Erdbeben-News 20.04.23: Türkei

Erdbeben ML 4,6 im Südosten der Türkei

Datum 19.04.23 | Zeit: 22:44:07 UTC | 38.47 N ; 39.19 E | Tiefe: 2 km | ML 4,6

Die Ostanatolische Verwerfung kommt nicht zur Ruhe und erzeugt immer noch viele Nachbeben, auch wenn ihre Anzahl inzwischen deutlich zurück gegangen ist. Das hier gemeldete Beben mit der Lokal-Magnitude 4,6 findet extra Erwähnung, weil es einen Erdbebenherd in nur 2 km Tiefe hatte und somit von der Bevölkerung recht stark wahrgenommen wurde. Solche flachen Nachbeben haben das Potenzial bereits geschädigte Häuser endgültig zum Einsturz zu bringen. Das Epizentrum befand sich 11 km westlich von Sivrice.

Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor, die den Erdstoß als kurz, aber stark bezeichnen.

Sin Blick auf die Shakemap zeigt, dass immer noch sehr viel Bewegung in den beiden Armen der Südanatolischen Verwerfung ist. Eigentlich müssten die großen Spannungen inzwischen abgebaut sein, dennoch lässt es sich nicht völlig ausschließen, dass es zu einem weiteren starken Erdbeben mit einer Magnitude größer als 6 kommen kann. Die Gefahr hierfür sehe ich proportional zur steigenden Entfernung der aktuellen Bebenregion zunehmen. Besonders in der Region am Van-See gab es unabhängig von den aktuellen Erdbeben bereits mehrere moderate Erschütterungen, die einen Spannungsaufbau signalisierten.

Bei der Ostanatolischen Verwerfung handelt es sich um eine 550 km lange Störungszone in Form einer Blattverschiebung. Sie markiert die Grenze zwischen der Arabischen Platte und der Anatolischen Platte, auf der sich ein großer Teil der Türkei befindet. Im Norden wird die Anatolische Platte von der Eurasischen Platte mit einer vergleichbaren Störungszone abgegrenzt, die auf den Namen Nordanatolische Verwerfung hört. Da hier Metropolen wie Istanbul und Izmir liegen und das Erdbebenpotenzial groß ist, wird das Zerstörungspotential eines Starbebens als besonders groß eingeschätzt. In den Städten entlang der Nordanatolischen Verwerfung gibt es ähnliche Probleme mit der Bausubstanz wie im Südosten des Landes: viele Gebäude wurden ohne Baugenehmigung erreichtet und werden als nicht erdbebensicher eingestuft. Die Katastrophe ist vorbestimmt!

Erdbeben-News 19.04.23: Papua Neuguinea

Erdbeben Mw 6,3 in Papua Neuguinea

Datum 19.04.23 | Zeit: 09:06:03 UTC |  5.94 S ; 149.63 E | Tiefe: 43 km | Mw 6,3

In Papua Neuguinea gab es heute früh ein starkes Erdbeben der Magnitude 6.3. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 43 km und somit bereits in der Asthenosphäre. Das Epizentrum wurde 31 km nördlich von Kandrian verortet. Dieser Or liegt auf der Insel Neubritannien. Auf dieser Insel gibt es mehrere große Vulkane. Im Wirkungskreis des Erdbebens liegen Langila und Ulawun. Auch der Tavuvur in der Rabaul Caldera befindet sich auf Neubritannien. So liegt es im Bereich des Möglichen, dass das Erdbeben eine Eruption triggern könnte.

Neubritannien liegt im Südosten der Bismarksee, die bereits öfters Objekt meiner Betrachtungen war. So befindet sich die Insel noch auf der Südlichen Bismarksee-Platte. Vor der Südostküste verläuft eine Subduktionszone, die die Grenze zum Solomonensee-Platte darstellt, die in den Erdmantel abtaucht und partiell schmilzt. Die Schmelze tritt an den Vulkanen Neubritanniens aus. Das Aufgrund der Tiefe des Erdbebenherds gehe ich davon aus, dass sich das Erdbeben an einem Stück subduzierter Platte ereignete.

Der Erdstoß löste in der betroffenen Region starke Erschütterungen aus und konnte deutlich wahrgenommen werden. Das USGS meinte in einem Statement, dass kleine Schäden entstanden sein könnten, geht aber nicht von katastrophalen Auswirkungen aus, vermutlich, weil sich der Erdstoß in vergleichsweise großer Tiefe manifestierte.

Papua Neuguinea zählt zu den am stärksten von Erdbeben heimgesuchten Staaten der Welt. Moderate Erdbeben sind an der Tagesordnung und starke Erdbeben mit Magnituden im Sechserbereich kommen mehrmals im Jahr vor. Erschütterungen mit Magnituden von 7 und größer sind hier häufiger als in den meisten anderen Erdbebengebieten der Welt. Das stärkste Erdbeben der letzten Jahrzehnte hatte eine Magnitude von 8,0 und ereignete sich am 16.11.2000 in der Region von Neubritannien. Es starben 2 Personen und es entstand großer Sachschaden. Durch das Beben wurde ein Tsunami mit weiteren Opfern und Zerstörungen ausgelöst.

Türkei-Reise 2023: Von Side nach Pamukkale

Altstadt von Side aus der Vogelperspektive. © Marc Szeglat

Ferienzeit ist Reisezeit, so war es auch dieses Jahr zu Ostern, als ich mit meiner kleinen Familie eine Woche Urlaub an der türkischen Küste verbrachte. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich-eigentlich zufällig- eine all-inklusive Pauschalreise gebucht, wobei sich das Zufällig auf das all inklusive Paket bezieht. Eine neue Erfahrung für mich, die vielleicht zu meinem fortschreitenden Alter und den ergrauenden Haaren passt, obwohl ich so einen Urlaub als nicht wirklich entspannender empfand, als meine üblichen Individualreisen. Schon alleine der Bus-Transport vom Flughafen in Antalya zum Hotel in Side dauerte eine gefühlte Ewigkeit und ich sehnte den Mietwagen herbei, den ich am nächsten Tag in Hotelnähe abholen wollte. Das Hotel entpuppte sich als recht große Anlage mit mehreren Häusern in einer gepflegten Parkanlage mit mehreren Badeoasen direkt am Strand. Während mir das Mittelmeer im April noch zu kalt zum Baden war, war wenigstens eines der Schwimmbecken geheizt, so dass Leroy und ich ein Bad wagten. Aber, was soll ich sagen, wir sind halt Warmduscher und lieben heiße Quellen und freuten uns einfach auf die Kleopatra-Therme bei den Kalksinterterrassen von Pamukkale. Dorthin wollten wir mit dem Mietwagen fahren, den ich dann am 2. Reisetag abholte. Hier gab es eine angenehme Überraschung in Form eines kostenlosen Upgrades von einem Clio auf einen Duster. Doch diesen ließen wir erstmal am Hotel stehen und marschierten die drei Kilometer entlang der autofreien Strandpromenade bis zur Altstadt von Side. Hier war ich bereits vor gut 20 Jahren einmal und ich war erstaunt, wie sehr sich der Ort verändert hatte!

Unter Glas: die Ruinen von Side

Die Gründung von Side reicht weit in die Zeit der alten Griechen zurück. Besonders sehenswert ist das Amphitheater, das später von den Römern übernommen worden ist. Side wurde im 9. Jahrhundert von einem Erdbeben zerstört und aufgegeben. Die Ruinen der Stadt wurden von Ablagerungen überdeckt. Erst um 1900 herum kehrten Siedler in die Region zurück und bauten ein neues Dort über den zugeschütteten Ruinen der alten Siedlung aus der Antike. Seitdem der Tourismus boomt, lernt man in Side die alten Ruinen zu schätzen und man startete Ausgrabungen. Praktisch unter jedem neuen Gebäude befinden sich die antiken Zeugnisse. In den letzten Jahren wurde das alte Dorf zurückgebaut, um die alten Ruinen freizulegen. Die neuen Häuser nebst Vorplätzen und Teilen von Straßen wurden auf Pfeiler gestützten Stahlkonstruktionen gesetzt, die mit Glasböden versehen wurden und werden. So kann man über die antiken Ruinen wandeln und sie von oben begutachten. an manchen Stellen kann man sogar in die Kellergewölbe hinabsteigen und die alten Mauerreste und umgestürzten Säulen aus der Nähe bewundern. In Side sehenswert sind auch die Säulen des Apollotempels, die am Hafen an der Spitze der Landzunge liegt, auf der sich der Ort befindet.

Ausflüge nach Aspendos und zur Altin-Besiki-Höhle

Theater von Aspendos. © Marc Szeglat

Von Side aus unternahmen wir mehrere Ausflüge, z.B. zum Amphitheater von Aspendos, das als eines der am besten erhaltenen Theater der Antike gilt. Und es ist tatsächlich so! Auf meinen Dreharbeiten habe ich schon so manche Zeitreise in die Antike unternommen, aber ein so gut erhaltenes Amphitheater hatte ich bis dato noch nicht gesehen. Als recht ansehnlich empfand ich auch die Altin-Besiki-Höhle, die sich in einer Schlucht des Taurus-Gebirges befindet. Die Fahrt dorthin dauerte von Side aus gut zweieinhalb Stunden. Die Höhle stellt an sich ein Superlativ dar, denn sie verläuft auf drei Ebenen und beherbergt einen großen Höhlensee über den Mal per Schlauchboot in die Höhle gelangt. Für Touristen sind die ersten paar hundert Meter der Höhle erschlossen und beleuchtet. Die Bootsfahrt kostet gut 10 € und dauert 15 Minuten. Mich beeindruckte vor allem die riesige senkrecht stehende Gesteinsfalte der Felswand oberhalb des Höheleingangs im Altin-Besik-Berg. Ambitioniert war auch der Überhang der Felswand, die bis über die Bootsstation hervorragte und das Bombardement mit kleinen Steinchen, aus das schnell ein Felssturz hätte werden können. Scheiße, wo war mein Helm?

Pamukkale, das Baumwollschloss aus Kalksinter

Kalkklippe von Pamukkale. © Marc Szeglat

Das eigentliche Highlight der Reise war ein Abstecher nach Pamukkale. Um dorthin zu gelangen muss man das Taurus-Gebirge queren. Eine gut viereinhalbstündige Fahrt von Side aus und als Tagestour schon eine Herausforderung, besonders für den Fahrer. Zum Glück ist Leroy diesbezüglich pflegeleicht und lange Fahrten gewöhnt, so dass die Nerven der Eltern geschont bleiben. Sicher, die Fahrt wird von der Küste aus auch als Bustouren angeboten, kosten aber mal eben 150 € p.P. Für ein paar Stunden Kalksinterterrasse dann doch ein wenig viel.

Die Fahrt durch die teils atemberaubende Gebirgslandschaft auf fast leeren und gut ausgebauten Straßen, war das frühe Aufstehen und das Sausen lassen der all inkl. Verpflegung Wert. Ich bin zwar ein guter Esser, doch bereits am dritten Tag maßlosen Fressgelages schaltete sich mein Hirn wieder ein und sagte „so nicht, zügle deine Gier, sonst platz dir die Wampe und du kommst nie mehr auf den Lengai!“. Das Studieren menschlichen Essverhaltens finde ich immer wieder erbaulich, insbesondere, wenn das Essen schon bezahlt ist! Maßvoller Umgang mit den Resourcen unseres Planeten ist nicht unbedingt unser Ding! Maßvoll, Ressourcen, Tourismus, Eingriffe in die Natur… irgendwie bekam ich kurz vor Pamukkale Panik. Auch hier filmte ich Bereits zum Anfang des Millenniums für einen Naturfilm des Hessischen Rundfunks. Damals kämpfte man noch darum die Wunden, die der Massentourismus hier hinterlassen hatte zu heilen, ob das wohl inzwischen gelungen war? Doch als ich den Wagen durch Denizli, die letzte Stadt vor Pamukkale lenkte, schwante mir nichts Gutes: aus dem beschaulichen Ort von vor 20 Jahren war eine quirlige Großstadt geworden, die sich bis auf wenige Kilometer an Pamukkale heran ausgedehnt hat. Vom Stadtrand aus sah man dann auch schon den großen Travertinrücken weiß strahlen. Insofern war das Rettungsprojekt ein voller Erfolg. Dachte ich, bis zu dem Zeitpunkt an dem ich Pamukkale erreichte. Am Fuß des Baumwollschlosses lag früher ein naturbelassener Kalksintersumpf. Hier sammelte sich das Wasser aus den Terrassen und bildete ein Kleinod aus versinterten Ästen, Blättern und Getier. Wild, natürlich und vielleicht auf den ersten Blick ungepflegt, wie es Naturlandschaften nun einmal so an sich haben. Davon war keine Spur mehr! Das Kleinod war Opfer einer Vergewaltigung zugunsten des Massentourismus geworden. An seiner Stelle ein künstlich angelegter Tretbootteich mit sehr geschmackvollen Bootsschwänen und ein leeres Betonschwimmbad. Na toll!

Das extrem kalkhaltige Thermalwasser tritt oben auf dem Hang schon seit Jahrtausenden aus. Das Wasser schmeckt leicht sauer und ist mit natürlicher Kohlensäure angereichert. Während die Wärme ihren Ursprung in einem Magmenkörper findet, der in der Erdkruste stecken geblieben ist und langsam abkühlt, stammt das Kohlendioxid zum großen Teil aus dem Kalkgestein, in dem der Magmenkörper feststeckt. Ein Teil kann natürlich auch magmatischen Ursprungs sein. Pro Sekunde fördern die Quellen 250 Liter Wasser, das mit einer Temperatur von 58 ° C austritt. Der Liter Thermalwasser enthält 2,2 g Kalk in Form von Calciumhydrogencarbonat. Durch den hydrostatischen Druckabfall beim Aufstieg des Wassers aus größerer Tiefe entweicht Kohlendioxid, was wiederum die Fähigkeit des Wassers Kalziumhydrogenkarbonat zu lösen verringert. Zudem kühlt sich das Wasser an der Oberfläche ab, was die Lösungsfähigkeit weiter reduziert, sodass der Kalk aus dem Wasser ausfällt und sich in Form von Travertin ablagert. Wer aber denkt, dass sich das Thermalwasser selbstständig seinen Weg suchen darf, der irrt. Die große Klippe wird über künstlich angelegten Wasserrinnen bewässert und das Wasser wird tageweise in verschiedene Bereiche von Pamukkale geleitet, damit möglichst die ganze Klippe mit dem Thermalwasser versorgt wird und weiß erstrahlt. Insofern ist Pamukkale wenigstens teilweise ein Kunstprodukt, denn das Wasser reicht gar nicht aus, um so ein großes Areal gleichmäßig mit frischem Kalk zu versorgen.

Vom Fuß der Klippe aus wanderten wir über die Schneise eines Wegs, der mit Kalksinter überzogen ist. Die Wanderung erfolgte barfuß, denn gleich nach dem Kassenhäuschen (ja Eintritt muss man inzwischen auch bezahlen) herrschte barfußzwang. Während die ersten Meter noch recht angenehm zu laufen waren, fingen meine Füße nach der halben Strecke an zu protestieren: tausende Millimetergroße Lamellen von Minikalksinterterrassen verhindern, dass man ausrutscht, doch sie drücken unangenehm unter den Füßen. Naja, wenigstens Leroy hatte Spaß, denn er ging durch den Wasserkanal am Rand der Klippe und genoss das warme Fußbad. Je weiter ich mich den terrassenförmigen Hauptbecken im oberen Drittel der Klippe näherte, desto schlechter wurde meine Laune, denn es zeichnete sich ab, dass sie trocken waren. Es wurde also nichts mit den tollen Fotos der Terrassen mit den Tropfsteingebilden und dem türkisfarbenem Wasser, die man von den Werbeaufnahmen des Baumwollschlosses kennt. Leider sind auch sie nicht ständig bewässert und die meiste Zeit über trocken. So braucht man schon Glück und muss den richtigen Tag erwischen, an dem die Terrassen ihr Wasser zugeteilt bekommen. Dieser Tag war ganz offensichtlich nicht heute! Zu allem Überfluss kreisten nicht nur unzählige Paragleiter über der Kalkklippe, sondern auch ein knatternder Gyrocopter, der Rundflüge anbot und mich den ganzen Nachmittag über gehörig nervte.

Oben auf dem Hochplateau angekommen genießt man eine schöne Aussicht über das Tal, der ohne künstlich angelegten Teich noch schöner wäre. Leider waren die Terrassen hier oben auch trocken. Also erfüllten wir schnell Leroys Herzenswunsch und gingen zur Kleopatra-Therme, um dort zu baden. Das Schwimmbecken mit den antiken Säulen einer- bei einem Erdbeben eingestürzten- Überdachung nutzten schon die alten Griechen und Römer. Der Legende nach soll hier sogar die ägyptische Königin Kleopatra gebadet haben. Na dann, nichts wie rein ins Wasser und Falten ausbügeln lassen! Auch hier herrschte Disneyland-Stimmung, denn am Rand des Thermalbeckens gab es eine Kantine nebst Souvenirshops.

Unterm Strich bemüht man sich vor Ort um den Erhalt des UNESCO-Welterbes Pamukkale. Dass man Abstriche in Punkto Natürlichkeit in Kauf nehmen muss finde ich persönlich zwar traurig, ist aber dem Massentourismus geschuldet. Zum Baden gefallen mir die Kalksinterterrassen von Saturnia in der Toskana besser, da man hier noch direkt in den Naturbecken baden kann, was an den Becken aber nicht spurlos vorbeigeht. Zum Ansehen und Fotografieren finde ich die Mammoth Hot Springs im Yellowstone Nationalpark schöner.

Nach dem Baden in der Kleopatra-Therme mussten wir auch schon wieder die Rückfahrt nach Side antreten, wo unser Urlaub am nächsten Tag endete.

Weiterführende Links:

Vulkan-News 19.04.23: Sangay

Sangay mit hoch aufsteigender Aschewolke

Staat: Ecuador | Koordinaten: -2.00, -78.34 | Aktivität: Vulcanianisch

Gestern Abend gab es eine VONA-Meldung vom VAAC Washington, nach der am ecuadorianischen Vulkan Sangay eine Aschewolke bis auf eine Höhe von 9100 m aufgestiegen ist. Der Wind verfrachtete die Asche sowohl in Richtung Westen als auch in die entgegengesetzte Richtung, das aber auf unterschiedlichen Höhen.

Das zugehörige Institut IG erklärte auf Twitter, dass sich die Eruption um 7:30 Uhr Ortszeit zutrug und eine Aschesäule gut 2 km über Kraterhöhe aufstieg. Die Aschewolke sorgte in der Provinz Morona Santiago, insbesondere in der Stadt Macas zu Ascheregen. Dampf aus dem Krater wurde noch in 3500 m Kraterhöhe festgestellt. Der Schwefeldioxid-Ausstoß lag bei moderaten 1428 Tonnen am Tag. aus dem Bericht geht hervor, dass man 316 seismische Explosionssignale feststellte.

Sporadisch wird eine hohe Wärmestrahlung detektiert. Vor 3 Tagen erreichte sie einen Wert von 308 MW. Diese Wärmestrahlung stammt von einem Lavastrom, der auf der Südostflanke des Andenvulkans unterwegs ist und auf Satellitenbildern im gefilterten Lichtspektrum visualisiert wird. Starke Bewölkung verhindert allerdings meistens, dass die Satelliten die Wärmestrahlung messen können. Nachts wird Rotglut am Vulkan wahrgenommen. Von der Lavafront gehen glühende Schuttlawinen ab. Die Vulkanologen warnen davor, dass pyroklastische Ströme und Lahare entstehen könnten. Die Ablagerungen aus den Schlammströmen veränderten bereits den Lauf mehrerer Flüsse und Bäche in der Region.

Der 5230 m hohe Sangay liegt am Rand der Anden und entwässert in Richtung Amazonasbecken. Seit dem 18. Jahrhundert ist der Vulkan praktisch daueraktiv. Eine längere Eruptionspause gab es nur zwischen 1916 bis 1934. Die aktuelle Eruptionsphase begann im März 2019. Eruptionen mit einem VEI 3 sind für den Sangay typisch.

Zusammenfassung:

  • Am Sangay stieg Vulkanasche bis zu 2000 m über Kraterhöhe auf.
  • Ortschaften die in Windrichtung lagen meldeten Ascheniederschlag.
  • Auf der Südostflanke fließt ein Lavastrom.

Erdbeben-Update 18.04.23: Campi Flegrei

Intensivierung des Schwarmbebens unter der Campi Flegrei

Datum 18.04.23 | Zeit: 00:00:03 UTC | 40.801 ; 14.112 | Tiefe: 4,7 km | ML 2,0

Seit gestern hat die Anzahl der Erdbeben unter dem italienischen Calderavulkan wieder zugenommen. Es wurden 22 Einzelbeben registriert. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,0 und ein Hypozentrum in 4700 m Tiefe. Das Epizentrum befindet sich offshore im Golf von Pozzuoli, wo es auch weitere Beben gab. Betrachtet man die Shakemap, dann sieht man die Bildung von 3 Clustern. Nach wie vor finden die meisten Beben im Bereich des Solfatarakraters statt. Ein zweiter Cluster bildete sich nahe der Südostküste von Pozzuoli. Nun ein dritter Haufen mitten im Golf. Auffällig ist auch, dass gerade die Erdbeben mit Magnituden größer als 1,5 in größeren Tiefen ereignen als die Mikrobeben. Es ist gut möglich, dass diese Beben tektonischen Ursprungs sind und sich an Störungszonen ereignen, aber durch Spannungsaufbau infolge von Magmeninflation entstehen, während die Mikroseismizität direkt durch Fluidbewegungen im Hydrothermalsystem ausgelöst wird.

Heute erschien das neue Wochenbulletin des INGVs Neapel zur Aktivität des Calderavulkans. Demnach gab es in der Wochen vom 10. bis zum 16. April 66 Erdbeben. Das Stärkste hat eine Magnitude von 2,9. Die Hebungsrate beträgt seit Jahresanfang ca. 15 mm im Monat. Seit letztem Januar hob sich der Boden an der Messstation RITE um 17,5 cm. Seit Januar 2011 summiert sich die Bodenhebung auf 101,5 cm. Es gibt keine wesentlichen Veränderungen in der Geochemie der ausgestoßenen Gase. Der Kohlendioxid-Gasflux bleibt erhöht. Die Gastemperaturen an der Pisciarelli-Fumarole liegen weiterhin bei 96 Grad.

Trotz Erdbeben, Bodenhebung und Gasausstoß scheint ein Vulkanausbruch nicht unmittelbar bevorzustehen, dennoch ist die Besorgnis bei Teilen der Bevölkerung groß, denn die Stadt Pozzuoli liegt mitten in der Caldera. Hier würde sich schon ein normaler Ausbruch fatal auswirken, zumal der Vulkan dazu neigt Explosionen zu erzeugen. Große Ausbrüche würden die Nachbarstadt Neapel gefährden.


Weitere Kurzmeldungen:

Fidschi Inseln: Erdbeben Mw 6,6

Datum 18.04.23 | Zeit:04:31:42 UTC | 22.37 S ; 179.42 E | Tiefe:  564 km | Mw 6,6

Das stärkste Erdbeben der letzten 24 Stunden ereignete sich südlich der Fidschi-Inseln und hatte eine Moment-Magnitude von 6.6. Die Tiefe des Erdbebenherds wird mit 564 km angegeben. Somit handelt es sich um eine Mantelbeben. Das Epizentrum befand sich 481 km süd-südöstlich von Suva.


Yellowstone mit Schwarmbeben

Seit gut 2 Tagen gibt es einen Erdbebenschwarm im Yellowstone Nationalpark. Er manifestiert sich unter den Shoshone-Lake und besteht aus gut 60 Einzelbeben. Es ist einer der stärksten Schwärme der letzten Monate. Das stärkste Einzelbeben hatte eine Magnitude von 3.0 und ein Hypozentrum in 16 km Tiefe.


Island mit Erdbeben M 4,2

Vor der Nordküste von Island manifestierte sich ein Erdbeben der Magnitude 4,2. Es hatte einen Erdbebenherd in km Tiefe und wurde 34.8 km westlich von Grímsey verortet. Es ist mit den Störungen der TFZ assoziiert. Es kam zu zahlreichen schwächeren Beben.

Vulkan Sakurajima ausgebrochen – News am 18.04.23

Sakurajima mit neuer Explosionsserie

Staat: Japan | Koordinaten: 31.581, 130.659 | Aktivität: Explosiv

Gestern startete der japanische Vulkan Sakurajima eine neue Eruptionsserie. Ein erster Ausbruch manifestierte sich kurz nach Mitternacht, als eine Explosion Vulkanasche bis auf einer Höhe von 2100 m aufsteigen ließ. Der Wind transportierte die Asche dann in Richtung Süden. Es folgten weitere Ausbrüche bzw. Ascheemissionen, die VONA-Warnungen auslösten. Die Aschewolken wurden vom VAAC Tokio gemeldet und erreichten eine Maximalhöhe von 3000 Metern. Die Asche-Emissionen hielten lange an. Während der Eruptionen drehte der Wind auf südöstliche Richtung und die Asche wurde über ein großes Areal verteilt. Einige Ortschaften registrierten Ascheniederschlag.

Das JMA brachte eine Sondermeldung heraus, in der von zwei explosiven Eruptionen die Rede ist. Demnach stieg Tephra bis zu 1500 m über Kraterhöhe auf. Die Explosionen ereigneten sich im Krater Minamidake. Der Showadake zeigte keine Aktivität. Vulkanische Blitze wurden nicht generiert. Die Erdbebentätigkeit wird als gering bezeichnet, doch noch immer scheint es eine leichte Inflation zu geben, denn in dem Bericht wird eine von einer leichten Ausdehnung der Region berichtet. Ein wenig schwammig bleibt die Beschreibung, worauf sich das Wort „Region“ bezieht. Ich interpretiere die Übersetzung aus dem Japanischen so, dass die Inflation weniger direkt unter dem Sakurajima stattfindet, sondern dass sich die gesamte Aira-Caldera ausdehnt, was auf eine tief sitzende Magmenintrusion hindeutet, wie sie bis vor gut einem Jahr beobachtet wurde.

Das JMA warnt weiterhin davor, dass sich stärkere Eruptionen ereignen könnten, die größere Lavabrocken bis zu 2 km weit ausstoßen und Pyroklastische Ströme generieren könnten. Es soll die Gefahr bestehen, dass durch Druckwellen, die von Explosionen ausgelöst werden, Fensterscheiben zerspringen lassen. Außerdem könnten starke Regenfälle Abgänge von Lahars verursachen und Muren auslösen. Eine Besteigung des Vulkans bleibt untersagt.

Südlich vom Sakurajima liegt der Inselvulkan Suwanosejima, der ebenfalls aktiv ist und VONA-Warnungen verursacht. Hier stiegen Aschewolken bis auf einer Höhe von 3300 m auf.

Zusammenfassung:

  • Am Sakurajima ereigneten sich mehrere Eplosionen.
  • Vulkanasche stieg bis zu 1500 m über Kraterhöhe auf.
  • Die Eruptionen ereigneten sich aus dem Minamidake.
  • Heute ereigneten sich Eruptionen am Suwanose-jima.

Erdbeben-News 18.04.23: Vulkaneifel

Erdbeben ML 3,4 in der Vulkaneifel

Datum 18.04.23 | Zeit: 01:23:50 UTC | 50.34 N ; 7.44 E | Tiefe: 20 km | ML 3,4

Letzte Nacht erschütterte ein Erdbeben den Rand der deutschen Vulkaneifel. Das Beben hatte eine Magnitude von 3,4 und ein Hypozentrum in 20 Kilometer Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 10 km west-südwestlich von Koblenz verortet. Der Laacher-See-Vulkan liegt ca. 12 km vom Epizentrum entfernt. Der Ursprung des Bebens ist nicht ganz klar. In der Region gibt es Störungszonen, die sich für das Erdbeben verantwortlich zeigen könnten. Die Tiefe des Erdbebenherds und die relative Nähe zum Vulkan schließen auch Fluidbewegungen als Ursache für das Beben nicht aus. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor, nach denen der Erdstoß deutlich gespürt wurde und Menschen aus dem Schlaf rissen.

In den letzten Jahren gab es immer wieder Phasen mit erhöhter Erdbebenaktivität im Bereich des Laacher-See-Vulkans, der offiziell zwar als erloschen gilt, von dem viele Forscher aber annehmen, dass er nur ruht. Die Erdbeben manifestierten sich zum großen Teil in Form von Tiefen Erdbeben mit niedrigen Frequenzen in der Asthenosphäre und hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Studien belegten, dass dieser Erdbeben durch Fluidbewegungen getriggert wurden, die im Zusammenhang mit dem Eifelplume stehen. Dieser Magmaschlauch kommt direkt aus dem Erdmantel und ist offenbar viel größer als man früher annahm. Daher gilt es als sehr wahrscheinlich, dass es im Bereich der Eifel eines Tages weitere Vulkanausbrüche geben wird. Das aktuelle Erdbeben ist aber nicht als Anzeichen eines unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruchs zu sehen. Wahrscheinlicher ist ein tektonischer Zusammenhang mit einer Störungszone die parallel zum Rheingraben verläuft. Erst gestern schrieb ich über ein ebenfalls spürbares Erdbeben, dass sich in der Nacht davor in der Gegend zwischen den Orten Mönchengladbach und Roermond ereignete. Ich ordne das aktuelle Erdbeben eher in die gleiche Kategorie ein wie jenes Erdbeben. Im Bereich des Epizentrums verläuft die Ochtendunger Störung, die bereits früher Schauplatz von Erdbeben war.

Erdbeben in Deutschland: News am 17.04.23

Erdbeben ML 2,7 bei Mönchengladbach am Niederrhein

Datum 16.04.23 | Zeit: 21:26:55 UTC |  51.22 N ; 6.17 E | Tiefe: 14 km | ML 2,7

Gestern Abend erschütterte ein schwacher Erdstoß den Niederrhein bei Mönchengladbach. Das Beben der Magnitude 2,7 manifestierte sich um 23:26:55 Uhr Lokalzeit und hatte ein Hypozentrum in 14 Kilometer Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 19 km westlich von Mönchengladbach verortet. Näher dran lag das niederländische Roermond, das nur 13 Kilometer entfernt liegt. Roermond, moment, da war doch was! Sicher, der Ort war Schauplatz eines der stärksten Erdbeben der deutsch-niederländischen Neuzeit, das sich am 13. April 1992 zutrug und eine Magnitude von ML 5,9 hatte. Ich wohne selbst ja im angrenzenden Ruhrgebiet und erinnere mich noch gut daran, wie ich Sekunden vor dem Beben von einem tiefen Grollen geweckt wurde, um dann kräftig durchgerockt zu werden. Tatsächlich gab es im Jahr 1756 ein Beben bei Düren, dass wahrscheinlich eine Lokal-Magnitude von 6,4 hatte und damals große Schäden anrichtete.

Tatsächlich liegen dem EMSC Wahrnehmungsmeldungen vor, nach denen das Beben in der Nähe des Epizentrums von Anwohnern wahrgenommen worden ist. Ein Bebenzeuge beschreibt den Erdstoß als kurz aber heftig. zudem war wohl das bereits beschriebene Grollen zu hören gewesen, welches Erdbeben kurz vor Eintreffen der P-Wellen ankündigt.

Erdbeben ereignete sich an einer Störung des Europäischen Känozoischen Grabensystems

Die Tektonik der Niederrheinischen Bucht ist aufregender, als man es vielleicht im ersten Moment glauben würde. Analog zum Oberrheingraben gibt es hier den Niederrheingraben. Das Senkungsgebiet ist Teil des großen Europäischen Känozoischen Grabensystems, dessen Bildung bereits vor gut 65 Millionen Jahren begann. Entlang des Riftsystems dehnt sich die Erdkruste senkrecht zum Grabenverlauf und sackte teilweise um mehrere tausend Meter ab. Die so entstandenen Senkungsgebiete füllten sich größtenteils mit Sedimenten. Im Gebiet des Niederrheins gibt es mehrere Gesteinsschollen, die voneinander durch Störungszonen abgegrenzt sind. So liegt Mönchengladbach auf der Kölner Scholle und Roermond auf der Venloer Scholle. An der Störung zwischen den beiden Städten ereignete sich der aktuelle Erdstoß. Bleibt zu hoffen, dass es kein Vorbeben zu einem stärkeren Ereignis war.

Vulkan Vulcano: News am 17.04.23

Aufstieg zum Krater auf Vulcano wieder freigegeben.

Anderthalb Jahre lang blieb der Aufstieg zum Krater Fossa 2 auf der Liparischen Insel Vulcano gesperrt, gestern erfolgte Verkündung der Freigabe des Aufstiegs. Der Krater liegt auf gut 400 m Höhe und ist wegen seines schönen Fumarolenfeldes bekannt. Außerdem genießt man von dort einen tollen Blick auf die anderen Inseln des Archipels. Die Freigabe kommt für die Osterferien zwar zu spät, doch man darf sich auf den Sommer freuen.

Die Freigabe des Aufstiegs erfolgte nach einer Onlinekonferenz zwischen Vertretern von Zivilschutz, INGV und des Bürgermeisters Riccardo Gullo. Die Vulkanologen kamen zu dem Schluss, dass sich die Situation auf Vulcano fast wieder normalisiert habe und keine besondere Gefahr mehr am Kraterrand droht. Teile des Strandes von Porto di Levante werden allerdings noch als Risikozonen eingestuft, genauso, wie ich es bei meinem Besuch letzten Monat dort eingeschätzt hatte.

Bereits in der Osterwoche wurden die Restriktionen am zweiten aktiven Vulkan der Liparischen Inseln wieder gelockert. Es ist nun wieder der Aufstieg für alle bis auf Quota 290 m möglich. Mit Führer geht es dann 110 Meter höher, bis zur Quota 400. Ob sich das dann lohnt dafür 25 € auszugeben muss jeder für sich entscheiden. Prinzipiell ist es kein Problem alleine bis zum Aussichtspunkt zu gehen, aber diese Regelung ist wohl zu Liebe der Vulkanführer eingeführt worden, damit sie nicht ganz arbeitslos werden. Also, wer sich entschließt die Wanderung mit einer geführten Gruppe zu tätigen, leisten einen sozialverträglichen Dienst.

Auf Stromboli wurde wohl ein neuer Pfad angelegt, der von der bekannten Aufstiegsroute abzweigt. Auf Vulcano soll ebenfalls eine neue Route angelegt worden sein, die teilweise Kameraüberwacht ist.

Die vulkanische Aktivität ist am Stromboli aktuell auf normalem Niveau, obwohl es in der Osterwoche eine stärkere strombolianische Eruption gab. Der Tremor ist auf vergleichsweise niedrigem Niveau.

Im Bereich von Vulcano gibt es immer noch häufiger schwache Erdstöße, als es vor der Krise der Fall war. Die Gasemissionen sind zwar rückläufig, aber ebenfalls noch erhöht. Die Fumarolentemperaturen am Kraterrand sind ebenfalls noch erhöht. Auch wenn der Aufstieg wieder freigegeben wurde, ist die Situation noch nicht wieder völlig entspannt. Die Gefahr einer unmittelbar bevorstehenden Eruption gibt es aber wohl nicht mehr.