Vulkane Kamtschatkas von Oben – News am 13.04.23

Die sibirische Halbinsel Kamtschatka (Russland) weist eine der dichtesten Konzentrationen aktiver Vulkane auf. Es werden 29 Vulkane als potenziell aktiv eingestuft. Aktuell befinden sich 2 Domvulkane in Eruption und sorgen für Schlagzeilen in den Medien. Bei diesen Vulkanen handelt es sich um Shiveluch und Bezymianny, die in gut 100 Kilometer Entfernung zueinander liegen. An klaren Tagen kann man vom Gipfel des einen Vulkans zum anderen blicken. In der Mitte der beiden Vulkane liegt die Ortschaft Kliutschi. Normalerweise ist sie von den Vulkanen weit genug entfernt, um nicht von den Eruptionen beeinflusst zu werden, doch aktuell sieht es anders aus: Die große Eruption des Shiveluchs, die sich Anfang der Woche zugetragen hat und immer noch nicht ganz vorbei ist, bedeckte den Ort mit einer dicken Ascheschicht, die das öffentliche Leben lahmlegte und den Kindern schulfrei bescherte. In der Vorwoche kam es zu größeren Eruptionen am Bezymianny, die zwar kleiner waren als jene am Shiveluch, aber dennoch ebenfalls Pyroklastische Ströme erzeugten und Aschewolken, die 6 bis 8 km hoch aufstiegen. Doch das ist nichts im Vergleich zur Höhe der Aschewolken am Shiveluch, die etwa die doppelte Höhe erreichten. Beide Aschewolken verbreiteten sich über große Gebiete und drifteten mehr als 1000 km weit. Zum Glück breiteten sich die Aschewolken vom Bezymianny Richtung Osten aus und blieben weitestgehend über unbewohntes Gebiet, sodass keine Menschen in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Bild der Verwüstung am Shiveluch

Inzwischen sind am Shiveluch Vulkanologen eingetroffen, die die Folgen der Eruption genauer untersuchten. Sie steuerten eine Drohne über das dampfende Ignimbritfeld, das aus den Ablagerungen der Pyroklastischen Strömen besteht und sahen nur noch Stümpfe von Bäumen aus den Ablagerungen herausragen. Die Pyroklastischen Ströme stoppten erst an einer Straße. Die Forscher schrieben in einem Statement, dass die Dichteströme mindestens 19 km weit glitten und damit die Grenzen des Sperrgebietes um den Vulkan um 4 km überschritten.

Das NASA-Earthobservatorium und Sentinel-hub veröffentlichten heute Satellitenaufnahmen der beiden Vulkane, die die Ascheschleppen zeigen.

Vulkan Piton Fournaise – News am 13.04.2023

Seismik und Inflation unter dem Piton Fournaise

Die letzte Eruption am französischen Vulkan Piton de la Fournaise liegt nun bereits sieben Monate zurück, doch nun gibt es erste Anzeichen, dass sich der Vulkan auf eine neue Eruption vorbereitet. Vorgestern veröffentlichte das OVPF einen neuen Bericht. Dort ist zu lesen, dass seit Ende März die Seismizität ansteigt: zwischen dem 30. März und dem 10. April wurden 66 vulkanotektonische Erdbeben mit geringen Magnituden registriert. Sie manifestierten sich in einer Tiefe von 1,5 bis 2 km unterhalb des Hauptkraters Dolomieu. Gleichzeitig wurde eine Bodenhebung registriert, die infolge von Magmenaufstieg stattfindet. Die Forscher gehen davon aus, dass sich ein flach gelegener Magmenkörper bildet bzw. füllt, was letztendlich zu einer Eruption führen wird. Man betont zwar, dass der Druckanstieg innerhalb des Reservoirs nicht unbedingt gleichbedeutend mit einem baldigen Ausbruch ist, doch die Erfahrung zeigt, dass es sehr wahrscheinlich auf eine neue Eruption herauslaufen wird. Selten legt der Piton de la Fournaise eine mehrjährige Eruptionspause ein. Normalerweise kommt es zu 2-3 Eruptionen jährlich.

Im Statement des Vulkanologischen Observatoriums am Piton Fournaise heißt es: „Diese Seismizität folgt auf eine erneute Inflation der Spitze des Gebäudes des Piton de la Fournaise seit Anfang März 2023. Diese Inflation ist mit einer Druckerhöhung des oberflächlichen Magmareservoirs verbunden, das in einer Tiefe von etwa 1,5-2 km lokalisiert ist. Das Auftreten von Seismizität am Dach des Reservoirs zeigt, dass sich dieser Druckaufbauprozess intensiviert, auch wenn die Magnitude und die Anzahl der Beben weiterhin moderat sind. Eine Auffüllung des Reservoirs kann mehrere Tage bis Wochen dauern“.

Die letzte Eruption fand am 19. September 2022 statt. Sie hatte etwas mehr als zwei Wochen gedauert, bevor sie am 5. Oktober zum Stillstand kam. Der entstandene Kegel wurde als „Piton Tikal“ bezeichnet.

Über den Vulkan Piton Fournaise

Beim Piton de la Fournaise handelt es sich um einen 2631 m hohen Schildvulkan vom Hawaii-Typ, der sich über eine Mantelplume bildete. Er liegt auf der Insel La Réunion die sich im Indischen Ozean nahe Madagaskar befindet. La Réunion ist ein französisches Überseedepartement und gehört zu Frankreich und der EU. Neben den kanarischen, italienischen und isländischen Feuerbergen ist der Fournaise somit einer der wenigen Vulkane, die politisch betrachtet zu Europa zählen.

Zusammenfassung:

  • Unter dem Piton Fournaise wurden seit Ende März 66 VT-Erdbeben registriert.
  • Es findet Bodenhebung infolge von Magmeninflation statt.
  • Der Druck im Magmenkörper steigt.
  • Es könnte mittelfristig betrachtet zur Eruption kommen.

Naturkatastrophen-News 12.04.23: Zyklon

Da ich urlaubsbedingt die Rubrik Naturkatastrophen ein wenig habe schleifen lassen, folgt heute eine Zusammenfassung der wichtigsten Ereignisse der letzten Tage. Doch der Artikel fängt mit einem zukünftigen Ereignis an, denn vor Australien steuert ein gigantischer Zyklon auf die Küste zu, wo er heute erwartet wird.

Zyklon Ilsa trifft Australien

In den letzten Tagen braute sich vor der Nordwestküste Australiens ein großer tropischer Wirbelsturm zusammen. Es wird erwartet, dass er kurz vor dem Landfall die zweithöchste Kategorie 4 erreichen wird. Im Inneren des Wirbelsturms herrschen dann Windgeschwindigkeiten von bis zu 250 km/h. Entsprechend groß wird das Zerstörungspotenzial eingestuft. Besonders hart soll es die Region zwischen Port Hedland und Broome treffen. Von heute an bis zum Freitag werden hier schwerste Sturmschäden erwartet. Außerdem rechnet man mit Überflutungen, denn Ilsa hat gewaltige Wassermassen im Gepäck. In der Region Kimberly werden Evakuierungen durchgeführt und man holt sogar Viehzüchter und Farmer aus ihren Ranchen. Besonders Camper, die in der Region Urlaub machen, wurden zur besonderen Vorsicht aufgerufen und aufgefordert die Region zu verlassen. Es werden so starke Windböen erwartet, dass Caravans und Wohnmobile umstürzen könnten.
Ab Freitag könnte es zu Überschwemmungen entlang der Flüsse im Landesinneren kommen. Es werden bis zu 200 mm Niederschlag erwartet. Besonders bedroht soll das Gebiet entlang des Flusses Degrey sein.
Zyklone sind keine Seltenheit im Norden Australiens, doch nur selten erreichen sie die Kategorie 4. Zuletzt verwüstete 2019 der besonders starke Zyklon Trevor das Gebiet von Queensland und verursachte starke Überflutungen. Queensland liegt aber im Osten Australiens. Der Nordwesten wurde zuletzt vor gut 10 Jahren von einem ähnlich starken Ereignis heimgesucht.

Starke Unwetter mit Überflutungen und Stürmen gibt es aktuell aber nicht nur in Australien, sondern auch auf anderen Erdteilen wie in der Türkei, der Arabischen Halbinsel und den USA.

Überschwemmungen in der Türkei

Das Erdbebengebiet im Südosten der Türkei wurde wieder von Unwettern heimgesucht. Besonders schlimm traf es den Ort Şanlıurfa nahe der syrischen Grenze. Hier verwandelten sich Straßen in reißende Flüsse, die Autos mit Rissen und Infrastruktur zerstörten.

Unwetter gab es ebenfalls auf der Arabischen Halbinsel, wo es in Saudi Arabien und im Oman zu Hagelstürmen kam.

Tornados in den USA

Bereits in der letzten Woche gab es neue Stürme und Tornados in den USA. Sie zogen durch mehrere Bundesstaaten der Tornado-Alley und richteten große Zerstörungen an. Besonders hart traf es die Kleinstadt Marble Hill, in der 87 Gebäude stark beschädigt oder zerstört wurden. Es gab mindestens 5 Tote und mehrere Verletzte.

Zusammenfassung:

  • Im Nordwesten Australiens wird der Landfall eines starken Zyklons erwartet.
  • Im Südosten der Türkei gab es starke Unwetter, die Überflutungen auslösten.
  • Auf der Arabischen Halbinsel kam es zu schweren Hagelstürmen.
  • In den USA richteten letzte Woche Tornados schwere Schäden an.

Vulkan Shiveluch – News am 12.04.23

Shiveluch speit weiter Vulkanasche

Staat: Russland | Koordinaten: 56.65; 161.36 | Aktivität: Dom

Auf der russischen Halbinsel Kamtschatka ist der Shiveluch weiterhin aktiv und stößt hoch aufsteigende Aschewolken aus, die mit der Generierung pyroklastischer Ströme assoziiert sind. Laut dem VAAC Tokio erreichte die Vulkanasche heute Morgen eine Höhe von 9.500 m und breitet sich über ein großes Gebiet im Südosten des Vulkans aus. Sehr wahrscheinlich kommt es zu weiteren Ascheniederschlägen im Ort Kljutschi, wo es bereits nach der Initialzündung des Vulkans zu starken Ascheniederschlägen kam, die die gesamte Ortschaft mit einer braunen Ascheschicht bedeckte, die massive Probleme verursacht und das öffentliche Leben zum Erliegen brachte. Inzwischen soll sie bis zu 20 cm dick sein. Sie muss schnellstens von Hausdächern entfernt werden, denn wenn sie feucht wird, verwandelt sich die Asche in eine tonnenschwere Schicht, die Dächer zum Einsturz bringen kann. Da es auf Kamtschatka noch winterlich ist, wird Niederschlag erst einmal als Schnee fallen, den man mit der Asche zusammen beseitigen kann. Mit Einsetzen der Schneeschmelze können dann aber auch Lahars am Vulkan entstehen.

Die Vulkanologen von KVERT halten die Alarmstufe „Rot“ aufrecht, da die Aschewolken eine ernste Gefahr für den Flugverkehr darstellen. In der Nähe verläuft eine viel frequentierte Luftstraße für Flüge zwischen den USA und Japan. So könnten weitere starke Eruptionen zu Einschränkungen und Verspätungen führen. Dass sich eine ähnliche Situation wie im Jahr 2011 ergeben wird, als der Flugverkehr wegen des Ausbruchs des Eyjafjallajökulls tagelang beeinträchtigt wurde und es zu Flugverboten über große Teile Europas kam, ist unwahrscheinlich, aber nicht völlig ausgeschlossen. Aber dank den Erfahrungen während des Corona-Lockdowns dürfte ein temporäres Flugverbot in einer Region der Welt nicht mehr zu so viel Panik und Aufsehen wie damals führen. Laut KVERT steigt die Vulkanasche bis zu 7.000 m auf und breitet sich 1300 km weit in Richtung Osten aus.

Die Eruption hält zur Stunde an und die Wolken geben gelegentlich einen Livecamblick auf den Vulkan frei. Wie lange die Eruption anhalten wird, lässt sich nicht prognostizieren. Es werden keine geophysikalischen Daten des Vulkans öffentlich online gestellt. Erfahrungsgemäß halten so starke Eruptionen an Domvulkanen meistens nur wenige Tage an, wobei es über längere Zeiträume hinweg zu wiederholten Eruptionen kommen kann. Die weitere Entwicklung ist vom Magmennachschub und dem Domwachstum abhängig. Die Eruptionen scheinen eine explosive Komponente zu enthalten und werden nicht ausschließlich durch Kollapsereignisse am effusiv tätigen Lavadom ausgelöst.

Zusammenfassung:

  • Eruption am Shiveluch hält an, schwächte sich aber ab.
  • Es besteht weiterhin Gefahr für den Flugverkehr.
  • In Kljutschi lagerte sich eine 20 cm mächtige Ascheschicht ab.

Erdbeben-News 11.04.23: Bali

Bali: Erdbeben Mb 5,1

Datum 10.04.23 | Zeit: 00:37:30 UTC | 9.61 S ; 115.18 E | Tiefe: 60 km | Mb 5.1

Südlich der indonesischen Insel Bali gab es seit gestern drei moderate bis starke Erdbeben. Die stärkste Erschütterung brachte es auch Mb 5,1 und hatte ein Hypozentrum in 60 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 99 km südlich von Kuta verortet. In den letzten Wochen gibt es wieder häufiger Erdbeben in der Region um Bali und Lombok. Während die Beben nördlich der Inseln mit dem Flores-Thrust in Verbindung stehen, finden die Beben südlich der Inseln ihren Ursprung in der Subduktion am Sund-Graben, an dem die Indoaustralische Platte unter die Eurasische Platte abtaucht und partiell geschmolzen wird. Diese Schmelze tritt an den Vulkanen der Region aus.

Auf Bali ist vor allem der Gunung Agung, der durch seine Eruption im Jahr 2017 für Aufregung sorgte. Auf Lombok ließ die Schmelze den Gunung Rinjani wachsen. Er wäre eigentlich mal wieder mit einer Eruption dran. Am Rinjani werden täglich mehrere tektonisch bedingte Erdbeben registriert, allerdings kommt es auch täglich zu einigen Erdbeben vulkanotektonischen Ursprungs und sogar zu Erschütterungen mit niedrigen Frequenzen. Sie deuten auf Fluidbewegungen unter dem Vulkan hin. Längerfristig betrachtet könnte sich der Vulkan auf eine Eruption vorbereiten. Eine unmittelbar bevorstehende Eruption kann ich aus den geophysikalischen Parametern aber nicht ableiten. Der Alarmstatus steht auf „gelb“. Der Vulkan ist moderat unruhig und könnte sich mittelfristig auf einen Vulkanausbruch vorbereiten.

Am Gunung Agung gibt es nur vereinzelte vulkanisch-bedingte Erdbeben. Hier ist eine neue Eruption in nächster Zeit unwahrscheinlich. Der Alarmstatus steht auf „grün“. Das bedeutet nicht, dass alles o.k. ist, sondern dass es eine leichte Unruhe am Vulkan gibt.


Erdbeben M 2,7 unter der Campi Flegrei

Gestern manifestierte sich unter der süditalienischen Caldera ein Erdbeben Md 2,7. Der Erdbebenherd befand sich in 2700 m Tiefe. Das Epizentrum lag auf dem nördlichen Kraterrand der Solfatara. Der Erdstoß wurde von den Anwohnern der Caldera wahrgenommen. Videoaufnahmen von Überwachungskameras zeigen Zimmerpflanzen, deren Blätter in Schwingung geraten waren. Normalerweise sind Erdbeben erst ab einer Magnitude von 3 zu spüren. Da das Hypozentrum flach lag, war es zu spüren gewesen, obwohl es unter der Schwelle der normalen Wahrnehmbarkeit lag. Das Beben war Teil eines Schwarms aus 28 Einzelbeben. Die Caldera ist seismisch sehr aktiv. Bereits im letzten Monat wurde ein neuer Rekord mit 620 Erschütterungen registriert.


Schwarmbeben am Herdubreid

Seit einigen Tagen ist die seismische Aktivität im Bereich des Tafelvulkans Herdubreid erhöht. Innerhalb von 24 Stunden registrierte IMO gut 90 Erschütterungen, die sich überwiegend südlich des Herdubreids und damit nördlich der Askja-Caldera ereigneten. Die Beben sind von besonderem Interesse, weil der Herdubreid zum Askja-System gehört und die Beben von einer Magmenintrusion ausgelöst werden könnten, die von Askja ausgeht und in Form eines Magmatischen Gangs in Richtung Herdubreid migriert. In der Askja-Caldera kommt es zu Bodenhebungen infolge einer Magmenintursion. Dort hob sich der Boden an der Messstation OLAC inzwischen um fast 53 cm. Im Februar war es zu einer ungewöhnlichen Eisschmelze gekommen, die durch heiße Fluide ausgelöst worden sein soll. Allem Anschein nach bereitet sich der Vulkan auf eine Eruption vor, doch ob- und wann es zu einem Vulkanausbruch kommen wird, ist weiter ungewiss.

Vulkan Shiveluch mit großer Eruption – News vom 11.04.23

Shiveluch erzeugte größte Eruption des Jahres: Asche stiegt bis auf 16 km Höhe

Staat: Russland | Koordinaten: 56.65; 161.36 | Aktivität: Dom

Die wohl mächtigste Eruption des ersten Jahresdrittels erzeugte der russische Vulkan Shiveluch, der auf der Halbinsel Kamtschatka liegt. Das VAAC brachte gestern um 13:49 Uhr eine VONA-Warnung heraus (die mir zu dieser Zeit allerdings noch nicht angezeigt wurde), nach der vom Schiveluch eine Aschewolke ausging, die bis auf einer Höhe von 16.500 m aufstieg. Zuerst driftete die Eruptionswolke nach Süden, wurde dann vom Wind aber in die entgegengesetzte Richtung geweht. Dabei legte sie eine Strecke von mehr als 420 km zurück. Die Aschewolken wurden von großen Pyroklastischen Strömen generiert, die (laut Posts in den sozialen Medien) eine Gleitstrecke von bis zu 20 km gehabt haben sollen. Man kann davon ausgehen, dass der Lavadom teilweise kollabierte. Außerdem kam es zu starken Explosionen. Es wird von massivem Ascheniederschlag im Ort Kljutschi berichtet, der 45 km Luftlinie vom Vulkan entfernt liegt. Fotos zeigen eine ca. 9 cm mächtige Aschschicht im Ort, die noch weiter gewachsen sein kann.
Kljutschi nimmt eine prekäre Lage ein, denn während der Shiveluch nördlich des Ortes liegt, gibt es im Süden die Klutschewskaja-Vulkangruppe, zu der die aktiven Vulkane Klyutschevskoy und Bezyminanny gehören. Normalerweise ist der Ort weit genug entfernt, um nicht unmittelbar durch die Eruptionen bedroht zu werden, doch wie man sieht, können starke Ascheniederschläge schon zum Problem werden. Im Extremfall sind Pyroklastische Ströme auch in der Lage, 50 km und mehr zurückzulegen. So etwas kommt allerdings extrem selten vor.

Nicht selten werden nach den Pyroklastischen Strömen Lahars erzeugt. Die Schlammströme sind fast ebenso gefürchtet wie Pyroklastische Ströme. Diese lagerten nun eine Menge Asche ab, die bei den nächsten starken Regenfällen oder durch Schmelzwasser der Schneeschmelze mobilisiert wird. Im Süden des Shiveluchs gibt es ein ausgedehntes Feld vulkansicher Ablagerungen, das von Pyroklastischen Strömen und Lahars angelegt wurde. Dieses Feld ist in Fließrichtung ca. 15 km lang und sogar bis zu 20 km breit.

Eruptionen am Shiveluch halten an

Laut dem zuständigen Observatorium KVERT halten die Eruptionen weiter an. Es wird von Explosionen berichtet, die Vulkanasche bis zu 8 km hoch aufsteigen lassen. Es besteht eine akute Gefahr für den Flugverkehr. Es gilt die VONA-Warnstufe „rot“. Laut Medienberichten wurde um den Vulkan eine Sperrzone mit 15 km Durchmesser eingerichtet. Die Behörden forderten die Bewohner der Region auf in den Häusern zu bleiben und schloss Schulen.

Zwar ließ sich die aktuelle Eruption nicht vorhersagen, überraschend kam sie aber nicht, denn in den letzten Wochen war der Lavadom in der hufeisenförmigen Depression des Kraters stark gewachsen. Interessanterweise ist auch der Domvulkan Bezymianny zeitgleich aktiv.

Update: Das Foto zeigt, dass die Front eines Pyroklastischen Stroms eine der Straßen erreichte, die vor dem Vulkan entlang verlaufen. Demnach glitt der Dichtestrom mindestens 22 km weit.

Zusammenfassung:

  • Am Shiveluch auf Kamtschatka kam es zu einer großen Eruption.
  • Vulkanasche stieg bis zu 16.500 m hoch auf.
  • Pyroklastische Ströme kamen auf Gleitstrecken von bis zu 20 km.
  • Es kam zu starkem Ascheniederschlag im Dorf Kljutschi.
  • Es besteht Gefahr für den Flugverkehr.

Vulkan-News 10.04.23: Chiles-Cerro Negro

Sehr hohe Seismizität am Chiles-Cerro Negro

Staat: Ecuador | Koordinaten: 0.82, -77.93 | Aktivität: Schwarmbeben

Bereits seit Monaten ist die Seismizität am Vulkan Chiles-Cerro Negro erhöht. Es findet ein starkes Schwarmbeben statt, dessen Intensität fluktuiert und die Besorgnis auslöst, dass sich der Vulkan auf eine größere Eruption vorbereitet, mit dessen Beginn man angesichts der zahlreichen Beben eigentlich längst gerechnet hätte. Am Wochenende war die Bebentätigkeit wieder sehr stark und es wurden innerhalb von 24 Stunden mehr als 1000 Erschütterungen registriert. Das stärkste Beben hatte gestern eine Magnitude von 3,1 und wurde vom Geophysikalischen Institut Ecuadors gemeldet. Das Beben konnte zwar von den Anwohnern der Region wahrgenommen werden, ohne allerdings Schäden zu verursachen. Dafür stieg die Angst vor einem größeren Vulkanausbruch. Doch ganz ohne Schäden liefen die Erdbeben, die seit gut einem Jahr anhalten, nicht ab, denn in einem Medienbericht heißt es, dass sie in der Gemeinde Carchi Dutzende von Häusern und Familien in Mitleidenschaft gezogen haben.

Der potenziell aktive Vulkankomplex Chiles-Cerro Negro liegt im Grenzgebiet zwischen Ecuador und Kolumbien und gehört zu den gefährlichen Subduktionszonen-Vulkanen der Andenregion.

Nach Angaben der Seismologen vom IG lag das Epizentrum des jüngsten Erdbebens der Magnitude 3,1 in einem Sektor des ecuadorianischen Territoriums bei 0,78 Grad nördlicher Breite und 77,94 Grad westlicher Länge in einer Tiefe von etwa 2 km.

Dem Bericht der IG zufolge wurden zwischen Samstag und Sonntag im Vulkankomplex Chiles-Cerro Negro 1.100 leichte vulkanisch-tektonische Erdbeben registriert, was einer „hohen“ Intensität entspricht, obwohl die Auswirkungen an der Oberfläche sehr gering sind.

Insbesondere der Vulkan Chiles weist seit einigen Monaten eine hohe seismische Aktivität auf, weshalb die IG in Zusammenarbeit mit dem Vulkanologischen und Seismologischen Observatorium in der kolumbianischen Stadt Pasto sein Verhalten ständig überwacht.

Der Vulkankomplex blickt auf eine lange eruptive Geschichte von fast einer Million Jahren zurück Die Vulkane des Komplexes förderten im Laufe der Zeit Laven, deren Zusammensetzung von Andesit bis hin zu Dazit variiert hat und im Fall des Cerro Negro auch starke explosive Ereignisse umfasst.

In Ecuador sind außerdem die Vulkane Cotopaxi, Sangay und Reventador sehr aktiv. In Kolumbien macht der Nevado del Ruiz von sich Reden.


Weitere Meldungen:

Popocatepetl eruptiert Aschewolken

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Eruptionen

In Mexiko eruptiert der Popocatepetl und stößt dabei Aschewolken aus, die bis auf 7300 m Höhe aufsteigen und nach Südosten driften. CENAPRED berichtete gestern von 5 Explosionen, 155 Exhalationen und 107 Minuten Tremor.


Suwanose-jima mit Eruptionsserie

Staat: Japan | Koordinaten: 29.64, 129.72 | Aktivität: Vulcanianisch

Der Suwanose-jima steigerte am Samstag seine Aktivität und erzeugte seitdem mehrere Asche-Eruptionen, die beim VAAC neun VONA-Meldungen forcierten. Demnach stiegen die Aschewolken bis auf einer Höhe von 2100 m auf und breiteten sich in nördlicher Richtung aus. Am Tag zuvor gab es 2 Tremorphasen. Vulkanotektonische Erdbeben gibt es vergleichsweise wenige.

Erdbeben-News 10.04.2023: Papua Neuguinea

Mehrere starke Erdbeben in der Bismarcksee bei Papua Neuguinea

Datum 09.04.23 | Zeit: 23:41:16 UTC | 3.68 S ; 148.49 E | Tiefe: 80 km | Mw 5.8

Die Bismarcksee nördlich von Papua Neuguinea wurde von einem kleinen Schwarm starker Erdbeben erschüttert. Es handelte sich um 3 Beben mit Magnituden im 5-er-Bereich und einer Erschütterung, die knapp darunter lag. Der stärkste Erdstoß brachte es auf Mw 5,8 mit einem Hypozentrum in 80 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 228 km südöstlich von Lorengau verortet. Das bekanntere Port Moresby befindet sich in 661 km Entfernung zum Epizentrum. Die anderen Beben hatten die Magnituden 5.7, 5.1. und 4.9.

Im Wirkungskreis der Erdbeben liegen mehrere aktive Vulkane wie Manam, Kadovar und Tavuvur in der Rabaul-Caldera. Da es in der Region allerdings häufig bebt, wird es praktisch unmöglich sein, Eruptionen und Erdbeben in direkter Verbindung zu setzen, es sei denn, ein Vulkan bricht wenige Stunden nach einem starken Erdbeben aus, das sich in seiner Nähe zutrug. Dennoch sind Erdbeben und Vulkane beides Manifestationen der tektonischen Prozesse der Region, da die Vulkane ihre Lava von Magmen erhalten, die durch partielles Schmelzen subduzierter Plattensegmente enthalten, die an den Subduktionszonen vor der Küste von Papua Neuguinea in den Erdmantel abtauchen.

Die tektonische Situation in Papua Neuguinea ist komplex. Diese Aussage trifft insbesondere auf die Tektonik der Bismarcksee zu. Generell liegt Papua Neuguinea in der Kollisionszone zwischen Australien und der Platte des Pazifiks, die sich hier in Melanesien aus zahlreichen Mikroplatten zusammensetzt. Die Beben der aktuellen Serie manifestierten sich im Manus-Becken der Bismarcksee, genauer in der Nähe der Manus-Spreizungszone, die die teilweise divergent angelegte Grenze zwischen der Nord- und Südbismarckplatte markiert. Aufgrund der Tiefe der Erdbebenherde ist es aber nicht klar, ob die Beben im Zusammenhang mit dem Spreizungszentrum standen oder ob sie sich an einem Stück subduzierter Ozeankruste manifestierten, das am Manus Trench im Norden der Bismarcksee in die Asthenosphäre abgetaucht ist.


Nicobaren: Erdbeben Mw 5.7

Datum 09.04.23 | Zeit: 12:17:34 UTC | 8.99 N ; 93.90 E | Tiefe: 10 km | Mw 5.7

Eine ähnliche Erdbebenserie wie in Papua Neuguinea trug sich bei den zu Indien gehörenden Nicobaren-Inseln zu. Dort gab es eine Erdbebenserie, deren stärkste Erschütterung eine Magnitude von 5,7 hatte. Insgesamt gab es 7 Beben. 4 Erschütterungen hatten Magnituden im 5-er-Bereich. Die restlichen 3 lagen im 4-er-Bereich. Die Hypozentren lagen in 10 km Tiefe. Das Epizentrum des stärksten Erdstoßes wurde 323 km süd-südöstlich von Port Blair (Indien) festgestellt.

Bei dem Becken der Andamansee handelt es sich um ein Backarc-Becken, das sich infolge der Plattenkollision zwischen der Asiatischen Platte und der Australischen Platte bildete. Sie treffen an der Subduktionszone des Sunda-Grabens aufeinander. Die Subduktionszone verläuft schräg, wodurch es zur Bildung eines komplexen Verwerfungssystems kam, in dem sich eine Splitterplatte gebildet hat. Wo es ein Backarc-Becken gibt, verläuft auch ein magmatischer Rücken, der durch das Andaman-Archipel gebildet wird. Hier liegt auch Barren Island, der einzige aktive Vulkan Indiens, der aktuell in Eruption begriffen ist.


Südlicher Mittelatlantischer Rücken: Erdbeben Mw 5.7

Datum 09.04.23 | Zeit: 22:11:22 UTC | 48.39 S ; 10.17 W | Tiefe: 10 km | Mw 5.7

Gestern gab es noch ein starkes Erdbeben in einer weit entfernten Region unseres Planeten: am Südlichen Mittelatlantischen Rücken bebte es mit Mw 5,7. Das Hypozentrum lag 10 km tief. Das Epizentrum befand sich 2838 km südwestlich von Simon’s Town in Südafrika.

Vulkane Indonesiens am 09.04.2023: Lewotolok

Indonesien ist momentan das Land mit den meisten aktiven Vulkanen. Neben Anak Krakatau, Merapi und Semeru macht der Lewotolok von sich Reden und steigerte in den letzten Tagen seine Aktivität. Daher beginne ich die Übersicht mit diesem Vulkan.

Lewotolok mit strombolianischer Aktivität

Der Lewotolok liegt im Norden der Insel Lembata, welche eine der weniger bekannten Inseln jenseits (soll heißen östlich) von Flores ist. Der Vulkan steigerte Mitte März seine Aktivität und eruptiert seitdem strombolianisch, wobei er ab dem 22. März sichtlich aufdrehte. Heute veröffentlichte das VSI/MAGMA folgende seismische Daten zum Lewotolok:

  • 118 Eruptionen/Eruptionsbeben mit einer Amplitude von 16,8–38,6 mm und einer Erdbebendauer von 30–138 Sekunden.
  • 3 Mal ereigneten sich Steinschlag-Erdbeben mit einer Amplitude von 1,1-1,3 mm und einem Erdbeben, das 28-55 Sekunden dauerte.
  • 129 Erdbeben, die durch starke Entgasungen hervorgerufen wurden.
  • 30 Mal die Harmonische Beben mit einer Amplitude von 1,3–33,1 mm und einer Erdbebendauer von 77–369 Sekunden.
  • 34 nicht harmonische Erschütterungen mit einer Amplitude von 1,4–34,5 mm und einer Erdbebendauer von 86–365 Sekunden.
  • 1 tiefes vulkanisches Erdbeben mit einer Amplitude von 1,6 mm, S-P 0,7 Sekunden und einer Erdbebendauer von 9 Sekunden.

Besonders hervorzuheben sind die 118 seismischen Eruptionssignale der strombolianischen Explosionen. Die Strombolianer fördern glühende Tephra, die einige Hundert Meter hoch aufsteigen kann. Die Vulkanasche schafft es momentan bis auf 300 m über der Kraterhöhe. Das reicht oftmals nicht aus, um VONA-Warnungen auszulösen. Trotzdem geben die Eruptionen schöne Motive ab, die Vulkanguide und Vulkanvereins-Mitglied Andi derzeit auf Foto und Video dokumentiert. Von ihm stammt das hier gezeigte Foto.

Beim Lewotolok handelt es sich um einen 1431 m hohen Stratovulkan, der den meisten erst seit November 2020 bekannt sein dürfte. Damals erwachte der Vulkan mit einer VEI 2 Eruption und ist seitdem praktisch daueraktiv, wobei es im letzten Jahr eine mehrmonatige Pause gab.


Semeru mit Lavazunge

Praktisch ohne Pause aktiv ist der Semeru, der zeitweise genauso viele strombolianische Eruptionen erzeugt wie der Lewotolok. Sie gehen von einem Krater aus, der von einem Pancake-Lavadom verstopft ist. Der Dom quillt durch eine Scharte im Kraterrand und erzeugt eine Lavazunge bzw. einen kurzen und zähen Lavastrom. Von ihm gehen Schuttlawienen ab. Die Situation erinnert dadurch an den Sinabung, bei dem sich vor einigen Jahren eine vergleichbare Aktivität steigerte und es zu häufigen Abgängen pyroklastischer Ströme kam. Teils mit katastrophalen Folgen. Diese kennen wir auch bereits vom Semeru. Wobei ich fast vermuten würde, dass sich die Abgänge von pyroklastischen Strömen in den nächsten Wochen verstärken werden. Grund zu dieser Spekulation liefert eine erhöhte Seismizität, die ein weiteres Wachsen von Dom und Lavastrom vermuten lässt.


Aktivität am Merapi rückläufig

Während Lewotolok und Semeru ihre Aktivität steigerten, hat sie am Merapi abgenommen. Das gilt insbesondere für die Seismizität. Es werden kaum noch hybride- und vulkanotektonische Beben registriert, die auf Magmenaufstieg hindeuten. Auch die Abgänge von Schuttlawinen und pyroklastischen Strömen haben nachgelassen, obwohl es in den Medien und bei den Vulkanologen jüngst Meldungen über Abgänge glühender Schuttlawinen gab. Dennoch es kann noch Domwachstum geben, sodass es weiterhin ein hohes Gefahrenpotenzial am Merapi gibt.