öffnete, scheint inaktiv geworden zu sein. Momentan sieht es so aus, als würden keine weiteren Häuser zerstört werden.

Der vulkanische Tremor war während des Initialstadiums der Eruption am größten, hat inzwischen stark nachgelassen und korreliert mit den visuellen Beobachtungen. Diese sind aber nur eine Momentaufnahme und auch, wenn es nach Entspannung aussieht, könnte die Aktivität wieder aufleben: Bestehende Spalten könnten reaktiviert werden oder es könnten sich neue bilden. Dafür spricht, dass die Erdbebentätigkeit weiterhin deutlich erhöht ist und auch die Bodenhebung unvermindert weitergeht. Zwar kam es zu Beginn der Eruption zu der üblichen Anhebung des Bodens, gefolgt von einer schnellen Subsidenz um mehrere Zentimeter, doch seitdem hebt sich der Boden wieder mit einer vergleichbaren Rate wie vor der Eruption.

Die Spezialisten vom IMO schrieben gestern Abend noch, dass die Sensoren in Grindavik starke Bodendeformationen registrierten, die auf neue Rissbildungen in der Stadt hindeuteten. Bestimmt wird man heute die Schäden inspizieren und das Schicksal des kleinen Fischerortes sieht einmal mehr nicht gut aus. Doch die unerschütterlichen Bewohner geben bestimmt nicht so schnell auf!

Wie es weitergeht, ist wie immer offen. Seit der Riftingepisode vom 10. November wird die Situation bei Grindavik mit der Krafla-Eruption in den 1970er Jahren verglichen. Damals war der Spaltenvulkan 9 Jahre lang immer wieder aktiv und erzeugte eine Reihe kurzweiliger Eruptionen, so wie wir es Augenblicklich auch auf Reykjanes sehen. Vielleicht werden die Eruptionen als die Grindavik-Feuer in die Geschichtsbücher Islands eingehen.